Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

r * Da« Königreich Thüringen. In Thüringen 
ist im Verlauf des Winters eine recht rege Zeitungs- 
eiörierung darüber geführt, ob es nicht praktisch sei, 
die thüringischen Staaten (also das Großherzogtum 
Sachsen-Weimar, die Herzogtümer Meiningen, Co- 
»urg-Gotha, Altenburg, die beiden Fürstentümer 
Schwarzburg und Reuh) zu einem größeren Staats» 
wesen zusammen zu schließen. Das preußische 
Thürinaen bleibt natürlich dabei außer Betracht. 
Als ein Hauprgrund für die Zu'ammenfaffung kommt 
dabei die Verbilligung der Verwaltung, also eine 
Verringerung der Steuern in Betracht. Aber um 
sich dabei nicht zu verrechnen, bleibt zu beachten, 
daß ein größerer Staat höhere Gehälter zahlen muß, 
als sie heute in den Kleinstaaten üblich sind, und 
so werden kaum größere Summen zu ersparen sein, 
zumal die Steuereinsckätzung in Thürinaen viel 
milder gehandhabt wird z. B. in Preußen. Die 
Verwaltung in den Kleinstaaten hat auch immer 
noch ein gutes Stück von patriarchalischen Charakter 
behalten, und gerade die Thüringer sind bei ihrer 
weiteren Lebensart wohl die letzten, die sich für ein 
straffes grogstaatliches Regiment begeistern würden. 
Auw dieser Gesichtspunkt will ernstlich bedacht sein. 
* München, 18. Jan. Die Kammer der Abgeord- 
neten beschäftigte sich heute mit einem Antrag wegen 
der fortgesetzten DiebstähleimGüter-undP ost¬ 
verkehr. in dem von der Berkehrsverwaltung sofortige 
geeignete Vorkehrungen auf Abstellung dieser Mißstände 
verlangt werden. Bon mehreren Rednern wurde leb» 
hait protestiert gegen die Verletzung de« Postgeheimnisses 
durch da« Kriegswucheramt, das die aus Bayern hinaus» 
gehenden Pakete öffne und auf ihren Inhalt prüfe. Die 
bestehende Mißstimmung mußte von den Vertretern der 
Verkehrsverwaltung zugegeben werden. Die vorgekom» 
menden Diebstähle von Paketen und Gütern würden 
erleichtert durch die neuerliche Gestaltung deS Verkehrs 
und durch unlautere Elemente im Hilfspersonal, das 
man nehmen müfle, woher es komme, aber auch durch 
den gesunkenen Moralbegriff bei gewissen Teilen deS 
Publikums. Vertreter der Regierung versickerten, daß 
von der Verwaltung nun eine Reihe von Mahre irln 
getroffen worden sei, die Diebstähle einzuschränken und 
die Sicherheit de« Post- und Eisenbahnversandes wie¬ 
der helzustellen. 
Sur dem lkachvargeviet. 
Hochwasser. 
* Hersfeld. Das durch Regen und Tauwettec 
verursachte Hochwasser der Fulda und Hau ne >st 
dieses Hahr größer gewesen als seit einer Reihe von 
Jahren. In den tiefer gelegenen Häusern der Neu¬ 
stadt und der Breitenstraße drang das Wasser in 
die Keller und richtete dort Verheerungen an. Einer 
hiesigen Fabrik wurden für mehrere Tausend Mark 
Rohmaterialien weggeschwemmt. 
* Bingen. Großen Schoden hat das Hochwasser 
in einer Fabrik in Vallendar angerichtet, wo 1600 
Fässer Marmelade fortgeschwemmt wurden. 
X Kämmerzell. Bei den schweren Flandern¬ 
kämpfen wurden die beiden Söhne des Landwirtes 
Gottfried Wehn er von hier mit dem Eisernen 
Kreuz ausgezeichnet. 
4« Roßbach bei Hünfeld. Der Fahrer Willi 
Helmke, Sohn der Witwe A. Helmke, wurde für 
bewiesene Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen 
Kreuz ausgezeichnet. 
* Hersfeld. Im Forstbezirk Steinkaute geriet 
der aus Heenes stammende Holzhauer Aliendorf 
unter einen stürzenden Baum und erlitt dabei 
so schwere Verletzungen, daß er nach einer halben 
Stunde starb. — In einer hiesigen Fabrik stürzte 
ein Arbeiter so unglücklich von einer Leiter, daß der 
Tod alsbald eintrat. 
X Somborn. Nachdem die hier avverehrte Ober¬ 
schwester Afra aus dem hiesigen Schwesternhause 
bereits anfanas September v. I. die Rote Kreuz¬ 
medaille erhalten hatte, wurde dreselbe Auszeichnung 
am 16. Januar der schon über 20 Jahre im hiesigen 
Schwesternhause wirkenden Schwester Heribert 
durch den Herrn Regierungs-Assessor Freiherrn 
v. Doernberg überreicht. 
* Gelnhausen. Das Hochwasser veranlaßt« den 
Mühlenbesitzer der Burgmühle, Herrn Aug. Hühn, 
seine an der Straße nach dem Bahnhof belegen en 
Stämme einzuholen. Dabei fanden sich unter einem 
dieser Stämme ein Pack entwerteter Brotmarken, 
hie aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Diebstahl 
im Kreishaus herrühren. 
k> Frankfurt a. M. Die Straflcnmner verhängt 
seit kurzem über gewohnheitsmäßige Einbrecher 
sehr schwere Strafen; sie entspricht damit zweifel¬ 
los dem allgemeinen Volksempfinden. So muß der 
porbestraste Hänger Heinrich TrinkauS fünf Keller- 
rinbrüch« mit sieben Jahren Zuchthaus, zehn Jah- 
den Ehrverlust und dauernde Polizeiaufsicht büßen. 
— Der 36fährige Arbeiter Jolevh Krämer aus 
Mainz-Mombach erhielt für 10 Postpaketdiebstähle 
vier Jahre Zuchthaus und fünf Jahr Ehrverlust. — 
I« der Bockenheimer Gasfakrik stürzte der vier¬ 
zigjährige Maschinist Friedrich Richter in einen 
Wasserbottich und ertrank. 
* Rinteln. AuS dem Hausflur der Frau Gödecke 
am Markte wurden 35 Liter Petroleum ge¬ 
stohlen, welches in Kannen abgemeflen und für 
verschiedene Gemeinde» bestimmt zum Abholen bereit 
stand. 
* Grebenstein. Zu 1000 Mark Geldstrafe und 
zur Tragung der Kosten verurteilte daS Schöffen¬ 
gericht den Kaufmann Albert M. von hier, weil er 
beim Verkauf von Rollnähgarn im vorigen 
Jahr einen übermäßig hohen Gewinn bezw. Preis 
sich fjat;e zahlen lassen. 
A Bad Homburg v. d. H. Ein Wiesbadener 
Herr ließ sich um längst in einem hiesigen Restau¬ 
rant einen Briefbogen nnd Briefumschlag geben 
und mußte dafür 20 Pfg. bezahlen. Da ihm das 
zu teuer war, zeigte er den Wirt bei der Polizei 
wegen Vergehens gegen die Kriegsgesetze an. Die 
Polizei überwies die Sache der Staatsanwaltschaft, 
diese gab sie dem hiesigen Schöffengericht zur Ab¬ 
urteilung weiter. Und so geschah's. Zweimal 
mußte der Termin verleg» werden. Heute endlich 
kam er zustande. Ein Richter, zwei Schöffen, ein 
Amtsanwalt, ein Sachverständiger, der Angeklagte, 
ein Verieidiger, eine Zeugin und ein schon dick- 
geschwollenes Akienbündel — alles um 20 Pfennig 
sür Briefpapier! Und trotz dieses gewaltigen Appa¬ 
rates materieller und geistiger Kraft ward der 
angekla te Wirt freigesprochen, weil der Sach- 
vernändire den Preis den heutigen Verbältniffen auf 
dem Papie> markt als angemessen beeichneie. Das 
Gerichi schloß sich den Ausführungen an. Die sehr 
„'euren" 20 Pfg. trägt die Staatskasse. —'Und 
da jage einer, wir lebten nicht in einer großen Zen! 
A Tillenburg. Während der Fahrt sprang in 
dem nach Siegen fahrenden Zuge eine Abteiltür 
auf, wobei der zweijährige Sohn des Lokomotiv- 
führers Hatzig aus Siegen hinaus fiel. Die Mutter 
sprang dem Kinde nach. Beide gerieten unter die 
Räder. Dem Kinde wurde ein Arm abgefahren, 
die Mutier trug lebensgefährliche Verletzungen am 
Kopfe davon. 
* Erjurt. Bei einem hiesigen Fuhrunternehmer 
«eldete sich dieser Tage eia aaaeblicher Krinas be¬ 
schädigter zum Dienst als rSefchirrführer. Er kehrte 
jedoch von seiner ersten Fahrt nicht zurück. Wie 
sich herausstellt, hat er die beiden Pferde seines 
Gespannes, zwei schwere Belgier im Werte von 
10000 Mark, samt Wagen und Geschirr unter- 
schlagen. Auf die Ergreifung deS Täters, der sich 
Rauscher nannte, ist eine Belohnung von 500 Mark 
ausgesetzt. 
* Würzburg. Wegen der Kohlen not erwägt 
der Magistrat die Schließung des Stadt - Thea-ers. 
Die Volksschulen sind bereits geschloffen, die Unlversi- 
tat macht am 1. Februar ihre Pforten zu und auch 
die Mittelschulen werden, wenn nicht baldige Besse- 
rung in der Kohlenbelieferung eintrilt, daran glau¬ 
ben müssen. _ 
Aus Geisa und Umgebung. 
* Dermbach. Das Eiserne Kreuz wurde dem 
Krieger Fritz Pempel, Sohn de« Herrn Wilh. 
Pempel (Botenmühle) verliehen. 
SurSberhessen ».Senhejs.Semtern. 
A Marburg. Ein Landwirt aus Berahofen im 
Kreise Biedenkopf hatte im Herbst V. I. anstatt 
150 Pfund Roggen nur 93 Pfund abgeliefert und 
dazu noch so schlechtes minderwertiges Zeug, daß es 
für den menschlichen Genuß nicht zu gebiauchen war. 
Der Gendarmerie-Wachtmeister, der den Sack öffnen 
ließ, fand, daß außer dem feuchten gewach enen Karn 
etwa ein Viertel des Inhalte» aus Lehm 
und Schmutz beffand. Der Landwirt war deshalb 
vom Schöffengerichte zu 8 Tagen Gefängnis verur¬ 
teilt worden. Am 18. Januar besckäfiigte sich das 
Landgei icht mit der Sacke. Der Landwirt gab an, 
daß die Gefangenen den Sack gefüllt hätten, ihm sei 
davon nichts bewußt gewe en. Durch die Verhand¬ 
lung wurde jedoch das Gegenteil festgestellt und so 
blieb es bei der St afe, die der Vorsitzende als viel 
zu niedrig bezeicknete. 
* Fritzlar. Unweit des Bahnhofes wurde in 
der Dunkelheit das Gefährt des zur Erholung im 
Rothelmshäuser Jagdhaus weilenden Essener Kauf¬ 
manns Stein von einem Zuge überfahren 
Stein war sofort tot, Frau Stein kam mit Ver¬ 
letzungen, die zwa'nziojä irige Tochter mit tzem 
Schrecken davon. Der Wagen wurde völlig zer¬ 
trümmert. Der Kutscher war vor dem Unfall ab¬ 
gestiegen, um seinen forkgewessien Hui zu suchen. 
Als sich der Zug näherte, zogen die Pferde an und 
es entstand das Unglück. 
Lskaies. 
F u :> a , 21 Januar 1918. 
sSj Katholifck er Kraue- vu d. 
Der Zweigverein FuUra des Kath. Frauenbundes 
Deutschlands hielt gestern seine 4. Generalversammlung 
ab. Zur Erstehung eines ehrenvollen Friedens zelebrierte 
unser Hochtv. Herr Bischof am Morgen in der Marien¬ 
kapelle des DomeS eine hl. Messe, während der die Mit¬ 
glieder des Frauen- und JugerrdbundeS in großer Zahl 
aus der Hand des Oberhirten die heilige Kommunion 
empfingen. In der 
Generalversammlung 
nachmittags im Gese enhause erstattete Freulein Else 
S ch m i t t den interessanten Bericht über das verflossene 
arbeitsreiche Jahr de» Zweigvereins Fulda. Die mit 
unermüdlichem Eifer geleistete Kriegsarbeit erstreckte sich 
auf die Lazarette, am Bahnhof, in der Kriegsfürsorge, 
im Kinderhort, auf Heimarbeit. Durch Heimarbeit sür 
das KrtegsbekleidungSamt Kassel kamen an Arbeitslöhnen 
unserer Bevölkerung 30,000 M. zugute, was den Bemühun- 
gen deS Frauenbundes verdienstvoll anzurechnen ist. Zur 
Anregung für die sozialen Aufgaben der Jetztzeit wurocn 
verschiedene Tagungen und Kurse besucht. Im Kriegs- 
Hilfsdienst für die Landwirtschaft wurde zur Zeit der 
Kartoffelbestellung, der Heuernte und beim Gemüsebau 
wertvolle vaterländi,che Arbeit geleistet, indem eine 
größere Anzahl Hilfskräfte gewonnen wurden. Die 
Frauenhaarmmmtung hatte großen Erfolg und wird 
fortgesetzt. Auf Wunsch des Arbeitgeberverbandes stellte 
der Verein eine Fabrikpflegerin, die nun S Monats in 
ihrem Beruf tätig ist. Auf Anregung des KreiSauS- 
schuffeS nahmen drei Lehrerinnen vom Lande an einem 
Kriegslehrgang in Berlin teil, die auf dem Lande auf- 
klärend wirken wollen. Auch ein Fürsorgeverrin für 
Frauen und Mädchen wurde hier ins Leben gerufen. 
Weiter wurde eine Ortsgruppe des Hildegardisvereins, 
der kathol. Studentinnen durch Stipendien das Studium 
erleichtern will, gegründet. Neuzeitliche soziale Einrich. 
tungen sind ferner eine Stätte, in der die Fabrikarveite. 
rinnen si b aufhalten können während derStunden zwischen 
ihrer Ankunft mit der Bahn und btm Beginn der Ar¬ 
beitszeit : der Borromäusverein sorgt da für geeigneten 
Lesestoff. Um möglichst alle noch verwendbare KleidungS- 
stücke zu benutzen, wurde eine Flickstube eniienchtet. 
Im Anschlüsse an die Kinderkrippe im Badegarten 
wurde eine Mutterbrratimgsstelle errichtet. Mit dem 
evangelischen Fraiicnverein stellte der Zweigverein bei 
der Stadt den Antrag, eine weibliche Fortbildungs¬ 
schule ,gu errichten mit gewerblichem besonders aber 
hauswirtschaftlichen Unteiricht. ferner eine Sozial» 
beamt.n anzustellcn, die eine Berufsberatungsstelle zu 
leiten hat. Den von der Hausfrauenabteilung unter 
Beihilfe der Stadt errichteten Kursus zur Anfertigung 
von Stoffschuhen machten 500 Frauen und Mädchen 
ntit._ Ein Kursus für di» ländliche Bevölkerung ist in 
Ausficht genommen. Zurzeit findet ein Schuhkursus 
für den Mädchenverein statt Die Mitgliederzahl der 
Jugendabteilung „Jung-Licba". die ebenso tätig wie 
der Frauenbund ist, beträgt 140. 
lieber die segensreiche Einrichtung des Kinder¬ 
hort berichtete Frau Dux. Der Hort wurde durch¬ 
schnittlich von 110 Kindern besucht, um Weihnachten 
waren es 147. An Geschenken gingen 2680 Jt ein. 
Die Weinachtslotteric brachte 1175 Jt ein, sodaß alle 
Kinder reichlich bedacht werden konnten. Eine Aus¬ 
stellung und Verkauf von Hortarbeiten brachte einen 
Erlös von 98 Jt. Die Gesamteinnahmen einschließlich 
einer Zuweisung von 1700 Jt aus der Hauptkasse be¬ 
trugen 5184 Jt. Für Milch Kakao wurden 1146 Jt 
ausgegeben. Zur Abendsuppe für die Hortkinder lie¬ 
ferte die Stadt ungefähr 85 Zentner Naturalien kosten, 
los. — Aus dem Kassenbericht des Frauenbun. 
des heben wir hervor daß die Einnahmen 4557 Jt 
und die Ausgaben 4349 Jt betrugen. Die auSscheiden- 
den Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt; durch 
Wahl von Frl. Lehrerin Lühn wurde der Vorstand um 
ein Mitglied erweitert. 
Die Bundesvorsitzende Frl. Hedwig Dransfeld 
aus Köln sprach in klaren Ausführungen über die Ge¬ 
samtorganisation des katholischen Frauenbundes, feine 
Bedeutung und seine außerordentlichen Fortschritte. 
Als höchstes Gut verteidige der Bund die konfessionelle 
Schule. Als Grundsatz des Frauenbundes bezeichnet 
die Rednerin: erst die Familien, u. häuslichen Pflichten, 
dann erst das Hinaustreten mis der Familie, das hilf, 
reiche Eintreten für den Nächsten. 
Der Bericht über die an die Generalversammlung 
sich anschließende Frouenversammlung folgt morgen. 
Inhaber des Eisernen Kreuzes. Dem Land- 
sturmmann Jakob Weinberg wurde im Westen 
für treue Pflichterfüllung das Eiserne Kreuz ver¬ 
liehen. 
# Lesörderung. Vizewachtmeister Joseph Ätamnt 
wurde zum Leutnant der Reserve beförert.d 
•* AnSzeichnun' Der Offizier-Stellvertreter ! 
Fritz Richter, des Fltischcrmeisters Otto ! 
Richter von hier, uv- vom König von Württemberg ! 
für Lapjskeit äst im L-m-L bas VerdienltkM mit 1 
vckwertern. — Dem Tragesterfllhrer einet Großh.. 
Hess. Sanitätskompagnie Johann E ck st e i n ist vom 
Großherzog von Hessen dos MUitär-Sanitätskreuz am 
Kriegsbande verliehen worden. 
(*) Der Äommuual Landtai für den Regierungs- 
Bezirk Kassel ist zum 1. Mai einberufen. 
& Der katholische Meister, und Männer-Verein 
hielt am Sonntag nachmittag die statutenmäßige 
General-Versammlung ob. Aus dem von Herrn 
Obermeister Neidert vorgetrogenen Jahresberichte 
war zu ersehen, daß eine beträchtliche Anzahl Mit¬ 
glieder im Felde steht und der Krieg auf die Ver- 
einStätigkeit hemmend wirkt. Die vielen von den 
Krieg-«eilnehme:n eingegangenen Dankschreiben be- 
kündeten, daß der Verein für das geistige und leib¬ 
liche Wobl dieser Mitglieder bestens sorgt. Nach dem 
vom Kassierer Herrn Obe, post chaffitzkr Lam mei er 
erstatteten Kassenberichte sind die Kassenverhältnisse 
gut, besonders die Sterbeoeldunterstützungs-Kaffe 
schließt sehr günstig ab. Einer Anregung auf Er- 
höhiing der Sterbegelder wurde allerseits beioestimmt. 
Der bisherige Vorstand wurde wiedergewählt. Der 
Verein will sich schon jetzt, mit Vorarbeiten zum 
Wiederaufbau des Handwerks nach dem Kriege nach 
Kräften widmen. 
» Unermitielte Heeresangehörige, Nachlaß- und 
Fundsachen. Das stellvertretende Generalkommando 
18. Armeekorps weist darauf hin, daß sowohl bei 
den Landrats- bezw. Kreisämtern als auch bei allen 
militärischen Kommandobehörden, Garnison- und 
Bezirkskommandos, Ersatztruppenteilen, Lazaretten 
U.s.w. die den Verlustlisten von Zeit zu Zeit bei- 
oegebenen Listen: „Unermitielte HeereSangehörige, 
Nachlaß- und Fundsachen nebst den dazu gehörigen 
Beilagen, Bildertafeln mit Photographien und Ab- 
bildungen von Gegenständen aus den Nachlässen 
unbekannt Gelassener eingesessen werden können. 
. v Dem Früh/lng entgegen. In acht Wochen haben 
wir FrühlinaSanfang. Das ist keine lange Zeit, wenn 
eS sich um Vorbereitungen für die FrühlinnSar- 
beiten zur Lebensmittelversorgung handelt. 1917 waren 
die Kartoffeln wichtig. 1918 werden sie noch wichti er 
werden, und mit Recht wird darauf hingewiesen, daß 
wir uns nickt damit begnügen sollten, was bei den 
heutigen Anbauflächen eine befriedigende Ernte bringen 
kann, sondern daß daS Kartoffelland nach Kräften ver- 
mehrt werden muß. ES ist von Sachverständigen au», 
gerechnet, daß durch freies Laat-ut un' Anbauprämien 
daS Kartoffelland um eine Million Hektar vergrößert 
werden kann, womit nicht allein der Umfang der Kar- 
toffetfcküssel erweitert, sondern auch die Sctweinezucht 
ausgedehnt wird. Wenn die Kartoffel- und Fleisch- 
Debatte ausgeschaltet werden könnte, das würde ein 
wahrer Segen sein. Und hier ist die Möglichkeit 
geböte». 
—* Nutzt jedes Fleckchen Boden aus! Der „Reicks- 
verband für den deutschen Gartenbau" wendet sich 
in einem Aufruf an alle Bevölkerungski eise in Stadt 
und Land, um jeden, der wenig öder viel Grund 
und Boden als Eigentum oder in Pacht besitzt und 
einen Spaten regieren kann, zur Erzeugung von 
Nassrungsmitteln zu bewegen: Die deutsche Landwirt¬ 
schaft bat während der vier Krieasjahre das Men¬ 
schenmöglichste in der Erzeugung notwendiger Lebens¬ 
mittel getan. Die Zeiiumftände ersordein es ge¬ 
bieterisch, daß nicht nur die ge amte Erwerbs- son- 
dern auch alle staatlichen, königlichen, >>ä tiichen An- 
staltS- und Priva'gärtnereien, sowie die große Zahl 
der gärtnerischen Liebhaber alle Kräfte in der gleichen 
Richtung in Bewegung setzen. Noch werden bei 
weitem nicht alle Flächen, die zum Anbau von Ge- 
mü'e und Feldfrüchten geeignet sind, sachgemäß be¬ 
baut.' Hier muß Wandel geschaffen weiden. Wer 
nicht a> beitet, soll auch nicht effen, und wer nicht 
wenigstens von dem kleii^n Fleckchen vaterländischen 
Bodens, das issm zur Verfügung steht, Früchre für 
den eigenen Bedarf heranzieht, sollte in seinen Lebens- 
Mittelbezügen gekürzt werden. 
vermischtes. 
* Wie dem Publikum da» Geld auS der Tasche 
gestohlen wird und wie mit dem größten Schund gewu. 
chert wird, das zei 't folgende erbauliche Reichsgerichts» 
Verhandlung: Das Landgericht M.-Gladbach hat am 20. 
Juni v. IS. die Kaufleute Simon Her,berget und Phi¬ 
lipp Markus aus Krefeld wegen übermäßiger PrerSstei- 
gerunq zu l'>000 Mk. bezw. 2500 Mk. Geldstrafe ver¬ 
urteilt. Die Firma Tietemann & Co. in Dresden stellte 
anfangs 1916 einen .Schmalzersatz Speckose" her, der 
aus 40"/, Fett, 62°, Wasser und 8°/, Kartoffelmehl 
bestand, und der als Brotaufstrich dienen sollte. Der 
Angeklagte Markus kaufte im März 1913 etwa 25 500 
Pfund zum Preise von 180 M. daS Pfund, beließ aber 
die Ware noch beim Fabrikanten. Mit einem Aufschläge 
von 10 Pfg. für daS Pfund verkaufte er sie weiter 
an den flüchtigen Mitangeklagten Ealomon Weck in 
Krefeld Weil verkaufte dann den ganzen Vorrat eben- 
falls mit einem Ausschlag von 10 Pfg für da» Pfund 
an den Kaufmann Lazarus Schmock in M.-Gladbach 
Dieser verkaufte die Menie zum Pfundpreise von 203 
Mk. an den Angeklagten Herzberger, der nun endlich 
die Ware von Dresden zugeschlckt erhielt. Herzberger 
verkaufte noch am selben Tage die .Specko e" zum 
Preise von 268 Mk. an eine Grotzfirma in Düffeldorf, 
die die Ware endlich an Verbraucher gelangen und sich 
4 Mk. für das Pfund zahlen ließ Da da» leicht ver¬ 
derbliche Gemisch inzwischen teilweise verdorben war, 
mußte Herzberger einen Teil zurücknehmen, den er nur 
noch zu technischen Zwecken weiter verkaufen konnte. 
Das ReichSgerichi hielt das Urteil für bedenkenfrei und 
verwarf die Revision als unbegründet. 
* Erblindung nach '' von Likörersatz. In 
der Medizini'chen Gele Haft t i Berlin stellte Dr. 
C. Hamburger einen fü , ,ucien üftann vor, der 
einen von einem nicht ermittelten Händler bezogenen 
^Likörersatz" getrunken hat und infolge davon auf 
beioen Augen völlig eiblindet ist. Zweifellos handelt 
eS sich, wie seinerzeit bei den Erblindungen im Alh! 
für Obdachlose, um die Wirkung des Merl ylalkodols 
in dem Llkörersatz. Der traurige Fall diene jeder¬ 
mann zur Warnung vor dem Genuß zweifelhafter 
Spirituosen. 
* Flucht durch den Untergrundbahn-Tunnel. Am 
Untergrundbahnhof Leipziger Platz zu Berlin er. 
eignete sich ein eigenartiger Zwischenfall. Zwei 
Transporteure stiegen mit einem Häftling aus. Bor 
der Sperre sprang der Häftling -auf das Gleis hin¬ 
unter und lief in den finsteren Tunnel hinein. Einer 
der Transporteure nahm sofort die Verfolgung auf, 
mußte aber wegen eines einfabrenden Zuges wieder 
auf den Bahnsteig zurück. Ter andere gab einen 
Schuß in den Tunnel ab. Darauf wurde das Ge¬ 
wölbe erleuchtet und abgesucht. Doch konnte keine 
Spur gefunden werden. Es ist anzunehmen, daß 
der Ausreißer in dem Tunnel die andere Seite des 
Bahnsteiges wieder betreten hat und entkommen ist. 
* Aus Königsberg wird gemeldet: Am 18. 5,1Ä. 
Uhr früh ist der Urlauberzug 3009 nach Riga mit. 
dem Personenzug nach Insterburg zwischen Pam- 
letten und Argeningken, dicht bei letzterem Bahnhof, 
zusammengestoßen. Es sind bisher 2 5 Tote fest¬ 
gestellt. Verletzte sind bisher 50 geborgen. Der Rla- 
terialschaden ist bedeutend. , 
* Große BierpreiS-Erhöhung in Wien. Die Wie< 
ner Brauereien haben vom 1. Jan. ab daS Hektoliter 
Bier ganz plötzlich um 35 Kronen erhöht, so daß die 
Gastwiite genötigt sind, ein halbe» Liter helles Bier.. 
das zuletzt 60 Heller kostete, nun mit 90 Heller (72 
Pfennige» abzugeben. Im gleichen Verhältnis soll in 
kurzer Zeit auch daS PilSner Bier im Preise stergen, 
von dem daS halbe Liter jetzt noch 70 Heller kostet. 
Sehr beliebt und in jeder Menge zu haben ist das un- 
gotische Bier von dem halbes Liter 1 Krone 20 Heller, 
also gerade eine ganze Mark kostet. — Da leben unsere 
Biertrinker in Deutschland doch noch billiger. Si'st frei¬ 
lich auch nicht'» weniger als Bier, was sie jetzt zu trin¬ 
ken bekommen. 
Baterländischer Hilfsdienst 
Aufforderung des Kriegsamts zur fteiwllligeu 
Meldung gemäß § 7, Absatz 2 des Gesetzes üb« 
den vaterländische» Hilfsdienst. 
Heiser sür Die klappe! 
In dem gewaltigen, von unserem Heere 
besetzten seindlichen Gebiet 
werden zur Verwendung bei Militärbehörden noch' 
zahlreiche Hitsskräste benötigt. 
Das Interesse des Vaterlandes verlangt, daß taug- 
liche und entbehrliche Kräfte der Heimat sich zu die¬ 
sem Etappendienst zur Verfügung stellen. Zahl» 
reiche kriegsverwendungsfahige Militarpersouen 
müssen im besetzten Gebiet noch für den Dienst an 
der Front steigemacht werden. 
Die Lebensbediugungen un besetzten Gebiet find 
durchaus günstig. Gute Entlohnung und reichliche 
Verpflegung werden gewährt. Und was bedeutet die 
Notwendigkeit, sich in ftemde Verhältnisse einzuge- 
wöhnen, gegenüber dem Maß von Opfern und Ent¬ 
behrungen» das unsere Krieger seit Jahren freudig 
^Männliche Hilfskräfte jeden Alters, auch Jugend» 
liche, können, wenn sie geeignet befunden werden. 
Beschäftigung im besetzten Gebiet un Westen finde« 
und zwar für: Gerichtsdienst. Post- und Telegraftn- 
tuen", Botendienst, "-chnl cket, und Eitenbcn« 
dienst, als Kutscher. Bäcker, Schlächter, Handwerke, 
jeder Art oder als Hilfsschreiber, sowie im Sicher¬ 
heitsdienst (Hahnschutz, Gefangenen- und Gefangms- 
bewachung). _ 
Personen mit französischen und^flamtschen Sprach- 
kenntnissen werden besonders berücksichtigt. 
Wehrpflichtige können nicht angenommen werden, 
mit Ausnahme der 50 Prozent oder mehr erwerbs- 
beschränkten Kriegsbeschädigten. 
Als Entgelt wird gewährt: Freie Verpflegung oder 
Geldentschädigung fürSelbstverPflegung, freie Unter¬ 
kunft. freie ' Eisenbahnfahrt zum Bestimmungsort 
und zurück, freie Benutzung der Feldpost, fteie ärzt¬ 
liche und Lazarettbehandlung sowie angemessener 
Dienstlohn. . 
Bis zur endgiltigen Ueberweisung an eine be- 
stimmte Bedarfsstelle wird ein „vorläufiger Dienst- 
Vertrag" geschlossen. Die endgiltige Höhe des Lohnek 
oder Gehaltes kann erst im Anstellungsvertrag selbst 
festgesetzt werden. Sie richtet sich nach Art und 
Dauer der Arbeit sowie der Leistungsfähigkeit des 
Betreffenden. Eine auskömmliche Bezahlung wird 
zugesichert. Falls Bedürftigkeit vorliegt, werden 
außerdem Zulagen für die in der^ Heimat zu versor¬ 
genden Familienangehörigen gewährt. 
Tie Versorgung derjenigen, die eine Kriegsdienst» 
besckädigung erleiden, ist besonders geregelt. J 
Meldungen nimmt entgegen 
Meldeamt Fulda. 
Dabei sind vorzulegen: Etwaige Militärpapiere, 
Beschäftigungsauswcis oder Arbeitspapiere, erfor¬ 
derlichenfalls Abkehrschein. Es ist auzugeben. wam, 
der Bewerber die Beschäftigung anweten kann. Eme 
vorläufige ärztliche Untersuchung erfolgt kostenlos 
bei dem Bezirkskommando. Jeder Bewerber hat sich 
den erforderlichen Schutzimpfungen zu unterziehen. 
Kriegsamtstelle Frankjurt a. M. 
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1 Gaslampe, 1 Kücbentiscb, 
»« verkaufen. Offert, unter Ä. 30t 
an die (Selchästsstelle der Fuld. Ztg.
	        
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