Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

I 
Nr. 166. | 
Verantwortlich 
für den Anzeige 
ittu 
..Len Teil: Kart Schütte, 
i z c l l c r .Fulda. — Rotations- 
Juli 
Me Segettoffenpe der graiijofen. 
Ein neuer französischer Dnrchbrnchsversuch gescheiter 
Zer deutsche TageOericht. 
Großes Hauptquartier, 19. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. 
Die Kampstätigkeit lebte am Abend auf. Bei 
Erkundungen machten wir mehrfach Gefangenen. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz 
Zwischen A i s n e und Marne ist die Schlacht 
don neuem entbrannt. Der Franzose hat dort seine 
lang erwartete Oegenoffcnsive begonnen. 
Durch Verwendung stärkster Geschwader von Pan¬ 
zerkraftwage» gelang es ihm zunächst überraschend, 
an einzelnen Stellen in unsere vorderste Infan¬ 
terie- und Artillrrielinie einzubrechen und unsere 
Linien zurückzudrücken. Weiterhin haben unsere 
Siellungsdivisionen im Verein mit bereitstehcndcn 
Reserven einen feindlichen Durchbruch vereitelt. 
Gegen Mittag waren die französischen Angriffe in 
der Linie südwestlich von Soissons-Neuilly, nord¬ 
westlich von Chatteau-Thierry zum Scheitern ge¬ 
bracht. Am Nachmittag brachen an der ganzen 
Angriffssront sehr starke Teilangriffe des Feindes 
an unseren neuen Linien zusammen. Die dem 
Äampffelde zustrebenden feindlichen Kolonnen wa¬ 
ren das Ziel unserer erfolgreichen Schlachtfliegrr. 
Unsere Jagdflieger schossen 32 Flugzeuge des Geg. 
nur noch Teilangriffe südöstlich von Mareuil 
geführt: sie wurden abgewiesen. 
Zwischen Marne und Reims und östlich 
von Rerms blieb die GescchtStäiigkeit auf örtliche 
Kampfhandlungen beschränkt. Feindliche Angriffe 
im Königewalde und beiderseits von Pourcv schei¬ 
terten. Bei erfolgreichem Vorstoß nordwestlich 
von P r o s n r s und bei Abwehr feindlicher Teil 
angrisfe an der Suivprs und beiderseits von P e r- 
thro machten wir Gefangene. Die Zahl der s«t 
15. Juli eingebrachtrn Gefangenen hat 20 006 
überschritten. 
Der Erste G-neralauartienneister: Ludendsrff. 
Berlin, 19. Juli, abends 
Oertliche Känrpfe nördlich der 
Schlachtfeld« zwischen der A» s n e uutd 
ist eri erneuter fr n >-1 8 sikche r 
bruchsversuch unter schwersten 
st in für den Feind ge scheitert. 
(Amtlich.) 
L P s. Aus dem 
Marne 
Durch- 
B e r l u - 
Ossterreichisch- rrnaarischer Tagesbericht. 
ners ab. Lemnant Löwenhardt errang seinen 38. 
und 39. Lculnant Bolle seinen 23. uno 24., Leut¬ 
nant Gvchring feilten 22. Lustsieg. 
Gegen die Südfront der Marne hat der Fran¬ 
zose nach seinen Mißerfolgen am 16. und 17. Juli 
wtb Wien, 19. Juli. 
Im Raume beiderseits von A s i a g o wurden 
artilleristische, stark vorbereitete Vorstöße der Feinde 
te'ls durch Feuer, teils im Gegenstoß z u r ü ck g r- 
schlagen. Ebenso scheiterte im Brenta-Tale 
ein italienischer Angriff. 
In Albanien Plänkeleien der Sicherungs 
truppen. 
Der Chef drS GeneralstabS. 
Graf Czernin 
über die Frievensvermittlung. 
Der frühere Minister des Aeußeren in Wien 
hat als Mitglied des dortigen Herrenhauses eine 
packende Rede gehalten, die auch bei uns Beachtung 
findet, obschon der Redner nicht mehr in der Macht 
sitzt. Wir erhalten darüber folgende Meldung: 
irtb Wien, 18. Juli In der Debatte über die vor 
gestern vom Ministerpräsidenten Dr. Seidler über, 
getzpne Regierungserklärung führte der frühere Mini¬ 
ster des Aeußern Gras Czernin folgendes aus: 
Unsere Politik krankt an dem Gebrechen des Sy. 
stems, daß wir in der äußeren Politik einen anderen 
Kurs wie in der tnncjen Politik verfolgen. In der 
äußeren Politik steuern wir Gott se. Donk den deut¬ 
schen Kurs, im Innern war die Politik ein plan, 
lose« Herumlavieren Eine innere - Polstik, die im 
Einklang mit der äußeren steht, kann sich nur auf eine 
Majorität stützen, die ihrem Wesen nach deutsch ist. 
Nur die Ausscheidung Galiziens aus dem 
österreichischen Länderkomplex kann uns einen ent¬ 
scheidenden Schritt nach vorwärts bringen. Solange 
oie Entente hoffte, uns von Deutschland trennen zu 
können und uns zu einem Sonderfrieden zu bringen, 
behandelte sie uns wohlwollend. Erst als sie zu der 
Ueberzeugung gelangte, daß wir zu einer Treulosig¬ 
keit unfähig seien, hat die Protektion dem Versuche 
der Revolutionierung Platz gemacht. Die Monarchie 
!ann,_ solange dieser Krieg dauert, nur der Bundes¬ 
genosse oder der Feind Deutschlands, aber niemals 
neutral sein. Ich sage dies für jene unverantwort¬ 
lichen Elemente, die nicht aufhörrn „Los von Deutsch¬ 
land?*' zu rufen. Ich möchte nur eines sagen: Ge. 
meinheiten sind in der Weltgeschichte genug dagewesen, 
Wenn sie nebenbei blödsinnig sind, dann . . (Heiter¬ 
keit und Zustimmung.) Unsere innere Politik hat auch 
das BundeSverbältnis geschädigt. Wie soll man einem 
österreichischen Minister des Aeußern beispielsweise in 
Berlin glauben, daß diese? Oesterreich ein dauernder 
und treuer Freund Deutschlands sein wird, wenn man 
die tschechische und südslawische Bewegung sieht wenn 
man den hatzgeschwängerten Angriff d e r S l a den 
gegen alles, was deutsch ist, sieht, diese Vorgänge mit 
der gleichen, fast väterlichen und unparteilichen Liebe 
umfaßt. 
Der Krieg ist in letzter Instanz ein Duell zwi- 
schan Deutschland und England. In dem 
Augenblick, wo diese beiden sich verständigen, ist der 
Weltkrieg zu Ende, trotz der italienischen und ftanzösi- 
schen Eroberungsutopien. Wir müssen wissen wUch-l 
Nie Kriegsziele sind, für die wir den Krieg wei. 
tersühren sollen. Ich stell: keine Anfrage an den "Mini, 
sterpräsidcnten. Ich verlange auch gar nicht, daß man 
uns die deutschen Kriegsziele mitteilen mög:. Ich 
hoffe nur, daß der Minister des Aeußern sie kennt 
und daß sie nach wie vor rein defensiver Natur sind 
und daß der Charakter des Verteidigung?, 
k r i e g e s unversehrt aufrecht erhalten geblieben ist. 
Ich habe mit großer Befriedigung die letzten AuSfüh. 
rungen des Reichskanzlers betreffend Belgien ver¬ 
nommen. Sowohl der Reichskanzler als auch Lloyd 
George und unser Minister des Aeußeren sind nach 
ihren Erklärungen geneigt, Vorschläge zu vrüfen. aber 
keiner will sie machen. Aus diesem Dilemma 'wäre 
noch ein Ausweg zu finden; wenn sel« der beiden 
Mächtegruppen ihre Friedensvor¬ 
schläge schriftlich einer, neutrafen 
Macht übermitteln würde, die sich durch Vergleich 
der berl«rscitigen Friedensvorschläge ein Mjd machen 
müßte, ob eine M.ngnng möglich sei oder nicht. Wenn 
nur die geringste Ausücht auf eine Verständigung vor¬ 
handen ist. sollte ein Versuch unternommen werden 
Der ^Redner kam dann auf die austro-polni- 
sche Lösung zu sprechen, die nur in Uebereinstim- 
mung mit Berlin möglich sei. In Besprechung des 
Brest er Frredens wi-s Redner den Vorwurf 
zurück, daß er durch Abschluß des Friedens sich in Wi. 
dersvruch gesetzt hätte mit dem, was er in der Theorie 
verkündet bätte. Der Anschluß der westlichen rassi¬ 
schen Provinzen an TrutsSlmO geschieht auf den di¬ 
rekten Wunsch und cnü da? direkte Verlangen von 
Kurland und Litauen und nicht gegen ihren "Willen. 
Gegenüber dem Vorwurfe, daß der ukrainische 
Frieden hinsichtNch der Zufubr an N a h r u n g S, 
Mitteln enttäuscht Hobe, erklärte Graf Czernin, 
daß die Million Doppelzentner m*? der Ukraine für 
Oesterreich-Ungarn und Deutschland eingebrachter 
-.ebensmittel eS möglich gemacht habe, bis knapp vor 
d.'r neuen Ernte durchzuhalten und den schrek- 
euKvollen Zustand, der eingetreten fei, aus einige 
Wochen zu beschränken. Die großen deutschen Sieg«, 
dw märchenhaften Erfolge der deutschen 
Armeen wären nicht eingetreten, wenn der Brester 
Friede e» nicht ermöglich- hätte, Truppen an die West- 
LN ziehen. Und der scheußliche Gesandten- 
I mord an dem Grafen Mirbach? Ist er nicht eir 
neuer Beweis dafür, welche Anstrengungen die En. 
tente macht, um den Frieden im Osten wieder durch 
den Kriegszustand zu ersetzen. Eine unmittelbare 
Folge des Brester Friedens war der rumänische 
Friede. Auch dieser war ein Verstärk igungSfrie- 
den und der beste Beweis hierfür ist, daß Rumänien 
am lautesten dagegen protestieren würde, wenn dieser 
Frieden annulliert werden sollte und eS Beflarabien 
wieder herausgeben müßte. 
Graf Czernin tritt entschieden ein für den deut¬ 
schen Kurs in der inneren Politik seines Vater¬ 
landes, den auch der österreichische Ministerpräsident 
soeben in aller Form verkündet hat.. Dos hören wir 
gern, aiber wir können uns nicht einmischen in die 
häuslichen„Llerhältnifse der Oesterreicher, 
Gras Czernin erklärt sich ferner rückhaltlos und 
sehr warm für dos Bündnis zwilchen Deutsch¬ 
land und Oesterreich-Ungarn, Wir seheit mit Be- 
friedigung, daß alle maßeckbenden ÄaalSmänner, 
ine alten wie die neuen, in der unbedingten Bünd. 
mstreue ein Herz und eine Seele sind. 
Graf Czernin tritt auch lebhaft für die austro- 
polnische Lösung der schwebenden Frage im 
Osten ein. In dieser Angelegenheit ist aber' Vor 
sicht geboten. Bei seinem Kurse in der Polnischen 
Frage wirkt eingestandenermaßen wesentlich ein in. 
nerpolitischer Zweck mit. Er wünscht die Aus¬ 
scheidung Galiziens aus dem österreichischen 
Länderkomplex, um dadurch den deutschen .Kurs in 
Oesterreich von der jeweiliaen Tastik der Polen un¬ 
abhängig zu machen. Das wäre an sich gut und 
schön, wenn nur nicht die Gefahr bestände, daß bei 
der eintretenden Dreiteilung des hghckkurgi- 
schen Reiches das Bündnis mit Deutschland aus dem 
Regen in die Traufe käme. 
Graf Czernin kommt dann auf stinen Lieblinos- 
gedanken, die Fri e de n8 v e r mi tt ln n g. Zu 
nächst meint er, daß gerade Oesterreich zu einer 
Vermittlerrolle befähigt und berufen sei, weil tS 
keine direkten Reibungen mit England baba und 
auch sonst weniaer unbeliebt sti. „als der große 
Briider au der Spree". In die'er Hinsicht scheint 
uns Gros Czernin s« hoffnungsselig zu fettt. Oester¬ 
reich ist bei den Gcanern nur insoweit !,beliebt", 
als man dort noch bofft, es von Deutschland trennen 
sind gegen Deutschland auSnutzen zu können. So 
lange es ein treuer Bundesgenosse Deutschlands 
bleibt, ist eS dem Hasse und dem VernichtunaSwillen 
der gemeinsamen Feinde ausgesetzt. Die „Dermit- 
lung" zwischen Deutschland und Nordamerika 
ist. s. Zt. fehlgeschlagen. Die Kaiserbriese, die eine 
Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich 
anzubabnen schienen, haben auch keinen Erfolg ge 
habt. Der Versuch zwischen Deutschland und Eng¬ 
land zu vermitteln, würde aller Wahrscheinlichkeit 
nach ebenfalls scheitern an den unerfiM-aren For¬ 
derungen von Lloyd George und Genossen. 
Bei jedem Angebot von österreichischer Seist 
müßte vorher auf das sorgfältigste geprüft werden, 
ob nicht die Geaner daraus die Hoffnung schöpfen 
könnten, doch noch Oesterreich von Deutschland tren¬ 
nen und und so einen Keil zu schstben zwischen 
Deutschland und stiee östlichen Verbündeten, — die 
'tetS erstrebte Isolierung und Einkreisung des stärk¬ 
sten Gegners schließlich doch noch zu erreichen. 
Graf C-ernin scheint die Schwierigkeiten und 
Gefahren einer ö st e r r e i H i s ch e n Vermittlung 
auch zu füllen ltrtb macht deshalb schließlich einen 
andern Vernnttlungsvorscblag: jede der beiden 
Mächtegruppen, meint er, könnt« ihre Friedensvor¬ 
schläge schriftlich einer neutralen Macht über- 
Mitteln, die sich durch Vergleich der beiderseitigen 
Friedensdorschläge ein Bild machen könnte, ob eine 
Einigung möglich sei oder nicht. 
Da? hört sich sehr schön an, doch die Ausfüh¬ 
rung hat ihre Haken. Soll die neutrale Macht be- 
rechtigt sein, dem andern Teil die. Bedingungen mit- 
zuteistn? Dann wäre kein wesentlicher Unterschied 
gegenüber dem öffentlichen Versah«« durch 
amtliche Erklärungen bei den Parlamenten. Soll 
aber die neutrale Macht zur Geheimbaltunq ver¬ 
pflichtet sein, so übernimmt sie die ganze Verant¬ 
wortung fiir den Abbruch der Akston oder für deren 
Fortführung, — was ferne angenehme Bxlcheruna 
wäre. » ** 
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«ui Verlag der Fuldaer Actiendruckerei -n Fulda. — i AK ’lrtfirrtnn fl 
,prr.her Nr." g. Telegramm-Adresse: Fuldaer Zeitung. | _juijiyuiiy. 
Ein grundlegender Irrtum des Grafen Czernin 
scheint uns darin zu bestehen, daß er voraussetzt, 
die beiden Mächtegruppen befänden sich in Sachen 
der Friedenserklärungen aus demselben Stand¬ 
punkt. Das ist nicht der Fall. Deutschland und 
seine Verbündeten haben wiederholt förmlich und 
feierlich bekundet, daß sie keine Eroberungen 
und keine Vergewaltigungen wollen. 
Von der Gegenseite ist der entsprechende Verzicht 
aus die Erobcrungs- und Bernichtungsab-sichteu 
keineswegs abgegeben. Im Gegenteil! 
An diesem bösen Willen der feindlichen Machthaber 
ist auch der Vermittlungsversuch des Papstes ge¬ 
scheitert, dessen Jahresgedächtnis in wenigen Wo- 
c&cn bevorsteht. So lange nicht die Feinde eine Er¬ 
klärung abgeben, die unserem Verzicht auf Annexion 
und VergewaWgung entspricht, ist von irgend einer 
Vermittlung nichts zu hoffen. 
Ter Kanzler und Belgien. 
Ein Artikel der ,Zentr. - Varl' - Korrespondenz' 
unter der Uebcttchrift „Reichskanzler und Belgien' 
wird von der ,Nordd. Allgcm. Ztg.' übernommen'. 
Man schließt daraus, daß diese Darlegungen der 
Auffassung des Reichskanzlers entsprechen und in 
Fühlung mit der Reichsleining geschrieben worden 
sind. Es heißt in dem Artikel: 
ES ist eigentlich erstaunlich, welch vielseitige Aus¬ 
legung die Erklärung des Reichskanzlers Grafen 
Hertling zur belgischen Frage mit der Zeit findet. 
Und doch sind die Erklärungen des Reichskan lerS, na¬ 
mentlich seine zweite Erklärung, über Belgien so klar, 
und unmihverstönAich daß sie gar. nicht mißzuperst:- 
hen sind. Die Erklärungen besagen klipp und klar, 
daß Deutschland bereit ist, die volle Selbständig¬ 
keit Belgiens wieder herzustellen, unter der 
Voraussetzung, daß gleichzeitig politisch und wirtschaft¬ 
lich gebotene Sicherheiten für das deutsche 
Reich geschaffen werden Wenn der Reichskanzler 
gefordert hat, daß Belgien keinem anderen Staate 
hörig sein dürfe, so liegt in. dieser Forderung die 
militärische und wirtschaftliche Sicherung begründet, 
denn ein wirklich selbständiges Belgien bietet tatsäch¬ 
lich die geforderten Sicherheiten. Es fragt sich nur, 
ob nicht nach der einen oder mideren Seit: hin irgend¬ 
welche Garantien erforderlich sein werden, die 
eine wahre Selbständigkeit Belgiens unter allen Um- 
sind«- gewährleisten. Jedenfalls ist festzustellen, daß 
sich ein Widerspruch zwischen den beiden Erklärungen 
de? Grafen Hertling nicht konstruieren läßt. Es ist 
daher auch zurückzuwcisen, wenn in der rechtsstehen¬ 
den Presse der Ruf nach einer erläuternden Aufklä¬ 
rung ^erhoben wird. Eine solche Aufklärung ist durch¬ 
aus überflüssig. Wir begnügen „ns mit dem Hin¬ 
weis darauf, daß Graf Hertling sich in seiner Forde¬ 
rung bezüglich Belgien? mit der Obersten Hee¬ 
resleitung im vollsten Einverständnis be- 
* ffiwet. 
Die feindliche« Gefangenenverluste. 
»ab Berlin, 19. Juli. Wie außerordentlich schwer 
durch den neuen Angriff beiderseits Reirns 
die Kawpffrast unserer Gegner aufs neue geschwächt 
wurde, erweisen allein nachstehende Zahlen der Ge- 
s a n g e n e tt, die unverwundet in dcuffche Gefan¬ 
genschaft sielen. Tie 8. französische Division verlor 
an unverwundetsn Gefangenen 33 Offiziere und 
2241 Mann, die 40. französische Division 37 Offi¬ 
ziere und 1586 Awnn, die 51. französische Division 
56 Offiriere 1768 Mann, die 124. französische Di¬ 
vision 35 Offiziere 1291 Mann, die 132. stanz. Div. 
23 Offstiere 1279 Mann, die 8. italienische Division 
77 Offzere 3602 Mann. Insgesamt sind bis zum 
.17. Juli abends durch hie deutschen Gefange¬ 
nensammelstellen an französischen Gefangenen 320 
Offiziere 13 538 Mann, an italienischen Gefangenen 
81 Offiziere 3855 Mann, an amerikanischen Ge¬ 
fangenen 9 Offiziere 224 Mann geaaitgen, in Sum¬ 
ma 410 Offiziere 17617 Mann. Zu die¬ 
ser schweren Einbuße an Gefangenen kommen noch 
die ungeheuren Verl u st e des Feindes an 
»Toten, Verwundeten und Vermißten, die 
sich infolge der späteren rücksichtslosen massierten Ge- 
oenanariffe außerordentlich gesteigert haben. In¬ 
zwischen ist die Zgbl der unverwundeten Gefange¬ 
nen auf über 20000 gestiegen. 
Italienische Verleumdungen. 
In den Kämpfen um Cbamizh, Vouillv und 
zwilchen die'en beiden befestigten Orten ae- 
"raitet'n Wald von Reims nahm eine einzige deutsche 
t Angrjffsdivision, die zudem zwei vollständige Batterien 
! -*>stürmte, in wenigen Stunden weit über 2000 
Italiener gefangen. ES fiel allgemein auf, 
daß diele Italiener auch nach ihrer Gefangennahme 
noch große Angst an den Tag legten. Erst nach 
Stunden wurden sie ruhiger Ge'präche mit den 
Gefangenen brachten bald die Erklärung ihres V-r- 
balten?. Uebereinltimmend bekundeten die italienüchen 
Mannschaften, daß ihnen immer wieder von ihren 
Olfiziereu dienstlich bekanntgegen worden sei, daß 
die deutschen Angreifer stets den Befehl hätten, 
keine Gefangenen zu machen und alle die Feinde, 
die ihre Waffen oblegen und-sich ergeben, zu er¬ 
stechen. Tie italienischen Offiziere, über diese An» 
aaben befragt, schwiegen und ließen erkennen, daß 
sie mit dieser bewußten Verleumdung der 
deutschen Kriegführung nur von höherer Stelle er¬ 
gangene strenge Befehle befolaten. Das Beispiel ist 
nicht neu. Es bleibt aber bezeichnend dafür, zu 
welchen Mitteln die italienische Führung und die 
italienischen Offiziere sich erniedrigen müssen, um 
ihre Mannschaften kampffähig zu erhalten. 
Die militänische Lage. 
Feindliche Berichte. 
Zwischen Aisne und Marne hat sich eine neue 
große Schlacht entwickelt, die zurzeit in vollem 
Gange ist. Ter ülberrraschende Durchbruch, den die 
Franzosen mit gewaltigen aus der Gegend von 
Crepy en Balois hevangesührten Kräften zwffchen 
Soissons und Chateau-Tyrerry planten, kann schon 
als vereitelt gelten. Tie Ereignisse sind jedoch 
noch in vollen: Gange. Der Angriff bei Soissons 
ist in der Tat sehr groß angelegt und nach den Mel¬ 
dungen, die unsere Aufklärungsflieger bringen, ist 
zu erwarten, daß die Franzosen weitere Vorstöße 
versuchen werden. Wegen des geringen Vorteils, 
den der Feind bei seiner Gegenoffensive erreicht bat, 
suchen die Ententepresse und die von unseren Fein¬ 
den beeinflußten Ausländer unsere Angrrffspläne 
als vereitelt und und unsere Erfolge als Mißer¬ 
folge hinzustcllen. Daß wir jedoch bisher 20 000 
Gefangene gemacht und weite Ech-iete des Kampf¬ 
geländes erobert haben, wsrd verschwiegen. Viel¬ 
leicht haben wir auch nicht alle? erreicht, was bei 
einer völligen Ueklerraschung des Feindes unter Um¬ 
ständen möglich gewesen wäre. Durch Aussagen 
von französischen Gefangenen ist inzwischen sestge- 
stellt worden daß es den Franzosen gelungen war, 
Nachrichten über die beabsichtigten deutschen Offen» 
FranzSstscher Bericht vom 18. Juli nachmittags 
Die Franzosen griffen heute früh die deutschen Stellungen 
von der Gegend von Fontenoy-s»r°Ai§ne bis zu der 
Gegend vor Bclleau an. Wir machten an gewissen 
Punkten Fortschritte von 3 bis 3 Kilometer. Man meldet 
Gefangene. An der Marne- und Champagnefront hat 
die Nacht keine Veränderung gebracht. Südwestlich von 
Nateuil—la Fofle brachten wir einen heftig n feindli¬ 
chen Vorstoß vollkommen zum Stehen Nördlich von 
ProSne» scheiterte ein von Gardetruppen auSgeführter 
Angriff vollkommen. 
Amerikanischer Bericht vom 18. Juli. Die mit den 
Franzosen zum Angriff auf die feindlichen Stellnnien 
zwis-en Aisne uno Marne vorgehenden Amerikaner 
drangen in einer Tiefe von mehreren Meilen in die 
feindlichen Stellungen ein. Sr«, machten viele Gefan¬ 
gene und erbeuteten Geschütze. 
Feindliche Fliegerangriffe. 
Karlsruhe, 19. Juli. Amtlich wird ein nächt¬ 
licher Versuch feindlicher Meger gemeldet, Mann» 
heini und Ludwigshafen mit Bomben an" 
zugreifcn. Ter Versuch blieb ohne Erfolg. 
ivrb Brrltn, 19. ^uli. Bei einem heute früh 
von mehreren feindlichen FluMugen uaf unsere 
Luftschisfanlagen bei Tondern cmSgeführten 
Angriff wurde nur einiger Sachschaden, kein Per» 
sonalschadm verursacht. 
sivstöße durch Ueberläufer nt erbalten. Durch Len 
Verrat gewarnt, konnten sie unserem Stoß östlich 
von Reims ausweichen. Dadurch und durch die 
starke Gegenoffensive ist eine neue Lage geschaf¬ 
fen. welcher sich unsere Heeresleitung anpasien muß. 
Unter Ausnutzung unserer bisherigen glänzenden 
Erfolge wird der neuen Lage mit neuen Ma߬ 
nahmen begegnet. Das vollste Vertrauen des 
deuffchen Volkes steht dabei unseren Heerführern 
zur Seiw, wir wissen ihnen Dank, daß sie die Scho¬ 
nung der Menschenleben zu ihrem obersten Grund¬ 
satz gemacht hoben. Die He-mot wird nicht un- 
a e d u l.d r g werden und alle Versuche des Fein¬ 
des, die Stimmung zu drücken, abweisen. Hinden- 
hurg will und wird es schaffen. 
Dsr Gegenangriff an ver Marne. 
^tb Berlin, 19. Juli. Während der Franzose 
in den ersten beiden Tagen der Kämpfe südlich und 
nördlich der Marne kämpfend in die bergigen Wäl¬ 
der zurückwich, haste er am dritten Tage" die Kräfte 
aller bereitstehenden Divisionen und Batterien zu 
w ü tenden Gegenangriffen zusammenge- 
faßt. Mit tief gestaffeltem Feuer suchte er seit Be¬ 
ginn des grauen und schwülen Morgens alle An¬ 
marschwege und Schluchten ab. Wütend stampften 
die Großkastber das Marnetal entlang. Um alle 
Dörfer, nur jedes einzelne Gsböst ballte sich ein 
Ring^von Eisen und Feuer. Was an Dörfern im- 
mer für französische Kanonen erreichbar war, er¬ 
hielt einen Hagel von Gas-, Brisanz- und Brand- 
granaten. Zum erstenmal rannten die Franzosen 
bereits am Abend des 16. an, aber die Hauptkrast 
entfalteten sie im Stoß am Morgen des 17. Hier 
wollten sie um jeden Preis daS Marnetal wie- 
i>er erzwingen. Tie deutschen Angstsksdivisionen 
aber hielten das Erreichte mit'Zähig¬ 
keit. Seinen Mißerfolg mußte der Franzose mit 
tausenden von blutigen Opfern bezahlen. Nord¬ 
wärts der Marne, nttlings des Ardrebachtales ge- 
Der U-Boorkrieg» 
vtb Berlin, 19. Juli. (Amtlich.) Auf dem 
nördlichen Kriegsschauplätze sind durch unsere 
Unterseeboote 16 500 Bruttoregistertonnen vernichtet 
worden. 
Der Chef des Admiralstabes. 
Wie der Negerstaat Liberia vor einenr 
dntschen U-Kreuzer kapituliert. 
ES war eine ruhige, klare Tropertstacht, als sich 
„U . der Re öde von Monrovia näherte, der j 
Hauptstadt des mit dem Deuffchen Reiche auf zwin¬ 
genden Druck der Entente hin im Kriegszustand be»! 
sindlichen, an der westasrikanischen Küste eben nörd¬ 
lich des Aequators gelegenen Negerfrerstaates L i- 
»erra. 
lang es sogar noch unseren unermüdlichen Divisio¬ 
nen, ihre Stellinge» «pch Sichostyr wüster vorn». 
Lebeq. 
Ahnungslos und mit brennenden Lichtern in 
allen Häusern und auf ollen Straßen lag der Platz 
da. Aus der Reede schaukalte sanft daS einzige 
Kstegsfabrzeug der Liberianer, ein kleiner, mit zwei! 
leichten Schnellfeuergefchützen armierter Motor¬ 
schoner. 
Geräuschlos näherte sich das Boot dem Feind, 
und es gelang vollkommen überraschend, das Fahr¬ 
zeug zu entern. Die verblüffte Besatzung leistete 
nicht den geringsten Widerstand, sondern rettete sich 
durch Ueberbordspringen und Schwimmen nach der 
nahen Küste, trotz der dort wimmelnden Haie. Das 
Fahrzeug wurde von „U . . auf iiefcS Wasser ge¬ 
schleppt und dort versenkt. Die Kanonen und eine 
große Zahl von Gewehren nahm der U-Kreuzer vor¬ 
her zu sich an Bord. Die Ankunst der Besatzung 
deS Liberianers au Land machte sich bald durch 
wahrnehmbare Auflegung und Unruhe in der Stadt 
bemerkbar. 
Bei Tagesanbruch lag „U . . mit stolz wehen- 
der Flagge dicht unter Monrovia, als sich ihm ein 
elegantes Motorboot unter Parlamentärflagge 
näherte. Dem längssests genommenen Boot ent¬ 
stiegen mehrere sehr gut aussehende und vollkommen 
europäisch gekleidete Herren, die sich als Vertteter! 
der libettanffchen Regierung auswiesen. Sie baten' 
tm Aufträge ihres RxgierungsoherhauPM bfx Kam-
	        
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