* Der neue deutsche Gesandte bei der russischen
Eowjetregieruno, Tr. He lfserich, ist am Freitag
zur Mebernahme seines Amts nach Moskau abge»
reist In seiner Begleitung befindet sich der Bot¬
schaftsrat Graf Bossewitz, der seinerzeit die Leiche
des ermordeten Grafen Mirbach nach Deutschland
»b« cführt hat. Das seinerzeit für Herrn Dr. Helfferich
zu Vorberatung der WirtschafrSfraaen für die
F.iadensverhandlungen eingerichtete Büro hat mit
d» vollzogenen Friedensschlüssen im Osten seine
ktrdetten hinsichtlich deS OstfriedenS erledigt. Die
/Korbereitüngen der für den Friedeusschluß im Weste»
k» Betracht kommenden wirtschaftlichen Fragen
tollen soweit gefördert sein, daß sie in der Organi-
f»rion zum Abschluß geführt werden können.
* Der deutsch-ukrainischr Vertrag ratifiziert.
Der Austausch der Ratifikationsurkunden über
den deutsch-ukrainischen Friedensvertrag hat in
Wien stattgefunten. Der Vertrag mit Oesterreich
stößr dort auf Widerstand. Und dabei bemüht sich
Oesterreich mit äußersten Kräften auf geraden und
auf Schleichwegen, Nutzen aus der ukrainischen
Freundschaft zu ziehen. Wir sehen gutmütig zu
und schließen den Vertrag ab. Das Geschäft ver¬
stehen andere besser als wir.
Ausland.
** Das Kabinett Hnffarck. Ter neue österreichi-
schs Mstnsterprsitent Freiherr von Hussarek hat
die Minister des Kabinetts Seidler in sein Mini¬
sterium mir Ausnahme der beiden polnischen Mini¬
ster Twardowski und Cwiklinski. die nach dem
Wunsche des Polenklubs ausscheiden sollen, über-
nomnren. Anstelle des Unterrichtsministers Cwik¬
linski trist der Sektionschef Madeysky und anstelle
des polnischen Landmannsminister Twardowsky
der Sekuonschef im Finanzministerium Galecki.
Das neue Ministerium erschien bereits am Freitag
in der Sitzung des Abgeordnetenhauses. Der neue
Ministerpräsident Dr. Max Hussarek ist auch von
der liberalen Presse als deütschgesinnter Mann an¬
erkannt worden mit dem Hinzufügen fteilich, daß
er „aber" als ehemaliger Professor des Kirchen-
rechts in Wien kirchlichen Gedankeagängen zuneige.
Von anderer Seite wird daraus hingewiesen, daß
er den Christlichsozialen nabestehe. Und so kommt
man zu dem Ergebnis, daß man die Politik des
neuen Mannes werde abwarten müssen, eine Tak¬
tik. die sich gegenüber auf neue Posten berufenen
Männern in den meisten Fällen empfiehlt. Gegen¬
über Hussarek wurde indes diese Vorsicht von man¬
chen Seiten von vornherein so weit getrieben, daß
schon bald von einem Scheitern seiner Mission die
Rede war. In Wien schätzt man cm dem neuen
Ministervräsidenten seine große volitische Erfah¬
rung. seine taktische Gewandtheit in Verhandlungen
und die umfangreiche Kenntnis deS Parlaments¬
betriebes und der politischen Persönlichkeiten, die
er sich durch eine siebenjährige Tatigkit als Mini¬
ster erworben hat.
** Annahme deS österreichischen Bndgetprovi-
soriums. Das österreichische Abgeordnetenhaus bat
am Freitag nach längerer Debatte in namentlicher
Abstimmung mit 215 gegen 196 Stimme» ein
sechsmonatiges Budgetprovisorium sowie in einfacher
Abstimmung den Sechsmilliardenkredrt angenommen.
Die Mehrheit, die für die Vorlage gestimmt hat,
setzte sich zusammen aus de» Christlich-Sostalen,
den deutsch-nationalen Parteien, den Deutsch-Radi¬
kalen, den Rumänen, dem Polenklub und einem
Teil der Italiener. Das Haus hat sodann die
Sommerferien angetreten. — Es ist dem neuen
Ministerpräsidenten also gelungen» woran manche
zweifelten, eine Einigung zwischen den deutschen
Parteien und den aus Zweckmäßigkeitsgründen mit¬
gehenden Polen herbeizuführen.
' Das neueste Portugal ist das des Diktators
Pa es. Dieser hat bei der Kongreßeröfftmng er-
flärt, er stehe auf republikanischem Boden und werde,
treu der Entente, in größerem Umfange eine Be-
teiligung Portugals am Kriege organisieren. Je-
denfalls bleibt es in diesem Punkt beim — Steten.
aus dem Nacydargevlet.
h'. Haimbach. Bei dem kurzen aber heftigen
Gewitter, daS am Freitag mittag über unsere
Gegend zog, schlug der Blitz in einen Kornhaufen,
der auf dem Felde stand. Der Kornhanfe» ging in
Flammen auf.
□ Großenlüder. Der Musketier Jos. Brähler
erhielt an der Somme das Eiserne Kreuz.
ff Bad Salzschlirf. Der Kanonier Arnold er¬
hielt in den Kämpfen am Kemmelberge das Eiserne
kreuz.
l.. Ans der Rhön. Wir erhalten folgend« Zu¬
schrift: Wenn wir jetzt durch die Felder gehen,
müsien wir mit Dank aufschauen zu dem Geber der
ö]
2m Sanne der Schuld.
Roman von Erich Friesen.
Die Matrone blickte auf.
«Einen Herrn Oberst von Gersdorf, liebes
Fräulein."
„O, Papa l Der ist drinnen. Da kommen Sie
nur gleich mit."
Und behende hüpfte sie der allen Frau voran
ins Haus.
Oben auf der Treppe bleib sie stehen und war¬
tete.
«So! Da wären wir!"
Neugierig blickte die Matrone in das frische,
lustige Mädchengeficht. Danu schüttelte sie leicht
den Kopf.
„Sie können doch nicht Irmgard von Gersdorf
sein, liebes Fräulein?"
„Nein, Gott sei Dank nicht!" lachte Junzler
Uebermut hellauf. .Ich bin nur die Trute — die
teilte Hummel! . . . Aber nun kommen Sie her¬
ein! Wen soll ich melden?"
„Mein Name tut vorerst nichts zur Sache. Ru¬
fen Sie bitte. Ihren Herrn Vater! Ich möchte ihn
sprechen — aber gleich. In einer sehr wichtigen
Angelegenheit. Es hantell sich nämlich um Frcm
von Thorn —"
Trudi, die schon davontrollte, blieb stehen und
stieß einen Schrei der Ueberraschung aus.
„Um Beate? Großer Gott! Was werden sie
drinnen sagen! Kommen Sie nur! Rasch, rasch!"
Und ohne jede Anmeldung, zog sie die klein«,
zage Frau mit sich hinein ins Wohnzimmer.
.Lieber Vater! Goldenste Mama! Denkt nur!
Nachricht von Beate!"
Der Oberst, der ganz vertieft in seine Zeitung
war. sÄ-ang auf. Irmgard, die in einem Buche
las. erschrak so sehr, daß das Buch ihrer Hand ent¬
glitt und zu Boten fiel. Und Frau Malwine. die.
wie zumeist, über eine feine Handarbeit gebeugt
saß, rief mit vor Erwartung bebender Stimme:
V «Beate lebt?"
guten Gaben, der uns bis hierher unser tägliches
Brot gegeben. Roggen und Weizen stehen nun gut,
auch die Sommerfrucht hat sich nach öfterem Regen
noch gut entwickelt. ES sei nun auf einen Hebel«
stand hingewiesen, der, wenn es nicht die größte
Not erfordert, unterbleiben sollte. In de» letzten
fahren sah man an manchen Orte», daß die Frucht,
die kaum reif abgemacht wurde, um gar bald zur
Dreschmaschine zu komnzen. Da die Körner davon
dann noch sehr weich sind, trocknen sie sehr zu-
sammeu, und werde» nicht wie die von ausgereifien
glatt, sondern ganz schrumpfig. Am meiste« leidet
aber daS Mark im Korn, welches doch der Haupr-
eil für Mehl und auch für Saatfrucht ist. Wenn
doch der Landmonn schon 10 Monate warten muß
bis zur Ernte, warum soll er nicht das Getreide
noch 8 bis 10 Tage draußen lasten, damit der Stoff
ans dem Halm sich auf die Lehren, bezw. Körner
übertragen kann; denn gerade hierdurch werden die
Körner fest, mehlreich, mablfähig und lagerfäbig.
Auch zur Saat sind solche Körner bedeutend besser
und keimfähiger. Deshalb die Bitte: Laßt das Ge
treibe etliche Tag« draußen ttocknen, «in jeder hat
selbst d n Nutzen davon und hilft dem Baterlande.
O Gelnhausen. Im benachbarten Huckeiheim
goß die 17 Jahre alte Landwirtstochter Katharina
RieS Petroleum in da» Herdfeuer, wodurch eine
Explosion entstand. AlSbald glich das Mädchen
einer Feueriäule. An den Folgen der erlittenen
Brandwunde« ist es geswrbe«.
G) Hauern. Die Stadtverordneten haben be¬
schlossen, den Kriegerfrauen vom 1. Juli d. I. ab
eine Teuerungszulage von 10 Mk. und 5 Mk,
für jedes Kind monatlich zu bewilligen. Hierdurch
erwächst der Stadt eine Mehrausgabe von jährlich
367 200 Mk. — Den städtische» nichtständigen B ü r o-
hilfsarbeiternundden nichtständigen Arbeitern
wurde eine weitere zehnprozenrige Teuerungszulage
bewilligt.
* Hann.»Münden. Ein verwegener Einbruchs-
diebstahl wurde in der Wohnung deS Architekten
Kraft verübt. Die Diebe drangen erst in in die
Speisekammer ein, too sie sich gütlich taten, dann
erbrachen sie den Schreibtisch, in dem sie 250 Mark
fanden und den Schlüssel zum Kassenschrank,
aus dem sie lausend Mark entwendeten. Auch
Kleidungsstücke und Wäsche haben sie mitgenommen.
* Kassel. Der wegen Diebstahls verhaftete Arbeiter
B. aus Niedervellmar sollte zum Verhandlungs¬
termin vocgeführt werden. Auf dem Flur des Justiz-
paloster entwich B. in Riesen prüngen. Nach¬
mittag- gelang eS einem Schutzmann, den Flüchtling
in der Nähe des Phil'ppinenhofeS nach einer auf¬
regenden Hetzjagd wieder zu verkästen.
* Stadtilm. Bei Geilsdorf waren zwei Unbe¬
kannte in das Gehöft des Landwir-s Schrick«! in
Göfletborn eingetreten und stahlen eine Gans. Ein
französischer Kriegsgefangener bemerkte den
Diebstahl und eilte den Dieben nach, um ihnen das
gestohlene Gur wieder abzunehmen. In der Nähe
des ehemalige« Behchanschen Teiches angekommen,
s ch o s se n die beiden Schurken den G- langenen nieder.
gn. Gieße«. Aus einem Abteil vierier Klasse
des Frühzuges nach Fulda stürzte während der
Fahrt der neunjährige Sohn der Botenfrau Dern-
grs auf den Bahnkörper. Das Kind war auf der
Stelle tot. Das Unglück wurde dadurch herbeize,
sühtt. daß durch bas Gedränge im mehr als über¬
füllten Ableil der Junge gegen die Tür gedrückt
wurde, sodaß diese äufflog.
hd. Herdorf. Auf der Sttecke KölwGttßen
entgleisten oberhalb der hiesigen Station meh¬
rere Wagen eines GüterzugeS. Menschenleben ka¬
men nicht zu Schaden, doch ist der Materialschaden
bedeutend.
* Wiesbaden. In Bierstadt wurde ein Mann
beim Kartoffeldiebstahl erwischt. Er konnte
nickt einmal Hunger als MilderungSqrund anführen,
sondern nur die Sucht zu rauchen war Schuld
daran. Die Karwffeln sollten al« Tauschobjekt gegen
Zigaretten »ach Wiesbaden gebracht werden.
SvsGberWen u.i>enhess.aemtern.
0 Fritzlar. Der Gefreite Wilhelm Schemann
seither iger Geschäftsführer im Hotel Raegel, wurde
zum Unteroffizier befördert.
Lokales.
Fulda. 27. Jul- ! iS.
<b Inhaber des Eisernen Kreuzes. Herr Divi-
siouspfarrer W«lh. Pfeifer, früher Sradttaplan,
wurde in den letzten schweren Kampfe» mit dem
Eiseinen Kreuz erster Klaffe ausgezeichnet.
(*) Cinennung. Ter Zahnarzt Franz H o h m a »n
wuroe auf dem weglichea Kriegsschauplatz zum Felü-
zahnarzt einer Division ernannt.
Ein verlegener, fast peinvoller Ausdruck legte
sich auf die fahlen Züge der kleinen Frau.
„Sa. Frau von Thorn lebt!"
„Gott sei Dank! Wo ist sie?" drängte der
Oberst.
„Bei mir im Hause."
„Ulrd Sie sind — ? Ihr Name —?"
„Frau — WaMewska!"
,D>i« Mutter der verstorbenen —" ^
„Marias Mutter!" vollendete die Matrone hasttg.
„Bitte, ftagen Sie mich jetzt nichts mehr. Lassen
Sie mich Ihnen alles erzählen — der Reihe nach!
Dazu habe ich die weite Reise von Nagusa hierher
unternommen."
Sie atmete ein paarmal schwer auf. Tann fuhr
sie, den ihr angebotenen Stuhl sc^veigend zurück-
weisend, mtt mühsam erkämpfter Ruhe fort:
„Meine Tochter ist nicht tot, wie Sie glaubten.
Sie lebt. Wie das alles kam, werten Sie sogleich
hören. Ich bin hier im Aufträge meiner Tochter.
Ich wäre schon früher gekommen; aber meine Toch¬
ter war krank — schwerer Nervenchock nach all der
ausgestandenen Angst. Ich durste sie nicht allein
lassen. Jetzt aber gebt es wieder besser. Und nun
sollen Sie alles erfahren!"
Traurig ließ sie ihre Augen im Kreise umher«
schweifen, in der Erwartung, überall feindseligen,
verächtlichen Blicken zu begegnen. ES hatte ihr
ihre Aufgabe erleichtert. Die wohlwollende Gute,
die ihr aus aller Augen erttgegenleuchtete, mackste
sie unruhig, verlegen.
Hatte man wirklich noch gar keine Ahnung von
der Wahrhett? Und Marja hatte ihr doch gesagt,
daß das öftere Fräulein von Gersdorf — —
„Wollen Sie nicht Platz nehmen? Sic müsien
doch müde sein!" bat Frau Malwine mft einladen¬
der Handbewegung. Sie haben eine weite Steife
hinter sich — brauchen Stärkung. Trudi, mein
Kind, bring Wein!"
Doch die alte Dame hiett das junge Mädchen,
das sofort davorreilen wollte, zurück.
* Di« Frage der Entlastung des Jahrgangs 1870.
Awtkich wird gemeldet: Die Entlassung auch nur
«Meck Teils des Jahrgangs 1870 wird aus mili¬
tärische» Gründen in absehbarer Zeit nicht möglich
sei».
— Defitzwcchsel. Das A. Henkel'sche Grundstück
Karlstraße 11 hierseAit, in dem sich der Krnemaro-
groph «Germania" befand, ist käuflich in den Besitz
des Keus«anns Joseph Zahner dahier übergegangen.
Der Kaufpreis beträgt 40,000 Mark.
ob. Ein geriebner Schwindler treibt sich seit
einiger Zeit in unserer Stadt herum. Er gibt sich
als mittellosen Kriegs.eilnehmer aus, um so bcsser
seine Betrügereien ausführen zu können und das
Mitleid zu erwecken. Bei einer Familie in der
Heinrichstraße wurde er bestens bewirtet und ihm
zudem, da er ohne jede Barschaft zu sein vorgab,
eine Fahrkarte nach Leipzig aus Erjparniffen der
Familien - Angehörigen am Bahnhof eingeyändigt.
Der «Kriegsteilnehmer" trat aber die Reise gar
nicht an, sondern wurde am andern Tage wieder
hier gesehen. Die Fahrkarte wird er wohk wieder
verkauft haben. Es ist anzunehmen, daß der Gauner
seine Betrügereien forrsetzt und es sei deshalb vor
ihm gewarnt; Vorkommendenfalls setze man die
Pol'zer in Kenntnis.
F. Der Kornschnitt hat in unserem Kreise viel¬
fach schon begonnen. Der Ertrag der Kornernte
wird sowohl hinsichtlich der Stroh- als auch der
Körnermenge als gut bezeichnet. Leider verzögert
da» Regenweeter daS völlige Reifen und die Ein-
bringung der Brotftucht. Auch Weizen und Hafer
sind fast schnittreif und stehen im allgemeinen recht
gut. Di« jetzige feuchte Witterung kommt de» Knollen¬
gewächsen sehr zu statten.
* Kriegsgefangene in der Landwirtschaft. Amt¬
lich wird bekanntgegeben: Aus Grund der Berner
Vereinbarungen zwrscheu der deutschen und franzö-
fischen Regierung über den Austausch von Kriegs¬
gefangenen ist es notwendig, daß von de« der Land¬
wirtschaft gestellten Kriegsgefangen in allernächster
Zeit eine Anzahl entzogen wird. Irgendwelche
Ausnahme» können nicht zugestanden werden, da
die genaue und pünktliche Durchführung des Ab¬
kommens erforderlich ist, wenn nicht das ganze Ab¬
kommen und somit die Rückkehr unserer deutschen
Kriegsgefangenen auS Frankreich in Frage gestellt
werden ivll. Die Lager werden den vertragschließen¬
den Arbeitgebern die zu entziehenden Gefangenen
namentlich bekanntgeben. Gesuchen um Be¬
lastung derartiger Gefangener kann nicht entsprochen
Weden. D»e Inspektion wir für möglichst baldigen
Ersatz Sorge zu tragen bemühlt sein.
vermischtes.
* Professor Hermann Schneider, der ausgezeich¬
nete Historienmaler und künstlerische Leiter der
.Fliegenden Blätiett, ist in München im Alter von
72 Jahren ge orten.
* Für 30 000 Mark Schokolade wurde aus dem DuiS.
burger Hauptpostamt beschlagnahmt.
* Hamsternde Frauen als Räuber. Zwei Frauen-
die eine Hamsterei nach Holzminden gemacht hatten-
haben die Gutmütigkeit einer Kriegersrau mit schweren
Undank belohnt. In Stahle bet Holzmmden wies
die Kriegersfrou, die Mitleid mit den schwer bela¬
denen Frauen halte, ihre be-den 12 und 7 Jahre
alten Töödter an, den Frauen den Weg zu zecge»,
und den Handwagen herauszuholen. Zwei Reise¬
körbe und vier Säcke wurden darauf gelegt, und
dann ging es nach dem Bahnhof Holzminden
Die beiden kleinen Helferinnen stiegen mit in
den Wagen ein, aus dem die beiden Frauen
sie aber trotz ihrer Bitten nicht wieder
herausließen. Tie Kinder schliefen schließlich vor
Müdigkeit ein, und während t>ie;er Zeit entkleideten
die Frauen das ältere Mädchen und putzten
damit eine Tochter heraus, die eine der
Frauen bei sich hatte. Auch das andere
Mädchen mußte Schuhe und Sirürnpse hergeben.
In Geljenkirchen angekommen, verschwanden beide
Frauen und ließen die Kinder weinend und
hungernd am Bahnhof stehen, deren sich schließlich
oie Bahnhofsmijsion erbarmte, die sie ihren Eltern
zurücksandle. .
Wer kommt mit?
DaS Ergebnis der Luderrdorffspeude wird allem An¬
schein nach in unserer Siadi kein besonders erfreuliches
werden, wenn auch von tingcincn Ereilen reichlich ge¬
geben worden ist, weil Du, mein lieber Mitbürger, über
Ihre Bedeutung immer noch nicht klar zu sein scheinst.
Stelle Dir dazu vor, oder laß es Dir von denen,
die von draußen hereinkommen, sagen, wie es im
Kampfgebiet aussreht, in einem Landstreifen. der bei
einer ungeheuren Länge stellenweise eine Breite hat
„Danke! Bleiben Sie nur! Was ich zu sagen
habe, sollen Sie fofort erfahren. Alle zusammen...
Es ist nichts Gutes—."
Unwillkürlich trat Irmgard einen Schritt vor.
Sie wußte, was jetzt kommen würde.
„Reden Sie! Wir warten."
Ihr Ton klang ernst, fast befehlend; ater er
gab der armen Frau ihren gesunkenen Mut wie¬
der. Hasttg raffte sie sich auf. Und die Hand auf
die Lehne des Stuhles gestützt, berichtete sie in
schlichten, bewegten Worten, hie und da üef aufat-
vlenü, als fühlte sie sich testest von einer Äst, den
ganzen Sachverhalt.
Und je weiter sie sprach, desto ruhiger wurde
sie, desto mehr wuchs ihr Mut — der starke, unbe*
zw ingliche, alles überwindende Mut der Mutter,
die ihrem Kinde jedes Opfer bringt — und koste
es selbst das Leben.
,Jch weiß, was unsere Zukunft ist nach diesem
offenen Bekenntnis", schloß sie mit seltsamer Stütze,
zum erstenmal dem Obersten voll ins Gesicht
blickend. „Aber das schreckt uns nicht. Das Ge¬
wissen meines armen Kindes wird erleichtert sein.
Und das Geläute der Totenglocken, das sie gleich
einem höllischen Spuk Tag und Nacht verfolgt,
wird aufhören. Und ihr toter, von ihr über alles
geliebter Gatte wird dort obckrim Himmel ihr Be¬
kenntnis hören und ihr verzeihen —."
„Aber Hans-Leopold ist ja ggr nicht tot!"
Trudi in ihrer kindlichen Naivität platzte damit
heraus, mitten hinein in die wortlose Still«, die
der erschütternden Erzählung gefolgt war.
„Er — ist nicht — tot?" schrie Frau Wasfilewska
auf. „Er ist nicht tot?"
Beruhigend legte der Oberst die Hand auf den
Arm der fieberhaft erregten Frau.
„Nein. Er licht — Gott sei Dank! Ganz wider
Erwarten hat sich fein Zustand gebessert. Aber der
Arzt sagt, die Angst und Sorge um seine Frau be-
einträchtigen di« Rekonvaleszens. Er spricht den
ganzen Tag von Beate!" -- ' "
- (Fortsetzung folgt.)
wie unser ganzer Kreis Fulda. Diele hundert Htzälur,
viele von der Größe 'FüvW'Md größte» sind -derwüsteff
manche vollkommen vom Erdboden verschwunden, da
alles Holz, alle Steine für die Karnpfhandlmnz ver.
brauchr worden sind. Und wie siebt es bin uns 'dagegen
aus? Sie im riefsten Frieden. Fulda liegt 2g 0 Klm,
von unserer Grenze enifernr, genau so wen liegen auf
der anderen Seite Rovon, Pcronne, Bapanme. Albere.
Was würde unser Schicksal fein, wären unsren Truv-
Pen so weit zurückgewiesen wie der Feind?
Darum, was schuldest Du den Feldgraues Riciit
denen, di« die Mühen des Krieges gern ertragen, irer.it
auä) vier., fünfmal in Schmerzen geblutet herben für
uns, auch nicht denen, die ihren Opfermur mit oem Hel«
dentode bezahlt haben und nun in Gotr raches ober den
Angehörigen daheim, die gewiß schwer geMÄfr find,
die aber Pott und die Zeit wieder aufrichtm und die
nach menschlichem Ermessen zum großenTeli ihreir
Kummer überwinden werden. Nein, es gilt denen zu
Helsen» die neben alledem, was wir zu nagen haben, uns
was wir leichter ertragen können, ihre Geßnndheit ge.
opfert haben für uns, ihre gesunden Gliedemnaßen ver¬
loren haben,, verurteilt sind, für das, wirs sie uns
Gmes geran haben, bis an ihr vielleicht fesnes Lebens,
ende als Krüppel umherzulaufen. Ihnen ßoll geholfen
werden; nicht durch demütigenöe Geschenke^, nein, sie.
die durch ihr Schicksal schonungslos auS dem Gleis«
ihrer bisherigen Tätigkeit hevausgeriffen Find, sollen
durch Belehrung und Vermittelung wieder ans den Weg
einer gesunden Arbeit gebracht werden, die «Lein, nächst
Gott, sie wieder aufrichten, ihnen den innevnn Halt und
ihr Selbstvertrauen wieder geben kann.
Zu diesem Zweck, lieber Mitbürger, stillst Du spen.
den. Spenden? Ist das der rechte Anichrnck dafür?
Ist das nicht vielmehr eine heilige Pflicht, eine
Steuer, nur eine Erleichterung unseres j&üxc belaste¬
ten Gewissens, wenn wir nach besten Kräften geben?
Und nicht für einen, für diesen oder jenen» für den Ge.
suuden, für den Reichen, den Kriegsgewinnler, nein,
für uns alle, jeder muß beipflichren, Jeder, der fern
bleibt, lädt eine schwere Schuld auf Ith. Die Frage
kann nur sein, wie viel gebe ich, wie hoch stelle ich mein
Selbst ein und meinen mir erhaltenen Besitz. Was wir
jetzt an Mangel zu leiden haben, ist und bleibt Bohl,
ergehen und Glück gegen das Schicksal der Hundert,
taus.nde von Unglückliche», die Hav und Gut und Hei.
mat verloren haben.
Darum gib, gib so viel Du kannst, u»d wenn es selbst
nur 5 oder 10 Pfennige sind, 5 Pfennig auf jede« Ein.
wohner der Stadt ergeben allein 1000 Mk. und toie viel
Tausends können mehr geben ohne z« entbehren. Wir
wollen und sollen aber entbehren; v«s entbehrt wird
gegenüber dem armen Dtensch, dem beide Beine abge.
schossen sind, der einen Arm verloren, den anderen nickt
mehr gebrauchen kann, der nach schwer verheiltem Kopf,
schuß sich nicht mehr für KörperarbeÄ bücke», nur schwer
zur ungewohnten Denkarbeit übergckhen kann. Entbehre
wie sie einen Monat, eine Woche renr, dann fließt das
Geld in Strömm. Die Kriegsgetmnner sollen gewiß
auch heran und haben in noch viel höherem Maße Pflicht
und Gelegenheit zu geben; aber dem Weg zur SaunnÄ.
stelle muß jeder finden. Darum meff und wer schon ge.
geben und glaubt noch nicht das Ätßerst« getan zu ha,
be», der gehe noch einmal. y
Ich gehe hem noch einmal, wer kommt mit. J
Ein Einwohner Fuldas.
Letzte Nachrichten.
vtb Berlin, 26. Juli. St^h ten außergewöhn¬
lich verlustreichen Angriffen zwischen Aisne und
Marne hat der Feind, der hier ten erstrebten Durch¬
bruch trotz rücksichtslosesten Menscheneinsatzes nicht
erringen konnte, in den besten letzten Tagen vor¬
läufig nur noch di« Kraft zu erfolglosen Teil«»»
griffen gefunden. In den gestrigen Morgenstun¬
den grif er unter starkem Feuerschutz unsere Stel¬
lungen bei Dillemontoire an. — Gleichzeitig stieß
er vergeblich gegen die nördjfich anschließende Front
vor. Seine Bewegungen uind Berettstellungen la¬
gen mehrfach unter wirksarnstem deutschen Feuer.
Bei der Aowchr im Gegenstoß brachten wir 130
Franzosen als Gefangene chn. Auch bei Oulchy-le-
Ehateau erneuerte der Fernd seine Bemühungen.
Hier scheiterten seine Angriffe nach hartnäckigen
Kämpfen unter besonders schweren Feindverlusten,
die Gegend von Coinoy war der Schauplatz erbit¬
terter hin und her wogercher Teilkämpfe, in denen
der Gegner vergeblich höbe Opfer brachte. An der
Marne ichetterten nach LV-stündiger Arttllerievor-
bereitung am spaten Awnnittage in der Gegend
von Torw.ans feindliche Angriffe. Sie wurden
bis zum Abend unvermindert heftig fortgesetzt und
entschieden sich zu unseren Gunsten. Südwestlich
Reims batten mehrfache feindliche Angriffe das¬
selbe Schicksal von Bo»lonnes. Auf das Kampf»
feld vormarschierende Kindliche Kolonnen gerieten
in das Schnellfeuer mfiserer Batterien, daS ihnen
schwerste Verluste zufuxste. Auch hier blieben bei
den Kämvfen 100 Frmzzosen in unserer Hand. Wei-
tere 52 Gefangene wurden nördlich Bouilly einge¬
bracht.
Hdp. Haag, 26. Jul- Nachdem etwa 1000 Waggons
Frühkartoffeln wach Deutschland abgesandt
worden sind, wurde die weitere Ausfuhr eingestellt
w-"-en deS eigenen bringenden Bedarfs. Infolge¬
dessen werden auch «ickt die ganzen 80 000 Tonnen
Steinkohlen aus Tnulschland kommen. Die all-
aemeinen Berhandlnmaen über weiteren Warenaus¬
tausch werden noch, fortgesetzt.
Mtb Kristiania, 26. Juft. Rach einem Londoner
Sondertelegramm an ,Aftonposteu" und ,TidenS
Teg«'greift der Str-eik der Munition» arbeiten
in aanz England Eglich immer mehr um sich. Er
umfaßte gestern bereits wber 150000 Mann, davon
allein in Birmingham 80000, in Coventry 12000-,
und in Manchester 10000.
ÄU5z»g aur dem Ztanderamtr-Regifter
de» Kömiql. Standesamte» Fulda.
Sterbefälle in der Zeit vom 19. bis 26. Juli 1818.
17. Juli: Margareta Helena Braun, 10 I. 10 M.
- T. 19. Josewh Klöhr. 10 M. 2 T. 19. Försters.
Wttwe Emma SZernharvi geb. Dötzold, 66 I 8 M. 7 T.
21 Franz Etzel, 2 I. 3 M. 23 T. 2!. Anna Sckwab.
24 I KM. 24 T. 23. Privatin Amalia Dadreux, 77 I.
11 M 8 T. 23. Schreiner Eduard Ruppe!, 31 I. 10 M.
22 T.
Zum Eintrag gekommen« Sterbefälle ortLanSehöriger
• Krieger.
1 Juni 1918: Gefreiter Joseph Karl Alexander
Kramer, Metzger, 28 I. 11 M. 23 T. 28. Mai 1818:
Gardist Karl Franz Trapp, Maschinensetzer, 21 I. 2 M.
12 T. ___
Wettmworanssage. Sonntag, 28. Juli 1918.
Veränderlich, 'pater aufklärend, kühl.
Ar«S de« Berluftlifte«.
Gefr. Paul Beck, «assel. gef. Gefr. WilhDecker,
Srotzenind«, sch. v. Eduard EH I, Xafiel-weblbeiden.
sch. v. Gefr. Jos. F l a d u u g. Crairbach, l. v. Karl
Fürst, Bfcbet, gef. Karl Gutermuth. valherda. gef.
Utffz. Jotz Hoh mann, Snsenau. l. v. ^.eop. Köhl,
vad gef. Gefr. Franz Lehmann. Hilders,
l. v. Karl Leister, 8re-«n (Dermbach. 1 l. v. Karl
Herm. Otto Pfaff. r-imd ch, 'ff. Gefr. Jos. Ru hl.
verdßeiK, l ». Wuq. Scharfenberg, *«ffd, gef.
Philipp Schmitt, Lad Saljfd)llrf, fö. t>. Stn. d. L.
Franz Scholl, ««fiel, sch. v- Karl Seiles Schlitz,
l. v. Kriedr. Seitz. tzaia«. sch. v.