r?r 175 I Verantwortlich fiitöen redaktionellen Teil. Kart Schütte. I 11 <T«t15 1CI1« I druck und Verlag der Fuldaer Actiendruckerei in Fulda. — > Intimntlfl
Hl. M J» j )ut ten angetgenteil: 3. Sg g tgelle r, gul&cu — gidtationg» | alUltwwCIj «Hllt Eb?jö» | Fernsprecher Nr. s. Telegramm-Adreffe: Fuldaer Zeitnag. | “«■'* jUiJIy Ully.
Me Angriffe nördlich
2er deutsche LsgeDZricht.
«tb Großes Hauptquartier, 3«. Juli. (Amtl.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Rege nächtliche Erkundungstätigkeit. Teilan-
8 risse der Engländer in der Gegend von Mer»
riS (nördlich der Lys) und beiderseits von Ayette
(südlich von Arras) wurden adgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
An der Kampffront griff der Feind unser«
»eneu Limen nördlich des O u r c q und unsere
Stellungen auf den Waldhöhen s ü d w e st l i ch von
Reims mit starken Kräften an. Franzosen, Eng¬
länder und Amerikaner wurden unter schwersten
Verlusten für den Feind auf ihrer ganzen
Angriffsfront zurückgeworfen.
Der Schwerpunkt des feindlichen Angriffs war
gegen di« Front Hartennes-Fere cn Dar-
d e n o i s gerichtet. Hier stürmten dichte Angriffs»
wellen des Gegners am Vor- und Nachmittage im¬
mer von neuem an. Vor und an unseren Linien,
teilweise in unseren Gegenstößen, brach ihr An¬
sturm zusammen. Am Nachmittage dehnte der
Feind feine Angriffe über Fere rn Tardenois nach
Osten bis zum Walde von Mennicre aus. Sic
hatten ebenso wenig Erfolg, wie Teilangriffe, die er
am Morgen am Walde von Mennierr, in den
Abendstunde« in breiter Front westlich von Dille
en Tardenois führte. Südwestlich von Reims wie¬
derholt« der Feind zwischen Chambrecv und
Vrignh an einzelnen Stelle« bis zu fünf Malen
i>es Storni Meliert.
feine Angriff« und setzte sie bis zum späten Abend
in heftigen Tcilangriffen fort. Er wurde überall
blutig adgewiesen.
In der Champagne vertrieben wir südlich vom
F i ch t e b c r g e den Feind aus Gräben, die er seit
seinem Vorstoß am 27. Juli noch besetzt hielt und
nahmen einen feindlichen Stützpunkt nordöstlich von
Perthes.
Leutnant Loewenhardt errang seinen 46. Lust-
sieg.
Der Erste Generalguartiermeister: Ludendorff.
^tb Berlin, 30. Juli, abends. (Amtlich.)
Nach seiner N i e d e r la g c am gestrigen Tage
verblieb der Feind heute ruhig.
Oeftrrrerchisch - rrngarifchcr Tagesbericht.
wtb W icn, 30. Juli.
Auf dem italienischen Kriegsschau¬
plätze wirkungslose feindliche Feuerübcrsällc und
Störnngsseuer gegen rückwärtige Räume. Ober¬
leutnant Linkc-Eravsord erzielte seinen 27. Luftsieg.
An der albanischen Front erneuerte der
Feind seine starken Angriffe gegen unsere Stellun¬
gen am südlichen Semeni-Uscr und auf dem Höhen¬
rücken des Malisiloives. Von unseren Truppen,
die teils durch zähen Widerstand, tefts in tapferem
Gegenangriff alle Anstrengungen der Angreifer zu¬
nichte machten, verdient das Budapcster Landsturm¬
bataillon besonders hervorgehoben zu werden.
Der Chef des Geurralstabes.
Die Jahresbente.
«rtb Berlin, 30. Juli. Die Leistungen des
deutschen Heeres währenddes vierten Krieg S-
jahres kommen in folgenden Zahlen zum Ausdruck:
Den Feinden wurden entrissen nnd von deutschen
Truppen besetzt: ,
im Osten 198 256 Quadratkilometer,
in Italien 14423 Quadratkilometer,
an der Westfront 5323 Quadratkilometer
fgeräumtes Gebiet ander
Marne ist abgerechnet),
im ganzen 218 002 Quadratkilometer.
Ferner halfen unsere Truppen vom Feinde bezw-
tzon räuberischen Banden säubern:
in Finnland 373602 Quadratkilometer,
in der Ukraine 452033 Quadratkilometer,
in der Krim 25727 Quadratkilometer,
A« Beute wurde eingebracht:
7 000 Geschütze,
24 600 Maschinengewehre,
751 972 Gewehre,
2867 500 Schuß Artilleriemunition,
102250000 Schutz Jnsanteriemunition,
2000 Flugzeuge,
200 Fesselballone,
1705 Feldküchen»
300 Tanks,
3 000 Lokomotiven,
28000 Elienbahnwagen,
65000 Fahrzeuge.
Die Zahl der im vierten Kriegsjahr gemachten
Gefangenen beläuft sich auf 838500, somit hat
die Gesamtgefangenenzahl die Höhe von
nahezu 3'/» Millionen erreicht.
Die letzte« Zuckungen
der französischen Offensive.
Daß der Fochsche Vorstoß gescheitert sch. war
schau jeit Ende der Woche für fedra Unbefangenen
klar zu erkennen. Aber unser HeereM-richr oom
Dienstag meldet, daß der Feind gegen unsere neuen
Stellungen tinch-rbcste Angriffe versucht hat, die
unter schwersten Verlusten ab prallten. Ueberall
lbutig aögewiest'n.",
Diese Besiegelung der Niederlage ist für uns
«m erfreuliches Kriegsneujahrsgeschenk. Die fran-
/zösifche Offensive war von langer Hand, unter
-Aufgebot d«S ganzen Kräfterestes und nach einem
.verhältnismäßig guten Plane vorbereitet. Ihr
Dehlschlag ist eine schwere Niederlage im wirklichen
hSrnne des Wortes.
Foch hatte immerhin einiges gelernt von
Hlndenburg, aber längst nicht alles. Vor allem
Mlt eS ihm an der Kunst, oder vielleicht auch an
-er Kraft, rechtzeitig abzubrechen, wenn
»»« Fortsetzung emes Unternehmens sich nicht mehr
lohnt. DaS kluge Ausweichen vor einem vorläufig
ni großen Hindernis wird bei uns feit langem
in der größten Ruhe und mit b
llE Unsere HeereSleitun- **eute sogar nicht den
rartrschen Rückzug, wenn ein Gelände weniger Wert
3U feinet Behauptung notwendigen
Trichpen. General Fach hätte nun wenigstens, als
« ® mhjffit der deutschen -Stellungen erprobt
hatt^ seine Offensive zum Stillstand bringen müs-
XX' 0"' Durchbruch unerreichbar geworden war.
Aber er war halsstarrig, wobei vermutlich die Er¬
wägung, den Ausschlags gab: Welchen fatalen Ein-
druck )viro nt der öffentlichen Meinung machen
wenn ich dr« Pomvos eingeleitete Offensive so schnell
abbreche? Tre Rücksichten auf das persönliche An¬
sehen und auf die Dolksstimmung dürfen aber bei
einem »Heerführer nicht den Ausschlag gehen. Er
muß seine Entschlüsse durchaus nach der militä¬
rischen Zweckmäßigkeit kaffen. Tut er das nicht,
w hat sein Heer unter schweren Verlusten zu leiden
und da? Abenteuer läuft in eine volle Niederlaae
aus. ‘
Unsre Heeresleitung hat ia längst vor aller
verkünden lassen, daß ihr Endziel nicht im
^>ndkartengewinn sei, sondern vielmehr die Aus¬
übung und Vernichtung der feindlichen Wehrmacht.
arbeitet Fach seinem Widerpart geradezu in
^ Hände, wenn er den Rest seiner Kräfte sin ver-
« ö.tüjcn Borstoßen gegen die neuen festen Stel¬
lungen der Deutschen sich verbluten und zermürben
läßt.
Als wir den vorgeschobenen Marnebogen Preis
gaben, hätte Fach sich gewarnt sein lassen sollen.
Damit war seine Hoffnung auf einen ergiebigen
Flankenstoß vereitelst
Auch in Frankreich selbst batten sich schon Tritt'
sche Stimmen erhoben, als die ersten Vorstöße stock
ten. Einer sah es schon als einen verhängnisvollen
Zwischenfall an, daß die Deutschen den Rückzug
über die Marne ungehindert durchzufübreu ver¬
mochten. Andere Stimmen vermuten, daß Foch sich
zur Uebereilung bei seiner Offensive babe verleiten
lassen dirrch den Vorstoß der Deutschen an die
Marne. In der Tat gewinnt durch den Verlauf
der Dinge die Ansicht an Wahrscheinlichkeit; daß
deutscherseits die Offensive zti beiden Seiten von
Reims nicht als ein großes Unternehmen tür sich
geplant war. sondern als eine Reizuna des Gegners
zur vorzeitigen Ausführung seines Planes. In
diesem Lichte bekommt unser Vorgeben um Reims
Aehulichkert mit dem Angriff auf Verdun, durch
den wir s. Z. der gevlcmten «roßen Offensive in
der Champagne störend Vorgriffen.
So steht, die Jahreswende des Krieges dort un¬
ter dem Zeichen der Erschöpfung und Ohnmacht:
bei uns unter dem Zeichen der wachsenden Ueber-
legenheit und Zuversicht.
$
Die Entente hat besonders auf dem westlichen
Teil der neuen Front zwischen Harfennes und
Fere en Tardenois scharf angegriffen, und ist
überall restlos geworfen worden. Aebnlich ist es
ja auf dem östlichen Teil der neuen Front gegau
gen. Die ,Anzahl der von der Entente in der neuen
Schlacht eingesetzten Divisionen hat sich auf 56 er¬
höht. Don unseren Feinden werden ganz phanta¬
stische Ziffern über die Zahl der eingesetzten deut¬
schen Divisionen verbreitet. Wir können feststellen,
daß die Zahl dieser Divisionen weit hinter der
feindlichen zurückbleibt. Die Entente gibt ferner¬
hin sehr hohe Zahlen an Gefangenen und B-"tt-
an. Diese sind übertrieben. Bis zum jetzigen An¬
griff können wir die Zahl der Gefangenen und
Beute als ungefähr ausgeglichen mit den von uns
zwischen dem 15. und 17. Juli gemachten Gefange¬
nen und Vculezahlen ansehen. Jinmer wieder fei
betont: der Krieg auf der Wesffront hat als Ziel
die Erschütterung und Vernichtung der feindlichen
Heereskraft.
Im Osten haben wir diese? Ziel erreicht. Wir
haben dort die feindlichen Heere nicht nur im An¬
griff, sondern, auch in der Abwehr geschlagen und
nicht am wenigsten durch die blutigen Verluste des
Feindes in der Abwehr seine Kamvffrast erschüt¬
tert und vernichtest Dem gleichen Ziel bringt uns
im Westen die fetzige Schlacht näher.
Die Kämpfe vom 29. Juli.
vtb Berlin, 30. Juli. Mit starken Kräften ist
am 20. Juli der Feind aufs neue geaen die jetzige
deutsche Front angerannt und hat sich wiederum
eine schwere blutige Schlappe geholt. Wie
seinerzeit Marschall Haig in Flandern und General
Nivelle an der Aisne, setzte auch an der Kampfront
zwischen Soissons und Reims Foch die alte
starre Kampfmethode der Entente fort, die lediglich
dazu führt, seine an und für sich ungeheuren
Blutopfer ins Ungemessene zu steigern.
Nach einer 5 Uhr vormittags begonnenen starken
Artillerievorbereituna griff der Feind in dichten
Wellen und mit starken Kräften unsere Front süd¬
lich Ha r t e n n e s an. Sein Angriff brach hier völlig
und unter schweren Verlusten zusammen.
Am Nachmittag wiederholte er mit frischen Kräften
seinen Vorstoß, der ebenso erfolglos blieb. Gleich-
zeitige englische Angriffe nordöstlich Oulchy-Ie»
Chateau wurden glatt abgewiesen. Gegen 10 Uhr
abends nochmals vörgehende feindliche Infanterie
mutzte bereits vor unserem Maschinengewehrfeuer
zurückgehen. Bei dem vergeblichen Anrennen beider¬
seits Fsren-Tardenois, das sich bis in die
Abendstunden hinein wiederholte, brachten wir im
Gegenstoß zwei Offiziere und 70 Mann an Ge-
fangenen «in.
vtb Berlin, 30. Just. Der am Ostrande des
Neuniere-Walder nach einstündiger Artillerie¬
vorbereitung am 29. Juli 7 Uhr vormittags unter¬
nommene feindliche Angriff endete mit einem vollen
Ei folg für unsere dort kämpfenden Truppen. Weiter
östlich bis in die Gegend von Ville-Tardenois
gingen die Franzosen und Engländer gegen 7 Uhr
abends zum Angriff vor. Auch dieser Angriff brach
unter schweren Verlusten für den Feind teils
schon in unserem Vernichtungsfeuer, teils im Gegen¬
stoß zusammen.
Bombenattentat gegen General
v. Eichhorn.
Der Attentäter verhaftet.
wtb Kiew, 30. Juli. (Amtlich.) Gegen Feld¬
marsch all von Eichhorn und seinen persön¬
lichen Adjutanten Hauptmann von D r e ß l r r
wurde 2 Uhr nachmittags auf dem Wege vom Ka¬
sino nach seiner Wohnung in deren unmittelbarer
Nähe durch einen in einer Droschke an sie heranfah-
renden Mann ein Bombenattentat verübt.
Attentäter und Kutscher sind verhaftest
Die bisherigen Feststellungen denken auf die
Urheberschaft der sozialrevolutionären
Partei in Moskau, hinter der erfahrungsge¬
mäß dir Entente steht.
Ein Telegramm des Kaisers.
»cd Berlin, 30. Just. (Amtlich.) Der Kaiser
sandte an Feldmarschall v. Eichhorn folgende De¬
pesche :
„Mein lieber Gsneralfeldmarschall! Mit Entrüstung
und tiefem Bedauern erhalte ich die Meldung von dem
de rabscheuungs würdigen Verbrechen, das
Mgen Sie und Ihren Adjutant:« begangen wurde. Seien
Sie meiner ansrichtigen, h»«ilich:n TeiHxNmo- ver¬
sichert. Ich Hesse und ckit Gott, daß Ihnen
baldige Wiederherstellimrs lefitiien sein möge. Er er¬
halte Sie uns und dem BateMmde.
Mit herzl. Gruß Ihr wohlgeneigrer König Wilhelm."
Der Felvmerschall
und sein Adjutant gestorben
wtb K t e la, 31. Juli. (Tel.) Generalfeldmar¬
schall von Eichhorn ist gestern 10 Uhr abends
seinen Verletzungen erlegen, kurz vor ihm
desgleichen Hauptmann v. D r e ß l e r.
*
Kaum drei Wochen nach der Ermordung des
Grafen Mirbach kontmt schon wieder die Meldung
von einem fluchwürdigen Attentat auf einen Der-
treter Deutschlands im Osten. Wieder ein Beweis,
daß die Entente wirklich vor keinem noch so verab¬
scheuungswürdigen Verbrechen zurückschreckt, um
Deutschland itn Osten Schwierigkeiten zu machen
und aus dem Wege zu räumen, was ihren Bestre¬
bungen in Rußland hinderlich ist. Der Verdacht,
daß in der Tat Ententeagenten ihre Finger im
Spiel hatten, ist angesichts der unablässigen und
skrupellosen Agitation in Rußland naheliegend, er
wird, der aintlichen Meldung zufolge, durch die bis¬
herigen Feststellungen noch gestützt. Die Entente
mußte -in Interesse daran haben, daß ein Mann
verschwand, dm- mit fester Soldatenfaust zugegrif-
fen hatte, als von neuem Unordnung in das junge
Staatswesen der Ukraine einzuziehen drohte. Man
erinnert sich an seinen Feldbestellungserlaß, der
uns den verbürgten Brotfrieden zu Taten sollte
werden laffeu, die Bevölkerung selbst aber vor ei¬
nem sicheren Versinken in die Schrecken der Hun¬
gersnot rettete. Man denkt auch an den raschen
Zugriff bei der Verhaftung der ersten Regierung,
der dem Lande die innere Ruhe bewahrte. Ein
solcher Mann war natürlich der Entente und ihren
Freunden ein Dorn im Auge, und was ehrlicher
Kampf nicht zuwege brachte, sollte der Meuchel¬
mord erfüllen, dies bewährte Streitmittel der
.Kämpfer für Kultur und Zivilisation", der Mör¬
der des Erzherzogs Franz Ferdinand und des Gra-
.fen Mirbach
v. Eichhorn, der vor wenigen Monaten deinen
70. Geburtstag beging, war bekanntlich lange Jahre
Kommandeur des 18. Armeekorps.
Der Zerfall Rußlands.
Die rrnliiarisch-politische Lage in Rußland gestaltet
sich nach ^Mitteilungen, die uns von besonderer unter,
richtete! Seite zugehen, fiir die Sowjetregierung immer
bedrohlicher/
Die nachdrückliche Unterstützung durch die Entente
hat eS den Tschecho - Slowaken ermöglicht, vom
Osten her in das europäische Rußland vorzudringen.
Die Einnahme von Samara durch die Tschecho.
Slowaken muß als. eine Bedrohung Moskaus
angesehen werden. Gleichzeitig mit dem Vordringen
der Tschechen macht der Zerfall der Sowsetregierung
Fortschritte. Eine Stärkung der gegenrevolutionären
Strömungen bedeutete auch das Gelingen der Flucht
des Großfürsten Michael au» Omsk. Dazu kommen
noch die H u n gersnöte in den Städten und dex
wachsende Widerstand der Bauern gegen die Requi¬
sitionen. sodaß die Sozialrevolutionärs ihre Zeit für
gekommen glaubten. Die Ermordung des Grafen Mrr.
bach sollte daS Signal zum Losschlagen geben. Tat.
sächlich kam es in Moskau zu Siraßenkämpfen, die aber
von der Sowjetregierung niedergeschlagen werden konn¬
ten Diese Ereignisse haben den Bolschcwckr die Not¬
wendigkeit eine?'ft eh enden Heeres vor Augen
geführt und sie sind bereits zur Einführung erner sechs,
monatigen Dienstpflichr geschritten. Die Erfolge der
Sowjerregierung mir den militärischen Einberufungen
sind aber nicht groß. Vielfach laufen die eingczogenen
Rekruten einfach wieder nachhause oder verweigern den
Gehorsam. Auch die ausgebildeten Mannschaften sind
nicht immer zuverläsiig. .
Die Landungen von Ententetruppen in Archan.
gelsk und an der Mur man käste werden fort,
gesetzt. Man schätzr die Zahl der bisher gelandeten
Truppen auf 15—20 000. In der Hauptsache bestehen
sie aus französischen Matrosenabteilungen. Der nörd.
lichste Teil der Murmanbahn von Kola bis Kem ist
besetzt und die Ententetruppen marschieren in südlicher
Richtung auf Kem vor. Die Truppen der Sowjets
haben den Befehl erhalten, sich zurückzuzichen, könnten
Wohl auch keinen stärkeren Widerstand leisten.
Die t s ch e ch i s ch e n T r u p p e n, die beiderseits
des Urals operierten, sind angesichts ihrer straffen
militärischen Zucht uud ihrer guten Bewaffnung für die
Bolschewiki ein nicht zu unterschätzender Feind. Man
schätzt ihre Zahl auf etwa 40—60 000, wozu noch rund
16 000 Dutowsche Kosaken kommen, die sich ihnen an.
geschlossen haben. Das Endziel der Operationen an der
Muvmcmküste und am Ural ist die Herstellung einer
Verbindung zwischen den gelandeten Enicnietruvven und
den Tschecho-Slowaken, ein Ziel, das mit Rücksicht auf
die Ohnmacht der Moskauer Regierung und die Energie
ihrer Gegner durchaus nicht so ohne weiteres von der
Hand gewiesen werden kann.
Die Lag« in Sibirien ist nach wie vor un.
geklärt. Sicher scheint zu sein, daß die Bolschewiki sich
nur noch in Irkutsk halten. Mer auch in Irkutsk haben
bereits Gefechte zwischen den Bolschewiki und den
Tschechen stattgeninden. Aus dem Osten droht ' der
Vormarsch starker japanischer Truppen¬
massen, die sich in der Mandschurei versammeln.
Die prov'lorische sibirische Regierung in Omsk wird von
Favan. China und Amerika weitgehend unterstützt, se.
doch sind die Verhandlungen über eine militärische
Unterstützung noch nicht zum Abschluß gekommen.
Die mohammedanischen T u r k e st a n e r. die anti.
bolschewistisch gesinnt sind, haben einen Hilferuf nach
England gelangen lasten. England scheint diese günstige
Gelegenheit benutzen zu wollen, um sich in die poli.
tischen Berbältnisie Turkesians einzumischen. Es
zieht cm der versisch-turkestanischen Grenze bereits
indiillie Kavallerie zusamm-n und hat die Häfen an der
Südküsie des Kasvischen Meeres besetzt.
Cholera nnd Hungersnot in Petersburg.
Die Petersburger „Rußkis Listok" druckt den
Aufruf des Petersburger Befehlshabers an alle
Stadtbewohner ab, die nicht unumgänglich an die
Stadk gefesselt sind, sie sollen sich unverzüglich ent¬
fernen, da infolge der Cholera und Hungersnot sich
die verzweifelte Lage der Stadt täglich verschlechtere.
Der Kommandant teilt ferner, mit, daß Maßnahmen
für die Bereitstellung von Sonderzügen getroffen
wurden, welche die Einwohner in die Gebiete von
Wologda und andere Städte führen sollen, wo immer¬
hin noch die Möglichkeit, da? Leben zu fristen, besteht.
Besiarabieir.
Einigung zwischen Rumänien und der Ukraine.
Berlin, 28. Juli. Die Jassyer Zeitung „Tri''
buna" meldet, daß die Unstimmigkeiten zwischen
zwischen der rumänischen und ukrainischen Regie¬
rung in Bezug auf Bessarabien behoben wurden.
Tie Ukraine verzichtet auf ihre Ansprüche be¬
züglich Bessarabiens, erhält dagegen von der
rumänischen Regierung gewisse wirtschaftliche Vor¬
teile.
Rumäniens Dunk.
Wenn König Ferdinand und Königin Marie
von Rumänien ihren wankenden Thron behalten
haben, io verdanken sie da? hauptsächlich dem Edel¬
mut der Sieger. Hätte Rumänien für den Treu¬
bruch seines Königs büßen müssen, so wäre es auch
um diesen und die Königin geschehen gewesen. Die
Hoffnungen auf Tank sind bei den Völkern, deren
Soldaten dort gekämpft haben, nicht allzu groß; fte'
sagen sich ganz offen, Fürstlichkeiten, die sich vergessen
können, wie das rumänische Herrscherpaar, sind zu
allem fähig, was ihren persönlichen Interessen
nützlich erscheint. Daß der König ein schwacher
Mann ist, wissen wir; das erklärt vieles, aber ent¬
schuldigt nichts. Die Königin ist egoistiich, hochmiui',
rachsüchtig. Sie agitiert jetzt schon wieder ungeniert
in ihrem Sinne, offenbart Zukunftsgedanken, die
Revanchepläne sind. „Der Zoller", das Organ des
fürstlichen Hofes in Sigmaringen, berichtet:
Der frühere rumänische Minister Antonesen, der
bekanntlich vor einiger Zeit — in österreichischem D-Zug
mit amtlicher deutscher Erlaubnis — nach der Schweiz
reiste, schreibt im Pariser „Temps-' „Die Königin^
Maria besucht in den Karpathen die Dörfer, die an
Oesterreich-Ungarn abgetreten werden müssen. Sie
läßt die Kinder und verteilt an die Bauern Kleider
und Leben-mittel. Die Bauern küssen ihr die Hände
und rufen: Auf baldiges Wredersehen!" - Man braucht
nur daran zu erinnern, daß die Königin von Rumänien
mit die treibende Kraft bei dem Bündnisverrat des
Landes war und aus ihrer ausgesprochenen Vorliebe
für die Feinde der Mittelmächte nie einen Hehl gemacht
hat, um sich die Antwort auf die Frage, was sie mit
ihren Besuchen in den abgetretenen Gebietsteilen be¬
zweckt, selber geben zu können.
Auch ein Ergebnis allzugrotzer deutscher Gut¬
mütigkeit und Milde beim Bukarester Friedensschluß.
Die Engläuver in Persien,
mtd Berlin, 30. Juli. Ter Korrespondent von
Stockholms Dagblad (22. 7.) in Karlskrona teilt mit:
Aus autoritativer Quelle verlautet, daß der englische
Gesandte in Teheran zurücktreten wird. Sein Nach-
ölger dürfte Major Sioke werden. Durch die Wahl
eines Mannes wie Stoke hoffen die Engländer die
Perser leichter dazu zu bewegen, die brnischen South
Persian Rifle» als eine persische Truppe anzuerkennen.
Die Ernennung einer Soldaten zum englischen Ge-
andten in Persien muß, wie die Zeitung schreibt,
bei den über ShkeS militärische Maßnahmen auf¬
gebrachten Persern den Glauben befestigen, daß
England jetzt Hand an Persiens schwach zujammen-
gefügte Souveränität legt. Wie verlauiet, verlangt
England von dem Obersten KriegSrac in Versailles
immer eifrige Truppenverfiärkungen für Persien, da
^Indien bedroht Ifr-