Japanische Landung auf Russisch-Sachalin?
lieber die Frage des Vorgehens in Sibirien
wird der „Voss. Ztg." aus Rotterdam u. a. berich¬
tet: Ter Anteil Japans.soll auf Wunsch Englands
darin bestehen, eine größere japanische Truppcn-
macht mit englischen, französischen und amerikani¬
schen Truppen gemeinschaftlich an den Operationen
teilnehmen zu lassen. Amerika hat eingewilligt,
Japan löhnte es aber a b, mit den Derbandstrup-
pen in Sibirien augenblicklich einen größeren An¬
griff zu beginnen. Nach langwierigen Verhand¬
lungen ist es nunmehr dazu gekommen, daß Japan
eine „friedliche Invasion" unternimmt,
wobei es den gemeinschaftlichen Aufmarsch führen
soll. In Japan hat der AuSgang der Verhandlun¬
gen eine starke politische Erregung hervorgerufen,
und em Teil der Presse führt eine scharfe
Sprache gegen die Regierung, die sich
von den Verbündteen verleiten lasse, das Land in
Abenteuer zu stürzen. Nun ist eine weitere
Meldung aus Tokio nach England gelangt, wonach
javanische Truppen für eine Landung auf
Sachalin (der vor der Mandschurei gelegenen
Insel) bereitständen, wozu mehrere Divisionen
Marinesoldaten geschickt werden sollen. Auf Sacha¬
lin will Japan die Verwaltung der Insel über¬
nehmen. Von einem derartigen Unternehmen war
aber (bei den bisherigen Verhandlungen niemals
die Rede. Einstweilen ist in London die Deröffent-
lichung dieser Meldung verboten worden. Vermut¬
lich sollen weitere Meldungen über diese neue
Ueberraschung im fernen Osten abgew.irtet werden.
(Nach dem Friedensvertrag von Portsmouth ge¬
bärt Japan die südliche Hälfte der Insel Sachalin:
die nördliche steht noch unter russischer Oberhoheit.
Der U-Bootkrieg.
vtb Berlin, 30. Juli. (Amtlich) \ 'm Mittel-
lneer wurden fünf Dampfer von zulammen rund
19000 Brt. versenk'.
Der Cbei der Admiralstabes der Marine.
Dir N.Boot-Rechnung.
Wäre es möglich, den gesamten SchiffSverkehrftmrch
Sen U-Bootkrieg zu erfassen, so würde er seine Aufgabe
in wenigen Wochen erfüllt haben. Daß daS unmöglich
ist und daß nur ein bestimmter Teil deS Seeverkehrs
gefaßt wird, haben die deutschen führenden Marinekreise
von Anfang an erkannt und daher keine phantastische
Rechnung ausgestellt, die sich nie erfüllen kann, sondern
von Anfang an nur mit einem bestimmten Monatsergeb.
enS gerechnet. daS für den Anfang, wo die größte Ernte
zu erwarten war, auf 600 000 Tonnen geschätzt wurve.
Daß man sich verschätzt hatte .und daß das wirkliche Er¬
gebne? die Erwartungen weit übertroffen hat, stellt der
Vorsicht der leitenden Kreise und der Tüchtigkeit unserer
U-Bootskommandanten und der U-BootSmannschaften
das beste Zeugnis auS. Daß aber das ratsächlich ge¬
steckte Ziel erreicht und der Feind durch die allmähliche
Vernichtung der für ihn tätigen Schiffsräume zum Frie.
den gezwungen werden wird, dafür bürgt das bisherige
Ergebnis des U-Boot.KriegeS, das bereits 18 Millionen
Tonnen mir einem Gesamtwert von rund 50 Milliarden
Mark überschritten hat und ferner die Ergebnisse des
feindlichen Schiffsraues, die hinter den amtlichen Vor¬
aussagen unserer Feinde noch weit mehr zurückgeblieben
sind als die deutschem U-Bootergebnisse die deutschen
amtlichen Voraussagen übertroffen haben.
Englische Piratensitten.
vtb Bern, 30. Juli. Das englische Unterhaus
nahm am 24. Juli in butter Lesung bc? neue
Prisengeldergesetz an, durch das der uralten
englischen Piraterieübung, daß Offiziere und Mann-
schäften der Kriegsmarine Anteile an den sogenannten
guten Prisen erhalten, in typischer englischer Weise
das Mäntelchen der Gesetz!,'.chkeit und deS Wohlan-
standeS umgehängt wird. Tai Gesetz setzt eine be>
stimmte Skala der Anteile fest, die jedem Prisen¬
gel v-Berechtigten an den Erlöse« der Schiffe und
Ladungen zusteben. Dabei erhalten der Admiral der
Großflotle 20000, andere Admirale 1250—500, die
Kommandeure 750—160, Kapitäne zur See 160—100,
sonstige Offiziere 100—10, Teckossiziere 10, Unter
offiziere 6, Matrosen 3—2 Anteile. Anscheinend
herrscht bet den Angehörigen der britischen Handels'
marine starkes Mißvergnügen, daß sie an dem
Raub nicht teilnehmen sollen. Nach Angabe
Mac Namaras halte der Prisengeldsond am 30.
Juni eine Summe von zehn Millionen Pfund
Sterling erreicht, der nach Abzug der herkömmlichen
Tantiemen an das Admiralttäisamt an die Prisen^
geldberechtigten verteilt werden wird.
* Deutsch - amcrikanijcher Gefangenen-Anstausch.
Die Regierung der Vereinigten Staaten hat an die
deutsche Regierung die Frage gerichtet, ob sie bereit
sei, in Verbandlungen über den Austausch von Kriegs-
gefangenen und Zivil-Internierten einzutreten. Die
deutsche Regierung hat sich grundsätzlich ji stimmend
geäußert. Zurzeit befinden sich jedoch die Verhand¬
lungen noch im vorbereitenden Stadium.
* Oesterreichs Ernährnngslage. Die „Nat.-Ztg."
veröffentlicht eine Unterredung ihres Wiener Ko--
respondentcn mit dem Geh. Rat L. Paul, dem
österreichischen Ernährungsminister. Dieser sagte:
Es ist unS in der letzten Zeit nicht gut gegangen.
Nun kann man aber erleichtert sehen, dre Krise
ist fast überwunden und wird voraussichtlich
Kleines Feuilleton.
nicht wiederkehren. Die Versorgung mit Brot und
Mehl wird mit Beginn des Monats August in
geregelte Bahnen treten. Durch die bessere Futter¬
ernte wird es möglich sein, während dcs Sommers
das Vieh ausreichender zu ernähren, so daß im
Herbste die Milch« und Fleischversorgung
besser als bisher werden dürfte. AiS unsere Vorrä'e
zur Neige gingen, hat uns Deutschland seine BundeS-
treue aufs neue bewiesen, indem eS uns auSbilst.
Die neue Ernte wird uns in den Stand setzen,
Deutschland freudig den Gegendienst zu
erweisen. Wir werden die uns von Deutschland
gewährte Aushilfe zu einer Zeit zurückerstatten
können, in der Deutschland infolge seiner späten
Ernte seibst Brostrucht benöiigt. Mit Ungarn sind
Perembarungen aetroffen worden, welche die Ver¬
sorgung des Heeres sichergestellt haben. Nach
der Ernte werden weitere Vereinbarungen mit Ungarn
erfolgen, wonach der Ueberschuß an der ungari>chen
Ernte nach Oesterreich abssießen wird.
* Bischosswrihe in Warschau. Zum ersten OTale^
seit mehr als acht Jahrzehnten fand am Samstags
wieder in Warschau eine Biichof-weihe in Gegen¬
wart zahlreicher Vertreter der Hähern Geistlichkeit
und einer großen Schar Andächtiger statt In der
Johanneskathedrale wurde die Weibe des Kanonikus
der Erzdiözese Mobilow, Lozinski, zum Bischof
von Minsk durch den Erzbischof-Metropoliten Dr.
v. Kakowskr unter großer Assistenz vorgenommen.
Der feierlichen Handlung wohnten außer dem Mit-
gliede des Reaentschafisrais v. Ostrowski und dem
päpstlichen Visitator Ratti Vertreter der polnischen
Staatsbehörden und städtischen Körperschaften, iow e
gemeinnütziaer Einrichtungen und eine Abordnung
au§ der Diözese Minsk bei.
* Munittonsexplosion. Auf dem Bahnhof Schi-
monofeki (Japan) explodiete in dem Augenblick, wo
der Expreßzug auk Kvoto ankam, eine große Menge
Munition. Man schätzt die Zahl der Verun¬
glückten aus 50 bis 150, darunter viele Tote.
* Getreide als Heizmaterial. Tie „Times" be¬
richten aus Buenos Aires: Nachdem über zwei
Millionen Tonnen argentinisches Getreide nach Europa
verschifft worden sind, fehlt es auf dem Markt an wei.
teren' Käufern. 2'A Millionen Tonnen. blieben übrig
und da eS a'sichzettig überall in Argentinien an Brenn,
material fehlte, hat man jetzt einen großen Teil deS
Maisüberschusses als Kohlen verbrannt, mit
einem Verlust von 100 Millionen Dollars am National¬
vermögen.
Vom Freihandel zum Schutzzoll.
Neben den vielen Umwälzungen, die der Krieg
bereits gezeitigt hat, hat er jetzt eine weitere von
einschneidender Bedeutung herbeigesührt: den Ue>
Hergang Englands vorn Freihandel zum Schutz'
zoll.
Schon geraume Zeit vor dem Kriege machten
sich inEngland immer stärkere Bestrebungen be
merkbar, auch England, den einzigen Freihandels¬
staat in der Welt, zum Schutzzollsystem hinüberzu-
führen. Der Krieg hat jetzt den Verfechtern des
Schutzzollsystems in England zum Sieg verholfen.
Zunächst zwar handelt es sich nur um die Einfüh-
rung von Lorzugsguellen zu Gunsten der eng.rschen
Kolonien, aber der Gang der Entwickelung
wird sich nicht aufhalten lassen und der Zwang der
Verhältnisse wird über kurz oder lang zur gänzli¬
chen Abkehr Englands vom Freihandel und zum
reinen Schutzzollsystem führen.
Die Gründe, die die englische Regierung zu ei¬
net so grundstürzenden Aenderung der englischen
Wirtschaftspolitik geführt haben, liegen auf ver¬
schiedener, Gebieten. Die englische Regierung ist
sich selbstverständlich der Tatsache bewußt, daß der
Krieg das wirtschaftliche Uebergewicht
Englands zu Gunsten der Vereinigten Staaten von
Nordamerika verschoben hat und, daß die Wir¬
kungen des Krieges das bisherige Verhältnis noch
mehr zn Gunsten der Vereinigten Staaten verschie¬
ben werden. Der Uebergang Englands vom Frei¬
handel znm Schutzzoll ist eine Abwehrmaßnahme
Englands gegenüber den Vereinigten Staaten.
Darüber kann ein Zweifel nicht bestehen. Ein wei¬
terer Grund ist das Bestreben, zwischen England
und feinen Kolonien ein engeres Verhältnis,
als eS vor dem Kriege bestand, herbeizuführen. Es
ist bekinnt, daß die Beziehungen, namentlich der
großen englischen Kolonien, wie Kanada, Süd¬
afrika und Australien, zum englischen Mutterland«
sehr locker tvarcn. Das festeste Bindeglied war im
Grunde genommen das Geld. England war vor
dem Kriege der Geldgeber der ganzen Welt und es
war bis zum Ausbruch des Krieges immer in der
Lage den weitgehenden Bedürfnissen seiner Kolo-
>icn n ich Geld zu einem billigen Zinsfuß zu ent¬
sprechen. Auch hier hat der Krieg einen Wan¬
del herbeigesührt. Die ungeheuren finanziellen
Lasten, die er gerade England ausgebürdet hat, die
Verschiebungen, die auf dem internationalen Geld¬
markt eingetreten sind, haben bewirkt, daß England
nach dem Kriege seine Rolle als Geldgeber der
Welt ausgespielt haben wird. Auch auf diesem
Gebiete werden die Vereinigten Staaten, die sich
an dem Kriege ungeheuer bereichert haben, die Erb¬
schaft Englands antreten. Auf demselben Gebiete
liegt ein dritter Grund für den Entschluß der engli¬
schen Regierung. England war vor dem Kriege
das Land des b i l l i g st e n Kredits und hatte da-
mit vor fernen Mitbewerbern auf dem Geldmarkt
einen gewaltigen Vorsprung. Auch diese überra-
gende Stellung hat England durch den Krieg ver¬
loren. Wieder sind es die Vereinigten Staaten, die
heute Englands Stellung eingenommen haben. Tie
Vereinigten Staaten, die bei Kriegsausbruch ein
Schuldnerland rvaren, sind längst ein Gläubigerland
geworden, eine Tatsache, die ihnen ein gewaltiges
wirtschaftliches Uebergewicht gegenüber ihrem groß-
ten Schuldner. England, das vordem ihr Gläubi¬
ger war. sicherr
Es wäre 'elbstverständlich töricht, wollte man
in dem Entschluß der «glischen Regierung, vom
Freihandel zum Schutzzoll überzugehen. etwa einen
feindseligen Akt Englands gegen Amerika erblicken.
Davon kann leine Rede sein. Es handelt sich ganz
einach um die ungewollten Wirkungen des Krieges,
denen England Rechnung tragen muß. wenn es
seine Stellung auf dem Weltmarkt nicht ganz ver¬
lieren will.
Ganz unzweifelhaft gehört zu den Gründen, dre
England zu fernem Schritt veranlaßt haben, auch
die Absicht, sich eine Waffe zur Führung des Wirt¬
schaftskrieges gegen Terrtfchland zu schaffen. Die
englischen Kolonien und das englische Mutterland
waren vor dem Kriege bekanntlich eines der grö߬
ten und wichtigsten Absatzgebiete der deutschen In-
dustrie. Durch die Einführung von Dorzugsguel-
len zu Gunsten der Kolonien wird der deutsche
Wettbewerb so gut wie a u s g es ch al tet. Wir
haben sonach in dem Uebergang Englands zum
Schutzzoll den ersten praktischen Schritt in der
Durchführung der Pariser Wirtschaftsbeschlüsse zu
erkennen. Deutschland hat dem Wirtschaftskrieg,
der jetzt unvermeidlich geworden ist, bereits Rech¬
nung getragen und es ist ja auch bekannt, daß ge-
eignete Gegenmaßnahmen von langer Hand
vorbereitet werden. Das deutsche Volk und seine
Verbündeten können dem neuesten englischen Schritt
mit Ruhe entqeaeniehen: sie werden das um so
mehr können, ie mehr sie das Uebergewicht. welches
ihnen ihre kontinentale Zusammengeschlossenheit
verleiht, auszunutzen wissen.
Die Wirkungen des Uebergangs Englands zum
Schutzzoll werden sich natürlich keiiieswegs auf die
Mittelmächte beschränken. Es ist ganz unvermeid¬
lich, daß auch die neutralen Ländern Europas in
starke Mitleidenschaft gezogen werden. Welches
diese Wirkungen sein werden, darüber mag man im
Eiiizelnen im Zweifel sein können: Tatsache ist se-
denfalls. daß sich nach Beendigung res Krieges die
kleinen neutralen Staaten Europas zwi¬
schen zwei großen wirtschaftlich geschlossenen Ein¬
heiten befinden werden, deren wirtschaftlicher
Kampf an ihnen nickt wird vorübergehen können.
Wie sich die kleinen neutralen Länder Europas zu
dieser Tatsache stellen werden, das ist ihre eigene
Sache, sie werden sich aber sagen müssen, daß das
Schwergewicht des angelsächsischen Wirtschaftsblok-
kos. dessen größten Interessen in Uebersee liegen,
sich gegen Europa richten wird, also auch gegen dre
kleinen neutralen Staaten. Die, Entwicklung wrrd
ihnen den Weg zeigen, den sie einzig und allein
werden gehen können. Ob sie es tun werden, dar¬
über siebt die Entscheidung bei ihnen selbst. Tun sie
es es nicht, so ist ihre völlige wirtschaftliche Ab¬
hängigkeit vom angelsächsischen Block sicher.
Derchches Reich.
— Herrenanzügc ans Kaninchrnwolle. Im
Leipziger Zoologische« Garten sind Spinnereien
aus Kaninchenhaar ausgestellt. Man kann sich da
überzeugen, daß die Wolle de- Angorakaninchens
der besten Kaschmir und Merinoware zum winde-
sten annähernd ebenbürtig ist. Ter durchschnitt¬
liche Wollertrag eines gut gepflegten Seidenkanm- -- . - . .
chenS beläuft sich im Jahre auf 250—450 Gramm: I wurde und b;e Volksgesundheit der Chinesen rat-
somit gewinnt man von drei Stück etwa 1 Kikogr. I nierte. DaS war natürlich den Engländern höchst
es als Genußmittel im ganzen Orient bekannt.
Hauptsächlich wurde nun der Opium-Absatz nach
China gelenkt. Tort verbreitete sich das Ovium-
rauchen im 17. Jahrhundert so außerordentlich,
daß nmn daran dachte, selbst die Opiumkultur ein¬
zuführen. Die chinesische Regierung war der Ge-
fährstch'eit d?S Gevußmittel» wegen dagegen. Eng¬
land aber fetzte mit Waffengewalt (!) dis Einfuhr
des Oviums durch, wonach auch im Lande selbst
der Opiumban zu riesiger Entfaltung gebracht
* Berlin, 30. Juli. Generalmajor Freiherr
Marschall, genannt Greif, der seit einigen Tagen
mit der Führung der Geschäfte des Militärkabmetts
beauftragt worden war, ist, wie jetzt amtlich ge¬
meldet wird, zum Vortragenden Generalad;udanten
des Kaisers un Chef des Militärkabinetts ernannt
worden. „ ._ r. „
* Justizminister Dr. Spahn rst zum Mitglied
des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen und
zugleich zum KronsyndikuS bestellt worden.
* Keine Reichstagskandidatnr v. KuhlmannS.
Die Meldung der .Voss. Ztgft, daß Herr v. Kühl,
mann fick als fortschrittlicher Kandidat für den 1.
Berliner Reichstagswahlkreis zur Verfügung gestellt
habe, ist nach der .Freist Ztgck vollständig unzu-
treffend.
* Die Zuständigkeit des neuen Reichsfinanz.
hofrS in München umfaßt zunächst die Steuern,
die jüngst beschlossen worden sind: Biersteuer und
Bierzoll, Weinsteuer, Schaumweinsteuer, Mrneral-
wassersteuer, Kaffee- und Teezoll, Branntwernmo-
nopol, Umsatzsteuer. Post- und Telegraphengebuh.
ren, Reichsstempel und Wechselstempelabgabe,
außerordentliche Kriegsabgabe und Steuerflucht.
Es ist vorauszufehen, daß der Gerichtshof sich be¬
sonders eifrig um die Auslegung der neuen Um-
satzsteuern zu kümmern haben wird. Seme Kom¬
petenz geht aber noch weiter, er ist auch die oberste
Spruchbehörde für die Reichssteuern,, die in den
allein stehen. Da§ Bündnis mit de« $C*i«
scher, Reiche, von der Einsicht erleuchteter Herrsch«
und Staatsmänner geschaffen eine wahre Herzenssache
für beide Teile und im Weltkriege bewähri, wird eine
Vertiefung jm Sinne einer dauernden Friederisgemein»
schalt erfahren. (Lebhafter Beifall.)
Der Ministerprävdent häuft in dieser Rede dre
Ausdrücke zur Bekräftigung des ernstlichen Willens
der Verbündeten, treu zum Bündnis und zur Kriegs¬
vollendung zu ballen. Das ist eine unzweideutig«
Antwort auf die Ausstreuungen der Entente, Oester¬
reich-Ungarn wolle den Krieg nicht mehr fortsetze».
Der Bericht verzeichnet den lebhafte« Beifall des
Parlaments zu den Erklärungen de» Mimsterpräsi-
denten.
'* Die Wahle« in Luxemburg ergaben euu
Niederlage der Liberalen, währrn- die Rechtspar¬
tei ihren Besitzstand wahrte mit Aussicht aus Er¬
folge bei St'ckwahlen und dre Sozialisten drei
Sitze gewannen und Aussicht haben, weitere Ge-
winile bei den Stichwahlen zu buchen.
Au$ Kirche und Schule.
Z Fulda. An den in dieser Wache i« Priester-
semm ar stattstndendenP riesterererzitie» nahmen
mit dem Hochwürdigsten Herrn Bischof 86 Priester
teil.
Sur dem llaqvargevlti.
!:! Johannesberg. Der Landsturm««» Franz
Dechant, Gärtner auf der hiesige« DomL««, «ht«K
im Westen da» Eiserne Kreuz.
!! Dirlos. Der Gefreite Johann Helfrich,
Sohn des Benedikt Helfrich, «Hielt im Veste, da»
Eiserne Kreuz. Jetzt haben alle vi« Sihne de»
Beneditt Helfrich, di« im Felde stehe«, dies« «»»-
zeichnuna.
F. Roßbach bei Hünfeld. Sei dem dieser Tage
über unsere Gegend gezogenen schwere» Geivitter
eilte ein Urlauber wegen de» Unwetter» vom Felde,
rutschte aus, und fiel in eine dasiegende Te»se,
die ihm die Schlagader eines Bein«S durchlchnitt.
Der Schwerverletzte wurde in das Garniso»-,
lazarett in Fulda uberi"brt. wo sein Befind«» m
ernsten Bedenken Anlaß Mt.
.*. Grüsseibach. Dem AuSzuger O»kar Hah«
und dessen Ehefrau, Rosalia, geb. Hill, wurden,an-
läßlich ihrer goldnen Hochzeit am 28. Juli ein
kaiserliches Gnadengeschenk von 50 Mark durch de«
zuständiaen Herrn Pfarrer Herzig überreicht.
[:} Hilders (Rhön). Dem Dragon« Franz Fo-
seph B u d e n z, Sohn des Landwirtes Franz Buden»,
wurde am 17. d. M. das Eiserne Kreuz und dt.
Hessische Tapferkeits-Medaille verliehen.
(*) Neuhof. Dem Oberholzhauermeister Jo¬
hannes Weber zu Kerzell wurde für tattrUtz»
Hilfe bei den Betriebsarbeite« in d« Oberfbrsterei
Neuhof das Kriegsverdienstkreu, verliehe«.
* Grotz-Steinheim. In der hresige« Fabr«.
filiale der P. G. Hosse'schen Zigarrenfabrik sind k»
der verflossenen Nacht durch Einbruch etwa 4000
Zigarren gestohlen worden.
(7) Gelnhausen. Nach den vorsichtig vorgenommene»
Schätzungen ist eine um ein Drrttel bess«e Körnen»
ernte als im Vorjahre im Kreis« Gelnhauf«« »»
erwarten. , . .
O Hanau. In der städtische« Notstand»,
ko «Mission wurde beschlossen, das ver ladt
an einigen Straßenzügen gehörend« Obst scho»
jetzt a b z u e r n t e n und für Geleezwecke z« ver¬
wenden, damit eS nicht gestohlen wird.
ft Frankfurt a. M. In gemeinster Weife hat
der Milchhändler Friedrich Münz dem Polizeiberlcht
zufolge das Verrrauen zahlreicher Körperschaften miß-
braucht. Als Vertrauensmann der städtische«
Milchverteilungsstelle hat er di« ihm zur Abgabe a»,
die Kleinhändler überwiesene Vollmilch entrahmt
und diese Magermilch dann für Bollmilch an di«
Kleinhändler verkauft. Mun» hat daher auch zahl»
reiche kleine Milchhändler auf dem Gewrssen. denen
der Milchverkauf wegen zu geringen Fettgehaltes der,
Milch entzogen war. Mit dem heute verfügte« p»-t
lizeilichen Handelsverbot dürfte der anffehenerregende
Fall wohl keineswegs zu Ende fei«. Mun, war
al« Vorsitzender der Milchhändlervereinlgung intb
als Sachverständiger der Handwerk-Eammer eine der
stadibekanntesten Persönlichkeiten
kt Höchst a «. Der 38 jährige Gastwttt Fach.
Schmitt aus dem Stadtteil UnterlÄwrbach wurde
n einem Arbeitsraum der Farbwerke, wo er mit1
Spenglerarbeiten beschäftigt war» tot ausgefuuden.
Die Untersuchung ergab, daß Schmitt der Stark»!
stromleitung zu nahe gekommen war und sofort-
getötet worden ist. _ , „
c Sichenberg. Auf der Eifenbahnstrecke Eichen»
berg-Göttülgen wurde in der Näh« der Statw« Ros¬
dorf dem^Bremser Rörig au» Obernjessa durch eine«
Gü'ern'g der rechte Fuß abgefahren.
* Kassel. Der StSdteta« für-esse« »«»
Waldeck hielt im hiesigen Rathaus eine «orstani«.
sitzung ab. Dabei wurde die Tagesordnung fitr die rm
letzten Jahren beschlossen worden sind, also außer September hier stattfindende HmMtve^wi^ns «ff. i
für den Wehrbeitrag, der ja nur einmalig war, auch ' at>-- --- ‘mrS «<*> **’’ «. «. ■
somit gewinnt--- - _ ..
«olle. Da man im günstigsten Falle mrt erner
sechsjährigen Lebensdauer zu ^rechnen hat, erzielt
man von einem Tiere annähernd 214 Kilog. Da
für das Pfund bester Sorte jetzt bis 20 Mark (lm
Frieden die Hälfte) bezahft werd'". wirst da» An¬
gorakaninchen bei gswissenhaster Pflege einen scho¬
nen Gewinn ab, der die aufgewandte Mühe reich¬
lich lohnt. — Die Verwertung der Kaninwolle ist
sehr vielseitig: aus einem Kilogramm spinnt man
einen Wollfaden von annähernd 80000 Meter
Länge. 100 Kilometer Wollfaden (der JahreSer
trag von 3 Kaninchen) wird zu Meter reinsten
Kaschmirstoff bei einer Breite von einem Meter
verwebt. Infolgedessen gewinnt man von 10 mit-
telgroßen Tieren in einem Jahre da» Material zu
zwei Herrenanzügen.
— Auch ein Sieg gegen die Engländer. Zu den
vielen Schandflecken, mit denen England sein Map.
pew'child verziert hat. gebärt der Opiumkrieg
in China, der erst vor einigen Jahren sein End«
genommen hat. Zu Anfang de» 6.' Jahrhunderts
wurde der Opiumhandel in Indien Staatsmonopol.
Airs jede Weife versuchte dann später England, d-n
Absatz zu vergrößern, da mit dm, Opium vi?'
dient wurde. Schon seit dem 15. Jahrhunder
“I
gleichgültig für sie war wie stets und überall das
Geschäft die Hauptsache. Dennoch bat die chinesi¬
sche Regierung unermudsich an der Ausrottung des
Opiumbaues und der Lpiumeinfuhr in China wei¬
ter gearbeitet. Es ging dabei oft nicht ohne Ge-
waltmatznahwen ab. wiederholt mußte sogar Mm»
tär zur Zerstörung der Opiumfelder aufgeboten
werden. England war davon sehr bestiedigt, denn
in dem Maße, wie die Kulturen im Lande zerstört
wurden, stieg sein Import. Ihn «inzuschränken.
dafür war England nie zu haben. Endlich, 1907,
gelang es aber doch. daS perfide Land zu dem Zu-
geständni» zu nöttgen. die Opiumeinfuhr an» In-
dien ganz einzustellen, und zwar sollte die» all¬
mählich bi» zum Jahre 1317 geschehen. Durch die
Bemühungen christlicher Missionare und der auS
Missionsschulen hervoraegangewn chinesischen Be¬
amten ist aber schon 1915, wie dem Opiumbau so
auch der engsischen Opinmeinfuhr ein Ende gev'acht
worden, zwei Jahre vor dem - -tra.^maßigen
Zeitraum. Dam ft \it England Ovmmkneg
verloren. Dafür r: es aber [e‘ ftr Menge in
dein van vielen E-ft bewalr t “taatfc San
Frcmftseo, und England, das England
macht nun dorthin seine Opiumgejchasle MS.
für die Besitzsteuer, die wahrscheinlich noch eine
große Zukunft haben wird, für die Erbschaftssteuer,
die wohl auch noch nickt bis zu ihrer letzten Form
entwickelt ist, für die Abgaben vom Personen- und
Güterverkehr und für die Kohlensteuer.
* Zum Schutz der gesätzrdeken Franrn und
Mädchen ruft eine Fürsorge-Erlaß des Minister de»
Innern die Mitarbeit der freiwilligen Liebes'attg-
k^it auf. Der Minister denkt an eine fre,w,ll,ge
Schatzaufsicht anstelle der scharfen «nstalts- und
Polizeimaßnohmen. Oft hat sich die Perbangung
der Zwange» zu dauernder landwirtschaftlicher Ar-
beit al« nächteilig erwiesen. Die Gemeinden wer¬
den aufaeforderl,Mädchenheime oderArbeiislolonten
zu errichten.__
Kmland.
• Oesterreich. Der österreichische Miui.ft *0*
dent Frhr. von Hussarek hat rm Heneuhouse
eine Programmrede gehalten und dabei bemerkens-
werte Ausführungen über die weitere Tellnabme
Oesterreichs-UngarnS am Kriege gemacht. Der Mr-
nister sagte: __
„Die berufenen «JactÄtnSuner Machte»
Pbt haben eS d?S öfteren unzweideutig festgeleg?. vatz
ünen Frieden im Sinne der Gerechtigkeit und aus
Grund van Formeln anstreben, die nach beiden Eenen
in gleicher Weise anwendbar und annehmbar srnd. »o-
lange aber die G?gner auf dem Standpunkte einfeUtgen
Diktates stehen, bleibt nichts übrig, als den Krieg m,t
aller Emschlossenheit und Jnjensität foctzusetzen. (Lev.
Hafter Beifall. > Neben unserer Kried-iesbereitschaft
liegt für uns das einzige Mittel, de» Krieg
ab zu kürzen, in der Nachdrücklichkeit der Krieg,
führung. - Die Regierung wird mit B-gristerung ,yre
ganze Kraft einsetzen ,um in ihrem Wirkungskreise dl«
Aufgabe!' der Kriegführung zu fördern. (Ber-
fall.l Ti- Monarchie darf auf die Leistungen unterer
in zahllosen Heldenkämpien erprobten Wehrmacht darf
auf ihre Bürwnisse voll vertrauen. (Lebh. Beifall.)
Wir werden einen guten, ehrenvollen Frieden erreichen,
und wie im Kriege werden wir auch im Frieden nutzt
gestellt. Wie wir hören, wird sich der Städietag «. «.
"E.°L»°L7
terswitwe Anstadt in KöniSgbach wurde w chrem etwa»!
abseits stehenden Haufe ermordet «utzefmw«. «
Täter kommt ein fremder Mann m B^racht. <■"
18. Juli vormittags mit dem Zug« m KomgSbach an.
kam und sich vor dem Hans« der Frau n^erfetzw. S»e
hat ihn später mit m di- Wohmmg «nd d«m
mit Obstauflesen beschaftmt. Am Nachuuttage entfernte
er sich Der Mann soll 30—88 Iah« sem. mittlere
Größe, mit schwarzem Schnurrbart. Zwicker oder «rille,
abgeschabter Kleidung und gebttigter Haltung: vermut-
sich spricht er altbayerischen Dialekt.
n s Niederseelbach i. T. Drei Leute auö Griesheim
a. M.. ein Mann mit einem Stelzbein und zwei Frauen,
reisten hier spät abends zu und stahleu während der
Nacht von einem Acker mehrere Zentner Kartoffeln. MS
sie mit dem ersten Zuge wieder von hinnen rttsen woll.
ten wurden sie von hiesigen Bauern, btt die Räuberei
beobachtet hatten, am Bahnhof gestellt, gründlich verprü.
gelt und dann dem Gendarmen in Niedernhausen znge-
führt. . Ä .
* Camberg. Hart betroffen von dem Krw
wu'de die Familie unseres früheren Reich»» uu
Landtaasabg. Dr. Lieber. I» diesen Tagen oa
der dritte Sohn, der Hauptmann und, Kompaaniet
führer Edward Lieber, den Heldentod fürs Baierlan-
erlitten. Run lebt von de» vier Söhnen des alten
Zentrumsführers nur noch der ältest«, der h«r prak¬
tischer Arzt ist. ^ -
bh »ad Homburg » b. H. 3g «r^Kocht zm» Ren.
tag wurden aus einem hiesigen Fabrck^tricbe sie ben
Leder.Treibriemen in einer Gesamaange von
rund 48 Metern gestohlen.^ _
* Bom EichSfelde. Ein schweres Hagelwetter
ging am Samstag, vom Meißner, kormnend, über du:
Fluren der eichsfeldischen H^°rser und hat u«wr
den Feldfrüchten ungeheuren Schaden Migevchtet. Bon
landwirtschaftlicher Seite wird der ErnteauSfall auf 40
käs 60 Prozent geschäht. Besonders stark mitgenommen
wurden die Rüben, und Gerstenfelder. — Die T«bak-
ernte auf dem Eichsfeld versprröht in diesem
recht gut auszufallen. Besonders du Gegend um «iS.
hcmsen, um Nörten und hinauf biS nach Northeim au.
der Bahn Hannover—Kassel zeigt ewen gute» EtanS)