von iuiigeaduem zurückzujuhrcu. Ter 2iuni,’tet
erklärte, daß er nicht ohne Besorgnis in die Zn-
lunft sehe.
Japan baut schlecht« Schiffe.
' wtB Rotterdam, 19. Jan. Den Blättern zufolge
wird in einem Bericht im Japan Chronirle über dre
schlimme Beschaffenheit der von den japanischen
Werften in der letzten Zeit gelieferten neuen Schiffe
geklagt. Ein Schiff von 5000 T. soll z. B. so schlecht
gebaut sein, daß die Maschine schadhaft wurde, ehe
das Schiff auf seiner ersten Reise seinen Bestimmungs¬
ort erreichte. Auch andere Mängel dieser Art sind
bekannt geworden. Viele kaufen lieber alte Schiffe
zu sehr lohen Preisen, als daß sie neue bauen lassen.
Ten Rückciang in der Beschaffenheit der neugebauien
Schiffe hält das Japan Chronic!« für eine Folge
der günstigen Geschäftslage im Schiffbau. Tie Scblff-
bauunternehmer wollen so viel verdienen wie mög¬
lich und erweitern andauernd ibre Werfien, um olle
Bestellungen onnehmen zu können. Dagegen bleibt
ste Zahl der gelernten Arbeit, r und Ingenieure immer
ckeich, da der notwendige Nachwuchs fehlt.
Die ZwangSauShebung der Neger in Westafrika.
Bern, 19. Jan. ES ist läntzst bekannt, daß cS
der französischen Regierung nur mit den äußersten
Maßregeln der Zwangsaushebung noch gelingt, die
gelichteten Bestände ihrer Kolonialtruppen vom
Senegal zu ergänzen. Jetzt har sie ein neuer Mittel
dafür ausfindig gemacht, indem sie den Negerabgr-
ordneten Djagne vom Senegal zum Kommiffar
der Republik! in Destafrika mit dem Rang« eines
Generalgouverneurs ernannt hat mit der Aufgabe,
Frankreich unter seinen Landslruien amtlich zu ver¬
treten, Zweck dieser Ernennung ist, mit Hilfe d'S
Negerabgeordneten und durch seinen Einfluß noch
den letzten Rest an Kanonenfutter au« den Negern
deS Senegals herauszupressen, der sich noch mit
Gewakmiiteln herausprcffen läßt. Djagne leitete
seine Aufgabe auch bererrS damit ein, daß er im
„Petit Journal" mit großen Phrahien die Pflicht
der Seneoalneger darlegr, auch ihrerseits für die
bedrohte Freiheit der Welt an der Seite Frankreichs
bis zum äußersten einzntreien.
Japan und Deutschland.
vtb Berlin, 22. Jan. Die Stimmung in Japan
beleuchtet deutlich die Rede des japanichen Gene¬
ralleutnants Tan aka, die er am 20. Mai 1917 in
Schanghai hielt. Generalleutnant Tanaka, der
als die rechte Hand des japanrichen Knegsministe-
riums gilt, führte folgendes auS:
.Für un» Japaner ist e» nicht ausreichend, den
Heroismus der Deutschen nachzuahmen, wir
müssen mehr tun. Wcr müssen un» sorgfältig mit der
Prüfung der Gründe beschäftigen, die diesem Volke
die Möglichkeit geben, so mächtig zu sein, daß e» so
glänzend diesen furchtbaren Krieg führt, und wir müs¬
sen alles mö liche tun, um Deutschland in seiner kunst¬
vollen Organisation, seiner Einigkeit und Vaterlands¬
liebe nachzuahmen. Möchten die japanischen Sol-
baten den deutschen Kämpfern nacheifern und die japa¬
nischen Kuli» den deutschen Arbeitern in ihrer ehrlichen
Pflichterfüllung und Vaterlandsliebe nachahmen, möch¬
ten sie diesen Mustern in allem ihrem Streben folgen.
Wir befinden unS gegenwärtig im Krreg« mit den
Mittelmächten, aber cs wird der Tag des Frieden»
kommen und dann wird e» die Pflicht de» japanischen
"Volkes sein, die Hand wahrer Freundschaft den
mächtigen Germanen enige«, en zustrecken
Wie auch in Zukunft die Stellung Japan» gegenüber
Deutschland bestimmt werden wird, einen Boden für
deutschfeindliche Richtung wird e» in Japan nicht geben.
Die deutschfreundliche Richtung hat ihre Vertreter un¬
ter den angesehensten Staatsmännern.
»
Hindenburg an die deutsche Jugend. In Paffau
ist im Anschluß an dort gehaltene vaterländische Ju.
gcndvorträge über .Deutschen Geist" und .Deutsche
Disziplin" an Eeneralseldmarschall von Hindenburg
eine kurze begeisterte Kundgebung gerichtet worden
aus welch- folgende Antwort eingetrosfen ist: »Mit
herzlicher Freude erfüllt mich da» Gelöbnis der Ju.
zend PaffauS, unserem kämpfenden Geschlecht nachzu¬
eifern, Gehorsam gegen Gott, Landesherrn. Eltern
und Vorgesetzte. Deutsche Disziplin und deutscher
Geist haben unS die Riesenkraft verliehen zum Wider,
stände gegen den übermächtigen Feind. Deutsche Ju¬
gend laß dir diese? deutsche Kleinod nicht rauben!
Werve nicht international, bleib allezeit kerndeutsch.
Preußischer Landtag.
Abgeordnetenhaus.
*
Sitzung vom 22. Januar.
Das Haus, da» seine Sitzung erst gegen 8 Uhr b«.
gann, um den Fraktionen Zeit zu Besprechungen, na,
mentlich zu solchen über die Wahlrechtsvorlage, zu bie-
ten. verabschiedete zunächst die Vorlage über die V e r-
einfüchung der Verwaltung.
Bezüglich der V o r s ch u le n wurde der von der
Kommission gemilderte Antrag Heh (Ztr.) angenom.
men, der die Vorrechte der Vorschule! gegenüber den
Gemeindeschülern bei der Aufnahme in die höheren
Lehranstalten einschränkt.
Liese.
Die Geschichte einer Stiefkindes.
8j Bon Maria Köck.
„Möcht' wiffen, was der H/err Raimund eigen:-
lich an dem z'nichten Ding findet!" setzt bissig die
Schwester hinzu Der Neid steht ihr am Gesicht ge¬
schrieben. Sie hat seit vier Jahren eine Hoffnung«-
lose Bekanntschaft mit einem Postunterbeamtrn. Wa¬
rum kann ihr nicht so ein Glück werden wie der
jüngeren Schwester? Sie hätw gleich zugegriffen.
Was wartet denn auf sie? Höchstens eine solche
„G'frettheirat" (Armeleuts-Heirat), wo jeder Kreu¬
zer dreimal umgedreht werden muß, bevor man ihn
ausgibt. Ihr Franz! war ja «in recht lieber Kerl,
aber, mein Gott, was hat man von der Lieb', er
müßt' sich halt trösten. ...
Die zwei kleinen Schulbuben kümmern sich weni¬
ger um diese Angelegenheit, denn sie haben mit
Schulgehen, Nachsitzen, Spielen und Raufen viel zu
tun, als daß sie sich mit den Affären der „faden
Gretl" beschäftigen könnten.
Nach einer Woche kam Herr Raimund und sagte,
er müsse doch Nachsehen, wie es seinem „lieben Gre-
terl" gehe. Man sehe sie ja gar nicht mehr.
„Bitt' nur hineinzugeh'n. Herr von Raimund,
das Mädel ist so g'schreckt. Seit wir ihr von den
ehrenden Msichlen. die Sie haben, erzählt haben, ist
sie ganz weg. Misten S' halt ein biflerl Geduld
haben mit dem Ganserl, sie iS noch so jung, aber ein
braves, folgsam.'- Weiber! werd'n |s haben an ihr.
das kann ich Sie versichern und fleißig! Die arbei¬
tet Ihnen für drei!"
„Da« wird S' als die Frau des Fabrikanten Rai-
mund nicht brauchen, liebe Frau Meisterin," unter¬
brach der Freier etwas protzig den Redefluß seiner
künftigen Schwiegermutter. Er war ein starker, gro¬
ßer Adann von ungefähr vierzig Jahren. Eine dicke,
schwere Uhrkette ruhte auf der Wölbung dez bereits
s^hr bemerkbaren Bäuchleins, an de» fleischige» Fin¬
gern «ralänzteu eiv La« vrackchae Solitär?. Dichte»
Rach Crlcdiaung flauerer Vorlagen folgte Beratung
deS Antrages Hammer, daß die Regierung unter Zu,
ziehung des Handwerks- und GcwerbekammertageS
wirtschaftliche Maßnahmen vorbereite, um den Hand¬
werk »zwei gen die durch den Krieg schwer gelit.
ten haben, den Wiederausba'u zu ermöglichen.
Der Ausschuß hat beschlossen, die Regierung zu er,
suchen, das LandeSgewerbeamt zu betrauen, an dem
Wiederaufbau mitzuarbeiten durch Sammlung -und
Vorbereitung von Erfahrungen. Anregungen und Bei¬
spielen über die Möglichkeit von Verbesserungen der
handwerklichen Technik uni» Wirtschaft sowie de» ge¬
werblichen Genossenschaftswesens. '*» soll weiter da.
hin gestrebt werden, daß die in gleiche» Richtung ein,
setzende Fürsorge für das Handwerk seiten- de» Rei¬
che«. deS Staates und der Selbstverwoltungskörper
tunlichst einheitlich geregelt und gehandhabt werden
möge. Weiter wird eine Reihe von Einzelvorschlägen
von der ^Kommission gemacht.
HandelSminifter Tr. Sydow: Denn wir uns, das
Hobe Haus und die Regierung, im Frieden zusammen¬
gefunden haben, um die selbständige wirtschaftliche
Eristenz zu erbalten, io wird diese Notwendigkeit durch
den Krieg verstärkt. Je länger der Krieg dauert, desto
mehr scheint eS mir eir, Erfordernis von sittlicher und
politischer Bedeutung zu sein, die wirtschaftlichen Exi.
stanzen davor zu bewahren, daß sie in der großen
Menge sich verlieren und versck'»oinden durch Einzie¬
hung der Detriebsieiler. durch Monopole an Rohstof¬
fen. durch Zusammenlegung der Betriebe, durch fehlende
Arbeitsgelegenheit lind fehlende Arbeitskräfte sind
viele Handwerker und sonstige Inhaber mittelständiger
Betriebe genötigt worden, ihr Unternehmen mifzuge»
den. Ek ist eine notwendige Aufgabe, diese Dxisten.
zen nach dem Kriege wieder i e l b st S n d'i g zu ma,
chen, insbesondere durch Beschaffung von Rohstoffen,
Gewährung von Krediten. Beschaffung von Arbeits¬
aufträgen und Arbeitskräften. In der Haupffacb« be¬
steht zwischen den Antragstellern und der Reaierung
llebereinstimmung. Unter.Mitwirkung de» Lande»,
gewerbeamte» wird ein zweckmäßige» Programm «ms»
gestellt werden. sBeffall.)
Die Beratungen über diesen Gegenstand werden
abgebrochen.
Ein Antrag Andre» aus Gewährung von Staat».
Mitteln zur Beseittgnng der Hochwasserschäden
im N a b e t a l bei Kreuznach und bei Gestemünde
gebt an den Hm'vtausscknß.
Mittwoch: Wohnungrgesetz und andere Vorlagen.
Julius Buck em +.
- Köln. 27. Jan. Der bekannte Zentrumsjour,
nnlist und Politiker Dr. Julius Bachem ist nach
lanaem schweren Leiden heute früh im Alter von 72
Jahren gestorben.
Julius Bachem, der am 2. Juli 1845 in Mül¬
heim a. d. Ruhr geboren wurde, studierte zuerst in
Bonn zwei Semester neuer« Sprachen und Natur.
Wissenschaft. dann in Berlin Jurisprudenz; 1868 trat
er beim Kölner Landgericht als Auskulator ein:
ging aber fast aleic^eittg als Redafteur an den da.
maligen „Kölnischen Blättern", der späteren „Köl-
nffchen Volkszeitung", in die Journalistik über.
Nach der Ablegung deS Staatsexamens und der Er-
nennung zum Advokaten am Kölner Landgericht
wurde e« immer schwieriger, zwei Herren zu glei¬
cher Zeit zu dienen, und Julius Bachem entschied
sich endqiltig für die Journalistik, denn «Wen sie
einmal hat,'den läßt sie nicht leicht wieder loS", wie
er selbst in seinen „Erinnerungen" sagt. In die'er
Rückschau bekennt er auch von sich: „Gleich m der
ersten Zeit meiner journalisticben Tättgkeit fiel m:r
eine Aufgabe zu, welche die Hauptaufgabe meine?
öffentlichen Wirkens geworden und geblieben rst: d,e
Propagierung des ZentrumSgedankenS und die Ver-
trettmg der ZentrumSvolittk. Publizistisch habe ich
cm der Wioae der Zentrumsfraktionen gestanden
und die Fraktionen zeitlebens auf ihren Wegen in
den Parlamenten begleitet. Insbesondere wurden
von mir im Jabre 1871 in einer Reihe von
Arttkeln in der „Kölnischen Volkszeitung" eingehen¬
der die Gesichtspunkte entwickelt, welche für die Bil¬
dung des Reichstags-ZentrumS maßaebend waren".
Bachems Mtftteiter war feit Mtte der 70er Jahre
CardaunS; auch als Bachem Mtglied des Abgeord-
netenhaufeS wurde, behielt er durch tägliche Einsen¬
dung von Arttkeln von Derliy auS mit CardaunS
zusammen die polittsche Leitung des Blattes.
Sckwn früh — mit 31 Jahren — war er 1876
als Vertreter für Mülheim-Sieg-Mpperfürth in
dos parlamentarische Leben einaetreten. Mit nach-
halttger Beaeisteruna drang er in das Wesen Windt»
Horst« und seiner Pplittk ein. „Wie würde Windt-
Horst e» machen?" war für ihn, als der große Füh¬
rer schon lange beimgeganaen, die Frage, deren Be¬
antwortung so Windtborst für die publizisttsch« Ver¬
tretung der Zentrumspolitik wie jedenfalls auch un¬
mittelbar auf dem varlamentarischen Boden seine
Nachfolge über das Grab binmrS als geisttgen Füh¬
rer weiterkebend erkennen ließ.
Im Jabre 1896 Kat er auS dem öffentlichen
Leben zurück. Seitdem bat er feine polittsche» An-
schauunaen trat noch in der Presse vertreten. Bor
drei Jahren schied er au« seiner Redaktionsstellung,
die er 45 Jabre mne gehabt hatte. , »
B. war ein außerordentlich fruchtbarer und auch
schwierigen Lagen gewachsener Journalist, semer
Haarundein flotter," schwarzer Schnurrbart ließen
den Fabrikanten jedoch um einige Jahre jünger er-
scheinen.
Etwa« verlegen über die ihr zuteil gewordene
kurz« Abfertigung öffnete die Frau die Zlnimertür,
ließ Herrn Raimund eintreten und zog sich dann in
die Küche zurück.
Grete, welche nähend beim Fenster gesessen hattB
stand erschrocken auf. Sie wollte etwas sagen, doch
blieb ihr jedes Wort in der Kehle stecken. Ihr Herz
klopfte zum Zerspringen. Aengstlich und doch neu-
gierig schaute sie den Eintretenden an. Diesen gro-
ßxn. noblen, reichen Herrn also sollet sie heiraten.
Ter begehrte sie. Ein bißchen Stolz regte sich m ihr.
Doch er rmrßte bald einem peinigenden Gefühl Platz
machen. Ter Herr da schaute sie so eigen an. Sw
fühlte, wie ihr dar Blut in die Wangen ftteg. Hilf«,
suchend sah sie nach der Tür. Aber niemand kam.
Warum ließ man sie denn so allein mft dem frem-
den Mann? Der aber blickte sie mit unverhohlenem
Wohlgefallen an. Er betrachtete sie mit so ruhiger
Befriedigung wie ein Käufer einen wohlfeil erwor-
Beiten nützlichen Gegenstand. Diese Sicherheit des
Besitzes, die sich in der Men« des Fabrikanten aus-
drückt, war e«. was das Mädchen — ohne daß es
sich genau darüber Rechenschaft geben konnte — so
aufregte.
„Aber wer wird denn so erschrecken." begann
Herr Raimund. Seine Stimme klang fett und un»
fein. Er zog ei» Etui auS der Tasche und hielt eS
ihr hi«.
„Sa. mein Möderl, daß Du siehst, daß ich'» ernst
und ehrlich mein'!"
Gre^e zögerte, das Ding in die Hand zu nehmen.
„Ra. na," lachte der Bräuttgom. ,/Kannst es
schon nehmen. Schau nur erst hinein!"
„Aber, Herr von Raimund," wollte da» Mäd-
chen einwenden. ,
„Nichts da, keine Faxen — und Herr v. Rat¬
mund heiß ich nit für Dich, Kleine, da heiß ich ganz
einfach HanS." » ...
Die StinmB Raimunds tetzt ganz e—««ich.
Zeitung war er einer der schöpferischsten und ideen¬
reichsten Mitarbeiter: als Lanrtagsabgeordneter und
auch weiterhin in den großen Organisationen bei
Zentrumspartci hat er ein Menschsnalter hindurch
ein großes Maß praktischer politischer Arbeit gelei.
stet. Seine Arbeitskraft aber ist auch damit noch
nicht erschöpft worden: auch als Buchfchriftstrller
kann Dr. Julius Bachem auf eine lange Reihe von
Arbeite« zurückblicken und in allen diesen Büchern,
mögen sie nun parteipolitischen Inhalts fein, oder
aus dem Fachgebiet deS Verfasser», der Jurispru¬
denz, stammen, oder allerlei Einzelbeiten aus dem
Nähkästchen eines Zentrumsjournalisten erzählen,
erkennen wir das Wesen dieses Mannes, eine unqe.
wohnliche Beweglichkeit deS Geistes, ein festes Hin¬
arbeiten auf besttmmte ihm vorschwebende Ziele.
Und immer, mag er in der Zeitung, mag er in Bü¬
chern zu seinen Leiern sprechen, kommt der leichte
Plauderton, die anspruchsloseste, schlichte Darstel-
lunasweffe seinen Arbeiten zstatten.
Hervorragend sind die Verdienst« Julius. Ba¬
chems um die GörreSgefellschast, deren Mit¬
begründer er war. und um dos Staatslexikon
der Görresgesellschaft. dessen redaktionelle Leitung er
nach dem Tode Dr. Adolf Bruders übernahm. Mit
welchem Erfolge, beweist die Tatsache, daß dos um¬
fangreiche und schwierige Werk, dessen erste Auflage
er noch zum Abschluß zu bringen hatte, inzwischen in
drei weiteren Auflagen erscheinen konnte, deren spä-
tere sich von der ersten ganz wesentlich unterschei¬
den, lmb daß es weit über die deutschen Katholiken
und über Deutschlands Grenzen hinaus, bei Freund
und Gegner wachsende Anerkennung gefunden bat.
Es hat Julius Bachem auch, ebenso wie dem Vor¬
sitzenden der Görres-Geftllschaft, Prof. Frbr. von
Hertling, dem heutigen deuffchen Reichskanzler, die
Ernennung zu Ehrendoftoren der Staatswissenschaf-
ten durch die Universität Löwen eingetragen.
Berühmt geworden ist BacbemS Won: „Wir
müssen ans dem Traum heraus." ES war das die
Ueberichrift eineS im Jahre 1906 in den Münchener
historisch-politischen Blättern erichienenen Artikels.
Bachem betonte darin nachdrücklich den nicht konfes¬
sionellen Charakter, der Zentrumsvanei und regte
zur lebendiien Mitarbeit der Katholiken auf allen
Gebieten an; nicht Abschließung, sondern rege An¬
teilnahme müsse die Losung sein. Der Artikel ist hr
seinen Einzelheiten bekanntlich lebhaft umstritten
worden und ist der Ausgangspunkt langjähriger
AuSiinandersehunaen gewesen. Aber auch diejenigen,
die nicht mit Bachem einer Meinung waren, werden
bezeugen, daß tiefinnere Uebeizeugung und uner¬
schütterlicher Wille, das Beste zu erstreben, der Leit¬
stern all' seines TunS und Lassens war, werden
dankbar seiner großen Verdienste gedenken.
Wie groß der poliiiich« Einfluß diese» ManneS
gewesen ist, »u früheren Zeiten im Kölner Stadt-
veror'neien-Kollegium, im preußischen Abgeordneten¬
haus, später im Landes- und ReichSausschutz der
Zentrumspartei und in den provinziellen Organi¬
sationen des Rheinischen Zentrum», auf den Gene¬
ralversammlungen der Zentrumspresse und in ihren
gemeinsam mit parlamentarischen Persönlichkeiten
abeehaltenen Sitzungen, in unzähligen Spezialbera-
tuneen über aktuelle Fragen, wie oft er unter den
chwierigsten Verwicklungen die Lösung gesunden, die
Entscheidung zum Guten berbeigeführt hat, daS wird
in seinem vollen Umfange nicht sobald bekannt wer¬
den. Eicher ist, daß der jetzt Heimgegangene unter
den Politischen Publizisten deS letzten halben ahr»
Hunderts einen der allerersten Plätze eingenommen hat.
Ueber seine letzten Tage teilt die „Köln. Vztg."
mit: Der Lebensabend Jul. Bachem» war durch
mancherlei köiperliche Leiden und Beschwerde« ge¬
trübt, und wenn er seine rührige und gewandte Feder
auch noch bis fast zum Versagen seiner Kräfte Weiler
führte, so war er sich über l>*~ Ernst seines Zu¬
standes doch nicht im Unklare«». Nachdem er Ende
voriger Worbe durch einen seu.er geistlichen Freund,
die Sterbesakramente empfangen, trat bald der Bex.
fall der letzten Kräfte ein und ein sanfter Tod «t.
löst« den hochverdienten Veteranen der Zentrum-,
Partei und der ZentrumSpresse von allem Eiden leih.
Sein Andenken wird allen Mitgliedern der Zen¬
trums, allen wahren Freunden des Vaterlandes un¬
vergeßlich sein.
Deutscher Reich.
* Berlin, 22. Jan. Der bisherige Leiter der
RetchSkarwffelstelle RegierungSrat Dr. Arnoldi
ist als Vortragender Rat in daS Reichsschatzamt
eingetieten. Mit 'einer Stelle ist der Landrat
Jung Han mit der Leitung der Reichskartoffelstelle
beauftragt war en.
* Der Empfang der Parteiführer durch den
Staatssekretär v. Kühl mann, der für Dienstag
angesetzt war, ist verschoben worden, weil sich der
Staats,ekreiär von der Reise recht angegriffen suhlt.
Vielleicht wird der Empfang Mittwoch stattfinden.
Gretl hatte gehorsam das Etui geöffnet. Ein er¬
stauntes „Ah!" entfuhr ihren Lippen.
„Gelt, da schaust halt!" schmunzelte Raimund.
Jetzt klang es wieder recht gemütlich.
„So, jetzt aber gib Dein Fingerl her und !aß
sehen, ob Dir das Rrngerl paßt."
In der nächsten Sekunde funkelte ein DrAant
an dem überschlanken Goldfinger der Braut.
DaS Mädchen war von dem raschen, zielbewuß-
ten und sicheren Auflreten des Fabrikanten so ein-
geschüchtert, von den Drohungen und Zurechtweisun¬
gen der Eltern so verängstigt, daß sie, ihrer großen
Jugend und ihrem schwachen, unselbständigen Cha¬
rakter entsprechend, nun alles über sich ergehen ließ.
Sie fühlte, wie der ftemde Herr da sie umarmte,
stteichelte und küßte — ein kaltes Entsetzen war da.
bei in ihrem Innern — sie hörte bald wie im
Traum ihre Mutter hereinkommen, fühlte sich von
ihr umarmt und geküßt, was sonst nie vorkam; der
Vater, welcher aus der Werkstatt gehoft worden war«
schüttelte ihr die Hand und sagte:
„Ra, Mädel, je« schau halt dazu und halt Dich
brav, daß D' das Glück auch verdienst."
Er freute sich aufrichtig, der biedere Mann, das
hörte man auS dem Ton keiner Sttmr t.
Dann wandte er sich an seinen zukünftigen
Schwiegersohn:
„Werd'n schon entschuldigen, Herr Raimund, daß
ich Ihnen nit de Hand aeb'. aber Sie sehe». Ich komm
von der Arbeit, der Firnis rich't einen schön zu.
Denn S' mir aber vielleicht am Sonntag die Ehr'
geben wollten, so könnten wir gleich wegen der Ein¬
richtung reden."
„Sicher komm' ich. lieber Herr Meister," sagt«
der Fabrikant. „Mich werd'n S' jetzt recht oft da
seh'n. Sie werd'n ja nicht» dagegen haben?"
„O bitte," mischte sich jetzt die Meisterin ei«:
welch« fand, daß ihr Mann schon zu viel geredet
hatte, „es wird uns immer eine Ehr« und ein Ver¬
gnügen sein."
Da» sagte sie hochdeutsch. Sie hatte er schon öfter
gehört nnd wollte tu t zeigen, daß sie auch 2rb»'»s-
«* Mfe L« Ätf* »>, st paöei ««»Hte.ft! ***
/
* Leber Graf Hertling» Stellung wird von be¬
sonderer Seite dem .Bayrischen Kurier' mitgetctti,
sie sei nach den letzten Konferenzen nicht nur voll¬
kommen unerscküttert, sondern noch stärker a I«,
vorher. Herttmg habe das volle Vertrauen des
Kaisers, der es gerade in diesen Tagen an Be¬
weisen dafür nicht habe fehlen lassen.
* Eine Rrnorganisatioa de» ErnährungSstzste«» ?
Da» KrregSernährungSamt teilt amtlich mit: Die von
einer Nachrichtenstelle verbreitete Mitteilung, daS Kriego-
«rnährungSamt habe einer Neugestaltung des Ernähr-
ungSsystemk zurestimmt, welche zum Ziele hat, die bi»-
herige Tätigkeit der kommunalen Verbände und Be¬
hörden durch eine genoflensck)aftllche Organisation der
Erzeuger zu ersetzen, entspricht nicht den Tatsachen.
Rr dt«a ist nur, daß eine von verschiedenen landwirt«
schaftuchen Körper,chaften eingei eichte Denkschrift, dre
diesen Plan verfolgt Ge enstand, von noch fortdauern¬
den Besprechungen im KriegSernährungSamt t!t.
" Darmftadt. 22. Jan. Die hessische Zweite
Kammer nahm nack kurzer Dehatte da» Gesetz über
dre Erneuerung der erledigten Mandate in sechs Wahl,
krersen einstimmig an. Die Wahlen finden Voraussicht. '
Irch am 26. März statt.
* Reutlingen, 2L Jan. Bei der heutigen Reichs-
ersatzwahl für den bisherigen Abgeordneten von
Payer haben von 16878 LLahlberechticten 4408 Wähler
ihre Stimmen für den Landta^Sabg. Scheef (Vpti.
abgegeben. Ein Gegenkandidat war nicht auiaestellt. '
** Köln, 21. Jan. In mustergülttger nachahmens¬
werter Werse rst man in Köln bemüht, in diesen
Tagen de» rnnerpolittschen Haders und de» Streite»
über die Kricgi^iele dr« s» notwendige Geschlossenheit
innerhalb der städtischen Bürgerschaft zu fördern. Am
Sonntag vercrn,gten vierzehn M asse nde rsa mm,
I ungen zu denen die christlichen Gewerkschaften,
die katholischen und evangelischen Arbeitervereine, die
Innungen. Beamten, und Angestellten - Vereine.
Fraueuvereine. der Konsumentenaurschuh und konfes¬
sionelle Vereinigungen eingeladen hatten, alle Kreise
der Bürgerschaft, um au» berufenem Munde die The¬
men Auk dem Wege zum Frieden und Volksinteressen
beim Friedenrfchiutz erörtert zu hören. Den Zweck
der Versammlungen erläuterte der 2. Vorsitzende deS
Ausschusses, dxr sich zu dem Zwecke gebildet hat. Dr.
Leo Schwerins, mit folgenden Worten: »Wir
wollen weder einer Partei noch irgend einer Grupps
dienen. Deshalb hcchen wir un» an die gesamte Köl¬
ner Bürgerschaft gewandt, ohne Unterschied de» Glau.
benS und der Partei. Wir beabsichtigen, in periodisch
zu veranstaltenden Versammlungen die Bevölkerung
über di- jeweils interessierenden Fragen aufzuklären.
Fachleute, die die Wahrheit sagen und können und
wollen, werden namentlich über politische und Wirt-»
schastliche Fragen sprechen, sie werden die großen
Fragen des Krieges frei von jedem Parteistandpunkt
behandeln. Kriegs, und Friedensziele sind nicht die
Aufgabe unserer Veranstaltungen. Aber wir wollen
durch unsere Darlegungen unsere Heimatarmee'
stärken und ermutigen, die letzten harten' §
Monate de» furchtbaren Kriege» »u ertragen, um dem
deutschen Volke da» zu geben, wa» eS braucht^.. St!»
erster Redner der Versammlung im Gürzenich, die wir?
hsrauSgreifen. betonte Generalsekrrtär Sieger-'
Wald, wa» uns der Friede sichern müsse, sei dort
allem die politische und territoriale Unversehrtheit!
Deutschlands, sowie sein ungehinderter und gesicherter
Rohstoffbezug und Handelsabsatz. Die Klagen über
mangelhafte Erfassung der Levensmittel auf deMi
Lande, ungleichmößgr Verteilung. Schleichhandel und
Wucher ;eien sicherlich berechttgt, und e» müsse stän.
big weiter an einer Besserung gearbeitet werden.
Friedensangebote seien genug gemacht. Die FrledenS-
bereittchaft müsse unfern Gegnern an der Westfront .
aufgezwungen werden. B!S dahin müßten weiter
Ovfer gebracht, die Zähne aufeinandergebissen werden. ;
Stadtverordneter Justizrat Falk schilderte die großen'
Erfolge, die w,r im Jahre 1817. da» nach Ansicht un¬
serer Feinde die Entscheidung in ihrem Sinne drin,
gen sollte, errungen hätten. Die Entscheidung sei ge.
fallen, aber zu unseren Gunsten. Was die Gestaltung!
unserer inneren Verhältnisse anbetreffe, so dürften dte
Verfassungen nicht still sieben, wenn die Volker voran¬
schritten. Der Friede müsse dem deutschen Volke d,e
Sicherheit bringen daß Kinder und KindeSkrnder be-.
wahrt bleiben vor einem zweiten solchen Kriege. Er
müsse dem deutschen Volke ferner die Sicherheit brrn»
gen, in Ruhe s-in-r Hände Arbeit zu genießen, frei
zu sein in der Heimat, guck auf dem Meere «nd über
See Oberbürgermeister Adenauer führte u. a.
au,: Wir haben die Furchtbarkeit des Krieges ver.
g-ssen weil wir vrS daran gewöhnt haben. Wir ha-
den vergessen, daß Deutschland zertrümmert unser
WirtschastSleben vernichtet, daß unsere Kinder und
KindeSkinder in harter Fron unsren Feinde« ttrhut.
pffichttg werden sollten. Sonst wäre -ine solche Zer-
k'üktuna Unsere» S'rkkr» wie wir sie leider in dieser
Feit sehen, nicht möglich. Wir dürfen a!ber nicht ver.
geflen. daß unsere Friedensangebote mit Hohn zuruck«
gewiesen sind Wir dürfen nickt vergessen, daß im
Westen Millionen von Weißen. Sckwarzen und Gel¬
len st-hcn. darauf brennend, in unser Land zu brtn-
gen und unter« Flure,, und Städie zu verwüste«.,
Unsere Unrinigkeit verlänaerl den
Krieg, sic allein hält im Feinde noch dre Hoftnongj
aufrecht un» doch noch schließlich zu bezwingen. Da.
rum fort mit allem, wa» un» trennt? Fort auch mit
dem innerpolitischen Hader. Fort auch mit dem
Streit über die Friedensziel«! Der Feind ist noch
nicht reif für Kn Friedensgedanken. Der Weg zum.
Frieden geht nnr über den Sieg.
dingS so komisch auS, daß Herr Raimund am liebsten
empM sich bald, recht befriedigt von dem Er-
qebnis seine» Besuches. Ein recht liebes Madel, btefe
Gretl. Schüchtern, bescheiden und anspruchslos. So
was brauchte er. Eine Frau muß nun endlich mal
ins Haus, daß die Dienstbotenwirtschaft einmal ein
End« hat. Bon allen Seiten wird so ein reicher
Junaaeselle bestohlen. Ein« reiche, schone Frau aber,
die mW wieder zu viel Ansprüche, die braucht für
sich allein ein Paar Dienstboten. Da käme er vom
Regen in di« Traufe. Und eine solche, die^großr
Kapitalien mitbringt, die möchte er schon auch des¬
halb nicht, weil sie vielleicht darauf pochen wurde
und herrschlüchttg wäre.
Nein, da» wäre nicht». Herr im Hg«» ist Und
bleibt er allein. Ein fügsame», demütiges Derb
braucht er. Und das wird die Gretl sein. Hat sie
sich ihm nicht gleich heute folgsam gezeigt? Beim
Fortgehen hatte sie.ihm die Hand gegeben und ge-
sagft „Adieu Herr — adieu — Hans!" Schwer kam
«S ihr an. das hörte er. aber sie sagte es doch — weil
er e- wollte. Er kam nun jgden Tag und sck'aute ihr
stet- mit wohlgefälligem Schmunzeln zu. wie sie au
ihrer Ausstattung nähte.
Cie saß dann immer tief gebeugt über die Arbeit'
die sonst so bleichen Van;ie>> geröiet, dir Augen säst
immer ans die Näherei gerichtet, so daß die grün¬
lichen Sterne, die wir Bergsern anSiahen. so tief
«nd unergründlich, von den langen, schwarzen Wim.
pern fast aan, bedeckt waren. Der Bräniiaam las,
stundenlang daneben 'tnd mühte sich, ein Gek-.näch ii-
Gang zu bringen, doch »r batte nicht nie! Glück da-
mit, denn Grete war meist schweigsam od> k anrwov
tete nnr furj auf seine Froff-n.
„Bist ein scheue« Haseri." sagte Herr Ratm»^
dann zärtlich und itreicdelt» di» ich! mrze» 'wwereu
Flechten die da« unbedeutend, «,sick rchen »miahm.
ten. „Saß ged «. Du wirst Dick Ubom g'wSH«^. tu
mich und soll Dir nix «dgehe, bei Mi, "
®rett lächelte dann rh wenig «nd vayt» «btcv
irfc* HM •"* 'h^en ftomaam.