Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

Deutscher Reich. 
•* «» schlechtes Ansinnen und eine -nt« Ant- 
Wort. Der Deutsche Ostmarkenverein hat jüngst ein 
Kettelschreiben versandt, indem eS nach einer abfäl» 
ligen Schilderung de- Verhaltens der deutschen Polen 
während des Kriege- heißt: „Es gilt daher auch 
fürdasDeutschlum sich bei Zeilen zum Berteidigungs» 
kampf zu rüsten, um von den Ereignissen nicht 
überrascht zu werden. Mehr denn je wird in der 
nächsten Zukunft die angestrengteste Tätigkeit deS 
Ostmarkenvereins, des berufenen Vorkämpfers deS 
Deutschtums in unserer Ostmark vonnöten sein. 
Dann bedarf eS aber der tatkräftigsten Unterstützung 
der gesamten national empfindenden deutschen 
Bevölkerung." Es folgt dann die „ergebenste Bitte 
um Gewährung einer größeren Spende." 
Ein sehr angesehener konserv. Mann, der vom 
Ostmakkenverein mit diesem Schreiben bedacht wurde, 
hat demselben nachstehende Antwort, die uns zur 
Verfügung gestellt wird, zugehen lassen: 
Dem Hauptvorstand des deutschen Ostmarkenver» 
ein- teile ich auf das Schreiben vom . . August sehr 
ergebenst mit, daß nach meinen Beobachtungen preußische 
Polen in diesem Kriege .auf das Tapferste gekämpft 
haben. Ich nehme an, daß von ihrer Seite sehr viel 
Blut vergossen wurde, mehr vielleicht als von manchen 
Krersen, die durch Schürung von Haß und Zwietracht 
ihrem Vaterland« dienen zu müssen glauben. Ich würde 
es als Unanständigkeit meinerseits auffassen, wenn ich 
zum Dank sür die Treue und Opfersreudlgkeit manches 
polnischen Untergebenen im Kriege mich jetzt an den 
Bestrebungen des deutschen Ostmarkenvereins beteiligen 
würde. Daß ich bei Dieser Gesinnung in manchen 
Kreisen, die sich lärmend als die alleinigen Vertreter 
de» deutschen Volker aufspielen, in Verruf komme, 
werde ich zu tragen wißen. 
Den kräftigen Worten dieses konserv. Herrn 
braucht nicht- hinzugefügt zu werden. 
Hu$ dem llachvargevier. 
Erkrankung der Kaiserin. 
X Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel, 27. August. 
(Aerztlicher Schlußbericht.) DaS Befinden der Kaiserin 
macht weitere, sehr erfreuliche Fortschritte. 
Die Krankheitserscheinungen sind zurückgegangen. 
ES erübrigt sich daher die fernere Herausgabe ärzt¬ 
licher Berichte, (gez.) Krauß. Förster. 
r. Horas. Der Vizefeldwebel Willi Böller, 
Sohn des Konstantin Völler, Inhaber des Eisernen 
Kreuze- 2. Kl., der Hess. u. österreichischen Tapfer- 
keitsmedaillen, erhielt für sein schneidiges Vorgehen 
in den jüngsten Schlachten das Eiserne Kreuz erster 
Klaffe. 
4> PeterSbcrg. Der Musketier Alois Hau, 
Sohn des Landwirte- Karl Hau, erhielt im Westen 
das Eiserne Kreuz. 
ö" Maberzell. Der „Karlshof", seither im 
Besitze von Frl. Möller, ging durch Kauf an den 
Kantinenwirt Müller, wohnhaft in Krefelds über. 
X Eichenau. Dos Verdienstkreuz für Krieqhilfe 
tzourde dem hiesigen Bürgermeister Joseph Klüh 
verliehen. 
Ä Lötterz. Von den vier im Felde stehenden 
Söhnen des Landwirtes Johannes Gies wurde nun 
auch der vierte Sohn, der Fahrer Joseph Gies im 
Westen mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 
* Aus der Rhön. Bei Dorndorf überfuhr die 
Felda-Bahn, die dort teilweise die Landstraße benutzt, 
unter den Augen der Mutter das zweijährige Kind 
eine« Kutscher-. Dem Kinde wurde der Kopf vom 
Rumpfe getrennt. 
X Seileris (Rhön). Der Kanonier Anion Hoh- 
mann, Sohn des Maurers KarlHohmann, wurde 
zum Gefreiten ernannt und mit dem Eisernen 
Kreuz ausgezeichnet. 
w Rückers bei Flieden. Für besondere Tapfer¬ 
keit^ wurde im Westen Bernhard Kreß, Sohn des 
Kaufmanns Eduard Kreß, mit dem Eisernen Kreuz 
ausgezeichnet. 
jX. Klesberg (Kr. Schlüchtern). Das Eiserne 
Kreuz erhielt der beim Reserve-Fetdartillerie-Regie- 
ment Nr. 33 stehende Fahrer Heinrich Klug, Sohn 
des Landwirtes Eduard Klug. 
Mtd Frankfurt a. M. Auf Einladung der Stadt¬ 
verwaltung Saarbrücken hat am. Montag im Römer 
eine Versammlung von Vertretern von Städ¬ 
ten und Kreisen West- und Süddeutschlands, 
die besonders von Fliegerangriffen be¬ 
droht sind, stattgefunden. Auch der Chef des Ge 
neralstabes der Luftftreitkräste. Oberst Thomsen der 
-Kommandeur de- Heimatluftschutzes Major v. Keller, 
der Geschäftsführer des deutschen Städtetages, Bür¬ 
germeister Sahm aus Berlin und Vertreter mehrerer 
stellvertretender Generalkommandos. Nach einem 
Referate des Oberamtmanns Klo tz-Freibnrg i. 
wurden alle Fragen des Schutzes gegen Fliegeran 
griffe erörtert und und reger Erfahrungsaustausch 
gepflogen. Sodann hielt Herr Beigeordneter 
Schlosser-Saarbrücken einen Vortrag über die 
gegenwärtige Rechtslage der Entschädigung für Flie 
gerschäden. Die Versammlung einigte sich auf eine 
Entschließung, in der schnellster Erlaß eine? Reich¬ 
gesetzes gefordert wird, daS Rechtsanfvruch au 
dollen Ersatz aller durch Fliegerangriffe verursach¬ 
ten Sach- und Leibesschäden, sowie'der unmittelba¬ 
ren Erwerbsfchäden gewährt. Beschleunigung des 
Verfahrens, ausreichende und schnellere Hülfe bei 
Wrederherstellungsarbeiten, Senkung der Baumate- 
rialienpreffe, Ersatz der Prämien ' für Fliegervev 
sicherung und weitere Forderungen der Entschlie¬ 
ßung. Auch wird Ersatz der in den betroffenen B-e. 
zirken durch Schutzmaßnahmen entstandenen Kosten 
gefordert. Zur weiteren Bearbeitung und zur Er- 
tnöglichung des Austausches der gesammelten Erfah¬ 
rungen wurde ein ständ. Ausschuß gewählt dem die 
Vertreter der Städte Saarbrücken, Köln, Frankfurt 
£. M.. Mainz, Mannheim, Kaiserslautern, Metz, 
Stuttgart, des Bezirksamtes Freiburg i. B. und der 
Kommandeur des HeimatluftfchutzeZ angehören. 
kt. Frankfurt a. M. Das Lehrerinnen-Sennnar 
bat angeordnet, daß nach nächtlichem Flieger« 
Alarm b« Unterricht 2 Stunden später beginnt. 
ES ,st zu hoffen, daß die staatlichen und städtischen 
Schulbehörden diesem Beiipiel folgen; denn was für 
erwach, ene Schülerinnen recht ist, das sollte für un« 
erwachsene nur billig sein. In der Rheinprovin; 
beiteht die Verfügung schon lange, daß nach nacht- 
lichen Flieger - Angriffen der Umerricht erst um 
Uhr früh beginnt. — Im nahen Griesheim 
wurden am Montag zwei Polen verhaftet, die sich im 
großer Mengen Frankfurter Brotmarken 
Und Reisebrotmarken befanden und damit Han del- 
fr«. Die Leute, die über erhebliche Barmittel ver- 
wgten, wollen die Marke» von einem Unbekannten 
Üttauft haben. 
8 Rotenburg (Fulda). Durch' Blitzschlag ent- 
Großfeuer äscherte auf dem benachbarten 
Wrlhelminenhof das Getreidelager vollständig 
in"\ . hezu die gesamten diesjährigen Erntevorräte 
^vre ernrge landwirtschaftliche Maschinen und Wagen 
folternd «ine omt Fvcnr neust Tochter twbon, bfe t» 
der Nähe seiner Wohnung Brenneffeln und Unkraut 
euS dem Straßengraben für ihre Ziege sammelten. 
„Sie wiffen wohl nicht, wen sie vor sich haben, ihr 
niederes Volk, das ihr seid!" Go ließ sich der „noble" 
Herr vernehmen, der auch im fünften Kriegsjahr 
noch nicht» zugrlernt zu haben scheint. Kurgäste und 
andere Zeugen des Vorgangs sollen übrigens ihrer 
Empörung über solch unglaubliche- Verhalten kräf¬ 
tig Ausdruck gegben haben. 
ff Höchst a. M. Während d«S Fliegeralarm- in 
der vergangenen Nacht traf der Blindgänger eine- 
Abwehrgeschütze- daS Hauptstraße-14 belegene HauS 
des Ingenieur» Karl R uppel. Er durchschlug da» 
Dach, sauste durch einige Decken, fuhr dann im ersten 
Stockwerk durch ein Bett» in dem ein kleine- Kind 
sorglos schlummerte und blieb schließlich im Erd¬ 
geschoß auf dem Bode» liegen, ohne zu explodiere«. 
Das Kind erlitt nicht den geringsten Schaden, auch 
fünf andere Personen, die sich in dem Zimmer auf. 
hielten, blieben unverletzt, sie wurden durch die um¬ 
herfliegenden Mörtelreste lediglich arg beschmutzt. 
Der Blindgänger hatte nnr Sachschaden angerichtet. 
— Auch im nahen Soffenheim traf ein Blindgänger, 
das HauS des Einwohners Heumuth und durchschlug, 
mehrere Decken, richtete aber sonst keinen Schaden an. 
A Eppstein i. T. Vor 600 Jahren, am 30. 
November 1318, verlieh Ludwig der Bayer Eppstein 
die Stadtaerechtsame und bi- vor 100 Jahren konnte 
sich der Ort dieser Vorrechte erfreuen. Dann sank 
er zu einem Flecken herab. Da- bevorstehende 
„Stadtjubiläum" gab nun den hiesigen Gemeinde¬ 
organen Gelegenheit, bei den maßgebend«» Stellen 
um abermalige Verleihung der Stadtrechte zu 
bitten, ei» Wunsch, deffen Erfüllung man zum 30. 
November sehnlich erhofft. Eppstein zählt heut« etwa 
1500 Einwohner und gewinnt al- Siedelung für 
Sommerfrischler und Luftkurort neuerdings steigend« 
Bedeutung. — Die jüngste Stadt Nassau- ist Bi«brich, 
da- 1891 Stadtrechte erbielt. 
[!] Bad Nauheim. In Badehäusern wird seit 
einiger Zeit derart gestohlen, daß die Polizei zu 
Haussuchungen bei den Badegästen schreiten mußte, 
und zwar mit dem Erfolge, daß bei einem Gaste 
nicht weniger als 22 leinene Fußtücher, die vor den 
Badewannen liegen, gefunden wurden. Auch die 
großen meterlangen Badetücher werden vielfach ge¬ 
stohlen oder zerschnitten. Die Badeverwaltung will, 
wenn die Spitzbübereien seitens der Badegäste nicht 
aufbören, die Abgabe von Wäsche einstellen. 
□ Usingen. Das Hamstern der Kurfrem- 
den in den Luftkurorten de- Kreise- Usingen hat 
nach einer Bekanntmachung des Landrat- einen 
derartigen Umfang angenommen, daß, wenn nicht 
sofort eine Wandlung eintritt, die Kurbetriebe ge¬ 
schlossen werden. Tie Bürgermeister der betreffenden 
Luftkurorte wurden angewiesen, sofort Anzeige beim 
Landratsamt zu erstatte«, wenn da- Hamstern fort¬ 
gesetzt wird. In Betracht kommen vor allem die 
vielbesuchten Luftkurorte Altweilnau, Arnoldshain 
Brandoberndorf, Emmershausen, GrävenwieSbach, 
Neuweilnau, Niederreifenberg, Oberreifenberg, Nie¬ 
derems, Rod a. W., Schmitten, und Reichenbach usw, 
A Aus Waldeck. Dem Landwirt Stracke zur j 
FuchSmühle bei Goddelsheim wurden ein Rind nnd 
ein Bulle von der Weide gestohlen. Ferner 
wurden auf Herran-hof bei Wümighausen ein Fahr¬ 
ochs von 10 Zentner Gewicht gegen einen solchen 
von 4 Zentner vertauscht. 
sj Aschaffenburg. Im Main ertranken beim 
Baden ein Arbeiter der Firma Kroll und der 17- 
jährige Schlosser Eduard Reusing. 
SurGberheffen u.drnhess.R««ttk». 
--- Allendorf (Kreis Kirchhain). Der Mu-ketier 
Paul Weitzel, Sohn de- Bahnwärters Peter 
Weitzel H, wurde an der Westfront mit dem Eiser¬ 
nen Kreuz au-gezeichnet. 
sollL v«d«e kh« noch de» Han«besitz« gtnmrtM, 
sich an da» Einigung-amt zu wenden. Die Eingabe 
wrndet sich sodann gegen den Borschlag, nur Zu- 
schläg, zu den Friedensmietpreisen zuzulaffen. Auch 
dieser Einwand ist berechtigt, denn nicht» wäre ver¬ 
kehrter, als eine Mechanisierung. 
vermischter. 
Lokal«. 
Fulda, 28. Angust 1218. 
e‘neE widerlichen Szene 
- testet der „TaunuLbotc". Ein Viüeopächltzr jagte 
4» Da« Eiserne Kreuz Erster Klaffe wurde dem 
Leutnant Köhler in einem Artillerie-Regiment 
im Westen verliehen. Der Au»gezeichnei« ist ein 
Sohn der Witwe deS Oberamtmann- Köhler (früher 
Domäne Neuenberg). 
•f» Inhaber de- Eisernen Kreuze-. Der Gefreite 
Karl Golbach, Sohn de- Schreinermeister- F. Gol¬ 
bach. erhielt in Mazedonien dal Eiserne Kreuz. 
** Das Verdienstkreuz für Krieg-Hilfe wurde 
dem Magazinarbeiter Nikolaus Weh ne r verliehen. 
(*) Zur Erhöhung der Brot- und Mehlpreise für 
1918/19 erhalten wir von der NahrungSmittelslelle 
folgende Zuschrift: Für Brot und alle Mehlsorten 
mußten die Preise gegen die seitherigen nicht uner¬ 
heblich heraufgesetzt werden. ES rührt dies daher, 
daß zunächst dem Erzeuger deS Getreide-ein höherer 
Grundpreis neben der Druschprämie eingrräumt 
werden mußte, ferner muß das Getreide, bevor e« 
in Form von. Brot an den Verbraucher gelangt, eine 
ganze Reihe von Behandlungen durchmachen und die 
hieran beteiligten Stellen arbeiten mit sehr erhöhten 
Unkosten. DaS Kornhau», der Müller, der Fuhr¬ 
mann, der Lagerhalter können unter den derzeitigen 
Verhältnissen nicht mehr zu den Preisen arbeiten, 
wie vor einem Jahr und auch dem Bäcker war eine 
Preiserhöhung für die Herstellung de- Brote» zu- 
gestanden worden, entsprechend seinen gesteigerten 
Geschäftsunkosten. Dagegen sind die Unkostenver- 
gükungen an die städtische Verwaltung unverändert 
geblieben. Im übrigen sind die Preise für di« 
Stadt Fulda nn Einvernehmen mit den umliegenden 
größeren und kleineren Städten getroffen worden. 
Sollten sich Preisunterschiede trotzdem an anderen 
Orten der Nachbarschaft zeigen, so rührt dies eine»- 
teils daher, daß ,."B. in Hünfeld der Getreide- 
grundpreis ein billigerer ist al» wie in Fulda, 
andererseits aber auch andere Städte nicht wie der 
Kreis Fulda Selbstversorger sind, sonder« Brot nur 
aus Roggenmehl backen, während Fulda au« ge¬ 
wissen Gründe i auch den hier erzeugten Weizen, der 
teuerer ist als der Roggen, mitverbacken läßt. 
*• Die Mieteinigungsämter. In einer sehr um¬ 
fangreichen Eingabe an den Reich-kommiffar nimmt 
derSchutzverbandsürdeutschen Grundbesitz, 
eine Bereinigung, die nicht nur Hausbesitzer, sondern 
auch Landwirte, Banken und Terraingesellschaften 
in sich vereinigt, zu den bisher bekannt gewordenen 
Vorschlägen der Gegenteile Stellung. Scharfe Ab» 
lehnung erfährt das Vorgehen einzelner General¬ 
kommandos, die über die Bundesratsverordnung 
vom Juli 1917 hinweg Sonderverfügungen erlassen 
haben. Auch würde — so heißt es weiter — man 
e- al- «neu Eingriff in die Veriragsfreiheit bezeichnen 
müssen, wenn, wie verschiedentlich vorgeschlagen ist, 
die Elnigungsämier in jedem Falle erner Kündigung 
oder Steigerung vorher ihre Genehmigung geben 
ollen. Jeder Mieter hat nach der Bundesratsver¬ 
ordnung daS Recht, da- Mietseinigungsamt anzu¬ 
rufen. Zieht er ein«' gütliche Vereinbarung mit dem 
Vermieter vor, so ist das seine Sache, nutz sw» 
*■ «in »ener Raubmord. Der dritte Raubmord 
innerhalb drei Wochen ist Dienstag abend in Ber¬ 
lin und zwar abermal» an einer in der Linien 
sttaße wohnenden Schankwirtin verübt worden 
Gegen */»7 Uhr abend« kam ein Feldgrauer in die 
Wirtschaft der Frau Sonnenberg. Der Gast gab 
Verschiedene- zum Besten nnd in einem unbe- 
wachten Augenblick stufte er sich über di« Frau, 
versetzte ihr mehrere Messerstiche und verschwand, 
nachdem er ihr etwa 5000 Mark geraubt hatte. Der 
Täter ist entkommen. 
* Gold und Diamanten. Es sind wirklich noch 
Schatze im deu'.'ttcn Haus. Ter neulich in Ber¬ 
lin verübte, aber erfteulicherweise schnell entdeckte 
Diebstahl von 40 000 <M Goldwaren ist so ein Zei> 
chen, was sich Leute von heute, ohne mit den Wim¬ 
pern zu zucken und ohne Ziuien zu Häuft halten 
können. Und was noch an die Geidankaufsstellen 
abgeliefert werden kann. Aber es '«m»t n»ch best 
ser. In ein« Zeitungsanzeige werden in einer 
mitteldeutschen Handelsstadt angeboten: Brillant' 
ohrringe für 8000 <M, Brillantarmband für 10 000 
Mark, Brillantkollier für 12000 M. Im Frieden 
las man solche Anzeigen nie, wer damals solche 
Wertsachen zum Kauf anbot, erfuhr auch Abnehmer 
ohne Anzeige. Sie waren allerdings ziemlich rar. 
Heute kann man anzeigen. es müssen also genug 
zahlungsfähige Käufer vorhanden sein. Auch Pelz- 
werk von 10000 A Md darüber spielt keine beson¬ 
dere Rolle, selbst bei dem Inkrafttreten der Luxus- 
steuer nicht, die bei 10 000 JH Verkaufspreis 1000 M 
Steuern auSmacht. 
* Me Leipziger Mrftze. DaS Ergebnis der Leip¬ 
zigs Herbstmesse ist hinsichtlich dev am Geschäft be¬ 
teiligten Besucher ein weder im Frieden noch im. 
Kriege daHetveseneS. Bon Ausstellern sind 5000 ge 
meldet oder 1800' mebr olS auf der bisher stärksten 
Kriegsmeffe und 1300 mehr als auf der stärksten 
Friedensmefle. Dieser Zuwachs bürgt dafür, daß die 
Leistunqsfähicckeit der deutschen Industrie ttotz des 
MLhr als vierjährigen Völkerringens eine hohe Stufe 
behauptet. Der Geschäftsverkehr setzte am ftühen 
Sonntag lebhaft ein, zumal den früher beobachteten 
Vorverkäufen durch entsprechende Vorkehrungen des 
Meßamtes ein Riegel vorgeschoben ist. Besonderem 
Interesse begegnen die neu eingegliederte technische 
und die Baumeffe. Die erste weist 650, die zweite 
550 Aussteller auf. Der Verkehr auf den Sttaßen 
Leipzig- bietet ein bunt bewegtes Bild. Groß ist die 
Zahl der vom verbündeten wie neutralen Ausland 
sowie auS den besetzten Gebieten gekommenen Frem¬ 
den. So werden allein aus Oesterreich-Ungarn bis 
jetzt 1000, aus Polen 600, aus Holland 300 und aus 
der Schweiz 250 Kaufleute gemeldet. Für die ver¬ 
schiedenen illasionen sind in den Hotels Standquar¬ 
tiere eingerichtet, die unter Leitung der ehrenamtli¬ 
chen Vertreter des Meßomtes im Auslande stehen 
und wo Konsulatsbeamte, Dolmeffcher usw. anwe¬ 
send sind. Die Zahl der am. Gechäst beteiligten a n- 
gemeldeten Besucher der Leipziger Muster¬ 
messe ist auf rund 100 000 gestiegen. 
* Durch eine» Gaunerstreich von vier Mädchen 
ist die Sparkasse Boele-Hagen (Westfalen) um 
14 000 Mark geschädigt worden. Die dort tätige 18- 
jährige Milsin C. stahl aus der Aufbewahrungs¬ 
stelle der Kaffe einige Bücher von Spvrkaffenkunden. 
Mit Hilfe ihrer drei Freundinnen ließ sie nun gegen 
gefälscht« Quittiftrgen auf der Sparkasse Gelder abhe¬ 
ben, bis schließlich die Summe der auf die Bücher 
entnommenen Beträge 14 000 Mark ausmachte. Ms 
die Beftügereien entdeckt wurden, hatten die Mäd¬ 
chen von den abgebobenen Geldern im Laufe der 
letzten Monate den Betrag von über 11000 Mk. be¬ 
reits verausgabt. Noch 2800 Mk. wurden in ihrem 
Besitz vorgesunden und beschlagnahmt. Die Mädchen 
wurden in Untersuchungshaft genommen. 
* Der Hamsterkeller des Wunderdoktor». Vom 
Schäfer und Wunderdoktor A st, der die Krankbciten 
der Menschen aus den Nockenhiaaren erkennt, ist es 
in der KriegSzeit ziemlich still gewesen. Jetzt macht 
er durch einen Prozeß in Lüneburg von sich reden. 
Der bei Ast bedienstete, noch sugendliche Knecht Leh¬ 
mann verriet den Schrankenwärtern Meyer und An- 
dermever, daß Ast nicht weniger denn sieben 
Schweine geschlachtet habe, und Haß er wisse, wo die 
Fleischwaren aufbewohrt würden. Die Spießgelellen 
verübten denn in der Nacht vom 5. zum 6. März 
bei Ast einen Einbrucksdiebstabl, bei dem sie 40 bis 
60 Würste, mehrere Gänsebrüste, einige Schinken. 
Wein, Fruchtsäste und dergleichen Dinge mehr stah¬ 
len. Gegen Meyer, den Hauvttäter, konnte nicht ver¬ 
handelt werden, da er inzwischen zum Heeresdienst 
eingezogen worden ist. Die beiden anderen Ange¬ 
klagten wurden zu acht bezw. zwölf Monaten Gesang 
niS bemrteilt. 
kette NaLrlffte«. 
N4V Berlin, 27. Aug. Am frühen Nachmittag 
de» 25. August griffen sechs Flieger d«S Verbände? 
Stadt und Bahuhof Luxenrbnrg mit elf Bomben 
an. Der Sachschaden ist gering. Verlust sind nicht 
zu beflagen. 
66p. Berlin, 27. Aug. Nach einer Meldung der 
„Deutschen Zig." gibt di« „Times" die Gefamtver- 
lnste der Kanadier auf 100010 Tote und Invalide an. 
HD? Bern, 27. Aug. Bon verschiedenen Zeitung-. 
Vertretern wegen der spanischen Not« befragt, bat 
der Minister de» Arußern folgende Erklärung abge¬ 
geben: Spanien wird sichnichtineinen Krieg 
stürzen, an de« es nicht teilzunehmen hat. Es 
wird sein Vergehen daraus beschränken, da» Reich 
mit kluger Energie zu verteidigen und keine kriegerische 
Haltung emzuneh««,. »«« übrigens niewalt in 
ferner Absicht lag. 
W«tt»r»-ra»,s«ae. Donner-tag. 28. August l»18. 
Meist bewölkt, zeitweise Niederschläge, etwa» wärmer. 
km tfttfiftet 
«Ohr» rmtlelKM. 
». «n—jt 1,18. 
Betrifft zukünftige Fettverteilnnge«: 
Die wöchentlichen Fettvrrteilunaen werden vo» 
1. September ab in anderer Weise vorgenonnnen. 
Anstelle der bestehenden Kundenliste tritt von diese« 
Z«tpn»K «k die toummmmmg, ähnlich »je ft« » 
b» letzten Monaten bei der Zückereerteilung ange¬ 
wandt «orde» ist. An jedem Montag — erstmalig 
also a« 8. September — melden die Verbraucher 
die ihnen zustehend« Fettmenge durch Abgabe der 
Fetttarten der laufenden Woche (keine anderen!) bei 
derjenigen FettverkaufSstelle an. von der sie bat Fett 
nt erhalten wünschen. Dir Ftttverkaufsstrllen haben 
eine Liste über die «ingegangenen Anmeldungen mit 
Mnttag der erh«ltme« Fettkarten zu führen, die 
»arten pr sammeln, zu ,e 100 Stück zu bündeln 
(die Kranke»»Zusatzk«rten sind besonders zu bündeln) 
und i« veschloffenem Umschlag mit Angabe der 
Stückzahl, der Verkaufsstelle und de« Datum« am 
Dienstag bei der Nahrungsmittelstelle (Kattenkenrrolle! 
einzureichen. Die Verbraucher sind berechtigt, über 
di« abgegebme Anzahl Fettkart»« »ine Quittung zu 
verlangen oder sich von der erfolgten Eintragung 
z« überzeugen. Am Mittwoch wird bei der Nahrungs- 
mittelstrlle die jeder Verkaufsstelle auf Grund der od- 
gelieferten Karten zustehend« Fettmenge festgrstellt 
und diese ihr am Donnerstag geliefert. Die Abgabe 
an die Verbraucher findet wie bisher am Freüag 
und SamStag statt. 
SS wird dringend gebeten, sich regelmäßig zu 
einer Fettverkauj-stelle anrumelden, wobei die Wahl 
der Verkaufsstelle den Verbrauchern vollständig über- 
laflrn bleibt. Für versehentlich nicht abgegebene 
Karten ist da» Fett, sowett vorhanden, ausnahms¬ 
weise und nach vorheriger Prüfung deS Sachverhalts 
durch die Nahrungsmittelstelle (Kartenkoutroüe) in 
der städttschen Verkaufsstelle zu erhalten. Eine Ge¬ 
währ für Einlösung der Karte wird indessen in diesem 
Falle nicht übernommen. SamStag abend find die 
9nt«x dm laufenden Woche verfallen. 
K*fetgett. 
Nach § 1 der Gesetz-- Wer de« vaterländischen 
HUstdtmsr vom 5. Dezrmber ISIS ist jeder männ¬ 
liche Deutsche vom vollendeten siebzehnten bi» 
zum vollendeten sechzigsten Lebensjahr», soweit er 
nicht zum Dienste in der bewaffneten Macht einbe- 
rusen ist, zum vaterländischen Hilfsdienst während 
d«S Krieges verpflichtet. 
Jeder, der das 17. Leben-jahr »elleudet hat, muß 
sich bei dem zuständigen Bürgermeisteramt zum Hilfs¬ 
dienst anmeleen. D»e Bürgermeisterämter find ver¬ 
pflichtet. dies« Meltzzzngen dem Einberusungsausschuß 
zuzusenden. 
Hie Herren Bürgermeister wolle» durch ortsübliche 
Bekanntmachungen tn ihren Gemeinden aus die zu 
bemirkenden Anmelkungen wiederhott Hinweisen und 
dafür Sorge wagen, daß die Anmeldungen sofort 
an de» Sinberufung-au-schuß Hierselbst weüer ge¬ 
geben werden. 
Fulda, d« 20. Angust 1918. 
Lee Leitret: Frhr. v. Deerrder,. 
» 
ßSolizeiverordunug 
betreffend de« Wvhnungsnachweis i» der Stadt Fulda 
Auf Grund der 88 5 und 6 der Verordnung über 
die Polizeiverwaltung in den neu erworbenen Lan- 
desteilen vom 20. Sept. 1867 sowie des 8 143 Msatz 
1 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwal- 
tuna vom 30. Juli 1883 und detz Art. 6 8 1 des 
WohnungSaefetzeS vom 28. März 1918 wird mit er¬ 
folgter Zustimmung des Magistrats für den Bezirk 
der Stadt Fulda folgende Polizeiverordnung er¬ 
lassen: 
8 1. 
Der für den Bezirk der Stadt Fulda beim, städ¬ 
tischen Woblfahrisamte eingerichtete Wohnunosnach- 
weis erstreckt sich auf alle freien Wobnunpen und z» 
Wohnzwecken geeigneten Räume ohne UnterschieL» 
ihrer Größe, sowie aus die Art und Beschaffenheit 
der Gebäude. 
8 2. 
Jeder Eigentümer von freiwerdenden Wohnun¬ 
gen und zu Wohnzwecken geeigneten Räumen ist ver¬ 
pflichtet, diese sofort, spätestens aber innerhalb 3 To¬ 
gen nach vorschriftsmäßig erfolgter Kündigung, 
mündlich oder schriftlich beim städtischen Wohlfahrts¬ 
amt anzumelden. 
Alle freien Wohnungen und zu Wohnzwecken ge¬ 
eigneten Räume sind durch den Eigentümer münd¬ 
lich oder schriftlich sofort, spätestens aber innerhalb 
3 Tagen nach dem Inkrafttreten dieser Verordnung, 
anzumelden. 
8 3. ' 
Die Anmeldung muß enthalten: 
») den Namen deS Eigentümers: 
b) den Namen der Sttaße und die Nummer des 
Gebäudes: 
c) die Lage und Art des Gebäudes, insbesondere 
Vorder- oder Hinterbaus, Lager- oder Fa¬ 
brikgebäude. massiver Steinbau oder Kuh¬ 
werkgebäude: » 
6) die Loge der Wohnung und die Zahl der Zim¬ 
mer. ferner ob Küche. Speisekammer, Abort. 
Keller, Dachkammer, Waschküche, Badezünmer 
und Trockenboden vorbanden sind und wieviel 
Mietwohnungen sich überhaupt in dem Ge¬ 
bäude befinden: - 
e) dir Höhe de- Mietprefle-, der für die Neuver- 
rnietung verlangt wird und des Mietpreises 
der zuletzt gezahlt wurde. 
8 4. 
Die Weitervernrietung fteier Wohnungen und 
zu Dobnzwecken geeigneter Rämne ist unter Angabe 
des Meter? und de? vereinbarten Metpreises in¬ 
nerhall' 3 Tagen nach Abschluß des mündlichen oder 
schriftlichen Mewertrazes dem städttschen Wohl- 
fahrtsomte durch den Eigentümer mündlich oder 
schriftlich anzuzeigen. 
8 5. 
Ueber die freien Wohnungen wird beim städti¬ 
schen WohlfabrtSomte ein Verzeichnis geführt, das 
den Wohnungssuchenden ,ur Einücht offen liegt und 
vormittag- von 10—12 Uhr in dessen Diensträumen 
eingesehen werden kann. 
8 6. 
Die gewerbsmäßig« Vermittelung von Mietwoh¬ 
nungen und dos Anzeigen von steien Wohnungen 
in den öffentlichen TageSblättenr wird durch diese 
Verordnung nicht berührt. 
8 7. 
Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften die¬ 
ser Polizeivervrdnung werden, sofern nicht nach an¬ 
deren Strafvorschriffen eine höhere Strafe verwirkt 
fft. mit Geldstrafe bis zu 9 Mark, nn UnvermögenS- 
faHe mk entsprechender Hast bestraft. 
8 8. 
Diese Verordnung tritt mit dem Tage noch ihrer 
Verkündigung in Kraft. 
Fulda, den 8. August 1918. 
Die Bolizei-Derwaltnng: 
Dr. Antoni. 
---- Anzeigen - 
Ulte J&tm tu Hßs* CM*
	        
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