Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

nr. 238.1 | Moniag ü- Oktokn 1918. | afe^j^gffiSä^^iSaS: I 4S. Jahrgang. 
^—g—J—————IWi — TI II i II i ' " 
Die Antwort an Wilson. 
Der Wortlaut der Note. 
vtd Berlin, 12. Okt. (Amtlich). 
In Beantwortung der Fragen de- PrS- 
fil uten der Bereinigten Staaten von 
Amerika erklärt die deutsche Regierung: 
Die deutsche Regierung hat die Sätze an¬ 
genommen, die Präsident Wilson in 
feiner Ansprache vom 8. Januar und in 
feinen späteren Ansprachen als Grundlage 
eines dauernden Rechtsfriedens niederge- 
legt hat. Der Zweck der cinzuleitenden 
Besprechungen wäre also lediglich der, sich 
über praktische Einzelheiten ihrer 
Anwendung zu verständigen. 
Die deutsche Regierung nimmt an, daß 
auch die Regierungen der mit den Verei¬ 
nigten Staaten verbundenen Mächte 
sich auf dem Boden der Kundgebungen 
des Präsidenten Wilson stellen. 
Die deutsche Regierung erklärt sich i« 
Einvernehen mit der österreichisch-unga¬ 
rischen Regierung bereit, zur Herbeifüh¬ 
rung eines Wasienstillstandes den R äu- 
mungsvorsch läg ende- Präsidenten zu 
entsprechen. Sie stellt dem Präsidenten 
anheim, den Zusammentritt einer gemisch¬ 
ten Kommission zu veranlasien, der e- 
obliegen würde, die zur Räumung erfor¬ 
derlichen Vereinbarungen zu treffen. 
Die jetzige deutsche Regierung, die 
die Verantwortung für den Friedensschritt 
trägt, ist gebildet durch Verhandlungen 
und in Uebereinstimmung mit der gro¬ 
ßen Mehrheit deS Reichstage-. 
In jeder seiner Handlungen, gestützt auf 
den Willen dieser Mehrheit spricht der 
Reichskanzler im Namen der deutschen 
Regierung und des deutschenVolkeS. 
Berlin, 12. Oktober. 
(m-) Solf, 
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. 
V G 
Kur, und einfach ist die Antwort, die unsere 
Negierung aus die Zwrichenfmgen Wilsons gibt. 
Um alle Hindernisse auf dem eingcschlagenen 
FricdenSwcge zu beseitigen, und den Kriegstrei¬ 
bern auf der Gegenseite keinen weiteren Vorwand 
,u lassen, geht sie rückhaltlos auf die Bedingungen 
ein. von denen Wilstn sem Vorgehen abhängig 
macht. 
Es handelt sich um drei Punkte:. 
1. Wilson wollte wissen, wie die „Annahme" 
Ker von ihm ausgestellten Grundsätze gememt 
sei. Unsere Antwort verzichtet ausdrücklich auf die 
Debatte über d^e Grundsätze und wiederholt wort, 
lich die von Herr» Wi'so >» gewünschte Zusage: „Der 
Zwe der e,nzu:'ei'.lnden Besprechungen wäre alko 
lediglich der. sich über praktische Einzelheiten 
ihrer Anwendung zu verständigen." 
2. Zur Näuutungsfrage, von der Wilion 
die Anregung de? Waffenstillstandes abhängig 
macht, erklärt unsere Regierung im Einverneh. 
men mit der österreichischen ihre Bereitschaft, den 
Räumungsvor'chlüqen deS Präsidenten zu entspre¬ 
chen. ES wird also unsererseits angeboten, __ datz 
wir sofort die Truppen überall auS den besetzten 
Gebieten zurückziehen, wenn dadurch der Waffen¬ 
stillstand erreicht wird. Zur Durchführung der 
Räumung sind natürlich besondere Vereinbarungen 
erforderlich. Dafür wird eine gemischte Kommis, 
fron vorgcschlagen. deren Zusammensetzung der Prä¬ 
sident Wilson veranlassen soll. 
Das Zugeständnis der Räumung ist außeror¬ 
dentlich gewichtig. Die öffentliche Meinung wird 
sich beruhigen müssen angesichts der Zustim¬ 
mung unserer Heerführer, die daS sachverständige 
«nd entscheidende Gutachten über die Zulässigkeii 
und Zweckmäßigkeit dieser Maßregel abgegeben 
haben. Eine weitere Erörterung der RäumungS. 
frage verbietet sich unter den obwaltenden Ver¬ 
hältnissen. DaS deutsche Volk muß sich auf den 
Boden der Tatsache stellen, die von seinen berufe, 
nen Vertretern und Führern in voller Kenntnis 
«nd unter sorgfältiger Abwägung aller Verhältnisse 
geschaffen wird. Die entscheidenden Autoritäten 
haben die Verantwortung dafür, daß wir bei diesem 
Entgegenkommen auf dem Wege zum Brieden 
besser fahren. alS bei hartnäckigem Feschalten an 
her gegenwärtigen militärischen Lage. 
3. Wilson batte in seiner Note schließlich die 
nicht klar gefaßte Frage gestellt, ob der deutsche 
Kanzler ..nur" für diejenigen „Gewalten deS Rei¬ 
che?" spreche, „die bisher den Krieg geführt haben". 
Unsere Antwortnote läßt sich auf keine staatsrecht¬ 
lichen Darlegunaen ein. sondern stellt einfach lest, 
daß die aegenwärtige deutsche Regierung gebildet ist 
durch Verhandlungen und in Uebereinstimmung 
mit der großen Mehrheit des Reichstages, und daß 
der Reichskanzler i» jeder,seiner Handlungen im 
Namen der deutschen Regierung und de» deut¬ 
schen Volkes spricht. 
Willen hat das inzwischen schon aus dem «e. 
rtcht f die levte ReichStagSsibung und in-be- 
fonder S der Schlußrede deS Präsidenten Feh- 
renbaü sehen können. Da er aber „die Antwort 
auf dies Frage von jedem Standpunkt für außcr- 
ordentli wichtig" erklärt hat. wird die kurze und 
bestimmte Auskunft der deutschen Regierung nickt 
Überflüssig sein, damit die letzten „demokratischen" 
Einwendungen gegen die VerhandlungSfähigkett 
deS Reichskanzlers auSgeräumt werden. 
In formeller Hinsicht ist zu bemerken, daß un¬ 
sere Antwortnote nicht vom Reichskanzler selbst, 
sondern von dein neuen Staatssekretär des AuS- 
wärtiaeu Amtes. Solsi ««Licknet ist. Die erste 
Rote war an den Präsidenten Wilson selbst gerich¬ 
tet: die Gegenfragen der amerikanischen Regierung 
wurden vom Staatssekretär Lansing gestellt: dem¬ 
gemäß fiel die Beantwortung auch unserem 
Staatssekretär zu. 
Zur Sache selbst ist noch zu beachten, daß unsere 
Regierung in die Antwort eine Klausel eingefügt 
hat. die den Genossen des Präsidenten Wilson 
eine Gewissensfrage stellt. 
„Die deutsche Regierung", beißt eS da. „nimmt 
an. daß auch die Regierungen der mit den Vereinig¬ 
ten Staaten verbundenen Mächte sich auf den Bo¬ 
den der Kuvdgebungen des Präsidenten Wilson 
stellen." DaS will sagen: Die von Wilson ent¬ 
wickelten Grundsätze sollen bei den Frieden-Ver¬ 
handlungen nickt etwa einseitig zu unseren 
Lasten angewendet werden, sondern auch die a n de- 
r e n. kriegführenden Mächte zur Einschränkung 
ihrer Kricgsziele nötigen. Es wird Aufgabe Wil- 
sonS sein, die französischen, englischen und italieni¬ 
schen Machthaber zu der Anerkennung seiner Grund- 
fätze zu veranlassen, und zwar vor dem Eintritt in 
die Verhandlungen und vor dem Beginn der Räu¬ 
mung. Durch eine solche rechtzeitige und rück¬ 
haltlose Zustimmung würden wir die notwendige 
Gewähr erhalten, daß wirklich allseitig auf die 
Vergewaltigung vernichtet und der Rechtsfrie- 
den auf unparteiischer Grundlage ehrlich ange¬ 
strebt wird. 
Auf unserer Seite ist der gute Wille setzt mit 
einer unübertreisticken Deutlichkeit klargestellt. 
Man nimmt an, daß Wilson den guten Willen hat, 
seine Grundsätze für den Weltfrieden durckzuführen. 
Es eblt nur noch, daß er bei seinen Verbündeten dem 
Friedenswillen zum Durchbruch verhilft. Da steckt 
noch eine Schwierigkeit, aber man darf doch hoffen, 
daß es den Kriegstreibern unmöglich sein wird, 
das weit geöffnete Tor zum Frieden wieder zu 
verschließen. 
Wir haben tvcchrsich im vollsten Maße ge¬ 
tan, was wir konnten, um dem Weltbrand ein Ende 
zu setzen. 
m 
Man schreibt un8 aus Berlin: ES ist nottven- 
dig darauf hinzuweisen, daß unsere Antwortnote 
an Wilson in engster Fühlungnahme unserer 
Reichsleitung mit der Obersten Heeresleitung und 
mit deren Zustimmung ergangen ist: wir wissen 
auch, daß dieser Note nicht nur vom sogen. Kriegs¬ 
kabinett und allen Staatssekretären de« Reiches, 
sondern auch vom preußischen Staatsministerium 
und vom Bundesratsansschuß für auswärtige An- 
geleaenheiten einmütige Zustimmung erteilt wor¬ 
den ist. Als sicher darf weiter gelten, daß auch die 
große Mehrheit des Reichstages und daimt auch 
die übergroß- Mebrbeit des deutschen Volkes ihr 
Einverständnis mit der setzt an den, Präsidenten 
Wilson ergangenen Friedensnote erklären werden, 
wie ja bereits in der denkwürdigen ReichstagS- 
sitzuna vom . Oktober der Reichstagspräsident im 
Namen der Mebrbeit des Reichstage? und deS 
deutschen Volkes die erste FriedenSnot« unserer 
Negierung rückhaltlos gebilligt hat. 
Wenn wir in der jetzigen Anttvorinote an den 
Präsidenten - Wiffon weite stg ehender Ent¬ 
gegenkommen zeigen und unS auch bereit, er¬ 
klären, zur Schaffung eine? dauernden Rechtsfrie- 
dens wahrhaftig nicht leichte Opfer zu bringen, so 
bewegt unS dazu nur da? Bestreben und die Er¬ 
wartung. daß eS in der Tat möglich fein wird, auf 
der Grundlage deS von Wilson in seinen mehrfa¬ 
chen Acußerungen aufgestellten FriedenSpra» 
grammS zu einem Frieden zu gelangen, der die 
Völker wahrhaft in , Eintracht und gerechter Dul- 
düng neben- und miteinander leben läßt. Wir 
sind allerd'ng« nicht der Ansicht — und das lagt 
ia auch Wilson seldst und so betont eS auch unsere 
Regierung — daß Wilsons 14 Punkte nicht wört¬ 
lich den Inhalt eines Friedensvertrages bilden 
können, sondern nur eine Grundlage hierfür. 
Aufgabe der Friedensverhandlungen wild es sein, 
die einzelnen Punkte näher zu umschreiben, und 
festzulegen. DaS gilt insbesondere auch sowohl 
für E l s a ß-L o t h r i n g e n, wie auch für die 
Schaffung deS polnischen Staates.' 
Wir sind weiterhin von der Notwendigkeit 
überzeugt, daß zur Herstellung eines dauernden 
NechtSfri^enS auch unser« Feinde Opfer 
bringen müssen: sie werden sie auch bringen, wenn 
sie sich zum Friedensprogramm der Präsidenten 
Wilson bekennen, und daß sich auf die Grundlage 
diese? Programms alle jetzt mit einander im Kriege 
liegenden Völker einigen, ist selbstverständliche 
Voraussetzung der Annahme der Wilsonschen Fric- 
densvorschläae von unserer Seite. 
Am Tiefsten berührt uns naturgemäß die Ein- 
williaung in den vom Präsidenten Wilson gemach¬ 
ten R ä u m u n g s o o r s ch l a g. ES ist ein bit¬ 
terer Gedanke, daß unser siegreiche? Heer, de mit 
kostbarem deutschen Blut gedüngte - FeindeSerde 
räumen soll, ehe der, Friede gesichert ist. Wir ha- 
ben unS zwar nie mit der Absicht getragen, die im 
Westen besetzten feindlichen Gebiete dauernd zu be¬ 
halten. wir haben, sie aber als sichere Faust¬ 
pfänder für die Verhandlungen auf der Fne- 
denS'onferenz betrachtet. Dürfen wir unS aber 
jetzt der Gewißheit bingeben. daß die Friedensver¬ 
handlungen im, Geiste der Gerecktiakest geführt 
werden, dann wird uns auch der Rückzua ans Fein¬ 
desland erträaluch, erträglich aber doch immer nur 
in den: Gedanken und der sicheren Erwartung, daß 
die Stimme der Vernunft. Gerechtigkeit und 
Menschlichkeit in Welt wieder laut und zur 
Geltung kommt. Vi unseren Feinden ist es setzt, 
zu beweisen, daß nur Verträum auf die Mensch¬ 
heit berecktiat ist und daß auch sie nunmehr ent¬ 
schlossen sind, dem Mord und dm Verwüstung zu 
entsaaen und der Welt de« Oelzweig deS Frieden? 
zu bringen. * - — - 
Die deutsche Antw-ri in Washington. 
” »Haag, 13. Okt. Reuter meldet au» Washington: 
Die deutsche Note, die drahtlos von Nauen au« 
gegeben und aufgefangen wurde, ist durch offizielle 
diplomatische Kanäle nach «achington übermittelt 
worden. Nack Kenntnisnahme de» Wortlaut» wird 
in offiziellen Krei en Washino„n» erklärt: „Auf den 
ersten Blick scheint die deutsche Antwort eine voll- 
ständig« «nnahin» der Bedingungen WilionS und 
eine befriedigende Beantwortung seiner 
Frage darzustrllen." 
Ein «ries de- Reichskanzler-. 
Prinz Max von Baden hat im Januar d. I. an 
den Prinzen Alexander v. Hohenlohe, der «IS Frie- 
denSsi eund bekannt ist, und der in einem Schweizer 
Hotel lebt, einen Brief geschrieben, der von einem 
Agenten der Entente dorr entwendet und letzt, nach 
der ReichStagS-Rede de« neuen Kanzler», durch ein 
Reuter - Telegramm der nichideutsche« Presse über- 
mitrelt worden ist. A« diesem Briefe hat Prinz Max 
von Baden sowohl über die P arlamentarlsre. 
runa» wie über die Kriegkziele und die Frie¬ 
dens Resolution dcr ReichStagS-Mehrheit Ideen ent- 
wickelt, die in einem unbestreitbaren G'genlatz zu 
den jetzt von ihm vorgetragenen Ideen stehen. Er 
fo.dert eine möglichst gründliche politische Ausnutzung 
der militärischen Erfolge und will nicht, daß noch 
mehr über Belgien gesagt werde, als bereits gejagt 
worden fei. . 
DaS Bekanntwerden de« Briefe« rst natürlich 
gerade gegenwärtig etwa» peinlich. Die Angelegen¬ 
heit bat am EamStag und Sonntag den Gegenstand 
eingehender Besprechungen zwischen den parlamen- 
torischen Staatssekretären und dem Reichskanzler 
gerildet. Ter Prinz Max von Baden hat sich auch 
mit den Führern der Mehr heiXparteien in Verbindung 
gefetzt, und er hat ihnen den Ur Prung de? Briefe«, 
den ganzen Hergang der Angelegenheit und die Ent¬ 
wickelung seiner politischen Anschauungen dargelegt. 
Ten me.strn oder allen „bürgerlichen" Parlamen- 
tarier« hat seine Darlegung genügt. Tie Sozial¬ 
demokraten zögern und schwanken noch und nehmen 
bisher eine ziemlich abweisende Haltung ein. 
Für entscheidend hält man es» ob die Masse 
der Bevölkerung, dre hinter den MehrbeitSparleien 
l eht, nach dem Bekanntwerden de« Briefe« noch das¬ 
selbe Vertrauen zum Prinzen und zu der Ehrlichkeit 
der ersten, auf parlamentarisch demokratischer G'und- 
lage errichteten Volksregierung hat, an deren Spitze 
er steht, und weiter wie eS im Ausland und den 
Stellen, mi denen wir Frieden machen wollen, um 
diese« Vertrauen bestellt sein wird. Die Eniichei- 
dung ist noch nicht gefallen, namentlich auch 
noch nicht innerhalv der Sozialdemokratie. Die 
.Franks. Ztgck meldet jedoch, sie werde wahrsch-inlich 
dahin g Heu. daß e« im Interesse de» begonnenen 
Frieden-weike« besser ist, wenn der Prinz von 
seinem Posten zurücktritt, wozu er vom 
ersten Augenblick an bereit war, weil ihm unser 
Friedenswei k über aller geht. Im Fall seine« Rück¬ 
tritt« denke man an Herrn v. Payer und Dr. 
Solf alS Nachfolger. 
Wir meinen, umgelernt hat mancher in diesem 
Kr.kge, und nützen kann un» ei» Kanzlerwechsel 
nicht mehr al« er Schaden stiftet. 
Die Aend erringen in der Regierung. 
a. Ein neuer Unterstaatssrkretär. Nach der „So" 
zialtstischen Korre pondenz" scheidet UnierstaatSsekre' 
tär 0r. August Müller au» dem Kriegternähr- 
ungsamt aus. An seine Stelle tritt ReichStagSab- 
geordneter Robert Schmidt, der sich schon bisher 
im ErnähiunrSbeirat deS ReichSla:- betätigt hat. 
August Müller tritt al« Unlerstaat« ekretär ,n da» 
RelchSwirtichaftSamt übcr, für da« zuerst Robert 
Schmidt vorae,ehen war. 
Rücktritt dr» Harr» Vo« Berg. Wie au« dem 
Reichsanzeiger hervorgeht, hat der Kaiser da« Ent- 
iassungSgejuch seine» bisherigen KabmettchefS Exzel¬ 
lenz von Berg, unter Ueberreichung eine» Hand¬ 
schreibens und der Stern» der Großkomture deS 
Hohenzollernschen HauSorden» angenommen. Zu sei- 
nem Nachfolger ist der frühere Staatssekretär de» 
Reichsamt« de» Innern, StaalSminlster Ur. Cle¬ 
rnen« von Delbrück, auSerfehen. 
Trimborn» Begrüßung. Der neue Staatssekretär 
de» Innern, Trimborn, trat am Freitag sein Amt 
mn der Begrüßung der Beamtenschaft de» ReichSamt« 
de» Innern an. Der Unterstaatssekretär Dr. Le. 
Wald führte den neuen Chef mit herzlichen Worten 
ein. Er gab seiner Freud« Ausdruck, an der Spitze 
de« ReichSamt« einen Mann zu sehen, der durch seine 
riefdurchdachten Reichstagsreden zum Etat gerade de» 
ReichSamt» de» Innern und durch seine hochverdiente 
freiwillige Mitarbeit in den besetzten Gebieten tum 
Reichsamt deS Innern kein Fremder sei. Er hoffe, daß 
die Aera Trimborn mit goldenen Lettern in die nchm. 
reiche Geschichte deS ReichSamt» des Innern einge¬ 
schrieben werde. Trimborn sagte in seiner Be¬ 
grüßungsansprache, datz er der hochbewährten Beam- 
tenschafr gegenüberstehe, deren Sorgen angehcht» der 
Neuordnung des bisherigen politischen Systems er voll, 
kommen zu würdigen wisse. Aber er wistr auch, daß 
die vaterländischen Erwägungen alle Bedenken Über¬ 
drücken werden und daß ihm die Mitarbeit jede» ein¬ 
zelnen sicher sei. In treuer Pflichterfüllung gegenüber 
Kaiser und Reich seien sie alle einig. Er übernehme 
sein Amt in dieser Erwartung und mit dem Verspre. 
tfcn, dar persönliche Verhältnis zu jedem der Beaauen 
auf» freundlichste zu gestalten. 
Die Neuorvnung «t Elsaß - Lothringen. 
Berlin. 12. Zliohn. Der Straßburger v ir- 
aermeister Dr. kckwand?r hat den an ihn er. 
gangenen Ruf. Statthalter van Elsaß- 
Lothringen «u werden, angenommen. Gle'ch» 
zeitig ist entsckieden worden, daß der elsäsiscke 
ReickStagSabg. Saun Staatssekretär in der el- 
sässisck-lothringiscken Regierung wird. 
Dr. Sckwandcr war im August an die Spitze 
des Reick-wirtschaltSamteS berufen worden, aber 
fchy» wegen seiner fchwachen GesundL-it :«t Nov. 
zurückaetreten und hatte das Bürgermeisteramt von 
Straßbura wieder übernommen. Mit rhm trnt 
^m ersten Male an die Spitz- der R-glerung ein 
geborene^ Cllasie^. im xy, Lebmsiahre steht. 
hat fick ganz von unten heraufgearbertet. Nack dem 
Besuch der Volksschule war er zunächst als Schrei, 
ber bei dem Bürgermeisteramt - ^"er Vaterstadt 
Colmar eingetreten, wo er rn allen Zweigen ^ der 
städtischen Verwaltung arbeitete. Inzw:^chen gatte 
er sich durch Private? Studium aur, den Be, uch der 
Universität vorbereitet, studierte vier und 
promovierte zum Doktor der staatswnsenschancl.. 
wurde 1396 als Generalsekretär des Armenweiens 
in die Straßburger Gemeindeverwaltung beruf-n. 
weniae Jahre spater Beigeordneter und 190b Bur- 
fler9DiJ Parlamentarisierung der elsaß-lothringi¬ 
schen Regierung findet ihren Aufdruck m der zu 
erwartenden Berufung des Abg. Karl _£? a u ß^aus 
den Posten deS Staatssekretärs. Hauß ist der Illy¬ 
rer des elsaß-lothringischen Zentrum? sowohl rm 
Landtag wie im Reichstag und hat als solcher bei 
allen bedeutsamen Fragen, die im Parlament zur 
Verhandlung standen. daS Wort genommen. 
ist 1871 in Brumatb geboren, besuchte das Gym¬ 
nasium in Straßbura. erlernte das Bankfach, war 
später zwei Jahre im Dienste der Reichseisenbah- 
nen und wurde 1894 Redakteur des „Elsäiler , 
bann Chefredakteur deS ..Volksboten'' und ist ge.-, 
genwärfia Besitzer einer Buchdruckerei. 
Sie Midi AguidM. 
»rtb Große« Hauptquartier, 12. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. 
Wir sind auS den Stellungen westlich von 
Souain ln rückwärtig« Linien zurückgegange«. Der 
Gegner ist langsam gefolgt und stand am Abend 
in der Linie Alt-Vendin—HarneS-Heni«- 
Lietard «nd östlich der Bahn Beaumont 
BrrbiereS. Nordöstlich von Cambrai griff 
der Feind Mischen der Schelde und St. Vaaft an. 
Angriffsziel der hier in schmaler Front angeset'.ie» 
englischen Divisionen war der Durchbruch aus B a - 
leueienneS. Seine Absicht ist vereitelt. ES 
gelang dem Feinde nur in Iw uh und auf de« 
Höhen östlich uw südöstlich deS OrteS Fuß zu fas¬ 
sen. Unser«, durch Panzerwagen wirksam unter¬ 
stützten Gegenstöße brachten hier den Ansturm deS 
FemdeS zum Stehen. An der übrigen Front wehr¬ 
ten wir den Feind vor unseren Linien ab «nd füg¬ 
te« seine» dichten Angriffswellen schwere Verluste,- 
jtt. 
HeereSaruvve Deutscher Kronprinz. 
Heftig« Teilangriffe englischer, amerikanischer 
«nd franzöfischer Divisionen beiderseits von Bo« 
Hain wurden vor unseren Stellungen abgewiesen. 
An der Oise Erkundungsgefechte. . 
Südlich vo« Laon haben wir den Chemin des 
Dame« geräumt. In dem AiSneboarn zwischen 
Berrv au Bac rr.d füdl'ch von V o n z i c r « 
haben wir neue Stellung«« bezogen. Die Beweg, 
ungen, die seit mehreren Tagen eingeleitet waren, 
blieben dem Feinde verborgen und sind «naestört 
und planmäßig verlaufen. Auch 1* der Cham¬ 
pagne ist der Feind n«r vorsichtig getolgt. Der 
tzogreicke Au»«««z der großen Schlacht in de« 
Champagne, di« die Armee de« Generals v. Einem 
mit verhältnismäßig schwachen Kräften gegen eine 
geweltige Uebennacht de« ftanzösischen nnd amsri. 
kanifchen Heere» in IStägigem harten Ringen ge¬ 
wonnen hat «nd die beim Feinde infolge der unge¬ 
heuren hohen Verluste eingetretene Erschöpfung, 
haben die reibungslos« Durchführung dieser schwie¬ 
rige» vew^«»ge» ermöglicht. 
Heeresgruppe Gollwitz. 
TeiMimpfe beiderseits der «ire. Heftige An¬ 
griffe, die der Feind in den Kampfabfch ütten der 
letzten Tage auf beiden Maa».Ufern führte, 
find unter schweren Verlusten für den Feind ge- 
scheitert. C u n e l und der O r n r S. W a l d, die 
vorübergehend verloren ginjpxr, wurden von fäch- 
fischen Bataillonen wieder genommen. Die seit 18 
Tagen am Brennpunkte der Schlacht bei Ro¬ 
ma g n e in schweren Abwehrkämvfen stehende el- 
saß-lothringische 118. Infanterie-Division nute« 
Generalmajor K n n d t hat auch gestern die ihr an- 
vertranten Stellungen gegen alle Angriffe des 
Feinde« gehalten. 
D« Erst» Weneralauortiermeister: Ludendsrkki 
*rtb Berlin, 12. Oktober, abends. (Amtl'ch.) - 
Nöxdlick von L- C-rtcau und auf beiden Maas» 
«fern sind hcsti,.zAr.griffe de« Feindes gescheitert. 
rrtb Große« Hauptquartier, 13. Oktober. 
Westlicher Kniea»schauplatz. 
Am Kanalabschnitt beidcrsritS von Douai 
und dem Westrand von Douai stehen wir -in Ge, 
fechtSfühluna mit dcm Feinde. Douai hat durch 
feind! ckr« Artillerirfeuer und Flirarrbomben er¬ 
heblich gelitten. Nordöstlich von Cambrai ha¬ 
be» wir un« !n der Nacht Pom 11. zum 12. Ok'ckr. 
vom Fr'nde etwa« abgefetzt. Der Feind ist gefter« 
mittag gefolgt und stand am Abend bei ApeSneS- 
le-Sec und auf den Höhen am westlichen Sclleufer 
bei Saulzoir und Hanffv. Am frühen Morgen 
heftiger Arrillrriekampf briderfrits von Le Cateau. 
Zwischen SolrSnc« und Le Cateau griff der Feind 
mit starken Kräften au. ES gelang ihm be dcrscitl 
von Neuville in unsere Stellungen einzudringen. 
Unser durch stärkste ArAeriewirkung vorbe- 
reiteter Gegenangriff führte zu vollem Erfolge und 
warf den Feind wieder zurück. Ein am Abend vci 
dcr Ferme Br'astre erneut vorbrechcnder Teilau- 
griff wurde abgewirsen. ^ 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz 
Nördlich der O i f t setzte der Gegner ,u staike» 
Angriffe« beiderscit» von Laur Audlgnh, östlich
	        
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