Full text: Bonifatiusbote (1916)

Me -eilige inntiite, 
das KorbUd de. christliche Familie. 
Gotwertrauen 
ist uns allen nötig in dieser schweren Zeit, nicht 
nur unserer Soldaten, daniit sie nicht verzagen bei 
ihren übernlcnschlichen AnstrrngrmAen, sondern auch 
den Dciheimgebliebenen; auch sie halt nichts anderes 
aufrecht, als allein der Gedanke, ein allgütiger Gott 
lebt noch und er wird alles zu unserem Besten len¬ 
ken. Auch in den gewöhnlichen, täglichen Arbeiten 
Mid Sorgen wollen wir immer unseren Blick nach 
oben richten und das alte Wort nicht vergessen: 
Suchet zuerst das Reich Gottes und seirro Ge¬ 
rechtigkeit und das ander, wird euch zugegeben wer- 
'*3. Ganz besonders aber wollen wir uns das in 
oer gegcnwätrigen Zeit merken, wo die Sorge um 
d« tägliche Brot so drückend geworden ist und die 
Arbeit für das tägliche Brot aus Feld und Acker bei 
der geringen Zahl der Arbeitskräfte schwerer ist 
tts sonst. Darum will der Botenschreiber heute vor 
Orat 
den Landleuten 
Kreuze. Niemand schneidet im Hause einen frischen 
Laib Brot au, ohne daß vr mtt dem Messer das 
Kreuz auf die untere Seite zeichnet. Das alles ge¬ 
schieht nicht gleichgültig und gewohnheitsmäßrg, 
sondern voll Andacht und inniger Hingabe an Gott. 
— „Die Hand bei der Arbeit, das Her, bei Gott!" 
heißt ein alter Leibspruch dos christlichen Bauern. 
Wär eins; nun kommt ein zwestes. Arbeit Gott 
z« Liebe, dadurch baust du wirklich am Reiche Got¬ 
tes. Da habe ich euch nun etwas ganz Besonderes 
zu sagen. Es nrag sein, daß euch die Arbeit in d»r° 
sem Jahr besonders schwer wird, nicht nur weil es 
an Arbeitskräften fehlt, sondern auch deshalb toatl 
rot Anschluß an dieses Heilandswort eine kleine 
Predigt halten. 
Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerech- 
keit, olles andere wird euch zugegeben werden", 
ist nur» freilich nicht so zu verstehen, als könnte 
jmn jetzt das Werktagsgewand zuhiMerst in den 
Schrank hängen und alleweil hübsch sein in den 
Aonntagshosen stecken bleiben, fleißig beten und 
fingen und wallfahrten gehen und für alles Uebrige 
dm ■ lieben Herrgott sorgen lassen, ohne sich mit 
Pflug und Hacke und Sense noch weiter zu strapa- 
zrrren. 
So ists nicht genreint. In der DÄchnung des 
^»errn darfst du ein Wörtlein nicht übersehen, 
nämlich das Wort Zuerst. — Zuerst und vor allen 
Dingen sollen wir das Reich Gottes suchen, 
Gottes Ehre und Lobpreis, die Verherrlichung 
seines Namns; nobenbei müssen wir aber auch die 
Geschäfte unseres Berufes, in den uns Gott hinein¬ 
gesetzt hat, getreulich besorgen. Dann wird Gott 
uns seinen Segen geben, daß wir so reichliche Früchte 
erhalten, daß sie uns wie umsonst und nachgelvorfen 
erscheinen. Wenn wir reine Geister wären, könnten 
wir uns immer nur mit dem Dienst Gottes und 
dem Lobpreis seines Namens beschäftigen. So aber 
HM uns der liebe Gott selber mit der bleischweren 
Kette unseres Leibes an die Erde gefesselt und wir 
ftmtaroit davon nicht los, solang; wir leben. Wir 
müssen sogar im Dienste dieses körperlichen Lebens 
Mehr Zeit und Mühe ouflrenden, alz im Dienste 
Gotws. Aber trotzdem können wir in all unseren 
weltlich,:» Geschäftigkeiten, Plagen und Arbeiten 
immer wieder und vornehmlich Gottes Ehre suchen, 
indem wir hundertmal beä Tages an Gott denken 
Und uns nrit ihm vereinigen. Bei St. Paulus gibt 
«ns Gott selber einen trefflichen Fingerzeig, indem 
kr sagt: „Ihr wöget essen oder trin^n oder sonst 
etwas tun, tuet alles im Namen des Herrn". Uno 
der gleiche Sinn steckt in dem schönen Volksgebet- 
fein: 
ihr vielleicht mißgestimmt und verbtttert seid und ( 
eure Scliaffens ftrudrgkeit euch vcrbeidet ist durch! 
allerlei Vorwürfe, als hättet ihr hinsichtlich der 
VolkSernährung eure Schnüngkeit naht getan. Und 
im vorigen Jahre hobt ihr euch tüchtig geplatzt, aber 
die Früchte eurer Mühen konntet ihr nur zum klei¬ 
nen Däle selbst genießen, mau ließ euch nicht bia 
freie Verfügung darüber; im Interesse der Allge- 
mcinheit mußtet und müßt ihr Getreide, Kartoffeln 
und auch das Vieh abgeben. Gewiß sind jene Vor- 
wüvfo irriger «chtfertigt. Einzelfällie darf man, me 
verallgememern, so bedauerlilch es ja auch ist, daß 
es auch auf dem Lande einige gibt, die sich ihrer 
Pflicht in dieser schweren Zeit nicht bewußt sind. Aus¬ 
nahmen bestättgen aber die Regel u. im großen und 
Ganzen hat der Bauernstand sicher nicht versagt, 
sondern sich als das Mark des Staates -erwiesen. 
„Alles meinem Gott zu Ehren, — Gottes Lob 
Unb Ehr' zu mehren — In der Arbcft in der Ruh" 
Usw. 
Wie hält es denn so ein richttger, christlicher 
Bauersmann? Er erfüllt getreulich seins religiösen 
Pflichten. Den Sonntag und Festtag schenkt er ganz 
Unserem Herrn, da ist er mit Leib und Seel« bn 
'«er Verehrung Gottes. Auch am Morgen und 
Abend i-den Tages zieht cir sich, tvie Moses auf dem 
Berg Sinai, vollkommen zu unserem Herrn zurück, 
Um ein Weüchen mit Gott allein zu sprechen. Im 
übrigen ober nimmt er bei seinen Arbeiten häufig 
Bezug auf den Herrn. Wenn crr im Frühjahr das 
erstemal mit seinem Pflug ansfährt, so richtet er 
eilten Mick zur Kirche und macht das Kurzzeichen. 
Steht das Gespann zur Arbeit fertig vor dem Acker, 
betet er nrit den Sein an gemeinsam um Gottes Bei- 
itand. Wen» er die erste Handvoll Samenkorn aus- 
ät, entblößter sein Haupt u. tut drei Würfe in den 
»rei höck-sten dttnnen. Hört er Sommers hindurch in 
der Früh das Meßglöcklein läuten, setzt er in dar 
Arbeit aus und bittet den Herrn, er möge unsichtbar 
sibeuz Feld gehen und Wachstum und Wetter ftg- 
<en. Den ersten Schnitt beginnt er wiederum mit 
Sj&et, und die drei ersten Aehren steckt er hinter 
«s Kruzifix in der Stube. Und wenn die Bäuerin 
das Däehl cinlegt, n ckt sie übe--- den Backtrog drei 
ärgerlich wird und manchem der Gedanke kommt: 
„Wenn doch nichts mein gehört, will ich mich auch 
nicht unnötig rackern und plagen, sondern baue nur, 
was ich für mich brauche, das Uebrige laß ich lie¬ 
gen". Das wäre aber schr verkehrt. Nein, nein, 
meine Lieben, ein« solche Gesinnung dürft ihr nicht 
hegen. Schaut, es ist einmal Krieg und der Krieg 
bringt eben ungeheure Beschwernifle mtt sich. Mes¬ 
set einmal eure Opfer mit denen anderer. In jenen 
Gebieten, wo der Krieg tobt, haben die Leute alles 
verloren. Nicht nur Korn und Vieh und Futter 
wurden ihnen genommen, sondern auch Geld und 
Haus und Hof. Sin konnten gar nichts retten als 
höchstens das Leben, und trenn es gut ging, ein paar 
armselige Lumpen, mit denen sie sich kaum in die 
Oeffcntlichkeit getrauen. Und unsere braven Solda¬ 
ten, eure Soldaten, was haben die ausgehalten und 
geopfert! Wochenlang kam^n sie nicht aus den -Klei¬ 
dern, monatelang mußten sie auf kalter, gefrorener 
Erde schlafen, tagelang in den Schützengräben in 
Morast und Wasser stehen, mußten in Fieber-- 
schauern uud Wundschmerzen liegen, ihr Blut und 
Leben hingeben. Gegen diese Opfer sind die emsigen 
winzig klein und federleicht. Ihr Müßtet euch schä¬ 
men, wenn ihr nicht in eurem Barufe das Menschen¬ 
möglich« leiste» und dem Vaterlande opfern würdet. 
Laßt euch durch keine Enittäuschuugen aus dem 
Gleichgewicht bringen. Unzukömmlichkeiten und Un¬ 
regelmäßigkeiten und Ungerechtigkeiten hat cs auf 
der Welt immer gegeben und wird es geben, so lange 
nicht das Paradies auf Erden zurückkehrt, das beißt, 
die Erde in das. Himmelreich übergeht. Vergeht 
alles Mißliche, beißt die Zähne übereinander und 
arbeitet dieses Jahr grad extra — auch mit den 
geringsten Mitteln — jo viel in euren Kräften steht. 
Seid nicht kindsköpfisch Und trotzig, sondern edel und 
großmütig. Und wenn es euch recht schwer ankommt, 
tut es Gott zu Liebe. Gott der Herr will, daß ihr 
das Vatcrkond retten helfet, daß ihr euren Ncben- 
mcnschen bcistkht, auch wenn ihr einiaen Undank 
erntet; von euch hängt jetzt zum größtenteil der 
Sieg ab. — „Das tft mein Gebot, daß ihr einander 
liebet, wie ich euch geliebet habe". — Durch die 
christliche Liebe wird das Reich Gottes auf Erden 
am meisten gefördert. Seht, so wird eure Arbeit 
wirklich Gottesdienst. Je größere Ueberwindung 
sie euch kostet, desto verdienstlicher ist sie und desto 
größeren Segen bringen sie. 
„Bet' und arbeit', 
Gott hilft allezeit!" 
(Schluß folgt.) 
Traum. Um die ganze Erde hat unser H« 
einen grünen mtt Blumen gestickten Teppich 
und die Bäume mit Blütensrränßen gezier. 
wenn es ein großer Feiertag wäre und Gott 
füll und ungesehen mtt seinen-heiligen Engels 
Prozession hielte über die Erde dahin, zwÄ 
Dörfer urrd Menschen hindurch, über Berg iu,^ 
durch Wald und Mur; und wie wenn er ü 
stehen bliebe und über alles seinen Segen gäi 
eigener Hand. Und die Finken in der» Zweig« 
die Prünnelein, und der Wind im Birkenlcuw 
in dem Tannenwald auf der Höhe machen die; 
srk, di« Lerche in der blauen Luft singt die Pss 
die Wachtel im Korn betet die Litanei, un 
Bächlein murmelt den Rosenkranz. Und' 
Schlehenblüten und von der blumenreichen 
steigt der Weihrauch empor. — Und der Mensch 
cst ihm wohlig und so freudevoll, daß ex die st 
Welt ans Herz drücken möchte. 
Allein — ich weiß nicht, geht es andern 
wie mir — gerade wenn es am allerschönst« 
im Freien, so kommt mir gern der dunkle Gck 
„Ach, das bleibt nicht so; den anderen " 
nimmt schon wieder der Tag ab; die warm 
verweht, und grauer Himmel, dicker Rebe! 
wie ein Flor über das Land. Der November! 
die Blätter gelb und dürr und streift sie ab, 
Baum grau" und trostlos die Zweige ausstrcch.f 
es gefriert dann bald, und der Schnee legt sii 
ein Leintuch über die gestorbene, tote Erde,i 
langer, langer Winter bleibt über uns liegen 
ist fast ni-ht der Mühe wert, daß man sich freiii 
Sommer oder im Frühjahr!" — Derlei sch 
Gedanken schleichen durch die Seele und mache« 
Lust trüb. So geht oft morgens herrlich die 
auf und funkelt so prächtig am stahlblauen 
mcl, als wenn sie neu umgegossen od« 
schliffen und poliert wäre worden; aber bald! 
sich ein Nebel in die Höhe vom Ried her, uii 
Tag hängt einen Flor um und ist in Traue 
kommen. — Vielleicht sagst du: Das sind so 
len und nützt für nichts. Meinethalben, ich 
darüber keinen Disput anfangen. — Aber I 
der Mensch ist ein Gewächs, und sein Frülsimgj 
sein Mai ist die Jugend, und das wird gerade 
so töricht sein, wenn man daran denkt und! 
erinnert rechs zudringlich und eindringlich: I 
so bleibt es nicht, dein Frühling, vergeht, dein! 
In der Maienzeit des Lebens. 
Wie schön ist es jetzt! Blauer Himmel und sil¬ 
berne Wolken, weiße Blüten und süßer Duft, Vo¬ 
gelfang und grüner Wald. Wie glitzert das Bäch¬ 
lein im Sonnenschein, wie deutet der Pappelbaum 
zum Himmel hinauf, mrd das Maiblümchcn steht 
m Waldeinsamkeit und träumt unb lächelt im 
res Haupt wird grcm und kahl, ~**b das 
rosige Angesicht verwelkt und bekommt 
Falten und zuletzt fällst du ah wie ein Blatt I 
Eichbaum — und die Erbe wird über dich go 
fen — und cs regnet und schnett dir auf das f 
Liebes Herz, du bist vielleicht gar lebendst 
ein fröhliches Blut läuft dir durch die Ader» 
möchtest voll Lebenslust tanzen und springe^ 
alles geht dir hell und ftöhlich durch den Kost 
Sinn. Sieh, das ist de.r Säst, der im Bau» 
ruhig wird und gewaltig zu Knospen und 1 
treibt, das Frühjahr ist da. —Vergiß es ntf 
Winter kommt auch einmal und streift all 
Sieh die alte Frau, wie sie gebückt und ziti 
und vor Husten den Oden nicht mehr bekomr 
nach kurzem Gang wieder niedersitzt vor Mül» 
denk nur, man möchte es fast nicht glauben, 1 
man sic so ansieht in ihrer Elendigkett, biestt 
baufällige Wesen ist auch einmal jung und schtz 
wesen, und ist gesprungen und hat gesung» 
hat gelacht wie du; — und doch ist sie alt gc» 
— wird es dir einmal anders gehen? Os 
nickt übermütig, vergiß nicht und sorge vor. 
Kind und doch fast kein Kind mehr, sorge vo 
ist die rechte Zeit. In der Heiligen Scho 
Alten Testamentes steht geschrieben: „Ged-nm 
nes Schöpfers in der Jugend, bevor die Iah« 
men, von denen du sagen wirst, sie gefackS 
nicht." Alban Stolz 
Soldaten-wallfahrt. 
Wenn Heimweh und Trübsal und Traurig^ 
Vom Herzen mir nimmer wich. 
Da sckaut' ich dein Bild am Rosenkranz, 
Und. Mutter, du tröstetest mich. 
Wenn gaukelnd umstrickte die Sinne mir 
Verlockendes Sotanswort, — 
Da küßt' ich das Kreuzlein am Rosenkranz 
Und, Jungfrau, du bliebest mein Hort! m 
Nicht wallen kann ich zum Gnadenbild, 
In Blumen- und Kerzenglanz, 
Allüberall ist mein Wallfahrtsort 
.Madonna vom Rosenkranzl" 
, 
——TTfjiavrrnriit
	        
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