Full text: Bonifatiusbote (1916)

— 12': - 
Portiunkula-Matz 
iÄm 2. oder 6. August.) 
In Briefen, welche der hl. Vater all einzelne 
hochstehende kirchliche Persönlichkeiten, Kardinale, 
Bischöfe, Ordeusacueräle, adressiert, gibt er oft Er- 
Mahnungen und Weisungen, die er von den Katho¬ 
liken eines Landes oder des ganzen Erdkreises beob¬ 
achtet wissen will. Einen solchen Brief hat er un¬ 
ter deni 29. Juni letzthin an den General der Fran¬ 
ziskaner gerichtet. Ter hl. Vater schreibt darin: 
„Da. das gegenwärtige allgemeine Elend mit je¬ 
den! Tage mehr zur erdrückenden Last wird und be¬ 
sonders Uns (den Papst) nüt Angst u. Sorge erfüllt, 
so ergreifen Wir jede sich darbietende Gelegenheit, 
um die göttliche Majestät dem menschlichen Geschlecht 
wieder gnädig zu stimmen. Die Sünde ist es ja, 
die die Völker, unglücklich macht, und eben deswegen 
sind wir in diese böse Lage hineingekommen, und 
wir sehen nun keine andere Hoffnung auf Rettung 
als die, daß die Menschen insgesamt ihre Sünden 
bereuen und durch Butze pnd Rückkehr zu den christ¬ 
lichen Sitten Gottes Erbarmung auf die Erde her¬ 
abziehen. Nun aber ist die Erweckung des heilsamen 
Bußeisers und des Strebens nach heiligerem Leben 
in dem Guten der Umstand sehr günstig, daß nächster 
Tage die Erinnerung wiederkehrt an jenes herrliche 
Geschenk der göttlichen Erbarmung, das vor 700 
Jahren auf die Fiirbitte des hl. Franziskus den 
Menschen verliehen wurde und Portiunkula-Ablaß 
genannt wird. Dieser Wohltat kann ja keiner teil¬ 
haftig perden, der nicht seine Sünden durch eine 
gilttge Beicht tilgt und alle Liebe zur Sünde von sich 
wirft. Dazu kommt noch, datz es den Ch-ristgläu- 
bigen gestattet ist, diesen Ablatz nicht nur für siw. 
sondern auch für die in Christo gottselig Verstorbe¬ 
nen zu gewinne», welchen durch die Wiederholung 
dieses öiebeswerkes wunderbar viel Trost gebracht 
werde», kann. Solche Hilfe ist aber jetzt mehr den» 
je «»gezeigt, da der unmenschliche Krieg die Menge 
der im Fegfeuer leidenden Seelen jeden Tag durch 
ungezählte Todesfälle vermehrt. Aus diesen Grün¬ 
den wünschen Wir dringend, das, die Katholiken 
allüberall auf der ganzen Erde di« Kirchen der Frau, 
zisknsorden oder jene, welche von de» Bischöfen da¬ 
für bezeichnet worden sind, zur Gewinnung des Ab¬ 
lasses häufiger als gewöhnlich besuchen . . ." 
lich gestattet. Die Ernleavbeit muß geleistet werben. 
Das miaust Watt. Er hat uns den reichen Erntese- 
gen gegeben. Er kann von uns auch verlangen, datz wir 
ihn einibringen. Ist die Zahl der Schnitter in diesem 
Jahre auch kleiner als sonst, er hat schon, oft den 
Schwachen Stärke verliehen zu großen Taten. Also 
nur herzhaft zugveifen! Wer ans einen wichtigen 
Posten gestellt ist, muh das Vertrauen auch rechtfertigen, 
das man auf ihn geieht hat. Euch ist in diesem! Welt¬ 
krieg eine wichtige Stelle anveotraut. Ihr müht das 
Letzte euerer Kraft hergeben, damit das Gebot in Er¬ 
füllung geht, das täglich Millionen verrichten: Unser 
tägliches Brot gib uns heute! 
Denkt ferner an das Vaterland! Schwere Opfer 
verlangt es von jedem. Die Soldatcir draußen setzen 
täglich ihr Leben aufs Spiel. Sie halten «ms im tvü- 
ten'don Trominelseuer. Todesmutig stürmen sie gegen 
die feindlichen Schanzen. Warum? Für das Vater¬ 
land! Nun ist «über ihr Vaterland doch auch euer Vp- 
terland. Es muh für euch gerade soviel wert sein wie für 
sie. Also müßt ihr auch alles für dasselbe einsetzen. 
In Zeiten der Not opfert jeder, was er hat. Ihr habt 
euere Arbeitskraft. Sie gehört jetzt dem Vaterland. 
Sie muß jetzt eingesetzt werden in seinem Dienste. Erst 
trenn thr dies vollkommen tut, könnt ihr mit ruhigem 
Gewissen sagen: Ich habe meine Schuldigkeit getan. 
Schließlich spricht auch die Nächstenliebe noch mit. 
Wer tarn einem Hungrigen ein Stück Brot versagen? 
Am allerwenigsten' das barmherzige Blut vom Lande. 
Und lvenn der Arme ohne eigene Schuld, nur durch 
fremde Tücke in Rot geraten ist, so teilt man mit ihm 
den letzten Bissen. Fetzt leidet durch fremde Grausam¬ 
keit unser ganges Volk Hunger, wenn die Ernte nicht 
herei nkommt. Es verlangt also die Näcch'ienliebe, baß 
.ihr alle Kraft «ustzannt, diese Aufgabe zu erfüllen. 
Ich weiß uvohl, es gibt unter denen, die ihr ernähren 
müßt, auch Verächter des Bauernstandes, Wucherer und 
^Drückeberger. Das Gericht über sie müssen wir Gott 
überlassen. Für uns gilt das Gebot: Wenn dein Feind 
l Hunger hat, so speise ihn! 
s Ich fetuie das Landvolk und bin überzeugt, es toivd 
jauch in diesem Jahre wieder die Feuerprobe selbstloser 
i Vaterlandsliebe bestehen. 
Unser täglicher Brot gib uns heute. 
„Aller Augen warten auf dich und dir gibst ihnen 
Speis«, zur rechten Zeit. Du öffnest deine Hand und 
erfüHeft alles, was da lebt, mit Segen." Noch nie in 
der Weltgeschichte sind diese Worte des frommen Psalm- 
dichters .deutlicher in die Wirklichkeit getreten als jetzt. 
Die Mittelmächte, d. h. Deutschand und Oesterreich, 
gleichen einer großen belagerten Festung. In» Osten 
häm,mert das Russenheer an ihre Grenzen. Im Süden 
sperren die Italiener das Gebiet ab. Fm Westen steht 
die. lebende RLancr der Fnanzosen umd Engländer. 
Das Meer beherrscht immer noch die übermächtige 
Flott« der Feinde. Wir sind angewiesen auf eigene 
Kraft und auf unsere eigenen Lebensmittel. Die sind m 
letzter Zeit etwas knapp geworden. Die Folge ist, 
daß die Augen von 120 Millionen Menschen warten 
auf den Vater im Himmel, datz er ihnen Speise gebe 
zur »echten Zeit. Und dar Vertrauen auf chn ist nicht 
zusthanden geworden. Der Allmächtige hat wirklich 
seine Hand geöffnet und alles mit Segen erfüllt: ein« 
reiche Ernte wogt auf unseren Fluren, 
Ist unser Herrgott so der Brotvater des bedrängten 
Vaterlandes geioorden, so sind auch die Hände nicht zu 
verachten, durch die er uns seine Gaben zukommen läßt. 
Das sind die Landleut« und ihm Dienstboten. Zum 
drittenaml ergeht an sie in diesem Krieg der Ruf des 
ganzen Vaterlandes znm Anstrengen und Aushalten. 
Mancher Bauernsohn und mancher junge Knecht, der im 
vorigen Icchne noch diese Mahnung gehört und sich zu 
Herzen genommen hat, wird heuer im Schützen¬ 
graben in Frankreich oder Rußland denken: 
,,Wia gern würde ich bei der Ernte Mithelfen! 
Aber jetzt muß ich halt mit dem Geivehr hantieren." 
Hoffenüich ist «s in diesem Jahr das letzte Mal, daß 
Ihr gang Alten und Jungen nnd Ihr Frauen und 
Mädchen euch so abplagen und abrackcrn müht. Aber 
jetzt mutz es noch einmal seln, ihr müht jetzt die Feuer¬ 
probe bestehen. Ich weiß, es sind hart« Tage. Kurze 
Nachiruh — lange Arbeit. Schmale Kost — große 
Mühe. Ja selbst die Sonn- und Feiertage müssen viel¬ 
fach nach dem pslichtmäßigen Besuch der hl. Messe zu 
Arbeitstagen gemacht werden; denn "Not kennt kein 
Gebot" und zu dem 'hat die kirchliche Obrigkeit für 
prcfe 'ckiwere Zeit die Arbeit an diesen Togen ausdrück- 
Der Ämge. 
Das Vaterland brauchte das Pferd im Feld, 
Leer steht dir Krippe des Braunen. 
Zwei Oechstein ... so ward der Acker bestellt; 
Schon geht durch die Halme das Raunen. 
Der Vater im Krieg... die Mutter voll Harm. 
Die Mädchen noch stein . . . doch dem Jungen — 
Zwar sechzehn erst — ist's in den Arm 
Wie Siegfriedskraft gedrungen. 
Heut hat das Herz mir im Leibe gelacht: 
Ich sah ihn beim Heuen am Hange; 
Die Gäbet flog; es war eine Pracht 
Wie die Stirn' ihm glühte und Wange. 
Die Kaffeekanne und Brot im Schoß 
Kam Mutter zu ihrem Getreuen. 
Ich wünschte ihr Glück . . . Sie sagte bloß: 
„Wie wird der Vater sich freuen!" 
Berechtigung des Gebetes um gute 
Witterung. 
In unserer „aufgeklärten" Zeit kan» man gele¬ 
gentlich vielfach spöttln hören über die „Dumm- 
heit" der Leute, welche um besseres Wetter beten. 
Es sind gewöhnlich zwei Gründe, welche diese „Ge¬ 
bildeten" gegen solche Gebete ansühren. Wir wollen 
dieselben heute einmal nach ihrer Sttchhaltigkeit 
prüfen und uns dabei fragen: Sollen und können 
wir von unserem Herrgott besseres Wetter erflehen? 
Gegen solche Gebete führen die sogenannten Auf¬ 
geklärten gewöhnlich unter einen» vornehmen Lä¬ 
cheln zunächst einen Grund an, welcher den Vorzug 
hat, sogar etwas gottesfürchttg anszusehen. Er 
lautet: 
„Wie soll unser Herrgott, welcher doch so unaus¬ 
sprechlich groß und erhaben ist, der über der ganzen 
Welt thront, wie soll dieser sich um Kleinigkeiten 
kümmern? Deni muß alles zu geringfügig sein!" 
So geben sich die Leute den Schein, als ob sie Wun¬ 
ders was für hohe Kenntnisse von Gott hätten, und 
sein Wesen so recht eigentlich begriffen. Die meisten 
aber, welche solches Gerede führen, keimen wir als 
religionslos, d. h. als solche, die sonst gar nicht mit 
Gott sich beschäftigen. Sie kümmern sich um Goot u. 
Religion so^gut wie gar nicht, nehnren aber doch bei 
jeder Gelegenheit Veranlassung, mit ihren Kennnt- 
nissen in dieser Hinsicht zu prahlen. Andere hören 
dann solcherlei Reden und sprechen sie nach, ohne 
darüber nachzudenken, ob dieselben auch begründet 
ü 
Gott 
Kreuz« 1 
sind. Wie stcht's denn nun mit diesem „%■ 
Tie Leute, welche so sprechen, nehmen mei'z 
selbst als Maßstab bei deur Urteil« über Gva 
Gottes Wesen. Es sind solche Leute, d« ' 
weuiq ist, mit ihren Mitmenschen, die an 
Ansehen und Einstuß unter ihnen 
zu sprechen, zu verkehren oder sich auch 
im geringsten um dieselben zu kü«, 
Wenn sie aber einen solchen Mangg 
Mitgefühl als „Größe" bezeichnen, so könne, 
nur die Achsel zucken über eine solche Verp' 
der Begriffe. Wonach bemessen wir denn die 
z. B. eines Fürsten? Warm nennen wir 
Fürsten „groß"? Doch nicht dann, wenn er 
urit seinesgleichen verkehrt, wenn er außer der 
digung der höchsten Regierungsgeschäfte sich 
nichts kümmert, was unter seinem Volke do: 
Nein, gewiß nicht. Ein fvlcherFürst würde nie 
Geschichtsschreibern mit dem Namen „der Gro^ 
zeichnet werden. Die Größe zeigt sich ebe« k 
daß ein Fürst auch die kleinsten Dinge, welch« 
Wohl und Wehe seiner Untertanen betreffen, 
und sich Kenntnis davon verschafft. Karl der 
hat diesen Beinamen nicht so sehr wegen der 
großen Kriege, die er führte, oder wegen de, 
schicklichkeit in der Leitung der Regierung 
sondern vielmehr deshalb, weil er sich um das 
kümmerte, in politischer, kirchlicher und s 
! Hinsicht, weil er alle Anstalten selbst traf, du 
ren half und deren Wirkung prüfte; er ging 
jselbst in die Schulen, um zu examinieren, er 
überall in seinem Reiche persönlich zusehen, 
es Slot tue. Wenn das aber gerade die Größt 
Kaisers Karl ausmachte, datz er sich genau 
irts einzelne um das Wohl seines Volkes 
inerte, so kann es doch der Größe Gottes keinen 
bruch tun, wenn er stch auch um uns und nin 
'Wetter kümmert. Wvs ist denn auch groß n ' 
ist klein vor Gottes Augen? Vieles, was aus 
den groß erscheint, ist in feinen Augen sehr 
Das größte aber aus dieser Welt ist für ~ 
Mensch, welcher durch das Blut des am 
storbenen Gottessohnes erkauft worden ist. 
daher ganz vernunftwidrig, auzunehme», daß 
sich nicht um das Menschengeschlecht kümmert 
nächst freilich ist Gott dem Herrn aw' unserm ~ 
heile gelegen, aber er, von dem die heilige 
sagt, daß er die Lilien des Feldes kleidet, sorg! 
für das leibliche Wohl der Menschenkinder, 
hat der Gottmensch bewiesen durch die vielen 
der , die er für das leibliche Wohl der Mensss 
wirkt hat. Jedenfalls tft es ganz der Größe 
angemessen, daß er sich um das Wohl u. Weht' 
Menschen kümmert. Soll es aber dem Menfthe» 
nieden Wohlergehen, so muß ihm zunächst Speist 
Trank in gehöriger Weise geboten sein, Speise 
Trank aber erhalten wir »ur durch eure 
Ernte, und der Ausfall der Ernte selbst ist 
Wetter abhängig. Es ist also gaitz vernünftig, 
ivir sagen, Gott kümmert sich auch um das 
Es ist" auch dernüistig und folgerichttg, wen» 
ihn um gutes Wetter' bitten, denn er hat 
sagt: „Bittet, so wird euch gegeben werden, 
nur dürfen wir, sondern wir sollen ihn auch i 
bitten, denn er will darum gebeten sein; 
müssen durch das Gebet ihn als Herrn und 
anerkennen, damit wir uns von den unvernüi 
Geschöpfen unterscheidet;, welche die Gaben 
ohne Gebet und Danksagung hinnehme». 
Menschen, welche Gottes Gaben empfanget 
vorher um dieselben gebetet oder nachher s" 
gedankt zu haben, stehen der» Tieren in dies 
lässigkeit gegen den Geber alles Guten 
gleich. 
Ein zweiter Einwurf gegen das Gebet 
tes Wetter ist folgender: 
„Die Natur hat ihre ewigen, wnabäi» 
Gesetze, gn^ denen auch nicht das geringste 
werden kann. Wirs hilft also das Gebet?" 
Gewiß, antworten, wir, hat Gott für die 
solche Gesetze besttrmrtt. Es ist Naturgesetz, 
derselben Reihenfolge die vier Jahreszeiten 
ander folgen usw. Kein Mensch kann etwas 
ändern. Aber dem Schöpfer der Natur ist 6 
lich, eine Aenderung zu treffen, ohne an den 
lichen Naturgesetzen zu rültelir. Das Beist 
der Speisung vieler Tausender nrit wenigen 
das wir an» vorigen Sonntag im Evangs 
hört haben, zeigt uns, daß er es kann. 
Gottes bloßen Willen entstanden in einem 
bück so viele Brote, daß nach der dpeisutt!^^ 
übrig blieb, als anfänglich da war. W«l» ^ 
Zeit hingegen ist nach dem natürlichen Gavli 3 
t
	        
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