Full text: Bonifatiusbote (1916)

Katholisches Sonntagsblatt 
mit den Beilagen 
volksfreund, Bläffer für volkstümliche Sozialpolitik 
und Ratgeber für Landwirtschaft usw. 
gerausgegeben von Pfarrer fltjert, Sulba. — Druck und verlqg der^uldaer fletienbruefcerei in Zulda. 
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wochenkalender. 
Sonntag, 6. August. 8. Sonntag nach Pfingsten. 
Verklärung Christi. 
Montag, 7. August. Cajetan, Bek. 
Dienstag, 8. August. Cyriakus, Larzus und Sma 
n_ fc'„ 1 ragdus, M. 
Mittwoch, 9. August. Firmus u. Romanus, M 
Donnerstag, 10. August. Laurentius, M. Vigil von 
, f Laurentius. 
IKül Freitag, 11. August. Tiburtius u. Susanna, M. 
hat Samstag, 12. August. Klara, Jgfr. 
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In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern 
Zuges dieses Gleichnis: „Cs war ein reicher Mann, der hatte 
ifund« einen Verwalter, und dieser kam in Übeln Ruf bei ihm, 
als hätte er seine Güter verschwendet. Er rief ihn also 
und sprach zu ihm: Warum höre ich das von dir? Gib 
R^enschaft von deiner Vertvaltung, denn du kannst 
nicht mehr Verwalter sein. Der Verwalter sprach bei 
"ch: Was soll ich tun, da mein Herr mir die Verwal- 
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Nr. 32. 
Sonntag den 6. fluguft J9J6. 
33. Zahrg. 
DerBonifatius 
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telsährlich 65 
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bis Mittwoch. 
10 Uhr vorm. 
Größere An¬ 
zeigen erbitten 
wir uns tags 
vorher. 
Inhaltsverzeichnis: Wochenkalender. — Achter Sonntag nach Pfingsten. — Das Edelweiß. — Praktisches Christentum. — Prophezeihungen im Weltkrieg 
— Ich lüge nie! — „Nur ein Viertelstündchen. — Blutige Ernte. — Deine-Kinder. — Der Siegeskranz. — An meine Frau. — Das Höchste aber ist die Liebe. 
Achter Sonntag nach Pfingsten. 
Evangel. Luk. 16, 1—9. 
>as 1 Eung abnimmt? Graben kann ich nicht und zu betteln 
wöhU 'chame ich mich. Ich weiß, was ich tue, damit, wenn 
at e$ der Verwaltung entfernt sein werde, sie mich in 
xw Häuser aufnehmen. Er rief nun alle Schuldner 
MEi Herrn zusammen und sprach zu dem ersten: 
jwinel bist du meinem Herrn schuldig? Dieser aber 
l»- Hundert Tonnen Oel. Und er sprach: Nimm 
fS? ^mldschein, setze dich geschwind und schreibe 
Dann sprach er zu dem andern: Wieviel aber 
J‘*u schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen, 
fdirp'h' sagte zu ihm Nimm deine Handschrift und 
achtzjg. Und es lobte der Herr den ungerechten 
di?i°er klug gehandelt habe; denn die Kinder 
Lickte ^ sind in ihrer Art klüger als die Kinder des 
„s, ^uch ich sage euch: Machet euch Freunde mit 
Eq^ ^eechten Reichtum, damit, wenn es mit euch zu 
bcht, sie euch m die ewigen Wohnungen aufnehmen.« 
Das Edelweist 
ut auf den höchsten Bergen wächst jene 
prächtige Blume, die von Touristen 
so emsig gesucht, von den Natur¬ 
freunden so wertgeschätzt, von beit 
Gebirgsbewohnern so gern am Hut 
oder Kleid getragen wird, d.s 
, nur in hochgemuten edlen Seelen 
«ne er von - gend, die der Heiland allen vorzieht, 
fiste Freunden unbedingt verlangt, die 
^saube ose Macht über ihn ausübt: derblinde 
jus» ^a„be däe ft Macht 
itn 8, '„ ""begrenzte 
ihn 
Vertrauen. 
JNtocis ,-,!,e?ACg ?ü6ot ist einst dieses köstliche 
^vnntag Fällt ja auf den heutigen 
6 gerade das Fest der Verklärung auf dem 
Berge Tabor. Und da wollen wir miteinander hin¬ 
gehen und nach unserem Blmnlein suchen. Droben 
also ans der Höhe des Berges schauteil die Apostel 
ihren Herrn und Meister in wunderbarem Lichte. 
Vom Himmel aber kam die Stimme: Dieser ist mein 
geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. 
— Als Jesus nun mit den drei Aposteln wieder 
herabgestiegen war, trat zu ihm ein Mann, der sich 
Jesu zu Füßen warf und sprach: „Herr, erbarme 
dich über mellten Sohn, der mondsüchtig ist und 
schlimm behandelt wird; oft fällt er ins Feuer und 
oft ins Wasser. Da brachte ich ihn deinen Jüngern, 
und sie konnten ihtn nicht helfen." Da nahm Jesus 
das Wort und sprach: „O du ungläubiges und ver¬ 
kehrtes Geschlecht! Wie lange soll ich noch bei euch 
bleiben, wie lange euch noch ertragen? Doch bringt 
den Besessenen Her zu mir!" Und Jesus schalt den 
bösen Geist, und dieser fuhr aus von dem Kranken, 
und der Kranke ward gesund von der Stunde an. 
Da traten seine Jünger insgeheim zu ihm und 
sprachen: „Warum konnten wir ihn nicht austrei- 
ben?" Jesus antwortete ihnen: „Wegen eures Un¬ 
glaubens." Und feierlich gab er die Versicherung: 
„Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt 
wie ein Senfkörnlein, und ihr sagt zu diesem Berge: 
Hebe dich weg von hier und versetze dich ins Meer, 
so wird er weichen; und nichts wird euch unmöglich 
sein." — 
Hast du das Edelweis gesehen? Erst konnte es 
noch nicht gedeihen, da die Sonne fehlte. Jesus, 
die Sonne der Herzen, der Magnet der Geister, war 
fern auf der Höhe des Tabor. Nur die drei obersten 
Apostel waren bei ihm. Die übrigen neun waren 
uriten im Tale geblieben. Da bringt man einen 
Kranken herbei. Er war mondsüchtig. Bei Neu¬ 
mond ttnd Vollmond kamen schreckliche Zustände über 
den Unglücklichen. Ein böser Geist packte ihn an, 
niachte ihn rasend, warf ihn ins Feuer und Wasser. 
Beim Anblick dieser entsetzlichen Krankheit bemäch¬ 
tigte sich Schrecken und Verwirrung der Apostel. 
Zwar hatte ihnen der Heiland Macht gegeben über 
alle Krankhellen und über die bösen Geister. Wie 
sie aber diesen rasenden Menschen sahen, erging es 
ihnen wie einem Arzt, der am Bette eines Schwer¬ 
kranken den Kopf schüttelt mit dem bangen Zweifel: 
Wird meine Kunst etwas vermögen in einem so ver¬ 
zweifelten Falle? So war in das Herz der Jünger 
der Reif des Mißtrauens gefallen, und das Edel¬ 
weis erstickte und konnte seine wundermächtige 
Kraft nicht entfalten. Es fehlte ihnen der blinde 
Glaube, das unbegrenzte Vertrauen. Und ob sic 
auch über den Kranken beteten, ihm die Hände auf¬ 
legten, ihn berührten und anhauchten — all ihre 
Bemühung war ein Schlag in die Luft. Der Teu¬ 
fel blieb in seinem Hause und ließ sich nicht daraus 
vertreiben. Nur unter dem schwererl Kaliber eines 
zuversichtlichen Glaubens räumt er die Festung. 
Darum entlockten die Apostel dem Heiland einen 
Ausruf des Mißbehagens und der Unzufriedenheit! 
O du verkehrtes, du ungläubiges Geschlecht! — 
Bevor aber der Helland sich anschickt, in das Hau- 
des Teufels einzudringeu und chn aus seinem Un¬ 
terstand hinauszuwerfen, Prüfte er den Vater auf 
seinen Glauben. Nach Markus am neunten sprach 
Jesus zu ihm: Wenn du glauben kannst — dein 
Gläubigen ist alles möglich! Da rief der Vater un¬ 
ter Tränen: „Ich glaube, Herr, doch hilf nieinemi 
Unglauben." Als wollte er sagen: Gerne will ich 
glauben, doch fühle ich, daß mein Glaube noch 
schwach und krank ist und daß er eher dem Unglau¬ 
ben gleichkommt; darum stärke meinen Glauben. Da 
war Jesus zufrieden. Er pflanzte in das Herz des 
Vaters das Edelweis und ließ eS rasch und kräftig 
erblühen. So war der Sturm vorbereitet. Mit un¬ 
widerstehlicher, götllicher Hand warf der ,Herr der 
Heerscharen" den Erzfeind hinaus, heilte den be. 
esfcnen Knaben und gab ihn gesund den freude. 
wählenden Eltern zurück. 
Wie steht es nun mit dem „Versetzen des Ber< 
g«s"? Der Bischof Gregor von Neucäsarea solfs 
dieses Wunder buchstäblich vollbracht haben. Al¬ 
ex ein Gotteshaus bauen wollte, stand ein vorsprin¬ 
gender Berg hinderlich im Wege. Nach Gebet und 
Fasten gebot der Bischof dem Berge zu weichen, und 
siche, es geschah. Auch erzählt der hl- Hieronymus 
vom Abt Hilarion, daß einst das Meer über das 
Ufer stürzte, um das Land zu verwüsten. Hilarion 
zeichnete drei Kreuze in die Erde und streckte seinen 
Stab über das Meer. Und siehe, die Wellen türm!, 
ten sich wie eine Mauer auf, standen still und ver¬ 
flossen sich allmählich in den Schoß des Meeres. 
Sollen wir nicht auch. Berge versetzen? Gewiß! 
Wenn nicht dem Buchstaben, so doch dem Geiste nach. 
Den Mißmut, die Unzufriedenheit, die Nörgelsuchh 
die Schimpfwut, die Zwietracht, die Verketzerung, 
diese häßlichen Untugenden, die gleich einem Berg, 
ans der Seele lasten, diese trage ab und wirf sie ins 
Meer der Vergessenheit und Vergangenheit. Pflanze 
aber, du christliche Seele, pflanze, du deutsches Volh 
das Edelweis eines festen Glaubens, einer unev« 
schütterlichen Zuversicht in dein innerstes Heiligllniu 
Steige empor bis zum allmächtigen Gott, der seine 
starke Hand denen leiht, die für eine gerechte Sache 
streiten, die für ein heiliges Gut leiden, und die aus 
ihn vertrauen. Da denke ich mit Freuden an jenen 
Kriegsfreiwilligen, der seiner Mutter folgende Zeilen 
schrieb: Jetzt gebt es an die Front in die vorderste 
Stellung. Mutter, habe keine Angst um mich; ich 
habe in Beicht und Kommunion mich mit Gott ver¬ 
söhnt: was soll ich noch fürchten? Fch vertraue ans 
den allmächtigen Gott, ohne dessen Willen keir 
Haar von unserem Haupte fällt. — 
Nötiger als Kriegsanleihen und Kanonen, nöli. 
ger als Brot und Fleisch ist uns das Vertrauen auf
	        
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