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MltteNunyen aus Staat und Kirche;
Dom 28. Dezember bis 4. Januar,
allen Kriegsschauplätzen herrscht zurzeit ver-
Amäßig größere Ruhe. Nur m
Osten,
w Stchpa, dem letzten noch von den Russen be-
Nest Galiziens und in der nach Süden an-
l«i«beiideu Grenze von Bessarabien versuchten die
mtweder einen Durchbruch zu erzwingen oder
»M-chteten Vorstoß der Verbündeten gegen
durch ihren Angriff von vornherein ab-
- - An die Kämpfe sind auf unserer Seite
Pflanzer-Baltin, Bochmer, Böhm-Er-
i to* teilweise Erzherzog Joseph Ferdinand der.
mvJjL Die Russen scheinen wieder über große Men-
m Runltion zu verfügen, denn chre Artillerie ent
fultrt eine unacheure Tätigkeit. So wurde n. a. auf
chier Fwnt von nicht mehr als 5 Kur. 200 Geschütze
»Stellunggebracht und 3 Divisionen eingesetzt. Bon
- Heftigkeit, mit der auch die Jnsanterieaugriffe
"gt werden, kann mau sich einen Begriff wachen
maut man aus dem österreichischen Tagesbericht hört,
Da» - S. nordöstlich Buczacz (untere Strypa) der
^ind in zahlreichen Angriffswellen stellenweise vier-
an unsere Drahchindernisie vorbrach. Mei-
nis störmteu die Russen in dichten Rechen, 15 bis
»«i Meder tief. Wie immer, glauben sie den Man-
an innerer Angriffskrast ihrer Truppen durch
' irven Druck der Masse zu ersetzen. Neueinge-
: r^nnschastcu, die aus Mangel an Zeit und
geschütten Offizieren und Unteroffizieren nur
„Äurstig ausgebildet fern dürsten, schienen wohl
i mh mehr als die alten Mannschaften einer Mas-
kstiwg zu Sturmkolonnen bedürftig. Aber diese
! «njj* brach tn dem Feuer der kriegserprobteu Ver-
tt überall zusammen. Da versteht man
h, wen« der österreichische Bericht von außer-
ktmmchch gwßen Verlusten des Gegners spricht. Die
k sich! der snt einer Woche in Tftgcilizien eingebrach
>*»Lch«tze»«» allein reicht an 3000 heran.
[ Die junge Mannschaft der Russen, von der die
iNtwochmldte, so viel Wesens machten, hat sich in
k^Iizien sehr wenig glücklich erngesührt, und da» br
l Mckt MS in der Hoffnung ans einen weiteren glück-
s «chr Berümf aus dem Südflügel des östl. Kriegs-
Die Kämpfe dehnen sich vom Dnjestr,
Echpr und der Jkwa entlang, bis zum mittleren
Z?_rrW; ihren Brennpunkt bildet, wie schon her-
N^en, die Front an der unteren und mittleren
Während am mittleren Stpr, nörd-
^M»chak, stärkere deutsche und vster-
chgarrsche Erknndungsabteilnng?,r vorstießen.
^ russischen Osfensivstöße noch keineswegs
^lwgetttzvssen gelten können, verringern '
M?«- inr
. -,WW ßm sich doch
von Tag zu Tag. Denn vielfältige
l^^wrg im Stellmrgsiriege Hot gezeigt, daß eine
f^Mswe u>n dann bleibenden Erfolg haben kann,
mm ** Rlingt, die feindliche erste Linie im ersten
! zu iiberreuucn oder doch sehr erheblich ein-
Pariert der Verteidiger, wie letzt in der
j^und Ostgalizien, den Stoß, so gewinnt er
(L?1* künftige, auch stärkere Angriffe vorzu-
w® alle Anstrengungen des Feindes zuschan-
^«ochen.
^^solgen die Russen bei diesen Bor-
1n cr^ter binie politische Zwecke, indei»
hoffen, Rumänien an ihre Seite zu
lllttttiLäur ^eit die Abgeordnetenkammer tagt.
\ „?en kann,, daß sie damit jetzt noch Erfolg
p. ^.bulgarischer Heerführer hat kürzlich noch
i5l}iinjd'<? Lage in Rumänien fei sehr
' »chsietze die Wahrscheinlickcheit ans, daß die
Land in ern> 'Ungewisses Schrckfal
Ji, ausgezeichneten Beziehungen Rumä-
.. dg--JUiMrien und seinen Bundesgenossen
*« bfeße Bürgschaft."
?VTn ^^*9«» russischen Front ist nichts von
» r?eMung vorgekommeu. Stellenweise
^Russen eine lebhafte Aufkläruugs-
»—hch wurden dazu die der russischen Arnree
°Usax?.V^>tUgdkommandi>s, d. h. Abteilungen
Ausklärungsdienst besonders
geschulten Leuten verwandt, denen man Ausgaben
anvertraut, die die Leistungsfähigkeit des gewöhn¬
liche« Durchschuitts-Soldaten übersteigen. In die
deutschen Stellungen einzudringen vermochten sie
nicht.
Zm Westen
herrscht im allgemeinen der Grabenkamps der Ar¬
tillerie und Pioniere. So wurde nach erfolgreicher
Sprengung den Engländern nördlich von Hullüch
ein vorgeschobener Graben entrisse«, wobei zwei
Maschinengewehre und einige Gefatlgene in unsere
Hand sielen. Auch eine große Sprengung nördlich
der Straße La Baffse-Bechune hatte vollen Erfolg.
Kampf- und Deckungsgräben des Feindes sowie ein
Verbindungsweg wurden zerstückelt. Der überle¬
bende. Teil der Besatzung, der sich durch die Flucht
zu retten versuchte, wurde von unserer Infanterie
und von Maschienengewehren wirksam. gefaßt. Ein
anschließender auf breiter Front ansgesührter
Feuerüberfall überraschte die feindliche Grabenbe-
satznng, die teilweise ihr Heil in eiliger Flucht
suchte. Nächtliche Uebecrumpelungsversuche der
Engländer bei Lille mißglückten, dagegen war eine
kleine nächtliche Unternehmung unserer Truppen
südöstlich von Albert, zwischen Arras und Amiens,
erfolgreich und führte zur Gefangennahme von eini¬
gen Dutzend Engländern. Das interessanteste ist
an dieser Nachricht, daß nunmehr auch englisch«
Truppen südlich von Arras auftreten. Die englische
Front erstveckte sich in der Zeit von Herbst 1914
bis Herbst 1915 vom Uer-Kanal bis zum Labassä-
Kanal hinaus; die September-Offensive dieses Jah¬
res sah dann englische Truppen südlich von Labasse
bis westlich Loos. Nunmehr treten Engländer auch
südlich Arras im Somme-Gebiet auf. Daß die
Bitten gerade aus besonderer Opferbereikschaft, um
die Franzosen zu entlasten, ihre Frontlänge weiter
nach Süden ausgedehnt hatten, dünkt uns nicht ge¬
rade wahrscheinlich. Möglich wäre es ftnmerhin,
daß die britische Heeresleitung ihren junge» Forma¬
tionen selbst nicht so recht traut, daß sie diese daher
unter die kampferprobten französischen Divisionen
steckte, die ja wohl auch noch südlich Albert cmzutref-
fen sind. Die Erfolge gegen die Enaläuder sind
jedenfalls sehr erfreulich, allerdings müssen wir uns
davor hüten, hinter ihnen mehr zu suchen, als die
amtlichen Berichte besagen. Aber als eine wohlge¬
lungene Probe auf unsere alte, durch den lange»
Stellungskrieg ungebrochene Angriffskrast und auf
die Wirksamkeit unserer Kampfmittel dürfen wir sie
jedenfalls betrachten. Bei dem neuen englische«
Führer, General Haig, haben wir gleichsam unsere
Visitenkarte abgegeben. Er »rag nun versuchen, ob
er- besser mit uns fertig wird, als Viscount French
of Apres, sein wegbeförderter Vorgänger!
Am Hartniauusweilerkops wurden die neulich
noch in französischem Besitz gebliebenen Gräben zm
rückerobert und nach Abwehr der französischen An¬
griffe konnten wir zu einein glücklichen Vor¬
stoß übergehen, der uns einen feindlichen Graben
mit 200 Franzosen in unsere Hände lieferte.
Bei den heftigen Kämpfen in den Vogesen han¬
delt es sich wohl um das erste Auftreten des neuer»
Generalstabschcfs Castelna«. Joffre war von sol¬
chen Unternehmungen, die viel Leute kosten, aber
wenig Zweck haben, kein Freund nrehr, seitdem er
in der Champagne und in Artois so schweres Lehr¬
geld hatte zahlen müssen. Er hoffte nur von einer
großen Offensive etwas und vermied solche Teil¬
unternehm unge», als kostspielige und rmtzlose
Kräfteverschwenduug, wo er könnte. Castelnau hat
sich offenbar die Hörner noch nicht abgelaufen.
Der letzte uns vorliegende Beruht vom Dienstag
ist einer der kürzesten des ganzen Krieges: „An allen
Kriegsschauplätzen keine Ereignisse von Bedeutung".
Schon mehrmals haben wir hervorgehoben, daß der
Zustand, der in der amtlichen Berichterstattung mit
diesen knappen Worten bezeichnet wurd, keineswegs
einem paradiesischen Frieden verwandt ist, von un
seren Truppen vielmehr eine ständige Anspannung
aller soldatische» Tugenden fordert und vielen van
ibnen Geleaenbeit ru schönen Taten bietet. ,
Das Hauptaugenmerk richtet sich zur Zeft immer
noch auf den
Ballau
und zwar hauptsächlch auf die Verhältnisse in Grie¬
chenland bezw. in und um ^
Saloniki.
Die neutralen Staaten haben in diesem Weltkrieg
recht Pech. Wo in chnen der Vierverband unter eng¬
lischer Führung seinen Fuß hinsetzt, werden sie wider
Willen zu stirchtbaren Kriegsschauplätzen. So das
„neutrale" Belgien, und jetzt das wirklich neutrale
Griechenlarid^ Dieses Land wird in unerhörter Weise
vom Vierverband vergewaltigt. Nunmehr haben
Franzosen auch das bisher unberührte, von 4000
Griechen bewohnte Jnselchen Costeloriza besetzt und
unter französische Verwaltung gestellt. Sie hoffen
von dort die Sicherheit der türkischen Küste bedrohen
zu können. Der Protest Griechenlands wird hier
ebensowenig beachtet werden, wie bei der Besetzung
Salonikis. Was das nun eigentlich geben wird, ist
immer noch nicht ganz geklärt. Bisher herrschte die
Ansicht, daß die Zeutralinächte genreinsam mit bul¬
garischen Truppen Saloniki angreisen und die Eng¬
länder und Franzosen auf die Schiffe treiben würden,
nachdem Grlechenländ Garantien erhalten hatte, daß
seine Herrschaft und sein Besitz ungeschmälert blieben.
Nunmehr aber scheint man ini Vrerverbcmd wirklich
noch die Hoffnung zu hegen, von Salrf.iki arrs nach
Bulgarffch-Serbien wieder Vordringen und die Bul¬
garen hinauswerfen zu können. Man wollte nur
noch die Ankunft der 40 000 Serben abwarten, die
sich nach Albanien gerettet haben und nun zu Schiff
uberführt wurden. Beratungen französischer mrt
ftalienffchen Generalen lassen die Vermutung zu,
daß gleichzerüg italienische Truppen von Südalbänien
aus gegen Mazedoirien vorrücken sollen.
Daß unsererseits die nötigen Gegenmaßregeln ge¬
troffen worden sind, ist selbstverständlich, wenn auch
die Oeffenttichkert nichts davon erfährt; es ist bei uns
nicht üblich, die Karterr vorher anfzüdecken. Der
Umstand, daß Generalfeldmarschall von Mackeufe«
am 29. Dezember in Sofia toar, wo er von König
Ferdsirand empfangen wurde, darf Wohl mit d.-r Ab¬
wehr der Vierverbane-plänc bezw. mit der Aufnahrne
der kriegerischen Operation u gegen Saloniki durch
uns in Zusammenhang gebracht werden. Die neueste
am anderer Stelle gemeldete Gewalttat dev Englän¬
der, die Verhaftung der Konsuln und 1600 anderer
deuffcher, österreichischer und bulgarischer Bürger
wird das Maß zum Ueberlaufen bringen. Griechen¬
land Wird sich «nferm Einmarsch nrcht widersetzen
können und w»Ken, denn was den Einen (Briten
nnd Franzosen) r-echt ist, ist den Andern (uns) billig.
Ob es stellüh mit diesem neuen Feldzug dem Vier-
verbande wirklich ernst fft, oder ob er nur dazu die¬
nen soll, wie die Expedition nack) Gallipoli, den be-
abfnhtigten Angriff auf Aegppten abzulenken, fft bei
der skrupellosen Schlauheit der Engländer nicht vor-
mtszusehen. Es ist auch möglich^ daß er ein Teil
der großen Frühjahrsofsensive werden soll, wo der
Vierverband wieder einen — vielleicht den letzten —-
gewaltsamen Versuch machen will, den „Endsieg" zu
erringen. Wir haben dieserhalb keine Angst. Wir
harren in Geduld der Dinge, die da bonmien, und wir
können das ja tun so leichter, als unsere Geduld mit
der Zuversicht gepaart ist, daß das Jahr 1916 fort¬
setzen wird, was das Jahr 1915 so glücklich begann.
Gwße Betrachtungen über die „Lage" vorher anzu¬
stellen und sich in allerlei Prophezeiungen und Weis,
heitssprüchen zu ergehen, hat keinen großen Zweck,
denn im großen und ganzen hat das Witzblatt recht,
in dent wir neulich folgenden „philosophischen" Aus¬
spruch lasen:
„Das mit der PolUischcu Lage ist so: Die eine«
haben darauf studiert, und die andern wisse« auch
***" ** Die Fliegertätigkeit
war wieder sehr rege in der verflossenen Woche. Em
feindliches Geschtvader griff die Orte Wervstq und
Meui» und die dortigen Bahnanlagen an. Militäri¬
scher Schaden wurde nicht augerichtet, dagegen lvnr-
den sieben Einwohner und ein Kind gelötet. Ei»
englisches Flugzeug wurde nordtvestüch von Cam-