Full text: Bonifatiusbote (1916)

rechtSdeklaratimr, den England zu Anfang de§ Krieges 
selbst anerkannt hatte. Danach dürfen Gegenstände und 
Stoffe, die zum Gebrauch des Schiffes selbst bestimmt 
sind, auf dem sie vorgefunden werden, überhaupt nrcht 
als Bannware erklärt werden. Nach der neuesten eng» 
lischen Anordnung ist aber auch Kohle für den eigenen 
Gebrauch der Schiffe Dannware, wenn sie aus Deutsch¬ 
land stammt. Dvm deutschen Kohlenmarkt kann das 
gleichgültig sein. Er liefert an die Neutralen immer¬ 
hin nur was wir an Kohle entbehren können, und gegen 
den deutschen Kohlenmarkt ist das ganze auch nicht ge¬ 
münzt. Der Hauptzweck war, die neutrale Schiffahrt 
völlig in den englischen Bann zu zwingen. Es bleibt 
jetzt den neutralen Schiffen nur übrig, sich mit engli¬ 
scher Kohle zu versorgen, wenn sie nicht Gefahr laufen 
wollen, mitsamt der in Deutschland gekauften Bunker- 
kyhle als gute Prise erklärt zu werden. 
Das Raffinierteste dabei ist aber, daß den neutralen 
Schiffen nur Kohle unter ganz besonderen Bedingungen 
von England geliefert werden. Je knapper infolge des 
erfolgreichen deutschen U-Boot-Krieges der englische 
Schiffsraum wurde, desto mehr suchte man den Schiffs¬ 
raum der neutralen Staaten für Englands Versorgung 
sich zu sichern. Man liefert nämlich in England den 
neutralen Schiffen Kohle nur unter der Bedingung, 
das, mindestens SO Proz. des Schiffsraumes nur für 
enAffche oder für nach Er-,stand bestimmte Ladungen 
benutzt werden. Damit laufen die neutralen Schiffe 
keine geringe Gefahr. England wird sich keineswegs 
bedenken, auch Bannware auf solche Art zwangsweise 
von neutralen Schiffen befördern zu lassen. Dann ris¬ 
kieren jene neutralen Scknffe, die sich der englischen 
Tyrannei fügen, unter Umwänden ein Opfer der deut¬ 
schen U-Boote zu werden. Andererseits leidet die eigene 
Versorgung der neutralen Länder stark, wenn minde¬ 
stens 30 Prozent des neutralen Schiffsraumes für rein 
englische Zwecke benutzt werdeii müssen. 
Es ist gut, diese Vorgänge, in denen sich die ganze 
englische Verachtung des Völkerrechts vnd der Rechte 
der Neutralen birgt, genau im Auge zu behalten. Denn 
zwischen ihnen und der letzten Drohnote Wilsons besteht 
der innigste Zusammenhang. Wilson will nicht nur 
Deutschland eine der fchärsiten Waffen gegen die eng¬ 
lische Seethrannei aus der Hand schlagen, sondern auch 
die Neutralen gegen deren Willen schütz- und wehrlos 
den Inter«sien der englischen Kriegführung dienstbar 
machen. 
Der Mai 
Hat im vorigen Jahr bekanntlich einen gelvaltigen 
Umschwung zu unseren Gunsten gebracht und für 
zaghaftL Gemüter ist die Erinnerung daran lehrreich 
und tröstlich. Damals standen die Russen noch in 
Gakizienj und dicht vor der deutschen Greine. Die 
Serben trugen noch den Kopf hoch, die Bulgaren 
waren noch schwankend, die Türken standen 'abge¬ 
sperrt da und waren in Sorge wegen der englischen 
«ich russischen Angriffe. Im Westen hatten wir uns 
fteDch behauptet, aber aus der Slbwehr waren wir 
— 8J — 
noch nicht herausgxkonrmen. Und dabei bedrohte 
uns Italien mit seinem verräterischen Abfall un 
Rücken und kündigte zu Anfang Mai den Dreibund¬ 
vertrag: die Lage war ernst, sehr ernst, da mm me 
am 2. Mai beginnende Durchbruchsschlacht be» Gor- 
lic«, die mit einem Schlag das Bild änderte. In 
wenige« Wochen verloren dia Russen alles, was sie 
in neun Monaten um den Preis unerhörter Opfer 
errungen hatten. Die Dampfwalzentheorie und die 
Idee eines Einmarsches in Wien und Berlin wurde 
endgiltig begraben. Mit dem Rückzug der Russen 
aus Galizien und Polen begann auch das Zurück¬ 
weichen der gesamten feindlichen Koalition von den 
Ocfcnsivplönen und Hoffnungen -''ncx militärischen 
Niederwerfung der Mittelmächte zu dem defensiven 
Notbehelf des Erschöpfungskrieges. Der _ 2. Mai 
1915 hat in dieser Hinsicht einen dicken Strich durch 
die Rechnung unserer Feinde gemacht und die smst> 
schreitende Entwicklung der Kriegslage macht. von 
ihren Hoffnungen eine nach der anderen zunichte. 
Bulgarien trat auf unsere Seite, die Verbindung 
mit der Türkei wurde hergestellt, Serbien zerschnwt- 
tert. Montenegro und fast ganz Albanien erobert, 
das Dardanrllcnunternehmen der Engländer ist 
kläglich gescheitert und aufgegeben, der Feldzug in 
Armenien verloren und 13 000 Engländer gefangen, 
Italiens Ohnmacht kbrrgestellt, den Vorstoß auf 
Verdun in hoffnungsvollem Gange, Frankreich am 
Rande der Erschöpfung. Mehr Fortschritt« können 
wir in «nem ^aibre nicht verlangen, ohne unbeschei¬ 
den zu werden. Noch menschlichem E'Miessen besteht 
alle Hoffnung, daß die Entwicklung in derselben gün¬ 
stigen Weise langsam aber sicher weiter geht bis zu 
unserem endgiltigen Sieg. 
Allerlei vom Krieg. 
Bulgarisch« Abgeordnete 
befinden sich zur Zeit ans einer Besuchsreise durch 
Oesterreich und Deutschland: sie wurden überall mit 
großer Herzlichkeit und Freude begrüßt und ausge¬ 
nommen. Ohne Zweifel ist diese persönliche Füh¬ 
lungnahme von großer Bedeutung für die wertere 
Ausgestaltung unserer Beziehungen zu Bulgarien, die 
ja ihrem inneren Wesen nach berufen sind, über die 
welterschütternden Kämpfe hinaus fortzudaueru und 
stetig an Festigkeit zuzunehmen. 
Das erste Ergebnis 
der sogen. „Neuorientierung unserer inneren Politik, 
wie sie der Krieg nahegelegt hat, ist die „Novelle zum 
Vereinsgesetz", bekanntlich einem Werk der längst er¬ 
ledigten „Blockpolitik". Danach sollen jetzt die Be- 
rufsvereiniaungcn (Gelverkschaften) nicht tttp1 
politische Vereine angesehen werden, sodcch n 
praktisch für sie vielleicht am bedeutsamsten 
kunft keine Bedenken nrehr gegen die 2ütft,aö 
«endlicher Perkonen unter 18 Jahren zu heqc ^' 
chen. Die vom Reichstag am 27. Aug. fg 
geäußerten Wünsche betr. Aufhebung des [ 
ten Sprachenparagraphen und der Bestin,^ 
über die Zulassung von Jugendlichen zu polst,, 
greinen und Versammlungen hat die Vereins 
Novelle unberücksichtigt gelassen. 
An den Lebensmittelwuchercrn 
haben wir einen inneren Feind, der uns mit bet: 
viel gefährlicher zu werden droht, als der "1 
In Berlin geht die Polizei jetzt mit den scl 
Maßnahmen vor. Die in Fleischer-, Geurüse- 
nnd anderen Geschäften vorgenommenen Han¬ 
gen haben aufs krasseste gezeigt, wie stark die l 
Zurückhaltung geübt wird. So wurde bei ^ 
Schlächter in der Graudenzerstraße 500 Zentn« 
gesalzenes Rindfleisch entdeckt und beschlagnahm 
dem altbekannten Großschlächtereigeschäst von! 
Biesold, in dessen Schaufenstern seit langer Ze. 
Aufschrift prangte: Fleisch ausverkaufi, hat die! 
zei in den Kellern und in der Privatwohnung , 
Mengen verborgen gehaltener Speck- und 38? 
rate, Schinken, Dauerwürste, Rind- und Sh 
fleisch, ganze Tonnen Fett und Talg vorgefund, 
sofort verkauft wurden. Es ist höchste Zell, da« 
all energisch gegen derartige gewissenlose Pros 
eingeschritten u. das Publikum nicht schutzlos... 
Wucher- und Ausbeutertum ausgeliefert wird, 
läßt sich nicht in Abrede stellen, daß gegen die Le 
mrttelwucherer jetzt schon im Volke eine Uitfi 
zur Explosion drängenden Hasses ausgespeichert i 
Diese Kumpane, die den auswärttgen Feinden d' 
in die Hände arbeiten, sind Landesverräter, die i 
destens ~ ins Zuchthaus gehören. Napoleon l, > 
ein praktischer Mann war, hatte gegen solche Jnd 
drum ein sehr probates Mittel. Er stellte sie eilt 
vor die Gewchrläufe und ließ ihnen nur einige i 
nuten zur Ueberlegung. In V Regel siegte d 
die Liebe zum Leben und damit das Interesse! 
Gemeinwohls. 
vermischter. 
Die Mutter des Generalieldmarschall v.! 
Frau Oekonomierat Mackensen, lst im Alter' 
nahezu 90 Jahren gestorben. 
Hr. Krupp v Bohlen Halbach hat für die! 
gezeichnete Leistungen der von ihm gelich 
Kanonen das erserne Kreuz 1. Kl. erhalten. 
St. Issephrpfe«»ig. 
(Monat Mai.) 
«ei der Zuldaer LctteudruSerii 
ßnlda ging«« ei«: 
Uebertrag 262 80 
Rückers b.Flied.R.d.M. . 1 50 
tlrmenbof desgl — 80 
RückerS b. Flied. desgl.. 
Sulda. Hl.Jh 
Desgl. D hl.J h.g.n.m.w.h. 1 
Rotbemann Z E d.hl.J. . — 
fulda. D bl.Iss.wch.... 1 
Liefet N.d.M 1 
toraS. desgl. 2 
littges. desgl. ... . 10 
Büchenberg. Z E.dchl.J. 2 
Döllbach, desgl 
Ungenannt, desgl. . . 
KünM. 0. Mchl.. . . 
Fulda. N d.M 
DeSgl. Hl.J b.f.u.. . . 
»erzell. N.d.M. . . . 
bach. desgl. . » . . 
Desgl. Z.E. d. hl. A.. . 
Fulda. N.d.M. .... 
Pilgerzell. I.«. A. . . . 
Rupsroth. N.V.M. . . . 
Pilgerzell. Z.C.d.hl.J. 
Giesel. D.hl.J.h.g.u.m.w.h. 
Wissels. Z E.d.hl.J 
Rothemann. N.d.M. 
Ungenannt, desgl.. 
Salzschlirf. beSgl.. 
Großenlüder, desgl. 
Ungenannt, desgl.. 
Salzschlirf, desgl.. 
Ungenannt. Z.D 
Unterbimbach. D. hl.J.hg. 
Bom Lande, desgl. 
1 — 
. — 50 
20 
50 
2 50 
. 100 — 
. — 50 
. — 50 
50 
. 1 
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, — 30 
. 1 - 
1 — 
1 - 
1 — 
2 
1 
1 
1 
2 
1 
3 
1 
3 
60 
Holenfeld, desgl. .... 3 — 
Margrelhenh. T. d. a.8. . — 50 
Almendorf. Hlch.t.sch.A.. 2 — 
Naumburg. N.d.M.... 2 - 
Fritzlar. D.k.e.A 20 50 
Hkmenhof b. Potzd. d.d.h.J. 2 - 
RaSdorf Hl J.h.u.g. . . . 3 — 
Fulda. N. d. M 120 - 
Marbach, desgl l — 
Fulda, desgl — 50 
Uilrichshauren. deSgl. . . — 50 
Ungenannt. D.H.J.H.a.. . 1 60 
Rolhem. H.J.U.H.W.b.f.u. 2 — 
Bei dem Bischöflichen Gene¬ 
ral-Vikariat gingen ein: 
Leibolz. N.d.M 6 — 
Plr. Petersberg. 3.«.d.h.J. 2 60 
Psr. Johannesverg. desgl. 5 10 
Pfr. Geismar, desgl.. . 6 — 
Desgl 6 — 
Desgl.... . 5 - 
Summa 621 20 
Josephs - Rhadauuspsennig 
für die Lateinschule in Getsa- 
Z.E.d.hl.J. 10 Mk. Desgl. 2 
Mk. Desgl. l Mk. DeSgl. 50 
Pfg. DeSgl. 20 Pfg. Hl.J.H. 
u.d. I Mk. 
Keltere- Mädchen, 
das gut bürgerlich kochen kann, 
wird in kleinen Haushalt gesucht. 
Nottmrganerri» Hana« a M, 
261 Frank,urterilraße 33. 
I 
I 
212 
Meine werte Kundschaft bitte ich, 
notwendige Reparaturen 
an Mäh- mid ««dtttu laudwirt- 
- schastlichen Maschine« 
«w- jktzl schm Migkll jii Ich», 
damit sie rechtzeitig znr Crnte benutzt werden können. 
Julius Karpf, Fulda. 
Gesucht «in braves, saubere?. 
ruverläsßgkS Mädchen 
sür Küche und Hausarbeit, nicht 
unter 20 Jahren. 252 
Krau Ludwig Sleischmana, Sulla, 
Karlstraße 33. 
Lahme Schweine 
u. lollde. Me nicht ,reffen wolle», 
heilt un«. «urancte >n wentz. Za<x. 
Zadli. Tanls uutiflcn. 
»r-IIlll Vre,« Me Match« i Mk. 
«erlaub nur gege- «achnah!»». 
hirschapolheke Seisa S. w. 
Montag, den lä Mal 
ltlags 3 Uhr findet 
r ftädtisben Schlau 
ilage i« Münfterfeld u« 
'lcchen Bevingungenem« 
icher Verkauf von 
Trockenschla« 
st«tt. . 
Fulda, den 10. Mai 
Vas Stodtba«»^ 
Missjollssasr 
und deutsches Sissi 
vegabte lluabe», wel*^ 
;um Grdenrstande e" 
glauben, «m stch in de« 
in Europa, oder aus aur»»' 
Wunsch in veutschland. » 
ziehung und dem l!nter?f 
Zugead zu widme« E 
vertrauen-voll an Sr.!»». 
Noviziat «nd 3«»en«* 
briider, vettingen-v" 
Lurembnra, wende«_ 
Am 10. Mai lSl6ist e'"H 
trag zu der Bekannt 
betreffend Besch lö k z 
baumwollener sMMZ 
Garne (Spmn- und 
Nr. VT. H. 1700/2. l6> 
21.) erlassen worden. 
Der Wortlaut der 
machung ist in den I^ , 
kern und durch An!-? ^ 
öffenllicht worden. 
Stellver. Generali-!» 
18. Armeekorps. 
Für die Redallto» veranlworllrch: I. Par»etter in Fuld» — Druck undBerlag der Fuldaer Akttendruckerei.
	        
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