Full text: Bonifatiusbote (1916)

Ob man es hier mit Nachkommen jener Alemuuen 
zu tun hat, die der Ostgotenkönig Theodorich nach 
der Schlacht bei Zülpich 493 ansicdelte, oder mögen 
es die südlichsten Ansläufe deutschen Volkstums sein, 
auf jeden Fall hat vom völkischen Standpunkte aus 
gtalien auf jener Gegend nicht mehr Recht, wie 
esterreich. 
Infolge, der erfolgreichen österr. Offensive hat sich 
die Welt des Bierverbandes aus den Kopf gestellt. Zu 
dessen Gunsten sollte bekanntlich der Eintritt Italiens 
in den Krieg den Ausschlag in dem furchtbaren Kriege 
geben. Sen einem Jahre warten denn auch die 
übrigen Verbündeten auf den entscheidenden Schlag, 
die entscheidende Hilfe der Italiener, und da diese 
ausgeblieben ist, regnete es Vorwürfe über Borwürfe 
gegen den welschen Kumpan und Kampfgenossen. 
Heute schauen wir das umgekehrte Spiel. Heute win¬ 
selt die nämliche Presse in Mailand und Rom, die 
vor einem Jahre aus Anlaß der Kriegsteilnahme 
Italiens den entscheidenden Umschwung und den 
baldigen Endsieg der Entente in den überschweng- 
lichsten Worten "kündete und Italien als den Heil- 
bringer für die Entente pries, die übrigen Bundes¬ 
genossen selbst um Hilfe an. Ob mit diesen Jam- 
merrusen die lebhaft gesteigerte Gefechtstätigkeit der 
Franzosen im Raum von 
Berdun 
msarmnenhängt, läßt sich nicht entscheiden. Jeden- 
fauS liegt eine sollte vor und äußert sich in wüten¬ 
den Gegenstößen gegen die neuen deutschen Stellun¬ 
gen beiderseits der Maas. Auf dem linken Flu߬ 
ufer waren sie namentlich gegen Höhe 304 und gegen 
den Südhang des „Toten Mann" gerichtet und 'wur¬ 
den abgewiesen. Wie schmersich die Franzosen den Ver¬ 
lust dieser bedeutsamen Stellungen empfinden, sieht 
v>an nicht allein aus den vergeblichen Gegenstößen, 
sondern auch aus den Fälschunaskunststücken. Man 
taufte' die Höhen schleunigst um, damit man das Volk 
dauben machen könnte, die bezeichnete Stellung werde 
wuner noch gehalten. Ja, man hat zu diesem Zwecke 
Iogar neue Karten mit verschobenen Bezeichnungen 
drucken kaffen. Wenn die Lügenkunst „Kultur" ist, 
dann find wir freilich Barbaren im Vergleich zu un¬ 
seren Gegnern. 
Nach der schon im vorigen Bericht erwähnten 
Eroberung des Dorfes Cumitzres dürfte unsere 
Front westlich der Maas vom Walde von Avo- 
court bis zum Flusse gerade gerichtet sein. Seit¬ 
dem wir anfangs Mär; unsere Front auf dem 
linken Ufer in raschem Anlaufe über den Forges- 
boch vorgetragen halten, lag CumMres dicht vor 
denr linken Flügel unserer neuen Front. Wir be¬ 
setzten die das Dorf überhöhenden Rücken des Ra¬ 
ven- und Cnmitzres-Wäldchens, gingen dann aber 
nicht weiter vor. Zunächst kam es uns darauf an, 
die wiederum die neue Front überhöhenden fran¬ 
zösischen Stellungen am „Toten Mann" und „304" 
»u erobern, che wir uns gegen das Dorf wandten, 
dessen Besatzung uns nicht mehr gefährlich werden 
konnte. In der Tat hörten wir denn auch in der 
letzten Zeit sehr wenig von Cumibres, bis es nun 
in unsere Hände gefallen ist. Während wir am 
linken Maas Ufer unsere Front weiter festigten, 
glaubten die Franzosen auf dem rechten Maasufer 
einen erfolgreichen Angriff gegen die deutschen Li¬ 
nien bei Douaumont unternehmen zu können. 
Eines ihre besten Korps, das 20., das im Frieden 
in Ranzig und Toul stand, und das sie mit Stolz 
ihre „Garde" nannten, wurde zum Sturm auf 
Doncmmant angesetzt. Es gelang ihnen auch, ei¬ 
nige Seitengräben der Festung zu besetzen und in 
einen Vorgraben einzudringen, aber schon an den 
folgenden Tagen wurden sie von bayerischen Trup¬ 
pen wieder hinausgeworfen. Dieselben gewannen 
nicht nur die verlorenen Stellungen zurück, son¬ 
dern warfen die Franzosen um 40» Meter'weiter 
zurück, als sie vor ihrem Angriff gestanden waren. 
Dieser Sieg wirkie auf die Franzosen sehr nieder¬ 
schlagend. Sie ivaren nämlich durch ihre Berichte 
in den Glauben versetzt worden, als hätten die 
Franzosen die Feste Dvuauniont selbst zurück¬ 
erobert, obwohl dieselbe keinen Augenblick in ihren 
Händen war. Nachdem nun in Paris die genaue¬ 
ren Nachrichten über die Vorgänge der letzten Tage 
bekannt geworden sind, hat nach der ursprünglichen 
Siegeshoffnung und Siegesfreude eine gewisse 
KaHenjammerstiurmung Platz gegriffen. Aus den 
französischen amtlichen Berichten ist allmählich 
klar geworden, daß der letzte mit starken Kräften 
««teotommcne französische Vorstoß, der hanptsäch- 
lich.^gegen die Feste Douaumont gerichtet war, 
^"^iindig gescheitert ist, und daß er nur schwere 
zur Folge gehabt hat. Die französischen 
klagen außerordentlich darüber, daß ans 
diese Weise die schönsten Truppen nutzlos vernichtet 
worden seien, und mehrere warfen die Frage auf, 
ob die jetzige Art der Kriegführung denn wirklich 
der taktischen Lage entspräche oder ob nicht zweck¬ 
mäßiger ein anderes Verfahren clinzuschlagen sei. 
Damit meinen die Blätter sicher - die nutzlo¬ 
sen Vorstöße, die ztvetzc ein auch von uns in vollem 
Maße anerkanntes Zeichen der französischen Tap¬ 
ferkeit und Angriffslust sind, die aber bisher an 
keiner Stelle einen Erfolg erzielt haben. Vorläu¬ 
fig scheinen aber diese Aeußerungen und Ansichten 
der französischen Preise ohne Einfluß auf die fran¬ 
zösische Heeresleitung geblieben zu sein, denn trotz 
aller bisherigen Mißgeschicke und Niederlagen wer¬ 
den die Gegenangriffe noch immer in alter Weise 
fortgesetzt und ausgeführt. So haben die Franzo¬ 
sen wiederum versucht, das Dorf Cumitzres zurück¬ 
zuerobern. Es ist ihnen aber nur vorübergehend 
gelungen, in den Südrand des Dorfes einzudrin¬ 
gen, unmittelbar darauf wurden fie wieder aus 
ihm vertrieben. Wenn es den Franzosen nicht ge¬ 
glückt ist, einen Ort unmittelbar nach seiner Erobe¬ 
rung durch die deutschen Truppen wieder wegzu- 
nehmen, so wird dies im weiteren Verlaufe des 
Kamtfes noch viel weniger der Fall sein, weil die 
D ntlchm inzwischen Zeit und Gelegenheit gehabt 
haben, die neu eroberten Stellungen immer wei¬ 
ter aiuszubauen und zu befestigen. Auf dem Ost¬ 
ufer der Maas si>^> die Deutschen weiter siegreich 
vorgedrungen und haben .erneut Gelände gewon¬ 
nen. Sie sind bis zu den Höhen des Thiaumont- 
Waldes vor.gedrungen; eine unmittelbare Folge 
der in den vorhergehenden Tagen erfolgten Abwei¬ 
sung der französischen Gegenangriffe. Mit dem 
jetzigen Vortreiben der vordersten deutschen Linien 
sind die Deutschen wieder ein bedeutendes Teil 
näher an die permanenten französischen Werke 
vorgedrnngen, die als Werke von Thiaumont be¬ 
zeichnet werden und die den äußersten Teil der 
Nordostfront ausmachen. Feindliche Gegenan¬ 
griffe, die dagegen gerichtet wurden, konnten in 
vollem Unffange abgewiesen werden. Die Zahl 
der Gefangenen, die seit den: 22. Mai bei den 
Kämpfen südlich und südwestlich der Feste Touau¬ 
mont gemacht sind, beträgt rund 2000 Mann, was 
der Gefechtsstärke vor: zwei kriegsstarken Jnfante- 
riebataillonen entspricht. So bohrt sich die deutsche 
Hoeresmacht wie eine Schraube fortwährend, zwar 
langsam aber sicher, immer tiefer rmd tiefer in die 
französischen Stellungen . In langsamem Schritt, 
aber in festem Schritt geht es vorwärts. 
Das zeigt auch wieder der vor Abschluß unse¬ 
rer Uebersicht eingegangene Tagesbericht der 
Obersten Heeresleitung von Dienstag, wonach süd¬ 
lich des Raben- und Eumizres - Waldes deutsche 
Truppen die französischen Stellungen zwischen der 
Südkuppe des „Toten Mannes" und dem Torfe 
Cumiöres in chrer ganzen Ausdehnung eroberten, 
und an unverwundcten Gefangenen 35 Ossiziere 
darunter mehrere Stabsoffiziere), 1313 Mann ein¬ 
brachten. . 
Auf den 
übrigen Fronten des französischen Kriegs¬ 
schauplatzes 
haben nur örtliche Patrouillen- sowie Minen- 
und Handgranatenkämpfe stattgefunden, die ohne 
Einfluß auf die allgemeine Lage der beiden Par¬ 
teien blieben. Lebhafte Feuerkämpfe fanden nach 
dem letzten Bericht auf der ganzen Front zwischen 
dem Kanal von La Basste und Arras statt, auch 
Lens und seine Vororte wurden wieder beschossen, 
während in der Gegend von Souchez, südöstlich 
von Taihwre, schwache feindliche Vorstöße scheiter¬ 
ten. Was von diesen feindlichen Unternehmungen 
zu halten ist, ob man nur etwas „Offensive" mar¬ 
kiert oder ob die feindlichen Kräfte nun wirklich' 
zu ernsthaften Vorstößen ausholen, läßt sich nicht 
sagen, jedenfalls werden die Engländer den Ruf 
der Franzosen nach einer energischen Offensive an 
der flandrischen Front auf die Dauer nicht über¬ 
hören können. 
Auf der Ostfront 
ist es zur Zeit noch still; der Krieg sei dort jetzt sehr 
erträglich", schrieb uns dieser Tage ein Teilnehmer. 
Die Russen werden zwar dringend um Hilfe anae- 
rusen von den Italienern, damit der Oesterreicher 
von ihrer Kehle ablassen soll; sie scheinen aber so 
zermürbt zu sein, daß sie eine größere Offensiv: 
noch nicht wagen können. Ob die Truppenverschrr- 
bungen, die sie eben an der Strhpa und am Dnjestr 
vornehmen, doch vielleicht die von den Italienern 
so stürmisch erbettelte Entlaftnngsoffensive sind, wird 
nian ja bald gewahr werden. Auch der 
nach dem Süden abgereist sein; Zeitungsnachvick« 
wollen auch von einer „großen Mion" zur mTn 
eroberung Serbien wissen. Sollte das Vielleicht 
Plant sein — möglich wäre es schon, st wJ'’ 
unsere österreichisch-ungar. Verbündeten, 
sich diese Aktion zunächst richten würde, sehr 
einen Strich durch diese viervcrbäiwlerische Rechner 
machen. Auf die Hilfe Rumäniens können sie k^! 
noch rechnen, allerdings erkläre:: russische Blatt« 
„auf neutrales Zandern würde keine Rücksicht 
nommen werden", womit wahrscheinlich Rumänin 
und Griechenland gemeint ist. Allem Änschest"„^ 
wollen die Russen von Norden durch Rumänien und 
die Engländer und Franzosen von 
Saloniki 
aus gegen die Bulgaren Vorgehen. Merdings könnea 
die Bierverbändler nicht immer tatenlos 'in Salo¬ 
niki sitzen bleiben, wenn aber General Serrail wirk¬ 
lich so naiv sein sollte, zu glaluben, er könne mit de» 
wieder ausgerüsteten Serbenresten in Serbien i,ri 
Bulgarien eindringen und die Verbindung Berlin 
Konstantinopel unterbrechen, so sind die Bulgare, 
allein Manns genug, ihn vom Gegenteil zu Am¬ 
zeugen. Das beweist der bulgarische Generalstab-- 
bericht, aus dem wir ersehen, daß es an der maze¬ 
donischen Front tatsächlich lebhafter geworden ist und 
unsere bulgarischen Verbündeten auf ihrem linken 
Flügel zun: Angriff übergegangen snw und sich im 
Strumatal des Passes von Rüpel bemächtigt haben. 
Ueber diesen Paß geht die Straße nach Demir Hissar- 
Serres. Wie bekannt, hatten die Franzosen und 
Briten, ohne die griechische Neutralität auch nur im 
geringsten zu achten, ihre Front bis in die Nahe don 
Serres ausgedehnt. Wäre auch vorerst ein Angriff 
der Ententettuppen ein höchst verzweifeltes Unter¬ 
nehmen gewesen, das nur das dringende Bedürfnis 
nach einem Erfolg um jeden Preis reMertigen 
könnte, so mußten unsere bulgarischen Berbimde- 
ten darauf bedacht sein, dem Fernde oen Weg buch 
das Strumatal nach Alt-Bulgarien für alle Fälle zu 
sperren. Das fft jetzt geschehen. Mit der Besetzung 
des Rupelpasses ist den Braten und Franzosen die 
Straße nach Serres durch das Strumatal vermauert. 
Auch unsere Heeresleitung hat darüber am Diens. 
tag in folgender Weise berichtet: Deutsche und bul¬ 
garische Strcitkräfte besetzte«, um sich gegen augen¬ 
scheinlich beabsichtigte Ueberraschungrn durch die 
Truppen der Entente zu sichern, die in diesen: Z»' 
sammenhang iwchtige Rupcl-Enge an der Struma. 
Unsere Ueberlegenheit zwang die schwachen griechi¬ 
schen Posten, ouszuwnchen. Im übrigen sind dik 
griechischen Hoheitsrechte gewahrt worden. 
Der türkische Bericht 
bestättgt die englische Meldung von der Zurücknahme 
der auf dem rechten Tigrisufer stehenden nirkiM 
Tnchpen infolge Aenderüng des türkischer VertcM- 
gunasplanes! "Es scheint, als ob der engl. Heer^^ 
in Mesopotamien, Percy Lake, Vorbereitungen 
längst angekündigten Zusammenwirken mit 
sen gegen Bagdad treffe, während die Operativ 
in Armenien 'in: Zeichen einer kräfttgen türiw* 
Gegenoffensive gegen Erzerum stehen. Die 
sen'heit des türk. Kriegsministers Enver Pas^A 
Bagdad dürste mit den türkischen GegenmaßnahM 
in Zusannnenhang stehen. 
Im Luftkrieg 
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nmlur 
lertsch- 
8il[on 
fetiäli 
Eifam, 
uliuhe 
eit 
an i 
ist der erfolgreiche Angriff eines deutschen NE'!;, 
geschwaders auf die russische Flugstation Papa>>tz 
auf der Insel Oesel zu berichten sowre die Erledig ?; 
mehrerer feindlichen Flugzeuge (darunter das 5- 
Leutnant Winges). Die Meldung, daß ein - 
Marineflugzeuggeschwader Bahnhof, 
cbisi-b 
_ _ . r Vaynyv!,, t ' jj 
bäudeNKasernen ^ Kastell in Bari ausgle-'(8 ^ 
mit sichtbar guten: Erfolg bonibardiert und >» A, 
Festesfreude der aus Anlaß des „Jahrestages „ 
beflaggten (!) Stadt deutlich erkennbare 
bracht hak, sei mehr der allgemeinen Heiterkeit 
die sie auslösen muß, erwähnt. 
vom ttrieg. 
, Vom Frieden ' 
tvird, wie wir schon in der vorigen Nuinwcr 
führten, eben viel gesprochen und geschruveo- 
sich begegnet man in der Presse jetzt fcttM 
Ueberschrifen wie: „Wann kommt der » 
„Der Friede unterwegs", „Friedenshossnung^ 
dergl. Das wird natürlich gern nefefert, w 
der Mensch will — das glaubt und — hu c 
und daß das Sehnen «ach de:n Ende ow _ 
sichen Krieges mit jedem weiteren M ^ 
wirklich wächst, wird kein Mensch in 
wollen. NeberschLtzen, darf man derarNW
	        
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