Full text: Bonifatiusbote (1916)

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ln Makedonien 
»gen die Sarrail-Arniee. Nach 10 Monaten steht 
diese noch ebensoweit, wie damals nach ihrer Lan- 
kmng. Dagegen hat die bulgarisch-deutsche Offensive 
ihr einstweiliges Ziel erreicht, indem sie auf langge¬ 
streckter Front zwischen der Gegend von Florina bis 
MN« Agäischen Meere neue günstige Linien gewann, 
die alsbald befestigt wurden. Von den hohen Bergen 
östlich der Struma beherrschen wir die durch den 
Tachynosee und die Struma gebildete Grenze. Die 
Besetzung der Küste bis Kawalla schützt die Eisen¬ 
bahn, welche die Verbindung mit Biilgarien und der 
Türkei herstellt. Diese Front liegt wie ein Quuerrie- 
gel herüber gegen die feindlichen Versuche, die Ver- 
bindilng der Türkei mit Bulgarien und Deutschland 
wieder zu unterbrechen. 
Es war vomuszusehen, daß der. Eintritt Ruma 
niens auch auf den übrigen Fronten zu erneuten An 
strengungen unserer Feinde führen würde. Wohl in 
»er Meinung, wir hätten unsere Fronten im Westen 
und Osten zu Gunsten der neuen Front gegen Ru- 
nränien geschwächt, vielleicht auch auf Grund gewis¬ 
ser schon längst getroffener Abmachungen, um den 
neuen Bundes- und Raubgenossen den erforderlichen 
Schneid beizubringen, haben 
im Weste»» 
Engländer und Fanzosen ihre Angriffe wieder aus¬ 
genommen und cftvaljtige Turchüruchsperffiche ge¬ 
macht. Nach einer Artillerievorbereitung, die stel¬ 
lenweise alles bisherige übertraf, — das tollste Ge¬ 
schützfeuer, das die West je erlebt hat — nennt es 
ein Berichterstatter, gingen die Engländer und 
Franzosen seit Sonntag mit großen und auserlese¬ 
nen Kräften— zum Teil Soldaten aus dem von uns 
besetzten Sommegebiet selbst — gegen die deutschen 
Stellungen nördlich der Somme bis über die Bahn¬ 
linie Albert—Arras vor. In den» nordwestlichen 
Teil der etwa 30 Kilometer breiten Schlachtfront 
scheiterten alle Angriffe unter den schwersten Ver¬ 
lusten und nur in dem südlichsten Teil der Front, 
im Abschnitt beiderseits Combles, gelang es den An¬ 
greifern, die tapferen Verteidiger in die zweite 
Linie zurückzudrängen und die Ortschaften Guillc- 
mont und Le Forest in Besitz zu nehmen. Was die¬ 
ser örtlich bescheidene, blutig erkaufte Erfolg wert 
ist, gcht aus einer Aeußenuig hervor, die der deut¬ 
sche Oberbefehlshaber an der Somme vor kurzem zu 
einem amerik. Berichterstatter machte, als dieser 
sich nach den Aussichten der Durchbruchsversuche der 
Engländer und Franzosen erkundigte. „Durchbrechen 
werden sie niemals", sagte der General, „aber von 
den Ortschaften, die ich besetzt halte, überlaste ich 
ihnen gerne noch eine ganze Anzahl, tvenn sie nur 
den entsprechenden Preis dafür bezahlen." Diesen 
geforderten hohen Blutpreis haben die Engländer 
und Franzosen mm wirklich zahlen müssen. Südlich 
der Somme war es zunächst auf dem größten Teil 
der Front unserer Artillerie gelungen, di« Durch¬ 
führung der französischen Angriffe zu unterbinden; 
vie bei Barleux zum Angriff iansetzenden Kräfte 
wurden blutig abgeschlagen. Am zweiten Tag setzten 
die Franzosen auf einer ca. 10 Kilometer erweiter¬ 
ten Front aufs neue zum Angriff ein; wieder konn¬ 
ten die deutschen Truppen im allgemeinen ihre Stel¬ 
lung behaupten und die feindlichen Angriffe abwei- 
fen. Nur auf dem äußersten Südflügel ging das 
Dorf Chilly verloren. 
Man darf das heiße Ringen selstverständlich nicht 
nach solchen örtlichen Verschiebungen beurteilen, wie 
sie diese beiden Tage gebracht haben, das Ergebnis 
wird sich erst übersehen lassen, wenn der Kampf zu 
zu einem gewissen Abschlüsse gekommen ist. Das 
war auch nach dem letzten uns vorliegenden Bericht 
dom Mittwoch noch nicht der Fall; die Schlacht 
wurde, so heißt es, mit „unverminderter Heftigkeit 
fortgesetzt"; 28 englisch-französische Divisionen sind 
am Angriff beteiligt. Der Kampf wogt hin und her, 
Clery fiel in die Hand des Feindes. Wir machten 
in diesem Kampfe bis jetzt 31 Offiziere und 1437 
Mann zu Gefangenen und erbeuteten 23 Maschinen¬ 
gewehre. 
Im übrigen ist, wie schon oben angedeutet, der 
Verlust einiger Ortschaften und einiger hundert 
Meter Boden ziemlich belanglos, solange die deutschen 
Linien ihre Geschlossenheit und ihren Zusammenhang 
bewahren, und solange es glückt, in weiter rückwärts 
befindlichen neuen Linien die Fortführung des feind¬ 
lichen Angriffes auszuhalten und das ist bis jetzt 
vollkommen gelungen. 
Der Bedeutung dieser gewaltigen Kämpfe ent 
sprechend nennt unser Heeresbericht die Rainen der 
Führer, deren Truppen so Herrliches geleistet. Es 
find die Generäle v. Stein, Freiherr v. Marschall, 
v Kirchbach und v. Fatzbender 
Auch bef 
Verdun 
östlich der Maas erneuerten die Franzosen ihre An¬ 
griffe gegen das Werk Thiaumont und in der Ge¬ 
gend südöstlich vom Dorfe Fleurh. Die Angriffe 
scheiterten restlos. Dagegen gelang es den deut¬ 
schen Truppen nach sorgfältiger Vorbereitung eine 
in der Nähe der Souville-Schlucht in die deutschen 
Limen vorspMgende Stellung des Franzosen zu 
nehmen. Dabei wurden rund 500 Franzosen zu 
Gefangenen gemacht. Alle Versuche der Franzosen, 
sich wieder in den Besitz dieser Stellungen zu setzen, 
scheiterten. 
Im Osten 
sind die Tinge anscheinend noch in der Entwick¬ 
lung. Aus den deuffchen Tagesberichten, für die 
jetzt der „Erste Generalguartiermeistrv Lndendorff" 
verantwortlich zeichnet, ersieht Man zunächst, daß 
das bisher dem Marschall Hindenbunrg unterstellte 
größere Stück der Ostfront, vom' Meer bis südwest¬ 
lich von Tarnopol, nach den« Prinzen Leopold von 
Bayern benannt worden ist. Bis zu der Neuord- 
nung der Befehlsverhältnisse an der Osffront führte 
er bekanntlich die Heeresgruppe, die im Raume von 
Bawnowitschi nördlich der Pripetsümpse so kräftig 
standhielt. Ohne Zweifel wird bei den neuen Auf¬ 
gaben, die jetzt im Osten einersjeits schon durch das 
Hervortreten der wuchtigen russischen Offensive, 
anderseits durch den Eintritt Rnrnäniens in den 
Krieg gestellt worden sind, an unsere braven, stets 
bewahrten Truppen ein erhöhtes Maß von Anfor¬ 
derungen gestellt werden. Dasselbe gilt natürlich 
auch von 'unseren Bundesgenosse»». Tiie Art der 
Arffgaberwerteilung wird man erst genauer erken¬ 
nen können, wenn das Borbeveitungsstadium, in 
dem sich die Tätigkeit des Bievbundes zurzeit noch 
befindet, überwunden ist. Wenn für uns die Stunde 
des Handel»»s gekonrnren ist, wird die Einheitlich- 
keit äs Handelns, auf die jetzt mehr denn je alles 
aukonunt, deutlich erkennbar sein. 
Vorläufig können wir damit zufrieden sein, daß 
die russischen Angriffe, die besonders südlich des Prip- 
jet bis in die Bukowina einsetzten, wo die Ver¬ 
bindung mit den rumänischen Truppen hergestellt 
fft, überall abgewiesen wurden. Besonders heftig 
waren sie südwestlich von Luck gegen die unter dem 
Befehl des Generals Litzmann, des Eroberers von 
Kowno, stehenden Truppen. Ihre mit vielfacher 
Ueberlegenheit geführten und oft wiederholten An¬ 
griffe Hatten vorübergehend bei Korytnica Erfolg. 
Tünch unsere Gegenangriffe wurde aber der Feind 
in Unordnung zurückgeworfen, wobei lg Offiziere, 
1100 Mann gefangen genommen und mehere Ma- 
schinengewehre erbeutet wurden. Wie sehr es den 
Russen daran gelegen war, an diesem Frontabschnitt 
unter allen Umständen einen Erfolg z»r erzielen, geht 
daraus Herbor, daß sie ihre eigene stürnrerrde In¬ 
fanterie von hrnten durch Artilleriefeuer immer wie¬ 
der zum Angriff Vortrieben. Trotz dieser moskowiti- 
schen Kriegführung vermochte sie nicht, ihre Sturm¬ 
linien mit Erfolg vorwärts zu bringen. Das Ergebnis 
ihrer Angriffe sind ungeheure Verluste, die sich kaum 
abschätzen lassen. Einen ungefähren Begriff davon 
bekommt nran, wenn man sich vergegenwärtigt, daß 
bei der Armee des Generals von Litzmann ans einer 
Breite von drei Kilometer über 5000 tote Russen 
festgestellt wurden. Es muß natürlich damit gerech¬ 
net werden, daß die Kämpfe ebenso hestig u. erbittert 
fortgesetzt werden, denn die ganze Generaloffensive 
hat durch den rumänischen Kräftezutoachs einen 
nerren Antrieb erhalten, der in einer gesteigerten Ge¬ 
fechtstätigkeit immer deutlicher zum Ausdruck kom¬ 
men wird 
Von der 
italienischen Front 
ist nichts von besonderer Bedeutung zu melden. 
In 
Albanien 
Bei Valona haben sich die Katzelmacher in den 
letzten Tagen allerdings sehr mausig zu machen ge¬ 
sucht, indein sie wiederholt versuchten, die Voiasa 
zu überschreiten; ihre Vorstöße wurden aber vol- 
ständig abgeschlagen. Dagegen haben unsere türkisch»« 
Bundesgenossen, wie sie berichten: 
Denkzettel verabreicht. Je mehr unsere ^ 
über die Lage in Asien beruhigt sein dürfen «w 
freier sind sie in ihrer Kräfteentfaltung 
europäischen Kriegsschauplatz, wo sie in, 
gegen Russen und Rumänen zugleich ihre hauvii.^ 
Konstantinopel, das eigentliche russische Krie«?, 
decken werden. 'v"' 
Der Lustkrieg 
hat einen neuen Angriff auf England gebracht 
rineluftschiffe haben zur Abivechslung »vieder einmal 1 
der englischen Osiküste und der Haupfftadt Lond»," 
einen Besuch gemacht und gleichzeitig haben 
luftschiffe Nordengland angegriffen und sind übeiA 
mit gutem Erfolg tätig gewesen. Wie Reuter bü 
richtet, haben 13 Luftschiffe an diesem Angriff ^ 
genommen, wie England noch keinen erlebt hA 
leider ist eines der Luftschiffe dabei Verlöre»» gegattop« 
und die Besatzung umgekommen. Zluch die 
hat den Besuch denffcher Luftschiffe gehabt, die ih» 
Visitenkarten in Gestalt von Bomben abgegeben 
ben. Die Rumäne!» haben also schon am cigtsij 
Leib erfahren, was Krieg heißt. 
Bedamrlich ist die Nachricht, daß 
rumänische Hauptstadt Bukarest 
Daressalam^ » 
die Hauptstadt unseres ostasrikanischen SchuMF 
tes, von den Engländern besetzt worden ist. Es ist 
eigentlich zu verwundern, daß es nicht schon friifc 
geschehen ist, da sie bei der Beherrschung der ^ 
durch unsere Feinde wie unsere sämtlichen Kol« 7^ 
jedem Angriff offen lag. Das Schicksal unserer Kch ” 
nien ist hart. Mt geringen Mitteln müssen 
völlig auf sich selbst gestellt, mit einem uberm-chtM 
Feinde ringen. Um so größer ist unser« Bewundt.! 
rnna, daß ihr Widerstand so zähe fft. Wir komr, 
ihnen nicht anders helfen, als indem wrr aus de»' 
europäischen Boden desto nachdrücklicher den Miss 
bis zum guten Ende führen, das auch unsere taffem« 
Afrikaner für die Bitternisse, die sie letzt «kW _ 
müssen, entschädigt. Ihr heldenmütiges Ausharm » 
konnte manches schwache Gemüt m der HermarM 
schämen; es soll uns allen ein anfeueyldes, oa 
Siegeswillen stählendes Beispiel sein! 
vom Urieg. 
wtl 
Ein Treubruch 
die Kriegserklärung 
im Kaukasus 
einen großen Sieg über die Russen davongetragen- 
Ihr linker Flügel hat zweieinhalb feindliche Divi¬ 
sionen zersprengt und dabei 5000 Gefangene gemacht. 
Die Nachricht ist um so erfreulicher, als auch der 
rechte Flügel der Türken an der Kaukasussront 
vor einigen Tagen den Russen einen kräftigen 
ohnegleichen fft die Kriegserklärung Rurwili^W 
Das geht aus dem Wortlaut selbst hervor. Cr M 
ausdrücklich, daß Runränien den« Bündnis MW 
Derttschland, Oesterreich-Ungarn und Italien m <W * 
Form sich angeschloffen hatte Das Bundnii ^ 
zu Kriegsbeginn in voller Kraft Auch das emert« 
die Kriegserklärung Rumäniens offen, und vw 
Die scriegsevklärmrg Rumäniens affen —r 
scheut. Als einzigen Vorwand , für! sein ve« 
widriges Boraehen tveiß Rumänien das MustM 
Vorbild Italiens anMführen. Seine Note M 
österreichischen Gesandten sagt wörtlich: 
genwartige Krieg ausbrach, lehnte Mchamen 
so wie Italien cs ab, sich der KriegserklarunL^W 
rcich-llngarns anzuschließen, von der es W ^ 
Wiener Kabinett nicht benachrichtigt wurde. - 
Si, 
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I! H 
___ . -ricyiigr. ^ 
Frichjahr 1915 trat Italien in den Krieg 
D» Dr-»«>«*■»*;,ÄTS 
Tie^ Gründe', welche den Anschluß ^tumän^^M 
dieses polittsche System besttnrmt hatten^veK*^^ 
'S* 
___ - ,, . w* 11^ 
den in demselben Augenblick." In der 
lereffante Auffassung von feierlich veE 
Bundes- und Vertragstreue! Weil eurer » 
BfftiMter-eichrrer sein Wort ^brorhew ft 
auch für erneu Menen derselben 
Siiort ut ballen, in demselben a 
geoenes a>u zu — .„vre « 
Weil einer ein Spitzbube ist, darf der a 
einer sein. Wahrlich, Deutschland »ud^M ^ > 
scheinen an Italien und Runmmen zwn » 
genossen besessen M haben, die merkWwM^.^ ^ 
Auffassungen über den Ernst und die % 
gen feierlich eingegangener Vertrage ^ »il 
an den Tag legten. Unter diesen». 
lesen sich die Schlußsätze der rumamMN A 
klarungs-Note an Oesterreich doppelt mterM 
lauten wortgetreu wie folgt: »In. ^ ha»^ 
an dem fast das ganze Errropa beteilig^ 
es sich um die vücktigsten Fragen, die me t 
Enttvicklung und sogar Existenz der 
Rumänien, irr äm Wunsche? dazu beiM^d 
das Ende des Konfliktes besclfleunigi?^^ssc^ 
■J.. ^ 
ter dem Zwang der Notwendigkeit, seine 
essen zu wahren, sieht sich 6^^, 
derer zu treten, die ihn» die Verwirr» ^ 
nationhüen Einigung sichern können- 
Gründen betrachtet es sich von diesem
	        
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