Full text: Bonifatiusbote (1916)

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Auffassung die sein, daß den Verbündeten neue Opfer 
auferlegt Werden müßten, weil Rumänien zu einer 
Zeit in den Krieg eingetreten sei, als es moralisch 
und militärisch Nicht genügend vorbereitet war. O 
nein! die wahre Ursache der augenblicklichen Lage t« 
Südosten ist nicht die mangelnde Vorbereitung des 
Gegners, der doch über 2 Jahre dazu Zeit hatte, son¬ 
dern die überlegene Heeresleitung und die unerschöpf¬ 
liche Volkskraft der Deutschen, die trotz der schweren 
Kämpfe im Westen wie im Osten einen Ueberschuß 
an Truppen dorthin zu werfen wußten, wo d,e Geg¬ 
ner billige Erfolge erwarteten. Daß wir uns Nie 
die Entschließungsfreiheit aus der Hand wmden lie¬ 
ßen, die Entscheidung dort zu suchen, wo der Vier 
verband am wenigsten darauf gefaßt war, das ,st der 
wahre Grund unserer kriegerischen Überlegenheit 
Moltkes Werke in neuerer zeitgemäßer Auflage, bear 
beitet von Hindcnburg. Das haben die Rumänen 
und mit ihnen auch ihre großen Freunde auch m der 
Dobrudscha 
erfahren müssen. 
Sobald die Rumänen im Norden auf me Greng- 
kette zurückgeworsen waren, an der sie stch» aus die 
schroffen Berge und die Befestigunen gestutzt, ver- 
zweisclt — wenn auch, wie die letzten Meldungen 
zeiaen, vergebens — zur Wehr setzten, begann das 
Heer Mackensens im Süden von netiem seine Of¬ 
fensive. Bon Norden her drängen Falken^yn und 
von Süden Mackensen; sie arbeiten sich gegen¬ 
seitig in die Hände und engen dem, schulen Vcrter- 
biMurqsraum Rumäniens mehr und mehu em. Die 
L^e dieses neuesten Feindes ch jetzt. «ht Wochen 
nach der KriegserKärung, wirklich kerne beneiden?- 
werte Anstatt mit raschem Griff erw Groß-RuPü- 
nien pr erobern, sieht sich Klein-Rummnen. ringö 
amstellt, aus eine aussichtslose Verteidigung be- 
wränkt. Am 19. Oktober begann d« Angriff au 
nestarkbefestigte Stellung in der Dobrudscha. etwa 
Kzig Kilometer südlich der Bahn E^rnavoda— 
tan-a, am 21. war sie erstürmt und schon am 
k2. fiel die wichtige Hafenstadt 
Konstanza, 
Mackensen melden: „Trotz strömenden Re^ns der 
«rhMweichtem Boden, haben in unermüdlich schnei. 
!«U Nachdränga» die verbündet« Truppen in der 
Dobrudscha, vereinzelten Widerstand brechend, die 
Bahnlinie östlich von Mursatlar wert überschritten. 
Konstanza ist genau acht Wochen nach der Kriegser- 
klärung Rumäniens von deutschen und bulgarMr« 
Truppen genommen. Auf dem luden Flügel nähern 
wir uns Eernevoda." . 
Da, ErgchniS diese- glänzend durchgeführten 
Durchbruches ist nicht wie im Westen an der ©nmne» 
front nach wenigen Metern xchlerrmäßig zu erfasien. 
Der Durchbruch de? Feldmarschalls Mackensen setzte 
auf einer Front von 60 Kilometer «rette ein und 
legte in drrf« vier Tagen eine lichte Strecke von 
mehr als 25 Kilometer hinter sich. Ir» diesen vier 
Lagen wurde mehr Raum von unseren Truppenter- 
len in der Dobrudscha zurückgelegt, als wie an den 
sämtlichen «chlachttagen von vier Monaten durch 
Engländer und Franzosen an der Nonone. Jk» der 
meisterchaften Berbinlümg von Durchbruch Uno Ber. 
fafQun*, in derselben Weise wie Feldmarscha k 
Mackensen am 2. Mai 1915 die russische Kampf, 
linie Tarnow—Gorlioo durchbrach glückte ihm auch 
tzäs neu« Meifterstück gegenüber der vereinten russo- 
Nvnänischen Armee. 
Auch, die «ent« ist sehr bedeutend. Uebsv 7000 
Befangene, 12 Geschütze und 28 Maschinengewehre 
sind tu« Siegern in die Hände gefallen. 
Der wichtigste Erfolg war zunächst die Eroberung 
von Konst an's». Für unsere Kinde ist das, wie ita¬ 
lienische Blätter schreiben, die „schlimmste Sdachricht, 
die feit Monaten eingetroffen ist". Zur See hat Ru¬ 
mänien keine Verbindung mehr mit Rußland — der 
von Odessa nicht allzuweite Hafen wird den Verbün¬ 
deten Sejestreitkräften eine wünschenswerte Zuflucht 
bi.eten und einen Ausgangspunkt für ihre^Unter- 
nshmiunnen bilden. 
Jnpvischen ist nach dem Mittwochbericht die Ver¬ 
folgung planmäßig weitergegcmgen und auch 
Lernavoda 
Hauptverkehrsader des wirtschiftlichen Lebens des 
Rumänenvolkes, die Bahn Cernavoda—Konstanza, 
in unserer Hand, die in der Dobnldscha operierend« 
rumänisch-russische Armee ist — wie es iin Heeres¬ 
bericht heißt — ihrer letzten Bahnverbindung be- 
mnd st.cra -achaseraubt snll-Enachch erMacken Lä 
raubt uub ein ungemein wichtiger Erfolg erzielt. 
Ihnen Plan vom „Marsch nach Kanstaminopel", 
der noch vor acht Wochen, bei der Kriejzsertlärung 
Rumäniens, in der Ententepresse in so zuversicht¬ 
lichen und sichessicheven Tönen gefeiert wurde, kön¬ 
nen die Rpsso-Romanen nun rilhig in den Kanrin 
chreiben. 
Jedenfalls ist der Plan des Vierverbandes und 
die Möglichkeit^ eigene Ofsensivstöße zu unterneh¬ 
men, wieder einmal gescheitert. Während wir in 
der Dobrudscha einen großen Sieg erfochten, haben 
wir gleichzitig die Mittel gefunden, auch an die 
mazedonische Front 
stehend aus 3 Flugbooten und 2 Sanbl, 
gen von 2 deutschen Seeslugzeugen angegrr 
nach erbittertem Luftgefecht in die Flucht - 
Im Laufe des Gefechtes wurde ein feindliche?,?^, 
boot abgeschossen. Der Flugmcistcr Meyer caA 
hat damit sein viertes feindliches Flugzeug 
Seeslugzeug aus im Luftkampf vernichtet. SS 
^herneß in der Themsemun'lung wurde erfolg 
nüt Bomben belegt, während ein Angriff fcinbliSS 
Wasserflugzeuge auf unsere ostfriesischen Insel»?? 
gebnislvs hPrTt<.f Cl* 
_ verlies. 
Mit Zuversicht erfüllen uns auch die Erfolge unser» ; 
U-Boote. 
Verstärkungen zu.entsenden. Im Osten wie int 
Westen versuchte Genec. r Earra l seinen Flügeln 
Luft zu machen und so seine» großen Angriff in 
Fluß zu bringen. Im Osten bar.n ihn rechtzeitig 
türkische Truppen zum Halten gebracht. Im Westen 
wurden besonders die Serben eingesetzt, deren rück¬ 
sichtslose Ausvpferung den lürlen Flügel zunächst 
vorwärts brachte und ihnen Florina, den Kaima- 
katan, die Mdze Plamna nrü> schließlich den südlich¬ 
sten Bogen der Cerua in die Hände spielte. Dann 
war die serbische Osfensivkraft erschöpft und mutzte 
durch Franzosen unterstützt werden, die jetzt mit 
aller Kraft auf das rerchlrch 14 Kilometer entfernte 
Monastir loszudringen versuchten. Einen großen 
moralischen Erfolg hofften sie damit zu gewinnen, 
eine serbische Scheinregierung dort wieder einsenen 
zu können. Dem sind nun seit dem 21. Oktober 
deutsche Truppen entgegengetreten und haben be- 
reits am folgenden Tage den Gegner in die Ber- 
teidigung zurückgeworsen. Sein Angriff auf Mona¬ 
stir ist also gescheitert. Zu gleicher Zeit aber hören 
wir auch von der Tätigkeit deutscher Truppen östlich 
vom Ward«. Wo auch immer der Gegner etnen 
Erfolg anstrebt, tritt ihm die glänzende Abnutzung 
der inneren Linie durch deutsche Streitkräfte ent- 
zogen, die alle seine vergeblichen Anstrengungen 
immer von neuem in NcÄvrlogen für ihn um- 
wandeln. 
Auf dem 
italienischen Kriegsschauplatz 
herrschte nach dem abermaligen Mißerfolg in der 
achten Jsonzoschlacht verhältnismäßige Ruhe. Rur 
im Gebiet des Pasubio suchten sie wohl «in« Art 
Trostoffensive aufzunchmen, hatten aber damit kein 
Glück. Zeitweilig in die vordersten Linien einge- 
drungene feindliche Abteilungen wurden im Gegen¬ 
angriff von den tapferen Tiroler Kaiserjägern wieder 
hnumsgefeuert, so daß der Erfolg der Katzelmacher 
gleich Null war. 
Sehr lebhaft waren auch in der verfloflenrn 
Woche wieder dl« 
Lustkiimpfe. 
So wurden am Freitag 12, am Sonntag fo<jar 
22 feindliche Flieger «Lgeschoss«,. Unser unvergleich- 
licher Haupt»,«« Bötcke hat schon sein 38. Flugzeug 
abgeschoffen. Mit dieser Zahl läßt er alle seine 
„Zunft"genoffen im eigenen und feindlichen Lager 
weit hinter sich. Seit seiner letzten Erwähnung vor 
wenigen Tagen hat er schon wieder sechs Gegner 
außer Gefecht gesetzt. Leutnant Franke hat seinen 14. 
Gegner im Luftkampf bezwungen. Es fehlt also nicht 
an Ersatz für unsere toten Fliegerhelden Jmmelmann, 
Wintges, Mulzer. Auch österreichisch-ungarische 
Flieger haben in der letzten Zeit eine große Rührig¬ 
keit entwickelt und in den russischen Etappen ge- 
walti gen Schaden angerichtet. Bei Luck wurden über 
über Ä>0 Soldaten verwundet. Bei Dubno durch einen 
erfolgreichen Luftangriff gegen den Bahnhof, drei 
Tage hindurch der Verkehr auf der strategisch 
wichtigen Bahn, die von Dubno ostwärts führt, völlig 
lahmgelegt, und in Kameniec - Podolsk, wo sich die 
Hauptspeicher für die Versorgung der ganzen Brussi- 
low-Armee befindrn, eine große Armee -Bäckerei, 
zwei Geweh-Magazine und ern Auto mobil-P ark in 
die Luft gesprengt. 
An der amerikanischen Küste, im Mittelmeere, h, 
oben im Eismeere und rings um England ftIb« 
vergeht kein Tag, der ihnen nicht Beute brächte. & ! 
verursachen sie den Engländern für uns sehr 
bare Verlegenheiten daheim wie draußen säe jjjj 
Versorgung ihrer Heere, und so können wir mit ih«, 
Tätigkeit sehr zufrieden sein. 
vom Krieg. 
Generaloberst von Kluck 
ist in den Ruhestand getreten. Mit ihm fd)ctbe| 
einer der schneidigsten und erfolgreichsten Hecrflh, 
rer aus dem aktiven Militärdienst. Klucks iuj 
wird immer in Verbindung mit den ersten fiepti, 
chen Schlachten auf dem Vormarsch in Nordfraul- 
reich genannt werden. Teile seines Heeres w-m, 
eS, die Anfang September 1914 vor den Toren d« 
Paris erschienen. Nachher hat er den französisch«, 
Flankenangriff abgewehrt und den meisterhaft, 
Rückzug unserer Westheere an der Marne gedrst 
Generaloberst v. Kluck, der schon den Feldzug dn 
1870 mitgmachit hatte und damals zweimal verww 
det worden war, ist, wie bekannt, Ende März tooA 
gen Jahres in der vordersten Reih« der Schütz» 
graben verwundet worden und mußte damals Ich 
Kommando abgeben. Im Oktober vorigen Iah» 
feierte er sein 50jähriges Dieustjubilänm und an 
20. Mai d. I. seinen 70. Geburtstag. Bei fefta 
Anlässen wurden ihm große Ehrungen zuteil. 
Der österreichische Ministerpräsident Graf LLH U 
ist am Samstag, während er im Hotel das 
essen einnahm, von dem sozialdemokratischen 
steller Adler durch 3 Schufst in den Kopf 
ermordet worden. 
Die Geschichte ist um eines jener traurige« D 
tischen Attentate reicher, durch die schon so m 
Staatsmänner zu allen Zeiten den Tod gefuM 
haben. Seit AnSbruch des Weltkrieges ist es stm 
der erste Mord an einer politischen PersöullK 
welcher zum Erfolg gelangt ist. Noch dem 3bgg 
Erzherzogs Franz Ferdinand in Serajewo 
' 'aldemokratischen Nbg. JaureS in Paris stoöl^ 
_ „j^nnaschine. D«r offene Tod in' der 
trat an du Stelle. ES schien, daß beTlob mch^ 
das Bedürfnis habe, die Zahl seiner Opstr «. 
-nett worden. Es ist das der stark befestigte 
Brückenkopf, der die Bahnlinie Bukarest—Konstanza 
bei ihrem Uebergcmg über die Donau auf per gewal- 
ttgen, von dem Fuldaer Leopold Hühner erbauten 
in die Dobrudscha deckt. Daxyt ist die 
Sehr erfolgreich waren auch unsere ^ i '•? 
Marineflugzeuge. !*. 
Am 21. Oktober griff ein Geschwader unserer 
Sseflugzeuge englische Eeestteitkräfte an dev flau- 
drischen Kust« erfolgreich mit Bomben an. Am 23. 
Oktober wurde ebenfalls an der flandrischen Küst« 
über See eh» feindliches FlugZeuggxschwadev. btz- 
ich 
terlisttgen Mord vermehren zu laffen, oa 
ans dem Schlachtfeld übergroß wurd«. Der 
des englischen Gesandten^in^lay in Noäoeg^-^ 
irffchen Patrioten Sir Roger Cchement ernMeS 
lassen, scheitert«. Ebenso scheitertendte 
die allem Anscheine nach gegen den König b°« ® 5« 
chenland versucht wurden. Man danke nur a» 
mindestens sebr verdächttgen Brand ^ 
mindestens seor veroacyngen «rano r, 
Tawi. Und letzt also ein Mord, welcher dew■ * 
ler gelungen ist! „ Er traf den MimsterMs^ 
der mit uns Verbündeten habsburgifchen 
Er fiel auf seinem Platze als ein Otz«r seiner 
lung im Dienste d«s Staates und auch^ihnj^^ 
Wort Bismarcks: „Ob ich auf dem SchlachNet ,Fj¬ 
älls dem Pflaster für meinen König sterbe, t J $ 
Auch Graf Stürghk ist einer, dem der Welw^M 
Tod für Kaiser und Vaterland abgefordert y „■ 
Als Grund zu der schrecklichen Tat wird di 
einberufung des österreichischen Parlaments w 
welche oer uÄörbe» in einer Reihe von Artck-w 
forderte. Adler sah in Stürghk den Hnnp^ r j 
Der Einberustrng. Noch vor wenigen -lag I 
der Ermordete erklärt, er müffe unbeding- 
tien haben, daß das Parlament so arbeite, 
KrieaSzeiten allein möglich sei, bevor an 
beruflrng des Reichsrats gedacht werden - # 
hat offenbar d«n sozialistischen pottf« 
“ "ung zu seiner verwerflichen Tat gege 
Wenn es uns auch natürlich fernucst,. ^ 
laffung zu seiner 
für das Attentat der österreichischen stöa rch 
tischen Partei alS solcher in die Schuhe S 
so muß doch gesagt werden, daß eS 
gängig ist. die Tat einfach als ein Verv^W
	        
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