Full text: Bonifatiusbote (1916)

■ 
# 
ä 206 
szweignng, dem Borcca-Fluß, dem bulgarischen Vor¬ 
inarsch entgegensetzten, ging der bulgarische Vor¬ 
marsch über das auf dem westlichen Ufer der Borcea 
i liegende Fctesci, den Ausgangspunkt einer Bahn, 
die in nordwestlicher RichMng über die Jalomitza 
> nach Faurei, an der Bahn Bilzeu-Braila führt, rasch 
vor; ein Widerstand am Unterlauf wäre ja auch 
' nutzlos gewesen, wenn in seiner rechten Flanke be¬ 
reits siegreich vordringendc Heeresteile den Abschnitt 
< in ihrem Rucken hatten. Der Gewinn des Buzeu- 
Abschnittes ist mehr als ein örtlicher Erfolg. Die im- 
' merfort steigende Butte an Gefangenen und an 
Eisenbahnmaterial zeigt denr Kaien schon, daß der 
Besitz dieses Eisenbahnki"" " ° 
, hnknotenpunktes von höchster 
militärischer Bedeuttrng ist. Mehr als zwei Drittel 
aller rumänischen Bahnen befinden sich m unserer 
Hand. Das sind im ganzen zur Zeit etwa 2200 bis 
8500 Schicnen-Kilometer. Unsere siegreichen Ar¬ 
meen dringen in der Verfolgung rüsttg weiter vor¬ 
wärt«, der Feind ist im Rückzug auf Braila, wo un¬ 
sere Fliegergeschwader seine .Kolonnen mit gutem 
Erfolg angreifen. In russischen Kreisen wiro be- 
Set, es sei gelungen, diese Linie durch starke Feld¬ 
gungen widerstandsfähig zu gestalten. Das 
Wird sich ja bald zeigen. Die Rumänen selbst sind 
sa kaum mehr Herren ihres Landes, noch bilden sie 
eine selbstänoige Armee. Mit Feuer und Schwett 
vernichtet der „Verbündete" Russe die blühenden ost- 
-walachischen Dörfer, als wären es Orte seines eige- 
!nen Bodens, und der Rumäne duldet es oder muß 
■ei dulden. Auch aus den Tagesberichten geht her¬ 
vor, daß Rumäniens Heer als selbständige Armee 
vor seinem Bundesgenosien bereits aufgehört hat 
zu bestehen. Seit dem 6. Dezember gibt der rumä¬ 
nische Generalstab keine eigenen Berichte mehr her¬ 
aus. Rumänien teilt somit das Schicksal Serbiens, 
welchem auch erst in den September- und Oktober¬ 
tagen d: I. nach blutigen Opfern vor Monasttr die 
Erlaubnis gegeben wurde, eigene Tagesmeldungen 
zu berichten. Seitdem diese Blutarbeit von den 
Serben ohne weiteren Erfolg verrichtet wurde, ver¬ 
schwanden ihre Leistungen als selbständig zu mel¬ 
dende Handlungen. In den allgemeinen Rückzug ist 
auch die feindliche 
der Verteidigung die schönsten Triumphe. Die sicben- 
bürgische Ostfront steht felsenfest. In der letzten 
Zeit haben unsere Truppen vielfach zu Gegenstößen 
ausgeholt und den sich zur Wehr setzenden Feind 
vertrieben. Auch in Wolbvnien spielten die Unseren 
den Russen unerwartet zum Tanze auf, indem sie 
nördlich der Bahn Kowel—Luck die russische Stel¬ 
lung in ungefähr 600 Bieter Breite stürmten, 300 
Gefangene machten und niehrere Maschinengewehre 
erbeuteten. An der Dünafront bei Jlluxt, nordwest¬ 
lich von Dünaburg, griff der Russe nach starker 
Feuervorbereitung an, er wurde geschlagen und ab¬ 
gewiesen. Im Westen kam es östlich der Maas bei 
Verdm. 
Dvbnrdscha-Arute« 
sineingezogen worden. Der Abbau des Gegners 
war hier die natürliche Auswertung unseres Vor¬ 
dringens in der Walachei. Mit einem bestimmten 
Zeitpunkt war die Stellung der Russen dort ein ver¬ 
lorener Posten. In richttger Erkenntnis dieser stra¬ 
tegischen Lage gab der Russe ihn auf, verfolgt von 
unfern auf diesen Moment lauernden Truppen, die 
ihm bereits bis dicht an das Waldgebiet im Nordteil 
des Landes folgten. Hier wird der Feind voraus¬ 
sichtlich wenigstens so lange Widerstand zu leisten 
versuchen, datz er seine Hauptmacht noch gerade aus 
dem Do»au-Sack nach Norden in Sicherheit bringen 
kann. Im wesentlichen stellt unsere rumänische Front 
augenblicklich eine annähernd gerade Linie dar, die 
ursprünglich nord-südliche Front hat die Schwenkung 
in eine west-östliche nahezu vollzogen. Die Rumä¬ 
nen sind eigentlich zu bedauern, gerade wie die Ser¬ 
ben müssen sie sich im Interesse Rußlands verbluten. 
An Versprechungen hat man es ihm gegenüber ja 
nicht fehlen lassen, das ihm lvrsprochene Gold war 
aber falsch — es war Flittergold. Es ist, wie der 
Dichter sagt, der Fluch der bösen Tat, daß sie for- 
zeugend immer Böses muß gebären. Und so wol¬ 
len auch die Rumänen immer noch nicht elnsehen, 
daß sie, von der Entente, namentlich den Russen 
schandbar getäuscht und gefoppt worden sind, weil sie 
dann bekennen müßten, daß sie, als sie auf den rus¬ 
sischen Leim gingen, nicht nur Verräter, sondern auch 
Diumnköpfe tvaren, die wirklich au den „Spazier- 
gg nach Siebenbürgen" und Budapest geglaubt 
en. Jetzt, nachdem es zu spät ist, versuchen die 
entegenosscn ihrem katastrophal unter die Räder 
gekommenen „Rettern" teils direkt, wie die Rusien 
in den Karpathen, teils indirett, wie Sarrail in 
Mazedonien und die Franzosen neuerdings an der 
Westfront Entlastung zu bringen. Uebrigens kann 
man die Agriffe der Russen kaum noch Entlastungs¬ 
offensive nennen, sie bezwecken heute nur mehr eine 
Flanken- und Rückendeckung für die zurückflutenden 
russisch-rumänischen Heeressäulen in der Großen 
Walachei, zudem sind sie merklich abgeflaut. Hier 
leisteten und leisten unsere österreichisch-ungarischen 
Bundesgenossen Schulter an Schulter mit deutschen 
Truppen außerordentlich schwere bluttge Arbeit, die 
unsere herrlichen Erfolge in Rumänien ermöglicht 
und gesichert haben. Das wird im allgemeinen nicht 
hinreichend gewürdigt, denn man erfahrt von dort¬ 
her nicht das greifbare Resultat wie aus der Wa¬ 
lachei, dennoch feiert in den Waldkarpathen urtd den 
Grenzaebirgeu Rumäniens seit langer Zeit der Siea 
zu lehhafteu Kämpfen, in denen es den Franzosen 
gelang, uns aus der vordersten Stellung in eine 
zw.ite vorbereitete Linie Talonrücken-Höhen nördlich 
'Louvement-Ehambrcttes Fe. südlich von Bezonvaux 
zurückzudrängen. In Fortsetzung dieser Kämpfe 
ist ihnen dann auch noch Bezonvaux und der Wald 
westlich dieses Dorfes verblieben. Wir haben hier 
es mit der ersten Leistung des neuen französischen 
Oberkqmniaridierenden, Generals Nivelle zu tun, 
dessen Spezialität brbcmntlich bisher die Abwehr¬ 
und Entlastungskämpfe vor Verdun gebildet haben. 
Der Talon-Rücken liegt in der früher vielgenannten 
Maasschleife, Bezonvaux 1 Klm. rwrdösttich vom 
Dorf Douauuwnt, zwischen Bezonvaux und dem 5 
Kilometer östlich davon gelegenen Louvttmont be¬ 
findet sich die Faym Leg Chamörettes, die nach dem 
letzten Bericht den Franzosen in die Hand gefallen 
ist. Schon der Uebergang des Oberbefehls an Ni¬ 
velle, der im Kriege vom'Obersten bis zum Führer 
der zweiten (Verdun-) Armee aufgestiegen war, 
deutet« darauf hin, daß Frankreich bei Verdun zur 
Gegenoffensive schreiben wertze. Dff ftanzösischen 
Berichte prahlen außerdem mit hohen Gefangen- 
zablen (11 000). Es wäre verkehrt, den französischen 
Erfolg bei Verdun wegleugnen zu wollen.. Unsich¬ 
tiges Wetter und dadurch fehlende Aufklärung ha¬ 
ben den Franzosen zu ihrem Ueberrumpelunasmanö- 
ver v rholfen, das sic in 10 Kilometer Breite drei 
Kilometer vorwärts gebracht hat. Das Ereignis 
ist ohne jede durchschlagende BcdcuttlNg für die all¬ 
gemeine 'Lage im Westen, noch weniger kann es die 
für uns günstig- und sich täglich verbessernde all¬ 
gemeine .Kriegslage irgendwie stören. Eine gewisse 
politische Bedeuttrng hat es aber doch. Die Hoff- 
nmrgcrr auf ein Eingehen auf unser Friedensange¬ 
bot sind jetzt noch geringer geworden und wahr¬ 
scheinlich würde heute in Frankreich jeder als Ver¬ 
räter" behandelt, der es wagte, dafür zu reden. 
Die Offensive der Franzosen bei Verdun ist eine lo¬ 
gische Folge unseres Friedensangebots. Durch ört¬ 
liche Erfvlge an der Front sollen die Völker unserer 
Feinde über den Ernst der Politischen Lage ge¬ 
täuscht werden; man will für die Fortsetzung des 
Krieges Stimmung machen und das geht nur, wenn 
sie Erfolge erzielen. Das tvird aber nach mensch¬ 
lichem Ermessen bei einem Rückblick auf die Vergan¬ 
genheit kaujm anzunehmen sein. Wir könn-n — trotz 
der kleinen Ohrfeige vor Verdun — mit allem Ver¬ 
trauen in die Zukunft blicken. Das ist auch die An¬ 
sicht von 
Ein U-Boot 
hat am 12. Dezember, 55 Seemeilen ostsüdost von 
Malta, ein französisches Linienschiff durch Torpedo¬ 
schuß schwer beschädigt. Ein anderes Unterseeboot 
hat am 11. Dezember, südöstlich der Insel Pan- 
tellaria, den bewaffneten französischen Truppenirans¬ 
portdampfer Manghellan (6027 Tonnen), mit über 
1000 Mann weißer und farbiger Truppen an Bord, 
durch Torpedoschuß versenkr. 
vom Krieg. 
Der Kaiser 
ist von seiner Erkältung, die ihm die Teilnahme an 
der Beisetzung des Kaisers Franz Joseph unmöglich 
gemacht hatte, wieder hergestellt. In der letzten 
Zeit machte er dem König von Bayern in München, 
dem König von Württemberg in Stuttgar und dem 
Großherzog von Baden in Karlsruhe einen Besuch. 
Zwischendurch weilte er zu einer Truppenschau bei 
der Kronprinzenarmee in Mülhausen. 
Mackensen. 
Er hat m Beantwortung eines Briefes des Prinzen 
von Hohensalza u. a. folgendes geschrieben: „In 
Czenstochau zum Oberbef lhilshabev übser eine vor 
gewaltiger liebermacht znrückAehende Armee beru¬ 
fen und baustvagt, durch einen Stoß gegen die Füh¬ 
rung dieser Uebermacht eine Wendung der Kriegs¬ 
lage herbeizuführen, ttaf ich mit Sorgen reich be¬ 
laden 'tot November 1914 in Hohensalza ein. Ich 
habe seither als Oberbefehlshaber noch manche 
krittsche Stunde durchlebt, oie Wintcrtage von Lodz, 
die auf den ganzen Weltkrieg so einflußreiche Offen¬ 
sive i,n Frühjahr und Sommer 1915 von Gorlice bis 
über Brest-Litvwsk hinaus, die serbische Offensiv- 
im Herbst 1915 mit der Notwendigkeit eines Do¬ 
nauübergangs angesichts des F.rndcs, und endlich 
die eigenartigen Verhältnisse, unter denen sich jüngst 
für mich der Beginn der Operationen gegen Ru¬ 
mänien vollzog, ließen mich trotz aller Tüchtigkeit 
und Tapferseit der mir anv.rtrautcn Truppen ge¬ 
nug kritische Stürme durchleben. Aber die Tage 
von Hoheitsalza waren doch die bedenklichsten, die 
der Weltkrieg mir bisher bereitet hat. Ich bin voll 
Zuversicht für Deuffchlands Zukunft, der Sieg wird 
uns mit Gottes Hilfe bleiben. Aber daheim muß 
nran durchhalteu, bis wir gesiegt haben." 
Ten letzten Satz wollen wir uns merken und als 
Vorsatz mit m das neue Jabr hinübcrnebmen. 
gegen die Willkür einer solchen Verschwörung. Je¬ 
doch, fügte der Feldmarschall hinzu, ich bin Soldat, 
und mckne Pi licht ist es, Schlachten zu schlagen, 
wenn möglich hinzuweiseuj, tvo gute Friedensmög- 
kichkciten entstehen, aber Frieden zu machen, ist Auf¬ 
gabe der Staatsmänner. 
lieber die Verluste- der Alliierten mjeinte der Feld- 
marschall: Die Entente hat wahrscheinlich einen Ge- 
sauttverlust von 15 Millionen an Toten, Verwun¬ 
deten, Kranken und Gefangenen. Unsere Verluste 
bleiben in den Grenzen des Erttäglichen. Wir wer¬ 
den mit unserem Soldatenmaterial schon durch den 
Krieg kommen. 
Auf die Frage nach dem Nahrungsmittelmaugel 
antwortete Hinoenburg: Jede Gefahr eines Man¬ 
gels an Nahrungsmitteln ist verschwunden. 
Hin¬ 
denburg wies noch auf die außergewöhnlichen Ma¬ 
rineforderungen der amerikanischen Regierung hin. 
Auf die letzte Frage des Berichterstatters: - „Und 
der Friede?" grüßte der Feldmarschall: Fragen Sie 
die anderen! 
Das Fri.denSaugrbot 
der Mittelmächte kann »an nach der Rede des russischen 
Außenministers Pottowsky, drs englischen Ministe»» 
Präsidenten Lloyd George als erledigt ansehen. 
Pokrowski hat rn seiner Rede lediglich oie von Eng¬ 
land vorgeschlagenen Richilimen eingehalren, die 
natürlich auch die Billigung der Pariser Machlhaber 
besitzen. Was der englische Ministerpräsident Lloyd 
George sagte, läuft einfach aus die militärische und 
wirischaftliche Bernichning Deuischlands hinaus. 
Danach kann Teuischland Frieden haben, so¬ 
bald es bereit ist, sich England zu unterwefen. 
Daß bei einer solchen Geistesverfassung unserer 
Gegner jede ernsthafte Diskussion über den Friede« 
bezw. die Friedensvedingungen unmöglich ist, versteht 
sich am Rand. 
Hindenbwg zur Lage. 
Der Berichterstatter der „Ncwyork World", Karl 
von Wiegand, hatte mit derii Generalfeldmarschall 
von Hindenburg eine Unterredung. Hardenburg sagt« 
im Laufe des Gesprächs u. a.: Unsere militärische 
Lage ist günstig an allen Fronten, besonders aber in 
Rrynänien ist sie ausgezeichnet. Wir können wohl 
zujfrieden sein trat dem abgelaufenen Jahr. Wir sind 
dankbar firr das Vergangene, zufrieden mit dem Er¬ 
reichten. Wir Halen keine Angst vor dem nächsten 
Jahr und grämten uns nicht um die Zukunft. 
Zur Lage der Entente erklärte Hindenburg: Was 
die Ententemächte 1915 nicht erreichten, 1916 nicht 
fertig brachten, liämkich Deutschland zu zerschmet¬ 
tern, dies lang gehegte Ziel soll nun also 1917 be¬ 
werkstelligt werden? Laßt sie nur kommen, wir wer¬ 
den sehen und sie werden sehen! 
Auf die Frage von Wiegands, ob die Alliierten 
das, was sie in 28 Monaten nicht fertig brachten, 
durch Berlängerirng des Krieges erreichen werden^ 
erwiderte Hindenburg, daß dies auch mit Hilfe der 
Industrie und der Finanz voit Amerika nicht möglich 
sein würde. 
Der Berichterstatter-fragte, ob der Generalfeld» 
marschall geneigt sei, Frieden zu inachen. Hindenburg 
entgegnete: „Sobald wir den Ententemächten unse¬ 
ren Willen kar gemacht haben." Auf die Frage, wel¬ 
ches dieser Wille sei, sagte Hindenburg: Daß die ver- 
e'attgten Ententemächte einsehen, daß sie Deuffchland 
nicht zerschmettert haben, daß sie weder Deutschland 
noch seine Bundesgenossen je zerschmettern können, 
wie es seit langem geplant war, und daß die nötige 
Sicherheit gegeben werden muß für den künftigen 
Schutz des deutschen Volkes und seiner Verbündeten 
§’ 
I 
a 
9 
T 
jc 
d 
lc 
si 
ö 
> S 
d 
2 
h 
is 
& 
v 
H 
B 
w 
fr 
5 
i 
w 
N 
w 
n 
TU 
V 
b« 
Ml 
; h0 
kt 
ka 
Gl 
: cii 
: T< 
■ lu 
! ha 
| fir 
bc 
| Bl 
ha 
; Ss 
; in, 
I an 
i vo 
■ M 
nti 
wi 
1 ih> 
itti
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.