Full text: Bonifatiusbote (1917)

Katholisches Sonntagsblatt 
mit den Beilagen 
volksfreund, Blätter für volkstümliche Sozialpolitik 
und Ratgeber für Landwirtschaft usw. 
fgerausgegeben non Pfarrer fltjert, Sulba. - Druck und Verlag der Zuldaer Aciiendruckerei in 5ulda. 
Nr. 22. 
Sonntag den 3. 3ttm 1917. 
34. Zahrg. 
DerBonifatius 
bote koftetoier« 
teliöhrlich 65 
Pfg. Bei der 
Post 75 Pfg. 
ohne Bettest - 
g»!b. 3nferate 
Sie einspaltige 
Colaneizeile 
oder deren 
Raum 2 5 nfg. 
Bei Wiede go- 
lung erttfpre- 
chenderRabatt. 
Sür Offert- und 
Auskunft-An¬ 
zeigen 20 Pfg. 
extra. 3nKon- 
kursfäüentmrö 
der bemilligte 
Rabatt hin¬ 
fällig. Crfüt- 
lungsort f. das 
einklagen von 
Zorderungenist 
Zuida. An- 
;eig.-Annahme 
bis Mittwoch 
>0 Uhr vorm, 
größere An¬ 
zeigen erbitten 
wir uns tags 
vorher. 
«... -tgu srs&'&r* ~u,to"""" 7 
Pfaffen" und kränkte den guten Pater mit persönli¬ 
chen Schmähungen und Sticheleien. Da kamen sie 
zu einem Wirtshaus, und der Lästerer wollte aus- 
steigen, um eine Stärkung einzunehmen. } Indes 
konnte er vor Schwäche und Entkräftung sich nicht 
auf die Füße stellen. Da nahm ihn der Pater aus 
fctite starken Arme und trug ihn zur Wirtsstube, und 
als der Herr an Essen und Trinken sich gütlich getan, 
brachte ihn der Ordensmann wieder in den Wagen. 
Da war der Sünder umgewandelt und sprach: 
„Hätte ich früher einen solchen Priester kennen ge¬ 
lernt, so wäre es nicht so weit mit mir gekommen." 
Die Feindesliebe, die Verzeihung deinem Beleidi¬ 
gern gegenüber gilt auch für dich. Das erste ist, 
sagt der hl. Chrysostomus, daß wir wo möglich über¬ 
haupt keinen Feind haben und daß wir uns nidjt 
aus eigener Schuld einen Feind machen. Hüte dich 
also sorgsam vor Kränkung und Beleidigung deiner 
Mil Menschen. Hast du aber ohne deine Schuld einen 
Feind, so sei bereit zur Verzeihung, komme ihnt sogar 
entgegen, baue ihm goldene Brücken. Auch gegen die 
Völker, die gegen uns im Kriege liegen, dürfen wir 
keinen Haß und keine Feindschaft unterhalten. Das 
rvochenkalender. 
Sonntag. 3. Juni. Fest der heiligste» Dreifalrigkeit. 
Montag, 4. Juni. Franziskus Caraccioto, Bek. 
Dienstag, 5. Juni. Bonifotius, Bisch, u. M. 
Mittwoch, ö. Juni. Norbert, Bisch. 
Donnerstag, 7. Juni. Fronleichnamsfest. 
Freitag, 8. Juni. Bon der Oktav. 
Samstag, 9. Juni. Non der Oktav. Primus u. 
Felicianus, M. 
Dar zest de? h iligsten Dreifaltigkeit. 
Evangel. Malig. 28, 18—20.) 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 
Mir ist "alle Gewalt gegeben im Himmel und auf 
Erden. Darum gehet hin, and lehret alle Volker und 
tautet sic im Namen des Vaters und des Soqnes und 
des beUmen Geistes: und iedret sie Alles hatten was 
ich euch berohlen habe: und siehe, ich bin bei euch alle 
Tage bts an's Ende der Welt. 
Denen, die uns beleidigt haben, gern 
verzechen. 
'as unter dieser Ueberschrlft steht, 
mag ich gar nicht lesen. 
Dem Feinde verzeihen das ist 
eine starte Zuniutung, die man 
einem Men chen unserer Zeit nicht 
machen darf. 
Dein Murren, deine Auflehnung, dein Mißbe- 
Hagen, deine Gefühle, Freund, ich versiehe sie alle 
Die Rachsucht steckt uns im Fleische genau so wie 
Hunger und Durst. Beachte aber einen großen 
Unterschied. Hunger und Durst sind Triebe der 
Natur, die keine Mißachtung ertragen ohne Schaden 
für die Gesundheit. Werden Mund und Magen 
nicht täglich mit Speise und Trank versorgt, so 
veidrocknet die Arbeitskraft und - das Lebenslicht 
erlöscht. Diese Triebe zu befrudigen ist auch keine 
Sünde, liegt vielmehr im Willen Gottes, der den 
Menschen zum König der Schöpfung eingesetzt und 
ihm die Herr chaft gegeben hat über alle Pflanzen 
und Bäume und Tiere. Die Rachgier, obwohl ein 
Bedürfnis der Natur, kann aber ohne ;eden Schaden 
überwunden werden, und überdies verstoßt ihre Be¬ 
friedigung gegen den Willen Gottes. , 
Siehe, wir feiern heute das Fest der hl. Drer- 
faltigkeit. Wir sollen dieses Geheimnis hoch m Ehren 
halteil iricht nur dadurch, daß wir aii die hl. drcr Per¬ 
sonen glauben, sondern auch dadurch, daß wrr sie nach- 
ahmen, nicht zwar in den Werken der Allmacht, wohl 
aber in den Werken der Verzeihung und Liebe. Aus¬ 
drücklich -sagt der Heiland: „Werdet vollkommen 
wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. 
Neben nicht die heiligsten Personen immerfort, Scho¬ 
nung, Duldung und Verzeihung? Du kennst doch 
das Gleichnis vom verlorenen Sohn? Hat etwa o:r 
Vater seinen Sohn verstoßen und enterbt, ick» dieser 
ierlumpt und verwahrlost, heruntergekommen an 
Leib und Seele zurückkehrte? Nein; er hat ihn viel¬ 
mehr mit offenen Annen ausgenommen, hat einen 
Kuß auf seine Stirne gedrückt, hat ihm Feierkleider 
und Ring angelegt, hat ein Freudenmoh: gehalten 
mit Musik und fröhlichem 'Tanz. 
Und kennst du nicht das Gleichnis vom guten 
Hirten, der niemand anders ist als der Sohn Gottes? 
Er stößt das verinste Schäfchen nicht in den Ab¬ 
grund, sondern eilt ihm nach, bringt es zurück zur 
Herde, ruft die Freunde und Nachbarn zusammen 
und spricht zu ihnen: „Freitt euch mit mir, denn 
ich habe das Schaf gcsttnden, das verloren >var.' 
Und pocht nicht der hl. Geist an die Seele des 
Sünders und ladet sie ein zur Buße und bietet thr 
Verzeihung? Kehrt er nicht wieder zurück und nnmnt 
abermals Wohnung in seiner Seele, wenn er fern 
Sündenleben aufgeben will? 
Siehe also das Beispiel der göttlichen Personen, 
die dir als Vorbilder dienen zur Nachgiebigkeit und 
Verzeihung. ,, . 
Dazu kommt aber das Gebot des Heilandes, das 
deutlich ist wie eine Sonne und wuchtig ivie ein 
Schwert: „Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die 
euch hassen, betet fiir die, welche euch verfolgen und 
verleumden ,damit ihr Kinder eures Vaters seid, der 
im Himmel ist, der seine Sonne anfgehen läßt über 
Gute und Böse itnd regnen läßt über Gerechte und 
Sünder." „Wenn ihr bloß diejenigen liebt, die euch 
lieben, welchen Lohn werdet ihr da haben? Tun das 
nicht auch die Heiden, die Zöllner und Pharisäer? - 
Schon im alten Bund haben hochherzige Seelen 
die Feindcsliebe geübt. Als Scmei den David lasierte 
und die Begleiter des Königs ihn nicdermachen 
wollten, gab der König die schöne Weisung: „Lasset 
ihn nur gewähren; vielleicht hat Gott es zngelasten 
und wird cs mir zum Besten lenken". 
Fm neuen Bunde hat der Heiland selber das 
Barmer der Feindesliebe vorangetragen. Aul Kreuze 
hat er für seine Feinde gebetet: „Vater, verzeih 
ihnen, denn sie ivissen nicht, was sie tun". 
Und das ist der „königliche Weg", auf dem alle 
strebsamen Seelen dent Meister Nachfolgen. Stepha¬ 
nus bat mitten unter dem Steinrege,i silr ferne 
Feinde gebetet: „Herr, rechne ihnen dies nicht zur 
Sünde an". Ter hl. Paulus empfand brennenden 
Schmerz über die Verblendung der Juden, seiner 
Slammesgcnosscn, und wünschte sogar für sie „im 
Banne zu sein", verworfen von Christus, ausge¬ 
schlossen vom Himniel, wenn er durch dies Opfer 
ihnen hätte helfen können. — Ter hl. Klemens Hof¬ 
bauer reiste einmal mit einem alten Sünder zusam¬ 
men. Unterwegs erlaubte sich dieser Herr allerhand 
Anzüglichkeiten und Unverschämtheiten gegen „die 
Frieden besser 
Kongresse. „ . r r 
Den größten Nutzen der Verzeihung hast du sel¬ 
ber. Andere, sagt der Goldmnnd, sühnen ihre Sün¬ 
den durch Schlafen auf bloßem Boden, durch Nacht¬ 
wachen und Kasteiungen; du aber hast es viel leich¬ 
ter, du brauchst nur deinem Feind zu verzeihen und 
alles ist gut. Denn so spricht unser Heiland: verzeihet 
und es wird euch verziehen werden. 
Der Rurgpfarrer. 
Urber den Sinn der herz Jesu-Andacht 
schreibt der alte Jcsuiteupater Jos. Waldner in sei¬ 
nem „Buch des Lebens" vom Jahre 1723:. „Die 
Andacht zum Herzen Jesu besteht nicht darin, daß 
man nilr bloß das Bildnis dieses hochheiligen Her¬ 
zens vor Augen, habe und bei dessen äußerliche« 
Verehrung sich aufhalte, sondern daß man den Geist 
und die Gedanken zu Jesus selbst erhebe und be- 
trachte, was große Sachen dieser liebreiche Gott und 
Erlöser aus freiwilligem Antrieb seines Herzens ge- 
tan und gelitten hat lind noch täglich im heiligen 
Sakrament des Altars ttrt und leidet. Deswegen 
wird uns dies gebencdeite Herz mit der Lanze ver¬ 
wundet vorgestellt, sagt der hl. Bernhard, damit 
wir dnrch Ansehung der sichtbaren Wunden die un¬ 
sichtbaren Wunden seiner Liebe zu Gemüt führen. 
Tenn gleichwie bei dem Menschen alle bösen Gedan¬ 
ken, Begierden und Lastertaten aus dem Herzen her- 
auskommen, wie Christus bezeugt, hingegen aber ein 
guter Mensch aus dem guten Schatz des Herzens das 
Gute hervorbringt, also soll ,nan auch in ^esus das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.