Katholisches Sonntagsblatt
mit den Beilagen
volksfreund, Blätter für volkstümliche Sozialpolitik
und Ratgeber für Landwirtschaft usw.
fgerausgegeben non Pfarrer fltjert, Sulba. - Druck und Verlag der Zuldaer Aciiendruckerei in 5ulda.
Nr. 22.
Sonntag den 3. 3ttm 1917.
34. Zahrg.
DerBonifatius
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Pfaffen" und kränkte den guten Pater mit persönli¬
chen Schmähungen und Sticheleien. Da kamen sie
zu einem Wirtshaus, und der Lästerer wollte aus-
steigen, um eine Stärkung einzunehmen. } Indes
konnte er vor Schwäche und Entkräftung sich nicht
auf die Füße stellen. Da nahm ihn der Pater aus
fctite starken Arme und trug ihn zur Wirtsstube, und
als der Herr an Essen und Trinken sich gütlich getan,
brachte ihn der Ordensmann wieder in den Wagen.
Da war der Sünder umgewandelt und sprach:
„Hätte ich früher einen solchen Priester kennen ge¬
lernt, so wäre es nicht so weit mit mir gekommen."
Die Feindesliebe, die Verzeihung deinem Beleidi¬
gern gegenüber gilt auch für dich. Das erste ist,
sagt der hl. Chrysostomus, daß wir wo möglich über¬
haupt keinen Feind haben und daß wir uns nidjt
aus eigener Schuld einen Feind machen. Hüte dich
also sorgsam vor Kränkung und Beleidigung deiner
Mil Menschen. Hast du aber ohne deine Schuld einen
Feind, so sei bereit zur Verzeihung, komme ihnt sogar
entgegen, baue ihm goldene Brücken. Auch gegen die
Völker, die gegen uns im Kriege liegen, dürfen wir
keinen Haß und keine Feindschaft unterhalten. Das
rvochenkalender.
Sonntag. 3. Juni. Fest der heiligste» Dreifalrigkeit.
Montag, 4. Juni. Franziskus Caraccioto, Bek.
Dienstag, 5. Juni. Bonifotius, Bisch, u. M.
Mittwoch, ö. Juni. Norbert, Bisch.
Donnerstag, 7. Juni. Fronleichnamsfest.
Freitag, 8. Juni. Bon der Oktav.
Samstag, 9. Juni. Non der Oktav. Primus u.
Felicianus, M.
Dar zest de? h iligsten Dreifaltigkeit.
Evangel. Malig. 28, 18—20.)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Mir ist "alle Gewalt gegeben im Himmel und auf
Erden. Darum gehet hin, and lehret alle Volker und
tautet sic im Namen des Vaters und des Soqnes und
des beUmen Geistes: und iedret sie Alles hatten was
ich euch berohlen habe: und siehe, ich bin bei euch alle
Tage bts an's Ende der Welt.
Denen, die uns beleidigt haben, gern
verzechen.
'as unter dieser Ueberschrlft steht,
mag ich gar nicht lesen.
Dem Feinde verzeihen das ist
eine starte Zuniutung, die man
einem Men chen unserer Zeit nicht
machen darf.
Dein Murren, deine Auflehnung, dein Mißbe-
Hagen, deine Gefühle, Freund, ich versiehe sie alle
Die Rachsucht steckt uns im Fleische genau so wie
Hunger und Durst. Beachte aber einen großen
Unterschied. Hunger und Durst sind Triebe der
Natur, die keine Mißachtung ertragen ohne Schaden
für die Gesundheit. Werden Mund und Magen
nicht täglich mit Speise und Trank versorgt, so
veidrocknet die Arbeitskraft und - das Lebenslicht
erlöscht. Diese Triebe zu befrudigen ist auch keine
Sünde, liegt vielmehr im Willen Gottes, der den
Menschen zum König der Schöpfung eingesetzt und
ihm die Herr chaft gegeben hat über alle Pflanzen
und Bäume und Tiere. Die Rachgier, obwohl ein
Bedürfnis der Natur, kann aber ohne ;eden Schaden
überwunden werden, und überdies verstoßt ihre Be¬
friedigung gegen den Willen Gottes. ,
Siehe, wir feiern heute das Fest der hl. Drer-
faltigkeit. Wir sollen dieses Geheimnis hoch m Ehren
halteil iricht nur dadurch, daß wir aii die hl. drcr Per¬
sonen glauben, sondern auch dadurch, daß wrr sie nach-
ahmen, nicht zwar in den Werken der Allmacht, wohl
aber in den Werken der Verzeihung und Liebe. Aus¬
drücklich -sagt der Heiland: „Werdet vollkommen
wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Neben nicht die heiligsten Personen immerfort, Scho¬
nung, Duldung und Verzeihung? Du kennst doch
das Gleichnis vom verlorenen Sohn? Hat etwa o:r
Vater seinen Sohn verstoßen und enterbt, ick» dieser
ierlumpt und verwahrlost, heruntergekommen an
Leib und Seele zurückkehrte? Nein; er hat ihn viel¬
mehr mit offenen Annen ausgenommen, hat einen
Kuß auf seine Stirne gedrückt, hat ihm Feierkleider
und Ring angelegt, hat ein Freudenmoh: gehalten
mit Musik und fröhlichem 'Tanz.
Und kennst du nicht das Gleichnis vom guten
Hirten, der niemand anders ist als der Sohn Gottes?
Er stößt das verinste Schäfchen nicht in den Ab¬
grund, sondern eilt ihm nach, bringt es zurück zur
Herde, ruft die Freunde und Nachbarn zusammen
und spricht zu ihnen: „Freitt euch mit mir, denn
ich habe das Schaf gcsttnden, das verloren >var.'
Und pocht nicht der hl. Geist an die Seele des
Sünders und ladet sie ein zur Buße und bietet thr
Verzeihung? Kehrt er nicht wieder zurück und nnmnt
abermals Wohnung in seiner Seele, wenn er fern
Sündenleben aufgeben will?
Siehe also das Beispiel der göttlichen Personen,
die dir als Vorbilder dienen zur Nachgiebigkeit und
Verzeihung. ,, .
Dazu kommt aber das Gebot des Heilandes, das
deutlich ist wie eine Sonne und wuchtig ivie ein
Schwert: „Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die
euch hassen, betet fiir die, welche euch verfolgen und
verleumden ,damit ihr Kinder eures Vaters seid, der
im Himmel ist, der seine Sonne anfgehen läßt über
Gute und Böse itnd regnen läßt über Gerechte und
Sünder." „Wenn ihr bloß diejenigen liebt, die euch
lieben, welchen Lohn werdet ihr da haben? Tun das
nicht auch die Heiden, die Zöllner und Pharisäer? -
Schon im alten Bund haben hochherzige Seelen
die Feindcsliebe geübt. Als Scmei den David lasierte
und die Begleiter des Königs ihn nicdermachen
wollten, gab der König die schöne Weisung: „Lasset
ihn nur gewähren; vielleicht hat Gott es zngelasten
und wird cs mir zum Besten lenken".
Fm neuen Bunde hat der Heiland selber das
Barmer der Feindesliebe vorangetragen. Aul Kreuze
hat er für seine Feinde gebetet: „Vater, verzeih
ihnen, denn sie ivissen nicht, was sie tun".
Und das ist der „königliche Weg", auf dem alle
strebsamen Seelen dent Meister Nachfolgen. Stepha¬
nus bat mitten unter dem Steinrege,i silr ferne
Feinde gebetet: „Herr, rechne ihnen dies nicht zur
Sünde an". Ter hl. Paulus empfand brennenden
Schmerz über die Verblendung der Juden, seiner
Slammesgcnosscn, und wünschte sogar für sie „im
Banne zu sein", verworfen von Christus, ausge¬
schlossen vom Himniel, wenn er durch dies Opfer
ihnen hätte helfen können. — Ter hl. Klemens Hof¬
bauer reiste einmal mit einem alten Sünder zusam¬
men. Unterwegs erlaubte sich dieser Herr allerhand
Anzüglichkeiten und Unverschämtheiten gegen „die
Frieden besser
Kongresse. „ . r r
Den größten Nutzen der Verzeihung hast du sel¬
ber. Andere, sagt der Goldmnnd, sühnen ihre Sün¬
den durch Schlafen auf bloßem Boden, durch Nacht¬
wachen und Kasteiungen; du aber hast es viel leich¬
ter, du brauchst nur deinem Feind zu verzeihen und
alles ist gut. Denn so spricht unser Heiland: verzeihet
und es wird euch verziehen werden.
Der Rurgpfarrer.
Urber den Sinn der herz Jesu-Andacht
schreibt der alte Jcsuiteupater Jos. Waldner in sei¬
nem „Buch des Lebens" vom Jahre 1723:. „Die
Andacht zum Herzen Jesu besteht nicht darin, daß
man nilr bloß das Bildnis dieses hochheiligen Her¬
zens vor Augen, habe und bei dessen äußerliche«
Verehrung sich aufhalte, sondern daß man den Geist
und die Gedanken zu Jesus selbst erhebe und be-
trachte, was große Sachen dieser liebreiche Gott und
Erlöser aus freiwilligem Antrieb seines Herzens ge-
tan und gelitten hat lind noch täglich im heiligen
Sakrament des Altars ttrt und leidet. Deswegen
wird uns dies gebencdeite Herz mit der Lanze ver¬
wundet vorgestellt, sagt der hl. Bernhard, damit
wir dnrch Ansehung der sichtbaren Wunden die un¬
sichtbaren Wunden seiner Liebe zu Gemüt führen.
Tenn gleichwie bei dem Menschen alle bösen Gedan¬
ken, Begierden und Lastertaten aus dem Herzen her-
auskommen, wie Christus bezeugt, hingegen aber ein
guter Mensch aus dem guten Schatz des Herzens das
Gute hervorbringt, also soll ,nan auch in ^esus das