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seit Beginn des uneingeschränkten^Krieges haben sie
5 Millionen Tonnen Schiffsraum versenkt, seit
Kriegebeginn 10 Millionen, und wenn auch der
Zeilpunkl der Aushungerung Englands nicht abzu¬
sehen ist, so Werden ihre Taien doch sicher die Frie¬
densstimmung Weiler Kreise mächtig fördern.
Wir schließen diesmal unseren Bericht an dem
Tage, der für uns und die ganze Welt den
Beginn des vierten Kriegsjahrcs
bedeutet. Es könnte wieder Frieden werden auf der
Welt. Die schönen Küsten des Friedenslandes winken,
aber in ihrer Verblendung türmen die Kriegslenker
der Enlenle neue Berge von Leichen vor ihnen als
Barriei en auf. Wie lange noch wird es dauern, bis
ihre eigenen Völker ihnen ein donnerndes Halt zu-
rusrn werden? Bis dahin heißt es, in Goltvertraueu
und Geduld ausharren. Gou war mit uns' er nurb
auch in Zukunft uns nicht verlassen
vom Krieg.
Der Kaiser
weilte in der verflossenen Woche an Le, o-t-..-*-- >unb
besuchte die kämpfenden Truppen, die ihn überall freu¬
dig begrüßen. Mit Kaiser Karl, der gleichfalls die
Front besuchte, hatte er eine Zusammenkunft. Bei
Smorgon, Kretoo zeichnete er besonders das Pcmrmer-
sche Landwehrregiment Nr. 2 aus, das allein -die Angriffe
von 14 russischen Regimentern gurückgeschlagen hat.
Beiur Eintritt in das 4, Kriegsjahr hat der Kaiser
Kundgebungen an Volk und Heer erlassen.
I» Oesterreich
h»t der Minster des Aeußern, Graf Czernin, den
Pressevertretern gegenüber eine Erklärung abgegeben,
wonach zwischen Wien und Berlin völlige Harmonie
mbezug auf die Friedensziele herrsche und alle Ver¬
suche, Oesterreich-Ungarn von Deutschland zu tren¬
nen und zu einem Separatfrieden zu drängen, unsin¬
nig und aussichtslos seien. Gemeinsam seien Oestek»
reich und Deutschland in den Krieg gezogen, gemein¬
sam kämpften sie gegen eine Welt von Feinden, ge¬
meinsam würden sie auch einen Frieden schließen, der
ehrenvoll ist.
Ein Vernichtungskrieg gegen Deutschland
und seine Verbündeten, das ist das Kriegsprogramm
der Entente. Bekanntlich hat vor kurzem das Mit¬
glied des englischen Kriegskabinetts Carson erklärt,
snit Deutschland werde erst über den Frieden unter¬
handelt werden, wenn es seine Truppen hinter den
Rhein zurückgesührt habe. Daß es sich bei dieser an-
Eatzenden Drohung nicht um die Privatmeinung
gend eines Schwätzers und Wichtigtuers handeln
konnte, war bei der Stellung Carsons, der neben
Lloyd George heute der populärste und einflußreichste
Mann Englands ist, von vorneherein anzunehmen.
Mit dieser Bemerkung Carsons war das eigentliche
englisch-französische Kriegsziel, soweit es sich auf
Landerwerb aus dem Festland bezieht, endlich einmal
ctus autoritativem Munde ziemlich scharf umrienen
ausgesprochen.
, Einen weiteren Beitrag lieferte zu diesem Kapitel
der deutsche Reichskanzler Dr. Michaelis
mit Ausführungen, die er am Samstag abend in
Berlin einer größeren Anzahl von Pressevertretern
gegenüber machte. Dieselben lassen uns einen inter-
esscmten Blick werfen in die
Geheimfitzungen des französischen Parlaments,
die wieder zu Beginn des verflossenen Monats ge-
tagt hatten. Der Kanzler erklärte, im Besitze der
von Augen- und Ohrenzcugen ausgezeichneten Be¬
richte über diese geheimen Verhandlungen zu sein.
Diese lassen nun gar keinen Zweifel darüber, daß
Frankreich, wie es nur in der Hoffnung auf Elsaß-
Lothringen und das linke Rheinufer seinerzeit sein
Bündnis mit dem Zarenreich geschlossen, Milliarden
den Russen vorgestkeckt hatte und schließlich auch vor
dem Aeußersten, dem schrecklichsten aller Kriege, nicht
zurückgeschrcckt war, auch heute noch den Krieg nur
»um Zwecke der Eroberung führt. Die Angaben,
welche Dr. Michaelis diesbezüglich machen konnte,
lauten so bestimmt, sind so eingehend mit Taten und
Einzelheiten belegt, daß an deren Glaubwürdigkeit
kauin ein Zweifel bestehen kann. Kein Zweifel mehr
darüber, daß das Frankreich Poincares und Briands
J™? "em Rußland Nikolaus II. einen Vertrag abge-
schlossen hat, der Frankreich seine im Anschluß an
iruyere Eroberungskriege gezogenen Grenzen von
i/üv zustchert, also außer Elsaß-Lothringen auch das
^aaroecken und weitgehende Gebietsveränderungen
“ uj'w ^erinufer' ganz nach Gutdünken Frank-
Üir’Ä blv Regierung Ribots die Erfüllung dieses
Rußland des Zaren abgeschlossenen Vertrages
auch vom Rlißland der Revolution verlangte und die-'
ses, nach anfänglichem Sträuben und obwohl es
selbst auf Konstantinopel als russisches Kriegsziel ver¬
zichtete, schließlich die Erfüllung zusagte.
Aus diesen sensationellen Enthüllungen geht zu¬
nächst zweierlei hervor: Einmal, daß sich die Russen
zur Zeit nur noch für Frankreichs Interessen schlagen
und verbluten und zweitens, daß es eine der schäm-
losesten Lügen der ganzen Weltgeschichte ist, wenn die
Franzosen behaupten und behaupten lassen, sie käm¬
pften nur für die allgemein menschlichen Grundsätze,
für Freiheit und Gerechtigkeit. Denn in Wahrheit,
und wie Ribot selbst in der fraglichen Geheimsitzung
des französischen Parlaments zugeben mußte, führt
die französische Regierung einen nackten Eroberungs¬
krieg, hindert die nämliche Eroberungsgier, die
Frankreich an die Sette Rußlands führte, heute im
französischen Volke jegliche aufkeimende Neigung, die-
lser entsetzlichen Menschenschlächterei ein Ende zu
-machen.
Carson sprach nicht ins Blaue hinein, nicht seine
, Prrvatmeinung aus, als er mit echt englischem Dün¬
kel die unverschämte Forderung erhob, die Deutschen
müßten zuerst hinter den Rhein zurückgehen, ehe
überhaupt mit ihnen verhandelt iverden würde.
Seine Aeußerung beruhte im Gegenteil auf bün¬
digen Abmachungen, welche Frankreich mit dem
Rußland des Zaren getroffen und mit dem Rußland
der Revolution erneuert, und denen England seinen
Kugelsegen erteilt hat, um die eroberungsgierigen
Franzosen bei der Stange halten zu können.
Nicht Deutschland will Eroberungen machen,
feierlich hat das deutsche Volk durch den Reichstag
das zum Ausdruck gebracht, dagegen besteht im feind¬
lichen Lager, und zwar dort allein, ein von unver¬
änderten Eroberungsgelüsten geleiteter Kriegswille
zum Schaden der ganzen Kulturwelt weiter. Dieses
schändliche Spiel aller Feinde unseres Vaterlandes
aufgedeckt zu haben, ist nun der deutschen Regierung
gelungen. Das deutsche Volk aber ersieht hieraus,
daß wir den Kampf um unsere ganze poltische und
wirtschaftliche Existenz zu führen haben. Eine solche
Herausforderung unserer Feinde wird uns — dessen
sind wir gewiß — nur enger zusammenschließen, sie
wird bewirken, daß wir den ganzen Nachdruck ans
jene Stelle unserer Friedensresolution legen, die be¬
sagt, solange die feindlichen Regierungen Deutschland
und seine Verbündeten mit Eroberung und Verge¬
waltigung bedrohen, werde das deutsche Volk wie ein
Mann zusanlmenstehen, unerschütterlich ausharren
und kämpfen, bis sein und seiner Verbündeten Recht
auf Leben und Entwicklung gesichert ist. In seiner
Einigkeit sei das deutsche Volk unüberwindlich. Für
dieses Durchkämpfen hat sich auch die Sozialdemo¬
kratie durch ihre Zustimmung zur Friedensresolution
erneut eingesetzt, hinter dieser Kundgebung steht das
ganze deutsche Volk — was aber wird das russische
Volk tuen?
Die Kerenski und Gen. stehen heute als Betrüger
da, die ihre Auftraggeber im Arbeiter- und Sol¬
datenrate,auf das schändlichste hintergangen haben.
Wenn in Rußland Recht und Glauben noch etwas
gelten, müßten sie gezwungen werden, von ihren
Posten zurückzutreten, wenn nicht außerdem eine ge¬
richtliche Verantwortung für das vergoffene Blut
ihnen mindestens so sicher sein 'sollte, wie man sie
dem Exzaren angedroht hat.
Die englische Heuchelei
kommt mit geradezu abschreckender Deutlichkeit in den
„allgemeinen Friedensgrundsätzen" zum Ausdruck,
die nach Lord Cecil der Welt von England diktiert
werden sollen. Erster Grundsatz sei Treue zu den
Verbündeten, das der ehrenwerte Lord dahin präzi¬
sierte, daß Frankreich Elsaß-Lothringen (und das
Saargebiet) erhalte, Serbien auf Kosten Oesterreich-
Ungarns „befreit", d. h. vergrößert werden soll. Der
zweite Grund, für den England Krieg führt, ist wie¬
derum nicht die deutsche Konkurrenz auf dem Welt-
Wirtschaftsmackte, sondern ein dauerhafter Ausgleich
auf dem Grundsatz der Selbständigkeit der Völker,
von dem sich aber England natürlich.mit Rücksicht auf
Irland, Egypten und Indien kraft eigener Macht¬
vollkommenheit ausschließt, weil die Gesetze, welche
die Briten der Welt geben, nur für die anderen Völ¬
ker, nicht aber für sie selbst gelten. Als drittes gro¬
ßes Kriegsziel gibt der englische Staatsinann nicht
die Vernichtung des deutschen Handels, nein — so
selbstsüchtig sind die edlen Briten nicht — sondern
die „Vernichtung des preußischen Militarismus" an.
Wenn man weiter hört, was Carson sagte, der uns
zumutete, hinter den Rhein zurück z» gehen, dann
muß man sich wirklich fragen, ob die englischen
Staatsmänner im Ernst reden, sder sb sie deck deut¬
sche Vvlk verhöhnet! wallen.
Die russische Regierung .
bezw. der Diktator Kerenski scheint förmlich
Kopf verloren zu haben. Der gewaltige Erfolg der
deutschen Gegenoffensive in Ostgalizien hat alle ihr-
edlen Pläne und Absichten über den Haufen ge> TOtfetl
und die Angst vor der einsetzenden Volkswut treib»
die Verantwortlichen zu Kundgebungen des Wahn«
Witzes. Es wird Wohl in der ganzen Weltgeschichte
kein ähnliches Dokument aufzutreiben sein, wie lenes
der russischen Heeresleitung, m dem die eigenen Sol¬
daten in der niederträchtigsten und feigsten Weis', vop
der ganzen Welt blotzgestellt werden. Würdig 'eiht
sich ihm die jüngste Kundgebung Kerenskis an, de»
in steinerweichenden Tönen sich an die Bürgerschaft!
wendet, ihm doch beizustehen, und über sie ein ganzes
Füllhorn — leerer Versprechungen ausschüttet. Denn
jetzt erst, unter den Keulenschlägen der Mittelmächte,
fällt es diesem merkwürdigen Volkstribune ein, daß
die Revolution doch eigentlich unternommen wurd'
zur Gesundung der inneren Verhältnisse Rußland!
und nicht uni den Machtgelüsten der Engländer un!
Franzosen die russischen Bauernsöhne zu Tausendel
und Abertausenden zu opfern. Ob das betrogene ruß
fische Volk dem Betrüger nochmals auf den Leim
geht? Uebrigens hat sich jetzt wieder einmal gezeigt
daß die größte sogen. „Freiheit" in Wirklichkeit dis
ärgste Unfreiheit ist, denn dieSchreckenSherrfchaft der
Revolution übertrumpft an Schrecklichkeit sogar den
garismus. Unter dem Eindruck der Katastrophe ist
ftgalizien sind die derzeitigen Machthaber in Peters¬
burg nicht etwa zur Besinnung und zu dem einzig
richtigen Entschluß gekommen, dem Lande den äuße¬
ren Frieden zu geben, um ungestört die Besserung
und Ordnung im Innern vornehmen zu können, son¬
dern sie wollen den Teufel mit Belzebub austreiben.
Sie ließen sich zu einem Art Wohlfahrtsausschuß er¬
heben und sich alle Macht über die Gesamtheit und'
jeden Einzelnen überttagen, zu welchem Zwecke in
der vereinigten Sitzung des ausübenden Ausschusses
des Rates der Arbeiter und der Bauern folgende Re¬
solution angenommen werden mußte: „In Erkennt¬
nis, daß die Lage an der Front und im Inlands den
militärrschkn Zusammenbruch und eine Katastrophe
für die Revolution sowie den Triumph für dis
Gegenrevolution bedeute, beschließen wir: 1. Das
Land und die Revolution sind in Gefahr; 3. die vor¬
läufige Regierung wird ernannt als Regierung für
dis Wohlfahrt der Revolution. 3. Unbeschrankte Macht
wird der Regierung gegeben für die Wiederherstel¬
lung der Organisation und der Disziplin im Heere,
für den Kampf bis zum äußersten gegen die Gegenre¬
volution und die Anarchie und für die Verwirkli¬
chung des Programms, das in der Erklärung dev
Negierung verkündet worden ist." Jetzt kann, ganz
nach dem Vorbilde des Pariser Musters von anno
dazumal das Hängen und Köpfen losgehen.
Unser neuester Feind
ist bekanntlich Siam. Dieses buddhistische Nachbar*
reich Chinas zählt über 8 Millionen Einwohner, eilt
Königtum, das inWirklichkeit nur von Englands
Gnaden lebt. Sein Herrscher ist Maha Vajiravudy,
dessen Bedeutung wetteifert mit dem Ruhm seines
unbekannten Namens, die', Streitmacht „Giams ist
sehr klein, kaum 20 000 Mann, seine Hanselsmaring
zählt nicht einmal 40 Dampfer von insgesamt kaum
9000 Tonnen. Der letzte Ausweis nennt unter deck
angesiedelten Fremden 244 Deutsche und 29 Oester¬
reicher. Wenn jetzt England das Königreich Siam
in den Krieg drängte, so kann dabei nur die Absicht
leitend gewesen sein, einige deutsche und österrei¬
chische Handelsniederlassungen zu vernichten. Der
Krieg des Händlervolkes I —
Ans Südamerika
kommen zwei interessante Meldungen. Gegen deck
Präsidenten von Ecuador, Dr. Moreno, soll eineil
Havasmeldung zufolge eine Revolution ausgebrochen
sein, weil er eine „deutschfreundliche" Politik verfolge.
— Bekanntlich ist Moreno ein entschiedener und be¬
kenntnistreuer Katholik, wie es sein glaubensstarker
Vater war und aus diesem Grunde schon dürfte et
der mit der Entente versippten Loge im höchsten
Grade verhaßt sein. Außerdem wird jeder, der ehr¬
lich neutral ist, von der Entente und ihrem journa¬
listischen Gesinde als „deutschsteundlich" verdächtigt.
— Aus Lima kommt ferner die Nachricht, daß das
peruanische Ministerium zurückgetreten sei. Dasselbe
hatte ebenfalls strenge Neutralität beobachtet. Diese
beiden Fälle zeige'.! wieder, wie eifrig die Entente-
Diplomatie am Werke ist, und mit welchen teuf¬
lischen Mitteln sie und die ihr verbündete auslän¬
dische Freimaurerei arbeiten, um auch noch den Letz¬
ten Neutralen in den Krieg gegen die Mittelmächte
schleppen.