wirkliches „nein" meine, oder Mieur sagen, weil es
gerade Mode ist, mit die.in WoMHein Staunen aus.
drücken. Noch toller wird der Unsinn mit tun Wört-
chen „nicht" oder richtiger gesagt „nich" getrieben. Also
ich war gestern im Theater — nich? Ich will heute
das Buch holen — nich? es kostet eine Mark — nich?
Mutter war derrcist diese Woche — nich? Was die
Kinder reizend sind — nich? Immer und überall dies
blöde nich? — Unding am denkbar verkehrtesten Ortei
Fort mit dieser Abgeschmacktheit! .
Alte Schwänke.
Der studierte Herr Sohn. Ein Bauer hatte einen
Sohn, der studierte und machte ihm auch ein tüch¬
tiges Loch in den Geldbeutel. Trotzdem lernte er
nichts, weil es der Bater nicht verstand. Nun kam
der Sohn wieder einmal heim und wollte Geld
holen. Den guten Vater aber verdroß die große
Verschwendung, die seinem Geldbeutel allmählich
zu viel ward.
Wie er nun eines Tages Mist lud, stand der
Sohn gerade vor der Tür und sah ihm zu. Da
fragte dev Vater: „Sohn, was heißt eine Gabel?"
„Gäbelinum." w-~v.
„Was heißt Mist?" «j
„Mistelinum?" ' ''
„Was heißt ein Wagen?"
„Wagelinum." . . .-* •
„Ei!" sagte der Vater, „so nimm in tausend
Teufels Namen das Gäbelinum und wirf das Miste¬
linum auf das Wiigelinum!" Gab dem Sohn die
Mistgabel in die Hand und sagte: „Das sei fürder¬
hin deine Schreibfeder und nun laß das Studieren
Studieren fern." ,
Politischer Teil,
vom rkriegsschau-lstz
(Vom 9. bis 14. August.)
«Die Sage ist für die Mittelmächte vom militärischen
Gesichtspunkt betrachtet, nach nicht so günstig gewesen,
wie jetzt, und man versteht es, daß unter den jetzigen
Umständen die Entente nicht verhandeln will, denn es ist
selbstverständlich, daß die Mittelmächte bei eventuellen
Unterhandlungen nicht viel für die „Wiederherstellung"
Lloyd Georges übrig haben;" so urteilt der Militär¬
kritiker der großen holländischen Zeitung „Lid" über uns,
während er über die Entente fokgelldes schreibt: „Die
Alliierten machen immer nur große Worte. Von Offen¬
sive zu Offensive werden die Erwartungen angespannt:
„Die Frühjahrsoffensive wird die Befreiung bringen!"
«Die Sommeroffensive bringt die Vernichtung des deut¬
schen Militarismus!" „Die Herbstoffensive wird alle
Erwartungen übertreffen l" „Munition ist in gewalti¬
gen Mengen vorhandenI" So klingen die Reden, abex
die Taten bleiben aus." Sehr trüb klingen auch die
Urteile aus Frankreich. Oberst Rousset sagt, „die Lage
im Osten verschlimmere sich zusehends, mit einem Schlage
seien die Resultate, die die Offensive Bruffilow erreicht
hatte, vernichtet worden und der rührige Feind bemäch¬
tige sich der letzten Pfänder, die sein Gegner auf öster¬
reichischem Gebiete noch besessen habe. Im „Temps"
schrieb General Maleterre: „An der Front sowie hinter
der Front herrsche Enttäuschung, vor 15 Monaten habe
man geglaubt, daß Deutschland nahezu erschöpft sei. Wie
steht es heute damit? Die deutsche Armee machte die
furchtbaren Angriffe auf Verdun, mußte die heftigen
Hainmerschläge an der Somme und vor der Hindenburg-
linie erdulden, sie schlug die Schlachten in Wolhynien,
Galizien und Rumänien und erneuert heute ihre Riesen-
angriffe gegen das Plateau des Dames und nimmt
den Kampf gegen die Russen auf. Sind das Anstren¬
gungen der Verzweiflung?" ' Das klingt alles freilich
ganz anders als die Spruchbcuteleien der Entente-Mini¬
ster. Wenn man d i e liest — und sonst nichts wüßte —
konnte man zur Ueberzeugung kommen, daß es in aller
Kürze mit uns zu Ende gehe und die Entente als glor¬
reicher Sieger in den nächsten Wochen den Rhein im
Westen, die Elbe und die Karpathen im Osten und den
Alpenlvall im Süden überschreiten werde. Wenn wir die
Lage im Einzelnen betrachten, so scheint auf dem
östlichen Kriegsschauplatz
unsere Offensive in Ostgalizien und der Bukowina zu
einem gewissen Abschluß gelangt zu sein, nachdem sie ja
auch mit der Befreiung Galiziens.und fast der ganzen
Bukowina das ursprünglich gesteckte Ziel eigentlich er¬
reicht hat. Seitdem die Russen hier im eigenen Lande
kämpfen, hat sich ihr Widerstand verstärkt. Allem An¬
schein nach .ist cS der russischen Heeresleitung gelun¬
gen, bis zu einem gewissen Grade Ordnung in die
fliehenden Verbände zu bringen, unter Umständen mit
Hilfe der Kosaken. Aus dem öftere. Heeresbericht er¬
fährt mau nämlich, daß die russischen Infanteriewaffen
von Kosaken ins Feuer getrieben werden. Was man
dann in der Sprache der Entente „Demokratie" (Herr¬
schaft des Volkes) nennt. Dazu kommt, daß die Russen
bei.ihrem Rückzüge, den sie wieder meisterlich vollzogen
haben, systematisch Eisenbahnverbindungen und Fluß-
übergänge zerstört und so unseren Nachschub erschwert
haben. Ans diesen Gründen ist schon seit einigen Tagen
in der mit erstaunlicher Geschwindgkeit vorgetragenen
Offensive ein langsameres Tempo eingetreten. Das darf
uns nicht weiter überraschen .auch im Gange der kriege¬
rischen Ereignisse folgen den Wellenbergen Wellentäler,
den Augenblicken höchster Anspannung solche der Erho¬
lung, der Sammlung und der Vorbereitung. Unsere
Truppen stehen jetzt östlich des Grenzflusses Zbrucz und
östlich von Czernowitz auf russischem Boden, südlich Kim¬
polung auf rumänischem Gebiet, südöstlich Czernowitz
haben wir auch die rumänische Moldaugrenze erreicht.
Hier müssen sich unsere Truppen langsam durch die
wenigen unwirtlichen Gebirgspässe hindurchzwingcn, ha¬
bin aber gleichwohl in einigen Abschnitlen ihre Linien
trjch starken Gegenangriffes des Feindes vorschieben kön¬
nen, und die Gegner Weichen im Trotus,- Oftoz» und
Putna-Tal zurück, wodurch die Front der Russen und
Rumänen in der westl. Moldau ins Schwanken kommt.
So'wurden an der Oitozstraße bei Herestreu 1400 Ge¬
fangene gemacht und 30 Maschinengewehre erbeutet.
Tie russisch-rumänische EntlastungSoffcnssve im oberen
Putnatal und im Gebiet des Kasinulni konnte trotz eines
Anfangserfolges keinen Einfluß auf die Operationen in
der Bukowina ausüben, ssonndren erschöpfte sich in durch¬
aus erfolglosen Einzelvorstößen. Die ersten Erfolge des
Feindes fanden ihren vollen Ausgleich durch die
erfolgreiche Arbeit Mackensens,
von der wir noch in der vor. Nr. kurz berichten konnten.
Sein linker Flügel war am 6. August bei Focsani zwi¬
schen dem Sereth und der Bahn Bocsani-Bakau auf ca.
zehn Kilometer Breite um einige Kilometer in die rus¬
sische Stellung eingedrungen, hat dann diesen Gelände¬
gewinn noch bedeutend erweitert, die Putna überschritten
und bereits am 9. August den Uebergang über die Susita
bewerkstelligt, die parallel zur Putna fließt und ca. 20
Kilamcter nordöstlich von Focsani in den Sereth mündet.
Dieser hochwichtige Flußübergang wurde erzwungen,
trotzdem die Russen nnd Rumänen in erbitterten Gegen¬
stößen unter (Einsatz starker Massen unser Vorgehen
zu heuimen suchten, stellenweise haften sie ihre Massen
20 Wellen tief gestaffelt. Tie blutigen Verluste, die sie
bei ihren verzweifelten Angriffen erlitten, waren dieser
menschenmörderischen Massentaktik entsprechend. An Ge¬
fangenen büßten die Russo-Rumäncn hier seit 6. August
über 130 Offiziere und mehr als 6650 Mann, an Ge¬
schützen 18 und Maschinengewehre 61 ein. Ohne Zwei¬
fel ist dieser
Einbruch in die russo-rumänische Serethstellung
von den kriegerischen Ereignissen der letzten Tage das
Bemerkenswerteste. Unsere -Heeresleitung sprach bei
Beginn dieses Unternehmens im Heeresbericht bescheiden
von „örtlichen Angriffen" und „örtlichen" Erfolgen, da¬
nach würde eS sich also nur um Einbeziehung wichtiger
Teile der gegnerischen Stellung in die unsere handeln,
deren Besitz es uns ermöglicht, Verluste zu vermeiden,
oder uns artilleristische Üeberlegenhcit zu verschaffen.
Der Verlauf des Unternehmens zeigt aber, daß es sehr
wohl zu einer größeren Operation sich auswachsen kann;
welche Bedeutung die Gegner selbst unserm Erfolg bei¬
legen, geht schon aus den starken Massenangriffen her¬
vor, die er andauernd zur Wiedergewinnung des verlore¬
nen Geländes bzw. zur Stillegung unseres Vordringens,
allerdings völlig umsonst — einsetzt. Jedenfalls ist dieses
Unternehmen ein untrügliches Zeichen, daß unsere
Heeresleitung durch keinerlei Gegenaktionen des Feindes,
wie z. B. gegen den Mgr. Casinului gehindert wird, an
einer Stelle vorzustoßen, an der sie es für notwendig er¬
achtet. Was Focsani selbst anlangt, so ist, wie erinner¬
lich, dieser westliche Pfeiler der großen russischen Stel¬
lung Focsani-Braila am 8. Januar genommen worden.
Damals hatte der Gegner die Stadt durch nördlich da¬
von angebrachte Erdwerke in einen guten Verteidigungs¬
zustand gebracht und ließ sich diesen Stützpunkt erst nach
schweren Kämpfen entreißen.
Im Westen
haben die Engländer am 10. August früh morgens die
Schlacht in Flandern
erneuert, ohne sich eben so viel Zeit zur artilleristischen
Vorbereitung zu lassen, wie vor ihrem ersten Angriff.
Allerdings griffen sie nur auf der etwa 16 Kilometer
breiten Front östlich und südöstlich von Ipern bis zur
Lhs an. Westlich von Ipern störte der aufgeweichte
Boden des vom Regen durchnäßten Flachlandes ihr
Vorgehen. Die tiefgegliederten Angriffe wurden alle
— zum Teil im erbitterten Nahkampf — von unfern
tapferen Truppen zurückgeschlagen.
Schon am Abend vorher haben die Britien auch
südlich von Arras einen starken Vorstoß in einer Breite,
von etwa vier Kilometer gegen unsere Stellung ge¬
macht. Er war wohl dazu bestimmt, unsere Aufmerk¬
samkeit zu fesseln, deutsche Reserven hinter dieser Front
festzuhalten; aber es ist ihnen vollkommen
nnd unter schwersten Verlusten mißglückt.
Daß es sich bei den Kämpfen im Artois um mehr als
ein Ablenkungsmanöver handelt, etwa inBerbindung mit
der Offensive in Flandern um Kampfhandlungen mit
größeren operativen Zielen, ist wohl nicht anzunehmen,
immerhin bleibt das Gebiet zu beiden Seiten der
Scarpe und besonders nördlich bis gegen' den L
Bassee-Kanal nach wie vor vulkanischer Boden. An
alle Fälle kann mit Genugluung festgestsllt werden
daß in Flandern wie im ■ Artois schon der erste
Kampftag der zweiten Phase der Riesenschlacht mit
einem offenbaren Mißerfolg des Gegners geendet hat.
— In den anschließenden Frontabschnitten bis zur
Maas kam es neben stellenweise sehr lebhafter Artillerie,
tätigkeit zu beiderseitigen gewaltsamen Erkundungs.
Vorstößen und sonstigen kleineren Unternehmungen, so
haben wir von St. Quentin aus den Gegner in einer
Breite von 1200 Meter zurückgeworfen. Da bei solchen
Vorstößen unsere Sturmtrupps meistens wieder in un.
ere eigenen Gräben zurückkehren müssen, melden die
ranzösischen Berichte in solchen Fällen abgewiesene
>eutsche Angriffe. Diese Vorstöße werden nicht zweck,
los nur um des Schneids willen unternommen, sondern
sie verfolgen ihren bestimmten, von der höheren Füh.
rung ihnen gesteckten Ziele. Was die lebhafte Feuer,
tätigkeit an der Aisne, in der Westchampagne und zu
beiden Seiten der Maas bedeutet, wird man bald se¬
hen. Es ist möglich, daß die Franzosen hier zur Ent¬
lastung der Engländcr mit einem Angriff nur drohen
wollen. Was wir auch aus Briefen und Gefangenenaus.
sagen über die inneren Zustände des französischen
Heeres vernehmen, wir müffen uns immer
vor allzu weitgehenden Verallgemeinerungen hüten.
Ein stolzes und tapferes Heer wie das französische,
klappt nicht auf einmal so vollständig zusammen, daß
entschlossene Führer es nicht nach mehrstündigen Vor¬
bereitungen und mit vortrefflichen Maßregeln sollten
zu neuen Angriffen fortreitzen können.
.. Im Luftkrieg
betrug im Monat Juli der Verlust unserer Gegner
34 Fesselballons und mindestens 213 Flugzeuge, von
denen 98 hinter unseren, 115 jenseits der feindlichen
Linien durch Luftangriff und Abwehrfeuer brennend
zum Absturz gebracht wurden. Wir haben 60 Flugzeuge
und 1 Fesselballon verloren. Von einem erfolgreichen
Lufiangriff ans England in der vorigen Woche ist eines
unserer Flugzeuge nicht zurückgekehrt.
Von den anderen Fronte»
liegen Nachrichten von Belang nicht vor; mit der
„Offensive an allen Fronten", von der die Entente
immer redet, ist es vorläufig also noch nichts. Der ein¬
gangs erwähnte Oberst Rousset fordert allerdings „ein
Aufwachen der anderen Fronten". Er scheint sich aller¬
dings nicht allzuviel davon zu versprechen, denn ■
er ruft zugleich nach neuer Hilfe, di
über üas Meer zur Rettung der Lage kommen soll. Er
ist ungeduldig, daß die Amerikaner so lange ausble:-
ben und appelliert an Japan als Bertragsmacht der
Entente. Ob sein Appell gehört und verstanden wird?
Während des ganzen Kriegs bettelte die Entente um
Hilfe. Und je mehr sie Klein- und Großmächte und
Fremdvölker aller Kulturstufen und aller Erdteile als
Hilfstruppen vor ihren Kriegswagen spannte, destomehr
grub sich dieser Wagen in bodenloses Gelände und
kann sich nicht mehr losmachen. Und immer wieder
ein neues Hilferufen, Hilferufe ohne Ende. DaS läßt
jedenfalls „tief blicken" und man versteht es, wenn
Bonar Law dieser Tage im englischen Unterhause er»
klärte: „Wir befinden uns heute in einer gefährlichen
Krisis. Die russischen Ereignisse brachten eine große
Veränderung der Lage. Alle am Kampf beteiligten
Nationen taumeln unter dem Schlage." Vertrauen
wir weiter auf unseren Herrgott im Himmel, auf
Hindenburg und unsere Nerven, dann kann es nicht
schief gehen.
vom ttrieg.
Friedliebend ist unser Kaiser
immer gewesen, er wollte ein Friedenskaiser sein
und bleiben; wiederholt ist er bei internationalen
Konflikten bis an die äußerste Grenze der Nachgie¬
bigkeit gegangen, um seinem Volk und der Welt den
Frieden zu erhalten. Neichstagsabgeordneter Kuck-
hoff schrieb dieser Tage erst in der „Allg. Rundschau":
„Kaiser Wilhelm ist nicht der Kriegs- und Solda-
tenkaifer, als der er int Auslande angesehen w:rd.
Er ist Friedenskaiser aus innerstem Bedürfnis und
weich von Charakter. Der Adlerhelm und der auf¬
gedrehte Schnurrbart sind ihm eine unechte Maske
wie für Deutschland der Militarismus". Das be¬
weist .auch ein durch den früheren amerikanischen
Botschafter Gerard mitgeteilter Telcgrammwechseh
mit Wilson ails den letzten Tagen vor dem Aus¬
bruch dcs
Weltkriegs,
der die Bemühungen des Kaisers um die Erhaltung
des Friedens aller Welt zeigt. Danach war der
Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich, selbst in London
und hat mit dem König verhandelt, schon hofft der
Kaiser auf Erfolg. Ergreifend sind seine Worte:
„Ich fühlte, daß ich imstande war, die serbische Frage
ordnen zu können und ich war beglückt über hie Fr je-