Full text: Bonifatiusbote (1917)

, 
Inhaltsverzeichnis: — Vierzehnter Sonntag nach Pfingsten. — Der Götzenzwinger. — Ein guter Kamerad. — Die Päpste als Friedensvermittler. 
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Nr. 35. Sonntag den 2. September J9J7. 34. Zahrg. 
katholisches Sonntagsblatt 
mit den Beilagen 
volksfreund» Blätter für ooiiistümtldje Sozialpolitik 
unb Ratgeber für £ z ooirtfdjaff ufw. 
Qerausgegeben von Pfarrer Atze rt. Zulda. — Druk j O Oerlag der Zuldoer fletienörudterei in ?u(ba. 
Wochenkalender. 
Sonntag, 2. September. 14. Sonntag nach Pfingsten. 
fMeffe von den Schutzengeln.) Stephan, Kg. 
Montag, 8. September. Vom Tage. 
Dienstag, 4. September. Vom Tage. 
Mittwoch, 5. September. Laurentius. JustinianuS, 
Bisch, u. Bek. 
Donnerstag, 8. September. Vom Tage. 
Freitag, 7. September. Vom Tage. 
Samstag, 8. September. Maria Geburt. 
vierzehnter'Sonntag nach Pfingsten. 
©ba .^el. Matth. 6, 24—33. 
In jener Zeit.: sprach Jesus zu seinen Jüngern: 
Niemand kann zweien Herren dienen: denn entweder 
wird er den einen hassen und den andern lieben, oder 
er wird sich dem ein \ unterwerfen und den andern 
verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mam¬ 
mon. Darum sage ir'- euch: Sorget nicht ängstlich für 
euer Leben, was ihr iyrni werdet, noch für euern Leib, 
was ihr anziehen ine*’ et. Ist nicht das Leben mehr 
als die Speise, \tnb t ..z Leib mehr als die Kleidung? 
Betrachtet die Vo,.el des Himmels; sie säen nicht, sie 
ernten nicht, sie samm»ln nicht in die Scheunen, und 
euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel 
mehr als sie? 2B"t unter euch kann mit seinen Sorgen 
seiner LeibeSlänge eine Elle zusetzen? Und warum 
sorget ihr ängstlich für die Kleidung? Betrachtet die 
Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen; sie arbeiten 
nicht und spinnen nicht, und doch sage ich euch, daß 
selbst Salomen in all' seiner Herrlichkeit nicht bekleidet 
gewesen ist, wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das 
GraS auf dem Felde, welches heute steht und morgen 
in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wie viel mehr 
euch, ihr Kleingläubigen! Sorget also nicht ängstlich 
und saget nicht: Was werden wir essen, waS werden 
wir trinken, oder womit werden wir uns bekleiden? 
Denn nach allem diesem trachten die Heiden. Denn 
euer Vater weiß, daß ihr alles dessen bedürfet. Suchet 
also zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so 
wird euch dieses alles zugegeben werden. 
Der Götzenzwinger. 
grimmigsten Feinde der Juden 
Waren die Madianiter. Mit ihren 
Kamelen, Rindern, Schafen fielen 
sie alljährlich im Frühling und 
Sommer wie Heuschrecken ins-Land, 
ließen das Gras abweiden von ihren 
Herden, schnitten die Frucht, machten das Obst her¬ 
unter, herbsteten die Trauben und ließen den Juden 
nichts übrig als den Zipfel des Hungertuches. 
- Als nun Israel zum Herrn schrie, erweckte er 
best G e d e o n zum Befreier. Bevor er aber das 
her Knechtschaft von ihrem Nacken nahm, sollte 
er den Götzendienst aus ihren Seelen ausrotten, der 
allein an allem Verderben die Schuld trug. „Geh 
hin, sprach der Herr, zerbrich den Altar Baals und 
haue oen Hain um, der rings um den Altar steht. 
Es war aber Baal der beliebteste Götze bei den 
answßenden Heidenvölkern, der auch die Juden gleich 
einein teuflischen Magneten in seinen Bann zog. 
Man Pflanzte ihm ein Lustwäldchen, errichtete darin 
Altäre Baals, stellt« sein goldstrahlendes Bildnis dar- 
auf, zündete Rauchwerk davor an, schlachete Opfer¬ 
tiere, trieb Götzendienst und abscheuliche Unzucht. Ge- 
deon war sich Wohl bewußt, daß er in ein böses We¬ 
spennest siechen würde, wenn er Hand anlegte an 
Baal, den Abgott der Juden, dem sogar sein Vater, 
seine Brüder, seine Verwandtschaft dienten. Ver¬ 
nichtete er diese Götzen, so kostete es ihm sicher den 
Kopf. Doch ein Mann wie Gedeon kanne keine Be¬ 
denken; Gott hatte gesprochen. Sein Auftrag wird 
sein Schild sein gegen alle Gefahren. Er nahm sich 
zehn beherzte Männer und im Verein mit ihnen legte 
er in einer Nacht den Götzenhoin nieder, riß die 
Altäre zusammen ,wars die goldenen, silbernen, mar¬ 
mornen Götzenfratzen von ihrem Thron, zerschlug sie 
in Trümmer und hieb die falschen Götter in Stucke. 
Als am andern Morgen die Leute die Verwüstung 
sahen, fürchteten sie die Rache ihrer Götter und woll¬ 
ten den Anstifter umbringen. Gedeon aber sprach: 
wenn die Götter etwas vennögen, sollen sie selbst 
für ihre Ehre sorgen und Rache an mir nehmen. 
Doch wie einst Donar nichts vermochte gegen Boni- 
fatius, als er die heilige Eiche fällte, so war auch 
Baal ohnmächtig wtder den Bezwinger seiner Altäre. 
So hatten die Götzen für diesmal ihre Rolle ausge- 
spielt und Gedeon war der Held des Tages. Und als 
er nun die Posaune durch die Lande schallen ließ zum 
Krieg Wider die Madianiter, da lauschten Israels 
Männer freudig dem-Klang und eilten zu den Waf¬ 
fen. — 
Ein Götzenzwinger war Gedeon und ei« Götzen, 
zwing« sollst auch im sein. Willst du dem wahren 
Gott dienen, so darf für andere Götter kein Platz in 
deinem Herzen sein. Höre den Heiland im heuttgen 
Evangelium, wie er dich vor die Wahl stellt zwischen 
Gott und Götzen: „Niemand kann zwei Herren 
dienen: ihr könnt nicht Gott und dem Mammon 
dienen." 
Frage also nicht länger, welchen Götzen du be- 
kämpfen und bezwingen sollst: es ist der Mammon, 
es ist die Geldwut, es ist der Geizteufel, es ist die 
Habgier. Der Apostel Paulus ucnnt die Habsucht 
unverblümt einen „Götzendienst", der vom Himmel¬ 
reich ausschließt. . . 
Der Geizhals rmd Geldwütige kennt eben nur 
einen Gott: den Besitz, das Geld. Diesen Gott betet 
er an, diesem opfert er seine Zeit, sein Talent, seine 
Arbeit, sein« Anstrengung, seine Mühe, seine Ruhe, 
setne Erholung, seine Gesundheit, seine Ehre, sein 
Gewissen, sein Glück und seine Seligkeit. So eist 
richtiger Geldhamster setzt sich über alles hinweg 
Was kümmern ihn die Vorschriften des Gesetze-, dl« 
Verordnungen der Paragraphen, die Strafbestim. 
nmngen, die Höchstpreise, die Not der Mitbürger, die 
Tränen der Armen, ine bleichen Wangen der Aus¬ 
gehungerten? Wenn der Habsüchtige nur seinen Pro« 
sit macht, wenn nur ferne Ersparnisse zunehmen, 
feine Dividenden steigen, seine Millionen sich ver¬ 
doppeln. Mag auch hinterher sein Geldbeutel etwas 
bluten unter dem Messer der Steuer, was tutS wenn 
er seine Millionen im Trockenen hat? Der Habsüch¬ 
tige ist ein Feind Gottes, ein Feind der Mitmen¬ 
schen und vor allem sein eigener, größter Feind. 
Trefflich schildert der Goldmund" die unstrittige, der» 
fluchte Geldliebe folgendermaßen: ,,O diese Tyran¬ 
nei des Geldes, oder vielmehr diese Erbärmlichkeit 
der Menschen, die sich ihm als Sklaven verschrieben 
haben." „Und abermol schreibt der nämliche Kir¬ 
chenvater: „Oftmals verkennt und verachtet der Hab¬ 
süchtige sogar die geheiligten Rechte der Natur, die 
Verwandtschaft, die Bande des Blutes; er vergißt 
die Freundschaft, setzt sich weg über das Alter; er ist 
ein Feind der ganzen Welt und am allermeisten sein 
eigener. Nicht nur daß er seine Seele verliert, son¬ 
dern er ist auch noch sein eigener Henker, da er sich 
tausend Sorgen, tmisend Mühen, lausend Widerwär¬ 
tigkeiten aussetzt; er unternimmt weite Reisen, er 
stürzt sich in Gefahren und Hindernisse — und das 
alles, um sein Glück voll zu machen, daß er mehr zu 
zählen und mehr zu rechnen hat. Gibt es etwas 
Schlimmeres, etwas Grausameres? Ost kann der 
Liebhaber des Geldes sich nicht einmal entschließen, 
es zu seinem Vorteil zu verwenden; nein, er ist nur 
Wächter und Sklave, nicht aber der Herr seines Gel¬ 
des." Hom. 87 in Joh. 
In unserer Zeit liegt die Habsucht wie ein Ba. 
zillus in der Lust. W: : leicht können wir ihn rin¬ 
atmen. daß wir davon anA-steckt und krank werden. 
Wachsen ja manche Vermögen ins Riesenhaste und 
Unheimliche. Von Gott, dem höchsten Gut, abge- 
schnitlen, verirrt sich der Menschengeist auf das Ir¬ 
dische, das Nichtige, das Vergängliche, das Materielle. 
Schmetterlingen jagen wir nach und verscherzen die 
Krone des Himmels. Selbst Kinder verbeugen sich 
schon vor dem Götzen des Mammons. Erflärten doch 
66 von 104 Knaben in der Schule einer Großstadt, 
daß für sie die Religion „keinen Wert habe, da man 
sie nicht brauchen könne „für's Geschäft!" —- 
Wie kannst du nun diesen Geizgötzen bezwingen? 
Entweder durch Impfen oder durch einen Aderlaß. 
Durch Impfen, wenn du das Herz verschließest gegen 
Geld und Reichtum, wenn du dzirch den'Glauben, 
durch den Hinblick auf den Schatz "An Himmel dich 
unempfindlich machst gegen den Geldbazillus. Durch 
einen Aderlaß, wenn du deinen Ueberfluß verwendest 
für Bedürftige, für die Heidenmission, für die Seel«
	        
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