katholisches Sonntagsblatt
mit den Beilagen
volksfreund, Blätter für volkstümliche Sozialpolitik
und Ratgeber für Landwirtschaft usw.
Qerausgegeben von Pfarrer fifeert, Zulda. — Prüde und Verlag der Zuldaer kcliendruckerei in Zulda.
Nr. 5.
Sonntag den 4. Zebruar 19IT.
34. Zahrg.
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vorher.
Inhaltsverzeichnis: Wochenkalender. — Sonntag Septuagestma. — Die Durstigen tränken — Gl ube. Hoffnung unb Siebe tnt Weltkrieg. — Der fatbo.
lische Priester und der Kriegsdienst. — Die Sorge für die schulentlaffene Jugend. — Zweierlei Wohltätigkeit. — Ein gläubiger Gelehrter. — Lebensweisheit. — Splitter —
Um das Banner der Caritas. — Familienpflege — Ein Wort an die Eltern.
Wochenkalender.
Sonntag, 4. Febr. Septuages. Andrea» Torstni. B. n. Bek-
M o n t a p, 5. Febr. Rabanu», B. u.Bek., Agatha.Jgfr.u.M
Dienstag,6 Febr.Titus,B.u.Bek.,Dorothea,Jgf.u.M.
Mittwoch. 7 Febr. Romuald, Abt.
Donnerstag, 8. Febr. Johannes von Matha, Bek-
F r e i t a g, S. Febr. Cyrillus v. Alexandrien, Bisch, u. Kchl'
Samstag, 10. Febr. Scholastika, Jgfr,
Sonntag Septuagestma.
(Ev. Matth. 20, 1—16.)
In jener Zeit sagte JesuS zu seinen Jüngern
olgendeS Gleichnis: Das Himmelreich ist gleich einem
auSvater, der am frühesten Morgen auSging, um Ar¬
beiter ,n seinen Weinberg zu dingen. Als er nun mit
seinen Arbeitern um einen Zehner für den Tag über¬
eingekommen war, sandte er sie in seinen Weinberg.
Und um die dritte Stunde ging er (wieder au»>, und
sah andere mützig auf dem Markte stehen, und sprach
zu ihnen: Gehet auch ihr in meinen Weinberg, so werde
ich euch geben, was recht istl Und sie nngen hin.
Abermal ging er aus um die sechste und neunte Stunde,
und machte es ebenso. Und als er um die elfte Stunde
auSging, fand er ,wieder) andere dastehen, und sprach
zu ihnen: Warum stehet ihr hier den ganzen Tag
müßig? Sie antworteten ihm: ES hat uns niemand
gedungen. Da sprach er zu ihnen: So gehet auch ihr
in meinen Weinberg! Als eS nun Abend geworden,
sprach der Herr deS Weinberge» zu feinem Verwalter:
Laß die Arbeiter kommen, und gib ihnen den Lohn,
von den letzten angefangen bi» zu den ersten. Da nun
die kamen, welche um die elfte Stunde eingetreten
waren, empfing ein Jeder einen Zehner. AiS aber auch
die Ersten kamen, meinten sie, mehr zu emptangen;
aber auch von ihnen erhielt Jeder einen Zehner. Und
da sie ihn empfingen, murrten sie wider den Hausvater
und sprachen: Diese, die Letzten, haben nur eine Stunde
gearbeitet, und du hast sie uns gleich gehalten, die wir
die Last und die Hitze des Tages getragen haben. Er
aber antwortete einem aus ihnen, und sprach: Freund,
ich tue dir nicht unrecht; bist du nicht um einen Zehner
m«t mir übereingekommen? Nimm, was dein ist, und
Seh hin: ,ch will aber diesen Letzten auch geben, wie
ir. Oder ist eS mir nickt erlaubt, zu tun, was ich will?
Ist dein Auge darum schalkhaft, weil ich gut bin? Also
werden die Letzten die Ersten, und die Ersten die Letzten
sein, denn Viele sind berufen, aber wenige sind auser.
wählt.
Die Durstigen tränken.
ast du schon von Rebekka gehört,
die zu Haran, einer Stadt in Meso¬
potamien wie ein verborgenes
Veilchen blühte? Sie wurde Isaaks
Gattin, Herrin eines großen Ver-
<*}*-. mögens, Mutter des Ejau und des
ft"' *', Stamm-Mutter des Erlösers. Daß sie aus
—«-nheit des Vaterhauses berauStrat, daß
ihr Name der Vergessenheit entrissen wurde, daß er
mit großen Buchstaben in die Blätter der hl. Ge-
ichichte eingeschiieben wurde, daß er schon m der
Schule von den Kindern mit Staunen gelesen uns
dem Gedächtnis einverleibt wird, daß ihn die Kirche
beim feierlichen Brautsegen den Neuvermählten als
Spiegel fürs Leben mitgibt, das alles ve,dankt
Rebekka einem geringfügigen Umstand, daß sie näm¬
lich jenes Werk der Barmherzigkeit getan, das ent¬
halten ist in den Worten:DieDurstigen tränken.
Als Abrabam alt aeworb-n Mai» rief er Ivn Klip-
chen: Unglück hast du über uns gebracht, weil du nicht
im Frieden hast reden wollen mit den Affyrern. Dar¬
um fallen wir jetzt vor Durst darnieder und kommen
elend um. So wollen wir uns lieber freiwillig erge¬
ben und am Leben bleiben, als daß wir langsam da¬
hinsterben und allen Menschen zum Gespött werden.
Und sie erhoben ein großes Weinen- und Klage»
und schrien zum Herrn um Hilfe.
' Auch unser Heiland hat am Kreuze die Qual
des Durstes ausgestanden und ihn kundgegeben mit
den Worten: sitio, ich dürste. Der Prasser wird
tze ins Wasser tauche und meine
n ich leide große Pein in diese«
würde vor fremden Göttern, sondern allein den Gott ^tne JJ-
Jsräels anbete. Da reiste Eliezer mit großem Gefolge abf
nach Mesopotamien und kam zur Stadt Haran. An, »lammen,
einem Brunnen vor der Stadt machte er Halt und ließ I So ist es unter Umständen ein großes Werk der
daselbst seine Kamele lagern. Da erbat er sich vom j Barmherzigkeit, einen Durstigen mit Wasser zu ver-
Herrn ein Zeichen und sprach: Herr, Gott, ttte Gnade sorgen. Aber selbst dann, wenn es gar keine Anstrew
an Abraham: siehe, ich siebe an dem Wasserbrunnen:' gung kostet, keine Mül
bald w. '
Wasser
der Heiland, wer auch nur einen Trunk^frischen Wa¬
fers darreicht, der wird seinen Lohn nicht verlieren.
Am Ende der Welt aber wird der Richter sprechen:
kommet, ihr Gesegneten meines Vater», denn ich
war durstig ttnd ihr habt mich getränkt.
Wie oft üben unsere Soldaten dieses Samariter¬
werk, wenn sie im Felde draußen den letzten Tro-
nder brüderlich
werde: neige deinen Krug, daß ich trinke, und
die mir antwortet: trinke, und auch deinen Kamelen
will ich zu trinken geben — die ist es, die du deinem
Knechte Isaak bestimmt hast, und daraus will ich er¬
kennen, daß du Gnade an meinem Herrn getan hast.
Noch hatte er sein Gebet nicht vollendet, siehe da
kam Rebekka heraus, die Tochter Bathuels, den Krug „
auf der Achsel, eine anmutige, sittsame Erscheinung, pfen ihrer Feldflasche mtt einander brüderlich teilen.
Und sie stieg hinab zum Brunnen, füllte den Krug und wenn sie bisweilen sogar die Bitte deS Völkerapostel»
' verwirklichen: wenn dein Feind Durst hat, so gib ihm
zu ttinken. Wie oft üben dieses Werk die Schwestern
und Pflegerinnen in den Lazaretten, wenn sie bei Tag
und Nacht die Kranken und Verwundet n laben und
den erfrischenden Trank an die fieberglühenden Lip>
Pen setzen.
Willst nicht auch du Hand entlegen an dieses Sa¬
mariterwerk? Vielen von euch Lesern und Leserin¬
nen winkt dazu gerade in unser« Tagen eine goldene
kam wieder hervor.' Und der Knecht trat zu ihr und
sprach: gib niir zu trinken. Sie antwortete: trinke,
mein Herr. Und eilends ließ sie den Krug herab und
lab ihm zu ttinken. Und als er getrunken, fügte sie
inzu: auch deinen Kamelen will ich Wasser schöpfen,
is alle getrunken haben. Und sie goß den Krug in
die Rinne, stieg hinab in den Brunnen, füllte den
Krug immer wieder von neuem, bis alle Karrwle sich
!att getrunken hatten. Dieses Werk der Barmherzig- nen wmtt dazu ae
eit war für Rebekka das Zeichen der Erwählung, der Gelegenheit. Ihr wißt ja alle, wie von Tag zu To,
Schlüssel der Ehre. die Knappheit immer mehr zunimmt in jenem wun-
Jm Morgenland mit seiner Sonnenglut ist ein derbaren Getränk, das die kräftigste Nahrung bildet
Trunk Wasser noch eine größere Wohltat als in für Gesunde und Kranke, für jung und alt, ganz be-
unserm kälteren Norden. Bei Belagerungen haben sonders aber für die Welt der Kinder: ich meine di»
es die Feldherrn oft darauf abgesehen, der feindlichen Milch. Wie in Bethulia daS Wasser verteilt wurde,
Stadt das Wasser abzuschnetden. Als Holofernes so muß jetzt auch iu vielen Gegenden uuseres Vater-
die jüdische Stadt Bethulia belagerte, konnte er,'ar.diS die Mtlch verteilt werdn. 7'Kcm wird sei«
sie lange nicht einnehmen wegen ihrer geschützten, ber- Quantum zugewiesen. Es wäre ein Unrecht vor dem
rigen Lage. Da ließ Holofernes die Wasserleitung zer- Gewissen, ein Frevel gegen Bott, eine Hartherzigkeit
tören und stellte Wachposten an sämtliche Brunnen.! gegen den Nebenmenschen, wenn der eme oder an-
flls nun zwanzig Tage herum waren, wurden die, dere aus Unverstand, aus Böswilligkeit, aus schnöder
Cisterncn und eisernen Wasserbehälter in der Stadt! Selbstsucht durch die Maschen des Gesetzes hindurch-
allmählich leer. Das vorhandene Wasser wurde von; schlüpfen und mehr Milch behalten oder sich verschaf»
der Gemeinde beschlagnahmt und jedem Bewohner sen würde, als ihm nach dem Verteilungsplan zu»
sein kärglicher Anteil zugewiesen. Da kamen Männer kommt. Insbesondere müßt ihr Landbewohner über
und Frauen, Jünglinge und Kinder zu Ozias, dem, die Verwendung der Milch euch Rechenschaft gebe«.
Hohepriester und Kommandanten der Stadt und spra-1 Gewiß babt ihr den ersten Anspruck auf Versorgung,