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P» heilige latnilt,
d«s Aorbiid der »riklichr« Fimiie.
Um das Sanner der Laritas,
Vas durch Gründung des CaritaSverbandes in un¬
serer Tiö^se aufgevslanzt worden ist, sollen sich alle
scharen: Kinder, Jünglinge, Jungfrauen, kianncr
Unb Frauen und so in einer „wohlgeordneten
Sch lacht reihe" her vielgestaltigen Not entgegenlre
len. Schon
das Kind
soll lernen Caritas zu üben und man soll es an das
Almosengeben gewöhnen und dies und jenes Almosen,
das man selbst gibt, durch des Kindes Hand überrei¬
chen lassen. Das ist so einfach und doch liegt darin so
. viel Weisheit und erzieherische Kraft! Es ist die erste
Berührung der Carrlas mit dem Kindesherzen, so
schön, so poetisch, so ftuchtreich. Ta wird man gewahr,
»me recht der christliche Philosoph hatte, der da sag'.e:
»Des Menschen Seele ist von Natur christlich , des
Menschen Seele ist von Natur barmherzig, edelmütig
und gmt Wr hat nicht schon die blitzende Freude
des Kindes gesehen, wie es dahin trippelt mit den
tteinen Füßchen über die Straße hinüber, ttötz der
Gefahren des Wagenverkehrs, um dem armen Mann
mit einem kräftigen Ruck den Fünfer oder den Gro
scheu in de» Hut zu werfen. Und wie froh und zu¬
frieden kehrt es dann zurück. Für das Thema Kind
und Caritas ist auch von Wlchttgkeit das richige
verhalt-- g.gen die Dienstboteu in, Hause. ihnen
tritt zum erstenmal der Unterschied der Stände an das
Kind heran und da mutz es gleich in die richtige
Fährte kommen. Ein gut Teil der sozialen Frage ist
niajr eine Frage des baren Geldes und des Magens
sondern eine Frag« der richtigen Behandlung. Und
für eine solche muß. wie gesagt, schon des Kindes Seele
gleich richtig gesttmmt »verden. Wenn das Kind ein
naseweises oder ungezogenes Wort gegen den Dienst,
boten sich erlaubt, dann soll man chm gleich bei-
bringen, daß die Dienstboten einen achtbaren Stand
bilden, daß sie, wenn sie ihre Pflicht treu erfüllen,
möglicherweise über dem Kind, ja über der Herrschaft
selbst stehen. Die Eindrücke solcher Lehren haften tief
in der Seele des Kindes und sind von dauernder,
nutzbringender Bedeutung. Wenn es Gott sei Dank
noch viele Herrschaften und Arbeitgeber gibt, die bei
aller Wahrung ihrer Autoriftt mit ihren Unterge¬
benen gut umzugehen verstehen und durch freund-
liche Behandlung und wohlwollendes Entgegenkom¬
men sich einen Platz in ihrem Herzen gesichert haben,
so haben gewiß manche davon diese edle, vornehme
Kunst schon im Elternhause im Verkehr mit den
Dienstboten gelernt und geübt uncrr Führung und
Zucht einer feingesinnten Mutter und eines richtig
und vernünftig regierenden Brters.
Zamilienpflege.
Der Gesellenvater Kvlping tvar nicht nur ein
großer Svziatpolitiker u. ern vorbildlicher Organisa¬
tor, er war auch ein praktischer Seelsorger,
der wußte, wo man ansetzen inuß, wenn man die
Welt und die Menschen bessern will. Irgendwo
hat er cinnial geschrieben: „Zerbrechet euch die
Köpfe üoer die beste Staatsmaschine wie ihr wollt;
ersinnt Gesetze, welche in ihrer klugen Berechnung
das ganze Altertum beschämen. Solange nicht ein
tüchtig,e Familienleben eine tüchtige ' bürgerliche
Gesinnung und Tugend erzeugt und erzieht, den Geist
erweckt, w dem neue Gesetze erst Leben empfangen.
Werdet ,hr Wasser in ein Sieb tragen. Das Fa¬
milienleben ist wichtiger als alle Wissenschaft der
Gelehrten, als alle Kunst großer Geister, als alle
Macht der Mächtigen, als alle Politik. Predigt rrnd
erzieht an einzelnen, soviel ihr wollt, wenn das Fa¬
milienleben die gute Aussaat nicht in Schutz und
Pflege nimmt.-wird eure aufgewandte Mühe meist
wr« Wasser im Sand verrinnen. Die Rettung des
Menschengeschlechtes fängt bei der Familie an. bei
der Ehe. bei der Hochzeit. Nur wenn die Ehe das
pt. was Gott aus ihr gemacht hat, kann sie die
menschluhe Gesellschaft erhalten."
€u tonn Bedeutung der Familie für
Kirche. Staat und Gesellschaft nicht gekennzeichnet
werden als mit diesen Worten. Wenn aber oer
Familie solch überagende Bedeutung zukommt, dann
muß auch der größt« Wert bcigemessen werden der
ecrage: Me steht es mit der Familie und den, Fa-
»Nitten.ebcn in der Gegenwart? Es ist das so recht
die Kenifrage all« sozial«, Frage».
, Mas die materielle» Grundlage« für das Fa-
milirnlcben betrifft, so sind sie gewiß in unserer
Belt b« allen Volksschichten durchaus besser gewor¬
den. Man vergleiche die Lebensweise, dre Arbeits-
Bedingungen, die Gesundheitsverhältnisse der Jetzt¬
zeit etwa mit denen der 50er Jahre des vergange-
nen Jahrhunderts und man wird gestehen müssen:
Mit den Rlesenfortschritten der monschl. .Kultur hat
so ziemt ich gleichen Schritt gehalten die Verbesserung
der Lebenslage der einzelnen Volksschichten. De,»,
nach waren für ein glückliches Familienleben die be-
stoii äußeren Vorbedingungen geschaffen tvorden.
Gleichwohl hat das Familienleben als
so ches in dieser Zeit keine Fortschritte gemacht, im
Gegenteil: es hat schwere Schäden erlitten; ein deut¬
licher Beweis dafür, daß das Familienglück sich
nicht aufbauen läßt mit Geld und Gut. sondern daß
andere Momente dabei ausschlaggebend sind.
daß das Familienleben uitter dem
modernen Aufschwung der Kultur den größten Scha-
hat, wird heute allgemein zugestand rr.
^.ÄZ^^'wnigen sehen wir mit erschreck¬
ter Deutlichkeit vor uns: Ehescheu. Eheschändun-
gen, Ehescheidung, Geburtenrückgang, Kindcrver-
Wahrlosung u w. Bei Hoch und Nieder, bei arm
und reich sehen »vir diese Fämilienschädcn, Beson¬
ne? Vhl-e'ch sind sie naturgemäß beim erweb^
tätigen Volke. Schuld daran trägt einmal die Arbeit
der Mutter außer Hause. Man kann dem nur zu-
fttmmen. was der evangelische Pfarrer Julius Wer¬
ner bezüglich der Erwerbsarbeit der Mutter unlängst
ISn'S,!*“ W
-Frauenkraft in Lebenskraft. Aus ihr wird da«
Serm geschaffen und belebt Die moderne Zeit fordert
kLw-I1 d'wung. Erwerb und politische Betätigung
. .Ir^ sich die Erfüllung dieser Forderungen als unbe-
dingt forderlich für unsere BolkSkrast erweisen? Bit
düng stärkt die Frauen- und damit die Vo.kskraft nur.
'st Gchirnermüdete
nerben bgehetzte Krauen bedeuten keinen Zuwachs an
B- kskraft „Beruf oder Muttersckait?- ist eine falsche
Mutterschaft ist Beruf. Die Frau mutz
dem Sause belassen werden, vor allem die Mutter pflege¬
bedürftiger Kinder. So gut die Kinderarbeit verboten
wurde, ebenso kann die auherhänSliche M tterarbeit
verboten werden. Wenn der Staat Milliarden aus-
ibt für d,e Vaterlanosverteidigung, kann er Millionen
wben für die BaterlandSerbaltung. Jndividuanfierre
«iehnltsverhaltniffe, eine sozial gerichtete Lohnpolitik
mchsen den Weg zu Heim und Scholle er„-ö lichen.
glicht nur die biologische und nationale Bedeutung der
Mutterschaft ist zu betonen. Denn e» darf sich nitt
nur Darum bandeln, Soldatenmaterial zu flewninen Die
. am,Ire soll wieder in ihrer wahren Form e. stehen,
die ch r i st liche Familie mit den nahen un
nnigen Beziehungen von Mutter und Kind. So wir -
die Frauenkraft im Mutterdernf unserem Volk zum
.yette dienen.- 0
Ganz besonders aber sind die Familienschäden im
erwerbstätigen Volke hervorgerufen worden durch die
das Familienleben vollständig untergrabenden Lehren
der Sozialdemokratie, »vie sie z. B. Bebel in seinem
Buche: „Die Frau und der Sozialismus" niedcrge
legt hat. Kem Buch der Gegenwart hat für das Fa¬
milienleben so zersetzend gewirkt als gerade Bebels
„Frau .
Dazu kommen die jetzt noch unübersehbaren Schä-
™ der Krieg dem Familienleben gxbracht hat.
! Wieviele Familien hat er zum wirtschaftlichen Ruin
gebracht: w,e vielen Familien bat er den Ernährer
nir immpr nomuhf* wU* t-_,
bc* großen Papstes im Dienste der christlichen Fa-
mtav J°tr£. ^Urci9 Jahrhunderte unvergessen bleiben.
Dresr „Familienpflege" ist besonders wichtig in den
^'"vten.wo dre modernen Erwerbsverhältnisse sich
zum Nachterl des Familienlebens besonders bemerk-
bar nmchen. Es darf in dieser Frage nicht bei Worten
Bewenden haben, praktische Arbeit ist nötig. In
München hat man den Versuch gemacht, diese durch
einen „Verein für Familienpflege" zu leisten. Er
Tl Ä.fa^°rifö«" Grundsätzen an der Erhalttrng
und Kräftigung des deutschen Volkes Mitarbeiten und
durch Familienpflege den falschen Lehren über Be-
vvllerungspotltlk entgegenwirken, Mittel und Wege
bieten, um die Jugend für das Familienleben zu er-
ziehey, den Frauen, die dtirch das Erwerbsleben von
^.»amilie abgehalten sind, in der Pflege der Fa-
mrlte behilflich zu sein und denjenigen, die durch da-
Erwerbsleben von der Familie ganz ferngehalten
sind, dieselbe nach Möglichkeit zu ersetzen.
Als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes sollen
“• a- tnenen: Förderung der Verehrung der heil.
Familie zur Weckung echten Familiensinnes; Be¬
lebung und Verttefung des Familiengedankens i»
Wort. Schrift und Bild; Wöchnerinnenpflege, die sich
uur des Kindes und der Mutter, sondern auch
der Familie annimmt; Hauskrankenpflege, die sich so-
wohl um den Kranken als auch, wo nöttg, um dessen
Familie kümmert: Kinderpflege und Kinderschuh in
engster Fühlungnahme mit der Familie: HauSwirt-
schaftliche Schulen und Kurse als systematische Fort-
setzung und Ergänzung des Unterricht« in der Bolks-
und Fortbildungsschule und in engster Anlehnung an
tue Lebensverhaltnisse und Bedürfnisse des erwerbS-
tätigen Volkes: Wohnungspfleg« durch Vorträge. AuS-
stellunaen von Wohnungsausstattungen und Woh-
nunasfchmuck: Gründung und Unterhaltung von Ju¬
gendheimen und Ledigenheimen: Schaffung von Woh.
nungsvermittlung. Mittag, und Abendtisch für solche,
die in einem Heime nicht Aufnahme finden können
und wollen.
Wenn das alles auch nicht überall am Platze ist. ftf
wird man doch darin manche Anregung für die Be¬
strebungen und für die Tätiakeit der katholischen Per-
eine auf dem Gebiete der Familienpflege finden. Da
ähnliche Gedanken der Familienpflege im Sinne der
Bevölkerttnasvolittk setzt von den verschiedensten Sei¬
ten aufgegriffen werden, vielfach aber in einer Weise,
die unserem sittlichen Empfinden Holm spricht, dürfen
wir nicht zuruckbleiben. Stehen wir rechtzeitig auf
und tragen wir die Gedanken der Familienpflege in
einer Form in die breiten Bolksmasien hinein, wie
eS unS durch unsere heilige Religion naheqelegt wirb
und wie eS allein »um zeitlichen und ewigen Glück
der christlichen Familie gereichen kann.
j für immer geraubt: wie vielen Tausenden bat r b,e
Grundung einer Familie unmöglich gemacht. Zu de»
bereits bestehenden schweren Familienschäden sind
noch neue durch den Krieg hinzugekommen, so daß
man wirklich sagen kann: Soll ein neues Deutschland
erstehen, das fähig ist, dir großen und schweren Auf-
gaben der Zukunft m lösen, dann muß zunächst He!-
mi!le 'üeTbC” der Wurzel unserer Kraft: der Fa-
Den offenkundigen Familienschaden gegenüber ist
Famlftenpflege am Platz, d. h. alles, was zur Hebung
und Belebung und Verttefung des Familiengedan¬
kens. was zur Gesunwng und Erneuerung des Fa¬
milienlebens dienen kann.
Den Weg dazu hat unS Kathofiken gewiesen der
ar.ße Papst Le» XUW der kann, ein Rund-
schreiben an die Katholiken deS Erdkreises erlassen hat
ohne auf die Familienschäden und deren .Heilung hin¬
zuweisen. Er hat in der religiös,« Erneuerung den
wichtigsten Weg zur Gesundung des Familienlebens
gezelgt, hat den christlichen Familien als Idealbild
wahren Familienlebens die hl. Familie von Nazareth
vor Augen gestellt, hat den Verein der hl. Familie
Eln wort an die Litern.
Mein Elternhaus stand in der Stadt. Dort habe»
wir Kinder die sonnchlle Kindheit verlebt, die in der
lieben weiten Welt möglich ist. Die Sonne selbst
fand zwar zwi-chen den hoben Häu'ern nur verstoh¬
len und mühsam einen Eingang in unser Zimmer.
Aber von diesem bedenklichen Zustande ahn en und
'ühlten wir Kinder nichts. Denn, was braiichts noch
Sonnenschein durchs Fenster, wenn von der Mutter
ein steter Glanz des Frohflnns, der Gemütlichkeit
»nd Güte ausgeht? War die böse Schule aus, so
sp-angen wir, -o schnell uns die Füße trugen, heim
ins Paradies zwilchen den Mauern.
Am Sonntag mittag aber, wenn wir am Tisch
,'aren mit dem frisch duftenden sauberen Tischtuch,
wenn an der Hausmauer gegenüber die Sonne blen¬
dete, erfolgte von Seite des Vaters eine feierliche
Eröffnung über die Ziele und Aufgaben des Nachniit-
tags. „Kinder, heut gibis einen Spazieegong!" So
kam denn der b rrliche SonntaaS-Nachmittags-AnS-
fl--g durch die Felder, in den Wald, aui die Höhe.
Das chat alles einmal aufgehört. Einmal sind wir
zum letztenmale miteinander gegangen; wir haben
es nicht gewußt. Lang, lang ists her.
Im eigei en Haus baden »vieder die Kinder ge-
spielt. In aber der Sonntag gekommen, dann sind
auch wir wieder mit den Kindern ausgezogen. Weit
über die Höhen ist der Familienzug singend gewan¬
dert, im Walde haben »vir uns gelagert; abents sind
wir müde und glücklich heimwärts gezogen, der Jüngste
reitend auf dem väterlichen Buckel.
Jetzt ist grad jo die Zeit gekommen, wo eins umS
andere fortzieht aus dem El-ernhaus. Sie sind groß
gewoi den und muffen die Eltern allein lassen. Die
Sonntagnachmittage werden still. Wir hättens früher
viel besser wissen und nüpen sollen, was wir hatten.
mr Erneuerung der christlichen Fannlie und das I Zhr Eltern, habt mit den KindernSonntag, so fröhlich.
Fell zu Ehre» der hl. Famll» «aaeflihrt. Die Arbeit! lo schön, so lang, als es möglich ist! B. M.