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Auch dieser »ebner fand den lebhaftesten Beifall
der Versammlung für seine Ausführungen. Im An-
schliß an fie führte Herr «eichStagSabg. Müller noch
au»: Ich stehe letzt bald 25 Jahre im politischen Leben.
Z» ist mir aber u t e zweifelhaft gewesen, das, da» be.
stehende Wahlgesetz -uw preußischen Abgeordnetenhause
rin Unrecht ifü Die gleiche Meinung hatte auch
mein leider zu früh verstorbener Freund Herr Rodert
»ircher, der den Wahlkreis Fulda 5 Jahre von 1893
bi» 1898 vertreten hat. Wir haben schon vor 25 Jah¬
ren gegen diese» Wahlrecht gearbeitet. Auch die Zen¬
trumspartei hat sich wiederholt in diesem Sinne au»,
gesprochen, und e» hat mir jetzt große Freude gemacht,
daß die Zentrumsmitglieder de» Wahlgesetzausschusses
einmütig für da» gleiche Wahlrecht eingetreten sind.
Datz bei der Einführung de» gleichen Recht» vielleicht
einige Sitze verloren geben, mag zutreffen, da» ist aber
kein Grund ein alte» Unrecht aufrechtzuerhalten. Der
Verlust. für die Zentrumspartei kann aber gar nicht
groß lein, wenn die Wähler ihre Schuldigkeit tun, und
wenn auch die Abgeordneten ihre Pflicht getreulich er¬
füllen. Unsere beiden LandtagSabge.
ordneten hoben ihre Pflicht erfüllt, sie werden
deshalb auch beim gleichen Wahlrecht in Ehren be¬
stehen. Im weiteren wies Redner hin auf die
große Unzuverlässigkeit der Konservativen.
i Im Kulturkampf haben sie eifrig gegen
die Katholiken gekämpft, bei der Leichenver-
b r e n n u n g haben fie uns zum Teil im Stich gelassen,
im Reichstage find fie b i» z u l e tz t die eiftigsten
Verteidiger de» gehässigen Jesuiten.Ausnahmegesetzes
gewesen. Al? sogar schon die Rationalliberalen fitz
Aufhebung stimmten, haben sie noch verlangt, daß bie.
fe* jetzt beseitigte Ausnahmegesetz aufrechterhalte
werden müßte. Wo bleibt da die Waffenbrüderschaft
Die El^ialdemokraten waren stets gegen alle Aus,
nahmegesetze. fie Haber uns in solchen Fragen beige,
standen n i ch t au» Freundschaft für den Jesuitenorden,
sondern weil sie gegen olle Ausnahmegesetze sind. Ein
offener Feind ist manchmal weniger schädlich als ein
Freund, der mich im entscheidenden Augenblick im
Stich läßt. Wir Zentrumsleute haben schon manchen
Kampf durchgekämpft, wir werden auch künftig über
unsere Gegner Herr werden, wenn wir unsere Pflicht
tun und einig bleiben. Auf Vorschlag des ReichstagS-
vbgeordneten Müller wurde folgende Entschließung an.
Genommen.
Die VerirauenSmännerversammIung spricht sich
f ü r die Einführung deS allgemeinen, gleichen, ge¬
heimen und unmittelbaren Wahlrechts zum preu.
ßischen Abgeordnetenhaus« aus und billigt die
Stellungnahme de» Zentrum» im WahlrechiSauS,
schuß.
Mit einem Hoch auf die Abgeordneten und das
Zentrum fand die Versammlung ihr Ende.
Am Weißeusonntag wurden in unserer Stadt
420 Kinder zum ersten Male zum Tücke deS Herrn
»»gelassen (194 Knaben und 226 Mädchen-. Die
Dompfarrei zählte in diesem Jahre 213 Erst
kommunikanten, 89 Knaben und 124 Mädchen,
gegen 173 im Vorjahre (78 Knaben u. 85 Mädchen);
in der Stadtpfarrei waren es 197 Erstkommuni-
kauten. 100 Knaben und 97 Mädchen, gegen 191
im Vorjahre (95 Knaben, 96 Mädchen); die
Pfarrei »um hl. Geist hatte in diesem Jahre
nur 10 Erstkommunikanten, 5 Knaben und 5 Mädcken,
gegen 17 im verflossenen Jahre (9 Knaben und 8
Mädchen). Die kirchliche Feier vollzog sich in den
einzelnen Pfarrkirchen in herkömmlicher feierlicher
Verse. Die Jugendkapellen hatten sich in den Dienst
der guten Sache gestellt und die glücklichen Kinder
in festlichem Zuge von der Schule zur Kirche be.
gleitet. Die Kerzenträger waren wie im Vorjahre der
Einfachheit halber fortgefallen. Ein großer Teil der
Väter der Erstkommunikanten konnte zum Leidwesen
der Kinder nicht der Feier beiwohnen, der Krieg
hielt sie ferne, oder fie ruhen vielleicht schon in
fremder Erde. Möge es der letzte Weiße Sonntag
des Weltkrieges gewesen sein. — Sehr erbaulich war
auch eine Erstkommunionfeier im Landkrankenhause.
Ein Erstkommunikant (August Möslein) aus Eck-
weisbach, der am vorigen Donnerstag wegen
Blinddarmentzündung operiert worden war, empfing
in Gegenwart seiner Mutter feierlich die erste hl.
Kommunion in einem von den Schwestern zu einer
kleinen Kapelle umgcstalteten mit Blumen prächlig
geschmückten Krankenzimmer. Gesänge der Schwestern
verschönerten die stimmungsvolle Feier.
Der katholisch« Jugendverein der Stadtpsarrei
veranstaltete am Ostermontag im vollbesetzten Saal
des Gejellenhauses einen gemütlichen Unterhaltungs¬
abend, der einen schönen Verlauf nahm. Der
Präses des Vereins, Herr Stadtkaplan Bilz, konnte
nnt Freude feststellen, daß außer den vollzählig er-
schienenen Mitgliedecn auch die Eltern und Ange¬
hörigen sich sehr zahlreich cingefunden hatten und
entbot all n Gästen, darunter dem Diözesanpräses,
Herrn Prof. Dr. Leimbach, einen herzlichen WiU-
kominenzruß. Sodann entwarf er in einer be«
E^lbrten Ansprache den Jünglingen und besonders
den eben aus der Schule entlassenen, ein Bild vom
BerernSleben. Tr zeigte an einem Wort deS großen
Dichter» Arndt, wu ernst die gegenwärtige Zeit fei
und welch wichtige Aufgaben eia jeder deutsche
Jüngling in der Zukunft zu erfülle» habe. Darum
-ei e» auch Pflicht, die Jugendzeit recht gut zu be¬
nutzen. Fleiß und Sparsamkeit, Mäßigkeit u. Rein¬
heit seien da» Fundament, da» gebaut werden muffe
in der Jugend, wenn man werden wolle ein
glaubensstarker Mann und Torist, sowie ein tüchtiger,
brauchbarer Mensch im Berufe. Erfreulich war eL,
daß sich daraufhin über 60 Schulentlassene bereit
erklärten, in den Jugendverein einzutreten. Die
Theaterabteilung hatte ein reichhaltiges Programm
zusammengestellt und sorgte für den der Jugend so
notwe digen Humor. Der Herr Diözesanpräses gab
in einer herzlichen An prache seiner Freude über die
große Zahl der Neuaufgenommenen Ausdruck, richtete
ernste Mahnungen an die Jugend und schloß mit
einem Hoch auf unser tapferes deutsches Heer, dem
auch wir eS gleich tun müßten in der treuen Pflicht¬
erfüllung: tapfer und treu für 9W-» „nd Baiertand.
Das Eiserne Kreuz erster Klasse wurde dem Leut¬
nant d. R. und Batterieführer Richard Velduug.
Sahn der Frau Jz. Veldung verliehen. Ferner wurde
mit der gleichen Auszeichnung ausgezeichnet dec Uwer-
offizier Robert Happ, Inhaber de» Eisernen Kreuze»
tind der Hess. Tapferkeitsmedaille, Sohn des Johann
David Happ.
Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse erhielten der
Gefreite Karl Kropp, der Füsilier Friedrich Oden,
Wald, Sohn der Schuhmachermeisters Rik. Odenwald.
Befördert wurden zu Unteroffizieren der Gefreite
Joseph Maier, Inhaber deS Eisernen Kreuzes und
der Hess. Tapferkeitsmedaille, Sohn des Borarbeit-' °
Joseph Maier. Gefreiter Friedrich Will, Inhaber des
Eisernen KrenzeS und der Hess. TapferkeitSmedaille,
Sohn des Andreas Will. Zum Sergeanten Unteroffi¬
zier Hermann Zentgraf bei einer Eisenbahnbau-
Kompaguie.
Die Hess. TapsrrkrltSmedaille erhielt der MuSkefier
Hermann Krönung» Sohn de» Dachdecker» Magnus
Krönung. Inhaber deS Eisernen KreuzeS.
Den Weimarlschen Weihe« Falken mit Schwerter«'
erhielt der Leutnant d Res. Leo Etzel, ein ehemaliger
Abiturient des hiesigen Gymnasiums..
Den Heldentod starben der Musketier Daniel Emil
Böschen im 29. Lebensjahre; der Gefieite Reinhard
Nathmann, Inhaber de» Eisernen Kreuzes, Sohn de»
Elsenbobnobersekretär» Rathmcmn, nachdem er über 3
Jahre für das Vaterland gekämpft und wiederholt ver¬
wundet war, der Leutnant und Kompagnieführer, Tief,
bauingenieur Otto He nlel, Sohn des Londesrent-
Meisters Franz Henkel, der seit KriegSbeginn im Felde
stand und der Leutnant und Bataillonsadjutant, Ritter
deS Eisernen KreuzeS 1. und 2. Kl. und der Hess.
TapferkeitSmedaille, Karl Sauer, Sohn der Frau
Hegemeister Ww. Sauer.
Au» dem Kreise Fulda.
Den Heldenwd für daS Vaterland haben erlitten:
Sergeant Kornelius Mohr, Jnbaber de? E. Kr.» von
Großenlüder; die 29jährigen Musketiere Karl R ühüel,
Sohn des Landwirts Anton Rützel, von Pfaffenrod u.
Joseph W i tz e l, Sohn deS G. Wihel von Kerzell sowie
der erst 19jährige Kanonier Franz Jos. Jahn von
ElterS; der Tambour Franz Wagner, Inhaber deS
C. Kr., ans HoraS; der im 81. Lebensjahr« stehende
Ers.-Reservist und Inhaber des E. Kr. Franz Weber
von Eichenzell, nachdem er 3 Jphre dem Vaterland ge¬
dient; der Gefieite Gregor Sauer von Riederkalbach
im Alter von 25 Jahren; der Musketier- Augustin T r a
bert von Rödergrund in einem
eines Urlaubes in der Heimat
Feldlazarett. Während
starb an einer heftigen
Lungenentzündung der verheiratete Musketier Joseph
Latsch von Eichenzell.
Das Eiserne Kreuz erhielten: der Musketter Karl
Herzig, Sohn des Gutsbesitzers Joseph Herzig, von
Neuenbrrg; der Pionier Franz Köhler, Sohn der
Wwe. Hilda Köhler, und der Landsturmmann Amaud
Feldmann, Sohn de? Fabrikarbeiters Bonifatlns
Fcldmcmn, von Bronnzell; der Minenwerfer Jos. Hah¬
ne r von Magdlo» und der Gefieite Aug. Odenwald
von Rothemann unter gleichzeitiger Ernennung zum
Unteroffizier.
Befördert wurden zum Wachtmeister der Vizewacht¬
meister Ludwig Müglich von Friescnhausen; zu Serge¬
anten der Unteroffizier MagmiS Richter, Sohn des
Hüttners Georg Richter, von Bachrain: der Unteroffi¬
zier Leopold Kollmann, Sohn deS Schreinermeisters
Joh. Georg Kollmann, von Haimbach; Joseph Schütz,
Sohn deS Karl Schütz, von Harmerz; Franz Vogel,
Sohn deS Theodor Vogel, von Zell; die Unteroffiziere
W. und Philipp Kreis, Inhaber des E. Kr., Söhne
des Landwirtes Ferdinand Kreis, von Müs.
Das Verdienstkreuz für Kriegshilfe erhielten auch
mehrere Beamte und Arbeiter der- Kaliwerke zu Neuhof,
u. a. Schmiedemeister Fcrd. Hahn aus Ellers, Schmied
Rupertus A tz e r t und Häuer Jos. Schickentanz
aus Neustadt und Schachthauer Joseph Barth auS
Riederkalbach,
Au» dem Kreis« Hüafeld.
Die kommissarisch« Verwaltung de» hiesigen Laich,
ratsamte» ist Herrn RegierungSrat Ludwig zu Düs«
jeldorf übertragen worden.
Befördert wurden zu Sergeanten: der Unteroffizier
Emil Schmitt, Inhaber de» E. Kr. und der hessischen
Tapserkeitsmedaille» von Steinbach; der Unteroffizier
Gregor Breitung. Sohn deS Landwirte» Aug Brei«
tung, Inhaber de» E. Kr., von RaSdorf. Zum Unter«
offfzier der Gefieite Emil P f e f f e r m a n n von Gort,
darb»; zum Gefieite« unter gleichzeitiger Verleihung
deS Eisernen Kreuzes Otto Rrimmet Sohn de»
Landwirt» Joseph Krimmel, von Nüst.
Den Heldentod starb der Gardeschütze Paul Des¬
sen r o t h von Roßbach, im jugendlichen Alter von 29
Jahren.
Ein Eisenbahnunglück hat sich zwischen Großen¬
taft und Eiierfeld ereignet. Am Dienstag mittag
entgleiste hier die Maschine des um 1.17 Uhr
in Hünfeld einireffenden gemischten Zuges (Gütcr-
und Personenbeförderung). Die Lokomotive über¬
schlug sich bei der Weiterfahrt, stürzte die Böschung
hinunter und riß den Packwagen, sowie zwei Per¬
sonenwagen mit sich. Ter Packwagen ging vollständig
in Trümmer, die anderen Wagen und die Lokomotive
wurden stark beschädigt. Der Zugführer Ritz von
Hünfeld, gebürtig aus Pelersbera» der sich in dem
Packwagen befand, blieb tot. Fühier und Heizer
des Zuges kamen unter die Maschine zu liegen;
der Lokomotivführer Herbert au» Hünfeld erlitt
wunderbarerweife nur leichte Kopfverletzungen,
während der Heizer schwer verletzt wurde. Vis jetzt
sind fünf Tote und acht Verletzte zu beklagen.
Die Toten, meist Frauen, sind teilweise nach ihrem
Heimatsort, vier Schwerverletzte: Ein älterer Mann,
der Heizer des Zuges, eine Frau namens Wiegand
aus Rasdoif uns ein Mädchen namens Wald aus
Großenlafl in das Landkrankenhaus nach Fulda
verbracht worden. Ueber die Ursache des Unglückes
ergeht man sich in allerlei unkontrollierbaren Ver¬
mutungen.
Au» dem »reise GerSfeld.
Bei der lehren KreiStagsfitzung wurde u. a. an
Stelle de» Bürgermeisters S chützler von Scmdberg
Landwirt Richard Reinhardt aus Mauerschell mit
3 von 15 Stimmen in den Kreisausschuß gewählt, womit
der Bezirk Hilders wieder die ihm zukommende Ver.
tretung im Kreisausschuß hat.
In GerSfeld empfingen am Weißensonntag 4 Kna¬
ben und 7 Mädchen die erste hl. Kommunion.
Das Berdiknstlrenz für Kriegshilfe erhielten u. a.
DarlehnSkassen-Rechner Linus K r S n u n g-Schmalnau
und Darlehnkaffcnvorstand Christian Rüde r.Wüften,
sachsen.
De» Heldentod staich der Sanitätsunteroffizier und
Inhaber de» Eisernen Kreuzes Kaspar Bott von
Hintereselsbrun», Pfarrei Kleinsassen.
AuS dem Effeoacher Oberland.
Herr Hauptmann M i t t e r m ü l l e r miS Derm¬
bach im Eisenacher Landsturnibataillon, Sohn de»
Herrn Bürgermeisters Mittermüller, wurde mit dem
Eisernen Kreuz erster Klaffe ausgezeichnet. Beim
Borgehen in der Schlacht bei Soldau wurde er s. Zt.
schwer verwundet und erhielt danials das Eiserne
Kreuz 2. Kl. — Eiu Enkel des Herrn Bürgermeister»,
der 18jährige Fahnenjunker Leo v. Zalewski wurde in
Flandern zum Unreroffizier befördert und mit dem
Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Joseph R i tz II.» Sohn
de» Schmiedemeister? Aloysius Ritz aus Bermbach, In.
Haber des Eisernen KreuzeS und der Weimarischen Ver¬
dienstmedaille, wurde zum Sanitätsunteroffizier be¬
fördert.
Vom Mai«.
Am 1. April 1918 konnte Herr Ludwig Lehnen
au» Trier, jetzt Direktor der „Franks. Volkszeitung",
sein 25jähriges Berufsjubiläum al» Redakteur be,
gehen. Der größte Teil dieser Jahre fällt auf seine
Tätigkeit als Leiter der „Neukirchener Zeitung" im
Saar-Revier, wo er 17 Jahre lang zum Teil in politisch
sehr bewegten Zeiten wirkte. Im Jahre 1918 über¬
nahm Herr Lehnen die durch die Kriegswirren ver.
waiste Direktion der „Franks. Volksztg." (KaroluS-
Druckerei.Gefellschaft.). — Die Zahl der Erstkomnruni.
kanten in den zur Diözese Fulda gehörigen Frank¬
furter Pfarreien betrug für Bockenheim 123 Knaben
und 118 Mädchen, für Eckenheim,PreungeSheim 19
Knaben und 27 Mädchen, für Eschershelm.Ginnheim
13 Knaben und 12 Mädchen, für Seckbach 2 Knaben
und 6 Mädchen.
I Aus Oberhesscn.
Das Eiserne Kreuz erster Klasse erhielt der'Unter¬
offizier Anton Martin, Sohn des Landwirtes Konst.
Martin, für hcrvorrageiide Tapferkeit auf dem toestlichen
Kriegsschauplatz in den letzten schweren Kämpfen.
Gestorben ist zu Schönenberg (Bezirk Köln) am 8.
April der hochw. Herr Joseph Zimmer, ein Neffe
des Hrn. Pfarrers Zimmer zu Erfurtshausen. Der Ver.
storbene war geboren am 17. Februar 1879 zu Em»-