Full text: Bonifatiusbote (1918)

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fcre* VündnifleS mit Oesterreich etwa» Lridert und die 
Machenschaften Clemeneeau», — die dahin zielten, durch 
»aS Sprengpulver de» Mißttmiens Oesterreich-Ungarn 
Von Deutschland zu trennen und das Bündnis dieser 
Länder zu sprengen, vergeblich gewesen sind, so muß 
«an doch sagen daß der Brief besser nicht geschrieben 
koorden wäre. Im Briefschreiben muß man immer sehr 
vorsichtig sein, ganz besonder» gilt da» für hochgestellte 
»reise; ist der Brief aus der Hand gegeben — dann 
Weiß man nicht, in welche Hände er noch kommt; auch 
Eamiliengliedern darf man da nicht ohne weitere» 
auen. Daß Kaiser Karl sich sehr um den Frieden 
Lemüht, ist ja bekannt, sein Her» krampst sich zusammen 
S-.n Anblick de» unsäglichen Leides, das der Krieg über 
, Völker gebracht hat. Aus dieser Gesinnung herau» 
schrieb er den Brief an seinen Schwager, in Frankreich 
für den Frieden tätig zu sein mit dem Hinweis darauf, 
vaß Oesterreich-Ungarn ja kaum in einem wirklichen In. 
tereflengegensah. geschweige denn in einem Haßverhält. 
«if[e zu Frankreich stehe, sodah man in Paris vertrauen 
Knne, der österreichische Kaiser meine es, indem er 
Frankreich zur Verständigung lade, aufrichtig und gut 
mit ihm. Gegen einen solchen Friedenssühler wäre ja 
e nichts einzuwenden gewesen, wenn auch die österr. 
rung, besonders der verantwortliche Minister des 
Ueützcrn davon Kenntnis gehabt hätte. Gewiß kann 
in Kaiser auch durch Privatbriefe erfolgreich in den 
stasg der hohen Politik eingreifen. dann mutz der Text 
>er Briefe aber mit den Ministern sorgfältig überlegt 
-in* festgestellt werden. Bei dem engen Verhältnis, da? 
besonders jetzt im Krieg zwischen uns und Oesterreich 
besteht hätte bei dem Brief auch die deutsch« Regierung 
erst verständigt werden müssen, dann wären die uner. 
glücklichen Vorkommnisse bei dieser trotz aller Erklä¬ 
rungen und Gegenerklärungen immer noch recht merk¬ 
würdigen Briefasfäre vermieden worden. Das bedauer. 
Achste ist, daß infolge davon nun auch 
Graf Ezernin zurückgetteten 
ist. lieber die .Gründe" dazu wird von Wien aus alles 
Möglich«' und Unmögliche verbreitet, sodaß sich kein 
Mensch darin auskennt. Jedenfalls hat der Kaiserbrief 
den nächsten Anlaß dazu gegeben. Graf Czernin war 
wohl der Ansicht, daß ein so wichtiger Brief unter 
keinen Umständen hätte abgesandt werden dür. 
.fen ohne daß er als verantwortlicher Minister davon 
unterrichtet wurde. Er hätte dann wohl auch nichts in 
seiner Rede von dem Friedensfühler Clemenceaus er¬ 
wähnt. wodurch die ganze Geschichte ja erst ins Rollen 
gekommen ist. Man hat übrigens den Eindruck, daß die 
Stellung Graf Czernins schon längere Zeit erschüttert 
war; durch den Frieden mit der Ukraine hatte er die in 
Oesterreich sehr einflußreichen mid ausschlaggebendem 
Polen vor den Kopf gestoßen, auch die Tschechen waren 
ihm aufsästig, weil er gegen das hochverräterische Trei¬ 
ben ein'einer ihrer Führer scharfe Worte gebraucht 
chatte So haben verschiedene Umstände zusammenge¬ 
wirkt. ihm sein« Stellung »u verekeln. Für einen selb, 
-tändigen Charakter wie Graf Czernin war dadurch da? 
längere Bleiben in einem Amte, das er nicht gesucht 
hatte, unmöglich. In allen gut österreichisch gesinnten 
Kreisen und namentlich auch in Ungarn wird der Ab¬ 
gang Czernins eines der fähigste« Staatsmänner, die 
die österr.-ungär. Monarchie seit Jahrzehnten hatte, ttef 
bedauert. In Ungarn war Graf Czernin zu Beginn 
1 eines Amtes wenig beliebt, hatte sich aber im Laufe 
»er Zeit durch sein« energische und erfolgreiche, stets die 
Ztzttcresten der Gesamtmonarchie berücksichtigende 
Politik vollste Achtung und Anerkennung zu erringen 
vermocht. 
De» Engländer» geht e» schlecht. 
Das hat Lloyd George in einer großen Rede im 
Lntcrhause offen zugcstandcn. Er sagte darin u. a.: 
»Wir sind in d'e krittschste Periode diese? schrecklichen 
Krieges eingetreten. Das Schicksal des Reiches. Euro¬ 
pas, der Freiheit der ganzen Welt kann von dem Erfolg 
«Lhängen, mit dem Widerstand geleistet wird und init 
dem alle Angriffe bis »um letzten pariert werden. Die 
Vorschläge der Regierung werden die größten Opfer für 
den größten Teil der Bevölkerung bcdeuien, Opfer, die 
nichts rechtfertigen kann außer der äußersten Notwendig, 
teil und der Tatsache, daß wir für alles das kämpfen, 
was unserm nationalen Leben wesentlich und am heilig- 
E:n ist." Das war die Anleitung zu den wirklich har- 
n Forderungen, die Lloyd George in einem neuen Ge¬ 
setzentwurf stellt, der die Ausdehnung dos Militärdienst, 
pflichtigen Alters auf 50 Jahre, für besonders gut ans¬ 
gebildete und fähige Männer sogar auf 55 Jahre fest, 
setzt und auch für Irland die allgemeine Dienstpflicht 
verlangt. .Die Regierung", so schloß Lloyd George, 
bedauert, unangenehme und energische Maßnahmen Vor¬ 
schlägen zu müsten. Aber angesichts des Ernstes der 
militärischen Lage könnte keine Negierung die Verant¬ 
wortlichkeit übernehmen, mildere Maßnahmen vorzu 
schlagen. Der Feind hak uns angegriffen im Augen 
blicke, wo seine Kraft am höchsten Punkte angelangl ist. 
XSir sind von einem mächttgen Verbündeten verlosten 
worden. Ein anderer, noch größerer Verbündeter war 
«och nicht in der Lage, den 10. Teil seiner Kräfte z« 
schicken. Wenn wir wünschen, daß der Krieg für lange 
Zeit ausgeschlossen sei, so muß die Schlacht gewonnen 
werden. Um sie zu gewinnen, müsten wir bereit sein, 
Alle unsere Hilfsmittel hineinzuwerfen." 
Auch ASquith, der sofort nach der Rede von Lloyd 
Deorae daS Wort ergriff, erklärte klipp und klar: „Nie 
war die Aach« d«r Alliiert»» in so ernster Gefahr. Nur 
«c Löchstru iuid anlm!t,ndüen .LnstreiPwse» fiumea 
1« retten." Wie groß die Not ist, beweist vor allem 
»ie Einführung der Dienstpflicht in Irland. Da» ist 
wirklich ein BerzweiflungSschrttt der englischen Regie¬ 
rung, wodurch die Lage Lloyd George» keinesfalls ver. 
bestert worden ist. War die Ettmmung kn Irland bis¬ 
her schon auf» äußerste gegen England gereizt, so wird 
ich die Feindschaft der Irländer jetzt bi» zum Siede« 
punft erhitzen. Nicht bloß die Sinnfeiner, die auf Lo»- 
trennung von England hinarbeiten, werden sich der Ein¬ 
führung des ZwangSdienste» auf» äußerste, loenn nötig 
nit Gewalt widersetzen, auch die Partei der Nationali- 
teu, bisher Lloyd George» getreueste Schildknappen, find 
bei der Einbringung der neuen Wehrpflichtbill von der 
Regierung aügefallen und haben gegen die Einführung 
der Wehrpflicht gestimmt. Ob e» unter diesen Umstän¬ 
den gelingt, di« Irländer dienstpflichtig zu machen, «st 
ehr fraglich. Nach der Meinung eines Lords bräuchte 
man für jedes erzwungene irische Bataillon 2 englische 
mr Bewachung. Jedenfalls müsten noch viel mehr eng- 
ische Truppen in Irland angehäust werden, als schon 
eht zur Bekämpfung erwarteter Putsche dort angehäust 
ind. Und die Soldaten, die England aus den Reihen 
>er zum Dienst gepreßten Irländer gewinnt, werden 
uns nicht gefährlich sein. Man hat wirklich den Ein¬ 
druck, als ob Lloyd George in seiner Not entschloflen 
ist, um das Letzte zu spielen, das er noch einzusetzen hat. 
Auch mit der 
amerikanischen Hilfe 
ist es nichts. AuS den vielen Worten, die Lloyd Georg« 
darüber in seiner Red« gemacht hat, geht hervor, daß 
alles, was von Amerikanern in Frankreich ttch befinde, 
meist noch unausgebildete Mannschaften sind, die man 
in eigenen Truppenverbänden nicht verwenden kmin, die 
man aber als Kanonenfutter zwischen die Engländer und 
Franzosen steckt. Wilson will sich aber doch nicht lumpen 
lasten. Er verspricht weiter .alle? Mögliche zu tun, 
um den Verbündeten beizustehen. Die Vorbereitungen 
für Uebersührung neuer Stteitkräfte werden jetzt vol¬ 
lendet." Wie trostreich. Die „Vorbereitungen" sind 
zwar noch imnrer nicht — werden aber vollendet." 
Darauf können die Engländer natürlich nicht warten, 
darum müssen sie eben selber alles aufbieten und zu¬ 
sammenraffen, was nur einen Schießprügel tragen kann. 
Welch ein Wechsel! Bei unS und in Oesterreich ent¬ 
läßt man die alten Leute und in England muß man die 
Wehrpflicht ausdebnen. Warum es Amerika bei den 
großen Worten belasten muß, braucht eigentlich nicht ge¬ 
sagt zu werden. Der Gründe sind drei: 1. Dem Volke 
liegt der Krieg einmal ferne, das ist von selbst klar. 
Dann muß Amerika mit der Aufstellung eines Heeres 
erst beim A. B. C. anfangen, bis dato hatte es sa kaum 
dem Namen nach ein Heer und was die Hauptsache ist, 
liegt halt zwischen Frankreich und Amerika das weite 
Weltmeer. Will man Truppen herüberbringen, braucht 
man Schiffe, und das ist zur Zeit ein rarer Artikel. Um 
800 000 Mann übermiführen, sind 214 Millionen Regi¬ 
stertonnen (650 Fahrten zu je 4000 Tonnen) nötig. 
Dazu kommt die Zufuhr der Verpflegung, die Frank¬ 
reich und England nickt übernehmen können, da sie ja 
selbst für sich auf die Zufuhr angewiesen sind. Bis zur 
Beendigung der Transpotte würde cs immer noch etwa 
sechs Monate dauern. Mehr als 6 Millionen Register¬ 
tonnen Schiffsraum stehen aber Amerika selbst bei An- 
rechming der beschlagnahmten deutschen, österr.-nngar., 
holländischen und schwedischen Schiffe nicht zur Verfü¬ 
gung. Die Versorgung der Entente mit Lebensmitteln 
und Kriegsmaterial hätte dann vollständig aufgehört. 
England, wird aber sicher auf diese mehr Wert legen, 
als auf die unausgebildcten 600 000 Mann Amerikas. 
Mit der amerikanischen Hilfe ist es jedenfalls sehr Win. 
big. Auch von den 80 000 Flugzeugen, die sie schicken 
wollten, mettt man nicht viel. Unsere Feststellungen an 
der Front gehen dahin, daß bis heute noch kein einzige? 
amerikanisches Landflugzeug erbeuiet wurde, und baß 
bisher nur sehr tvenige mit amerikanischen Zeichen ver¬ 
sehen« Flugzeuge gesichtet worden sind. Wenn wirklich 
eine größere Zahl augekommen ist, so sind sie noch nicht 
kttcgsverwendungsfähig. klebrigen? hat Amerika wahr¬ 
scheinlich auch Angst vor Japan und trägt deshalb Be¬ 
denken, das eigene Land von Truppen zu entblößen. Je¬ 
denfalls sind die japanischen Extratouren — Vorgehen 
in Sibirien, Besetzung de» Hafens von Wladiwostok — 
im Rücken der Vereinigten Staaten riicht geeignet, deren 
Eifer für den europäischen Kriegsschauplatz zu erhöhen. 
Rumänien 
wird trotz seiner Niederlage im Krieg doch sozusagen 
mit einem blauen Auge davon kommen. Betz, 
arabien, das es schon einmal zum Teil besessen, aber 
1873 an Rußland abtreten mußte, zum „Lohn" dafür, 
daß es den Rüsten im russisch-türkischen Krieg geholfen 
hatte, hat seinen Anschluß an Rumänien beschlosten. 
Ob der „Landesrat", der diese Vereinigung mit 16 gegen 
3 Stimmen ausgesprochen bat. eine allgemein aner¬ 
kannte Vertretung der Bevölkerung darstellk, oder nur 
zu dieser Beschlußfastuug gebildet worden ist, ist nicht 
festzustellen. Das etwa 44 000 Quadratkilometer um. 
fastende, sehr stuchtbare und rein ländlich« Beharabien 
zählt gegen 2% Millionen Einwohner, von denen kaum 
die Hälfte (1200 000), Rumänen sind; der Anteil der 
Ukrainer an der Bevölkerung beträgt etwa y, Million, 
fK haben bereits gegen den Anschluß protestiert und 
auch die Bulgaren sind davon nicht erbaut, denn durch 
den Gewinn BeßarabienS würde der Verlust der 24000 
i7wadratkil«meter Dobrudscha mit y2 Million Einwohner 
zahlmrmähig mehr al» ausgeglichen und Rumänien hätte 
Hann jifflcn 9Ü Mllumca Einwohner, wählend Bul« 
garten selbst, wenn alle sein« territorialen Wünsche er- 
stillt würden, von 112 000 Quadratkilometer mit rund 
8 Millionen Einwohner immer erst auf 148 000 Qua¬ 
dratkilometer mit gegen 8 Millionen Einwohner käme. 
Mch ist Beßarabien doch kein vollwerttger Ersatz 
die wirtschaftliche Schwächung, die Rumänien durch 
Verlust der Dobrudscha mit seinem wichttgsten AuS. 
e zum Meere, dem Hafen von Konstanza, erleidet, 
^an wird die weitere Entwicklung abwartrn müsten. 
Allerlei vom Urieg. 
Gewaltige Beute 
haben die Mittelmächte im letzten halben Jahr« gemacht. 
Nach einer amtlichen Zusammenstellung bettug sie vom 
16. Oktober bis zum 16. «pttl 1018 über 517000 Ge. 
fangene, 7246 Geschütze, gegen 20 000 Maschinen-Ge- 
wehr« und mehr als 300 Tank». Außerdem fielen über 
100 Panzerkraftwagen, 630 Autos, 7000 Fahrzeuge 
und »nüberfrhbareS Eisenhabnmatreial in ihre Hände. 
Unter diesem befinden sich über 300 Lokomotiven und 
8000 WaggonS. Di« Bestände der Munitionsdepots 
sind noch nicht annähernd festgestellt. Allein an Artillerie- 
Munition wurden bisher über drei Millionen Schuß ge¬ 
zählt. In derselben Zeit wurden über 1100 Flugzeug« 
und mehr als 100 Festelballons abgeschosten. Die Beute 
an sonstigem Kttegsmaterial, Pioniergerät. Handfeuer¬ 
waffen, Gasmasken, die Bestände der Bekleidung?- und 
Verpflegungsdepots konnte zahlenmäßio bisher noch 
nicht annähernd festgestellt werden. 
Den Anschluß an Deutschland 
hat nun wie Kurland auch der vereinigte Landesrat von 
Livland, Esthland, Riga und Orsel einstimmig beschlos¬ 
sen und zugleich den Kaiser gebeten, einen cinbeitlich 
geschlossenen monarchisch-konstitutionellen Staat mit ein¬ 
heitlicher Verfaffung und Verwaltung aus dein ganzen 
Baltenland zu machen und ihn durch Personalunion mit 
Preußen zu verbinden, d. h. der König von Preußen soll 
zugleich auch Herrscher im ganzen Baltenland sein. An 
dem Beschlüße wirkten 62 Deutsche, 13 Esthen und 11 
Letten mit. Die letzteren bilden aber den überwiegend 
größten Teil der Bevölkerung. Vor dem Kriege waren 
sie gerade nickt sehr deutschfreundlich. Der Kaiser hat 
dem Landesrat gedankt und ihm mitgeteilt, daß seine 
Bitte „mit Wohlwollen geprüft werde". Außer dein 
Wunsch der Bewohner kommen bei der Neuordnung im 
Osten auch noch andere Rücksichten in Betracht, bes. auch 
unser zukünftiges Verhältnis zu Rußland. Es ist kan-n 
allzunehmen, daß ein Reich von de«Größe und den na. 
türlichen Hilfsquellen Rußlands dauernd dom Zugänge 
zum Meere sich abschließen läßt, was durch die Ver¬ 
einigung der Daltenländer mit Deutschland geschehen 
würde. Wir fürchten sehr, daß diese Frage sich trenne- d 
zwischen Deutschland und Rußland stellt, bis sie in einem 
die rustiscken Jnterellen etwas bester berücksichiigendcn 
Sinne gelöst sein wird. 
Ob wir in diesem Jahre ohne 
ErnäbrungSschwiettgkelten 
dnrchkommen und ob die Brotration aufrecht erhalten 
werden kann, hängt, wie der Staatskommillar für Volks- 
ernähruug, Herr v. Waldow, im Abgeordnetenhaus« er. 
klätte, auch davon ab. was wir aus der Ukraine bekom¬ 
men. Es beitebe die größte Hoffnung, daß wir ohne 
„erheblichen Notstand" bis zur nächsten Ernte durchkom¬ 
men. Das Abkommen mit der Ukraine ist seit einiger 
Zeit abgeschlosten — wenigstens auf dem Papier. Hof¬ 
fentlich bleibt es kein toter Buchstabe, sondern wird auch 
in die Wirklichkeit umgeseht. Allzu große Hoffnungen 
darf man sich steilich nickt machen, wie jetzt unsere 
Kttegsbettchterstatter von bcrrt nach bem Augenschein 
melden. In den Getteidelagerhäusern seien faßbare 
Vorräte nicht vorhanden. Von den bet den Bauern 
lagerriden bettächtlicken Mengen werde viel verfüttert 
oder zu Schnaps gebrannt. Buch die Hoffnungen auf 
die nächste Ernte seien keine rosigen. 45 Prozent des 
Lande? seien mit Winterfrucht bestellt, die Frühjahr?, 
bestellung liege sehr im argen, besonders auf den großen 
Gütern, die vom Staate enteignet seien und für die nun 
die Bauern jede Arbeit verweigerten. Natürlich hat 
auch der Bandenkrieg viele Verwüstungen angerichtet. —• 
Das sind allerdings wenig erfreulich« Aussichten — 
falls die „Berichterstatter" nicht geschwindelt haben. — 
andere Nachrichten haben ganz anders gelautet. — 
Aber man weiß ja wirklich bald nicht mehr, ob man iw 
Kttcg überhaupt noch etwas glauben darf. 
In Holland 
ist «S verschiedentlich zu Hnnqettrawallen gekommen, so 
daß das Militär ttngreisen mutzte. Die Stimmung 
gegen die Engländer ist sehr gereizt und die .englisch« 
Krankheit", d. h. die Vorliebe für England, das ihm 
jetzt die Schiffe gestohlen hat und kein Korn liefert, stark 
im Abnehmen. UebrigenS scheinen auch anarchistisch« 
Umtttebe bei den Unruhen mitzusprechen. 
Mitteilungen aur Staat und ttirche. 
Der Reichstag ist wieder zusammengetreten und 
hat nicht weniger als 12 Steuervorlagrn vorgefunden, 
darunter solche auf alles Trinkbare vom Schaumwein 
bis zum Mineralwasser. Dazu kommen Erhöhungen 
der Post- und Tclegraphengebühren, Umsatzsteuer, 
Reichs« und Wechsel.Stempelsteuer, besonders Kriegs, 
steuern und schließlich ein Gesetz gegen die »Steuer¬ 
flucht"^ das Perhindern soll, daß die zahlungskrastt»^
	        
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