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Dieses kurze Sätzchen konnte viele?, aber auch recht
wenig bedeuten. Hier befindet sich die Nahtstelle
»wischen unserer alten Front Psontdidter — Noyon und
unserer neuen Front Nöhon— Chatheau-Thierry. Hier,
östlich Lassigny, sprang die französsische Linie noch
keilförmig in die deutschen Stellungen vor. E» war
zu erwarten, daß die deutsche Heeresleitung versuchen
werde, diese ihr recht unangenhme Situation zu ver-
bessern. Auch der Feind muhte darauf gefaßt sein:
um so größer muhte aber auch der Erfolg sein, wenn
uns der Versuch gelang. Und er rst überraschend
schnell und glänzend gelungen.
„In zwei Kampftagen" so heißt ei in unserem
Heeresbericht, hatte der Angriff der Armee des Gene¬
rals von Hulier zu den beabsichtigten Erjolg geführt und
uns «t den Besitz deS HöhcngeländeS südwestlich von
Noyon gebracht. Der Stotz traf einen auf unseren
Angriff vorbereiteten, tief gegliederten Feind in stärk¬
ster Stellung, dem auhersem dar noch unübersichtliche
Gelände sehr zu statten kam.
Dte französischen Divisionen konnten trotzdem der
ungestümen AngriffSkrast unserer Truppen nicht wieder¬
stehen. Auch die zu «inheitlichen Gegenangriffen heran¬
führte Divisionen der französischen Heeresreserve
wurden alle in erbitterten Kämpfen zurückgeschlagen."
Es waren an diesem Vorstoh beteiligt d e Truppen des
der Generäle von Oetingrr und von Webern, von
Schüller, der den Uebergang über den Matz erkämpfte
und die Truppen deS Generals Hofmann, die in stetem
Kampf daS feindliche EtellungSgewirr auf den Höhen
südlich von Thieseourt durchstießen und auf den nach
Süden zur Oise abfallenden Hängen bis Ribecourt
vordrangen. Jedenfalls haben wir hier einen großen
taktischen Erfolg errungen, wenn er sich auch strategisch
vorerst noch nicht auswirken kann.
An der
i'alienischen Front
hat die Erkundungstätigkeit der Katzelmacher eine weil
tere Steigerung erfahren! ihre Anstürme sind aber alle
gescheitert. Die rege Tätigkeit der Italiener läßt die
neutralen Meldungen von einer bevorstehenorn italie¬
nischen Offensive jedenfalls nicht ganz unwahrscheinlich
erscheinen. Man hat vielfach erwarlet, daß gleichzeitig
mtt unserer Offensive im Westen auch die Oester¬
reich e z eine neue Offensiv« beginnen würden, und in
neutralen Vläktern hat das Ausbleiben einer solchen
zu allerlei böswilligen Vermutungen geführt und der
Frage: „Wo bleibt Oesterreich?" Demgegenüber schreibt
die »Köln. Ztg?: „Wir sind in der Lage, diese ver-
schiedenen Auffassungen als unhaltbar nachzuwetsen.
Oesterreich - Ungarn hat seine ganze Armee unter den
Oberbefehl HindenburgS gestellt. Das Zurückhalirn der
Oesterreicher beweist nur, daß die großen Offensiven in
Frankreich Vorläufer noch größerer Dinge sin >, und bei
diesen wird die Fahne Hinoenburgs nicht fehlen."
vom Krieg.
Im Reichstag
wurde der Abg. Fehrenbach fast einstimmig zum Präsi¬
denten gewählt. Danrit ist wieder ein Zentrumsabge-
ordneter auf den höchsten Vertrauens- und Ehrenposten
berufen worden, den die deutsche Volksvertreiung und
daniii das deutsche Volk selbst uz vergeben hat. Mit Feh
renbach steht wieder eine Persönlichkeit von überragen
der Eigenart anl Präsideatenplatz, der Reichstag hat
mir ihm wieder einen Präsidenten, der nicht bloß
Vccsauunlungen sachlich zu leiten und die Würde des
Hauses zu wahren versteht, mit Fehreilbach spricht zum
ersten Male wieder seit Balleftrems Zeiten vom Prä¬
sidentenplatz ein geborener Redner, der ein nie ver
sagender geivandrer Debatter, in allen Künsten der Rhe.
torik gereckt ist, Witz und Sarkasinus mit goldenem
Humor uno versöhnlicher Liebenswürdigkeit in rechter
Mischung zu vereinigen vermag. Den Bcfähigimgsuach'
weis hat er auch sakrisch schorr erbracht als Präsident
der badischen Kanuner. als Vorsitzender der Budgetkom.
Mission und als Präsident der Würzburger Katholiken,
Versammlung; keine der 10 Katholiken Versammlungen,
die wir mitgenracht haben, hatte einen so allseitig atter,
kannt tüchtigen Präsidenten. Nicht immer gehr ja
aus einer solchen Wahl der geeignetste Kandidat hervor,
allerlei Zufälligkeiten, Stimmungen und Schiebungen
geben manchmal den Ausschlag urw so kommt nicht selten
einer an einen Platz, an den er sehr wertig paßt. So wars
nrehr oder minder bei den letzten Neichsragspräsiden.
ten, wenn sie auch schließlich nach dem bekanrrten
Sprichwort: „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er
auch den Verstand", sich so weit eingelebt hatten, daß sie
den Reichstag einigermaßen würdig repräsentieren
konnten. Diesmal war es anders. Von vornherein
Ivar es sozusagen eine ausgemachte Sache, daß nur
Fchreribach in Betracht komine, alle Parteileidenschaf,
ten von rechts und links mußten vor der Ueberzeugung
schweigen, daß Fehrenbach der würdigste und geeignetste
Mann für die Repräsentation des deutschen Reichstages
sei. Ein überwältigendes Ebrenzeugnis liegt in dieser
Vertrauenskundgebung für den Gewählten. Es will
etwas bedeuten für den LehrerSfohn aus dem Schwarz-
Wald, der sich in eigener Lebest, durch eigenes Können
zum Nachfolger der Sstnfon, Forckenbeck, Graf Balle,
strem, Lebetzow auf den Prafidentenstuhl hinaufaearbei-
Ut hat. Wan konnte darum dem Neugewählten di«
^ariffentzeit nachfühlen, die aitj feinen Dank, «nd Be-
grüßuugsworien nach der Wahl sprach. Er versichert«.» elend werden' wenn sich nur Me moralische OöaNs
daß er sein Amt im Geiste deS 4. August 1914 führe»
wolle. Dabei gelobte er. daß der Reichstag unter feiner
Leitung «ine Stätte deS freien, selbstbewußten Wor¬
tes blewen soll«, betont« aber, daß daS freie Wort von
dieser Redekanzel deS Deutschen Reiche» auch ein ver.
antwortungsvolleS fei. und daß dem Reichstag nur da»
Wort zur Verfügung siehe, während draußen an der
Front die Tat herrsche. Unserm tapferen, »«bezwing,
lichen Heere gelte sein erster Gruß. Dann gedachte er
des Heldentums und deS Opfermutes, der unser ganzes
Volk in dieser schweren Zeit beherrscht und eS zur Br.
beitsleistungen veranlaßt, di« daS Staunen der ganzen
Menschheit Hervorruf«. „Ein Bolksmann steht wieder an
der wichtigsten Stelle in der deutschenVolksvertrerung, ein
Mann, der die Sprach« spricht, die im Volk verstanden
wird. Der warme herzliche Ton. der seine erste An.
spräche als Präsident durchzog, gewann ihm in dem auf
nüchtern« Arbeit eingestellten Reichstag über die Partei,
schranken hinweg die Herzen aller" schreibt die „Franks.
Ztg." und dieser Anerkennung schließt sich die ganze
Presse an. Mit der „Köln. Vzlg." wünschen wir dem
neuen Präsidenten, daß «S ihm recht bald beschieden
sein möge, der Friedenspräsident de» Reichstages zu
sein und den heimkehrenden Kriegern die Grütze des
Deutschen Reichstag zu entbieten. Der Tag wird ihm
sicher den höchsten Triumph seiner Redekmrst bringen.
Unser Gruß gilt auch dem Katholiken, einem unserer
besten und tatkräftigsten Führer. Fehrenbach ist ReichS-
tagspräsident geworden nicht weil er Katholik ist. son.
dern eher obgleich it katholisch ist. Auch Graf Hertling,
der Reichskanzler, und Staatssekretär v. Kühlmaim
sind Katholiken. Bon ihnen gilt dasselbe wie vom Abg.
Fehrenbach. Alle' diese 3 Männer sind nur aus
dem Grunde auf ihre Posten gestellt worden, iveil sie
ausgezeichnete Deutsche, hervorragend« Staatsmänner»
vom besten Geiste beseelt und für ihr Amt am besten
geeignet erschienen. DaS allein sollte nicht nur jetzt,
sondern für all« Zukunft in Deutschland ausschlaggebend
sein. Immerhin erfüllt eS unS mit Freude und Ge.
nugtuung. daß gerade in den schwersten Zeiten bitterster
Not des Vaterlandes Männer unserer katholischen Rich.
tung an der verantwortlichsten Stelle ihre Kräfte der
Allgeineinheit weihen dürfen.
Allerlei vom Krieg.
Ueber di« Geschichte und Ziele der Freimaurerei
hatder mit einer Engländerin verheiratete ehem. Bür
oereister von Rom. Nathan, als Großmeister des
Groß-Orient in Rom ein« Rede gehalten und na¬
mentlich ihre Verdienste um di« Teilnahme Italiens
am K ieg bervorgehoben. Er nimmt keinen An-
stand, sich besten zu rühmen, was de« Italienern
und Franzoien bisher al» schwerer Borwurf enk-
oegenaehalten und von ihnen nicht zugestanden wurde:
Daß sie durch ihre Wühlereien ein gut Teil Schuld
an der Verhetzung der Ententevölker gegen Deutsch
land und Oesterreich-Ungarn tragen. Nathan er
klärte u. a.: All« Kräfte der Freimaurerei wurden
aufgeboben, um da» Land aufzureizen, daß es
längen Anteil nehme an dem Kampf« der Zivi
lisation gegen di« Barbarei, des Fortschritte-
argen die Reaktion, der Nationalitäten gegen den
Feudalismus, der Freiheit gegen die Tyrannei. —
Es ist das nur ein Beweis für die längst bekannt, Tat-
iache, daß die mit der goldnen Internationale ver¬
sippte Freimaurerei eine der Haupturheberinnen
dineS Völk-raemehelS ist.
Der Weltkrieg erscheint dielen nicht mit Unrecht
als ein Stück aus dem immerwährenden Kenwf zwi<
scheu den Mächten des Lichtes und der Finsternis
denn alles Leid, aller Jammer, der über die Mensch¬
heit je gekommen in und imnier no^> kommen wid
entsprungen ist. Wieder einmal haben durch diesen
Krieg die Machte der Finsternis einen äußerlichen
Erfolg errungen über die Mächte deS Lichtes, in
deren Namen Papst Benedikt vergebens in den er¬
greifendsten Worten die christlichen Völker beschwört,
Frieden mit einander zu halten.
Dtirch die Loge möchten die Mächte der Finster
nis wieder zur Herrschaft über die Menschheit gelau
gen, durch die Loge haben sie der Welt einen Krieg
aufgezivungen. der die christliche Welt in ein Meer
von Blut und Leiden und — Gemeinheit und un-
christlicher. teuflischer Laster stürzen soll. Und schon
bei einem oberflächlichen Blick, den whc um uns wer-
fen, — hinter der Front — müssen wir eingestehen
daß der Plan der Log« kühn und raffiniert ist. denn,
verleitet von der ,/iuri sacva fames . der brutalsten
Gewinnsucht, die schon den Men Römern zum Ver
derben geworden war, find weite Kreise von einem
gewiflen Schwindel erfaßt, von einer Mißachtung der
Gebote Gotte» und ferner Kirche, die einem vor der
Zukunst schaudern machen könnte. Zu Beginn der
70er Jahre deS vorigen JcchrhundertS hat der be.
kannte Berliner Statistiker Engel sich das Zugeständ¬
nis «hgernnnen: „Ein Staat kämt
fikation der Nation erhält, dann ist er nicht der«
loren". Auch die Umkehrung dieses Satzes dürfte
richtig sein. Dann aber müßte die Zukunft für uns
geradezu trostlos sein, böte uns nicht daS Pfingst-
wunder» da» ernst dte Wiedergevurr der Menjchhett
aus der Nacht und den Greueln des Heidenrnm» ge«
bracht hat. die Verheißung Christi, daß der hl. Geist
immer bei der Kirche ser. d- h. durch diese 'mmev
wieder das Antlitz der Erd« erneuern werde, den sei«,
senfesten Glauben, daß auch diesen Tagen der Trüb«
sal wieder Tag« des Glückes folgen werden. ^
Mitteilungen aus Staat und Kirche.
Neber die Besitzsteuern ist zwischen Reichstag un8
Regierung ein Kompromiß zustandegekommen. Der
Reichstag hatte bekanntlich eine stärkere Heranziehung
des Besitzes verlangt, die Regierung bezw. der Bundes¬
rat hat nun „in Anbetracht der weiteren Höhe der
Kricgsausgaben und der zurzeit nicht abzusehenden
Dauer des Krieges dem in den Anträgen Gröber und
Westarp hervorgetretenen Wunsch nach Vermehrung
der Einnahmen" Rechnung getragen. Das ist. wie der
Berichterstatter Abg. Müller-Fulda erklärte, mit Be¬
friedigung zu begrüßen, weil dadurch ein geeigneter
Weg zur Verständigung und damit zur möglichst schnel¬
len und einmütigen Erledigung der Steuergesetze ge.
smrden ist. Es. soll danach für 1918 eine autzerordent.
lichr Kriegsabgabe erhoben werden und zwar von der
Elnk-inmensvermehrung (Kriegsgewinn) während des
Krieges in durchgestaffelten Steuersätzen von 6—CO v.
H und vom vermögen von mindestens 50000 Mark in
durchgestaffelten Steuersätzen von 1—3 v. H. Der
Reichstag wollte die Besteuerung schon mit 20 000 Mk.
beginnen lassen hat aber auf Wunsch der Regierung
den Satz von 50 000 Mark als unterste Grenze ange¬
nommen, da, wie Abg. Müller hcrvorhob, der gcsun.
kene Wert de» Geldes eine solche Schonung des klei.
neren Vermögens auch durchaus rechtfertigt. Die AuS.
arbcitung dieser Vorschläge im Einzelnen soll unter
Mitwirkung der Bundesstaaten stattfinden. Auf die
verlaitgte Besteuerung deS einfachen Einkommens hat
man verzichtet, das soll den einzelnen Bundesstaaten
Vorbehalten bleiben.
Ter Kampf um das gleiche Wahlrecht in Preußen
ist m ein neues Stadium getreten. Ganz im Stillen
haben die Konservativen mit dem rechten Flügel der
Nationolliberalen die zusammen bekanntlich im jetzt,
gen Abgeordnetenhaus die Mehrheit haben, ein Kom¬
promiß abgefchloflen. das bei der vierten Beratung der
Wcchlrechtsvorlage Annahme gefunden hat. Dotnach
sollen zu der Grundsttmme, die jeder Wähler hat, noch
zwei Zusatzstimmen hinzukommen, eine „Altersstimme*
kür alle 50 6ahre alten Wähler und eine „Selbständig-
keitsftimme" in verschiedener Abstuftmg; wonach auch
„Ausseber, Vorarbeiter und Rottenführer", die 10 Jabr«
ein solches Amt begleiten, berücksichtigt werden sollen. Dal
in diesen Komvromißantrag auch die vom Zentrum ver«
langten Sicherungen für Kirche und Schule aufaenam-
men worden sind, haben auch einige Zentrumsabgeord¬
nete geglaubt, dafür eintreten zu sollen. Da aber der
Antrag darauf ausgeht, große Masten des Volkes zu
entrechten, jedenfalls aber von einem gleichen Wahl¬
recht dabei kein« Red« mehr sein kann halten wir diese
Stellung für verfehlt. Erfreulicher Weise hat mich di«
Negierung erklärt, daß auf der Grundlage dieses An-
trage» eine Verständigung für sie und ein Zustande¬
kommen der Vorlage ausgefchlosten fei. Für die Zen-
trumSpartei gibt es u. E. nach ihrer ganzen Geschickte
und Ueberlieferung nur eine Stellungnahme in dieser
Frage und das ist das unbedingte Eintreten für da»
allgeincine gleiche Wahlrecht, wie es der bekannte Zen»
trumsabg Marx kürzlich in einer Versammlung für
seine Person erklärt hat. in dem er sagte „er werde
auch ohne Sicherungen für da» gleiche Wahlrecht ein-
reten. Wenn tnan es ablehne, entstehe erst recht eine
Gefährdung der kulturellen Güter, weil dann die ganze
Aktion noch nickt abgefchloflen sei Eine Zertrümme¬
rung de» Zentrums und damit setne Verurteilung zur
zur Einslußlosigkeil sei dann die sichere Folge. Mm«
tolle sich aber auch über die Sicherungen keiner Täu.
schung hingeben. Diese bedeuteten nur dann etwas,
wenn eine Mehrheit hinter ihnen stehe." Die Entwick¬
lung im Staatsleben läßt sich nun einmal nickt auf.
halten. Darum wird auch in Preußen der Tag des!
gleichen Wahlrechts kommem
Im Abgeordnetenhaus« wurde der KultuSetat ver-
handelt. Im Laufe der Verhandlungen erklärte der
neue Kultusminister Dr. Sckmidt u. a.: „An der kon-
fessionellen Volksschule ballen wir fest. . . Ich halte
auch an dem jetzigen Verhältnis zwischen Staat und
Kirche fest und würde eS für ein große» Unglück halten,
wenn an diesem Verhältnis gerüttelt würde
Man sollte eS nicht fiir möglich halttn, daß eS int
4. KriegSjahr in Deutschland noch Regierungen gibt,
die von Parität und Toleranz weiter als je entfernt
sind. Besonders in Sachsen schein: man diesen Welt«
krieg und seine Lehren wirklich verschlafen zu wollen.
Nickt Frankreich und England, sondern der Katholik
scheint dort wirklich noch immer für den „Erbfeind"
zu gelten. Dafür einige Beispiele, die dieser Tage durch
di- Ps,ssK ainaen: In Coswig bei Meisten wollten die