Full text: Bonifatiusbote (1918)

Katholisches Sonntagsblatt • Mg 
mit den Beilagen " 
volksfreund, Blätter für volkstümliche Sozialpolitik 
und Ratgeber für Landwirtschaft us«. 
tzerausgegeben van Pfarrer tttzert, Zulds. — Druck und Verlag der Zuldaer flctienbrucfcerei in Zulda. 
Sonntag den 2). Juli 1918. 
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vorher. 
^abaltSver,eick>niS-- Wochenkalender. — Neunter Sonntag nach Pfingsten. — Das fette Opfer. - Nicht irre werden an Gott. - Eine treukatholisch« 
M utter. - Der Segen des Gebetes. — Zu spät. _ 
wochmkalender. 
Sonntag, 21. Juli. 9. nach Pfingsten. Praxedis, I. 
Montag, 22. Juli. Maria Magdalena, Büßerin. 
DienStag,23.Juli. Apollinaris,B.u.M. Liborius,B. 
M i t t w o ch, 24. Juli. Vigild.hl. Jakobus, Ap. Christina, 
I. u. M. 
D o n n e r S t a g, 28. Juli. Jakobus, Ap. ChristophoruS, M. 
Freitag, 2S. Juli. Anna, Mutterder allerf.Jungfrau. 
SamStag, 27. Juli. Pantaleon, M. 
Neunter Sonntag nach Pfingsten. 
(Evangelium Luk. 19, 41—47.) 
In jener Zeit, da JefuS Jerusalem näher kam, 
und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: 
Wenn doch auch du eS erkenntest, und zwar an diesem 
deinem Tage, waS dir zum Frieden dientl Nun aber 
ist eS vor deinen Augen verborgen. Denn es werden 
Tage über dich kommen, wo deine Feinde dich mit 
einem Walle umgeben, dich ringsum einschließen. und 
von allen Seiten dich beängstigen werden. Sie werden 
dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden 
schmettern, und in dir keinen Stein auf dem andern 
lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht er¬ 
kannt hast. Und als er in den Tempel kam, fing er 
an, die Käufer und Verkäufer, die darin waren, hin- 
auszutreiben, und er sprach zu ihnen: ES steht ge¬ 
schrieben: Mein HauS ist ein Bethau»; ihr aber habt 
e» zu einer Räuberhöhle gemacht. Und er lehrte täglich 
im Tempel. 
Dar fette Opfer. 
^enn David zum Kriege auszog, 
brachte er vorher „fette Opfer" 
dar. DaS Blut der Rin •, Schafe, 
Böcke, Ziegen und Tauben floß 
reichlich um die Altäre. Die Prie-- 
__ ster und Leviten, die Feldherren 
und Gemeinen, die Soldaten und das Volk — alle 
Erhoben mit dem König die Hände, um vom großen 
Gott der Schlachten, vom Herrn der Heerscharen den 
Steg zu erflehen über die Feinde. Als Denkmal 
«ne» so mächtigen Gebete« beim fetten Opfer darf 
der Psalm 19 angefprochen werden. 
Psalm 19: Bittgebet für den Kön 5 
L ^52,° der Rot der Herr dich höre. 
Und Jakob» treuer Gott dich schirme. 
2. Tr sende Hilst vom HeNi^ume. 
Von Sion Schutz auf deine» Wegen. 
8. Er denke huldvoll deiner Gaben 
Und segne deine fette» Opfer. 
4. Er stille dir de« Herzen» Wünsch» 
Und lab gelingen deine Pläne. 
5. Froh werden deinen Sieg wir feiern 
Und preisen unseres Gottes Namen. 
6. Erfüllen wird der Herr dein Flehen 
Und Sieg verleihen dem Gesalbten. 
7. Vom Himmel wird er dich erhören. 
Sein Arm lvird machtvoll für dich streiten, 
8. Und pocht der Feind emf Rotz und Wagen: 
Wir rufen unseres Gottes Namen. 
9. Es müssen fallen unsere Feinde, 
Wir aber werden aufrocht stehen. 
lv. Ja, Herr, verleihe Sieg dem König, 
Dein Volk, das zu dir schreit, erhöre. 
Und welches ist denn »unser fettes Opfer"? 
Du weißt es: es ist das Opfer Jesu am Kreuz. 
Selbst die Opfer des alten Testamentes waren 
ohne dieses neutestamentliche Opfer mager, un¬ 
wirksam und kraftlos. Nur mft Rücksicht auf das 
große Versöhnungsopfer der Zukunft, das Christus, 
der göttliche Hohepriester, darbringen sollte, waren 
sie Gott angenehm." „Es ist unmöglich", ver¬ 
sichert der Apostel im Hsbräerbrief (10, 4), daß 
durch das Blut der Stiere und Böcke Sünden ge- 
tilgt wurden". War also den Bekennern des Alten 
Bundes die Pforte des Heiles verschlossen? Nein, 
auch fie konnten gerettet werden, aber nicht durch 
das Blut unvernünftiger Tiere, sondern durch das 
Opfer des vernunftbegabten, unschuldigen „Lam- 
mes", unseres göttlichen Mittlers Jesus, der un¬ 
sere Sünden aus sich nahm und sie durch freiwil¬ 
lige Hingabe seines Lebens tilgte. Wenn aber 
das Kreuzopfer erst in der Zukunft dargebracht 
werden sollte, wie konnten David und seine Zeit- 
genossen, wie konnten so viele Millionen vor und 
nach ihm zum Heile gelangen? Eben durch das 
Kreuzopser, dem eine rückwirkende Kraft inne- 
wohnte; sie konnten zum Heile gelangen durch den 
Glauben an den künftigen Erlöser, durch Zuwen- 
düng der Heilssrüchte aus dem Blute des Gottes¬ 
lammes. i 
Diesen Gedanken von der rückwirkenden Kraft 
des Kreuzblutes hat in seiner beredten Weise der 
hl. Chrysostomus mit folgenden Worten ausge- 
sprochen: „In Aegypten drohte der Würgengel. 
Der Erstgeborene jedes Hauses sollte sterben. Da¬ 
mit aber nicht das geliebte Coli der Juden zugleich 
mit den verstockten Heid« umkomms, wurde ein 
Unterscheidungszeichen angeordnvt. Tötet, sprach 
Moses, ein einjähriges, fehlerloses Lamm und 
streichet dessen Blut cm die Pfosten des Hauses; 
und wo immer der Würgengel das Blut sehen wird, 
da wird er gnädig vorübergehen. Was sagst du da» 
0 Moses, fann denn da« Blut eines unvernünfti¬ 
gen Lammes Hilfe bringen? Allerdings, erwidert 
Moses; aber nicht deshalb, wsil es Blut ist, son¬ 
dern weil die Wirksamkeit des Blutes Lbriiti vor- 
gebildet werden soll. Wenn nun durch die Kraft 
des Kreuzopfers die Leiber gerettet werden, wir 
viel mehr die Seelen". 
Mein Christ! Auch heute noch steht alles Heil 
der Welt auf dem Kreuzopfer. Alle Verzeihung 
der Sünden in Taufe und Beicht, alle Zuwendung 
von Gnaden in der Kommunion, in der Priester¬ 
weihe oder einem ' anderen Sakrament hat ihren 
letzten Grund und ihre tiefste Quelle im Opfertod 
Jesu am Kreuz. 
Die Früchte dieses Kreuzesopfers nun werden 
durch das Meßopfer wie durch einen goldenen Ka¬ 
nal uns zugewendet. 
Kurz und kräftig schildert uns den Segen deS 
Meßopfer- die „Nachfolge Christi' in. folgenden 
Worten: „Wenn der Priester Meise liest, gibt er 
Gott die Ehre, eibaut die Kirche, hilft den Leben¬ 
den, tröstet die Verstorbenen und macht sich pttbst 
aller Güter teilhaftig". (4. B. 5. Kap.) 
Kein Wunder, daß gläubige Katholiken leinen 
solchen Wert legen auf die Teilnahme an der heil. 
Messe. Heißt es doch im Bolksmund, daß man zu 
einer Primiz ein Paar Schuhe durchlaufen soll. 
Wer aber ohne zwingenden Grund die Sonntags¬ 
messe versäumt, der hat wahrlich alles Recht ver¬ 
loren. sich einen „guten Katholiken" zu nennen. 
Benützest du vielleicht den Sönntag zu Ausflügen, 
zu Hamfterreifen, zu Theaterbesuchen, zu Gesell¬ 
schaften und Vergnügungen aller Art, während du 
kein Stündlein findest, um dem Gottesdienst beizu¬ 
wohnen? Oder begnügest du dich jahraus jahrein 
mit der 12-Uhrmesse, wobei du noch sehr darauf be¬ 
dacht bist, ja nicht vor dem Evangelium zu kom¬ 
men und bald nach der Kommunion dich wieder 
zu eutfernen? Gehörst Tu zu denen, welche Kir¬ 
chenluft nicht vertragen können, dagegen Fabrikluft 
und Bürolust, Straßenstaub und Mafchinendampf, 
Tabaksqualm und Bierdunst stundenlang einatmen, 
ohne an der Gesundheit Schaden zu nehmen? Sieh 
also zu, ob du nicht vor deinem Herrgott als Heuch¬ 
ler dastehst! Dein Glaube wäre jedenfalls so wäs¬ 
serig wie eine Kartoffel oder ein Schneeballen. 
Eifrige Katholiken aber lassen nichts über die 
Sonntagsmesse gehen und setzen sogar ihr Leben 
aufs Spiel, wenn es gilt, das Glück einer heiligen 
Messe zu genießen. Wie mancher Feldgottesdienst 
wurde schon gehalten unter dem feindlichen Feuer, 
wobei man keinen Augenblick wußte, ob nicht eine 
Granate platze inmitten der frommen Beter. Ein 
Feldgeistlicher hatte einen Gottesdienst angesagt an 
einem Ort, der hart an der Front lag. Um dahin 
zu gelangen, mußte er durch eine Ortschaft, die ge¬ 
rade von feindlicher Artillerie beschossen wurde. 
Wohl zitterte dem wackeren Pfarrer das Herz im 
Leibe bei der augenscheinlichen Todesgefahr. Da 
er aber den Soldaten den Gottesdienst zugesagt, 
achtete er seines Lebens nicht, nabm todesmuii-
	        
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