Katholisches Sonntagsblatt • Mg
mit den Beilagen "
volksfreund, Blätter für volkstümliche Sozialpolitik
und Ratgeber für Landwirtschaft us«.
tzerausgegeben van Pfarrer tttzert, Zulds. — Druck und Verlag der Zuldaer flctienbrucfcerei in Zulda.
Sonntag den 2). Juli 1918.
35. Zahrg.
DerBonifattus
bolekoRel vier¬
teljährlich 75
Pfg. Bei der
psst 85 Pfg.
ohne Bestell¬
geld. 3n(erale
die einspaltige
Colonelzeite
oder deren
■Raum 25 pfg.
Bei Wiederho¬
lung entspre-
chenderRabatl.
Zür Offert-und
Auskunft-kln-
reigen 20 Pfg.
extra. In Kon-
kursfällenwird
der bewilNgte
Rabatt hin¬
fällig. Erfül¬
lungsort f. das
kinklagen van
Forderungen ist
Zulda. kn-
zeig.-Bnnahme
bis Mittwoch
lv Uhr vorm,
größere kln-
reigen erbitten
wir uns tags
vorher.
^abaltSver,eick>niS-- Wochenkalender. — Neunter Sonntag nach Pfingsten. — Das fette Opfer. - Nicht irre werden an Gott. - Eine treukatholisch«
M utter. - Der Segen des Gebetes. — Zu spät. _
wochmkalender.
Sonntag, 21. Juli. 9. nach Pfingsten. Praxedis, I.
Montag, 22. Juli. Maria Magdalena, Büßerin.
DienStag,23.Juli. Apollinaris,B.u.M. Liborius,B.
M i t t w o ch, 24. Juli. Vigild.hl. Jakobus, Ap. Christina,
I. u. M.
D o n n e r S t a g, 28. Juli. Jakobus, Ap. ChristophoruS, M.
Freitag, 2S. Juli. Anna, Mutterder allerf.Jungfrau.
SamStag, 27. Juli. Pantaleon, M.
Neunter Sonntag nach Pfingsten.
(Evangelium Luk. 19, 41—47.)
In jener Zeit, da JefuS Jerusalem näher kam,
und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach:
Wenn doch auch du eS erkenntest, und zwar an diesem
deinem Tage, waS dir zum Frieden dientl Nun aber
ist eS vor deinen Augen verborgen. Denn es werden
Tage über dich kommen, wo deine Feinde dich mit
einem Walle umgeben, dich ringsum einschließen. und
von allen Seiten dich beängstigen werden. Sie werden
dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden
schmettern, und in dir keinen Stein auf dem andern
lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht er¬
kannt hast. Und als er in den Tempel kam, fing er
an, die Käufer und Verkäufer, die darin waren, hin-
auszutreiben, und er sprach zu ihnen: ES steht ge¬
schrieben: Mein HauS ist ein Bethau»; ihr aber habt
e» zu einer Räuberhöhle gemacht. Und er lehrte täglich
im Tempel.
Dar fette Opfer.
^enn David zum Kriege auszog,
brachte er vorher „fette Opfer"
dar. DaS Blut der Rin •, Schafe,
Böcke, Ziegen und Tauben floß
reichlich um die Altäre. Die Prie--
__ ster und Leviten, die Feldherren
und Gemeinen, die Soldaten und das Volk — alle
Erhoben mit dem König die Hände, um vom großen
Gott der Schlachten, vom Herrn der Heerscharen den
Steg zu erflehen über die Feinde. Als Denkmal
«ne» so mächtigen Gebete« beim fetten Opfer darf
der Psalm 19 angefprochen werden.
Psalm 19: Bittgebet für den Kön 5
L ^52,° der Rot der Herr dich höre.
Und Jakob» treuer Gott dich schirme.
2. Tr sende Hilst vom HeNi^ume.
Von Sion Schutz auf deine» Wegen.
8. Er denke huldvoll deiner Gaben
Und segne deine fette» Opfer.
4. Er stille dir de« Herzen» Wünsch»
Und lab gelingen deine Pläne.
5. Froh werden deinen Sieg wir feiern
Und preisen unseres Gottes Namen.
6. Erfüllen wird der Herr dein Flehen
Und Sieg verleihen dem Gesalbten.
7. Vom Himmel wird er dich erhören.
Sein Arm lvird machtvoll für dich streiten,
8. Und pocht der Feind emf Rotz und Wagen:
Wir rufen unseres Gottes Namen.
9. Es müssen fallen unsere Feinde,
Wir aber werden aufrocht stehen.
lv. Ja, Herr, verleihe Sieg dem König,
Dein Volk, das zu dir schreit, erhöre.
Und welches ist denn »unser fettes Opfer"?
Du weißt es: es ist das Opfer Jesu am Kreuz.
Selbst die Opfer des alten Testamentes waren
ohne dieses neutestamentliche Opfer mager, un¬
wirksam und kraftlos. Nur mft Rücksicht auf das
große Versöhnungsopfer der Zukunft, das Christus,
der göttliche Hohepriester, darbringen sollte, waren
sie Gott angenehm." „Es ist unmöglich", ver¬
sichert der Apostel im Hsbräerbrief (10, 4), daß
durch das Blut der Stiere und Böcke Sünden ge-
tilgt wurden". War also den Bekennern des Alten
Bundes die Pforte des Heiles verschlossen? Nein,
auch fie konnten gerettet werden, aber nicht durch
das Blut unvernünftiger Tiere, sondern durch das
Opfer des vernunftbegabten, unschuldigen „Lam-
mes", unseres göttlichen Mittlers Jesus, der un¬
sere Sünden aus sich nahm und sie durch freiwil¬
lige Hingabe seines Lebens tilgte. Wenn aber
das Kreuzopfer erst in der Zukunft dargebracht
werden sollte, wie konnten David und seine Zeit-
genossen, wie konnten so viele Millionen vor und
nach ihm zum Heile gelangen? Eben durch das
Kreuzopser, dem eine rückwirkende Kraft inne-
wohnte; sie konnten zum Heile gelangen durch den
Glauben an den künftigen Erlöser, durch Zuwen-
düng der Heilssrüchte aus dem Blute des Gottes¬
lammes. i
Diesen Gedanken von der rückwirkenden Kraft
des Kreuzblutes hat in seiner beredten Weise der
hl. Chrysostomus mit folgenden Worten ausge-
sprochen: „In Aegypten drohte der Würgengel.
Der Erstgeborene jedes Hauses sollte sterben. Da¬
mit aber nicht das geliebte Coli der Juden zugleich
mit den verstockten Heid« umkomms, wurde ein
Unterscheidungszeichen angeordnvt. Tötet, sprach
Moses, ein einjähriges, fehlerloses Lamm und
streichet dessen Blut cm die Pfosten des Hauses;
und wo immer der Würgengel das Blut sehen wird,
da wird er gnädig vorübergehen. Was sagst du da»
0 Moses, fann denn da« Blut eines unvernünfti¬
gen Lammes Hilfe bringen? Allerdings, erwidert
Moses; aber nicht deshalb, wsil es Blut ist, son¬
dern weil die Wirksamkeit des Blutes Lbriiti vor-
gebildet werden soll. Wenn nun durch die Kraft
des Kreuzopfers die Leiber gerettet werden, wir
viel mehr die Seelen".
Mein Christ! Auch heute noch steht alles Heil
der Welt auf dem Kreuzopfer. Alle Verzeihung
der Sünden in Taufe und Beicht, alle Zuwendung
von Gnaden in der Kommunion, in der Priester¬
weihe oder einem ' anderen Sakrament hat ihren
letzten Grund und ihre tiefste Quelle im Opfertod
Jesu am Kreuz.
Die Früchte dieses Kreuzesopfers nun werden
durch das Meßopfer wie durch einen goldenen Ka¬
nal uns zugewendet.
Kurz und kräftig schildert uns den Segen deS
Meßopfer- die „Nachfolge Christi' in. folgenden
Worten: „Wenn der Priester Meise liest, gibt er
Gott die Ehre, eibaut die Kirche, hilft den Leben¬
den, tröstet die Verstorbenen und macht sich pttbst
aller Güter teilhaftig". (4. B. 5. Kap.)
Kein Wunder, daß gläubige Katholiken leinen
solchen Wert legen auf die Teilnahme an der heil.
Messe. Heißt es doch im Bolksmund, daß man zu
einer Primiz ein Paar Schuhe durchlaufen soll.
Wer aber ohne zwingenden Grund die Sonntags¬
messe versäumt, der hat wahrlich alles Recht ver¬
loren. sich einen „guten Katholiken" zu nennen.
Benützest du vielleicht den Sönntag zu Ausflügen,
zu Hamfterreifen, zu Theaterbesuchen, zu Gesell¬
schaften und Vergnügungen aller Art, während du
kein Stündlein findest, um dem Gottesdienst beizu¬
wohnen? Oder begnügest du dich jahraus jahrein
mit der 12-Uhrmesse, wobei du noch sehr darauf be¬
dacht bist, ja nicht vor dem Evangelium zu kom¬
men und bald nach der Kommunion dich wieder
zu eutfernen? Gehörst Tu zu denen, welche Kir¬
chenluft nicht vertragen können, dagegen Fabrikluft
und Bürolust, Straßenstaub und Mafchinendampf,
Tabaksqualm und Bierdunst stundenlang einatmen,
ohne an der Gesundheit Schaden zu nehmen? Sieh
also zu, ob du nicht vor deinem Herrgott als Heuch¬
ler dastehst! Dein Glaube wäre jedenfalls so wäs¬
serig wie eine Kartoffel oder ein Schneeballen.
Eifrige Katholiken aber lassen nichts über die
Sonntagsmesse gehen und setzen sogar ihr Leben
aufs Spiel, wenn es gilt, das Glück einer heiligen
Messe zu genießen. Wie mancher Feldgottesdienst
wurde schon gehalten unter dem feindlichen Feuer,
wobei man keinen Augenblick wußte, ob nicht eine
Granate platze inmitten der frommen Beter. Ein
Feldgeistlicher hatte einen Gottesdienst angesagt an
einem Ort, der hart an der Front lag. Um dahin
zu gelangen, mußte er durch eine Ortschaft, die ge¬
rade von feindlicher Artillerie beschossen wurde.
Wohl zitterte dem wackeren Pfarrer das Herz im
Leibe bei der augenscheinlichen Todesgefahr. Da
er aber den Soldaten den Gottesdienst zugesagt,
achtete er seines Lebens nicht, nabm todesmuii-