Full text: Bonifatiusbote (1918)

♦ 
Aber der HI. Vater leite! uns auch an. unser 
Lebet der Crhörung würdig zu machen. Es soll, 
wie er schon inr September des ersten KriegSjcchres 
mahnte, durchdrungen sein von dem Seist« demü¬ 
tiger Buße, damit Gott, der jetzt in seinem gerech- 
ten Zorne die Sünden der Völker züchtigt, versöhnt 
werde. Teshalb hat er cmch alle Priester des Erd¬ 
kreises aufgelordert, am Feste der Apostelfürsten 
Petrus und PauluS das große Weltopfer her heil. 
Messe zur Sühne Gott darzubringen. Wohnet 
recht oft in demütiger Bußgesinnung dem hl. Me߬ 
opfer bei, und bietet in Vereinigung mit dem Prie¬ 
ster Gott dem Herrn dies« unendljche Sühne an, 
auf daß er, versöhnt durch da8 Blut seines Sohne«, 
den sündigen Völkern sich in Gnade und Erbarmung 
wieder zuwende. 
Aber, liebe Diözesanen, die sühnende Kraft der 
hl. Messe würde nicht ihre ganze Wirksamkeit ent- 
falten können, wenn wir fortfahren würden, durch 
unsere Sünden Gottes strafende Gerechtigkeit her- 
ouszufordern, ja wenn der Krieg selbst für uns ein 
Anlaß würde zu neuen Sünden. Ach, wie so viele 
sind durch den Krieg nicht besser geworden, ja sie 
scheuen sich nicht, jetzt noch leichtsinniger zu leben, 
als in den Tagen des Friedens. Saget selbst, wann 
war unsere Jugend ausgelassener und unbotmäßi- 
ger, als jetzt? Wann war die Verschwendung gro¬ 
ßer, als jetzt, wo nicht wenige, die durch Kriegs- 
Verdienst reich geworden sind, das erworbene Geld 
verprassen? Wann hat man früher sich so leichtfer¬ 
tig auf den Ehestand vorbereitet und sich so unbe¬ 
sonnen in denselben gestürzt, wann sind seine heil. 
Pflichten mehr mißachtet worden, als während der 
KriegSzeit? Hat nian je solch gewissenlosen Wu¬ 
cher gekannt, wie er jetzt von so vielen geübt wird, 
indem die allgemeine Not zum Anlaß genommen 
wird,' die Nahrungsmittel und Gebrauchsgegen¬ 
stände zu ungerechten Preisen zu verkaufen und so 
Neichtümer zu sammeln, während andere in Hun¬ 
ger darb?', wüsten? Und da wuid'm -vir uns, 
wenn der Krieg noch andauert und Gott die züch¬ 
tigende Geißel nicht niederlegt? Darum, meine 
- lieben Diözesanen, möge der 4. Jahrestag des 
Kriegsbeginnes für uns alle auch eine Mahnung 
zur Buße und zur wahren Bekehrung sein. 
Endlich, weil wir durch Werke der Nächstenliebe 
die göttliche Barmherzigkeit uns geneigt machen, 
fahren wir fort in diesen Werken, aber ja nicht aus 
irdischen, vielleicht eilten Beweggründen, sondern in 
aufrichtiger, christlicher . von Herzen kommender, 
tätiger und opfernder Liebe. Bon ib? heißt es sa 
beim Psalmisten: „Selig, wer des Dürftigen und 
Armen gedenkt: am bösen Tage wird ihn der Herr 
erretten" (Ps. 40, !). 
So lasset uns denn mit Dank gegen Gott und 
mit Vertrauen aus seine weise, gütige Vorsehung, 
im Weifte der Buße und der Liebe weiter unsere 
Pflicht tun. Gott wird es nicht an sich fehlen las¬ 
sen. und uns, so hoffen wir zuversichtlich, bald den 
ersehnten, all der gebrachten Opfer werten Frieden 
schenken t 
Es segne Euch der allmächtige Gott, der Vater 
und der Sohn und der hl. Geist. Amen. 
Fnld'a. 30. Juli 1918. 
Joseph Damian, Bischof von Fulda. 
Got!e§ Lehrlinge. 
olt ist ein Meister in der Bainrher- 
zigkeit. Hat nicht der Heiland un¬ 
ter dem Bilde des barmt,erz-gen 
Samariters sich selbst gezeichnet, der 
die Wunden der Seele heilt, der am 
Ranöe des Verderbens uns aufhebt, 
Herberge der Kirche führt und die 
Pforte des Himmels »ns öffnet? 
Dieses Uebermaß der gütlichen Barmhxrzigkeit 
var dem König David wohlbekannt. Darum fleht 
er im Psalm 24 so innig und vertrauensvoll um 
Vergebung seiner Sünden. 
Psalm 24: Bitte nn, Erbarmen. 
1. Dem Staub entreiß ich meine.Seele. 
Will sie zu dir. o Gott, erheben. 
2. Mein Gott! zu dir steht meine Hoffnung: 
Nie werde ich zu Schanden werden. 
8. Verstummen soll der Hohn der Feinde, 
Er falle auf die Uebettäter. 
4. Herr, lehr mich deine Wege -ehe» 
Und laß mich finden deine Pfade. 
8. Sei du mein Lehrer in der Wahrheit, 
Mein Pott, mein Leiland und Erlöser. 
8 Herr, beule deiner rtoge» Güte. 
Dein alt' Erbarmen laß «u leuchten. 
7. Vergiß di« Sünden mein« Jugend. 
Und all di« Torheit «eines Lebens. 
t Barmherzig ist der Heer nnd wahrhaft: 
Den Sünder rettet er durch Süße. 
>. Auf rechter Bah« lenkt er di« Fromme» 
Und lehrt die Sanfte» seine Wege. 
Ui. Der Weg de» Herr» ist Hnld und Wahrheit 
Kür jeden, der ihm hält dir Treue. 
11. Verzeih' mir gnädig, Herr, dt« «üadea. 
Denn ihrer find entsetzlich »tele. , 
IS. Wer Sott, de» Allerhöchsten, fürchtet, A, ~ 
Der wandelt ans der Tugend Steigen. jC' 
18. 99 prangt in Reichtum seine Seele 
Und seine Kinder erben Schätze. 
14. Sin Bollwerk ist der Herr dem Frommen. 
Sein Bündnis wird er trenlich halten 
1v. Zum Herrn blickt unverwandt mein Augch 
Daß er vor Schlingen mich bewahre 
18. So schau erbarmend auf mich nieder: > 
Ich bin so einsam, so verlaffen. 
17. Gar groß ist meines Herzens Kummer, 
Befreie mich aus seinen Röten. 
18. Sieh meine Mühsal und Beschwerde 
Und nimm hinweg die Last der Sünden. 
19. Verjag den dichten Schwarm der Feinde, 
Die ohne Grund mich tödlich hassen. --- 
20. Beschütze, rette du mein Leben, 
Mach nicht zu schänden mein Vertrauen. •* 
21. Die Frommen sich mit mir vereinen Ci 
Und rufen all aus einem Munde: 
22. O Goit der Güte und Erbarmung, 
Entreiß dein Volk aus seinen Nöten. -- 
Haben wir nicht alle die Barmherzigkeit Gottes 
an uns erfahren? Ist nicht jeder von uns ein 
sichtbarer, lebendiger Beweis der göttlichen Güte und 
Verzeihung? Wer von unS würde noch das Licht 
der Sonne schauen, wer von uns könnte sich noch 
mit der Hoffnung auf den Himmel schmeicheln, wenn 
die beleidigte göttliche Majestät so. leich nach der 
Sünde uns zur Rechenschaft gezogen hätte? Har 
nickt Gottes Barmherzigkeit «in Meisterstück an dir 
gemacht ? Vielleicht hatten schon deine Eltern, Freunde, 
Seelsorger dich anfgegeben und sahen dich dem Ver- 
derben zueilen, ohne dir Hilfe brinien zu können. 
Du hast nicht nrehr auf sie gehört, bist ihnen aus 
dem Weg gegangen; vom Beten, vom Kirchengehen, 
vom Empfang der Sakramente wolltest du nichts 
mehr wissen und hast dafür dein Vergnügen gesucht 
in Arbeit und Geldverdienen, .in Unterhaltungen und 
Lustbarkeiten, in Trinkgelagen und LiebeSangelegen. 
heilen, in geheimen und offenkundigen Ausschweifun¬ 
gen. Deine Seele war unter die Räuber gefallen 
die sie wund und halbtot geschlagen harten. Schon 
schick e sich der Teufel an, deine Seele in die Hölle, 
zu schleppen und sie auf ewig zu peinigen. Da ist 
noch zur rechten Zeit der barmberzige Samariter 
gekommen, hat Wern und Oel in deine W >ndeu 
gegossen, hat dir Einsicht und Reue geschenkt, hat dich 
zuiückgebracht auf den Weg des Glaubens und der 
Tilgend, hat dich arrfs rechte Geleis gestellt, das zum 
Himmel führt. 
Ja, deine Bekehrung war ein richtiges Meister¬ 
stück der göttlichen Barmherzigkeit. Willst du nicht 
Gottes Lehrling werden? Willst du uicht sein Bei¬ 
spiel nachahmen? Willst du nicht die Kunst der Ver¬ 
zeihung üben? Willst du nicht voü deinem Gewinn 
eine Steuer bezahlen ? Willst du nicht die Verzeihung, 
die du von Gott erhalten, ausdchnen und über¬ 
tragen auf deinen Mitmenschen? Vielleicht haben 
deine Eltern, deine Kinder, deine Frau, deine Ver¬ 
wandten, deine Vorgesetzten, deine Untergebenen 
oder irgend welche Mitmenschen dich beleidigt, dich 
geschädigt, dich betrogen, dir ein Unrecht zucsefügt? 
Die Natur gelüstet nach Rache, lechzt nach Ver¬ 
geltung. Ta erinnere dich deiner Ausgabe und' 
deiner Pflicht und deiner hohen Würde, ein Lehr¬ 
ling Gottes zu werden und das WortJesu zu befolgen: 
Liebet eure Feinde, damit ihr Kinder und Ebenbil¬ 
der eures Vaters seid, der seine Sonne aufgehen läßt 
über Gute und Böse, über Gerechte und Sünder. 
Das ist die selbstverständliche Voraussetzung, 
unter welcher Gott eine Verzeihung aufrecht erhält 
Oder denkst du nicht an jenen Knecht im Evange¬ 
lium, dem der Herr anfänglich die ganze Schuld 
erlaffen halte, der sie aber nachträglich bis zum 
letzten Heller bezahlen mußte, weil er einen, Mit¬ 
knecht eine kleine Schuld nicht schenken oder wenig¬ 
stens stunden wollte? 
Das ist auch der leichteste Weg, ans dem du 
Gottes Wohlgefallen erwerben, Verzeihung deiner 
s -künden erlangen und die ewige Seligkeit dir ver- 
' dienen kannst. Andere, lo sagt der hl. Johannes 
Chrysostomus, büße» ihr« Sünde» durch Nacht, 
wache», durch Schlafe« auf dem bloße« Boden und 
ander» StreaaheUe»; d« aber hast die Möglichkeit^' 
auf dg» viel angenehmere Weise dich von deine, 
Sünde« Pr reinige«, »ämlich durch Verzeihen von, 
Unrecht, das dir angetan wurde. Mache es »ich« 
wie )<aet eigensinnig« Bauersmann, dem sei« 
Nachbar di« Hand zur Berzeihuna entgegen- 
streck», als er in» Feld rückte. Der Bauers¬ 
mann zog die Havd zurück; kurze Zeit darauf war 
er eine Leiche, ohne daß es ihm möglich war, die 
Hand z« ergreifen, die er so schnöde zurückgestohen. 
O reiche heute »och die Hand zum Frieden, 
Ver weiß, «b dir ei« morgen ist beschieden. 
Maria Himmelfahrt 
feiern wir in dieser Woche. An diesem Tage, dam 
höchsten Fest, das die hl. Kirche zu Ehren der Got¬ 
tesmutter friert, sehen wir Maria in unaussprech¬ 
licher Wonne, in unendlicher Pracht hinaufsteig«n 
Über alle Scharen der Heiligen, über alle Chöre der 
Engel bis unmittelbar vor den Thron Gotte», 
um von der allerheiligsten Dreisalttgkett feierlich als 
Königin des Himmels gekrönt zu werden. Und ick 
ihren Gebeten bietet die Kirche heute alles auf, mn 
ihre Herrlichkeit zu schildern. Sie streut in den 
Gebeten und Lesungen des Festes Rosen und 
Lilien vor uns hin. ste vergleicht sie mtt der gan¬ 
zen Pracht der orientalischen Gärten uni» Auen, 
ihren Blumen und Gsvürzen, Myrrhe. Zimt, Bal¬ 
sam. Sie läßt uns aufschauen zur Zeder Libanons 
und zur Zypresse aus dem Berge Sion. Und noch 
höher führt sie uns hinauf. Sie bringt Maria ick 
Vergleich mit der aufsteigendcn Morgenröte. Wie 
schön, wie zart ist deren Farbe! — mit dem Ge¬ 
stirne der Nacht, mtt dem Mond — »du bist schock 
wie der Mond" — mit’ der Sonne, dem königlichen 
Gestirne des Tages mit seinem unerträglichen 
Glanze — „du bist auserlosen wie die Sonne!" 
Ja noch höher läßt sie uns emporsteigen, Mariä 
ist „erhöht über die Chöre der Engel zu den himm- 
lischen Reichen". Dort ist ihr Sitz! dort thront sie 
als Königin des ganzen Himmels. Ulch von dort 
oben winkt Maria uns ihren Küchern zu: „Sehet, 
wo ich bin, da werdet auch ihr sein. . „Sie, die 
Königin", wie der hl. Bernhard sagt, „ist nns vor- 
angegangcn, daß ihre Kinder vertrauensvoll ihr 
Nachfolgen". 
Welches ist der Weg der Mutter Gpttes znm 
Himmel gewesen? Von woher kommt sie am Tag 
der Himmelfahrt? Vom Tale der Träne,:. Das 
Rosenkranzgebet, jenes Gebet voll tiefer Weisheit, 
zeigt uns den Weg den Maria gewandelt. Seine 
erste Station ist das einsame Kämmerlein im 
Hause von Nazareth und die letzte Station der 
Himmel. „Ter dich, o Jungfrau, in den Himmel 
ausgenonimen hat", der dich o Jungfrau im Him¬ 
mel gekrönt hat. Aber was liegt dazwischen? Da¬ 
zwischen liegen Arbeit, Schmerz, Kummer. Da¬ 
zwischen liegen all die furchtbaren Geheimnisse des 
schmerzhaften Rosenkranzes, der ganze blutge¬ 
färbte Kreuzweg. Gewiß fehlt es auch nicht an 
Lichtblicken, wie sie die ersten Geheimnisse des 
glorreichen Rosenkranzes zeigen. Aber zwischen 
dem dritten — „der uns den hl. Geist gesandt hat", 
und zwischen dem vierten da liegt ein langes Wir¬ 
ken, eine lange Verbannung. Auch Maria hat das 
Leid der Erde getragen, mehr als jemand: auch 
sie ist nur durch Trübsal in den Himmel eingcgan- 
gen. Und auch für uns gibt es keinen anderen 
Weg. Nicht auf leichten Pfaden spielend fliegt 
nian empor zum Hinnnel, sondern mühsam ersteigt 
man Stufe um Stufe den hl. Berg. Welch ein, 
Licht fällt von: heutigen Fest auf unser eigens Le¬ 
ben?! „Per aspera ad astra, nur mit Miihsal gehts 
zur Höhe!" Wenn Leid kommt, und es kommt 
genug, übergenug in dieser harten Zeit, o laß dich 
nicht schreckenI Ed steht gut, es ist ein Zeichen von 
oben, daß du eher auf dem guten Weg bist, als 
wenn es umgekehrt wäre. H'ienieden führt der 
Weg eine Zeitlang durch Dornen und unter finste¬ 
rem Gewölk ist ein via dolorosa, ein Schmerzens- 
weg, aber zuletzt verliert er sich im unermeßlichen 
Lichte. So bei Maria, so auch bei uns! Welch 
herrliche Ermutigung! Von ferne winkt die gol¬ 
dene Krone herein auf unseren Leidensweg. Ta 
fehlt der Trost nie ganz, da erlischt das Licht nie 
ganz, immer noch leuchtet ein Schimmer von oben, 
immer noch ein Trost in Leiden, immer noch ein 
Anker irn Sturm, immer noch ein Stern im 
Meere! Flehen wollen wir darum für uns und ' 
die ganze Menschheit: „Jter Para tutum". Wollst 
uns sicheren Weg bereiten! aus daß toir an allen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.