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Aber der HI. Vater leite! uns auch an. unser
Lebet der Crhörung würdig zu machen. Es soll,
wie er schon inr September des ersten KriegSjcchres
mahnte, durchdrungen sein von dem Seist« demü¬
tiger Buße, damit Gott, der jetzt in seinem gerech-
ten Zorne die Sünden der Völker züchtigt, versöhnt
werde. Teshalb hat er cmch alle Priester des Erd¬
kreises aufgelordert, am Feste der Apostelfürsten
Petrus und PauluS das große Weltopfer her heil.
Messe zur Sühne Gott darzubringen. Wohnet
recht oft in demütiger Bußgesinnung dem hl. Me߬
opfer bei, und bietet in Vereinigung mit dem Prie¬
ster Gott dem Herrn dies« unendljche Sühne an,
auf daß er, versöhnt durch da8 Blut seines Sohne«,
den sündigen Völkern sich in Gnade und Erbarmung
wieder zuwende.
Aber, liebe Diözesanen, die sühnende Kraft der
hl. Messe würde nicht ihre ganze Wirksamkeit ent-
falten können, wenn wir fortfahren würden, durch
unsere Sünden Gottes strafende Gerechtigkeit her-
ouszufordern, ja wenn der Krieg selbst für uns ein
Anlaß würde zu neuen Sünden. Ach, wie so viele
sind durch den Krieg nicht besser geworden, ja sie
scheuen sich nicht, jetzt noch leichtsinniger zu leben,
als in den Tagen des Friedens. Saget selbst, wann
war unsere Jugend ausgelassener und unbotmäßi-
ger, als jetzt? Wann war die Verschwendung gro¬
ßer, als jetzt, wo nicht wenige, die durch Kriegs-
Verdienst reich geworden sind, das erworbene Geld
verprassen? Wann hat man früher sich so leichtfer¬
tig auf den Ehestand vorbereitet und sich so unbe¬
sonnen in denselben gestürzt, wann sind seine heil.
Pflichten mehr mißachtet worden, als während der
KriegSzeit? Hat nian je solch gewissenlosen Wu¬
cher gekannt, wie er jetzt von so vielen geübt wird,
indem die allgemeine Not zum Anlaß genommen
wird,' die Nahrungsmittel und Gebrauchsgegen¬
stände zu ungerechten Preisen zu verkaufen und so
Neichtümer zu sammeln, während andere in Hun¬
ger darb?', wüsten? Und da wuid'm -vir uns,
wenn der Krieg noch andauert und Gott die züch¬
tigende Geißel nicht niederlegt? Darum, meine
- lieben Diözesanen, möge der 4. Jahrestag des
Kriegsbeginnes für uns alle auch eine Mahnung
zur Buße und zur wahren Bekehrung sein.
Endlich, weil wir durch Werke der Nächstenliebe
die göttliche Barmherzigkeit uns geneigt machen,
fahren wir fort in diesen Werken, aber ja nicht aus
irdischen, vielleicht eilten Beweggründen, sondern in
aufrichtiger, christlicher . von Herzen kommender,
tätiger und opfernder Liebe. Bon ib? heißt es sa
beim Psalmisten: „Selig, wer des Dürftigen und
Armen gedenkt: am bösen Tage wird ihn der Herr
erretten" (Ps. 40, !).
So lasset uns denn mit Dank gegen Gott und
mit Vertrauen aus seine weise, gütige Vorsehung,
im Weifte der Buße und der Liebe weiter unsere
Pflicht tun. Gott wird es nicht an sich fehlen las¬
sen. und uns, so hoffen wir zuversichtlich, bald den
ersehnten, all der gebrachten Opfer werten Frieden
schenken t
Es segne Euch der allmächtige Gott, der Vater
und der Sohn und der hl. Geist. Amen.
Fnld'a. 30. Juli 1918.
Joseph Damian, Bischof von Fulda.
Got!e§ Lehrlinge.
olt ist ein Meister in der Bainrher-
zigkeit. Hat nicht der Heiland un¬
ter dem Bilde des barmt,erz-gen
Samariters sich selbst gezeichnet, der
die Wunden der Seele heilt, der am
Ranöe des Verderbens uns aufhebt,
Herberge der Kirche führt und die
Pforte des Himmels »ns öffnet?
Dieses Uebermaß der gütlichen Barmhxrzigkeit
var dem König David wohlbekannt. Darum fleht
er im Psalm 24 so innig und vertrauensvoll um
Vergebung seiner Sünden.
Psalm 24: Bitte nn, Erbarmen.
1. Dem Staub entreiß ich meine.Seele.
Will sie zu dir. o Gott, erheben.
2. Mein Gott! zu dir steht meine Hoffnung:
Nie werde ich zu Schanden werden.
8. Verstummen soll der Hohn der Feinde,
Er falle auf die Uebettäter.
4. Herr, lehr mich deine Wege -ehe»
Und laß mich finden deine Pfade.
8. Sei du mein Lehrer in der Wahrheit,
Mein Pott, mein Leiland und Erlöser.
8 Herr, beule deiner rtoge» Güte.
Dein alt' Erbarmen laß «u leuchten.
7. Vergiß di« Sünden mein« Jugend.
Und all di« Torheit «eines Lebens.
t Barmherzig ist der Heer nnd wahrhaft:
Den Sünder rettet er durch Süße.
>. Auf rechter Bah« lenkt er di« Fromme»
Und lehrt die Sanfte» seine Wege.
Ui. Der Weg de» Herr» ist Hnld und Wahrheit
Kür jeden, der ihm hält dir Treue.
11. Verzeih' mir gnädig, Herr, dt« «üadea.
Denn ihrer find entsetzlich »tele. ,
IS. Wer Sott, de» Allerhöchsten, fürchtet, A, ~
Der wandelt ans der Tugend Steigen. jC'
18. 99 prangt in Reichtum seine Seele
Und seine Kinder erben Schätze.
14. Sin Bollwerk ist der Herr dem Frommen.
Sein Bündnis wird er trenlich halten
1v. Zum Herrn blickt unverwandt mein Augch
Daß er vor Schlingen mich bewahre
18. So schau erbarmend auf mich nieder: >
Ich bin so einsam, so verlaffen.
17. Gar groß ist meines Herzens Kummer,
Befreie mich aus seinen Röten.
18. Sieh meine Mühsal und Beschwerde
Und nimm hinweg die Last der Sünden.
19. Verjag den dichten Schwarm der Feinde,
Die ohne Grund mich tödlich hassen. ---
20. Beschütze, rette du mein Leben,
Mach nicht zu schänden mein Vertrauen. •*
21. Die Frommen sich mit mir vereinen Ci
Und rufen all aus einem Munde:
22. O Goit der Güte und Erbarmung,
Entreiß dein Volk aus seinen Nöten. --
Haben wir nicht alle die Barmherzigkeit Gottes
an uns erfahren? Ist nicht jeder von uns ein
sichtbarer, lebendiger Beweis der göttlichen Güte und
Verzeihung? Wer von unS würde noch das Licht
der Sonne schauen, wer von uns könnte sich noch
mit der Hoffnung auf den Himmel schmeicheln, wenn
die beleidigte göttliche Majestät so. leich nach der
Sünde uns zur Rechenschaft gezogen hätte? Har
nickt Gottes Barmherzigkeit «in Meisterstück an dir
gemacht ? Vielleicht hatten schon deine Eltern, Freunde,
Seelsorger dich anfgegeben und sahen dich dem Ver-
derben zueilen, ohne dir Hilfe brinien zu können.
Du hast nicht nrehr auf sie gehört, bist ihnen aus
dem Weg gegangen; vom Beten, vom Kirchengehen,
vom Empfang der Sakramente wolltest du nichts
mehr wissen und hast dafür dein Vergnügen gesucht
in Arbeit und Geldverdienen, .in Unterhaltungen und
Lustbarkeiten, in Trinkgelagen und LiebeSangelegen.
heilen, in geheimen und offenkundigen Ausschweifun¬
gen. Deine Seele war unter die Räuber gefallen
die sie wund und halbtot geschlagen harten. Schon
schick e sich der Teufel an, deine Seele in die Hölle,
zu schleppen und sie auf ewig zu peinigen. Da ist
noch zur rechten Zeit der barmberzige Samariter
gekommen, hat Wern und Oel in deine W >ndeu
gegossen, hat dir Einsicht und Reue geschenkt, hat dich
zuiückgebracht auf den Weg des Glaubens und der
Tilgend, hat dich arrfs rechte Geleis gestellt, das zum
Himmel führt.
Ja, deine Bekehrung war ein richtiges Meister¬
stück der göttlichen Barmherzigkeit. Willst du nicht
Gottes Lehrling werden? Willst du uicht sein Bei¬
spiel nachahmen? Willst du nicht die Kunst der Ver¬
zeihung üben? Willst du nicht voü deinem Gewinn
eine Steuer bezahlen ? Willst du nicht die Verzeihung,
die du von Gott erhalten, ausdchnen und über¬
tragen auf deinen Mitmenschen? Vielleicht haben
deine Eltern, deine Kinder, deine Frau, deine Ver¬
wandten, deine Vorgesetzten, deine Untergebenen
oder irgend welche Mitmenschen dich beleidigt, dich
geschädigt, dich betrogen, dir ein Unrecht zucsefügt?
Die Natur gelüstet nach Rache, lechzt nach Ver¬
geltung. Ta erinnere dich deiner Ausgabe und'
deiner Pflicht und deiner hohen Würde, ein Lehr¬
ling Gottes zu werden und das WortJesu zu befolgen:
Liebet eure Feinde, damit ihr Kinder und Ebenbil¬
der eures Vaters seid, der seine Sonne aufgehen läßt
über Gute und Böse, über Gerechte und Sünder.
Das ist die selbstverständliche Voraussetzung,
unter welcher Gott eine Verzeihung aufrecht erhält
Oder denkst du nicht an jenen Knecht im Evange¬
lium, dem der Herr anfänglich die ganze Schuld
erlaffen halte, der sie aber nachträglich bis zum
letzten Heller bezahlen mußte, weil er einen, Mit¬
knecht eine kleine Schuld nicht schenken oder wenig¬
stens stunden wollte?
Das ist auch der leichteste Weg, ans dem du
Gottes Wohlgefallen erwerben, Verzeihung deiner
s -künden erlangen und die ewige Seligkeit dir ver-
' dienen kannst. Andere, lo sagt der hl. Johannes
Chrysostomus, büße» ihr« Sünde» durch Nacht,
wache», durch Schlafe« auf dem bloße« Boden und
ander» StreaaheUe»; d« aber hast die Möglichkeit^'
auf dg» viel angenehmere Weise dich von deine,
Sünde« Pr reinige«, »ämlich durch Verzeihen von,
Unrecht, das dir angetan wurde. Mache es »ich«
wie )<aet eigensinnig« Bauersmann, dem sei«
Nachbar di« Hand zur Berzeihuna entgegen-
streck», als er in» Feld rückte. Der Bauers¬
mann zog die Havd zurück; kurze Zeit darauf war
er eine Leiche, ohne daß es ihm möglich war, die
Hand z« ergreifen, die er so schnöde zurückgestohen.
O reiche heute »och die Hand zum Frieden,
Ver weiß, «b dir ei« morgen ist beschieden.
Maria Himmelfahrt
feiern wir in dieser Woche. An diesem Tage, dam
höchsten Fest, das die hl. Kirche zu Ehren der Got¬
tesmutter friert, sehen wir Maria in unaussprech¬
licher Wonne, in unendlicher Pracht hinaufsteig«n
Über alle Scharen der Heiligen, über alle Chöre der
Engel bis unmittelbar vor den Thron Gotte»,
um von der allerheiligsten Dreisalttgkett feierlich als
Königin des Himmels gekrönt zu werden. Und ick
ihren Gebeten bietet die Kirche heute alles auf, mn
ihre Herrlichkeit zu schildern. Sie streut in den
Gebeten und Lesungen des Festes Rosen und
Lilien vor uns hin. ste vergleicht sie mtt der gan¬
zen Pracht der orientalischen Gärten uni» Auen,
ihren Blumen und Gsvürzen, Myrrhe. Zimt, Bal¬
sam. Sie läßt uns aufschauen zur Zeder Libanons
und zur Zypresse aus dem Berge Sion. Und noch
höher führt sie uns hinauf. Sie bringt Maria ick
Vergleich mit der aufsteigendcn Morgenröte. Wie
schön, wie zart ist deren Farbe! — mit dem Ge¬
stirne der Nacht, mtt dem Mond — »du bist schock
wie der Mond" — mit’ der Sonne, dem königlichen
Gestirne des Tages mit seinem unerträglichen
Glanze — „du bist auserlosen wie die Sonne!"
Ja noch höher läßt sie uns emporsteigen, Mariä
ist „erhöht über die Chöre der Engel zu den himm-
lischen Reichen". Dort ist ihr Sitz! dort thront sie
als Königin des ganzen Himmels. Ulch von dort
oben winkt Maria uns ihren Küchern zu: „Sehet,
wo ich bin, da werdet auch ihr sein. . „Sie, die
Königin", wie der hl. Bernhard sagt, „ist nns vor-
angegangcn, daß ihre Kinder vertrauensvoll ihr
Nachfolgen".
Welches ist der Weg der Mutter Gpttes znm
Himmel gewesen? Von woher kommt sie am Tag
der Himmelfahrt? Vom Tale der Träne,:. Das
Rosenkranzgebet, jenes Gebet voll tiefer Weisheit,
zeigt uns den Weg den Maria gewandelt. Seine
erste Station ist das einsame Kämmerlein im
Hause von Nazareth und die letzte Station der
Himmel. „Ter dich, o Jungfrau, in den Himmel
ausgenonimen hat", der dich o Jungfrau im Him¬
mel gekrönt hat. Aber was liegt dazwischen? Da¬
zwischen liegen Arbeit, Schmerz, Kummer. Da¬
zwischen liegen all die furchtbaren Geheimnisse des
schmerzhaften Rosenkranzes, der ganze blutge¬
färbte Kreuzweg. Gewiß fehlt es auch nicht an
Lichtblicken, wie sie die ersten Geheimnisse des
glorreichen Rosenkranzes zeigen. Aber zwischen
dem dritten — „der uns den hl. Geist gesandt hat",
und zwischen dem vierten da liegt ein langes Wir¬
ken, eine lange Verbannung. Auch Maria hat das
Leid der Erde getragen, mehr als jemand: auch
sie ist nur durch Trübsal in den Himmel eingcgan-
gen. Und auch für uns gibt es keinen anderen
Weg. Nicht auf leichten Pfaden spielend fliegt
nian empor zum Hinnnel, sondern mühsam ersteigt
man Stufe um Stufe den hl. Berg. Welch ein,
Licht fällt von: heutigen Fest auf unser eigens Le¬
ben?! „Per aspera ad astra, nur mit Miihsal gehts
zur Höhe!" Wenn Leid kommt, und es kommt
genug, übergenug in dieser harten Zeit, o laß dich
nicht schreckenI Ed steht gut, es ist ein Zeichen von
oben, daß du eher auf dem guten Weg bist, als
wenn es umgekehrt wäre. H'ienieden führt der
Weg eine Zeitlang durch Dornen und unter finste¬
rem Gewölk ist ein via dolorosa, ein Schmerzens-
weg, aber zuletzt verliert er sich im unermeßlichen
Lichte. So bei Maria, so auch bei uns! Welch
herrliche Ermutigung! Von ferne winkt die gol¬
dene Krone herein auf unseren Leidensweg. Ta
fehlt der Trost nie ganz, da erlischt das Licht nie
ganz, immer noch leuchtet ein Schimmer von oben,
immer noch ein Trost in Leiden, immer noch ein
Anker irn Sturm, immer noch ein Stern im
Meere! Flehen wollen wir darum für uns und '
die ganze Menschheit: „Jter Para tutum". Wollst
uns sicheren Weg bereiten! aus daß toir an allen