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„ SeNgiMtt tfs «ifallonfichmmg?
£ »de betracht« Mt ReliaosttLt <Ü tbn Krt
Unfallversicherung. 8er fromm ist. in die Kirche
PÜ»t «rd viel betet — der bat Anspruch daran',
baß -er liebe Gott sich sein« persönlichen Wohlfahrt
And Bequemlichkeit ganz besonders «mtnmtt. ihn
Vor Schnupfen. Aerger, Geschäftsverlust. geschweige
denn vor größeren Unfällen behütet. Dem Sünder
bagegen geschieht gcmz recht, wenn er von de« allem
Süchtig geplagt wird.
Da» ist so die landläufige Auffassung. Wehe
Darum, wenn eS umgekehrt geht! Dcmn ist Sott
S»gerecht,, da» Beten Hilst nicht, da» Kirchenlaufen
t überflüssig, da» Christentum hat Bankerott ge¬
wacht usw.
Ist daS nicht eine Erniedrigung d« Religion?
Eine Gotteslästerung? Wo und wann hat Gott
solche Versprechungen gemacht? Wo hat er verhei¬
ßen, daß die Guten hier unten auf Samtkissen
sitzen sollen, die Bösen aber auf Dornen und Di¬
steln? Sehen wir nicht das gerade Gegenteil in
der Lebensgeschichte Jesu und der meisten Heiligen?
Sie höher sie stehen bei Gott, desto mehr läßt er sie
leiden. Die Heiligen fürchten sich nrehr, wenn sie
nicht leiden. Kommen viele Prüfungen und Lei¬
ben, dann sind sie der Huld ihres Vaters gewiß.
Alück und Wohlergehen dagegen nehmen sie eher
tnit Mißtrauen auf. Haben sie nicht die größere
Hebenkeriahrung?
Gott gebraucht gewiß auch die irdischen Güter
8»t Lohn und Strafe. In der Heiligen Schrift ha-
ben wir Zeugniste dafür. Aber sie sind sozusagen
bie Erziehungsmittel seiner Kinderstube. Wie die
Menschen und Völker reifer werden, treten diese
Süßeren Erziehungsmittel zurück. Israel ist lange
», die'en Kinderschuhen gegangen. Darum sind
»nize Bücher des Alten Testamentes (z. B. der
Schluß des Buches Josue und das Buch der Richter:
«uch die Psalnien strechen sich oft in diesem Sinn«
dus) den, Nachweis »ewidmet, daß es dem Guten
Non hier auf Erden mit ergeht und dem Schlechten
«ilecht. Aber diese Feststellungen sollen, wie ge-
mgt, nach dem Sinne Gattes keine unbeschränkte
Geltung haben und sind deshalb mit Vorsicht anzu¬
wenden. AebnlicheS gilt vöft manchen gern ange-
ftihrteu Stellen des Neuen Testamentes. Man
denke z«in Beispiele «n die Aufforderung zur Sorg¬
losigkeit in dem am vorigen Sonntag verlesenen
Evangelium. (Matth. 6, 26 ff.) Abgesehen da-
von, daß hier nur vor der überinäßigen Sorge ge¬
warnt sein will, nicht vor der pflichtmäßigen, rich-
tet sich die Rede des Herrn vov allem an seine Jün-
(er. Diese will er von allen anderen Sorgen mög-
chst frrimachcn, um ihre Gedanken ganz auf die
Ausbreitung des Gottesreiches zu richten. Und
hier, an der apostolischen Predigt, ist allerdings das
Wort des Herrn bis auf den heutigen Taa in dem
»anzen Umfange seiner Bedeutung zur Wahrheit
Geworden: Sucht ibr das Reich Gottes und seine
Gerechtigkeit: der Vater sorgt dann schon für das
andere! Man schaue nur auf unsere Klöster und
Missionsgesettschaften. Gott'hat bis beule noch
immer nicht nur eine, sondern viele Hände, «nt
Auen zu helfen. Ob aber auch alle anderen Chri¬
sten sich in demselben Ausmaß auf die Vorteile die-
»r Verheißung verlassen sollen? Das wäre doch
«sticht und gefährlich! DaS kann nicht im Sinne
des göttlichen Heilandes gelegen haben. Er wollte
doch in der Religion, die er stiftete, eine
Versickerung nichts für daS Dieskeits. son-
bcrn für da» Jenseits schaden. Wohl aber wird
»an sagen können, daß je mehr einer sich apostoli-
kcker Geimnung und Besätrgnng nähert, er desto
»ebr auch an dem Segen und den Verheißungen
derselben tcilzunehmen boften darf.
Das war nur ein Beisviel. Es scheint aber not¬
wendig Qitf solche Beispiele setzt öfters hinznwci-
sen. Im Verlauie des Krieges hat sich nämlich ge-
geigt- daß sehr viele Christen falsche Evvartungen
an ihre Religiosität, manchmal sogar an eine sehr
dürftige und jung anlcesrischte Religiosität geknüpft
haben, kurz gesagt, sie als eine Art Lebens-- und
Unfallversicherung betrachtet haben. Und da diese
Erwartungen enttäuscht, wurden, enttäuscht werden
wußten, gab es Verbitterung, Glaubcnszweifcl, ja
Religionsseindschaft.
O, ihr Toren und Unverständigen, niöchte man
buch rufen die ihr so weit ab von dem wahren Ver¬
ständnis für das gebsieben seid, was die Religion
dem Menschen wirklich sein will und soll! Die
'ibr in der Religion nichis als sozusagen das Zim¬
mermädchen sehen Nlöchtet, das euch Hilst, die ir¬
dische Wohnung für ein paar Jährchen freundlich
m *74
ttnß wohnlich ftt Gestalten. RoH ln ihr bie himm¬
lische Führer« «a erblicken; Me euch den Weg aus
de» Finsternisse« Aegypten» «t den lichten Gefilden
Kanaan» zeigt. tzn jenem Beruf« mutz sie versa¬
ge«. in diesem versagt ihr euch die Religion!
Wir wiese« darauf hin. daß Gott in der Kin¬
derzeit der Völker und besonder» seine» «iSerwähl¬
ten volle». Gut mch Böse öfter» cm keinen augen¬
blickliche» und zeitlichen Folgen klarmachen mußt.
Daß da» aber auch damal» nicht etwa di« Regel
war, zeigen die Lieder und Dichtwerke aller Völler
die sich mit dem LeidenSproblem b^chästigen, mit
der Frage: Warum muß d« Gerechte hier auf
Erden oft so hart leiden, warum geht e» dem
Schlechten dagegen oft so sinnverwirrend gut? Ei¬
nes der interessantesten dieser Dichtwerke ist die
altorientaiisch« volkSerzählung vom Duü>er Job,
die unS in freier Umdichtung im Buche Job er¬
halten ist. Beters (Paderborn) hat in einem Auf¬
sätze der Akademischen DonisatmS-Korrespondenz
(S. 1917. 4. KriegSnummer. Jahrg. 32), die wir
zur Versendung an Akademiker im Felde ganz be¬
sonder» empfehlen, viel Reue» und Interessantes
über diesen „Faust" deS Alten Testamentes gesagt.
(„DaS Buch Job" von demselben Verßrsser behan¬
delt den Gegenstand eingehender und ausführ¬
licher.) Wir erkennen da nicht nur, wie durch
großzügige, literarische Auffassung dieses merk-
würdigen Buches die darin bi» jetzt noch vorhande¬
nen Schwierigkeiten »nd Spannungen fast restlos
verschwinden, sondern weiter, daß auch heute noch
viele Christen dem LeidenSproblem nicht viel klü¬
ger gegenüberstehen, als die Philosophen gesessschaft.
die sich damaS vor und auf dem Düngerhaufen der
Vorzeit versainmelt hat. Man meint einen Bier¬
oder .Kaffeetisch (dir Frrur des Job ist die Unver¬
ständigste!) der betrübten Gegenwart zu hören,
wenn mau die unsinnigen Ansichten deS Eliphaz,
Baldad und Sophor vernimmt. Ihre Weisheit
läuft ans den Satz hinaus: „Das Unheil ist für
die Frevler, und daS Mißgeschick ist für die Uebel«
tater. Job muß ein solcher sein, sonst könnte es
ihn nickt so hart getroffen haben." Gott selbst wird
vom Dichter erscheinend eingelührt, um diesen
Trugschluß der Freunde Jobs zu zerstören. Der
Mensch soll nicht naseweis fragen, so führt der
Dichter in den Gottesreden aus, warum er leide,
sondern sich einfach den: Willen GotteS unterord¬
nen, dessen Allmacht selbst die Kräfte des Himmels.
Sturin und Meer und die Ungeheuer der Tiefe
unterworfen sind. Die Raturschilderungen dieser
Stellen geboren zu dem Wuchtigsten, was die
Weltliteratur kennt. Es ist aber nicht zu verken-
nen, daß damit, mit dem bloßen Hinweis auf den
unwiderstehlichen Willen Gottes das Leidensprob-
lern noch nicht restlos gelöst ist. DaS Alte Testa¬
ment hat die restlose Erklärung überhaupt nicht
gefunden. Sie ist uns erst geworden durch Chri¬
stus, durch sein Wort, mehr aber noch durch k<
Leidenstat. Ter Dichter des Luches Job läßt sei-
nsii Helden zum Schluß schon hier auf Erden den
Lohn und Ausgleich für seine Leiden zuteil werden?
erhält seine Gesundheit und seinen früheren Reich¬
tum wieder. Dancit verzichtet der Dichter auf die
Stellung de? Problems in seiner schärfsten Form,
damit aber auch auf seine Lösung im ganzen Um¬
fange. Christus dagegen duldet bis ans bitterste
Ende, findet dafür aber auch den größten Lohn.
Er gebt ein in die Herrlichkeit des Vaters.
Der Himmel ist unumgänglich notwendig für
die Lösung deS Leidensproblems, er ist aber auch
'völlig genügend für sie. DaS ist die Antwort des
Christentums.
Der Unrerfchied »wischen dem Schicksal der
Guten und dem der Bösen liegt also nickt in äuße¬
ren Dingen und nicht auf dieser Erde. DaS Schick-
sal, Leiden und Tod, schreitet meist über beide mi:
gleicher Gefühlsosigkeit hinweg. Gott läßt ckck-
nur regnen und die Soune scheinen über Gute und
Böse, über Gerechte und Sünder, sondern auch ha¬
geln und schneien und stürmen und wettern! Ge¬
rade diese scheinbare Gleichmäßigkeit, ja Gseichgül-
tigkeit des Schicksals bildet dem schwachen Glauben
den Stein des Anstoßes, das große Aergernis.
über das er stolpert. Wie wäre das möglich, so
fragt er, wenn eö einen Gott im Himmel gäbe, der
einen Unterschied zu machen verpflichtet ist zwischen
gut und bös, zwischen gerecht und ungerecht? Er
vergißt, daß diese Gleichheit nur eine scheinbare,
nur eine äußerliche ist, daß sie in Wirklichkeit ver¬
bunden ist mit der allergrößten, für den Gereckten
allertröstlickstcn Ungleichheit. Der Gerechte leidet,
wie der Ungerecht«. Aber er leidet mit Bereitwillig¬
keit, aus Gehorsam, ia mit Freude und Verlangen
zür Sühne für seine und 8er anderen Menschen
Sünden; er leidet mit der Gewißheit. daß er ieb»
seiner Tränen al» strahlenden Diamanten wieder¬
finden wird in ein« HunmelSkrone. Ist das nichii
etwas ganz anderes, als das trostlose Leiden de»
Ungläubigen?
Wir tun gut daran, diesen Gedanken recht oft
und recht scharf zu betonen, besonders in diese»
schweren Zeit. In dem Briefe an die Hebräer ta¬
delt der Apostel diese, daß sie, die der Zett nach
Lehrer der anderen sein sollten, selbst noch de»
Unterweisung bedürften in den Anfangsgründen
deS Wortes GotteS, mit Milch, statt mit fest«
Speise genährt werden müßten. (Hebr. 6, 12—14.J
Trifft dieser Tadel nicht auch viele Christen? Ge¬
hen nicht auch wir noch in den Kinderschuhen de»
Erkenntnis, verlangen Zug um Zug die Erweis»
der göttlichen Allmacht m>L Gerechtigkeit, wollen
die Religiosität nur gelten lassen, solange fie sich
als die große Lebensversicherung gegen alle mög¬
lichen Unfälle des irdischen Daseins bewährt? Ö,
wir Unverständigen und Kleingläubigen! Wi»
sehr haften wir noch am Aeußeren und Unwesent¬
lichen I Wie wenig haben wir noch die ganze Größe
«nseres Vorzuges. daS ganze Glück und den Zweck
der heiligen Religion begriffen! Wie'sehr ver¬
kennen wir noch ihr« und unsere Aufgabe! Nicht
für dieses, sondern für jenes Leben soll fie unSl
sichern, uns die Prüfungen nicht ersparen, sondern
sie uns bestehen lehren; sie soll uns dar KrevS
nicht abnehmen, sondern unS durch daS Kreuz zum
Lohn und zur Krone führen.
Wer das begriffen hat, der wird sich niemals
enttäuscht fühlen, der kann an seiner Religion nicht
irre werden. Zwar äußerlich wird er mit dein
Schicksal ebenso zu kämpfen haben, ja wird ihm
vielleicht ebenso erliegen, wie der Gottlose. Aeu-
ßerlich wird kein Unterschied sein. Innerlich ab«
wird er sich über sein Schicksal als Sieg« erheben.
Innerlich ist ein Abstand zwischen ihm und dem
Gottlosen, wie zwischen dem Kind und dem Skla¬
ven, zwischen Notwendigkeit und Freiheit, zwischen
Leben und Tod!
Die Schwere der Zeit hat dem religiösen Ge¬
danken schon vielen Abbruch getan, hat schon viele
zu Fragenden und Zweifelnden gemacht. Wie ist
das gekommen? Hat das Christenftim, hat die
Religion nicht gehalten, was sie versprochen ge-
babt? Hat das Christentum Bankerott gemacht?
Weit entkernt! Bankerott gemacht haben nur die
falschen Anschauungen und Erwartungen, die viele
auf die Religion gesetzt hatten, und die sich nicht
erfüllen wollten. Berichtigen wir sie. Gellen wir
auch anderen zur Klarheit, wo es notwendig ist.
Wir schützen ihr Kostbarstes, wir helfen de«
Menschheit Krone retten, erhalten ihr den Stab,
der allein vor dem Abgrund der Verzweiflung be¬
wahrt. wir halten ihr die Türe offen, die allein!
ans decn Dunkeln ins Helle führt — wenn wir ihr
die Religion, und damit die Hoffnung, die Aus¬
sicht auf den Ausgleich am Herzen des Vater»
retten. _/ b _
Erntezeit im Urieg
Es war gut, daß die Erntewocheu endlich ge¬
kommen waren. Kaum daß man noch aufrecht
über so ein Feldwcglein gehen konnte, ohne Scha¬
den anzuiichten; denn über allen Pfädlein und
Ackersäumen schlugen bie hohen schlanken Halme
zusammen und rauschten in reifer üppiger Pracht«
Man konnte den Atem verlieren, wenn man durch
ihre heißen dichten Reihen schritt. UeberdieS lit¬
ten es die gelben Riesen durchaus nur notgedrun¬
gen. wenn sie in ihren Sommerträumen gestört
wurden. Mit ihren langen Grannen zerzausten
sie.einem das Haar und kitzelten einen an Hals
und Armen, sodaß man froh waiz. wenn man noch
lebendig den großen Fahrweg drüben er’-*’ ckr
hatte, an dessen Rande rechts und links der blau¬
rote Mohn in langen Beeten leuchtete und di« satt¬
grünen Kartoffeläcker sich behaglich sonnten.
Das wäre nun alles schön und gut und recht
gewesen — die reiche wogende Ernte und die viel¬
versprechenden unzähligen Felder, hätte man nur
gewußt, woher Arme und Hände nehmen, die diese
Reichtum« auflcsen und einheimsen könnten. Die
Bauern standen auf ihren Höfen, in die die Son¬
nenglut tic^c Risse und kicksende Furchen gehauen
hatte, und seufzten über das herrliche Wetter und
die fehlenden Arbeitskräfte. —
„Ach, daß meine Buben alle drei fort sein müs¬
sen, wo ick doch Arbeit hätte für sechse - gerade
jetzt, da» ich fünf Fruchtäcker drauß liegen habe,
und"-