Full text: Bonifatiusbote (1918)

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habe", gibt unsere Note ausführlich Antwort, indem sie 
auf den grundlegenden Wandel hinweist, der jetzt er- 
folgt ist. »Tie neue Negierung ist in völliger Ueber- 
einstimmung mit den Wünschen der aus dem gleichen, 
allgemeinen, geheimen und direkten Wahlrecht hervor, 
gegangenen Volksvertretung gebildet. Tie Führer der 
großen Parteien des Reichstages gehören zu ihren Mit¬ 
gliedern. Auch künftig kann keine Regierung ihr Amt 
ontrelen oder N»tter?nhren, ohne das Vertrauen de> 
Mehrheit des Reichstages zu besitzen. Die Verant¬ 
wortung des Reichskanzlers gegenüber der Volksver. 
tretung wird gesetzlich ausgebaut und sichergestellt. Die 
erste Tat der neuen Regierung ist gewesen, dem Reichs, 
tag ein Gesetz vorzulegen, durch das die Verfassung deS 
Reiches dahin geändert wird chatz zur Entscheidung 
über Krieg und Frieden die Zustimmung der Volksver¬ 
tretung ersoroerirch nt." DaS Friedens- und Waflen- 
ftillstandSangrbot gebt aftoaus »von einer Regierun', die. 
frei von jedem willkürlichen und unverantwortlichen 
Einfluß, getragen wird von der Zustimmung der über, 
wältigenden Mehrheit des deutschen Volkes". 
. Oesterreich-Ungarn 
ist in einer reckt üblen Lage und es hat fast den An. 
schein, als solle sich bewahrheiten, was man schon im- 
»>, gesagt hat, nach dem Tode des alten Kaisers Franz 
eph werde das Reist, auSernanderfallen. Tas 
„Selbstbrstimmnngsrecht der Völler" ist einer von den 
14 Punkten Wilsons, die mit uns auch Oesterreich an. 
genommen hat uiw mit diesem R zept, das ient als 
Allheilmittel gegen alle Not gepriesen wird, soll auch 
das kranke Oesterreich kuriert werden. Ein Manifest 
des Kaisers Karl fordert „ohne Säumnis" zum »Neu. 
«usbau des Vatertandes" auf in dem Sinne, daß 
Oesterreich dem Willen seiner Völker gemäß ein Bun¬ 
desstaat werde, in dem jeder Volksstamm auf seinem 
Smdelunas ediet sein et trcr* Staat! es Gem i wes n 
bildet. Danach wird das Oesterreich von 1867, die 
»im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder", 
die dann am 11. Oktober 1915 erst staatspolitisch- 
offtzieil zürn „Kaisertum Oesterreich" erklärt wurden, 
Ulso ein wesentlich verändertes Gepräge aufweisen. 
Bisher bestand die eine Reichshälfte der Donanmo. 
tiarchie aus folgenden 17 Ländern: Königreich Gali, 
zien und Lodomerien, Königreich Böhmen, Königreich 
Dalmatien die Erzoerzo.il>imt.r Oesterreich oo un > un¬ 
ter der Enns, die Herzogtümer Salzburg, Steiermark, 
Kärnten, Krain, Schlesien und Bukowina, die Mark¬ 
grafschaften Istrien und Mähren, die gefürsteten Graf, 
sckaften Tirol sowie Görz mit Gradisca, das Land Vor. 
«rrlberg und die Stadt Triest. Die einzelnen Natio¬ 
nalitäten» die Deutschen, Tschechen, Slaven und Ukrai¬ 
ner sollen sekbständige Staaten werden, vereinigt unter 
dem einen Herrscher aus dem Hause Habsburg. Triest 
mit seinem Hafen wird, wie Hamburg, freie Reichs¬ 
stadt. Das polnische Galizien soll zum neuen König, 
reich Polen kommen. Auw Ungarn, oaS bisd-r schon -n 
einem recht losen Verhältnis zu Oesterreich stand, 
trennt sich vollständig von Oesterreich und. behält nur 
durch Personalunion den Kaiser von Oesterreich als 
König von Ungarn bei. Es wird mich die von ihm 
seither beherrschten FremdvMer. besonders Kroatien 
sceieeden muffen, zumal die fremdsprackwen Völker ilrt. 
aarns an Zahl den Ungarn selbst überlegen sind — 9 
Millionen gegen 7% Millionen. Dem gährenden Drang 
der Völker nach Selbständigkeit gegenüber gibt es kein 
Aufhalten mebr. Diese Neuordnung sieht _ sich ja. 
äußerlich betrachtet, reckt sckön an. sie soll, wie Kaiser 
Karl in seinem Manifest sagt, »jedem nationalen Ein¬ 
zelstaate seine Selbständigkeit gewährleisten", aber auch 
gemeinsame Interessen wirksam schützen und überall 
dort zur Geltung bringen, wo Gemeinsamkeit ein Le. 
bensbednrfnis der einzelnen StaatSwesen oewesin ist". 
Das wird in der Praxis nicht so einfach sein; denn 
nahe beieinander liegen die Gedanken, doch bart im 
Raume swßen sich die Sachen. Tie Deutschösterrei¬ 
cher sind ehrlich und bestimmt auf den Boden des 
i rundsatzes getreten: Setbstbestimmun-srecht „eien 
Selbstbestimmungsrecht. Anders aber steht eS bei¬ 
spielsweise mit den Tschechen, die zwar am lautesten 
r uf, der Verwirklichung des Selbstbestiinmnngsrechtes 
rufen, aber in ihren tschecknsch-flowakischen Staat nickt 
„ur we drei Länder der Wernelkroae lBöhmen, Mäh¬ 
ren und Schlesien), sondern auch die siowakischen ^Ko- 
ijnfafe Ungarns mit einbegreifen wollen. DaS würde 
nicht nur die Unterjochung von drei Millionen Deut¬ 
schen der Sudetenländer und damit eine gröbliche Ver. 
letzung des völkischen Selbstbestimmnngsrechts bedeu¬ 
ten. sondern auch eine von den Ungarn nicht geduldete 
"ntastung der staatsrechtlichen Selbständigkeit Un- 
rrns. Auch im südslawischen und anderen Staates, 
ern machen sich Widerstande geltend todaß 0 s 'br 
-stich ist. ob diese Kur die alte Habsburger Mo¬ 
räste noch einmal retten wird. Diese Zweifel kvur- 
. :n durch die 
Antwort Wilsons auf die österreichische FriedenSnote 
- ! c'tärft; ein großer Teil der Presse siebt darin das 
deS»rteil für die Donaumonarchie. Tie Antwort 
schielt eine direkte Ablehnung des österreichischen 
iedenS. und Waffenstillstandsangebots. Wilson ver- 
rndelt mit Oestrereich-Ungarn überhaupt nicht? Oester. 
reich-Ungarn e riskiert für ihn anscheinend schon gar 
nicht mehr und er will nur noch mit den nationalen 
Teilen, in die Oestereich und Ungarn aufgelöst werden 
soll, einzeln und selbständig verhandeln. Jedenfalls 
hilft W-lson^wie -r gegenüber Deutschland leine ur- 
prünglichen Bedingungen erheblich verschärft hat, nun¬ 
mehr auch gegenüber Oesterreich-Ungarn seine früher 
vertretenen Grundsätze preis. Er erklärt ausdrücklich, 
nicht mehr mit einer bloßen Autonomie lSelbständig- 
keitsjeklärung der in der Habsburger Monarchie ver. 
einigten Völkerstämme zufrieden zu sein, sondern den 
Tschcchoslowaken und den Jugoslawen das Recht einzu. 
räumen, vollständig frei über die Formen ihres kunf- 
sigen staatlichen Lebens zu bestimmen. Daß aber die 
Bestrebungen der Tschechen auf die vollständige Los. 
trennung von der österreichisch-ungarischen Monarchie 
und auf die Errichtung eines eigenen tschechoslowan. 
schen Staates hinzielen, ist Herrn Wilson nur allzu 
aut bekannt. Die Parole der Tschechen und Sudslawen 
Los von Oesterreich und HabSburgl ist also auch seine 
Parole. Mit dem Kugelsegen der Entente behaftet, 
bat fick denn auch bereits in Paris ein tsckxicho-siowak,. 
sches Ministerium unter dem sattsam bekannten h»ss>n. 
schcn Hetzer Masaryk aufgctan und formell die Unab. 
hängigkeit der tschecho- slovakischen Nation erklärt, wa. 
gerade in diesem kritischen Augenblick g Witz kein 
Zufall ist. Jedenfalls zielt die von Wilson begün¬ 
stigte Bewegung der Tschechen und . ’ „’Ü511 
auf Auflösung aller und jeglicher Bande, die die Lan. 
der. welche heute Oestererich ausmachen, irgendwie, und 
sei es auch in losester Form, auch nur rein äußerlich, 
noch zusaminenhalten könnten, und Oesterreich lass" 
da noch, wie die Dinge nun einmal liegen, von Gluck 
saaen, wenn es wenigstens noch mit einer blaßen 
Auflösung des Reiches in eine Gruvve selbständiger 
Nationalstaaten und Stäätchen unter dem Habsburrgcr 
Kaiserhaus davonkommt. 
Für den Kaiser Karl, der seit seinem Regierung? 
antritt redlich bemüht ist. durch Milde, Großherzigkeit 
und treue Fürsorge den Völkern über die schwierige 
Verhältnisse und die schweren seelischen und äußeren 
Konflikte dieser Zeit hinweg zu helfen, dessen Regierungs- 
Handlungen alle edelstes Wollen sind, geboren aus 
einer grundgütigen, arglosen Seele, die keine List und 
kein Falsch kennt und diese Entwickelung überaus schmerz¬ 
lich sein, für uns bedeutet sie das Auhören des Zwei- 
bundes; das Bündnis mit Oesterreich-Ungarn gehört 
der Vergangenheit an. 
Polen will sich selbständig machen. 
Fm November waren es zwei Jahre, daß eine Kund 
gebung der Kaiser Wilhelm und Franz Joseph den Po. 
len nachdem die Russen aus dem Lande gejagt worden 
waren, die Selbständigkeit in Aussicht gestellt hatten. 
Trotz unzähliger Beratungen konnte man aber über 
das „Wie" nicht schlüssig werden. Ursprünglich dachte 
man daran, nur das trübere Russisch.Polen <Kongreß- 
Volen) zu einem selbständigen Königreich zu macken, 
das oenügte aber den Polen nickt, wie man schon bald 
nach der Proklamation der zwei Kaiser merkte, denn die 
Hoffnung, daß sie nun alsbald ein polnisches Heer bil¬ 
den und mit uns gegen Rußland kämpfen würden, er¬ 
füllte sich nickt. Tie Werbungen hatten ein geradezu 
klägliches Ergebnis — vielleicht auch weil man in Po. 
len doch noch eine Wiederkehr der russischen Herrsch-nt 
und ihre Rache befürchtete. Der Hauptgrund aber 
war. weil die große Mehrzahl der Polen ein großes 
polnisches Reich wollte, das auch die ehemals polnischen 
Gebiete von Deutschland und Oesterreich umfassen 
sollte. Dazu kam naturgemcsz die weitere Frage, ob 
das Polen, wie eS die Mittelmächte w'ederherstellen 
wollten, mehr an Deutschland oder an Oesterreich sich 
„anlebnen" sollte. Da in Polen die Stimmung für 
Oesterreich immer noch besser war als für Deutschland 
bezw. Preußen, waS bei der vom Zentrum immer be¬ 
kämpften verkehrten preuß. Polenpolitik — die sich jetzt 
rächt — ja erklärlich war. so wollte man bei unS 
für den Fall, daß die .austropolnische" Lösung erfolgte, 
wenigstens „strategische Sicherungen". Es sollten , so 
hieß es damals allgemein in der Presse — umfangreiche 
polnische Grenzbezirke an Deutschland abgetreten wer- 
den Weiter wurde die Lage dadurch erschwert, daß 
man in Ungarn von der »anstropolnischen" Lösung 
d h. Anschluß Polens an Oesterreich nichts wissen 
wollte, weil damsi Ungarn im Reiche an Einfluß ver. 
lieren würde. So wurde beraten und beraten ohne 
Ende und je länger man beriet, um so größer wurden 
die Ansprüche der Polen. Schließlich benützten nn,-rt 
Gegner, Wilson an der Stütze. die Stimmung und er¬ 
klärten sich für ein Grotzpolen. Merkwürdig! so lange 
Ri,stand noch lebensfähig war und es mit der Entente 
hielt, wollte man in den feindlichen Ländern von einem 
selbständigen Polen nichts wissen. Durch die verän 
derten Verhältnisse veranlaßt sind die Polen nun — 
alsbald nachdem wir in unserer Friedensnote mit den 
14 Punkten Wilsons un? einverstanden erflärt bat. 
ten — daran gegangen, die Frage allein zu lösen. 
Ter von Deutschland und Oesterreich eingesetzte Re¬ 
gentschaftsrat hat in einem Aufruf an das polnische 
Volk die Berufting einer aus ganz Polen zusammen¬ 
gesetzten neuen Regierung angekündigt. Dieselbe solle 
dann einen Landtag einberufen, dem die endgültige 
Regelung der polnischen Frage und der Regicrungs, 
form anheimgestellt werden solle. Mit dem Anschluß 
der Polen in Galizien an das neue Polenreich hat ein 
Manifest des Kaisers Karl sich bereit? abgesiindcn. Na. 
türlick verlangen die Polen mich den Anschluß von Posen, 
Westpreußen und sogar von Oberschlesien am ihren 
wieder äuflebenden Staat — obwohl diese Provinzen 
jetzt zur Hälfte deutsch sind. Ob Wilson — der faktisch 
1— jetzt wenigstens — eine Art Weltregent ist — 
auch verlangt, wird man ja bald sehen In den in 
Betracht kommenden preußischen Landesteilen wehrt 
man sich natürlich dagegen mit aller Macht und vor¬ 
läufig ist nicht er chtlich. wie da eine Einigung mag- 
lich sein sollte. - Ob übrigens Polen aus sich selbst 
,m Stande ist. d - Ordnung im Innern seines Lande- 
aufrecht zu erhalten, erscheint sehr fraglich. Wenn 
die österreichischen und deutschen Besatz,»,gstrripve» ab- 
ziehen dürfte es bald nach russischem Muster drunter 
und drüber gehen. Buch mit der Einigkeit der Polen 
ist es nicht weit her und was der „polnische Landtag 
leisten wird, wird man auch abwarten müssen? vor 
zweihundert Jahren hat er das Land vollständig anS. 
einander regiert und ist sprichwörtlich geworden v>S 
auf den beutigcn Tag. Was unser Verhältnis zu Bo- 
len betrifft, so kann man da wohl von einer Politik oer 
verpaßten Gelegenheiten sprechen. Wäre man ,m 
Jahre 1916 oder wenigstens 1917 zu einer vernunfit- 
gen Regelung der polnischen Frage gekommen, wäre 
die Lage jetzt für uns besser. Was nun wird, laßt sich 
noch gar nicht absehen. 
In der Türkei 
ist ein Regierungswechsel eingetreten. Die Ereignisse 
an der Front, die Niederlagen in Palästina und Syrien, 
der Abfall Buloariens und namentlich die schwierigen 
Zustände im Innern, unter denen die Türket leidet 
insoloe der elenden, weltbekannten »türkischen Wirt- 
schuft" haben den Sturz der bisherigen Regierung - 
Taiaot und Enoer Pascha - hcrbeigcftlbrt. Der Türke 
ist genügsam und - ewohnt, all die Widerwärtigkeiten 
a,S unvermeidlüleö Schicksal ,u ertra cn. aber die 
Heimsuchungen der letzten J^bre gingen selbst^über 
die Kräfte eines Türken. Bekanntlich war dre gurket 
ie,t sieben Payren »an ununte,brocken in die schwer- 
sten Kriege ver ickelt. Im J-wre ,9 1 wnrd' sie 
von Italien ohne weiteres überfallen und mußte noch 
lanacn, schweren Kämpfen Tripolis und das gesamte 
Hinterland ablreten. Kaum war der Friede geschlossen, 
als sie 1912 von Serbien, Bulgarien und Griechen, 
land überfallen wurde. Damals hat die Türkei nicht 
bloß die zch insten tÄeknete ihres europäischen c tzes 
verloren, sondern auch furchtbare Verluste an Mann¬ 
schaft gehabt, da sie ja ans alles eher als auf einen 
Krieg gefaßt war. Kaum war dieser Krieg vsrbe,. 
tum de, We tkiteo. Zu den aläneu unserer Ge. -r 
gehört mich die Austeilung der Türkei, wie die von 
den Bolschewiki veröffentlichten Gehetmakten unwider. 
lcglich dartun. Wollte sich die Türkei nicht bei leben- 
dig-m Leibe aufteilen lassen, mußte sie zu den Waffen 
greifen und mit deutscher und österreichischer Hilfe hat 
sie unstreitig großes geleistet. Das zeigt ein Blick auf 
die £>aupnm£Hr oes vierjal'r'en t rf. m -es - er 
unglückliche, aber großmngÄegte Kaukafusfeldzug mit 
Tiflis und Baku als Zielen, die heo-.sche und siegreiche 
Verteidigung der Dardanellen — eine kriegerische 
Ruhmestat für alle Zeiten — der zuerst so siegreiche 
mesopotamische Krieg, das erfolgreiche Vordringen b,S 
an den Suczkanal und die Bedrobung von Kairo und 
Suez, und dann die Wendung: die schweren Nieder¬ 
lagen in Armenien, da? schlicßliche gänzliche Versa, 
gen des ägyptischen Feldzuges, der Abfall Arabien?, 
die große mesopotamische Niederlage mit dem Verlust 
Bagdads, der gänzlich verlorene Palöstünakrieg. und 
zuletzt auch noch die Niederlagen in Syrien, die de» 
Zusammenbruch besiegelten. Alles in allem genom¬ 
men eine heldenhafte Widerstandskraft, wie man sie lkw 
kaum zugetraut batte, die auch dann noch Stand weit, 
als die Hülfeleistungen der Mittelmächte infolge der 
Verbältnisie beträchtlich abnahmen und links und rechts 
der Abfall kam. Das otlomanische Reich im bisheri¬ 
gen Sinne wir von jetzt an wohl der Geschichte arge, 
hören Die Engländer und mit ihnen ihre Bundes¬ 
genossen werden wobl Weber Mewvmamien nach Palä¬ 
stina und Syrien bei der Türkei belassen, auch aus 
Europa wird der Halbmond verschwinden. Immerhin 
geht die Türkei — wenn es wirklich zur Aufteilung 
kommt, in Ehren unter, ihr Ende war kein un rühmli¬ 
ches Die Schwäche derselben war die seit Jahrhun¬ 
derten verlotterte Wirtschaft. Die Türkei mit ibrcm 
ungeheuer fruchtbaren Boden, der weit mehr als dop¬ 
pelt so groß ist als der Deutschlands bei einem Ein. 
wohnerstand von kaum 19 Mllionen. bat währen« 
des Krieges Hunger gelitten wie kein Land der Erde. 
Daß auch uns der Zusammenbruch der Türkei politisch, 
wirtschaftlich und militärisch sehr bart trifft, bedarf 
keines Nachweises. Was vor einem Jghre noch etii Tut 
alle Zc''-n gefestigtes Gefüge geworden zu sein schien, 
der Block vom persischen Meer zur Nordsee, von Bag¬ 
dad bis Hamburg, ist auseinandergefallen. Es war 
ein — schöner Traum. 
v»m Kriegsschauplatz 
(17. bis 23. Oktober.) 
Unser Rückzug in Nordfrankrcich und Flandern Hai 
der Entente Anles; zu einem neuen PcrlcumdungSfeld. 
zug gegeben wc en angeblicher »deutscher Greiiel" in 
diesem Rückzuesaeluet. Der französische M'ui'ter P,< -on 
hat von der Tribüne de? französischen Senates herab 
alle die schon in der sindigc.i Entcntcpresse zusammen, 
getragenen Aiillage» in -ine flammende Hetzrede zu. 
sammeugfaßt und selbst Wilson bat in seiner Antwort 
sich diese unberechtigten Vorwurie zu eigen gemach«, 
lisch Demgegenüber muß a!>er doch festaestcllt wer.m'n. N 
dar im .Gegeuteil Feuernder ^eutoltchen^Geschütze ,an^
	        
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