Full text: Hünfelder Kreisblatt (1918)

Ein neue? Jahr zieht am unendliLen Zeitenhimmel 
herauf, um abermals in Blut und Eisen getaucht zu werden 
gleich seinen Vorgängern feit 1914. Wohl hat der Lärm 
der Waffen etwas nachgelassen, seitdem die Engländer 
ihren kühnen Versuch, bei Cambrai unsere festgefügten 
Linien zu durchbrechen, mit einer unerhört schweren 
Niederlage büßen mußten, und seitdem wir die Italiener 
für immer in die Verteidigung zurückgeworfen haben. 
Wohl rieht der Nachklang der Weihnachtsglocken, die zum 
mindesten im Osten den wirklichen und wahrhaftigen 
Frieden einzuläuten schienen, in daS neue Jahr hinüber: 
wohl sind auch die Westmächte vor die schicksalsschwere 
Frage gestellt, ob sie sich dem Friedenswerk von Brest- 
Litowsk anschließen wollen oder nicht. Allein wir lassen 
uns nicht mehr vorzeitig in beseligende Friedenshoffnungen 
einwiegen. Unsere Feinde haben bewiesen, daß sie zu 
allem fähig sind — nur nicht dazu, mit An¬ 
stands zu unterliegen. Und wenn man Rußland 
ausscheidet, das ja durch die Revolution auf eine 
völlig neu - Bahn geführt worden ist, so sehen Frankreich 
und Italien sich weiter denn je von ihren Kriegszielen 
enifernt, und England, das Herz und Haupt der gegne¬ 
rischen Vereinigung, fühlt die Grundlagen seiner Welt- 
Machtstellung mehr und mehr ins Wanken geraten: wo¬ 
gegen es, wenn es in Friedensoerbandlungen mit uns ein- 
treten wollte, seine asiatischen und afrikanischen Eroberungen 
ohne jedes Federtejen herausgeben müßte. Ganz zu ge- 
schweigen von Herrn Wilson, der ja darauf brennt, sich 
in seiner Völkererlöserrolle zu betätigen. Also wird der 
Kriegsgott auch im Jahre 1918 noch einmal seine Herr¬ 
schaft behaupten, und wir wollen unsere Augen ganz und 
gar nicht vor der Erkenntnis verschließen, daß noch gewal¬ 
tige Aufgaben unserer Arbeit und unseres BluteinsatzeS 
barreu. Aber trotzdem: wenn die allgemeine Empfindung 
stch dahin aussvricht, daß wir der Beendigung des Krieges, 
seiner endgültigen Abwickelung entgegengehen, so dürfte 
diese Erwartung sich binnen heute und dem nächsten Neu¬ 
jahrstage in der Hauptsache erfüllen. Denn wir marschieren 
vorwärts, tüchtig sogar, und werden dieses Tempo in'Zu- 
kunft eher beschleunigen, als verlangsamen. 
Der Friede mit Rußland — nehmen wir auch ihn 
noch nicht einmal als eine feststehende Tatsache an, weil 
die Zustände im Innern des Reiches nach wie vor im 
höchsten Grade unsicher sind und die Wühlarbeit der 
Entente den Lenin und Genossen schließlich doch noch über 
den Kopf wachsen kann. Aber so viel ist klar, im Osten 
kann ^es fortan nur noch jenseits unserer Schützengräben 
zu Kämpfen kommen. Der Bruder-, der Bürgerkrieg ist 
es. der die Kräfte der Ruffen verzehren wird, wenn sie 
der neuen Führung nicht williger folgen als es bisher den 
Anschein hat. Danach werden wir unsere Maßnahmen 
treffen. Das Jahr 1918 wird uns also unter anderen 
Kampfbedingungen im Felde sehen. Haben wir 
uns vier Jahre fast überall stegreich behauptet, so 
dürfen wir jetzt einer so erheblichen Verschiebung 
des Schwergewichts unserer Kriegsmacht entgegensehen, 
daß die letzten Entscheidungen nicht mehr lange auf sich 
wa-ten lassen werden. Das ist eine Tatsache von unge¬ 
heurer Bedeutung. Von ihr wird vor allem ein gewaltiger 
seelischer Druck auf die feindlichen Völker ausgehen, deren 
Etreitermassen nicht länger in dem Wahn zu erhalten sein 
werden, ihrer gewaltigen Übermacht zum mindesten müsse 
doch einmal der große Schlag gelingen, nach dem sich 
alles, alles zum Bessern wenden werde. Ohne Sieges- 
Hoffnung werden sie sich in den Kampf stürzen müssen. 
Amerika — nun ja, es wird zur Stelle sein, und wir 
wissen ganz gut, daß seine Kriegsmittel nicht zu unter¬ 
schätzen sind. Aber kann auch jetzt noch ein zurechnungs¬ 
fähiger Mensch daran zweifeln, daß der deutsche General¬ 
stab allen Gefahren, die sich auf dem Wege zum Endsieg 
ihm entgegenstellen könnten, gewachsen sein wird? Herr 
Wilson hat es weiter zu uns als wir zu ihm: den 
Borsprung des kürzeren Weges und der längeren 
Zeit, den er uns lassen muß, den nützen wir nicht erst 
seit heute und gestern, und wenn er den preußischen 
Militarismus durchaus in der Nähe kennenlernen will, 
das Vergnügen wird ihm nicht vorenthalten bleiben. Er 
wird sich, früher oder später, wieder aus der Affäre zu 
ziehen suchen. Die europäischen Völker aber, die er mit 
seinem Säbelgeraffel bei der Fahne der Entente festhalten 
will, deren Kriegsdurst wird das Jahr 1918 nicht überdauern. 
Unter gleich vielversprechenden Anzeichen dürfen wir 
auch dem neuen Wirtschaftsjahr entgegensehen, dessen 
Schwelle zu überschreiten wir eben im Begriffe sind. Der 
Nahrungsspielraum für die Völker der Mittelmächte hat 
abermals eine Erweiterung erfahren, denn wir haben 
Galizien und die Bukowina vom Feinde freigemacht, in 
Rußland neue Gebiete unter den Pflug genommen, 
wlsere nutzbringende Arbeit in Rmnänien immer 
weiter ausgebaut und zu guter Letzt sogar noch 
zwei der fruchtbarsten italienischen Provinzen in.,.cent 
Einflußgebiet angegliedert. Und nun wollen sich uns gar 
noch die Tore nach dem Osten öffnen, zu dem umfassenden 
Warenaustausch, in dem wir von jeher mit unserem 
russischen Nachbarn gestanden haben. Das löscht ein gutes 
Teil der Sorgen aus, die uns für die nächste Zukunft be¬ 
vorstanden. wenn auch natürlich der neue Verkehr nur 
langsam und etappenweise in Gang kommen wird. Aber 
jedenfalls: der Ring um die Mittelmächte bekommt 
immer gewaltigere Löcher, während ihre eigenen Kampf- 
«nd Daseinsbedingungen unter der Einwirkung 
unterer unerbittlich fortarbeitenden Seekriegsführung immer 
enger zufammenfchrumpfen. Drüben wird die Not von 
Woche zu Woche empfindlicher, und wir wollen nicht ver¬ 
gessen, daß namentlich für England wieder die kritischste 
Zeit seiner Getteideoersorgung nahe bevorsteht. Hüben da¬ 
gegen klärt sich der Horizont immer lichter auf, unsere 
Volkswirtschaft steht nach wie vor auf der vollen Höbe 
ihrer kriegerischen Leistungsfähigkeit, und unsere Ernährung 
darf zum mindesten in ihrem bisherigen Rahnien auch für 
1918 als vollkommen gesichert gelten. 
So brauchen wir nicht zu bangen vor den Losen, di» 
das neue Jahr für unS bereit hält. Im Kampf für unsere 
große, für unsere gute und gerechte Sache werden wir auf« 
recht bleiben, bis der deutsche Friede erreicht ist, den 
Hmdenburg und Ludendorsf uns verbürgen. In neu g«- 
festigt« Einigkeit, tu unbeirrbarer Enttchlostenbeit folgt 
daS deutsch« Voll seinem Kaiser auf dem Weg« »um Sieg. 
Und alle Anzeichen sprechen dafür, daß der Fried« uu» 
1918 nicht »jeder Rxcitig |u mache» fein wird 
| 4*or Dem Frieden mri Rußland. 
Wichtige Entscheidungen in Drest-Litowsk. 
Im Laufe der am 28. Dezember abgebaltenen Be> 
wrrchung zwischen den Delegationen der Verbündeten und 
Rußlands wurde die vorläufige Beratung jener Punkte 
beendigt, tue auch bei Abschluß des allgemeinen Friedens 
zwischen Rutzland einerseits und diesen Mächten anderseits 
geregelt werden müssen. Diese Beratungen sind im Geiste 
der Versöhnlichkeit und des gegenseitigen Verständnisses 
gefübrt worden. 
Zunächst wurde Einigung über die Wiederherstellung 
deS durch den Krieg unterbrochenen Vertrag«zustandcS 
erzielt. 
Ferner wurde vereinbart, daß in rechtlicher wie in 
wirtschaftlicher Beziehung das eine Land vom anderen 
nicht schlechter behandelt werden solle, als irgendein 
drittes Land, das sich nicht auf BertragSrechte berufen kann. 
In weiteren Bestimmungen werden die für die KriegS- 
kosten und KriegSfchadeu ausgestellten Regeln näher aus¬ 
geführt. 
Über die gegenseitige Freilassung nnd Heiwbeförderung 
von Kriegsgefangenen und Ztvilinternterten wurde grund¬ 
sätzliche Einigung erzielt. Das Gleiche gilt von der Rück¬ 
gabe der beiderseitigen Kauffahrtleischiffe. 
Endlich wurde die schleunige Wiederaufnahme der 
diplomatischen und konsularischen Beziehungen vorgesehen. 
In wirtschaftlicher Hinsicht ergab sich völliges Ein. 
Verständnis über die sofortige Einstellung de» Wirtschafts¬ 
krieges, über die Wiedereröffnung des Handelsverkehrs 
und über die Einrichtung eines organisierten Waren. 
auStanfcheS. 
Ferner wurde im wesentlichen Übereinstimmung über 
die Grundlage erzielt, auf welcher die wirtschaftlichen Be- 
zieyungen der beiden Länder dauernd geregelt werden 
sollen. 
Die besetzten Gebiete. 
Die russische Delegation schlug vor, Rußland zieht 
seine Truppen auS den von ihnen besetzten Teilen Öster¬ 
reich-Ungarns. der Türkei und Persien zurück und die 
Mächte des Vierbundes ziehen ihre Truppen aus Polen, 
Litauen, Kurland und den andern Gebieten Rußlands 
zurück. 
Die besetzten russischen Gebiete sollen in kürzester Frist 
über ihre Zugehörigkeit zu einem oder dem andern Reiche 
oder über ihre Selbständigkeit entscheiden. 
Bis zur Abstimmung sollen die Gebiete von den Ver¬ 
tretern der Bevölkerung verwaltet werden. 
Deutschlands Gegenvorschlag. 
Gegenüber den russischen Forderungen schlug Deutsch, 
land vor. den ersten beiden Artikeln des zu schaffenden 
Vorfriedensoertrages folgende Fassung zu geben: 
Artikel 1. Rußland und Deutschland erklären die 
Beendigung des Kriegszustandes. Beide Rationen sind ent- 
schloffen, fortan in Frieden und Freundschaft zusammen zu 
leben. Deutschland würde (unter der Voraussetzung der 
zugeftandenen vollen Gemeinsamkeit gegenüber seinen 
! Bundesgenossen) bereit sein, sobald der Frieden mit Ru߬ 
land geschlossen und die Demobilisierung der russischen 
SrreitkrSfte dnrchgeführt ist, die jetzigen Stellungen und das 
! besetzte russische Gebiet zu räumen, soweit sich nicht auS 
Artikel 2 ein anderes ergibt. 
Artikel 2. Nachdem die russisch» Regierung, entsprechend 
ihren Grundsätzen, für alle im Verbände des russischen 
v! eiche« lebenden Völker ohne Ausnahme ein bis zu ihrer 
völlige» Absonderung gehende« SetbstbefiimmungSrecht 
proklamiert hat, nimmt sic Kenntnis von de» Beschlüssen, 
worin der Bolkswtlle auSgedrückt ist, für Polen sowie für 
j Litauen, Kurland, Teile von Estland und Livland die volle 
Selbständigkeit in Anspruch zu nehmen und an« dem 
j russischen ReichSverbande auSzuschetden. 
Die russische Regierung erlennt an, daß diese Kund- 
gedungen unter den gegenwärtigen Verhältnissen als Aus- 
! druck des VolkswillenS anzusehen sind, und ist bereit, die 
j hieraus sich ergebenden Folgerungen zu ziehen. Da in 
! denjenigen Gebieten, auf welche die vorstehenden Be¬ 
stimmungen Anwendung finden, die Frage der Räumung 
nicht so liegt, daß diese gemäß den Bestimmungen des 
Arttkel I vorgenommen werden kann, so werden Zeitpunkt 
und Modalitäten de: nach russischer Auffassung nötigen 
Bekräftigung der schon vorliegenden LoStrennungs- 
erklärungen durch ein Volksootum auf breiter Grundlage, 
bei der irgendein militärischer Druck in jeder Weise aus¬ 
zuschalten ist, der Beratung und Festsetzung durch eine 
besondere Kommission Vorbehalten. 
Eine im wesentlichen gleichlautende Formulierung 
wurde österreichisch-ungarischerseits vorgeschlagen. 
Hoffnung auf Verständigung. 
Die russische Delegation nahm diese Erklärung zur 
Kenntnis. Sie erklärte, daß sie einverstanden sei. daß zur 
Prüfung der technischen Bedingungen für die Verwirklichung 
eines Referendums in den besetzten Gebieten desgleichen 
zur Festsetzung einer bestimmten Räumungsfrist eine 
Spezialkommission eingesetzt wird. 
Im allgemeinen kann nach dem Verlaus der bisherigen 
Verhandlungen mit Befriedigung festgestellt werden, daß 
die Ansichten der vertretenen Brächte über die Regelung 
der wichtigsten Fragen sich in vielen Punkten decken, in 
anderen sich derart genähert haben, daß die Hoffnung auf 
Erzielung eines Einvernehmens auch in diesen be¬ 
gründet ist. 
Pause biS zum 4. Januar. 
Die vorstehenden Ergebniste sind in drei Sitzungen 
erreicht worden. Am Schluß der dritten Sitzung hielt der 
Alterspräsident Ibrahim Hakki Pascha eine Ansprache, in 
der er ausfübrte, daß alle strittigen Fragen auf dem Wege 
; zu einer praktischen Lösung seien. Zum Schluß dantte er 
; der russischen Delegation, die soviel Aufrichtigkeit. Ge¬ 
rechtigkeit und praktischen Sinn gezeigt habe. Der Führer 
der russischen Delegation gab gleichfalls der Ansicht Aus¬ 
druck. daß dir begonnenen Verhandlungen ein guter Anfang 
seien und die Erwartung zuließen, daß der oerbeerende 
Krieg ein baldiges Ende finden werde. »In der jetzt be¬ 
ginnenden Pause', so schloß Herr Joffe, .werden wir alle 
daS Gefühl haben, daß hinter uns Millionen leidender 
; Menschen stehen, dir daS Ende des Krieges herbeisehnea.' 
Haag, 29. De». Der griechische KriegSminister hat in einer 
Unterredung erklärt. daß die allgenieine Mobilisation de- 
tctjloiien werden to^. sobald VenizeioS nach Griechenland zu- 
ruckgrkehn nt. 
Dom Ta§e. 
Der ahnungslose Pichon. 
Während der Rede Pichons, die der Erteilung des 
Vertrauensvotums oorausging, kam es zu einem Zwischen- 
fall. Als der Minister des Äußern behauptete, die Mittel¬ 
mächte hätten niemals ihre Kriegsziele klargelegt, rief man 
ihm zu: »Sie haben wohl die heutigen Zeitungen nicht 
gelesen/ Nur unter allgemeinem Lärm konnte Pichon 
seine Rede beendigen, in der er hervorhob, vom Frieden 
könne Frankreich erst na» dem Siege reden. — Der 
Zwischenfall zeigt, daß das Ministerium wachsender Kritik 
ausgesetzt ist. 
p* Neues von Teddy Noofebett. 
Ist der kriegsschäumende Rauhreiterfübrer zu den 
Friedensfreunden übergegangen? Oder wie soll man seine 
neueste Offenbarung verstehen? In einem Briefe an dar 
Kongreßmitglied Lundeen erklärt Roosevelt, daß Wilson 
die Präsidentschaft unter falschen Vorspiegelungen erlangt 
habe. Wilson sei unter der Devise »Ec hat uns vom 
Kriege ferngehalten' wiederg>.:vählt worden; die Nation 
würde ihn nicht gewählt haben, wenn er auf Grund eine- 
Kriegsprogramms kandidiert hätte. 
Da sie auch wohl Roosevelt als Kriegspräsidenten 
nicht gewählt haben würde, so könnte man fast annehmen,, 
Roosevelt wolle sich jetzt in empfehlende Erinnerung als' 
Friedensschützer bringen. Jedenfalls eine neue Nolle üeS 
v.eigewandten und wortgewaltigen Herrn. 
^TL)r auf oem ^aprer. 
Der englische Funkdienst versucht immer weiter durch 
Telegramme die Unwirksamkeit des U-Boot-Krieges dar-? 
zutuu. Die allgemeinen Redensarten dieser Telegramme! 
können aber die genauen Zahlenangaben der U-Boot-: 
Führer nicht entkräften. Die Glaubwürdigkeit der deutschen ! 
Berichte wird auch von »Nieuoe Rotterdamsche Courant'? 
anerkannt. Das Blatt schreibt, das beabsichtigte Schiffs¬ 
bauprogramm sei auf dem Papier sehr gut möglich, in! 
der Praxis könne man es jedoch nicht ausführen, ohne/ 
der Kriegführung hoffnungslos zu schaden. England müsse! 
das sehr gut einsehen, und sich deshalb, bevor es zu spät.' 
zu Friedensunterhandlungen mit Deutschland bereit er-! 
klären. — So urteilt ein neutrales, gewiß nicht im Ver¬ 
dacht der Deutschfreundlichkeit stehendes Blatt. 
?fr Carsoils Eingeständnis. 
Vor kurzer Zeit hielt Sir Edward Carfon in Port«-, 
montb eine Rede, in der er nach Reuter sagte: »Wir 
müssen dafür sorgen, daß alle deutschen Handelsfirmen 
und alle deutschen Unternehmungen in allen Ländern auS- 
gerottet werden.' Wie aus englischen Blättern hervorgeht, 
hat Reuter hier etwas weggelassen. Carson sagte in Wirk- 
lichkeit: »Wir müssen nicht nur dafür sorgen, alle deutschen 
Handelsfirmen und deutschen Unternehmungen in alle»! 
Ländern auszurotten, sondern auch dafür, daß wir dies,' 
Handelsbeziehungen selbst in die Hand de-' 
kommen.' t 
Neues wird eigentlich damit nicht gesagt, wenn auch' 
die abermalige Feststellung, daß England den Krieg wegen' 
schnöden HandelSneides führt, ganz interessant aus dem 
Ptunde eines der führenden Männer klingt. 
Was ich am Heiligabend 1917 erlebte. 
(Ein Beitrag zur Psychologie der Kriegsgefangenen.) 
1. Dicht verschleiert ist der Himmel, 
Trüb sicht sich die Landschaft an. 
In der Lust ein weiß Gewimmel — Schnee! — 
Weihnachten naht heran. 
2. Hier spürt man wenig WeihnachtSsreude. 
Der Dienst, der strenge, geht voran. 
Und doch — wir wissen nichts von Leide; 
Die Heimaterde lacht uns an. 
3. Und sind wir auch nicht bei den Lieben, 
So sind wir doch im Vaterland. 
— Doch jene Armen! Ihnen blieben 
Trost und Erquickung abgewandt. 
4. Ich führte einen Trupp Franzosen; 
Gar scheu und tückisch blicken sie; 
Nur murrend tun sie ihre Arbeit; 
Ihre Reden — Spott und Ironie, 
ö. Da löste von der lauten Rotle 
Ein alter Landwehrmann sich los. 
„Posten", jo spricht er, „ist bald Ruh' .... 
Morgen .... zwei Sonntag . . . . “ — 
Die andern hören eifrig zu. 
6. Und wie ich schweigend ihm bedeute, 
Daß schaffe» er, nicht reden soll, 
Da — ich sch' es immer noch wie heule — 
Da wirft die Arme er wie toll; 
7. Die Augen funkeln, zornig beble ihm der Mund. 
Doch nein — erschlaffend sinkt der jäh erhob'ne Arm: 
Und Tränen stürzen uns der Augen Grund. 
Mit wehmutsvollem Mick nach Westen, ruft seufzend er voll Harm: 
8. „Patrie! patrie!“ O Vaterland! 
Wie schnitt des Feindes Qual mir in das Herz hinein. 
Ich würd'ge ihn, der selbst ich es empfand,' 
Was cs bedeutet, Christnacht von den Lieben fern zu sei». 
9. Er liebt sei» Heimatland, — wie ich das meine — 
Für das er kämpfend sich dahingcgcben. 
Er kennt die Weihnacht nicht, doch kennt er wohl die Seine». 
Und muß hier einsam, unter Fremden, unter Feinden leben. 
10. Wir haben Brüder in dem Feindesland, 
Die auch mit Schmerz jetzt an die Heimstatt denken. 
Ein hartes Schicksal bat den Krieger hier und drüben sestgcbannt 
— Laßt uns im Feinde auch den Menschen ehren! 
W. W. K. 
Merkblatt für de» I und 2. Januar. 
Sonnenaufgang 8" <8") 11 Mvnduntergung 9" B (IO**) B. 
Sonnenuntergang 8“ (85‘) ’ Mondaufgang 8‘* 5t. (9“) 5t 
1. Januar. 1814 Übergang Blücher? über den Rhein bei 
Kaub. — 1883 Aeneroloberst Karl v. Einem, genannt o. Roth- 
maler, geb. — 1891 Deutschland besetzt die Küste Deutsch- 
OstafrikaS. — 1900 DaS Bürgerlich« Gesetzbuch für daS Deutsch« 
Reich tritt in Kraft. 
2. Januar. 18S1 Geschichtschreiber Niebuhr gest. — 1861 
Friedrich Wildelm IV. von Preußen gekk. — 1905 Port Arthur 
kapituliert nach ILOtägiger Belagerung durch die Japaner — 
1915 Karl <tzoldmark, Komponist der Oper „Die Königin oofc 
Saba", gest.
	        
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