Full text: Hünfelder Kreisblatt (1918)

Anklage gegen den Zaren. 
Überführung nach Moskau. 
_ .. Xntiaa »eit hat itmerhalbches VolkskommiffariatS 
wieder di- Frage eine Rolle gespielt, 
in Moselau numer?^ geschehen soll. Sie scheint letzt ent- 
sKiedtt>tzu^iw wie aus folgender Meldung aus Moskau 
bolschewistische Kommission unter dem Borsitz 
, j» «IS Gcrlchtöbos über den früheren Zaren ein. 
Sr” C. .„nr&cn, gegen den Anklage auf Verursachung eines 
#e,rtt«»r»tdi3 zur Äuderung des Dumawahlgefctzcö. sowie 
ei?öt5’.valid)« Verwendung üsfcutlicher Gelder und auf 
«eeg-hen erhoben ist. 
"" Eskorte lettischer Schützen ist nach Tobolsk ent- 
, morden um den Exzaren nach Moskau zu bringen. 
Anschein nach werden die übrigen Mitglieder der 
o^-nsamilie. soweit sie nicht in der Krim in deutsche 
de gefallen sind, nickt unter Anklage gestellt. Nordische 
Ritter meinen, es bandle sich bei der Anklage gegen den 
i »aeen um eine reine Formsache, die bestimmt ist. end» 
! gültig die Trennung zwischen den Romanows und Rußland 
zu vollziehen. 
Wechsel im Volkskommissariat. 
! Nack Meldungen aus Petersburg hat der Rat der 
Volkskommissare an Stelle Tschitscherins Karachan mit 
der vorläufigen Leitung des Kommissariats für auswärtige 
; Angelegenheiten betraut. Karachan hat bekanntlich auch 
an den Fricdensoerhandlungen von Brest-Litowsk teilge¬ 
nommen. Ob die vorläufige Ernennung Karackans zum 
Kommissar des Auswärtigen den Rücktritt Tschitscherins 
einleitet, bleibt also abzuwarten. Über dir Ursache dieses 
Personenwechsels verlautet nichts. Rur der Hinweis aus 
Karachans Tätigkeit in Brest-Litowsk fällt auf. Es ist 
anzunehmen, daß Karachan. der ja die Entstehung des 
Früdensvertrages kennt, dazu beitragen wird, um alle 
«och bestehenden M-inungsoerschiedenheiten zu beseitigen. 
potiiischs Rundschau. 
Oeutsches Reich. 
4 Auf der Tagung der Kriegsverbände, die Pfingsten 
in Berlin stattfand, wurden eine Reihe wichtiger sozial- 
volitischer und politischer Beschlüsse gefaßt. So soll u. a. 
für reichsgesetzliche Versorgung der Kriegsbeschädigten und 
der Kriegshinterbliebenen eingetreten werden. Was die 
Stellung zu den politischen Parteien betrifft, so soll ein 
Kampf gegen die Sozialdemokratie künftig nicht mehr in 
Frage kommen. Es wurde eine Entschließung angenommen, 
in der dem Beschluß des Kyffhäuser-Bundes beigetreten 
wird, künftig ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeit jeden 
ehrenhaft gedienten Kameraden aufzunehmen, der sich zur 
Vaterlandsliebe, zur Treue gegen Kaiser und Reich be¬ 
kennt. Der Bundesvorstand wurde ermächtigt, vor¬ 
bereitende Schritte zu tun zu einer Organisations- 
Vereinheitlichung durch Verschmelzung des Deutschen 
Kriegerbundes mit dem Kyffhäuser-Bund. — Ans ein 
Begrüßungstclegramm mr den Kaiser lief eine herzliche 
Depesche des Monarchen ein, in der er das Wirken der 
Knegsoerbände anerkennt. 
♦ Zu den Gerüchten über Elsaß-Lothringen wird 
halbamtlich mitgeteilt: „In deutschen Blättern wird ein 
Telegramm des „Az Est" abgedruckt, das als „unbestrittene 
Tatsache" behauptet, zur Zeit der Kanzlerschaft Bethmann 
Hvllwegs sei die deutsche Regierung bereit gewesen, auf 
einen „kleinen" Teil Lothringens zu verzichten. Das 
Blatt befindet sich im Irrtum. Auch zu einem solchen 
kleinen Verzicht ist die deutsche Regierung niemals bereit 
gewesen." 
4 Die de«*M - österreichisch, ungarischen Verband, 
langen, die im Hauptquartier bei Gelegenheit des Besuches 
Kaiser Karls begonnen worden sind, find sicherem Ver¬ 
nehmen nach über die Festlegung der Hauptziele in großen 
Umriffen nicht herausgekommen. Über Einzelheiten soll 
1 erst im Laufe des Sommers, voraussichtlich nicht vor Juli. 
U beraten werden. Die Unterlagen für die Verhandlungen 
Mwerden dann auch vermutlich die Lösung der polnischen 
l' Frage erleichtern, bte natürlich damit im Zusammen- 
I hang steht. 
Türkei. 
| X Der Besuch des österreichischen Kaiserpaares ist 
für die Bevölkerung Konstantinopels zu einem Ereignis 
ersten Ranges geworden. Die Fahrt der hohen Herr¬ 
schaften vom Bahnhöfe in die Stadt glich einem Triumvh- 
Me. Der kaiserliche Wagen wurde immer aufs neue mit 
| Blumen überschüttet. Die Presse schreibt begeisterte Artikel, 
r Bet dem Festmahl brachten die Herrscher Trinksprüche aus. 
w denen sie Festhalten an dem Waffenbündnis gelobten 
• und der Hoffnung Ausdruck gaben, daß bald ein ehren¬ 
voller Friede üie Anstrengungen der -Waffen belohnen 
| Möge. 
Schweden. 
i * Infolge der wenig günstigen Ernteairssichten in Nord» 
ruropa plant Schweden den Anschluß an den mittcl- 
* europäischen Wirtschaftsbund. Die schwedische Regierung 
- beabsichtigt auf diese Weise in direkte Verbindung mit de: 
I Ukraine zu treten. In schwedischen Geschäftskreisen ist der 
. Vorschlag aufgetaucht, in Schweden befindliche Maschinen 
Deutschland zur freien Verwendung zu überlasten, 
eventuell gegen Kompensationen an deutschen Ausfuhr¬ 
waren plus einem prozentual geringen Anteil an den 
nach Deutschland gelangenden Getreidemengen. Deutsch¬ 
land würde in diesem Falle als Zwischenhändler und Ver- 
nachler fungieren und gleichzeitig Schweden einen Weg 
ttrm mitteleuropäischen Markt erschließen, der ihm bis zum 
«intritt geordneter Verhältnisse in Rußland den zurzeit 
Unzugänglichen russischen Markt ersetzen würde. 
Ltkraine. 
X Im ukrainischen Klub sprach Hetman Skoropadski 
«der dir Zukunft der Ukraine in Gegenwart der deutschen, 
österreichisch-ungarischen und bulgarischen Vertreter. Er 
führte aus, er wolle Hand in Hand mit dem Volke eine 
narke unabhängige Ukraine schaffen. Andere Redner feierten 
Deutschland, dem das Wiedererstehen der Ukraine zu 
danken sei. Der deutsche Botschafter Freiherr v. Mumm 
brachte ein Hoch auf die junge Ukraine aus. — Im Mini- 
nerium sind wesentliche Veränderungen vorgenommen 
worden. Zumeist sind ehemalige Angehörige der Duma 
berufen worden. 
Bor dreihundert Jahren. 
Der Beginn des 30jährigen Krieges am 23. Mai 1618. 
Ein seltsamer Erinnerungstag fällt in diese Zeit des 
großen Völkerringens: vor dreihundert Jahren begann 
jener Krieg, den wir bisher als den größten anzusehen 
gewohnt waren. Wir rechnen den dreißigjährigen Krieg 
ooni 23. Mai 1618 an, dem Tage des berühmten Fenster¬ 
sturzes. Die böhmischen Stände überfielen damals die 
kaiserlichen Statthalter Martinitz und Slawata im Schloß 
zu Prag und warfen sie mitsamt ihrem Geheimschreibrr 
Fabricius zum Fenster hinaus. Das war für jene Zeit 
kein besonders hervorragendes Ereignis, auch geschah den 
drei Betroffenen weiter kein Leid, sie kamen mit dem 
bloßen Schrecken davon. Man könnte - auch ebenso gut 
irgend ein Datum vorher oder nachher als den Anfang 
des unheilvollen Krieges bezeichnen, denn der Krieg lag 
lange in der Luft, und seine Ursachen waren nicht io 
einfach. 
In der Geschichte steht der dreißigjährige Krieg in 
erster Linie als ein Religionskrieg. Aber es wirkte damals 
viel anderes mit. Vor allem war es die Zerfahrenheit der 
inneren Zustände des Deutschen Reiches, das lockere Ver¬ 
hältnis des deutschen Fürsten zu ihrem Oberhaupte, daS 
mit der beanspruchten großen Machtstellung des Reiches 
so in Widerspruch stand. Bald wurde das Ausland hin¬ 
eingezogen. Der böhmische Krieg, eine innere Angelegen¬ 
heit des Reiches, brachte die Spanier auf den Plan, darauf 
folgten die Dänen, dann die Schweden — und als gar 
schließlich Frankreich sich einmifchte, wurde der Krieg zu 
einem rein politischen. 
Dreißig Jahre lang war das vorher so blühende 
Deutschland, das erste Land der Welt, der Tummelplatz 
fremder Kriegsvölker. Wie es damals auf Deutscher Erde 
zuging, möge eine zeitgenössische Stimme klar machen. 
Die Berliner „Zeitung aus Deutschland, Welschland. 
Frankreich usw." berichtet 1620: Aus Wien, 11—21. Februar. 
Das polnische Kriegsvolk ist unlängst angekommen. Es sind 
recht blutgierige und böse Leute, deren man im Hercinziehen 
bei 700 erschlagen. Sie haben viel Geld, sonderlich an Gold. 
Säcke voller Dukaten, schöne Weiber, güldene Ringe und 
silbernes Geschirr, so sie in Mähren und Schlesien geraubt. 
Denn sie haben unter anderem im Durchziehen ansehnlicher 
großer Herren B-ilager angetroffen. Da sie Bräutigam und 
Hochzeiter niedergehauen, das Frauenzimmer geschändet, die 
Braut mit davon geführt, alles Tafelwerk und Geschmeide ge¬ 
raubt. in Summa so gehaust, daß es einen Stein erbarmen 
möchte. Gnade Gott, wo dies Gesindel hinkommt ... 
Vom selben Jahre meldet eine Nürnberger „Relation". 
Axis Ober-Elsaß, vom 22. Mai. Zu Breisach gehts erbarm- 
lirb zu. denn kein ehrlich Weibspersqn darf sich sehen lassen, 
es wird eine Wirtin schon acht Tag in einer Kisten gehalten, 
welche von ihren Kindern gespeist wird, begeben sich auch viel 
in Manneskieidern heraus, sonst treiben üie Soldaten allent¬ 
halben großen Mutwillen. ■ 
In einer titellosen Zeitung aus Berlin lesen wir im Jabre 
1826: Aus Goslar. 10. Avril. Hierum ist eine erbärmliche und 
betrübte Zeit und alles in Grund verderbt, so daß mehren- 
teils die Hausleute und die Bürger aus den Städten ent¬ 
laufen müssen, weil sie nicht mehr zu leben haben. 
Aus Salle, 21. Mai. Der Herzog von Fnedland 
hat hiesiger Bürgerschaft abermals hart auferlegt. 
Steuer zu erlegen; wo nicht, soll die Stadt ganz ausgeplündert 
und in Grund verderbt werden. Worüber die armen Leute 
sehr betrübt, weil es ihnen zu gehen unmöglich. Etlich lassen 
Haus und Hof stehen und gehen davon. Jnmittelst brechen 
die Soldaten denjenigen Leuten, so entlaufen, die Hauser ab 
und verkaufen das Holz. Das also ein elender Zustand allda. 
So sollen auch die Soldaten die Bauern auf den Dörfern mit 
Schlügen sehr übel traktieren und ihnen das Getrei^ auf den 
Feldern zu verderben drohen, wenn sie ihnen kein Geld 
geben. 
Aus Wien, 23. Mai. Von Linz Hort man. daß sich die 
Bauern im Land, an 6000 stark, zusammengerottet und rebelliert 
und das Städtlein Aschau ganz ausgeplündert. Tim mit 
Rauben und Brennen großen Schaden, haben über die Donau 
gelebt, allda noch mehr zu ihnen kommen, und welcher Bauer 
es nicht mit ihnen halten will, dem brennen sie das Haus ab. 
Aus Aschersleben. 30. Mai. Weil, allhier die Burger 
die Kontribution nicht mehr erlegen können, hat man in 
Kalberstadt an 60 Häuser eingerisien und das Holz verbrannt. 
Die arnien Bauern aber, so nichts mehr zu geben haben, die 
werden mit Händen und Füßen zusammengebunden, und alio 
geprügelt, daß mancher den vierten Tag davon sterben muß. 
Das sind ein paar Proben aus dem ersten Teil des 
dreißigjährigen Krieges. Wir müssen es uns verscmen. dem 
ganzen Verlauf zu folgen. Die Leiden Deutschlands in 
jenen Jahren sind beispiellos. Kaum ein Winkel des Landes 
ist verschont geblieben, über viele Landstriche ist das Elend 
wieder und wieder von neuem gekommen. Ms der Krieg 
zu Ende ging, batte Böhmen zwei Drittel seiner Bewohner 
verloren, andere Teile Mitteldeutschlands noch mehr. 
Das reiche Augsburg war auf 20 000 Einwohner herad- 
geiunken, manche Dörfer waren so zerstört, daß man 
kaum ihre Stelle wiederfand. -Man kann annehmen, 
daß ganz Deutschland die Hälfte seiner Bewohner und 
zwei Drittel seines Vermögens eingebüßt hatte. Zum 
Wiederaufbau. fehlte es an Menschen, an Kapital, sogar 
der Boden war durch jahrzehntelangen Mangel an Pflege 
zur Wüste geworden. Die Sitten waren verwildert, das 
Geistesleben getötet. Die politische Ohnmacht Deutsch¬ 
lands dauerte noch lange, im Osten, im Norden, im Westen 
hausten fremde Eroberer in deutschen Landen. 
Auch jetzt mißgönnt das Rudel der Feinde uns unsere 
Größe und linsere Kultur, aber das starke Schwert bat 
den Krieg nicht in unser Land dringen lasten. Was wäre 
diesmal aus Deutschland geworden, wenn Russen, Franzosen. 
Engländer und Italiener sich auf deutschem Boden härten 
die Hände reichen dürfen! -e. 
G Chronik 
Wtwttgr Tagesereignisse ,um Sammela. 
18. Mai. An der Weststont erhebliche Zunahme der 
Artillerietätigkeit. — Im Lustkampf werden 16 feindliche Flug¬ 
zeuge abgeschossen. 
1». Mai. Englische Angriffe westlich von HulluÄ und 
aus dem Südufer der Ancre brechen blutig zusammen. 
20. Mai. St irke französische Angriffe gegen den Kemmel 
scheitern unter schweren feindlichen Verlusten. — Die englischen 
Angriffe an der Ancre nehmen an Heftigkeit zu. — London. 
Dover und andere englische Küstenorte werden erfolgreich mit 
Bomben belegt. 
21. Mat. Erneute f-indliche Eingriffe gegen den Kemme! 
werden abgewiesen. — Im Luftkampf werden innerhalb dreier 
Tage 59 feindliche Flugzeug- und 3 Feffelballone abgeschoffen. 
Oer Krieg zur Gee. 
Erfolge im Sperrgebiet um England. 
Berlin, 21. Mai. 
Amtlich wird gemeldet: Im Sperrgebiet «m England 
haben »usere U-Boote wiederum sechs Dampfer und zwei 
Segler mit zusammen 21 OOO Br.-Rcg.-To. versenkt. 
Die Erfolge wurden vorwiegend an der Westküste 
Englands und im Ärmelkanal erzielt, den Hauptanteil hat 
das unter dem Kommando des Kapitänleutnants Hundius 
siebende Boot. Die Schiffe waren mit einer Ausnahme 
sämtlich tief beladen, vorwiegend Kohlenladungen! Ein 
Dampfe: wurde aus besonders stark durch Zerstörer und 
Kreuzer gesichertem Geleitzuge herausgeschossen. 
Der Chef des Admiralstabes der Marine. 
Der steigende Frachtraummangel. 
„Daily News" berechnet den Schaden, den die Ver- 
senkung eines einzigen Frachtdampfers anrichtete, wie 
folgt: „Wie von sachverständiger Seite erklärt wird, ist 
es unter den augenblicklichen Arbeiterverhältnissen in 
England unmöglich, einen 5000 Br.-Reg.-To. großen 
Dampfer in weniger als acht Monaten von dem Tage des 
Aufsetzens der ersten Platte an fertigzustellen. Der Bau 
nach Einheitsmuster und die fabrikmäßige Anfertigung 
von Schiffsteilen im Binnenlande haben die Fertigstellung 
dieser Teile beschleunigt, doch geht viel Zeit mit dem Zu¬ 
sammensetzen verloren. Es bedarf der sechseinhalbmonatigen 
Arbeit bei neunstündiger Arbeitszeit von 400 geschickten 
Arbeitern, wenn der Stapellauf innerhalb der festgesetzten 
Zeit vor sich gehen soll, und weiterer sechs Wochen, um 
das Schiff in Dienst zu stellen." 
Ein Geleitzug im Orkan. 
Nach, einer Meldung aus Christiania wurde ein 
Handelsgeleitzug, bestehend aus 27 Dampfern, der eine 
Reise von England nach Norwegen anttat, in der Nordsee 
von einem Orkan überfallen. Die Dampfer wurden nach 
allen Richtungen zerstreut. Bisher find in Norwegen 
20 Dampfer eingetroffen. Das Schicksal von sechs Schiffen 
ist unbekannt. Das siebente Schiff stieß in der Nähe von 
der norwegischen Küste mit begleitenden englischen Torpedo¬ 
booten zusammen und sank nach wenigen Minuten. Die 
Leiatzung wurde von dem Torpedoboot ausgenommen. 
Md Wilson redet abermals. 
Der „würdige" KriegSmann. 
Der Präsident der Vereinigten Staaten hielt bei einer 
Veranstaltung zugunsten des Roten Kreuzes eine An¬ 
sprache. :n der er sich bemühte, nachzuweisen, warum und 
wie man den Krieg gewinnen müsse. Wilson sagte 
dabei u. a.: 
Die erste Pflicht ist. den .Krieg zu gewinnen, und die 
zweite Pflicht geht Hand in Hand mit ibr. Es ist die, den 
Krieg groß und würdig zu gewinnen. Natürlich ist die 
eriie Psucht, an die wir immer denken müssen, bis sie erfüllt 
ist. den Krieg zu gewinnen. Ich babe jüngst sagen hören, wir 
müßten fünf Millionen Mann aufstellen. Warum sie auf 
fünf Millionen beschränken? Ich babe den Kongreß 
der Vereinigten Staaten aufgefordert, keine Grenzen zu 
nennen, weil der Kongreß, wie sicherlich wir alle, wünscht, 
daß jedes Schiff, das Mannschaften oder Vorräte befördern 
kann, auf jeder Reise mit soviel Mann und soviel Vorräten, 
als es tragen kann, beladen werden soll. Wir können von 
unserer grimmigen Entschlossenheit, den Krieg zu gewinnen, 
nickt durch irgendeine unaustichtige Annäherung abgebracht 
werden. Ich kann mit ruhigem Gewiffen sagen, daß ich 
diese vertraulichen Mitteilungen geprüft und sie unaustichtig 
gesunden babe. Was mich angeht, so will ich bei Rußland 
wie bet Frankreich stehen. Wenn irgendeiner in Deutschland 
glaubt, daß wir irgend jemand um unserer eigenen Sache 
willen opfern würden, so sage ich ihm. daß er im Irrtum 
ist. Denn der Ruhm dieses Krieges ist. soweit wir be¬ 
troffen sind, daß es vielleicht zum erstenmal in der Geschichte 
ein selbstloser Krieg ist. Ich könnte nicht stolz sein, für 
selbstsüchtige Zwecke zu kämpfen, aber ich könnte stolz sein, 
für die Menschheit zu kämvsen. Wenn jene Frieden wollen, 
so mögen sie vortteten und durch beglaubigte Vertreter 
ihre Bedingungen auf den Tisch legen lasten. Wir haben 
die unsrigen niedergelegt und jene wissen. wie sie sind. 
Wilson behauptete dann noch mit der berufenen kühner» 
Stirn, es dürfe sich keiner in diesem Kriege bereichern 
und hatte schließlich die Unverschämtheit-, die deutsche Armee 
zu beschimpfen, indem er die große Verleumdung von sich 
gab, sie habe das Rote Kreuz nickt geachtet. Es ist nicht 
mehr gut möglich, auch nur eine Spur guten Willens bet 
diesem Manne anzunehmen. der sich stellt, alS wüßte er 
nickt, was alle Welt weiß — daß die amerikanischen 
Soldaten lediglich nach Europa geschickt werden, um den 
Interessen des skrupellosesten Jankeekapitalistentums zu 
dienen. Nein, Herr Wilson, Sie täuschen die Welt nicht 
mehr) _ 
Mah und Fern. 
O Eine neue geologische Karte von Preußen ist von 
d-.r preußischen Staatsregierung beschlossen worden. Für 
die einzelnen Provinzen und Kreise der Monarchie haben 
Landesgeologen Aufträge zur Bearbeitung erhalten. Alle 
neueren Beobachtungen und Funde sollen berücksichtigt 
werden, besonders soll das Vorkommen von Kali. Kohle, 
Salz, Erzen, Kalk, Phosphat, Spat, Quellen, Steinlagern 
usw. beobachtet werden. 
o Todessturz einer Trapezkünstlern». Auf der 
Sommerbühne des Bernhard-Rose-Theaters in Berlin er¬ 
eignete sich am Pfingstsonntag ein tödlicher Unfall. Die 
31jährige Trapezkünstlerin Eddi Müller-Varena stürzte in¬ 
folge Seilbruchs vom Trapez und war sofort tot. 
o 20 Millionen für Kleinwohnungen. Zur Beschaffung 
von Wohnungen nach dem Kriege beabsichtigt die Stadt 
Leipzig eine Baugesellschaft zu begründen, die mit eigenem 
Kapital und auf eigenem Grund und Boden die not- 
ivendigen Wohnungen herstellt. Um dem Baubedürfnis 
bis Ende 1919 zu genügen, würde es sich in Leipzig um 
die Herstellung von rund 2000 Kleinwohnungen.handeln, 
und dazu würde ein Kapital von mehr als 20 Millionen 
Mark erforderlich sein. 
o Selbstmord eines ehemaligen deutschen Gesandt«». 
Felix o. Müller, der frühere deutsche Gesandte im Haag, 
hat sich in München erschaffen. Er lebte sett drei Jahren 
im Ruhestände.!
	        
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