Full text: Hünfelder Kreisblatt (1918)

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Durch Verfügung des Kgl. Oberversicherrungsamtes in Cassel vom 27. v. Mts. Tgb. Nr. I. Nr. 109/iS 
- - - . ~ ' '■ ^ f—^ —- «-md der 8tz 149, 150 der Rerchß- 
setzung, wie nachstehend, 
Festsetzung für Personen 
von 16 bis 21 Jahrenwon 14 und 15Jahren^ 
männl. weibl. ! männl. ! weibl. 
unter 14 Jahren 
männl. | weibl. 
Die Herren Bürgermeister und Gutsoocsteher des Kreises wollen für die ortsübliche Bekanntgabe dieier 
"E^nfeld^den* 1*°Juni 19! 8. Das Kgl. Versicherungsamt des Kreises Hünfeld. 
I.-Nr. 7282. Der Vorsitzende: Ludwig. 
Auf die Zuckerkartenabschnitte für den Monat Juni ! 
gelangen 2'/- Pfund Zucker zur Verteilung und zwar ( 
l Pfund für den lausenden Verbrauch und V',% Pfund ; 
mit Rücksicht aus die Kürzung der Brotrationen. Der j 
für Juni vorgesehene Einmachzucker gelangt in den ersten 
Tagen des Monats Juli zur Ausgabe. 
Hünfeld, den 7. Juni 1918. 
Der c. Landrat: Ludwig. 
Es wird hiermit auf die Bundesratsverordnnng vom 
20. Mai 1915 und den Erlaß des Ministers für Land¬ 
wirtschaft, Domänen und Forsten vom 23. Mai 1915 
erneut hingewiesen, wonach streng verboten ist, daß 
grüner Roggen oder grüner Weizen auch in Mischungen * 
mit Gerste als Grünfutter gemäht oder verfüttert wird. ! 
Hünfeld, den 7. Juni 1918. 
J^Nr. 7778. Der c. Landrat: Ludwigs . 
Betrifft: Ausfuhr von Heu. 
Auf Grund des § 12 Nr. 1 der Bekanntmachung über 
die Errichtung von Preisprüfungsstellcn und die Ver¬ 
sorgungsregelung vom 25. 9. 1914 und 4. 9. 1915 (R.- 
G.-Bl. S. 607 und 728) sowie des § 7 der Verordnung 
über den Verkehr mit Heu aus der Ernte 1918 (R.-G- 
Bl. S. 368) und des 8 3 der preußischen Ausführungs¬ 
bestimmungen zu dieser Verordnung ivird für den Kreis 
Hünfeld folgendes angeordnet: 
8 1. Die Ausfuhr von Heu (Wiesen-, Kleeheu und 
Grummet) aus dem Kreise Hünfeld ist verboten. 
8 2. Ausnahmen sind lediglich auf Grund ausdrück¬ 
licher schriftlicher Genehmigung oder Anweisung des 
Landrals zulässig. 
§ 3. Der Verkauf von Heu innerhalb des Kreises 
Hünfeld aus einer Gemeinde (Gutsbezirk) in eine andere 
Gemeinde (Gutsbezirk) ist nur mit Genehmigung des 
Landrals gestattet. 
8 4- Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis 
zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark 
bestraft. 
8 5. Diese Anordnung tritt mit dem Tage der Ver¬ 
öffentlichung in Kraft. 
Hünfeld, den 6. Juni 1918. 
Namens des Kreisausschusses. 
J.-Nr. KG. 723. Der Vorsitzende: Ludwig. 
Lokales und provinzielles. 
Merkblatt für den I I. Juut. 
Sonnenaufgang 4» !] Mondoufgang 7'» B. 
Sonnenuntergang S" !! Monduntergang 11'- N. 
ISkq*^7 Seefahrer John Franklin auf einer Nardpolfahrt geft. — 
w Österreichischer Staatsmann Fürst o. Metternich-Winneburg 
inm «-1864 Komponist und Orchesterleiter Richard Sttautz geb. — 
N .."onig Alexander t. von Serbien, Königin Draga und deren 
nnL ™ T, ®,el(,raö ermordet. — 1914 Großherzog Adolf Friedrich 
fw.^Eckleriburg-tztrelib ge». - 1917 Beginn der italienischen 
®emctnt>en m ®U9Qnatal "nd auf der Hochfläche der Sieben 
| — Der gestrige Sonntag als Tag der Ludeudorfs- 
Straßensammlung brachte uns als hübsche Ab¬ 
wechslung im Stroßenbild die jungen Verkäuferinnen 
der Opferpostkarten und der Spendenpostkarten. Interes¬ 
sant sind die Postkarten mit dem Bild des Ersten General- 
flüartiermeisters, General Ludendorff, der das Groß- 
kreuz des Eisernen Kreuzes trügt, und des Feldmarschalls 
w Hindenburg, der mit dem Eisernen Kreuz mit den 
Eoidstrahlen geschmückt ist, das bisher bekanntlich nur 
- nn deutscher Feldherr. Feldrnarschall Blücher, trug. Ueber¬ 
au sah man Herren und Damen, Jungen und Mädels 
Leschmllckt mit der Erinnerungsnadel herumspazieren, die 
km bleibendes Andenken an diese in großer Zeit veran¬ 
stalteten Opfertage bleiben wird, und die zu tragen sich ! 
jeder Spender zur Ehre anrechnet. Möge dem guten ! 
Zweck der Sammlung, unfern Kriegsbeschädigten den ! 
Weg zur bürgerlichen Arbeit zu ebnen, auch die Listen- j 
sammlung in der Stadt und den einzelnen Orten des i 
Kreises weitere reiche Mittel bringe. 
^ Die am gestrigen Sonntag von den jungen Damen ; 
hiesiger Stadt ausgeführle Sammlung zur Ludendorff- ! 
Spende hatte ein überaus günstiges Resultat. Aus allen j 
Kreisen der Bevölkerung wurde für den guten Zweck bei- ! 
gesteuert und werden wir das Ergebnis in der nächsten j 
Nummer unseres Blattes mitteilen. Wir wollen aber ! 
nicht versäumen, schon jetzt unseren Dank den anmutigen ! 
Sammlerinnen für ihre große Mühe sowie allen Gebern : 
auszusprechen. 
— Die Lcmdwirtschastskammer für den Regierungs- j 
bezirk Cassel hält im Laufe des Juli wieder in sämtlichen ! 
Kreisen Ziegenlämmermärkte in Verbindung mit einer 
Prämiierung ab. Näheres siehe Anzeigenteil. 
— Die wiederholt in Zeitungen und durch Schalter¬ 
aushang an die Paketabsender gerichtete Aufforderung, 
in die Pakete obenauf ein Doppel der Aufschrift zu 
legen, hat bisher nur wenigen Erfolg gehabt. Unter 
den im Laufe von 6 Monaten bei den Postanmeldestellen 
amtlich geöffneten 50908 Paketen haben sich nur 720 
Stück befunden, die ein Doppel der Aufschrift enthielten. 
Die Auflieferer von Paketen werden deshalb erneut 
darauf aufmerksam gemacht, daß es wesentlich zur Er¬ 
reichung sicherer Ueberkunst der Pakete beiträgt, wenn 
ein Doppel der Aufschrift dem Inhalte beigefügl wird. 
a Ter Ttrohbrdarf »er Heeresverwaltung, der Strob- 
auffchließungsanlagen. der kriegswirtschaftlichen Betriebe 
und der größeren Städte wird, wie im lausenden, so auch 
im nächsten Wirtschastsjabre im Wege der Landliesernngen 
aufgebracht werden müssen. Der Bundesrat bat die für 
diese Zwecke aus der Strobenike 1918 anfzubringende 
Menge auf 2.3 Millionen Tonnen festgesetzt. ' Hiervon 
sind bis zum 30. Sevlember 1918 600 000 Tonnen ab¬ 
zuliefern Die Verteilung dieses vorläufigen Lieferungs¬ 
solls auf die Bundesstaaten wird durch den Slaats- 
sekretär des Kriegsernäbrnngsamts alsbald erfolgen: die. 
Unterverteilnng auf die Lieserungsoerbände und die 
Erzeuger soll bis 15. Juli 1918 durchgeführt fein. So¬ 
bald die diesjährigen Erntefläche» ermittelt sind, soll die 
endgültige Verteilung der gesamten Lieferungsmenge mit 
tunlichster Beschleunigung stattfinden. damit die Landwirte 
so früh als möglich unterrichtet sind, wieviel Strob ihnen 
für die eigene Wirtschaft belassen .bleibt. Der Staats¬ 
sekretär des Kriegsernäbrnngsamts ist erniächtigt. die 
Vreise für Stroh und Häcksel festzusetzen: er wird auch di« 
Zuschläge für den Handel und die sonstigen Lieferungs¬ 
bedingungen bestimmen. Die Veröffentlichung der Preise 
ist zu erwarten, sobald sich die Verbältnisie der Strobernte 
überblicken lassen. Die Aufbringung des Strohs ist be¬ 
sonderen. oon den Landeszentralbebörden einzurichtenden 
Stellen übertragen. Streitigkeiten, die ffch aus der 
Lieferung des Strohs ergeben, werden durch Schieds¬ 
gerichte unter Ausschluß des Rechtsweges entschieden. 
Verkehrsbeschränkllngen (Ausfuhrverbote usw.) sind bis 
zur Aufbringung des Lieferungssolls zulässig. Die bis¬ 
herigen besonderen Bestimniungen für Strob von Luvinen, 
Zuckerrüben- und Runkelrübensamenstrob bleiben bestehen. 
— Die vorjährigen Heupreise von 9 Mark für den 
Zentner Heu von Kleearten (Luzerne, Esparsette, Rotklee, 
Gelbklee, Weitzklee, usw.) und von 8 Mark für den 
Zentner Wiesenheu und Feldheu gelten nach einer Ver¬ 
ordnung des Staatssekretärs des Kriegsernährungsamts 
auch für Heu aus der Ernte 1918. Für gepreßtes Heu 
erhöht sich der Preis um 60 Pfennig je Zentner. Der 
Lieferungsverband erhält für Vermittlung und sonstige 
Unkosten eine BergMung von ebenfalls 60 Pfmnig je 
43. Jahrgang. 
Zentner. Soweit ein Handel mit Heu im freien Verkehr 
stattfindet, gelten auch für ihn die oben erwähnten Höchst¬ 
preise. Die Preise schließen die Kosten der Beförderung 
bis zur nächsten Verladestelle von der das Heu mit der 
Bahn oder zu Wasser versandt werden kann, sowie die 
Kosten des Verladens daselbst ein. 
Hersfeld, 8. Juni. Forstmeister Schulz f. Am 
gestrigen Tage ist der königliche Forstmeister Herr Karl 
Schulz einem jahrelangen schweren Herzleiden im Alter 
von 6l Jahren erlegen. Vor etwa 10 Iahen mit der 
Verwaltung der Oberförsterei Hersfeld-Meckbach belraut, 
hat der Verstorbene es verstanden, sich durch seine Pflicht¬ 
treue und und sein stets liebenswürdiges entgegenkommen¬ 
des Wesen in allen Schichten der Bevölkerung angesehen 
und beliebt zu machen. Seinen Beamten war er ein 
von allen verehrter Vorgesetzter. Das Hinscheiden des 
Entschlafenen ruft allgemeine Teilnahme hervor. 
Frankfurt a. M., 6. Juni. Auf dem gestrigen 
Arbeitspferdemarkt wurden noch nie dagewesene hohe 
Preise angelegt. Ein Paar ausgezeichnete Pferde wurden 
mit 18000 Mark bezahlt. Der Auftrieb von ca. 300 
Pferden wurde meist von Landwirten gekauft. 
Ein ß !ss Werk. 
In der Hauvtstadl der neutralen Niederlande find 
Vertreter der deutschen und der englischen Regierung zu¬ 
sammengekommen. um sich der beiderseitigen Gefangenen 
anzunehmen. Man hatte in London erstaunt aufgehorcht, 
als die Bestimmungen des deutsch-französischen, ani 15. Mar 
in Kraft getretenen Austauschabkommens bekannt wurden. 
Dieselben Franzosen, die sich im vorigen Sommer ent¬ 
schieden geweigert hatten, mit deutschen Delegierten 
unmittelbar zu verhandeln, sondern nur auf dem 
Umweg über schweizerische Zwischenpecsonen sich überhaupt 
auf einen Gedankenaustausch über Gesangenenfürsorge ein- 
ließen, sie waren wie umgewandelt, als diese törichte 
Scheu unter dem wachsenden Druck ibrer eigenen öffent¬ 
lichen Meinung endlich überwunden wurde. In Bern er¬ 
wiesen sie sich als ganz zugängliche Leute, und so kam 
schließlich das große Liebeswerk des Vertrages vom 
26. April 1918 zustande, welches ungezählten Tausenden 
von Kriegsgefangenen und Zivilinlernierken die Freiheit 
wiedergeben wird. 
Dieses gute Beispiel bat sofort auch in England die 
Geister in Bewegung gesetzt. Eine Anfrage im Unter- 
bause zwang die Regierung, sich zu den Grundgedanken 
"des deutsch-französischen Abkomniens zu bekennen, und im 
Handunidreden waren Ort und Zeit für gleichlaufende 
Verhandlungen mit Deutschland bestimint und geeignete 
Vertreter für sie ernannt. An ibrer Spitze der 
Staatssekretär. des Innern, gewrß ein Beweis 
dafür, daß die britische Regierung, dieier Haager 
Konferenz einige Bedeutung beimißt. Nun wird 
man sich dort über Austausch. Bebandtung, Ver¬ 
pflegung und Beschäftigung der Gefangenen zu einigen 
suchen, aller Wahrscheinlichkeit nach entsprechend dem 
deiitich-sraiizösiichen flauster, dessen Vorliegen den Gang 
der Beratniigen wesentlich vereinfachen und beschleunigen 
dürste. In Bern bat man drei Wochen gebraucht, um ein 
bis in die kleinsten Einzelheiten sorgfältig ausgebautes 
Abkommen zu vereinbaren; im Haag wird sich die gleiche 
Arbeit vielleicht in noch kürzerer Zeit fertigsteUen lassen. 
Wir dürfen sagen, daß es damit, was die deutschen 
Gefangenen und Internierten in England attgeht, auch 
wirklich sehr dringlich ist. Diese bedauernswerten Opfer 
des Krieges waren zu Anfang in den britischen Gefangenen- 
und Kouzentratiolislagelii recht übel aufgehoben. Dann 
besserten sich die Verhältnisse einigermaßen, nachdem erst 
ruhigere Stimmungen in England Platz gegriffen hatten. 
Aber alle Nachrichten, die wir erhalten, stimmen seil den 
letzten Monaten darin überein, daß es sowohl mit der Be¬ 
handlung wie auch mit der Verpflegung unserer gefangenen 
Landsleute drüben wieder schlechter und schlechter geworden 
ist. Mißhandlungen, Rücksichtslosigkeiten ärgster Art scheinen 
nachgerade Rege! geworden zu sein, und was die Bekösti¬ 
gung anbetrifft, so läßt sie nach zuverlässigen Zeugnissen, 
die in grober Zahl zu uns herüber gelangt sind,' fast schon 
alles zu wünschen übrig. Unsere Heeresleitung hätte diese 
Zustände keinesfalls noch lange ruhig mitansehen können. 
Sie hat schon wiederholt bewiesen, daß es ihr weder am 
Willen noch an den geeigneten Mitteln fehlt, um den 
Geboten der Menschlichkeit auch im Kriege, wenigstens 
soweit die Behandlung von Nichtkämpfern und 
Gefangenen in Frage kommt, zu ihrem Rechte zu 
verhelfen. Sie hätte jetzt auch England gegenüber zweifel- 
los zugegriffen, wenn dieses sich nicht aus eigenem Ent¬ 
schluß zu den Haager Verhandlungen verstanden hätte. 
So darf man auch von ihnen einen befriedigenden Aus¬ 
gang erwarten. Es ist ein gutes Werk, das die beiden 
Regierungen dort in Angriff genommen haben. Die 
furchtbaren Leiden des Krieges nach Möglichkeit zu ver¬ 
meiden, ist eine sittliche Pflicht, die alle für das Schicksal 
ihrer Völker verantwortlichen Stellen keine« Augenblick 
vernachlässigen sollten.
	        
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