Lskalss imd prsvmzislles.
Merkblatt für den 17. August.
Eor.nenaufgang 6“ II Mondaufgang 5” R.
Sonnen,mtecgang 821 || Dtonduntergang 1257 B.
1676 Schriftsteller 0. Grimmelshausen. Verfasser des Sim»
vlicius Sunplicissimus", gest. — 1786 Friedrich der Große gesl —
ISIS Seegefecht »wischen Deutschen und Engländern an der Küste
von Jütland. — 1316 Angriff einer englischen Arm», nördlich der
komme.
ci Quittungen über beschlagnahmte Lebensmittel.
Bereits vor Wochen hat das Kriegsernährungsamt die
Bundesregierungen ersucht. Verfügungen zu treffen, nach
denen den Gendarme» und sonstigen ausführenden Organen
die Ausstellung von Quittungen über ihre Lebensmittel-
beschlagnehmungen zur Pflicht gemacht wird. Auf diesen
Quittungen soll auch die Stelle angegeben werden, an die
die Ware abgeliefert wird. Derartige Verordnungen
kommen einem dringenden Bedürfnis entgegen, da häufig
die Beobachtung gemacht worden ist. daß gerade kleine
Lebensmittelmengen, die einem.Hamsterer" abgenommen
wurden, spurlos verschwanden. Diese Handhabung der
Polizeigewalt mußte natürlich bei den Betroffenen Erbitte-
rung erregen, und die Verordnung, die in dieser Beziehung
Wandel schaffen soll, wurde allgemein als gerecht und not¬
wendig empfunden. Nun aber werden immer erneut
Klagen laut, daß die Maßnahme des KriegSernährungs-
amtes nicht überall den gewünschten Erfolg gehabt hat,
daß immer noch Beschlagnahmen ohne Ausstellung von
Quittungen stattfinden. Es wird deshalb erneut darauf
hingewiesen, daß die beschlagnehmenden Organe zur Aus¬
stellung von Quittung«, in jedem Salle verpflichtet sinh.
— Der Futterrvert des Laubes. Die Laubsamm¬
lung ist im ganzen Reiche im Gange und bringt eine
Reihe von praktischen Erfahrungen, die nicht rasch ge¬
nug verbreitet werden können. Je besser nämlich das
gesammelte Laub zusammengesetzt ist, desto größer wird
der Futterwert des daraus erzeugten Kuchens sein. Nun
hat sich ergeben, daß das Laub am nährstoffhaltigsten
ist, wenn die jungen Triebe mit abgestreift werden. Nur
bei den Weiden ist eine Ausnahme zu machen. Die
jungen Triebe sind der lebendigste Teil des Baumes,
mit Plasma und Zellsäften gefüllt. Die Bastregion der
ganz jungen Rinde enthält am meisten Protein, und
die Zellen, die später verholzen, haben große Mengen
von schmackhaften und appetitreizenden Säften/ Wenn
reines Laubheu 13 Proz. Protein u. 4 Proz. Fett ent¬
hält. hat dasselbe Heu mit den jungen Zweigspitzen 21
Proz. Protein und fast 6 Proz. Fett. Aber das ist es
nicht allein, die Verdaulichkeit des Proteins in der jungen
Rinde stst gleichzeitig erheblich größer. Daher streife
man stets die jungen diesjährigen Zweigenden gleich¬
zeitig mit dem Laub ab, weil man auf diese Weise mehr
als 25 Proz. an verdaulichen Nährstoffen gewinnt, die
natürlich den Laubfutterkuchen hochwertig machen. D. h.
6000000 Ztr. Grünlaub mit den Zweigspitzen haben
denselben Futterwert wie 8000000 Ztr. reines Laub.
Dazu kommt, daß auf diese Weise Erhebliches an Sammel¬
arbeit, Transport und Verarbeitung erspart werden kann.
— Die dem Landwirt Micke in Wehrda zugeteilten
Kriegsgefangenen Ernst Orzzan, 7. Komp. Nr. 101/2 und
Peter Murvosschenku 4. Komp. Nr. 48/9 vom Kri gs-
gesangenenlager in Niederzwehren, sind in der Nacht
vom 4. zum 5. ds. Mts. entwichen. Ebenso ist der bei
dem Gastwirt Wiegand in Unterstoppel beschäftigte Kriegs¬
gefangene Julian Rasez 2. Komp, vom Kriegsgefangenen¬
lager in Niederzwehren entwichen.
** Der Kriegsgefangene. Russe Feldwebel Ewsei Fro-
loff, 9. Komp. Gruppe 5/21, der seit 20 Monaten bei
Frau Fischer in Setzelbach in Arbeit war und am 30.
Juli Nachts ohne Grund von seiner Arbeitsstelle ent¬
lausen war, hat sich am 12. August wieder freiwillig
vom Lager Cassel aus nach seinem früheren Arbeits-
kommando iu Setzelbach gemeldet und nach dort zurück¬
bringen lassen.
Hilders, 12. August. Auf dem Bahnhof Hilders
wurden am Samstag nachmittag 2 Uhr dem von Edelzell
bei Fulda gebürtigen Bremser Karl Rodemer beim An¬
hängen von Wagen an einem gemischten Zug beide
Beine abgefahren und eine Hüfte eingedrückt. Dr. Kig-
gen-Hilders verband den Verunglückten und ordnete
dessen Ueberführung in das Landkrankenhaus Fulda an.
R. starb bereits am Bahnhof Fulda.
Niedermarsberg, 14. August. Hier gibt cs ein
Geschäft, in dem man für zwei Eier eine RolleKsura-
bak kaufen, kann. Die Rückkehr zum Naturalienverkehr
an Stelle des Geldes scheint Fortschritte zu machen.
Gelnhausen, 12. August. Im benachbarten Dorfe
Kassel wurden der Mctzger Anton Jäckel und der Agent
Heinrich Stock verhaftet. Es wird ihnen vorgeworfen,
daß sie bisher etwa 100 Stück Großvieh heimlich ge¬
schlachtet und im Wege des Schleichhandels verkauft
haben. In jener Nacht, die dem Arbeiter Pohl aus
Frankfurt den Tod brachte, wurden von der Polizei
etwa 3 Zentner Fleisch erbeutet. Die Genossen Pohls
sind noch nicht ermittelt. Sie hatten ihre Säcke abge-
worsen und sind im Dunkel entkommen.
Klrine KriegspöK.
Wien, IS. Aug. Die Italiener erlitten bei tbrem Vorstoß
gegen Tonale einen vollständigen Mißerfolg und mußten teil¬
weise über ihre Gräben zurück. — In Albanien konnten die
Österreicher bei Devoli neue Vorteile verzeichnen.
Haag, 15. Aug. Die holländischen Lazarettschiffe
..Sindoro" und „Zeeland" werden am Freitag Abend wieder
nach England absahren, um Austauschgefangene zu holen.
Amsterdam, 15. Aug. Ans Newnorker Meldungen geht
hervor, daß die spanische Grippe auch im amerikanischen
Heere weit verbreitet ist, dort aber auf die Moskito-Plage
und auf das Panama-Fieber -müclgefübrt wird.
Hilfe Kr den Mittelstand.
M ««!**»». «um Heeres- oder Hilfs-
b rLr,0 N 0 e e Taulende von Händlern und Hand-
chr^We'rfitätten? ™ <l”er geeigneten Vertretung fehlte,
!f!rLfvrr j un£2aben schließen müssen.- viele haben
nfolae ߣame ^sturzung nach Kriegsausbruch oder
™ l9 »T,0 8 °ber Kreditmangels ihren Er-
"^b. ibre Selbständigkeit, ihre kleinen- Ersparnisse
e£.$römmetn ihres Geschäfts nichts
£1“? die Hoffnung, daß ibnen der Friede die
Möglichkeit gewahren wurde, ihre Existenz wieder aufzu-
hp|s w'r qe.6ört, ®efö und Kredit. Doch wer soll
leJ Z{ D'e Banken haben zwar Milliarden während des
Krieges angesammelt: sie aber werden nicht daran denken,
nach der Kreditwürdigkeit von Mittelstandsexistenzen zu
*'e Landwirte und Grund.
Uum l^en Preis für die glänzendsten
Anlageobiette begehren werden. So erwartet man die
"om Staate der e,n Interesse bat. die vernichteten
Existenzen des Mittelstandes, der ein Hauptstcuerträger ist
wieder aufzurichten. '
. .Volkswirtschaftler baden sich viel mit der Frage
beschäftigt wie diese große Aufgabe zu lösen sei. Es
handelt stcy namentlich darum, diesen Ge. t.-leuten so-
fern sie überhaupt des Kredits würdig find zu em-m
mäßigen Zinsfuß ein rückzablbares Darlehen zu ge,väbren.
das ihnen die Möglichkeit verschaffen soll, ihre Verhältnisse
zu ordnen und ihr Schifiiein wieder flott zu machen
D,e preußischen und sächsischen Regierungen haben es
an erster Stelle als Ausgabe des Staakes anerkannt, d-en
Angehörigen des handwerklichen und kaufmännischen Mittel-
siandes, soweit sie am Kriege teilgenommen haben,
oeun Wiederaufbau ihrer Existenzen durch Darlehen br-
bsunch zu sein, und zwar sollen die Provinzen Träger der
Hilfsaktion werden. Verschiedene Provinzen haben in¬
folgedessen unter der Bezeichnung „Hilfskasien" Einrrch-
wngen zur Durchführung dieser Aufgabe geschaffen.
So ist S- B. die Hilfskasse der Rheinprovinz mit
emem Betrage von 6 Millionen Mark doliert, wovon
2,5 Öälfte öer ©taat unb bie Provinz
übernommen haben. Für die Provinz Westfalen ist eine
derartige Kaffe mit einem Kapital von 3 Millionen Mark
ausgerüstet worden; ähnliche Einrichtungen wurden im
Königreich Sachsen geschaffen, wo Darlehen bis zu
5000 Mark mit einem Zinsfuß von nur 2 ’b gewährt
werden sollen. Diese Hilfskassen haben sich aber sämtlich
c t rr a^e gestellt, nur den Kriegsteilnehmern wieder
crufzuhelfen. 8s bürste fidE) aber als notwendig erweisen
die Aufgabe weiter zu fassen: es erscheint nicht recht und
billig von der Gewährung des Persvnalkredits Geschäitsleute
auszuschließeii. die schon zu alt waren, um noch Orieosdien- e
zu leisten, oder die wegen Krankheit für untau glich be¬
funden wurden, und endlich die Frauen, die sich ihre
Existenz aus eigener Kraft mühselig aufgebaut hatten m d
diese durch die Folgen des Krieges eingebüßt haben Die
geschäftliche Beihilfe soll doch nicht eine Art Belohnung
für militärische Dienste lein: sie soll die Volkswirtschaft-
lichen Schaden, die der Krieg hervorgerufen, hellen — nicht
im Interesse der einzelnen Personen, sondern zum Wohle
der Allgemeinheit.
Viele Sachverständige haben sich nun sehr eingehend
mit der Frage der Sicherheit beschäftigt, da die Kassen die
Gelder nicht ohne Bürgschaft gewähren könnten. Eine
weitgehende Sicherheit kann jedenfalls von diesen kleinen
Geschäftsleuten, zumal unter den durch den Krieg ge¬
schaffenen Verhältnissen, nickt gefordert werden. ‘ Und
gerade diejenigen, die ferne Bürgen zu stellen vermögen,
sind der Hilfe am meisten bedürftig. Man wird hier also
weniger Gewicht auf die materielle Sicherheit legen
dürfen; die Sicherheit, die gefordert werden muß, muß
ausschließlich in der Vertrauenswürdigkeit der betreffenden
Personen liegen. Der Kreditbedürstige sollte der Hilfe
würdig erscheinen, wenn er sein Geschäft vor dem Kriege
redlich und mit Erfolg betrieben hat.
Die Hilfskasien werden nicht direkt mit den Be¬
werbern in Verbindung treten, sondern durch Vermittlung
der Gemeinden, die die Bürgschaft zu übernehmen, beziv.
einen Teil der Verluste zu tragen haben. Die Gemeinden
sind ihrerseits bemüht, diese Lasten zum Teil auf die
Berufsorganisationen oder Bürgschaftsgenossenschaftin von
Kreditsuckenden abzuwälzen. Zahlreiche Berufsorgani¬
sationen haben sich bereiterklärt, für den Bewerber ein¬
zutreten. aber sie besitzen größtenteils nicht so reiche
Mittels um in materieller Weise bürgen zu können.
Sie können aber den Gemeinden in anderer Weise
eine weitgehende Sicherheit gewähren. Sie werden
sich in den betreffenden Fachkreisen über der
Ruf des Bewerbers, über seine Erwerbstätigkeit voi
dem Kriege unterrichten, Verhandlungen mit seiner
Gläubigern einleiten, Vergleiche herbeiführen usw. Dem
es soll eine vollständige Reinigung von den Schulden an
gestrebt oder, wenn Lies nicht zu erreichen ist. mit der
Gläubigern ein Abkommen getroffen werden, damit da-
Darlehen zunächst vor dem Zugriff der Gläubiger bewahr/
bleihe, da sonst der ganze Hilfsplan in den Anfänger
stecken bliebe.
Auf diese Weise wird ein erfreulicher Anfang zurr
Wiederaufbau des Mittelstandes gemacht, der zweifellos
durch den Krieg am meisten in Mitleidenschaft gezoger
worden ist.
- Enteignung von Männcrauzügen — das ist dlt
lebte Offenbarung in der Flut der sich einander jagenden und
widersprechenden Nachrichten über diesen Gegenstand Gegen-
uber der immer wieder ouftauckenden Befürchtung, daß im
Anschluß an die im Gange befindliche Bestandsaufnahme für
Mannerkleidung eine Beschlagnahme bzw. Enteignung folgen
konnte wird der Bass Ztg. auf Anfrage von Geh. Rat Beutler,
dem Leiter der Reichsbekleidungssielle. offiziell erklärt, daß
diese Befürchtungen gegenstandslos find. Es war und ist
Niemms beabsichtigt gewesen, die Bestandsaufnahme als einen
Borlanfer für eine etwaige Enteignung anzusehen. Die
Sammlung, die fiir eine ordnungsmäßige Aufrechterhaltung
unseres Wirtichaftslebens erforderlich ist. soll nach wie vor
rein freiwillig bleiben. Man scheint also durch die Be-
standsaufnabme mit angeörohter Strafe bei Nichtbrant-
??tung fanher Angabe und in Aussicht gestellter Revision
des Kleiderschranks nur moralisch wirken zu wollen.
Glänzende Siege in der Luft.
Abgeschlagene feindliche Angriffe. *
Mitteilungen des Wölfischen Telegraphen-Bui-
GrosteS Hauptquartier, 15.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Krouprinz Rupprecht. Lebhaft-
kundungstätigkett zwischen User und Scarpe.
Südöstlich von Ahrrte scheiterte ei« englische
«»griff vor unseren Linien.
Nördlich der Ancre räumten wir in den letzten Nz-
den scharf in den Feind einspringenden Stellungsteik
Püifleux und Beaumont—Hamel. Er wurde gestern
mittag vom Feinde besetzt,
Heeresgruppe Generaloberst v. Boehn.
größeren Kampfhandlungen. Am Abend nahm die ».
tätigtest zwischen Ancre. und Oise zu. C
Teilangriffe des Feindes zu beiden Seiten der
und südlich von Lasstguy wurde» äbgewicsen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Bei e'
Vorstoß aus das südliche Besle-Ufer nahmen wir die
satzung des Bahnhofs Breuil gefangen. ✓
Unsere Jagdkräfte stellten ein aus dem Angriffs
gegen dqE^Heiniatögcdict befindliches englisches B»,
gcschwader vor Erreichen des Zieles zum Kampf und zp
cö unter Einbuße von 5 Flugzeuge» zur Umkehr.
Gestern wurde» 24 feindliche Flugzeuge und 1
ballon abgcschosse».
Der Erste Generalouartiermeister Ludendor
* ’
Die fteckengebliebene Offensive.
Alle französischen Blätter geben zu, daß die Oste
der Entente steckengeblieben ist. — Heros sagt in
„Victoire", allgemein herrsche Enttäuschung. Man
gleicht die Ergebnisse der deutschen Offensive vom 21.
und 17. Mai mit denen der Entente. Die Offen,
Mangins sei mit unzureichenden Kräften unternom"
worden. Den Angriff der Armee Rawlinsons hätten
Deutschen vor Chaulues und Roye aufgefangen, währerii
er am dritten Tage Peronne und Ham hätte erreicfien
sollen. Heros spricht die Hoffnung aus, daß die r'lmeri-i
kaner bessere strategische Ergebnisse erzielen werden. -
Indessen erklärt bereits die übrige Presse, daß die
Operationen infolge des wachsenden Widerstandes des
Feindes zu erstarren beginnen.
Fliegerangriff auf Frankfurt a. M.
Am 12. August wurde gegen 9 Uhr vormittags die
offene Stadt Frankfurt a. M. von feindlichen Fliegern an>
gegriffen. Der Flugmeldedienst hatte alle in Betrecht
kommenden Stellen rechtzeitig gewarnt und es dadurch de»
.Kampfstaffeln ermöglicht, den Feind schon auf dem An¬
fluge in zähe Kämpfe zu verwickeln. Dabei wurde ein
Teil des anfliegenden Geschwaders gesprengt und zwei
Flugzeuge abgeschossen. Der Rest des Feindes wurde,
als er sich der Stadt näherte, von den Abwehrformasione»
unter Feuer genommen, so daß ihm ein gezielter Bomben¬
wurf nicht gelang. Er warf daher wahllos eine Anzahl
Bomben auf die Stadt. Neben Sachschaden sind leihet
auch 10 Tote und 11 Verletzte zu beklagen.
220 Luftangriffe auf Calais.
Nach einer Meldung des „Pariser Journal" ist EaiaiL
seit Kriegsausbruch 220 uial Luftangriffen ausgesetzt ge¬
wesen. Die Stadt wurde mit 1415 Geschossen on>
fchiedenster Art belegt. Das verursachte unter der Zivil¬
bevölkerung den Tod von 185 Personen, während M
verletzt wurden. Die militärischen Verluste sind nicht
angegeben. Das Blatt stellt fest, Calais sei neben Dün¬
kirchen und Nancy die durch deutsche Lustangciffe am
meisten betroffene fraüzösische Stadt.
v. Hintze gegen Lloyd George.
In einer Unterredung mit einem Vertreter der Kö
Ztg. wandte sich der Staatssekretär des Äußeren o. Hü
gegen die Behauptung Lloyd Georges, vor sechs Monw
hätten die Beherrscher Deutschlands absichtlich die von I
Verbündeten vorgeschlagene gerechte und vernünft
Regelung der Weltverhältnisse abgelehnt. Demgegenü!
erklärte der Staatssekretär, cs sei den maßgebenden;
tischen und militärischen Stellen nichts bekannt von ei
solchen Friedensvorschlag des Verbandes. Ganz im Ge^.
teil, alle Anregungen der Mittelmächte, die den Frie!
oder seine Voraussetzungen betrafen, sind immer i
immer wieder mit Hohn und Spott zurückgewie
worden.
Österreich ein Siaatenbund?
Hussareks Verfassungsreform.
Wien, 15 August.
Das Organ der Tschechisch-Radikalen will aus nntcr-
kschtete» Kreisen erfahren haben, dass der Ministcr-
prästdcni Freiherr von Hnssarek, grstüht auf
Vertrauen der Krone und im Einvernehmen mit
Mitgliedern des Herrenhauses, des Abgeordneic»«
Hauses und anderen hervorragenden Persönlichkeiten aller
Nationen Ofterreich-UngarnS, sich für die Umwandlr:»»
der Monarchie in einen Staatcnbuud einsetze, der aus
ciuem deutschen, einem tschechischen, polnischen, süd¬
slawischen Staate und den Ländern der Stefanskrone
(Ungarn) bestehen soll.
Im Rahmen dieses Bundes soll jedes Volk die Er¬
füllung seiner berechtigten nationalen Forderungen finfcs®’
Zu den Beratungen des Verfassungsausschusses sollB
außer bewährten Parlamentariern auch hervorragerM
Männer der Wissenschaft, der Industrie, der LandwirtÄass
und des Handels sowie fachmännische Vertreter der autonomen
Körperschaften aller Volksstämme hinzugezogen werdem
Mit der Durchführung dieser neuen Verfassung unv
Staatsform soll ein Ministerium betraut werden, das da»
Vertrauen des Volkes genießt. An seine Spitze soll ein
Mann von ausgesprochener Unparteilichkeit berufen werde«.
Diese Nachricht wird in der vorliegenden Fassung
mit Vorsicht aufzunehmen sein. Immerhin ist es roßö®*
scheinlich, daß sich gewisse Nr.derungen der österreichilKe»
Verfassung in deni hier angedeuteten Sinne oorbereiten.