Full text: Hünfelder Kreisblatt (1918)

Nach einem Monat. 
Die erste Tat der neuen Regierung in Deutschland 
war das Friedens- und Waffenstillstandsangebot, das 
Prinz Max von Baden, kaum daß er den Grafen Hertling 
auf dem Kanzlerstuhl abgelöst hatte, nach Washington ab¬ 
schickte. Ein voller Monat ist seitdem verflossen. Damals 
glaubten _bie Massen, der Krieg werde nur noch nach 
Tagen, höchstens nach Wochen zu zählen sein, und bald 
werde die vieljährige Qual ein Ende haben. Die 
Hoffnungen stiegen, als Präsident Wilson sich mit 
seiner Antwort unverkennbar beeilte und dabei eine 
verhandlungsbereite Haltung einnahm, allerdings 
sofort auch deutlich hervortrat, daß er uns 
nicht etwa leichten Kaufes zu seinem berühmten 
( Frieden der Verständigung und der Menschlichkeit kommen 
lassen wollte. In Eile bauten wir unsere Verfassung um 
und taten auch sonst alles erdenkliche, um den Weg zum 
Frieden völlig frei zu machen — das Ergebnis aber ist, 
daß wir trotz alledem.noch nicht einmal im Besitz der 
Waffenstillstandsbedingungen sind die man auf der Gegen¬ 
seite für uns bereit hält. Die Optimisten unter uns be¬ 
ginnen __ wieder schwankend zu werden, und wer 
den früheren Regierungen den Vorwurf nicht er¬ 
sparen möchte, daß sie manches Unterlasten, 
manche Gelegenheit versäumt hätten, um den 
Frieden herbeizuführen, der ist heute wohl doch endlich 
eines besseren belehrt. Wo die wahren Kriegsverlängerer 
sitzen, das steht nachgerade ganz außer Frage, und auch 
der einfältigste Mitteleuropäer wird sich durch die 
salbungsvollen Redensarten unserer Feinde, ihrer Staats¬ 
männer und Menschheitsapostel nicht mehr einforgen 
lassen. Was sie uns im Westen in diesem Monat 
an Land und Leuten abgenommen haben, das hat 
sie abermals Ströme von Blut gekostet — und 
sie hätten es doch, ohne einen Schuß abzufeuein, zurück- 
erbalten können, wenn sie sich zu einem vorläufigen Waffen¬ 
stillstand bereit erklärt hätten. Nun, sie wollen kein n 
• Frieden, den sie uns nickt diktieren können, und deshalb 
muß das Morden fortgesetzt werden, bis wir uns gar 
nicht mehr wehren können. Das ist wenigstens die Absicht 
der feindlichen Heerführer, und Herr Wilson hat, bis jetzt 
wenigstens, nichts getan, um ihr entgegenzutreten. 
Dabei darf die Tatsache nicht in Vergessenheit ge¬ 
raten, daß wir unseren N-Boot-Krieg bereits seit Anfang 
Oktober so gut wie völlig eingestellt haben. Und nicht 
nur das: mittlerweile ist noch bekanntgeworden, daß wir 
ebenso auf Luftangriffe hinter der feindlichen Fr nt ver¬ 
zichtet haben, während die Entente unseren Vorschlag in 
gleicher Weise uns gegenüber zu verfahren, nicht nur un¬ 
erwidert gelassen, sondern mit tod- und verderben¬ 
bringenden Fliegerbesuchen in Bonn, Wiesbaden, Aschaffen¬ 
burg und zahlreichen anderen friedlichen Ortschaften 
unserer Westprovinzen beantwortet hat. Auf unserer 
Seite also Vorschußleistungen auf den kommenden Frieden, 
auf der Gegenseite unerbittliches Beharren auf Kampf und 
Vernichtung. Aber auch aus den anderen Kriegsschauplätzen 
hat sich mittlerweile die militärische Lage außerordentlich 
zu unseren Ungunsten verschoben. Österreich-Ungarn und 
die Türkei haben bedingungslos kapituliert und sind zu 
Aufmarschgebieten für die Westmächte herabgesunken. 
Unsere ganzen Verbindungen nach dem Osten 
sind bedroht, auch die wirtschaftlichen, und neben 
unserer West- müssen wir nun auch die Süd- ui d 
Südostgrenze des Reiches gegen Einbruchsgefai r 
zu schützen suchen. Wer hätte vor einem Monat daran 
gedacht, daß sich unsere Lage in wenigen Wochen so 
gründlich verschieben könnte! Bei uns wenigstens 
glaubte man damals noch an die Dauerhaftigkeit 
gegebener Verhältnisse; im Lager unserer Feinde 
scheint man allerdings auch in diesem Falle die 
bessere Rechenkunst geübt zu haben. Jedenfalls kann 
nach 'allem, was wir seither erlebt haben, darüber 
kein Zweifel mehr bestehen, daß Herr Wilson kalten 
Herzens den Krieg weitergehen läßt, weil unser Friedens¬ 
asstrag ihm offenbar zu früh gekommen ist. Von Lloyd 
George gar nicht zu reden, der seine Arbeiter einmal m t 
den Worten zu beschwichtigen suchte, daß als der gröd'.e 
Verbrecher der Weltgeschichte zu brandmarken wäre, wer 
diesen entsetzlichen Krieg auch nur eine Stunde länger als 
unbedingt notwendig fortsetzen wollte. Damit vergleiche 
man die nackten Tatsachen — der Rest ist Schweigen! 
Wenn aber endlich die Mitteilung der Waffenstill- 
standsbedingungen an uns erfolgen wird, dann wird das 
deutsche Volk wenigstens einigermaßen vorbereitet sein auf 
das. was kommen soll. Auch uns wird bedingungslose 
Kapitulation zugemutet werden, und auch wir sollen 
dann einen Frieden auf uns nehmen, bei dem 
wir nichts zu sagen, sondern nur zu leiden haben. 
Wenn wir in stummer Ergebung warten. bis es 
Herrn Wilson endlich gefällt, dieses Dornenkreuz 
auf unsere Schultern zu legen, dann werden wir schließlich 
zu allem nur Ja sagen können, was er über Gegenwart 
und Zukunft für uns bestimmt. Ob dieses Unheil noch 
von uns abgewendet werden kann? Darüber gibt es nur 
eine Instanz: die Volksregierung. Sie ruuß entscheiden, 
da sie die volle Staatsgewalt in die Hand genommen hat. 
Möge ste wissen, daß das Volk dereinst von ihr Rechen¬ 
schaft verlangen wich, nicht nur für ihre Taten, sondern 
auch für ihre Unterlassungen. 
An das Deutsche Volk! 
Die Not der Zeit lastet auf der Welt und auf dem 
beutsmen Volke. Wir müssen diese schweren Tage und 
ihre Folgest überwinden. Heute schon müssen wir arbeiten 
für di? glücklicheren Zeiten, auf die das deutsche Volk ein 
Anrecht hat. Die neue Regierung ist am Werk, diese 
Arbeit zu leisten. Wichtiges ist erreicht: 
Das gleiche Wahlrecht in Preußen ist gesichert. 
Eine neue Regierung hat sich aus den Vertretern der 
Mebrheitsparteien des Reichstags gebildet. Der Reichs- 
kanzler und seine Mitarbeiter bedürfen zu ihrer Amts¬ 
führung des Vertrauens des Reichstages und damit des 
Volkes. Grundlegende Rechte sind von der Person 
des Kaisers auf die Volksvertretung übertragen worden 
Kriegserklärung und Friedensschluß unterliegen 
der Genehmigung des Reichstags. Die Unterstellung 
der Militärverwaltung unter den verantwortlichen 
Reichskanzler ist durchgeführt. Eine weitgehende 
Amnestie wurde erlassen. Preßfreiheit und Ver- 
fammlungsrecht sind gewährleistet. Doch viel bleibt 
noch zu hm. 
Umwandlung Deutschlands in einen 
Volksstaat, der an politischer Freiheit und sozialer 
Fürsorge hinter keinem Staate der Welt zurückstehen soll 
wird entschlossen weitergeführt. 
Die Neugestaltung kann ihre befreiende und heilende 
Wirkung nur ausuben, wenn sie einen Geist in den Ver- 
waltungs- und Militärbehörden findet, der ihre Zwecke 
erkennt und fordert. Wir erwarten von unseren Volks¬ 
genossen, die in amtlicher Stellung dem Gemeinwesen zu 
dienen berufen sind, daß sie uns willige Mitarbeiter sein 
werden. 
m . J®ir ?.^'ck>en in allen Teilen des Staates und des 
Reiches die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit 
£Ur«j.bo8cn^»^ Je^ß- haben Vertrauen zu dem 
deutschen Volk. Es hat sich in vier furchtbaren Kriegs¬ 
lagen glanzend bewährt. Es wird sich nickt von Phantasten 
sinnlos und nutzlos in neues Elend und Verderben Hinein¬ 
treiben lassen. 
ctnt und Ordnung tun not. Jede 
Disziplinlosigkeit wird den Abschluß eines baldigen 
Friedens auf das schwerste gefährden. 
. Die Regierung und mit ihr die Leitung von Heer 
und Flotte wollen den Frieden. Sie wollen ihn ehrlich, 
und sie wollen ihn bald. Bis dahin müssen wir die 
Grenzen vor dem Einbruch des Feindes schützen. 
Den seit Wochen in hartem Kampf stehenden Truppen 
muß durch Ablösung Ruhe geschaffen werden. Nur zu 
dirsiem Zwecke, aus keinem anderen Grunde, sind die 
( lnberusuuqen der teilten Zeit durchgeführt worden. 
Den Mannschaften des Landheeres und der Flotte 
wie ihren Führern gebührt unser besonderer Dank: durch 
ihren Todesmut und ihre Manneszucht haben sie das 
Vaterland gerettet. 
Zu den wichtigsten Aufgaben gehört der Wieder- 
aufbau unserer Volkswirtschaft, damit die von der 
Front in die Heimat zurückkebrenden Soldaten und 
Matrosen in geordneten Verhältnissen die Möglichkeit vor¬ 
staden, sich ihre und ihrer Familien Existenz wieder zu 
Alle großen Arbeitgeberverbände haben sich bereit- 
erklart, ihre früheren jetzt eingezogenen Angestellten und 
Arbeiter sofort wieder einzustellen. Arbeitsbeschaffung, 
Erwerbslosenunterstützung, Wohnungsfürsorge und andere 
Maßnahmen auf diesem Gebiet sind teils in Vorbereitung, 
teils schon ausgeführt. Mit dem Friedensschluß wird sich 
bald eine Besserung der Ernährung wie aller Lebens¬ 
verhaltnisse einstellen. 
Deutsche Männer und Frauen! Kampf und Friede 
sind unsere gemeinsame Aufgobe. Staat und Reich sind 
unsere gemeinsame Zukunft. Euer Vertrauen, das 
uns unentbehrlich ist in der Stunde der Gefahr, ist in 
Wahrheit nichts anderes als das Vertrauen des deutschen 
Volkes zu sich selbst und zu seiner Zukunft. Die gesichelte 
Zukunft Deutschlands ist unser Leitstern. 
Berlin, den 4. November 1918. 
Der Reichskanzler 
Max, Prinz von Baden. 
Der Stellvertreter des Reichskanzlers 0. Paper. 
Der Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums 
Dr. Friedberg. 
Die Staatssekretäre: 
Dr. Solf. Graf v. Roedern. Dr. 0. Krause. Rüdlin. 
v. Waldow. Freiherr 0. Stein. Scheidemaun. Gröber. 
_ Erzberger. Haußmann. Bauer. Trimborn. 
Der Staatssekretär des Reichsmarineamts Ritter v. Mann. 
Der Kriegsminister Scheüch. 
Russische Ltmineöe in Berlin. 
Revolutionäre Flugschriften des Botschaftskuriers. 
Berlin, 5. November. 
Amtlich wird gemeldet: Am 4. November, abends, 
traf von Moskau kommend der Kurier der hiesigen diplo¬ 
matischen Bertretung der Sowjet-Regierung auf dem Bahn¬ 
hof Fricdrichstraße ein. Bei dem Hcruntertragen des 
Gepäcks vom Bahnsteige wurde eine der Kisten durch An¬ 
stößen beschädigt, so daß darin befindliche Papiere auf den 
Boden fielen. Diese Papiere waren, wie sich herausstellte, 
tn deutscher Sprache gedruckte Flugblätter, die die deutschen 
Arbeiter und Soldaten zu blutigem' Umsturz auffordcrn. 
Eins der Flugblätter, das von der Gruppe „Internationale" 
(der Spartacusgruppe) unterzeichnet war, enthält einen 
Aufruf zum Rcvolntionskampf, während ein anderes Flug¬ 
blatt die nähere» Anweisungen für diesen Kampf gibt, zum 
Meuchelmord und Terror auffordert. 
Auf Ansuchen der Bahnbehörde wurde das gesamte 
Kuriergepäck in einem geschlossenen und bewachten Raum 
sichergestellt und das Auswärtige Amt benachrichtigt, um 
diesem die Untersuchung und weitere Behandlung der An- 
gelegenhekl zu ermöglichen. 
* 
Schon seit längerer Zeit wird in der deutschen Preffe 
darauf hingewiesen, daß die Berliner russische Botschaft 
der Mittelpunkt einer bolschewistischen Propaganda sei, 
die sich immer mehr verstärkt und über das ganze Reich 
ausbreitet. Es war nur schwer, für die an Gewißheit 
grenzende Wahrscheinlichkeit einen unumstößlichen Beweis 
zu erbringen. Das kam auch in einer halbamtlichen Mit¬ 
teilung zum Ausdruck, die sich kürzlich mit dieser An¬ 
gelegenheit beschäftigte. Jetzt ist der Beweis erbracht und 
man darf sicher sein, daß die Regierung die unbedingt 
notwendigen Maßnahmen ergreift, um diesem verbreche¬ 
rischen Treiben auf deutschem Boden ein Ende zu machen. 
Kämpfe zwischen Scheide und Oise. 
Mitteilungen des Wolffschen Telegraphen-Bureaus. 
„„„ ©rofccä Hauptquartier, 6. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
f^e«c Mnb °<fe haben Engländer undFran- 
zosen ihre großen Angriffe wieder ausgenommen. 
^wattigen Einsatz an Artillerie und Panzer- 
mAer IrSta » öe? Durchbruch auf der mehr als 60 Kilo- 
*.u »zwingen. In schwerem bis in 
«„-.Dunkelheit wahrendem Ringen gelang es unseren an 
Mck- ,s^^„ Erlegenen Truppen, den feindlichen Angriff 
rUnb- ben Durchbruch zu verhindern. Südlich 
Lv°sena£n"e£ natf) Nordosten führenden Straße 
wiesen wir den Feind vor unseren Linien ab. 
- Die gegen unsere neue Front Sebonrg-W-n-qnieS 
8eri*tetcn Angriffe wurden durch erfolgreiche 
ge&wwfct^* **” WlMi dieser Orte zmn Schettorn 
B , ^aranieS ie Petit, das vorübergehend in Feinb-sr 
fiel nahmen wir wieder. De« beiderseits von £ 5v,81 
re°rEhnbes ^"?riff buchten wir ,'«blich von 
Ie Petit und bet Jolimetz zum Stehen n- nQt2l 
durch beiderseitige Umfassung bedroht, wurde befebl«^ 
geräumt. Der gegen den Wald von Normal 
Ansturm des Gegners kam in dem westlichsten 
Walde» zum Stehen. Auch südlich des Waldes »uÄ. V' 
1 ?md am V,rmittag dicht hinter unseren vorderstepÄ^r 
Nachmittag setzte der Gegner seine Angriffe k . 
Zbr Schwerpnnkt lag nördlich ,„.d südlich bj 
Nördlich des Walde» fingen wir den Stoß östlich J*' 
Z"l"netz. südlich des Walde» am Samdre-Oise-Ka»«. I'°.“ 
D« Kan.labschnitt östlich von Ors und Catillon »L'5 
Regen alle feindlichen Anstürme behaaptet. ™ ie 
Südlich von Catillon sti-ß der Feind in etwa 1 
2 Kilometer Tiefe über den Kanal vor. Hier brachten 
an der Straße la Groise—Oisy örtliche Kampftrup^ 
Nor der Kanalfront zwischen Fesnv 
nordöstlich von Etreux brachen alle Angriffe des Fej^r 
zusammen Zwischen Etreux und der Oise konnte er a» 
einzelnen Stellen das östliche Ufer gewinnen. AuchV" 
oorzudringen" ^ unsere vorderste Stellung hinA 
Südlich der Oise find dem starken Artilleriefeuer, w 
ftd) am frühen Morgrn bis zur Serre ausdehnte, hesiia, 
Dngr.ffe südlich von Guisr, bei la Herie und gegen Boi» 
le Pargny gefolgt. Der Feind wurde überall, teilweise im 
Gegenstoß, abgewtesen. 
1 nr?n* ber Nisnefront keine Kampfhandlungen. Zwischen 
le Chesne und Sommauthe scheiterten Teilvorstöße bei 
@egner8. Auf den Höhen südlich von Beaumont wiesen 
wir heftige Angriffe der Anierikaner ab. Im Walde DOn 
Dleulet wichen unsere Truppen stärkeren Angriffen befebls. 
gemäß auf daä östliche Maasufer nördlich von Stenan 
von Dun wurden feindliche Abteilungen 
die über die Maas vorstießen, auf den' Fluß zurück 
geworfen. Auf den Höhen östlich'der Maas sch-iterlcn 
^urke Angriffe, westlich der Mosel Teilvorstöße der 
Amerikaner. 
Der Erste Generalquartiermeiffer Grocner. 
* 
Befürchtungen in Bayern. 
Alle über die Waffenstillstandsbedingungen i'it 
Österreich-Ungarn bisher vorliegenden bayerischen Preste- 
außerungen drücken die schwersten Befürchtungen für da« 
kerndeutsche Land zwischen dem Brenner und Bozen an« 
underachten die Gefahr eines feindlichen Vormärzes 
durch Österreich scyon für jetzt, nicht erst für das Frühjahr 
gegeben Daß nach den Bedingungen des Waffen¬ 
stillstandes für Österreich trotz des formellen Protestes, 
der anstandshalber von Österreich-Ungarn eingelegt worden 
ist, das gesamte Gebiet dieses Reiches als Aufmarschtcrrein 
gegen Deutschland und dessen bayerisch-sächsisch-schlesisch« 
Grenze verwendet wird, unterliegt keinem Zweifel 'ln- 
dessen sind alle notwendigen militärischen Maßnahme? 
getroffen. Die Reichsregierung, die über die Fpsiie? 
dieses Waffenstillstandes für Deutschland eingehend bcrai.» 
hat, warnt deshalb vor Unruhen und Überstürzung unb 
versichert, daß in der militärischen Lage kein Anlaß zur 
Überhastung gegeben ist. 
Kleine Kriegspost. 
Berlin, 5^Nov. Der Kaiser hat an die einzelnen Armee- 
gnippen der Westfront Danktelegramme für die außerordeut- 
lichen Leistungen in der Abwehr gerichtet. 
Berlin, 6. Nov. Auf Einladung der Obersten Heere», 
leitung begibt sich heute eine Anzahl Reichstagsabgeord- 
neter der Mehrheltsparteien auf etwa vier Tage an 
die Front. Die Abgeordneten sollen dort aus eigener An¬ 
schauung die Lage kennenlernen und. soweit es angängig ist. 
auch durch Ansprachen an die Truppen diese über die 
neue Lage in der Heimat aufklären. 
. - Budapest, 5. Nov. Der Kriegsminister bat angeordnet, 
bah die Ungarn durchziehenden deutschen Truppen nicht 
zu entwaffnen, sondern mit voller Ausrüstung und Bewaffnun, 
ungestört weiter zu befördern sind. 
.Genf, 5. Nov. Die Fortsetzung der Blockade Oster« 
reich-Ungarns ist laut einer Havasnote dagegen gerichtet, 
oah Deutschland indirekt von Zufuhren profitieren könnte. | 
Bern, 5. Nov. An bet Kriegskonferenz der Verbündeten 
nahm gestern rum ersten Male ein tschechischer Bevoll¬ 
mächtigter teil. 
Zürich, 8. Nov. Der rumänische Vertreter tn Amerika 
bat dem Staatssekretär Lansing eine Note überreicht, in der 
Rumänien Siebenbürgen und Transsylvanien fordert. 
Rotterdam, 8. Nov. Die Rotterdamsche Vaffagierlinie 
wird in den nächsten Tagen mit ^Dampfern Tausende von 
Flüchtlingen nach Frankreich zurückbefördern. 
Waffenftillstandsfmßen. 
Ernennung der deutschen Unterhändler. 
Frankfurt a. M.» 8. November. 
Wie die Frkf. Ztg. von unterrichteter Seite erfährt, ist 
für die Abmachungen des Waffenstillstandes zwischen der 
Entente und Deutschland bereits die deutsche Kommission 
ernannt worden. Ihr gehören an: General v. Gündel'» 
der militärische Delegierte auf der Haager Friedei S- 
konferenz, General v. Winterfeldt, ferner Admiral 
v. Meurer und der frühere Staatssekretär des Außer» 
Admiral v. Hiutze. 
B0n an^erer Seite wird demgegenüber behauptet, daß 
me Kommission zu Unterhandlungen über den Waffen- 
stiüstand, bzw. seine Durchführung naturgemäß erst er¬ 
nannt werden könne, wenn die Vorschläge des VerbandeS 
bekannt feien. 
LLas die Feinde fordern wollen. ~ 
Genfer Blätter veröffentlichen folgende Waffenstill- 
standsbedingungen: 1. Räumung des linken Rhein- 
ufers. Elsaß-Lothringens und der Pfalz, 2. Be¬ 
setzung der Rheinbrücken durch alliierte Truppen. 3. Über¬ 
gabe eines großen Teiles des Kriegsmaterials, sämtlicher 
Unterseeboote und eines Teiles der Flotte, 
4. Wiederherstellung der Industrie in Belgien und Nord- 
frankreich durch Deutschland und sofortige Lieferung der 
notwendi,en Werkzeuge, 5. Lieferung der nötigen Kohle 
als Entschädigung für die Zerstörungen in Belgien und 
Nordfr«rfre«h, 6. Enlsihäbigung in Geld, 7. Kontrolle 
der deutschen Häfen hch zur vollständigen Ausführung der 
FrreL ens bsdmmiNOen.
	        
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