Full text: Hünfelder Kreisblatt (1918)

Vermischtes. 
Pariser Jüngelchen. Von den halbwüchsigen Burschen, 
die gegenwärtig die Strotzen von Paris unsicher machen 
und die noblen Herren spielen, keitzt es in einer Pariser 
Zeitung: Bevor sie die älteren Jahresklassen auffordcrt, 
die Schaufel auf die Schulter zu nehmen und Wege zu 
bauen, könnte die Behörde vielleicht nicht wenig junge 
Leute, die die Gewohnheit haben, aus den Pariser Straßen 
ein wenig erbauliches Leben zu führen, mobilisieren. Die 
'großen Boulevards und die Vorstadt Montmartre werden 
überflutet von Legionen von Jüngelchen. Die einen wachen 
sorgsam über den Weg der Dämchen (nickt zu verwechseln 
mit dem »Damenweg", dem .Chemin-des-Dames"): die 
andern Hausen in Unterständen, wo sie, die Ereignisse an 
sich oorüberziehen lassend, bis zum Ende, d. h. bis zum 
Lokalschlutz. ausharren, um dann erst draußen nach dem 
Rechten zu sehen. Wir wissen nicht, zu welcher Klasse 
diese Herrlein gehören: vielleicht sind es gar Deklassierte, 
aber sie könnten wohl, sagt man sich, ordnungsmäßig ein¬ 
gestellt. sehr gut an Angriffen, die nicht durchaus nächtliche 
zu sein brauchten, teilnehmen. 
Ter Winter i» Italien. Italien scheint während 
des Krieges seinen Charakter als Sonnenland völlig ein- 
gebüßt zu haben, denn es hüt. wie schon im vorigen Jahre, 
in dielen merkwürdigen Zeitläuften einen Winter,^ der sich 
mit jedem nordischen Winter messen kann. Für Nord¬ 
italien wäre das nichts Außergewöhnliches: dort wintert 
es jedes Jahr ganz anständig, und die Fröste sind dort oft 
strenger als z. B. in Holland, das vom Golfstrom berührt 
wird. Diesmal aber bat sich der grimmige Winter auch 
anderswo in Italien gezeigt, selbst im Süden des Landes. 
In Mittelitalien traten hier und da ganze Rudel hungriger 
Wölfe, die aus den Abruzzen heruntergekommen waren, 
au', jo daß große Wolfsjagden veranstaltet wurden. Be¬ 
richte aus Rom, die erst jetzt durchsickern, da nur hin und 
wieder einmal italienische Zeitungen zu uns kommen, 
sprechen von einem weißen Weihnachtsfest und einem 
rauhen, kalten Meujahrstag. Die Kälte dauerte auch nach 
Neujahr fort und scheint bis zur Stunde noch nicht ab¬ 
geschmackt zu sein. In Rom lag der Schnee tagelang so 
doch, daß der ganze Straßenverkehr ins Stocken geriet. 
Die Wetterkundigen haben in langen statistischen Tabellen 
bereits ausgerechnet, daß seit zwölf Jahren so etwas nicht 
mehr dagewesen ist. _ 
Volks- unt> Kriegswirtschaft. 
* Der Wetnwucher. Ein Berliner Lokalblatt erhält folgend, 
Zuschrist: .Man mutz staunen, daß der Wein-und Spirituosen- 
wucher in einer Weise blühen darf, die unerhört ist. In aller 
Öffentlichkeit werden die Preise für Wem und Spirituosen 
willkürlich säst von Woche zu Woche erhöbt und Gewinne, die 
daS Fünffache des Einkaufpreises erreichen, smd keine 
Seltenbeül Es ist unbegreiflich, daß das Knegswucheramt 
nicht eingreist!" — Diese Ansicht ist durchaus die allgemeine, 
bemerkt daS Blatt dazu. Niemand weiß und niemand be- 
«reist warum gegen den Preiswucher rn Wern und Spiri¬ 
tuosen von den Behörden nicht eingeschntten worden ist. 
Weinsorten, die sich vor der Preissteigerung notorisch schon rn 
Deutschland befanden — also nicht etwa nachträglich vom 
Ausland teuer gekauft worden sind — kosten letzt das Vier- 
'ache wie srüher oder sind noch mehr gesteigert worden Di¬ 
meren Instanzen sollten sich wirklich einmal darum 
„rn wer eigentlich für die Duldung dielen, Umugs oer- 
..i) ist. 
Nah und Fern. 
§ Eine Biehränbcrbandr tn Köl.-r. In der Umgebung 
Kölns wurden die Landwirte von einer organisierten Räuber¬ 
bande wiederholt heimgesucht: die Gesellschaft stahl aus den 
Ställen Schweine, Kühe. Kälber und Ochien, schlachtete die 
Twr- aus freiem Felde und brachte die Fleischstücke in Körben 
zur Stadt. Ein Landwirt verfolgte die Räuber, die auf mit¬ 
gebrachten Wagen daoonfuhren. Die Kutscher gaben aus den 
verfolgenden Landwirt und besten Angestellte Revolverschüste 
ab Mehreren Gendarmen gelang es, die Diebe zu verhaften. 
Vor der Kölner Strafkammer hatten sich zehn Personen zu 
verantworten: die beiden Hauptangeklagten erhielten zehn 
Jahre drei Monate, die übrigen fünf Jahre vier Monate 
Zuwthaus. _ 
O Wiederaufnahme des Fernverkehrs. Die Ein¬ 
schränkungen im Fernverkehr werden bald wieder ge- 
inildert werden. Am nächsten Dienstag werden sämtliche 
Schnell- und Personenzüge wieder in Verkehr gebracht 
werden können, die seit dem ,22. Januar in Wegfall ge¬ 
kommen sind. Außer Verkehr bleiben nur dir Züge, die 
seit dem 15. Januar und früher ausgefallen sind. 
O Stiftung der Stadt München, zur goldenen Hoch¬ 
zeit des bäuerischen Königspaares. Die städtischen 
Kollegien tn München haben beschlossen, anläßlich der 
goldenen Hochzeit des Königspaares eine Stiftung iür 
Zwecke der Kinderfürsorge zu errichten. Für die Stiftung 
soll jährlich ein Betrag von 50 000 Mark verwendet 
werden, der den Zinjen eines Kapitals von i Million 
Mark entspricht. Die Stiftung soll insbesondere dazu be¬ 
stimmt sein, den Schäden, die sich auf dem Gebiete des 
Kostkinderwesens gezeigt baden, entgegenzuwirken. Bei 
der Verwendung der Stiftungsmittel sollen Kinder von 
Kriegsteilnehmern in erster Linie berücksichtigt werden. 
O OOOO Mark Belohnung. Der große Postdiebstahl 
in Saarbrücken, über den wiederholt berichtet wurde, be- 
schattigt noch immer die Kriminalbehörden. Nachdem von 
den 500 000 Mark, die den Dieben in die Hände fielen, 
300 000 Mark in einem Stroßenbriefkasten in Saarbrücken 
gefunden worden sind, fehlen jetzt noch 200 000 Mark. 
Für die Wiederbeschaffung dieser Summe ist die Be¬ 
lohnung, die zunächst mit 3000 Mark ausgesetzt, dann auf 
5000 Mark gesteigert wurde, jetzt aus 6000 Mark erhöht 
worden. 
© -Alfred Rothschild gestorben. Aus London wird 
ae'neldet daß Baron Alfred Rothschild gestorben ist Er 
war Teilhaber der Wellfirma N. M. Rothschild and Sons 
und !842 geboren. Er gehörte den vornehmsten Klubs an 
und hatte fine führende Rolle in allen großen Unter¬ 
nehmungen und Instituten. 
Aus Zn- und Ausland. 
Berlin, 2. Febr. Bei der Besprechung der Bau- 
etats tm StaatshauSdaltsausschuß des preußischen Abgeord¬ 
netenhauses wurden Anträge aus den Bau des Mittelland¬ 
kanals und auf baldige Vorlegung eines Planer zur Schaffung 
eines einbcitffchen leistungsfabigen Waiserstraßenbeirats und 
für den Ausbau vorhandener Wafferkräste angenommen. 
Berlin, 2. Febr. Wie auS parlamentarischen Kreisen ver¬ 
lautet. wird das preußische Herrenhaus demnächst zur Be- 
ralung des Wohnungsgeietzes zm'ammentreten. 
Stockholm. 2. stebr. Trotzki erklärte, die vorgesehene A n- 
nullierung der auswärtigen Schulden Rußlands werde 
als politische Waffe verwendet und eist durchgesührt werden, 
wenn es die Umstände verlangen. 
Rotterdam, 2. Febr. Die russische Regierung hat. Londoner 
Blättermeldungen zufolge, die unmittelbare telegraphische 
Verbindung zwischen Moskau und Berlin angeordnet. 
Rotterdam, 2. Febr. Das stübere Kabinettsmitglied 
Arbeitersübrei Henderson veröffentlicht eine Erklärung, in der 
er sich gegen die Politik erklärt. Friedensverhandlungen 
durch Streikdrohungen zu erzwingen. 
Konstantinopel, 2. Febr. Die Regierung hat der Kammer 
einen Gesetzentwurf vvrgelegt. in dem Kredite angesprochen 
werden zur Prüfung der Frage der Herstellung einer Brücke 
und eines Tunnels, die Europa mir Affen verbinden sollen. 
Breft-Lttowsk, 2. Febr. Der bulgarische Ministerpräsident 
Raüoslawow ist hier eingetroffen. 
Deutscher Tagesbericht. 
W.T.B. 
Großes Hauptquartier, 3. Februar 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
An den flandrischen Fronten kam es am Nachmittag 
zwischen dem Houthoulster Walde und der Lys zu leb¬ 
haften Artilleriekämpfen. Auch in der Gegend von Lens, 
beiderseits der Scarpe und westlich von Cambrai lebte, 
die Feuertätigkeit zeitweilig auf. Bei Monchy wurde ein 
starker Erkundungsvorstoß der Engländer abgewiesen. 
Heeresgruppen Deutscher Kronprinz 
und Herzog Albrecht. 
Am Oise-Aisne-Kanal ließen die Franzosen bei einem 
gescheiterten Unternehmen Gefangene in unserer Hand. 
Längs der Aillette, im Abschnitt von Reims, aut den 
Maashöhen und am Hartmansweilerkops vielfach Artillerie¬ 
tätigkeit. Unsere Infanterie brachte von Erkundungen 
ans dem Ostufer der Maas und nördlich von Badonvillers 
einige Franzosen zurück. 
Italienische Front. 
Lebhafter Fenerkampf auf der Höhensläche von Asiago. 
6: 
Bon den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues, 
i Der Erste Generalquartiermeister Ludendorss. 
! m 
Bekanntmachung. 
Rindfleisch-Verkauf: 
Mittwoch den 6. b. Mts. 
vormittags 9 Uhr 
bei dem Metzgermeister August 
Marschall 
für den südlichen Stadtteil 
bis Haus-Nr. 229 einschließlich. 
Hünfeld, den 4. Februar 1918. 
Der Bürgermeister: 
Beutliug. 
Bekanntmachung. 
Holzverkauf. 
Zum Bezüge von Losholz hat 
sich in diesem Jahre eine sehr 
große Zahl von Berechtigten ge¬ 
meldet. Da das der Stadt zu¬ 
stehende Losholz sich in gcsetztlich 
begrenzten Mengen bewegt, so muß 
bei der Verteilung hierauf Rück¬ 
sicht genonunen und darf nicht 
etwa erwartet werden, daß mehr 
verteilt, als überwiesen werden 
kann. Um den Ausfall an Holz, 
in den einzelnen Familien einiger¬ 
maßen anszugleichen, wird bekannt 
gemacht, daß bei den Verkäufen, 
von Brennholz aus der Stadtwal- j 
düng nur die Einwohner vonHün- 
feld berücksichtigt werden können. 
Auswärtige aber vom Brennholz- j 
kauf zurückgewiesen werden müssen.! 
Wegen der übermäßigen Preis-? 
treibereien sind von Königlichen , 
Regierung bestimmte Vorschriften! 
erlassen, welche bereits in unsexer > 
letzten Bekanntmachung veröffent-^ 
licht worden sind. 
Hünfeld, den 4. Februar 1918. ^ 
Der Magistrat. 
Beutling. 
Bekanntmachung- 
Arbeitsniederlegungen in einigen Orten des 
Korpsbezirkes haben mich veranlaßt, anzuordnen, 
daß alle an Streiks beteiligten Wehrpflichtigen 
einschließlich der beurlaubten Reklamierten, die 
nicht sofort die Arbeit wieder aufnehmen, in das 
Heer einzustellen sind. 
Dies wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis 
gebracht. 
Der Kommandierende General 
von Kehler, 
Generalleutnant. 
Vorschußverein Hünfeli 
im 
e. G. m u. H. 
Zu der Donnerstag den 7. Februar 1918, nachm. 4 Uhr 
in der Gastwirtschaft zum schwarzen Adler (Karl Dempt) in Hünfeld 
stattfindenden 
Generalversammlung 
des Vorschußvereins Hünfeld e. G. m. u. H. werden die Genosse, 
hiermit einyeladen. 
Tagesordnung: 
1. Neuwahl des Controllcurs. 
2. Ersatzwahl zweier Aufsichtsratsmitglieder. 
Der Borstand: 
W. Albiez. E. Koch. 
SOI 
ptr 
Ordentliches, ehrliches 
Mädchen 
für Haus- und Feldarbeit — 
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Frau Joseph Pappert, 
Mittelstraße. 
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Ausbildung 
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(Damen und Herren] 
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maschine, 
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Handwerker, rührige Geschäftsleute als 
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Kreise gehöriger Ort gestattet. Festes Gehalt und 
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Anmeldungen werden erbeten 
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