Full text: Hünfelder Kreisblatt (1918)

er;,. Kleinrussen, die sich jetzt mit Vorliebe Ukrainer 
^ 1 .. f J4* ,X~, Vinwph i ^ vnti ^ilv /4l 
„en unterscheiden sich durch ihren Dialekt, durch ihren 
Anetten dabei hochgewachsenen Typus, durch ihr süd¬ 
ländisch-bewegliches. tätiges und poetisches Naturell von 
sp» blonden, schwerfälligeren und schwermütigen Groß- und 
^eitzrussen Zu den Ukrainern sind auch die galizischen 
m.ithenen zu zählen. Nicht dagegen sind mit ihnen ohne 
meiteres in einen Tops zu werfen die im Auslande am 
meisten genannten Kosaken. Diese sind nicht ein besonderer 
Noiksi'tamm, sondern eine soziale Gruppe. Ursprünglich 
M'icktlinge und Gesetzlose, die sich an den Grenzen gegen 
die Steppenvölker sammelten, wurden sie allmählich zu einer 
berittenen Grenzmiliz organisiert. Man unterscheidet klein- 
russische und grobrussische Kosaken, von denen die elfteren 
in den übrigen Ansiedlern aufgegangen sind. Unter den 
^russischen Kosaken finden sich vielfach rein asiatische 
Zlewente. 
W ' Da zurzeit alles im bisherigen Rußland noch im 
ist, kann man auch die Grenzen der neuen Republik 
pirf noch nicht genau angeben. Im allgemeinen wird 
H0 das ganze Gebiet des südlichen Mittelrußland bis 
„0, Schwarzen Meer als Ukraine bezeichnen dürfen, 
^essa soll allerdings nach den neuen Berichten nickt 
«^begriffen sein, sondern sich als unabhängige freie Stadt 
güsgetan haben. Auch das Grenzgebiet gegen Rumänien, 
Aeßarabien zwischen Dnjestr und Pruth, will anscheinend 
eigene Wege gehen, und das Verhältnis zur Halbinsel 
Lliim ist noch unbestimmt. Aber es kann sich dort noch 
oieles ändern, das Streben der Ukraine dürfte gewnz 
darauf gerichtet sein, einer zu großen Zersplitterung oorzu- 
beugen. 
Die große Ergiebigkeit des ukrainischen Bodens, das 
oerhältiiismäßig warme Klima und die höhere Kultur des 
Kleinrussen haben die Ukraine zu dem ertragreichsten Gebiet 
Rußlands gemacht. Außer Weizen werden Zuckerrüben, 
Gespinnst- und Ölpflanzen gebaut und Mastviehzucht ge¬ 
trieben. Im Süden gibt es auch Weinbau, und es ent¬ 
wickelt sich eine erhebliche Industrie. Blühende Städte 
Kiew, Odessa, Charkow. Tichernigow usw. lassen die Zukunit 
des Landes sehr aussichtsreich erscheinen. 
Sehr bedeutend ist der Getreidebau auf dem weit¬ 
gedehnten Gebiet der ungemein fruchtbaren .schwarzen 
Erde", die seit Jahrhunderten nun schon ohne Düngung 
die reichsten Ernten bringt. Pferde- und Schafzucht finden 
sich mehr in den Gegenden, die den Übergang zur Steppe 
bilden. Allerdings hat man sich nach altrussischer Weise 
an dem Boden schwer versündigt, es ist ein rechter Raub¬ 
bau getrieben worden und die oielgerühmte schwarze Erde 
beginnt schon hie und da Zeichen von Erschöpfung zu 
zeigen. Indessen ist das Land bedeutend reicher als das 
Gelände Großrußlands, wo Mißwirtschaft, Hungersnot 
und Elend aller Art an der Tagesordnung sind. Die 
friedliche Einigung mit diesem Teile des ehemaligen 
Rußland ist für uns ebenso vorteilhaft wie für die 
friedensbedürftige Ukraine selbst, das Land ist in der Lage, 
eine Menge Getreide ins Ausland abzugeden, und unsere 
gesamten Verhältnisse können von der nächsten Ernte ab 
rin durchaus verändertes Gesicht bekommen. Damit er¬ 
hält der Aushungerungsplan Englands einen äußerst 
empfindlichen Schlag. _ 
Das Gebiet der Ukraine. 
Die Grenzen der neuen ukrainischen Volksrepublik 
find noch strittig. Das von ihr beanspruchte Gebiet um¬ 
faßt folgende Gouvernements: 
Gouvernement 
Größe n 
1009 
Quadrat- 
kilom lssi 
Elnioohncr 
in Millionen 
(s. 1. 1 9 3; 
Haupt st adt 
Einw' hner 
Kiew ..... 
51 
4,7 
Kiew . . . 600 000 
Wolhynien . , . 
72 
4,1) 
Sbitomir. . 93 000 
Poüolien . . » . 
42 
3.9 
Kainen.-Podolsk 50 000 
Cherson .... 
71 
3,6 
Cherson . . 92 000 
Poltawa .... 
50 
3,7 
Pollawa . . 84 000 
Ncliernigow . . . 
53 
3.1 
Tichernigow. 33 000 
Lekakeriuoslaw. . 
63 
3.3 
Jekaterinoslaw 218 000 
Charkow .... 
64 
3,4 
Charkow . . 248 000 
456 
29,7 
r Dazu kommt noch das Gebiet des Vripetsumpfs, daS 
Gorwernement Cholm, der nördliche Teil oon Taurier, und 
ein kleines Gebiet des Gouvernements Kursk. Vergleichs¬ 
weise sei daran erinnert, daß das Deutsche Reich 540 742 
Quadratkilometer unisaßt. 
Aus Zn. und Ausland. 
Berlin, 9. Febr. Die Einkommensteuer in Preußen 
nt während des Krieges ganz erheblich gestiegen. Seit dein 
Mre 1913 ist sie von 348.1 auf 585.7 Millionen, d. b. um 
"'•6 Millionen, gewachsen, und zwar für die Städte um 
158,2 Millionen und für das flache Land um 69.3 Millionei/. 
München, 9. Febr. Der neue Staatssekretär des Reiäys. 
ichatzamtes Dr. v. Krause wird sich am Montag dem Künig 
vorstellen. 
Solingen, 9.Febr. Bei der Wablmännerwabl zur Land- 
'vgsersabwahl fürStaatsministerDr.Friedberg in, Wahl- 
Lene Remscheid-Lennev-Solingen beteiligten, fich nur die 
Bahlmänne der liberalen Parteien, die Dr. Friedberg uMfgestellt 
«ben. Seine Wiederwahl ist gesichert. 
Karlsruhe, 9. Febr. Der frühere Reichstagsabgeordnete 
Kommerzienrat Klump (nl.) ist gestern früh. 89 Jahre alt. 
verstorben. 1881 bis 1890 vertrat er den Wahlkreis Pforzheiin- 
Durlach-Ettlingen. - / 
Haag. 9. Febr. In London kam es^ unter der ärmeren 
Bevölkerung wegen der steigenden Lebensmittelnvl zu ernsten 
Unruhen, über die die Zeitungen nickte berichten dürfen. 
Amsterdam, 9. Febr. Die Handelsteleg rammsverre. 
v:e England als Vergeltungsmahregel über Holland oerbängt 
batte, ist wieder aufgehoben worden. 
Rotterdam, 9. Febr. Im Senat der Vereinigten Staate 
vrachle Senatoi Ovemann. ein begeisterter Annoncier Wilson- 
Bnen Antrag ein. der Wilsons Vollmachten bis zur ab 
wiuien Diktatur erweitert. 
^ v 9- Febr. Die Ukraine (Kiew) erfiebt Protest gegei 
o>e französischen Lügen über die Zustand' in der Ukrain 
uno erklärt, die Rada von Charkow könne die Ukraine nich 
vertreten, weil keine ukrainisch* Provinz dcirin vertreten fei. 
9- §ebr. Französische Polizei'ommissare sind ii 
veriwiedenen Schweizer Städten eingetroffen. um Beweis 
durchs' ®ailtaui iU sammeln. Besondere werden die Hotel- 
San!;«""- * S'br- 
Wie aus Athen berichtet wird, haben in 
. und Korrntb ronalistische Osfiziersauistände statt- 
Senind^n. Uber den Piräus ist der Kriegszustand erklärt. - 
lairtfremt>eu Geiandtschaften liehen Txup 
Oeuifcher Heeresbericht. 
DiitieiIungen öe§ Wolfsichen Telegrovden-Bureans. 
Großes Hauptquartier, 9. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Südlich von 
Pasichendaele und westlich von Occy machten wir in 
kleineren Jnfanieriegefecbten Gefangene. Das Borsühlen 
einer schwachen Sicberungsabtetlung bei Fontaine les 
Croisilles löste beim Feinde aus breiter Front heftige 
Feuertätigkeit aus. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht. Am Osthange der 
Cntes Lorraine halte ein Handstreich gegen die feindlichen 
St.Uungen nördlich von Ronvaux Erfolg. — Die franzö¬ 
sische Artillerie war in einzelnen Abschnitten zwischen 
Maas und Mosel tätig. Nördlich von Lioray wurden 
Amerikaner gefangen. 
Östlicher Kriegsschauplatz. 
Der Friede mit der Ukraine ist heute 2 Uhr morgens 
unterzeichnci worden. 
Bon den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. 
Der Erste Generalouartiermcister Ludeiiüorff. 
* 
Der il-Bvot Schrecken 
Wiedei 2800U Tonnen oerlenkt 
Amtlich wird gemeldet: Eines unserer U.rtcrseeboote, 
Komninndaiu Kapitäuleutnani Remy, hat kürzlich ,m west^ 
liche» Teil des Ärmelkanal» und an der französischen West, 
käste * Dampfer nnd S Segler mit rund St» 000 Br.-Reg.- 
To vrrfcnkr. 
Vier Dampier wurden aus gesicherten Geleitzügen 
herausgeschosien darunter der englische Dampfer „Arrino" 
(4484 Br.-Reg.-To.) und ein etwa 6000 Br.-Reg.-To großer 
Dampfer vom Tnv der City-Linie, zwei weitere Dampfer 
wurden vor Cherbourg, versenkt; befoe tiefbeladen, mit 
Bestimmung nach Cherbourg, also höchstwahrscheinlich 
Kriegsmaterialtransporte. Zwei andere Dampfer darunter 
der französische Dampfer „Union", hatten Kohlen für 
Frankreich an Bord. Von den beiden versenkten Seglern 
hatte der eine 315000 Liter Run, von Martinigue nach 
Bordeaux geladen, der andere, en lischer Schuner „Charles" 
Eijeuerz nach Swansea. 
Der Chef des Admiralstabes der Marine. 
poliiische Rundschau. 
Deutsches Reich. 
» Der bekannte sozialdemokratische Schriftsteller und 
Politiker Dr. Max Marrenbrecher hatte kürzlich dadurch 
von sich reden gemach*, daß er als Führer und Agitator 
der Vaterlandsparte, auftrat. Jetzt ist er, der Dissident 
war, auch in den Schoß der evangelischen Kirche zurück¬ 
gekehrt. Maurenbxecher hat in der freigeistigeu Bewegung, 
auch als Prediger, eine Rolle gespielt. 
4- Infolge der jüngsten Streikbewegung ist auch eine 
Laudcsverratsanklagr gegen den Vorwärts» das sozial¬ 
demokratische Zentralorgan in Berlin, erhoben worden. 
Am 6. Februar stand der verantwortliche Redakteur des 
Vorwärts, Erich Kuttner, unter der Anklage des ver- 
suchten Landesverrats vor dem außerordentlichen Kriegs¬ 
gericht. Das Verbrechen soll durch Veröffentlichungen in 
Nr. 29 des Vorwärts vom 29. Januar begangen sein. 
Unter de, sen hatte der Hauptschriftleiter des Vorwärts. 
Friedrich Stampfer, dem außerordentlichen Kriegs¬ 
gericht mitgeteilt, daß er allein die inkriminierten V-r- 
Üffentlichimgen bewirkt habe und sich als alleiniger Täter 
dem Gericht zur Verfügung stelle. Infolgedessen wurde 
die Verhandlung auf einen späteren Termin vertagt. Da 
nun dem Vernehmen nach die Möglichkeit besteht, daß in 
«U»ger Zeit die Aufhebung der außerordentlichen 
K l.cgs gerichte in Berlin erfolgen wird, so liegt die 
• Möglichkeit vor, daß auch dieser Prozeß wie andere 
schwebende Strajverfahren den ordentlichen Gerichten über- 
-wiesen wud. 
* Der Danke,last deS Kaisers, den der Monarch an 
n>. Reichskanzler als Antwort aus die vielen Beweise der 
^Anhänglichkeit gerichtet hat. findet in der gesamten Presse 
n„ lebhaftes Echo. Insbesondere werden überall die 
Schlußworte des kaiserlichen Erlasses gewürdigt, in denen 
es heißt: „Die opferwillige Ausdauer und die gewaltigen 
Arbeitsteistungen der Heimat haben auch der Not und 
Entbehrung. Trotz geboten, so daß unser im Felde und im 
Lande bewährtes Volk mit Gottes Hilfe voll starker Zu¬ 
oer sicht einem guten Frieden entgegensehen kann. Hierzu 
bedarf es aber jetzt der ernsten Selbstzucht, der inneren 
Geschlossenheit, der willigen Unterordnung unter große 
Ziele, der Bereitschaft, auch das Schwerste zu tragen, des 
Vertrauens auf die eigene Unbesiegbarkeit und der Ein¬ 
stellung aller Kräfte rür das eine große Ziel der Er- 
kämpiung einer starken und sicheren Zukunft des Vater¬ 
landes. Hierzu erbitte ich die treue Mitarbeit aller, die 
unser Volk lieb haben und seiner Zukunft dienen wollen." 
Durch eine Bekanntmachung des Reichskanzlers ist 
das am 31 Juli >914 erlassene Verbot von Veröffent¬ 
lichungen über Truppen- oder TchiffSbewegnngrn und 
Verteidig»,ngemittcl erheblich erweitert worden Künftig¬ 
hin dürfen ohne ausdrückliche Genehmigung durch die zu¬ 
ständige Militärbehörde außer den bereits bisher verbotenen 
Nachrichten nickt veröffentlicht werden: Angaben über Ma߬ 
nahmen zum Schutze von Kanülen. Bauwerken aller Art 
und Brücken. Erscheinen von eigenen Luftschiffen oder 
-tliegern. Reisen von Fürstlichkeiten und sonstigen Persön¬ 
lichkeiten. die die Armee begleiten, zur und von der Front, 
sowie ihren Aufenthaltsort. Arbeiten aus Staats- und 
Privativersten and in anderen mit militärischen Lieferungen 
beauftragten Betriehen, Zahl, Bau, Armierung und Aus¬ 
rüstung deutscher und verbündeter Kriegsschiffe, insbesonder« 
Unterseeboote. Ein- und Auslaufen non Kauffahrteischiffen. 
Berkebrsbeschränkungen (Post- und Personenoerkehrssperren), 
iaiern sie nickst amtlich bekanntgemacht morden sind, sowie 
Veröffentlichung von Verlustlisten vor ibrer amtlichen Be¬ 
kanntmachung durch die Militärbehörden. 
O Kreiswohlfahrtsämter. In der Provinz Schles¬ 
wig-Holstein sind auf Veranlassung des Oberpräsidenten 
v. Moltke Kreiswohlfahrtsämter auf kreiskommunaler 
Grundlage in der Bildung begriffen, die sich die Zu- 
sammenfaffung aller Wohlfabrtsbestrebungen in den Kreisen, 
bei voller Wahrung der Selbständigkeit der bestehenden 
WohlfahrtSorreine, zur Aufgabe machen. 
+ Mit Bezug auf dir Gerüchte über d'e »eu«n 
öodagcn wird amtlich gemeldet: Gegenüber etwaig«» 
mitzverstandlichen Auffassungen von der Meldung, daß de« 
Bundesrat in seiner Sitzung vom 7. Februar den Entwurf 
eines Gesetzes über die Änderung des Kriegssteuergesetzes 
"p"'2l. Jmt, 1916 angenommen habe, ist frstzuslrllen. daß 
d» beschlossene Änderung sich lediglich auf eine staats¬ 
rechtliche Verrechnung bezieht. Neue Steuervorlagen 
wurden im Bundesrate noch nicht verhandelt, was auch 
nickt geschehen konnte, weil sie ihm noch gar nicht zuge- 
gangen waren. Vielmehr ist die Vorlegung der neuen 
Steuergesetze beim Bundesrat erst für die nächste Zeit in 
Aussicht genommen. Dementsprechend werden auch dem 
Reichstage die neuen Vorlagen noch nicht mit dem Etat, 
sondern erst kurz vor der Osterpause zugehen können. 
Rumänien. 
X Nach russischen Blättern ist eine Friedensbewegung 
m oer Moldau und in Vetzarabien unter den ' dort 
lebenden Rumänen entstanden, an der 148 Mitglieder d°r 
Kammer teilnahmen. Die neue Partei hat auf ihrem 
Programm das Schlagwort der Rettung Rumäniens ge¬ 
stellt Angeblich verlangt diese Partei den Abschluß eines 
Friedens mit den Mittelmächten und macht davon ihr 
Verhalten zu König Ferdinand abhängig. Die Bewegung 
soll im rumänischen Osfizierkorps starken Anhang haben. 
Amerika. 
X Nach dem Bericht des amerikanischen Munition» 
aniles an den Senat ist bisher noch nicht ein einzig«! 
Geschütz an das amerikanische Heer geliefert worden. In- 
folgedeisen sind die Truppen in den Übungslagern noch 
vollständig ohne Artillerie. Auch ist keine Aussicht vor- 
nanden, daß Geschütze vor dem Sommer geliefert werden 
Die amerikanischen Truppen müssen also nach Europa ab- 
reifen ohne das Gewehr und das Geschütz zu kennen, mit 
dem ne Water schieben muffen. Die Folge davon ist. wie 
die halbamtliche Zeitschrift „Army and Navy" sagt, daß 
die bereits mit Aufträgen überhäuften Fabriken Englands 
unL^anfreI*? auch noch die Amerikaner bewaffnen und 
ausstatten müssen, während bisher die amerikanischen 
haben " ^ Ausrüstung des Ententeheeres mitgeholfen 
Rah und Kern. 
O Unterirdische Fernsprechleitungen in ganz Deutsch- 
laud. Der Ausbau eines unterirdischen Fernsprechnetzes 
durch ganz Deutschland ist von der Reichs-Postoerwaltung 
für die Zeit nach dem Kriege in Aussicht genommen. Die 
letzten Störungen im Fernsprechverkehr haben wieder 
gezeigt, daß die unterirdischen Leitungen das einzig wirk¬ 
same Mittel ist. um die Verbindungen von den Einflüssen 
und Zufällen der Witterung unabhängig zu macken. 
O Gut angelegte Millionen. Dem Rat der Stadl 
Leipzig waren von der Stadtverordnetenversammlung sechs 
Millionen für die Lebensmittelbewirtschaftung zur Ver¬ 
fügung gestellt worden. Jetzt hat sich herausgestellt, daß 
das Lebensmittelamt von den 6 Millionen nicht weniger 
als 3V2 für ungarischen Wein ausgegeben hat. Dabei 
scheint man sich in Leipzig nichts aus dem Wein zu machen, 
denn es konnte bisher nur etwa ein Drittel des Ouantums 
verkauft werden. 
o Trockenlegung des Nhcin-Rieds. Eine sehr alte, 
kostipielige, aber auch höchst wichtige Kulturarbeit ist in 
Hessen jetzt endlich zum glücklichen Abschluß gebracht worden, 
nämlich die Entwässerung oder Trockenlegung des „Riedes". 
Diese große, zwischen Rhein und Bergstraße gelegene Ebene 
war früher eine völlig sumpfige Niederung. Den fort¬ 
gesetzten Bemühungen, das frühere Sumpfland, das eine 
gefürchtete Brutstätte von Seuchen war. zu sanieren und 
es in ein fruchtbares Kulturland umzuwandeln, ist es jetzt 
gelungen, in Verbindung mit Rheinbaggermaschinen das 
Rheinbett tiefer zu legen, so daß das Grundwasser all¬ 
mählich sank und das „Ried" jetzt trocken liegt. Eine 
Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse ist bereits zu 
verzeichnen, und es wurde fruchtbares Kulturland ge¬ 
wonnen. } 
o Die hohen Weinpreise. Bei der Weinversteigerung' 
des Winzeroereins in Deidesheim gelangten 115200 Liter 
1917 er Weißwein zur Versteigerung. Die geringste 
Nummer erzielte 6700, die beste. Deidesheimer Maushöhle, 
20 000 Mark. Der Durchschnittspreis beträgt 10000 Mark 
und bedeutet einen Rekord der rheinpfälzijchen Weinoer- 
steigerungen. 
o Für 30000 Mark Tabak gestohlen. Aus der 
Tabakiabrik des Franz Deja in Groß-Bartelsee bei Brom- 
berg sind 29 Zentner Rohtabak im Werte von 30000 Mark 
gestohlen worden. Auf die.Ermittelung der Diebe ist eine 
Belohnung von 3000 Mark ausgesetzt. 
© Zur Ermordung deS Lausanner Tistrikpräfekteu 
wird noch gemeldet: Der Mörder des Regierungsstatt¬ 
halters Sechaud von Lausanne ist in der Person des 
Sekretärs des Getöteten, eines gewissen Lux, verhaftet 
worden. Lux wollte seinen Vorgesetzten beiseite schaffen, 
weil dieser als einziger von einer von ihm begangel'.en 
Unterschlagung Kenntnis hatte. 
Volks- unö Kriegswirtschaft. 
* Höchstpreise für Lüsiwasferfische. Der Reichskommiffar 
sili FiiÄversorgung bat eine Verordnung über Höchstpreise er¬ 
lassen. Die Höchstpreise schwanken zwischen 50 Pfennig, die 
iür Stinte. Kaulbarsche. Gründlinge und „kleine Bratffsche" 
angelegt werden dürfen und 3.20 Mark, die für große Aale zu 
zavlen sind. Für Zander soll man. wenn er über 1000 Gramm 
wiegt, nicht mehr geben müssen als 2,80 Mark das Pfund, 
kleinere soll man schon zu 2.30 Mark bekommen. Für Hechte 
nnd Schleie ist nach der Verordnung der Höchstpreis für das 
- 'und I nd Mark Landesbeböiden und Kommvnalverbände 
bllben das Recht, die Preise zu erhöhen oder berabzuietzen. 
» Die neugcgrüildete KriegSgesellschaft „Wilbsriicht- 
genossenschaft m. b. H." soll das bisher hauvtiächtich der 
Schuljugend und den Frauen überlassene Geschäst des 
Sammelns von Wildfrüchten amtlich in großem Maßstabe in 
die Wege leiten. Alles, was wild aus Feld und Flur, im 
Walde oder im Moor wächst, der Ernährung und der 
heimischen Industrie dienlich sein kann, soll im WeZe einer 
großen Organisation geerntet und an bestimmte Sammel¬ 
stellen abgeliefert werden: Pilze. Beeren, Ebereschen, Kräuter 
usw. Die Organisation ist etwa wie die Obsterfaffung gedacht, 
mit Heren Wirkungen die Ortsverbände allerdings wenig zu¬ 
frieden waren. Denn mit dem Verschwinden des Obstes, was 
ebenso beklagt wurde, wie die oielfart) fabelhaften Preise trotz 
der guten Ernte des letzten Jahres, war ihnen kaum gedient.
	        
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