Full text: Zur Geschichte der Freimaurerei in Kassel

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unter 3'2 Mitgliedern fast nur höhere Offiziere und adlige Beamte 
und bewahrte ihren aristokratischen Charakter. Doch waren diese 
Kreise von der einfachen Maurerei wenig befriedigt, es wird schon 
bald über mangelnde Theilnahme geklagt; man fühlte sich zu 
den neuen Strebungen hingezogen, welche jetzt die deutschen Logen 
in Bewegung brachten. 
Die von Frankreich aus sich verbreitenden Ilochgrade hatten 
die Maurerei mit dem Zauber eines Geheimnisses umgeben und 
den in der Zeit liegenden Hang zum Wunderbaren auf die Mau¬ 
rerei gerichtet. Unserer Anschauung erscheint die zweite Hälfte 
des vorigen Jahrhunderts als eine Periode der sich entwickelnden 
Humanität und des Aufblühens der Literatur und der Wissen¬ 
schaften. Noch aber waren in weiten Kreisen die Gemüther von 
dunkeln Mächten beherrscht, wie Göthe in den Bekenntnissen 
einer schönen Seele schildert. Noch hatten Alchemic, Astrologie, 
Magie ihre volle Gewalt behauptet, und wenn auch Umwandlung 
der Metalle zum Goldmachen, Bereitung der Lebenstinctur dem 
ernsten Adepten nur parerga waren, fest wurzelte die Ueber- 
zeugung, dass es fern von dem ernsten Wege sinnlicher Erkenntniss 
und verständigen Denkens eine unmittelbare Anschauung der tief¬ 
sten Geheimnisse zu erweisen gelte. Nicht im geistigen Innern 
allein nach Weise der Mystiker wurde sie gesucht; von uralter 
Zeit her waren geheime Kenntnisse überliefert und von einzelnen 
Bevorzugten bewahrt. So suchte man nach allen Seiten die ver¬ 
borgenen Hüter, gern bereit, einem Jeden Glauben entgegenzu¬ 
bringen und immer noch hoffend, in der Maurerei zum Ziele zu 
gelangen, in deren unbekannten Obern man die Besitzer des Ge¬ 
heimnisses suchte. Aus demselben Grunde fanden die Ver¬ 
sicherungen von Betrügern, wie Schröpfer, Gugomos, später Cagliostro 
willigen Glauben. Seit alten Zeiten her war Kassel ein Hauptsitz 
der Alchemie gewesen; schon im 15. und 16. Jahrhundert waren 
gerade die geistig bedeutendsten hessischen Fürsten eifrige 
Laboranten. Im Anfang des 17. Jahrhunderts war der hoch¬ 
gebildete Landgraf Moritz einer der eifrigsten Anhänger der 
Alchemie, die damals noch als ebenbürtig in dem Kreise der ernst¬ 
haften Wissenschaften stand. Die hiesige ständische Bibliothek
	        
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