Full text: Zur Geschichte der Freimaurerei in Kassel

der tiefe und wunderbare Eindruck auf die angesehensten und 
ernstesten Männer der höheren Kreise erklären, als man vernahm, 
der Orden der Tempelherren sei nie untergegangen, sondern habe 
trotz aller Verfolgungen im tiefsten Geheiinniss unter der Hülle 
der Logen fortbestanden und wolle nun wieder seine vollständige 
Wiederherstellung nach innen und aussen durchführen. Wohl war 
schon in den Hochgraden eine gewisse Beziehung zum Templer¬ 
thum gelehrt und manche Ueberlieferung an dasselbe geknüpft; 
jetzt aber sollte der Mythus Gestalt gewinnen und als Macht in 
die Wirklichkeit treten; der Orden wollte die verlorenen Güter 
wieder gewinnen und seinen Gliedern Macht und Ehre, Einfluss und 
lieichthum schaffen. So verkündete im Auftrage der unbekannten 
Oberen der Freiherr von Hund, der Eques ab Ense, als Heermeister 
der 7. Provinz, einer der rätselhaftesten Charaktere des vorigen 
Jahrhunderts, geistig nicht bedeutend, dem es in kurzer Zeit gelang, 
einen mächtigen streng organisirten und über einen grossen Theil 
Europa's verbreiteten Verein zu schaffen, den er aber weder zu be¬ 
herrschen noch zu verwenden verstand, v. Hund, ein reicher 
lausitzer Gutsbesitzer, katholisch, war 1742 in Frankfurt Maurer 
geworden und hatte dann am Hofe des Prätendenten Stuart in 
Paris verkehrt. Nach seiner Rückkunft hatte er in seiner Eigen¬ 
schaft als Heermeister mit den Logen sich in Verbindung ge¬ 
setzt, doch hatte der 7jährige Krieg die Fortschritte gehindert und 
überhaupt hatte die Sache zuerst mehr in Süddeutschland und in 
katholischen Kreisen Anklang gefunden, wie denn überhaupt die 
Sympathien mehr Oestreich, dem Br. Franz von Lothringen, dem 
ersten fürstlichen Maurer, als dem Heldenkönig des Nordens zuge¬ 
wandt waren. Von wem der scharf durchdachte Plan ausging, ist 
unklar, schwerlich von Hund selbst, der mehr als Werkzeug er¬ 
scheint und später fallen gelassen wurde. Erst nach dem Ende 
des Kriegs begann die rasche Ausbreitung und der grösste Theil 
der Logen unterwarf sich in steigender Begeisterung. Die Logen 
wurden als Grundlage und Pflanzschulen gebraucht, ein Versuch, 
der in jener Zeit von den verschiedensten Seiten wiederholt wurde. 
Die ganze Organisation des alten Templerordens wachte wieder 
»uf; die Eintheilung in Provinzen, Präfecturen, Präposituren und
	        
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