Die (irossloge yon Westfalen.
1807—1813.
Auf unerwartete Art sollte Kassel wieder in die allgemeine
maurerische Bewegung eintreten. Der Landgraf hatte sein ersehntes
Ziel erreicht: er war noch zuletzt Kurfürst des römischen Reichs
geworden; bei der Auflösung des Reichs aber konnte er nicht zu
einem Entschluss kommen, der seine Stellung gesichert hätte. In
stolzem Selbstgefühl seiner fürstlichen Würde war es ihm unmög¬
lich, dem verhassten Parvenu Napoleon entgegenzukommen; noch
mehr widerstrebte es ihm, durch Geschenke, wie andere Fürsten,
in Paris die Königswüide und Landvergrösserung zu erreichen.
Unerklärlich bleibt es, dass er bei dem Kriege zwischen Prankreich
und Preussen nicht letzterem seine tüchtigen und wohlgeschulten
Truppen zuführte. Wie sein Enkel 60 Jahre später, vertraute er
nach der Schlacht von Jena auf seine Neutralität, als unerwartet
am 1. November 1806 zwei französische Korps unter Mortier und
dem König von Holland in Kassel eindrangen, die hessischen
Truppen auflösten und das Land in Besitz nahmen. Der überraschte
Kurfürst rettete sich in eiliger Flucht nach Dänemark und siedelte
später für lange Jahre nach Prag über.
Das Land erhielt den General Lagrange zum Gouverneur,"bis
durch den Tilsiter Frieden aus hessischen, preussischen, hannover¬
schen und braunschweigischen Landestheilen das Königreich West¬
falen gebildet wurde mit einer Bevölkerung von etwa 1,800,000 Ein¬
wohnern. Kassel wurde nun die Hauptstadt eines nicht unbedeu¬
tenden Staates; bis zur Ankunft des Königs Jérôme organisirten
die Regenten Siméon und Beugnot das Land nach französischem
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