Full text: Zur Geschichte der Freimaurerei in Kassel

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„mögen; Alle streben dem Ziele zu, warum sollten sie verschiedene 
„Wege einschlagen? warum sich von dem Grundprincip einer jeden 
„Gesellschaft: „„Einigkeit gibt Macht"" entfernen? Je weniger 
„ausgedehnt ein Staat ist, um so mehr muss er seine Mittel cen- 
„tralisiren, und um so mehr müssen die Freunde zu dieser Cen¬ 
tralisation beitragen. Die Marburger Freimaurer mögen übrigens 
„bedenken, isolirt mit ihrer Unabhängigkeit werden sie nie in 
„solchem Glänze leuchten, als wenn sie ein Strahl des vom Gross- 
„orient in Kassel ausgehenden Lichtes werden." Sie sollen den 
Anschluss verlangen, dann will er ihr Gesuch bewilligen. Die 
Grossloge zeigte sich sehr entgegenkommend : die Marburger sollen 
von Kassel das Constitutionspatent empfangen, der Grossloge sich 
unterwerfen, die ßeamtenwahlen anzeigen und die vorgeschriebenen 
Beiträge zahlen; übrigens wird ihnen in Beziehung auf das Ritual 
Freiheit gelassen. Nach Annahme dieser Bedingungen wurde die 
Loge Marc Aurel zum flammenden Stern am 22. März eröffnet und 
der jüngere G. F. C. Robert, ebenfalls Professor der Rechte, als 
Meister v. St. bestätigt. 
In Kassel führte der immer weiter gehende Verfall der Loge 
des arts et de l'amitié zu einer Spaltung und zur Bildung einer 
neuen dritten Loge. Immer weiter hatten sich die wenig harmoni- 
renden Elemente von einander getrennt, die drei Parteien der 
Juden, der Deutschen und Franzosen bekämpften sich auf das 
bitterste; die Aufregung stieg so weit, dass während der Versamm¬ 
lungen alle Waffen verschlossen wurden. Die 17 Gründer, lauter 
französische Schauspieler, hatten es für unnöthig befunden, über¬ 
haupt Beiträge zu zahlen, waren ausgestossen, wieder eingetreten 
und wurden beschuldigt, mit dem M. v. St. Bourdais in dio Auf¬ 
nahme- und Beförderungsgebühren sich getheilt zu haben. Der 
angeklagte M. v. St. schliesst seine Verteidigung pathetisch: „ich 
„habe die Deutschen immer geliebt und ineinen innigsten Freund, 
„der nur einen Fehler begangen hatte, ihnen geopfert, als Künstler 
„und Franzose steho ich unter dem Schutz Sr. Majestät, als Mitglied 
„der Loge ist der Grossorient mein Richter, mit Ehrfurcht und Unter¬ 
werfung erwarte ich dessen Urtheil." Nach tumultuarischem Auf¬ 
tritte traten mehrere der angesehensten Mitglieder aus und vereinigten
	        
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