— 120 —
der Maurerwelt zu bewahren. — Mehrfache Versuche
wurden gemacht, die Loge zum Anschluss an eine Gross¬
loge zu bewegen. Doch weder der Mstr v. St., Marbach,
noch die Brüder der Loge waren geneigt, ihre zeitherige
Unabhängigkeit aufzugeben. Es schienen neue Mass¬
regeln sich vorbereiten zu wollen, durch welche man
die isolirten Logen zu einer Unterordnung zwingen wollte.
Beim Stiftungsfeste i 868 warf Marbach in seinem
Vortrage die Frage auf: Welche Zeit ist es? und zeigte
bei einem historischen Rückblick, „dass die Loge Bal¬
duin in ihrer Stellung anderen Logen gegenüber sich
vollkommener Freiheit erfreut habe, und sie habe sich
auch dieser Freiheit würdig gezeigt, da sie nie etwas
gethan, was gegen das Wesen der Maurerei sei, auch
habe sie nie in die Rechte anderer maurerischer Systeme
eingegriffen. Dieser freie friedliche Zustand scheine aber
in neuester Zeit gestört werden zu wollen, indem sich
reformatorische Bestrebungen kund geben, welche alle
Logen Deutschlands unter eine Grossloge zu stellen
suchen. Dadurch aber werde weder ein positiver Er¬
folg sich zeigen, da reformatorische Ideen nicht auf
mechanischem, sondern auf organischem Wege in's Leben
treten; noch ein negativer, denn dadurch würde die
individuelle Freiheit gefährdet; die That mache den
echten Freimaurer, nicht das Wort: die freimaurerische
That aber ist die That der freien opferfreudigen Liebe
und diese hat ihren Zweck in sich und nur durch solche
Thaten lasse sich ein gewichtiger Einfluss auf das Leben
der Jetztzeit ausüben. Aber keinem Freimaurer stehe
das Recht zu, gegen eine Loge aufzutreten, er dürfe nur
Anträge stellen, aber nicht intriguiren."
Die Gefahr ging indess vorüber. Im Jahre 1872
traten die acht deutschen Grosslogen in eine nähere Ver-