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auf sich selbst, dass sie allezeit auch vor den eifersüch¬
tigst über sie wachenden Augen als eine gerechte und
vollkommene Freimaurerloge sich erweise. Sie wird der
Leitung durch eine Grossloge entbehren, aber auch nie
die Nachsicht einer Mutter von einer solchen in An¬
spruch zu nehmen berechtigt sein, nie Schutz erwarten
dürfen, wo ihr derselbe nicht um der Gerechtigkeit ihrer
Sache willen zu Theil werden muss. Sie befindet sich nach
wie vor in einer der Entwicklung des freimaurerischen
Lebens höchst förderlichen, wenn auch ohne Zweifel man¬
chen Gefahren ausgesetzten Lage, ohne irgend einer Auto¬
rität äusserlich untergeordnet zu sein, dennoch in der
intimen Verbindung mit der Organisation des Freimaurer¬
bundes zu stehen ¡und selbst ein vollgiltiges Glied des¬
selben zu sein. Sie will ihre unabhängige Stellung, in
welcher sie sich befriedigt und beglückt befunden, be¬
haupten, nicht etwa um einer immer innigeren Einigung
aller Logen des grossen Weltbundes entgegen zu streben,
sondern im Gegentheil, um diese Einigung auf jenem
Wege, den sie für den echt maurerischen hält, mit allen
ihr zu Diensten stehenden Kräften zu fördern. Dieser
Weg ist der jener Anerkennung, die ihr zu theil ge¬
worden, die sie sich selbst errungen, die auf keinem so¬
genannten Sprengelrechte oder auf irgend einer äusseren
Autorität beruht, sondern auf echt freimaurerischer Ge¬
sinnung und Wirksamkeit, auf Bekennung, Bethätigung
und immer vollkommenerer Verwirklichung des erha¬
benen Grundgedankens des Freimaurerbundes: als einer
von der Tyrannei der Vorurtheile befreiten Gesellschaft,
welche die Veredlung menschlichen Wesens durch Stre¬
ben nach sittlicher Vollkommenheit im Einzelnen und
durch das Beispiel, welches die Einzelnen geben, im grossen
Ganzen zur Aufgabe sich macht.