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„Können wir einen solchen Juden nicht brauchen in
unserem Liebes- und Friedensbunde, oder müssen wir
lhn etwa abwendig machen von seinem Gott, damit er
e,ner der Unseren werde? Oder aber kann ein eifriger
Christ rechtschaffene Werke der Liebe thun? Auch wir
Christen haben Worte der Verheissung, als da sind: Wer
ln der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm —
und daran will ich erkennen, dass ihr die Meinen seid,
80 ihr Liebe unter einander habet.
„Wir aber, die wir einig sind in der Liebe zu ein¬
ander, wissen auch allzumal, dass es nur einen wahrhaf¬
tigen Gott giebt, welcher ist allmächtig, gerecht und
heilig und wer ihn fürchtet und recht thut aus allerlei
Volk, der ist ihm angenehm und den nicht der Name
®acht, sondern sein ewiges Wesen, also dass der Jude
wie der Christ, welcher rechtschaffene Werke der Liebe
thut, legt Zeugniss ab fiir • ihn den einzig lebendigen
Gott, der gepriesen sei in alle Ewigkeit und werde offen¬
bar immer mehr in allen seinen Werken und vollbringe
seinen heiligen Willen durch die Hände derer, die ihn
fürchten und lieben."
Zu anderer Zeit (1868), als ein Werk über „Rabbi
Jehudah", einen Sammler des Talmud erschienen war,
zeigte Marbach, dass der Talmud der Freimaurerei
nicht entgegen sei, indem er lehre, daäs das Volk der
Juden nach Verlust seiner politischen Freiheit nur um
so fester an seinen Sitten- und Glaubenslehren festhalten,
uni dadurch in seinen einzelnen Gliedern die Nationalität
2u*pflegen, sich aber dem Culturleben der Völker an-
schliessen müsse, so weit es sich mit der heimischen
Cultur vertrage. Noch näher trete Rabbi Jehudah der
Freimaurerei durch den ihm zugeschriebenen Wahlspruch:
Welcher Weg ist der rechte?