Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

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Nr 234 
Mittwoch, öen y. Oktober 
SS. Jahrgang. 
iyiS 
Der deutsche Tagesbericht. 
Von den Fronten. 
(Amtlich.) Großes Hauptquartier. 8. Ott. (WTB.) 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Nördlich der 
Ecarpe griff der Engländer nach heftigem FeuerkamPj 
beiderseits von OPPY an. In Neuvireuil faßte er 
Fuß. Im übrigen brachten ihn unsere Vorposten zum 
Stehen. „ 
Heeresgruppe Boehn: Nördlich von St. Quen¬ 
tin setzten Engländer und Franzosen ihre starken An¬ 
griffe fort. Nördlich von Montbrehain schlugen hanno¬ 
versche und braunschweigische Regimenter fünfmaligen 
Ansturm des Feindes ab. Weiter südlich brach der 
Angriff des Feindes in unserem Feuer zusammen. 
Bei und südlich von Seguehaet haben posensche und 
hessische Regimenter nach hartem Kamps ihre Stellun¬ 
gen behauptet. Bei den Kämpfen an der Tilloy- 
Höhe brachten schlesische Bataillone und Pioniere im 
Nahkampf und durch Gegenstoß den feindlichen An¬ 
sturm zum Scheitern. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Vorfeldkämpfe 
an der Ailette und Aisne. DaS nördliche Suippes-Ufer 
wurde in örtlichen Unternehmungen vom Feinde ge¬ 
säubert. Am Nachmittage stieß der Gegner in Teil¬ 
angriffen zwischen Bazancourt und Seiles, mit star¬ 
ben Kräften beiderseits von St. Clement an der Arnes 
vor. Seine Angriffe scheiterten. Oertliche Kämpfe um 
Et. Etienne, das von uns genommen wurde, im Ge¬ 
genangriff des Feindes aber wieder verloren ging. 
Im übrigen beschränkte sich die Tätigkeit des Fein¬ 
des in der Champagne auf Teilvorstöße und zeit¬ 
weilig auflebenden Artilleriekampf. Beiderseits der 
Aisne schlug die in den letzten Kämpfen besonders 
bewährte 9. Landwehr- und 76. Reserve-Division hef¬ 
tige Angriffe des Feindes ab. 
Heeresgruppe Gallwitz: Nach stärkster Feuervor¬ 
bereitung setzte der Amerikaner erneut zum Durbruch 
beiderseits der Atre an. Auf dem westlichen Ufer 
brachte württembergische Landwehr die südlich von 
Chatel vorbrechenden Angriffe zum Scheitern. Von 
der Höhe nördlich von Chanel, aus der der Feind 
vorübergehend Fuß faßte, wurde er im Gegenangriff 
wieder geworfen. Oestlich der Aire brachen die feind¬ 
lichen Angriffe meist schon in unserem Artilleriefeuer 
zusammen. Gegen Abend nahm der Feind beiderseits 
der von Charpentry auf Romagne und der von 
Nantillois auf Cunel führenden Straßen sowie west¬ 
lich der Maas seine Angriffe wieder auf. Nach har- 
etm Kampf schlugen wir ihn teilweise durch Gegen¬ 
stöße zurück. 
Ter Erste GeneralquartiermeiUer! vndendorff. 
Berlin, 8. Oktober. (WTB. amtlich) abends. Zwi¬ 
schen Lambrai und St. Quentin, in der Champagne u. 
an der Maas haben sich neue schwere Kämpfe entwickelt. 
Südlich von Camorai und nördlich von St. Quentin 
wurde der feindliche Angriff abgewiesen. In der Mitte 
der Schlachtfront gewann er Boden. Hier standen wir 
am Abend im Kampfe westlich Bohain und entlang der 
von Bohain auf Cambrai und St. Quentin führenden 
Straße. 
In der Champagne und an der Maas sind die 
Angriffe des Feindes gescheitert. 
Der österreichische Tagesbericht. 
.. 
Wien, 8. Okt. Amtlich wird verlautbart: 
Italienischer Kriegsschauplatz. 
An der Tiroler Südfront war gestern die Tätig 
«Pit der feindlichen Batterien außerordentlich leb¬ 
haft. Insanierievorsiöße wurden im Keime erstickt. 
♦ Balkan « ' iegsschanplatz. 
Tie in die altse den Grenzgebirge vorgescho¬ 
benen Teckungstruppe« »rden zurückgenommen. Der 
Rückmarsch des Neuer sten Freiherrn v. Pflanzer- 
Baltin gehr ohne jedi Störung durch den Gegner 
vor sich. Tie von d. ..»lienern als Siege gefeier¬ 
ten Kämpfe sind lediglich Gefechte weit zurückgelassener 
schwacher Nachhuten. Ter Chef des Generalstabes. 
, - Neber die Kriegslage in Mazedonien 
erfahren wir, daß die Franzosen in der Gegend 
von Uesküb Halt gemacht haben. Die Serben drängen 
noch im Gebiet von Pranja heftig nach unv haben hier 
die nur schwachen österreichischen Truppen nach Norden 
zurückgedrängt. Die westliche bulgarische Grenze wird 
anscheinend nicht von den Ententetruppen überschrit¬ 
ten. In östlicher Richtung haben englische und grie¬ 
chische Divisionen einen Vormarsch angetreten in der 
Richtung über Drama hinaus. Auf dem östlichen Ma- 
ritzauser versammeln sich Deckungstruppen, darunter 
auch Deutsche. Nicht ausgeschlossen scheinen feindliche 
Landungsversuche im Dardanellen- oder im Maritza- 
gebiet. * 
Syrien unabhängig? 
Aus Paris wird gemeldet: Anläßlich der Ein¬ 
nahme von Damaskus durch die Engländer hat Cle- 
menceau an den Präsidenten des Syrischen Aktions- 
Komitees ein Telegramm gerichtet, worin er das be¬ 
sondere Interesse Frankreichs an der Konstituierung 
eines autonomen Syriens betont. 
Die Tauchbootmei-ung. 
Berlin, 8. Oktbr. (WB. Amtlich.) Deutsche und 
österreich-ungarische U-Boote vernichteten im Mittelmeer 
neuerdings 30000 Brnttoregistertonnen Schiffsraum. Die 
Dampfer wurden auf den Wegen von Gibraltar nach 
Südfrankreich und nach den östlichen Kriegsschauplätzen 
aus stark gesicherten Geleitzügen herausgeschossen. Des 
weiteren erzielten ein österreich-ungarisches U-Boot auf 
einem großen Transportdampfer in See und ein deut¬ 
sches U-Boot auf einem im Hafen von Carloforte (Sar¬ 
dinien) liegenden Dampfer von etwa 6000 Bruttoregister¬ 
tonnen Torpedotreffer. Das Sinken dieser beiden Dam¬ 
pfer konnte nicht mehr beobachtet werden. 
von der West front. 
Das Blut fließt umsonst. 
Unerreichbare Ziele an der Westfront. 
Der militärische Mitarbeiter der „BasierNach- 
pichte n", Oberst E g l i, führt zur gegenwärtigen Lage 
-n der Westfront u. a. aus: 
„Die Deutschen führen gegenwärtig in Frank¬ 
reich zwischen dem Meer und der Maas eine Rück- 
,ugsschlacht größten Stils, in der die Alliierten über- 
»ll, wo sie angreifen, in heftigem Ringen langsam 
Kaum gewinnen, ohne daß es ihnen gelingt, irgend- 
vo die Deutschen zu rascherem Nachgeben zu zwin- 
ren. Diese finden in den vorbereiteten Stellungen 
immer wieder Halt, auch scheint ihre Widerstandskraft 
jott) lange nicht gebr ochen zu sein trotz der 
ilbgänge an Gefangenen und Material, denn solche 
>nd bei derartigen Kämpfen unvermeidlich: aber auch 
ie Angreifer haben sicherlich starke Verluste erlitten. 
Zm ganzen zeigen die jetzigen Kämpfe auf beiden Sei¬ 
len das Bestreben, die Gefechtskraft der Gegner zu 
Zermürben: dadurch ergibt sich die außerordentliche 
ßähigkeit des Ringens. Es nimmt der Schlucht aber 
»uch den Charakter einer großen strategischen Ope- 
mtion, und sie zerfällt in eine Reihe taktischer Hand- 
ilingen, von denen jede trotz der eingesetzten großen 
blassen doch nur ein beschränktes Ziel verfolgt. Die 
s-umme dieser Teilkämpse soll bei den Alliierten den 
«Zusammenbruch des deutschen Heeres zur Folge haben, 
vährend das nächste Bestreben der Deutschen sein 
nutz, ihre Gegner durch ihr Abwehrverfahren so zu 
schwächen, daß sie ihre Angriffe einsteilen 
nässen. Die Preisgabe von Stellungen kommt dabei 
licht so sehr in Betnecht, wenn dagegen der Kampf- 
jweck erreicht wird. Das ist die logische Folge der 
tarken, nach der Tiefe gegliederte-. ausgebauten 
Kampfzonen. Es wäre sogar verfehlt, o»e voroerer, 
Linie mit übergroßen Opfern zu halten, wenn weitei. 
'rückwärts der Kamps unter günstigeren Bedingungen 
wieder ausgenommen werden kann." 
Oberst Egli spricht zum Schluß die Hoffnung aus, 
es möge die Erkenntnis heranreifen, daß auf solche 
Weise die Heere und damit große Teile der Völ¬ 
ker beider Parteien zugrunde gingen, ohne 
die Ziele zu erreichen, die man sich bei dem Entschluß 
zur Fortsetzung des Krieges stecken würde." 
Wenn der Gegner sich erst diese hier von einem 
neutralen Sachverständigen vertretene Auffassung zu 
eigen gemacht hat —' und dazu zwingt ihn jeder 
Tag durch die neuen Erfahrungen immer mehr —, 
muß er vernünftigerweise auf den Vorschlag des 
Waffenstillstandes eingehen. 
Amerikanische Armeebefehle. 
Den deutschen Truppen sind verschiedene ameri¬ 
kanische Heeresbefehle in die Hände gefallen, die er¬ 
kennen lassen, wie hochgesteckt das amerikanische Kriegs¬ 
ziel bei den Kämpfen östlich der Argonnen ist. 
Ein Befehl des Generals Pershing vom 4. Ok¬ 
tober ordnet den nochmaligen Einsatz der zwei besten 
amerikanischen Divisionen an. um nochmals den Durch¬ 
bruch zu erzwingen. Ter Erfolg blieb aus. 
Weitere Befehle erteilen Anweisungen über daS 
Legen von Fernsprechverbindungen nach erfolgtem! 
Durchbruch. Die dort angegebenen Ziele führen bisl 
Halbweg Sedan. 
Damit vergleich man den Neinen wirttich erzielten! 
Anfangserfolg. Unser Heer kann stolz sein auf seine 
gegen vielfache Uebermacht erzielten Erfolge. Falsch' 
wäre es, anzunehmen, daß der Feind seine Angriffs- 
versuche nunmehr einstettcn werde. Noch hat der- 
Feind ausreichende Reserven zur Fortführung der 
Schlacht, und wir müssen mit weiteren schweren An-' 
griffen rechnen. Daß wir auch bei diesen den Feind' 
abzuwehren vermögen, ist ohne Zweifel; es ist unk 
so sicherer wenn Heer und Volk in fester Entschlossen¬ 
heit und ruhiger Zuversicht einig sind. 
1 
Die Gegner und die Note. 
Eine deutsche Klarste!!» , gegenüber Prcsse- 
verdrehungcn. 
Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: 
„Die „Kölnische Zeitung" glaubt zwischen dem 
Programm der Mehrheitsparteien und dem Programm 
des Präsidenten Wilson gewisse Unterschiede zu er¬ 
kennen. Demgegenüber kann nicht bestimmt genug be¬ 
tont werden, daß die deutsche Regierung und die 
Mehrheit des Reichstages das gesamte Wil« 
sonsche Programm ohne Ausnabme und Ein¬ 
schränkung als Grundlage für den Frieden ange¬ 
nommen haben." 
* 
i 
Wilson im eigenen Garn gefangen. 
Das halbamtliche norwegische Blatt „Intel¬ 
ligenz Sedler" betont, daß der neue deutsche Geist 
einen sympathischen Eindruck rn der ganzen Welt 
Hervorrufen müßte. Die Entente und Amerika wer¬ 
den die FriedenSrcde und den Friedensvorschlag nicht 
glatt abweisen können. Wilson und Lloyd George 
haben oft betont, daß sie nur gegen die deutsche Auto- 
.kratie, aber nicht gegen das Volk kämpfen. Danach 
müßten die wichtigsten Kriegsursachcn entfernt sein. 
'Die Erklärung des Kanzlers, daß er Wilsons Be¬ 
dingungen als Friedensgrundlage anuimmt, weist auch 
aus eine Verständigungsmöglichkeit hin. Für Wil¬ 
son sei es Hauptsache, daß der Krieg mit dem 
'Siege der Poiksr.egierung und der Gerech¬ 
tigkeit schließt, unv daß der Völkerbund für einen 
iDauerfrieben geschlossen werden kann. Wenn sich jetzt 
;zeigt, daß das deutsche Volk wirklich die Macht ge¬ 
wonnen hat, dann sei es sicherlich Wilsons Wunsch, 
diese Macht zu stärken. Es könnte sonst zu einer 
Reaktion gegen die Bolksregierung führen, wenn die 
iFriedensbestredungen mißglücken. Das wäre gegen Wil- 
«sons Programm. 
\ Tie Presse der Fcinsr. 
hetzt auch bisher weiter, besonders in den Vereinig¬ 
ten Staaten unv in Frankreich. Tie Uankees schimpfen 
1— das ist unwichtig: die Franzosen suchen Fal¬ 
len zu stellen: Sie unterscheiden zwischen der Frage 
eines Waffenstillstandes und der Opportunität von 
Friedensverhanblungen: sie sind der Meinung, daß 
Wilson auf Friedenserörterungen nu r eingehen könne, 
wenn die Zentralmächte vorher durch die Erfüllung 
von unzweideutigen Waffenstillstandsbedtngungen den 
Beweis liefern, daß sie sich wirklich auf den Roden 
der Wilsonschen Friedensgrnndsätze stellen wollen. 
Lleberreichung der Friedensnote. 
Ter Schweizer Gesandte in Washington überreichte 
hersönlich am Montag dem Präsidenten Wilson die 
für ihn bestimmte deutsche Note. 
Auch in Berlin ist die Nachricht eingctroffen, 
die deutsche Note nunmehr in Washington über¬ 
reicht worden ist. Man rechnet nicht mit einem soforti¬ 
gen Eintreffen der Antwort. Vielmehr wird ange¬ 
nommen, diese werde naturgemäß noch einige Tage auf 
sich warten lassen, wie es aus sachlichen und techni¬ 
schen'Gründen auch nicht anders vorauszusetzen ist. 
Stimmen zur FriedcnSnote. 
•..* Reuter meldet aus London: In den Kreisen, 
jdie gewöhnlich als maßgebend und aut unterrichtet
	        
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