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Mus Staöt, Provinz u. Nachbargebiet.
Fulda, deu 11. Oktober 1918.
Persönliches. Dem ordentlichen Honorarprofessor in der
philosophischen Fakultät der Universität in Marburg, Geh.
Regierungsrat Dr. Fenßner. und Landrat v. Gehren
in Homberg ist der Köniül. Kronenorhen dritter Klasse vers
liehen morden.
Bon der Post. Außer Geld- und Wertsendungen wer¬
den Wertpakete nach Berlin und Charlottenburg vom
11. bis 13. Oktober von der Post nicht angenommen.
Erhöhung der staatlichen Familicnuntcrstützuna. Nach
halbamtlicher Mitteilung steht eine nochmalige Erhöhung
der FumilienuntersrützuM mit Rücksicht auf die Teuerung
bevor Die UnterWtzung der Kriegerfamilien wird um 10
oder h Mark für die Frau und um die Hülste für die andern
Personen erfolgen, je nachdem ob der staatliche Zuschuß von
5 Mark von den Liefeirurmsverbänden schon bisher mit aus-
gczahlt worden ist oder nicht.
Ten 27. Krcisturntag hält nächsten Sonntag, den 13. d.
Mts., in Güttingen (Centralhotel) der 7. deutsche Turnkreis
(Oberweser) ab: der letzte Krcisturntag war im Fahre 1912
in Melsungen. Der 7. Tnrnkreis umfaßt 627 Vereine mit
35 000 Mitgliedern, von denen rund' 20000 zum Heeresdienst
eingezogen sind. Aus dem Kreisturntag wird neben der
Erledigung der Tagesordnung besonders die Neuordnung
in der Deutschen Tnrnerschast, wie sie auf dem Deutschen
Turntaa 1917 in Mainz beschlossen morden ist. einer ein¬
gehenden Besprechung unterzogen werden.
Tic Grippe tritt auch in unserer Stadt wieder auf. Der
Verlauf der Krankheit ist diesmal bösartiger. Mehrere
Personen sollen bereits gestorben sein.
Steigerung des Markkurses. Ans dem neutralen Aus¬
land wird im Anschluß an den deutschen Friedensschritt eine
kräftige Aufwürtsbewegung der Reichsmark gemeldet. Nach
vorliegenden Berichten stiegen Marknoten in Zürich von
89 auf 78 Franken, in Amsterdam von 33)4 auf 88 Gulden.
Im Zusammenhang damit erfuhren auch die schweizerisch¬
deutschen Börsenwerte eine namhafte Höherbewertung.
Tabak als notwendiger Lebensbedarf. Die Frage, ob
Taba^zmn notwendigen Lebensbcdarf gehört, hat soeben das
Sächsische Oberlandes,zericht bejaht. Es vertritt die Auf¬
fassung daß Tabak und Tabakersatz zwar fi'v die Allgemein-
fieit nicht als notwendiger Lebensbedarf gelten kann, anderer¬
seits aber zuaegeben. daß fiir weite Kreise der Tabakgenuß,
besonders in der gegenwärtigen schweren Zeit ein dringen¬
des Bedürfnis ist, dessen Befriedigung zum Durchhalten als
nnbedigm notwendig erachtet, werden muß.
Zur pennten Kriegsanleihe. Der Vorstand des Deut¬
schen Städtetages veröffentlicht heute durch Säulen-
anschlag einen Anf.-nf an die Bürger, in dem er sie gegen¬
über dem tiefen Ernst der Stunde auf ihre vaterländische
Pflicht zur Zeichnung der Kriegsanleihe hinweist.
Was nützt das Geld? Da meinen viele, es besonders
klug zu machen und wollen ihr Geld gar nicht jemand anders
anvertrauen: sie verwahren es in Scheinen zu Dause, weil
sie so immer das Vermögen gegenwärtig haben. Ist das
Geld da sicher? Kaum! Und ivie gerade jetzt aus Gau-
Algcsbeim gemeldet wird, ist dort eine Familie um ihr
ganzes Barvermögen von 20 000 Mark gekommen, weil die
Leute ihr papiernes Kapital in einen Weißzengschrank ge¬
legt hatten, der — bis auf den letzten Schein — verbrannte.
Mas nützt das Geld? Gebt Euer Geld in die Banken,
wv cs besser aufgehoben ist. und leat. was ihr habt, in
Kriegsanleihe an. Damit nützt ihr dem Baterlande —
vmö es wird Euch nicht ungenutzt verloren gehen!
Vorsicht bei Eifcnbahnfahrten. In letzter Zeit mehren
fick, die Falle, in denen Eisenbahnreisende infolge des bei
den meisten Zügen herrschenden starken Andrangs beim Ein-
nsid Aussteigxn zu Schaden kommen. Täglich muß beobachtet
werden, daß'die Personen dicht zusammengedrängt ans den
Plattformen und auch auf den Trittbrettern der Wagen
stehen, ohne sich oft an einem Handgriff sesthalten zn können.
Auch versuchen ständig Reisende den schon in der Fahrt be¬
griffenen Züaen nachzueilen und aufzuspringen. Im Hin¬
blick a>T die hierdurch entstehende große Gefährdung der
Passagiere die im Winter in erhöhtem Maße eintritt. muß
immer wieder darauf hingewiescn werden, alle entbehrlichen
Reisen zu vermeiden, auf Reisen selbst aber die größte Bor-
sickt zu beobachten.
Verwertung der Kastanien. Ein Zentner Kastanien er¬
gibt 8 Pfund Stärke. Die Kastanien werden doppelt ge¬
schält. äußere und innere Schale, dann so fein gemahlen wie
Mehl, am besten auf einer Knochenmühle. Die aanze Masse
rührt man mit kaltem Wasser an. gießt, sobald sich die Stärke
gesetzt hat. ab und erneuert das Wasser so oft. bis cs ganz
klar ist. Daun wird das Wasser abgeschüttet und das zurück¬
gebliebene Stärkemehl actrocknet So ist das Sammeln von
Kastanien recht lohnend.
Wiederverwendung gebrauchter Briefumschläge. Das
Rcichsvostamt hat im Hinblick auf die Knappheit der Brief-
nmschläae setzt erlaubt, aewöhnliche Briefsendnngen zu beför¬
dern. ans deren Umschlägen die erste Aufschrift durch eine
neue ersetzt ist. Die acte Aufschrift muß sorgfältig durch¬
kreuzt oder durchstrichen sein. Die zweite Aufschrift muß
Deutlich und so eingerichtet werden, daß die Stemvelabdrücke,
postdienUchen Vermerke und Freimarken nicht beeinträchtigt
werden.
Unklarheiten der U»rsatzstc>ler. Die Frage, ob Umsätze,
bei denen die Lieferung vor dem 1. August »nd die Zahlung
nach diesem Zeitpunkt erfolgt ist, nmiatzstenerpflichtig sind,,
war in den „Mitteilungen der Stcuerausknnftsstelle des
Deutschen Industrierats" für den Fall verneint worden daß
Der VU'.chtige die Steuern nach den Zahlungseingängen
Das Reichsschatzamt hat ans Befragen dieser
Aufsass »na nicht widersprochen und das Preußische Finanz¬
ministerium bat sie ausdrücklich als zutreffend bestätigt. Auch
einige Veranlagnnqsbehördcn nehmen bereits diesen Stand¬
punkt ein.
Resicre Zugheizung reuiger Speisewagen. Auch im
kommenden Winter wird voraussichtlich bei der Eisenbabn-
vcrwaltnng ein gewisser Koblenmangel cintreten. Um die¬
sem Rechnung zn tragen, wird nötigenfalls eine Reihe von
Speisewagen fortfnllen. Diese Maßnahme bewirkt wegen
Verminderung des Gewichts auch die Durchführung einelr
besseren Heizung.
Gewerkschaft des Kalibergwcrkes Ellers in Nenbof bei
Fulda. Ans den 15. Oktober ist eine außerordentliche Ge-
werkeiirersainmlnna cinbernfen. die über die Abberufung
vcn Grnbrnvorstandsmitgliedcrn Bcschlnß fassen soll. ES
soll nach der „Post" der Antrag gestellt werden, den stellver¬
tretenden Vorsitzenden des Grubenvorstandes Herrn Emil
Sauer in Berlin-Grnnewald, mit hem Differenzen entstan-
ixvi sind, abzuberufcu.
A Die Apfclzcit ist wieder da. Hunderttausende
von Aepfeln werden ungeschält gegessen. Ganz abge¬
sehen davon, daß das Essen nicht geschälter Aepfel
gesundheitliche Störungen ergeben kann, da die Schale
mit krankheiterregenden Bakteriensormen behaftet sein
kann, ist es auch aus wirtschaftlichen Gründen nur
zu empfehlen, vor dem Essen einen jeden Apfel nach
erfolgter Säuberung zu schälen, denn die Apfelschalen
ergeben einen trefflichen Tee. Sie sind zu diesem
Zwecke auf einem Blechteller oder Siebe an einer
nicht zu heißen Ofenstelle zu trocknen und nach er¬
folgter Trocknung in einer gut schließenden Blech¬
dose aufzubewahren. Ein aus getrockneten Apfelscha¬
len bereiteter Tee ist namentlich für Kinder und ner¬
venschwache Personen ein ausgezeichnetes Morgen- und
Abendgetränk. denn er beruhigt und kräftigt die Ner¬
ven, schafft gesunden Schlaf. Zu dieser ferner gün¬
stigen Wirkung kommt noch der Vorteil seiner großen
Billigkeit, denn seine Herstellung verursacht ja keiner¬
lei Kosten. Laßt also kerne Apfelschalen umkommen.
Die Schalen müssen natürlich sorgfältig gewaschen
werden.
A Aushebung des HansschiachtlinqHvervots. In
einer antttrchcn Bekanntmachung über Fleischselbstver-
gung und Hausschlachtungen werden die bisher gül¬
tigen Bestimmungen über diesen Gegenstand zusammen¬
gefaßt und das seit Januar bestehende Hausschlach-
lungsverbot, von dem im allgemeinen nur bei Ernte-
hausschlachtunaen Ausnahmen gemacht werden konnten,
> aufgehoben. Ta Schweine 'fast nur noch zum Zwecke
, der Selbstversorgung gehalten werden, und daher
i für die allgemeine. Versorgung mit Schweinefleisch,
insbesondere zur Herstellung einer nur einigermaßen
schmackhaften Wurst nur ganz wenige Tiere zur Ver¬
fügung stehen, wird vorgeschrieben, daß der Hausschlach-
tende entweder ein anderes ganzes Schwein oder ein
Schweineviertel dem Kommunalverband gegen ent¬
sprechende Bezahlung zur Verfügung stellen' muß.
A Tic Aufhebung »er SchncU-ngözuschlägr hatte
der Verband reisender Kanfleute Deutschlands erneut
beim preußischen Ersenbahnminister angeregt. Der
Minister hat darauf geantwortet, daß zur Aufhebung
der Ergünzungsgebühren bei Schnell mgbenutzung leider
noch nicht übergegangcn werden könne, weil die Be-
triebsschwierigkeiten, die seinerzeit za ihrer Einfüh¬
rung Veranlassung gaben, noch nicht beseitigt seien.
Die Angelegenheit werde indessen dauernd im Auge
behalten und die Maßregel, deren Härte von der
Eisenbahnverwaltung nicht verkannt wird, werde auf¬
gehoben werden, sobald es die Verhältnisse zulassen.
A Abgabe vor Degengriffe aus Messing. Die
Heeresverwaltung ist gezwungen, zur Deckung des drin¬
genden Bedarfs an Messing auch die im Privatbesitz
befindlichen Bestünde heranzuziehen. Nicht unbeträcht¬
liche Mengen von Messing lassen sich durch die Abgabe
per Degen- und Säbelgriffe gewinnen. Sämtliche Offi¬
ziere, Sanitäts-, Veterinär-Offiziere und Beamten wer¬
den daher vom Kriegsamt ersucht, die Messinggriffe,
der in ihrem Eigentum befindlichen entbehrlichen Degen
und Säbel, soweit sie nicht als Ehrensäbel oder Er¬
innerungsstücke einen besonderen Wert darstellen, der
Heeresverwaltung durch freiwillige Abgabe zur Ver¬
fügung zu stellen. Ersatz erfolgt'durch Bezahlung des
Messingwertes oder später durch Lieferung von Ersatz¬
griffen. Das Anseinandcrnehmen des -Griffes läßt
sich meistens durch Abschrauben des Griffkopses leicht
bewirken.
/X Schul,werk für Kinder. Tie Reichsstelle
für Schuhversorgung ordnet an: Für Kinder bis zu
6 Jahren ist gegen Abgabebescheinigung über nur ein
Paar gebrauchsfähiger Schuhe oder Stiefel, deren
Sohle mindestens im Gelenk oder sin Der Vorderfläche
ganz aus Leder besieht, innerhalb jeden Jahres seit
Ausgabe des letzten ohne Abgabebescheinigung aus-
gesteilten Schuhbedarfsscheines auf Antr-cm ; > weiterer
SchuhbedarfSschein auszuste len. Diese ' nnng ist
erlassen worben, weil Kinder schnell d. Azuhwerk
enttvachscu.
A' Tic neue Rcichsmarmelade. Wie die Reichs-
ftelle für Marmelade und Obst den Kommunalbehördcn
Mitteilen läßt, wird am 1. November die Vertei¬
lung von Marmelade als Brotaufstrichmittel wieder
einsetzen. Tie mit diesem Monat ablaufende Pause
entspricht auch dem im Vorjahre befolgten Grundsatz
der Reichsstelle, nur während 9 Monate im Jahre
Brotausstrichmittel zur Ausgabe zu bringen.
A Vcrivcrtuyg von Heeres- und Marinegnt. Tie
Verwertung des für Kriegszwecke entbehrlichen Hee¬
res- und-Marineguts wird durch eine besondere staat¬
liche. Stelle, einen Reichskommissar erfolgen, der irr
Laufe der nächsten Wochen seine Tätigkeit aufnehmer
wird. Seine Aufgabe wird e§ sein, die zur Ver.
üutzerung kommenden Güter zu angemessenen Preiseu
unmittelbar an die Verbraucher gelangen zu lassen
Wo sich eine . unmittelbare Abgabe nicht durchführen
läßt, wird die Verteilung unter behördlicher Kow
trolle erfolgen- — ~ ‘ —-
Schlitz, io. Oktober. Forstussessor Aceger. Oberleutnant
st. Res., wurde vom Grafen Wilhelm zu Schlitz zum Forst¬
meister ernannt, anstelle dcS 1911 gefallenen Forstmeisters
Riegcr
Burghaun, 10. Okt. Hauptmann Eckhard. AmtSgerichts-
rat von hier, welcher seit Anfang des Krieges im Felde
siebt »nd schon mit mehreren Orden ausgezeichnet ist. er¬
hielt auf dem westlichen Kriegsschauplatz das Eiserne Kreuz
l. Klasse und da'A Oldenburgische Fricdrich/-Augusti-Kreuz
•I Klasse.
Heesfeld, 10. Oktober. In Rinteln starb nach langem
schweren Leiden der Königl.' Gymnasial-Oberlehrer a. D.
Professor AlfredBerlit im 73. Lebensjahre. Der Verstor¬
bene. ein alter HcrSfelder, war Kriegsteilnehmer von
1870/71 und besäst das Eiserne Kreuz und andere hohe
Orden. Er mar Ehrenbürger der Stadt Rinteln
Marburg, 10. Oktober. Zum Nachfolger des Geh. Rats
König ans dem Lehrstuhl der Eblrnrgle ist der a. o. Professor
und Oberarzt an der chirurgischen Klinik der Universität
Strasibnra Dsi. Nikolai Gnleke berufen.
Schwei,tsbera (Kr. Kisickhain). 9 Okt. In Marburg starb
Freiherr Ernst Schenk zu Schweinsberg, Erbschenk zn Hessen,
im Alter von 85 Jahren. Der seit 25 Jahren unter allge¬
meiner Achtung in Marburg ansässige Verstorbene wurde
gestern im hiesigen Erbbegräbnis beigesetzt,
Eschweqc, 10. Okt. Die Schüler der Friedrich-Wilbclm-
Scbule hgl^n i" über 9»» Wtzrbnnoen und sicichiuniaen zur
nennten Kriegsanleihe bisher 331 800 Mark ansgebracht »nd
Damit nicht nur die Summe von 325100 Mark, sondern auch
die Zahl 403 der Werbungen und Zeichnungen bei der achten
Anleihe überschritten.
Cassel, 40. Oktober. Die Aktiengesellschaft Stahl u. Nölke,
Zündholzfabrik, in Cassel und Mainz-Kostsieim verteilt für
das.abgelaufene Geschäftsjahr wieder eine Dividende von
20 pCt. und bringt 290167 Mark (121366 Mk.) auf neue
Rechnung als Gewinnvortrag. — Das Schwurgericht ver¬
urteilte den 36 Jahre alten Schreinergesellen Georg Haus¬
mann aus Beffe (Kreis Fritzlar) wegen vorsätzlicher, aber
nicht mit Ueberlegung ausgeführter Tötung seiner Ehefrau,
mit der er in unglücklicher Ehe lebte, und die er nach einem
heftigen Wortwechsel mit einem hölzernen Hammer erschlug,
zn 7 Jahren Zuchthaus. - In Eichenberg wurde vor dem
Bahnhofsgebäude der Zugführer Franz van dem Nacht-
schnellzuqe Berlin—Frankfurt totgcfabren.
CetzeöttLUigketkkKo
Köln, 10. Oktober. Gestern früh um 7.15 Ubsi fuhr der
von Erdarf kommende Personenzug 515 auf den vor
der Stadt Jünkerath haltenden Mi l itar ur l a n b e r-
z u a 27 ans, weil er Fahrerlaubnis erhalten hatte, ehe die
Rückmeldung über das Freisein der Strecke einaetrosfen
war. und weil starker Nebel die Aussicht behinderte. Es
wurden 16 Msilitärpersonen getötet, 10 schwer und etwa
80 leicht verletzt.
Büdingen. Oberhessen, 8. Okt. Nach heute eiimetroffener
Nachricht, ist Prinz Diether zu Menburg und Büdinaen. zur
Zeit Bataillons-Kommandeur im 1. Garde-Reserve-Regiment
am 28. September in englische Gefangenschaft geraten.
Oppenheim. 10. Okr. Die glänzende wirtschaftliche Lage
der meist ans Weinbauern bestehenden Bevölkerung des
KreisesOppenheim kommt deutlich in dem gewaltiaen Rück-
aana der durch die Kreiskasse ausgezahlten Familienunter-
stützu,-gen zum Ausdruck. Infolge der bedeutenden Ein¬
nahmen ans dem Weinbau wurde auf Grund der neuen
Steuerveranlagung eine Revision der bisher gezahlten Fa-
milicnunterstützungen vorgenommen. Das ESraebnis war
eine Ersparnis von rund 20 000 Mark pro Monat oder rund
einer Viertelmillion im Jahre.
Sirnsheim, 9. Okt. Vor ein paar Tagen starb hier der
Landwirt Wilhelm Sembel an den Folgen der Grivve. Seine
Frau, djc ihn bis,znm letzten Augenblick pflegte, obwohl sie
selbst von der Krankheit befallen wurde, starb einen Tag
nach dem Tode ihres Mannes. Jetzt ist auch das einzige
Kind der Beiden an der Grippe gestorben. _ '
Letzte Nachrichten
Die Berliner Beratungen.
Berlin, 11. Oktober. Die Fassung der deutschen Ant¬
wort auf die Note des Präsidenten Wilson ist zur Stunde
noch nicht abgeschlossen. Wenn auch unter diesen Umständen
natürlich noch nichts über den Inhalt mitgcteilt werden
kann so küßt sich doch einiges über die Richtung sagen, in
der sich die deutsche Antwort bewegen wird. Wie wir hören,
sind die verantwortlichen Kreise bestrebt, eine zustim-
m e n d e Antwort z n erteilen. Nachdem Präsident
Wilson das deutsche Friedensangebot nicht einsam mit einem
glatten Nein abgclebnt Kat, haben ja die Verhandlungen
mit ihm tatsächlich bereits begonnen. Unter diesen Um¬
stünden ist es selbstverständlich, daß Deutschland das Bestre-
bcn haben muß den Faden nicht abzureißen. sondern die
Verhandlungen fortdauern zn lassen, »m durch sie über Waf¬
fenstillstand und Waffenruhe zum Frieden zu gelangen. Die
Fgssnna der Antwort ist Sache des neuen Krieaskabinetts,
dem außer dem Reichskanzler und dem Vizekanzler sämtliche
Staatssekretäre ohne Portefeuille angehören.
Die Antwort an Wilson.
Berlin. 11. Oktober Wie in später Abendstunde ver¬
lautet, erwartet man frühestens morgen den Abschluß der
Beratungen über die Antwort an den Präsidenten Wilson.
Frühestens am Samstaa morgen dürfte die zweite deutsche
Note dem schweizerischen Gesandten .:nr Weitemabe über¬
mittelt werden.
Wilsons Absichten.
Haag, 11. Oktober. Reuter meldet vom 10. Oktober ans
Washington: Man habe von maßgebender Seite die Erklä¬
rung erkalten, daß Wilson nicht die Absicht hege, mit
Deutschland in eine Reihe unfruchtbarer divloma-
t i s ch e r Besprechungen einzutretem
Brüssel als K,onscrenz.ort?
Berlin, 11. Oktober. Die angeblich dem Pressebureau des
französischen Ministers des Auswärtigen Picbon entstam¬
mende Acußerung, der Wc l t f r i c d c n s k o n nj e % könne
um Neujahr in Brüssel stattfinden, wurde nach einer
Genfer Drabtnng des „Bert. Lokalanz." in den Wandclgän-
aen der Pariser Karyner lebhaft erörtert.
Die Durchführung der Wahlrcsorm.
Berlin, 11. Oktober. In den letzten Tcrien haben zwi¬
schen den Führern der„ Mehrheitsparteien im vreustischen
Abgeordnetenhaus und der Regierung wiederholt eingehende
Beratungen stattgefnnden über eine schnelle Erledi¬
gung der W a h l r e ch t s v o r l a g e. Die Verhandlungen
sind soweit gediehen, daß ein Kompromiß unter den Mehr-
hettsparteien. bald zustaudekommen dürfte. Die Altersznsatz-
stimmc. die das Herrenhaus beschlossen hat, soll wieder fallen,
sodaß das allgemeine und gl e i ch^e Wahlrecht nach der
Regierungsvorlage angenommen wird. Auf konfessionellem
Gebiet sind dem Zentrum gewisse Sicherunaen konzediert
worden, ivenn auch ein endgültiger Beschluß noch nicht
vorlicgt.
Eien Proklamation Kaiser Karls.
Wien, 11. Oktober. Wie verlautet, steht für die kom¬
menden Tage eine Proklamation des Kaisers. „An
meine Völker" bevor, die sich auf das Selbstbestim¬
mungsrecht der Nationen bezieht.
vas entschiedene „Muß".
Unsere Seit sorckert straffste Anspannung aller
Kräfte, wirlckichlceitssinn und Verständnis /
für das unbedingt Nötige. Kein Zweifel an
unserer Sache darf die Herzen beschleichen, W
keine Stimme der Selbstsucht M
und des Kleinmutes cZehör '
finden, ivenn die Pflicht ruft. A
Nur eine Aufgabe erfülle
uns ganz: „Dem Vater- M
lande nützen und zum W
Siege verhelfen!".