Warum es sich handelt?
Nun, um den Kanzler und de'sen Januarbrief an
len Prinzen v. Hohenlohe. Der soll nach den umlaufen-
ien Gerüchten in starken Widerspruch zu seiner jetzigen
Haltung stehen.
Große Bedeutung hat er jedoch nicht. Im Aus¬
lände hat die Presse, die doch sonst so gewandt im
jluffinden der richtigen Tonart ist, ihm noch tn:mcr fe tte
bettete Beachtung geschenkt. Offenbar ist er dafür
oeniger geeignet.
* , ’
Der Spion unter dem Sofa.
! Zu dem Kanzlerbrief schreibt das linksliberale „B.
fc.": „Den hohen Herren und all' denjenigen, die mit
iem Gefühl angeborener Ueberlegenheit aufgewachsen
>ind, scheint auch eine außerordentliche Unvorsichtigkeit
im Briefvcrkehr angeboren zu sein. Es müßte doch
klar sein, daß die Briefschaften eines Mannes wie de»
Prinzen Alexander Hohenlohe sich heute in der Schwei¬
sielseitiger Aufmerksamkeit erfreuen. Die schöne und
»egabte Gattin des ungarischen Abgeordneten Baron
Nadrassh Beck Hut vor einiger Zeit eine witzige Ko-
nödie geschrieben, die das diplomatische Krregsleben
in einem Schweizer Hotel schildert und in Budapest
unter frohem Beifall gespielt ward"" ist. Wenn in
rinem Akte die Herren Diplomaten sicy die tiefften Ge¬
heimnisse anvertraut haben, kriecht der Spion unter
dem Sofa hervor. Aber daß der Prinz Max von
Baden mit dem Spion unter dem Sofa nicht gerechnet
hat, ist schließlich, da jedem ein kleines Malheur zu-
,toßen kann, ein entschuldbares Versehen."
! warten sein, die Wilson erst nach Verständigung
Mit den übrigen Alliierten wird machen können. 1
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Mf- ! rfP
4 , Deutschland muß die Würde vewahreu.
Tie „Kreuzztg.", das große Blatt des konservatl-
ven Hochadels, mahnt: „In den Tagen des Unglücks
und der äußeren Gefahr gilt es für das deutsche Volk,
dre Würde zu bewahren. Das Suchen nach dem Schul¬
digen für den militärischen Rückschlag würde unfrucht¬
bar und, wie uns wenigstens scheinen will, nicht wür¬
dig sein."^
Die Entente ohne Wilson.
England und Frankreich verlange« mehr als Wilson.
Am Sonnabend soll die Bekanntgabe der deutschen
Note in England in den Theatern und Varitees heUen
Fubel ausgelöst haben. Offenbar bezog sich dieser Jubel
l»es Volkes auf das baldige Kriegsende. Die Regierung
lber will offenbar das frevle Spiel weitertreiben; oder
ie will die Entscheidung verschleppen, um im Westen
ür weiteres Vordringen Zeit zu gewinnen. Das Met¬
er ist ja den Tanks so unglaublich günstig, ganz gegen
&te Jahreszeit.
Also erklärt Reuter, daß
i keine Aussicht auf einen baldigen Waffenstillstand !
bestehe, und ferner, daß, wenn die Zeit gekommen ist/
»m einen
Waffenstillstand in Erwägung zu ziehen, dieser nicht
ohne gleichzeitige Garantien zu Wasser und zu Lande
zugeftanden oder auch nur in Erwägung gezogen
werden wird.. Deutschland muß nicht nur bereit sein,
das Schwert itt pie Scheide zu stecken, sondern muß
! absolut machtlos sein, die Feindseligkeiten wie-
Äer aufzunehmen.
Als Ansicht der Verbündeten darf betrachtet wer¬
ben, daß „es der höchste Verrat an den tapferen
Kämpfern und ihrer Führer sein würde, wenn man
hicht die absolute Garantie zu Wasser und Lande dafür
erhielte, daß Deutschland niemals im stände sein werde,
den Krieg wieder aufzunehmen.
Tie Franzosen wollen Koch! sprechet» lassen.
Wilson soll in Sachen des Waffenstillstands schwei¬
gen. Nach italienischen Drahtungen fordert die fran¬
zösische Regierung, daß die Waffenstillstands-Bedin¬
gungen nicht von Wilson, sondern vom Gene¬
ralissimus Foch festgesetzt werden sollen. Wilson habe
einstweilen überhaupt nur auf eigene Rechnung geant¬
wortet. Die verbündeten Regierungen müßten sich
für d ie Verwirklichung der allgemeinen Anschauungen
kollsons volle Handlungsfreiheit Vorbehalten.
. Offizielle Kundgebungen der französischen und eng¬
lischen Regierungen oder auch ihrer maßgebenden Füh¬
rer fehlen einsttveilen noch. Man läßt Reuter unver-!
antwortlichen Spektakel machen und wartet ab, wie,
die Regierung darauf reagiert. ,
1 ~ * '
Dre französischen Sozialisten für den Frieden. i
Die alte Mehrheit der Kriegsanhänger unter den
französischen Sozialisten ist endgültig gebrochen. Der
Hetzidiot Gustave Herde, der vor dem Kriege schrieb,
die Trikolare, die französische Nationalflagge, gehöre
auf den Misthaufen, der dann im Kriege, wohl auf
„klingende" Einflüsse hin, sich für den Krieg in seiner
alten Maßlosigkeit begeisterte, klagt in seiner „Piktoire",!
»ie sozialistische Partei fet auf ihren Parteitag „bolsche¬
wistisch" geworden. Der Parteitag forderte Rückkehr
zur „Internationale". Eine Resolution verlangt
eine internationale Sozialistenkonferenz. Sie erklärt,
daß die Partei sich gegen jede Regierung stellen müsse,
die sich einer internationalen Zusammenkunft entgegen¬
stelle, und gegen jede Regierung der Reaktion außer¬
halb wie innerhalb des Landes. Die Partei ermächtigt
ihre Beauftragten, zu handeln und je nach den Um¬
ständen alle in ihrer Macht stehenden Mittel
ckn zuwenden, einschließlich der Verweigerung der
Kriegskredite. Die Partei brandmarkt die tit Rußland
und Sibirien (von Frankreich und England) unternom¬
mene Aktion. Sie fordert für alle Völker das Recht,
ihr Schicksal selbst zu bestimmen.
Auf die Haltung der französischen Regierung, die
sich doch in der Hauptsache auf sozialistische Wählerstrnt-
men stützt, kann das unmöglich ohne Einfluß bleiben.
*
Wan wird Wilson antworten? i
Nach einer Reutermeldung vom Sonntag haben
oie offiziellen Kreise in Washington die deutsche Ant¬
wort vorläufig ttur durch Funkspruchübermitt¬
lung kennen gelernt. Wenn diese Reutermeldung zu¬
trifft, so kann» man Mittwoch oder Donnerstag im
Besitz einer Antwort Wilsons sein. Darin wird aber
nach der Sachlage Wilson zunächst vielleicht nicht
mehr Mitteilen, als daß er ocr deutschen Aufforde¬
rung vom 4. Oktober nach zu kommen bereit sei.
Nach dieser Antivort werden aber weitere Mitteilungen
über die Einleitung von Borbesprechuirgen usw. abzu-
Briefe und Erklärung
des Reichskanzlers
! Der Brief des Kanzlers stammt vom 12. Janua?
1918. Er knüpft an an die Pressebesprechung der Red,
des jetzigen Kanzlers in der badischen Kammer. Es heiß!
darin u. a.:
„Die Schweizer Blätter konstruieren einen Gegensatz
zwischen Hohenzollern und Zähringen, was ein direkte»
Unsinn ist. Wenn man das Telegramm gelesen hat, dal
der Kaiser mir sandte (dies unter uns) in dem er mein»
! „Rede" eine „Tat" nennt und mir zu den hohen und
I schönen Gedanen, die sie enthkalte, Glück wünscht. Di»
! Alldeutschen fallen über mich her, obgleich ich ihnen zun,
j deutschen Schwert den deutschen Geist gebe, mit dem sie
; Welteroberungen machen könnten so viel sie wollten und die
> Blätter der Linken, voran die mir höchst unshmpathisch«
. „Frankfurter Zeitung" loben mich durch ein Brett, obgleich
ich deutlich genug die demokratische Parole und die Schlag-,
Worte der Parteidialettik, zumal den Parlamentarismus
geißle." j
Tie Erklärung des Reichskanzlers dazu.
Der Kanzler hatte Gelegenheit, sich zu Vertrauens¬
männern aus dem Parlament des Näheren über di»
Haltung zu äußern, die er vor seinem Amtsantritt i«
>der auswärtigen Politik eingenommen hat.
Er hat dabei folgende Tatsachen angeführt: '
1. Ende Januar 1917 sei er dafür eingetreten,
die bekannte Friedensnote des Präsidenten Wilson auch
nach der ablehnenden Ententenote durch eine deutsch«
öffentliche Kriegszielerklärung zu unterstützen.
2. Am 15. Juli 1917 habe er einen Vorschlag g»
macht für die Form, in der der damalige Kanzler sich
;jur Friedensresolution bekennen sollte. Der Prinz zi¬
tierte daraus:
. Auch ich wünsche natürlich eine möglichste Aus¬
nutzung unserer Erfolge und im Gegensatz zu der sogenann¬
ten Friedensresolution, die ein scheußliches Kind der Angst
und der Berliner Hundstage war, wünsche ich möglichst
große Vergütungen in irgend welcher Form, damit wir
j nach dem Kriege nicht zu arm werden."
„Der deutsche Krieg ist mir vom ersten Tage an ein
Freiheitskrieg gewesen Meine eigene Weltanschauung
fordert also von mir, mich auf den Boden Ihrer Reso¬
lution zu stellen. Aber ich kann Ihnen, meine Herren,!
nicht vorenthalten, daß ich den Zeitpunkt bedaure, an!
dem Sie erneut das Wort „Verständigung" in die Welt!
hinausrufen." :
3. Im Februar 1988 sei er für eine unzweideutige!
!Erklärung über Belgien eingetreteu und für eine
saubere Ausfüllung des Rahmens des Brest-Litowsker
Friedens im Sinne des Rechts.
4. Er habe diese Forderung wiederholt, als wir!
auf dem Höhepunkt unserer militärischen Erfolgs
standen. ''
Der Reichskanzler hat dann'weiterhin ausgefühÄ,'
-aß diese Schritte einer einheitlichen Grundauffassunz
tntsprochen hätten. Er habe nie anders geglaubt, als
)aß das Recht in diesem Kriege siegen würde. Sie
orderten nationales Interesse ebenso wie Menschheits-
esinnung. den Rechtsgedanken aufrichtig auf unsere!
sahnen zu schreiben. Er habe daher von Anfangs
„n die alldeutschen Kriegsziele bekämpft, da sie geetg-j
bet waren, die feindliche Widerstandskraft zu stählen.!
Unzweideutige Klarheit über unsere Kriegsziele vor
htTIer Welt, das sei das Programm, für das er sich einge-;
setzt habe.
Weiter ging der Reichskanzler aüf seine Stellung
mr inneren Politik ein und wies wieder aus bestimmte
Schritte hin: Er sei Ende Juni 1917 für die Einführung
des allgemeinen, geheimen, gleichen und direkten Wahl¬
rechts in Preußen eingetreteu.
Er habe sich im Juli 1917 für eine Regternnge r-
klärt, die in überzeugender Weise den Ausdruck des
Mehrheitswillens bildete.
Das demokratische Programm, das er heute vertrete,,
habe natürlich in dieser Form nicht schon von Anfang
des Krieges an bei ihm sestgestanden. Aber seine Auf¬
fassung habe sich während des Krieges in gerader
Linie sortentwickelt.
Die Neugeburt Polens?
Auslegungen und neue Forderungen. ^
Die Mittelmächte haben ein neues Polen begründete
Ganz aus freiem Antriebe heraus, ohne Zwang, als!
niemand an die jetzige Entwickelung dachte und denken!
konnte. .
Die Zugeständnisse, die man den Polen damals
hat, haben anfangs genügt. Seit aber Wilson am!
8. Januar das Folgende als Punkt 13 seiner „14
Punkte" verkündete:
„Ein unabhängiger polnischer Staat, der alle Län->
der, die von einer unzweifelhaft polnischen Bevölkc«
rung bewohnt sind und der einen gesicherten, sreienj
und zuverlässigen Zugang zur See besitzt und denem
politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie ter-!
ritoriale Unverletzlichkeit durch intcrnattonalen Vertrag
garantiert sein mühte, sollte gebildet werden",
und als die Entwickelung der Dinge dieser Forderung
Nachdruck zu verleihen schien, da zeigte sich bei den
Polen das Verlangen nach weiteren Zugeständnissen.
Ei» Nufrns der preußischen Polen.
Jetzt veröffentlicht die polnische Presse einen Auf¬
ruf, worin es heißt: *
„Die Teilung Polens (deutschen, D. R.) war die
krasseste Vergewaltigung der internationalen Gerechtig¬
keit in der Geschichte der Neuzeit und dadurch schon
{wurae ,ie zur Hauptquelle dieser Gewalt- und Be<
druckungspoUlik, die in Europa den Herd ewiger Un-i
ruhen bis in die heutigen Tage hinein bildete. Wer
also aufrichttg und ehrlich die Hand zum Aufbauen'
einer neuen, auf der Achtung des Rechtes basierten
Zukunft der Völker mitanlegen will, der muß die Re-i
stitutton des den Polen zugefügten Unrechts als erste,
unerläßliche Bedingung dieses großen Werkes betrachten.
Nur die Vereinigung zu. einem ganzen, aller in den
polnischen Ländern wohnenden Volksteileu, die di«
vollen Rechte eines Staates besitzen, kann die Getväh-
rung eines dauernden Bündnisses der Völker bilden.
Das hat der Präsident Wilson anerkannt,
indem er in seinem Friedensprogramm die Bildung
eines unabhängigen, aus allen polnischen Landesteilen;
zusammengesetzten und eine eigene Meeresküste
besitzenden Polens aufstellte, als eine der Grundlagen
einer gerechten, internationalen Weltordnung. Aus dep
Tatsache, daß die deutsche Regierung das Programm
Wilsons ohne Vorbehalt als Grundlage der Friedens-
Verhandlungen angenommen hatte, muß man folgern,
daß sie mit den Richtlinien dreses Programms inbezug
auf die polnische Frage einverstanden ist."
* 17
Die Verwirklichung dieser Wünsche.
Dem „Berl. Lok.-Anz." mit mitgeteilt, „daß t«f
Abg. Korfanth am Sonnabend in der Wandelhalle del
Reichstages an einer Karte dargelegt habe, welch»
preußischen Gebiete dem neuen polnischen Staat
ein verleibt werden sollen."
Das genannte, s. Zt. nach Scherls Austritt von de»
Schwerindustrie angekauste Berliner Lokalblatt sagt da¬
zu : „Präsident Wilson spricht in dem 13. seiner 14
Punkte nur von einem unabhängigen polnischen Staat
der Gebiete einschließen solle, die von einer unzweifel¬
haft polnischen Bevölkerung bewohnt werden und dem
ein freier und sicherer Zugang zur See gewährleistet
werden muß. Es gibt keine Meeresküste, die vor?
einer unzweifelhaft polnischen Bevölkerung bewohnt
wird. Und es ist nicht notwendig, im Besitz
einer Meeresküste zu sein, um über einen freien Zu¬
gang zum Meere zu verfügen."
Die Polen irren hier offenbar. Wilson denkt sich
die Sache anders. Er verlangt für Polen „einen ge¬
sicherten, freien und zuverlässigen Zugang zur See'1
Wenn der „Zugang" polnisch sein soll, also in voll«
polnische Besitzung käme, dann braucht er nicht nock
besonders „gesichert" zu werden; solche „Sicherungen^
sind nur nötig, wenn der Zugang sich durch anderen Be»
. sitz bewegt.
Immerhin ist die polnische Frage jetzt in vollem
Umfange aufgerollt und sie wird auch allerlei Aufregung
verbreiten. , ^ _ -
~~" H» ?
Dir Haltung der polnischen Regierung in Warschau ^
ist undurchsichtig und vorsichtig. Sie pflegt die Be¬
ziehungen zu Deutschland weiter:
In Warschau fand am Sonnabend ein Kronras
statt, der sich mit der tunlichst baldigen Uebernahm«
der Landesverwaltung und Heeresbildung befaßte.
Die „Gazeta Poranna" verzeichnet das Gerüchts
daß die polnische Regierung Schritte, unternehme zwecks
Ausnahme einer 500 Millionenauleihe in
Deutschland für den Wiederaufbau. -
^ *
Wir „vanen" in Polen „ab". —-_
Tie militärische Besetzung Polens soll, entsprechend
den eigenen Wünschen der augenblicklichen Regierung
in Warschau, bis. auf weiteres noch fortbestehen. Da¬
gegen sind bereits Verhandlungen über den allmähli¬
chen Abbau der deutschen Zivilverwaltung bereits
im Gange. Er soll schrittweise vor sich gehen, schon
aus dem Grunde, weil das Königreich Polen zurzeit
noch nicht über die genügende Zahl von eigenen Beam¬
ten verfügt, um die gesamte Verwaltungstätigkeit mit
einem Schlage auf die eigenen Schultern zu nehmen.
In erster Reihe dürften das Agrar- und Gefäng¬
niswesen von der deutschen Verwaltung abgegeben
werden, ferner die Aufgaben der sozialpolitischen Für¬
sorge, mit denen ttnsere Beamten sich drei lange Jahre
hindurch in Warschau geplagt haben. Diejenigen Ver¬
waltungszweige, die mit der Kriegswirtschaft rn un¬
mittelbarem Zusammenhänge stehen, wie das Ernäh-
rungs-, das Bevölkerungs- und das Besatzungswesen,
bleiben auch fernerhin zunächst noch in deutscher Hand.
Rußlands brodelndes Chaos.
- - Was »nag da einmal werden?
Die „Süddeutschen Monatshefte" haben eine volle
Nummer aus den Schriften des russischen Elendsdichters
Maxim Gorki gefüllt. Wie sonst nichts eröffnet die
Feder dieses ehemaligen Arbeitsburschen einen tiefen
Einblick in die russische Seele und damit in die russischen
Verhältnisse, in die russische Zukunft. Zum Jahres¬
wechsel 1917 schrieb er, — was heute genau so wie
damals den Nagel auf den Kopf trifft:
„Um tatkräftige Menschen zu werden, müssen wir
glauben, daß diese tollen, mit Blut und Schmutz be¬
sudelten Tage die großen Tage der Geburt eines neuen
Rußlands sind.
Gerade jetzt, wo die von der Predigt der Gleichheit
und Brüderlichkeit betättbten Menschen ihren Nächsten
auf offener Straße ausrauben, indem sie ihn bis
aufs Hemd auszichen: wo der Kampf gegen das Idol
des Eigentums die Menschen nicht hindert, die kleinsten
Uebertreter des Gesetzes von der Unantastbarkeit des
Eigentums mit tierischer Grausamkeit zu
martern und zu töten; wo die „freien Bürger"
allerlei verdächtige Handelsgeschäfte treiben
und einander auf die grausamste und schamlosere Weise
ausbeuten — in diesen Tagen der ungeheuerlich¬
sten Widersprüche wird das nette Rußland geboren.
Es ist eine schwere Geburt: im tosenden Zusam¬
menbruch der alten Lebensformen, unter den morschen
Trümmern der schmutzigen Kaserne, in der das Voll
dreihundert Jahre lang um Atem rang, in der es s»
gehässig und unglücklich geworden ist." — —
So, wie Gorki damals sah, so ist es noch heute.
Eine Klärung ist nicht eingetreteu. Die Bolschewik^
haben die Herrschaft behauptet, obgleich die Ententgj