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Nr 251
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ammnaasa
-en 2d. Oktober
50. Jahrgang.
191$
Der deutsche Tagesbericht.
Von, den Fronten.
Großes Hauptquartier, 28. Ott. Amtlich. (WTB,
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Stupprecht. Keine größe
reu Kampfhandlungen. Südwestlich von Ternze, oft
Lich von Avelgem. und bei Artres (südlich der Schelde
wiesen wir feindliche Angriffe ab. Bei Säuberun«
einzelner Engländernester bei Famars und Englefon
tarne machten wir Gefangene.
' Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. UebergangD
versuche des Feindes über den Oise-Kanal bei Tu-
pigny wurden vereitelt. Zwischen Oise und Serr«
nahmen wir in vorletzter Nacht unsere in dem vor-
sprtngenden Bogen zwischen Orignh und La Ferte
stehenden Truppen in die Linie westlich von Guise —
östlich von Crech an der Serre zurück. Ter Feind
griff gestern unsere neuen Linien südlich von Guise
an; unter Einbuße zahlreicher Panzerwagen wurde
er abgewiesen. Am Souche-Abschnitt scheiterten am
frühen Morgen erneute Angriffe der Franzosen zwischen
tzroidmont und Pierrepont. Westlich der Aisne fanden
gestern nur örtliche Kämpfe statt. Feindliche Angriffe
gegen unsere auf dem Südufer der Aisne südöstlich
von Nethel und bei Nilly stehenden Truppen wurden
abgewtesen. Auf den Aisne-Höhen östlich von Bouziers
nahm der Artilleriekampf am Abend in Verbindung
mit erfolglosem Angriff des Gegners östlich von Chestres
große Stärke an.
Heeresgruppe Galkwitz. Auf den Höhen östlich der
Maas wiesen wir Angriffe der Amerikaner am Walde
oou Cvnsenvoye und am Ormont-Walde ab. i t
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Tie eingeleiteten Bewegungen wurden planmäßig
lveitergeführt. Südlich von Rudnik und Topola er¬
folgreiche Nachhutkäinpse. Beiderseits der Morawa be¬
steht nur geringe Gefechtsführung mit dem Feinde.
Ter Chef des Generalstabes des Feldheeres.
Reichskanzler Prinz Max vonSa-en über -ie
Rriegsanleihe:
Die neunte Uriegsanleihe muh den un¬
gebrochenen Selbsterhaltungswlllen des
deutschen Volkes zum Ausdruck bringen.
BalLm-KriegssthauPIatz. ,
Bei Alessio an der albanischen Küste Rachhuteu-
kämpfe. — An der mittleren Drina kam es zu Zu¬
sammenstößen zwischen unseren SicherungÄruppen und
starken Banden. (— Das Zurück-rehme» unserer TrnP-
peu in Serbien erfolgte ohne Störung durch' den Gog-
ner. Die Gefechtsfühlung bestand gestern nur nördlich
von Kragujevac. ,^ ^
- K Ter M«f - des G-nmEvbeS.
Der deutsche Abendbericht.
Berlin. 28. Okt. Keine größeren Kämpfe. Südlich
der Schelde, am Oisekanal und am Souche Abschnitt
scheiterten heftige Teilangriffe des Gegners.
Eine große Schlacht in Italien.
Starke Ententetruppen kommen über die Piave.
Wien, 28. Oktober. Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz.
In den Sieben Gemeinden blieb die Kampstütrglett
ws Gegners auch gestern auf einzelne Borstvtze de-
chränkt. die. abgewiefen wurden s;rn,n>bec
Oestlich der Brenta tobt auf 6V Kiwinsrec
Zrontbreite eine große Schlacht. Im Gebrrge »wa¬
chen der Brenta und der Piave scheiterten wieder aNe
ilnstürme des Feindes, mochten sie mit noch so^sta^
Kräften geführt worden sein. Dre südlich der
Zecca an die Italiener verlorene Sternkiippe win«!
m Gegenangriff zurückerol c-r. wobei ein großer ^
>er Besatzung in der Hand unserer Braven blbck.
Ter Bericht' zeichnet Regimenter der ver,chiedensten
Kationen durch tobende Aue : nung «11»-) T
An der Piave hat nach heftiger Art,llert-vor-
bereltung in der Nach zum 27 e E n t e n t c c
»tnocfcftt Bei Baidobbiadene vermochten ,chn»aa>eve
feindliche Abteilu.- -n das linke ltrer zu gewinnen.
iSie wurden zum größten Teile zurückgedrückt. Bei
'Bigolino und Vidoc wurden Uebergangsverfuche durch
mnser Abwehrfeuer zum Scheitern gebracht. — Ab.
wärts von Pidvr gelang es dem Feinde, mit
^stärkere« Kräften den Uedergang zu erzwingen.
Unsere Truppen warfen sich ihm im Gegenangriff ent^
gegen. Abends wurde bei den Dörfern Morrago und
Sernaglia gekämpft. — Gegenüber dem Nordostfuße
Montello blieben die Uebergangsverfuche der Italiener
ohne Erfolg. t— Bon Papadopali aus stießen die Eng¬
länder bis Tezze und San Pole di Piave vor. Die
2—3 Kilometer tiefe Einbruchsstelle wurde durch unsere
um jeden Fuß Boden tapfer fechtenden Truppeii in den
Flanken abgeriegelt. — Neue Kämpfe sind seit heute
früh an der Piave im Gange.
feurige rtshlen aus Wilsons Haupt."
Die 6»*e*tc stckl Rustl«nd verkäste«.
SekbstbefttmmuBKSrecht verlangt di« bolschewiflist^
Regier,rng dem der Entente, und da diese gerade zeW
wieder in so lauten Tönen von der SelbstbestrmmunK
der Völker redet, hat man in Moskau einen Vorstoß
im Sinne der Wilscmschen Prinzipien bet Wrlsrm selbe«
«macht. Laut Ssewernaja Kommuna heißt es ,nernev
Rsre.des bolschewistischen Außenministers, des SpKjH
koamttssars für Aeußere Politik. Tfchitscherin in
s on. welche am 24. Oktober dem norwegischen Attcnye
in MoSttrü ein gehändigt wurd", u. a.: „Als Vorbe¬
dingung für Len Wassenstills ind, während dessew
Friedensverhandlungen beginnen sollen, haben Sie r»
Jtzrer-Rote an Teutschlcmd die Forderung der Räu¬
mung der okkupierten Gebiete gestellt .Wir sind bere-.^
Herr PPräfidertt, unter dielen Bedingungen Wafsensttli-
iand zu schließen und ersuchen Sie, uns in Kenntnis
zusetzen. wann Sie Ihre Truppen aus Murnmntt«
Archangelsk und Sibirien zu entfernen bea»-,
sichtigen ?Sie sind nicht damit einverstanden, ernem
Waffenstillstand zu gewähren, wenn Deutschland beis
»er- Räumung besetzter Gebiete Zerstörungen, Plun--
derungen usw. nicht aufgibt. Wir erlauben uns, daran«
»ie-Folgerung zu ziehen, daß Sie und Ihre Werbung
»eten die Tschechoslowake n anweisen werden, dem
»on ihnen in»Kasan geraubten Teil unseres Goldvor-
;ates zurückzuerstatten und ihnen verbieten werden,
sei ihrem erzwungenen Rückzug ihre räuberischen
Handlungen fortzusetzen und Gewalttätigkeiten an Ar¬
beitern und Bauern zu verüben." . -
Man wird aus. Wilsons Äntlvort gespannt keim
»Men.
"'Die Bolschewiki lassen in Rußland alle nichll
Mstlichen Denkmäler beseitigen, besonders iene de^
rüheren Herrscher._ _
Sammelt Bucheckern!
zur Mderung der ßettgewinnung.
feindliche Brüder.
Roman von Jost Freiherrn von S t e i n a ck.
]9 «Nackdruck verboten.«
„Was verschafft mir diesen seltenen Beiuck!" begann
Otw. ohne ihm einen Stnhl anzupieten. ...
Ter andere schien auch gar nicht auf dreie Höflichkeit gU
reflektieren, sonder» antwortete siebend:
„Das wirst Du sofort in kurze» Worten erfahren, ock
stehe hier als Vertreter der Familie Ranzcnbera und zugleich
als Bevollmächtigter meiner Mutter. Wie Du wohl schon
von anderer Seite erfahren haben wirst, ist das Testament
unseres Vaters oitt eine — vorläufig — noch unerllärUii
Weise verloren yeganrren. Ein elender Dieb und Räuber
bat fick wider Recht und besetz in den Besitz desselben gesetzt.
Du wirst ferner auch wissen, daß Dir unser acmeinschaftlicher
Vater in der letzten Zeit seines Lebens nicht hold gesinnt
wm dab er im Geqentei! Aeusterungen derart aetan bat. Dich
rwllständia z» enterben, wonach er ans Grund der Gesetze
auch durchaus berechtigt war: den Grund wirst Du selber
am besten keinen." „ . ..... . , ,
.Ich weist nicht, was das hier alles soll!" unterbrach
ihn finsteren Blicks der ältere Bruder.
Das wird Dir nleich klar werden" fuhr der andere fort.
D c Staatsanwaltschaft bat die Sache i» die •'-'»»d genom-
mcu und' soll dem vermutlichen Täter bereits aus der Spur
sein Meine Mütter ist nicht dafür, dast die Sacke werter
verwlat wird: sie ist der Ansicht das; es sich mit dein Ansehen
der alten Iamilie nicht verträgt, wenn interne Verhältnisse
an die ^esfentlichkeit aezoqen werden, mit einem Worte sie
möchte, wenn eS möglich ist. icdeS Ansfehen vermeiden, .lirs
d'ekem Grund siebst Du mich auch b^?r und Du wirst Dir
selber sagen können, dast mir dieser Weg nichr gerade leicht
gewoidcn ist"
..Komm zur Sache!" war die kurze Entgeanunii.
Mau konnte cs dem Künstler aniehen. wie seine Erre¬
gung von Minute zu Minute unter den kalten und berech¬
nenden Worten des Bruders wuchs, wie er fick newaltsam zn-
sgmmrnnelnncn mustt: um nicht anfzubrausen.
Also ich will nach dieser notivendigen Elnleitnng zur
Hauptsache übergehen," setzte Hans seine Rede gelassen fort.
„Meine Mutter ist auf jeden Fall dafür, dast Gras über die
dunkle Geschichte wächst, und daß wir selbst unter Lckndiguug
unserer Jntereflen von einer weiteren Berfobauna Abstand
nehmen sollen Es kieste sich bei dem jetzigen Stand der Drnge
wohl noch erreichen, wenn wir eine Erklärung abaeben daß
wir uns dadurch nicht geschädigt fühlen, und dast sich dre
Ausbcwahruna des Testaments, wie überhaupt fflne ganze
Existenz als ein Irrtum herauögestellt hat. Unier Rechts-
beistand. s>crr Justizrat Meinecke, erklärte uns vertraulich,
dast durch gewisse geheime Enthüllnnigen. die er dem Unter-
suchnngsrichter machen würde, das Gericht abaebnlten werden
könnte, sich weiter mit dem Diebstahl abzuacbenr"
Der Maler lachte grell auf.
„Ah ich verstehe " schrie er. „dazu ist weiter nichts nötig,
als dast ick mich selbst als den Dieb des Testaments ausgebe.
Nichit wahr, das meinst Du doch^? Damit ^)hr dann guadtg
den Aotraa zurücknebmen könnt! Sprich nur frei heraus,
dast das Eure edle Absicht ist!"
Der andere Gestalt kleiner als der boch-iewachsene Bru¬
der. iah an ihm vorbei, als er erwiderte: „Davon habe ich
kein Wort bi« setzt gesaat. Das aber wird niemand leugnen
können dast stier nur einer von dem Diebstahl vrosinert.
..Und da« ist Dein Bruder Otto Ranzenberg!" böbnte der
Künstler, „Und daher kann auch kein anderer dre GoN'mte
sein. Haba. es liegt eine aew'5e Logik in d'eier Bewcis-
führuna aber aanz stichbaltig ist ste denn dock nickt. Uno
sch will den Richter sehen der dieses Bewejsmaterral hin
eine» unbescholtenen Menschen vor die Barre zitieren wird.
„Unbescholten?" wicderbolte Hans, dock in Anbetracht
des "furchtbaren Blickes, de» ihm der Stleibruder zuwarf,
wagte er keinen Ton mehr hervorzubrinaen.
Nun also, heraus mit der Sprache." apostrovhiexto ihn
der Bruder „was sür Vorschläge hast Du mir iw Namen
Deiner Familie zu macken?"
„Nack dem verloren aeqanaenen Testament wärst du setzt
ein Bettler, aibst Du das zu?"
„Möglich, möglich auch nicht. Ich habe darüber kein
H vtctl
„Ein KweUel 'st '» diesem Jolle ansacschlosfen!" tagte
Hgns mit Bestimmtheit. „Du wärst also ein Bettler. Jetzt.
nachdem das Testament nicht mehr- existiert, würden natur-
lick auch die darin enthaltenen Bestimmungen null und nrch-
tia sein Wenigstens vorlänfig. denn wir würden selbstver¬
ständliche gegen die Erbfolge, wie sie nun ßartzufinden hatte,
sofort Einspruch erheben und zwar, wie unser Recktsanwakr
behauptet, mit sicherem Erfolg. Für Dich wäre also auch
bei der jetzigen Sachlage nicht viel gewonnen wahrend Du
bei einem Fortgang der strafrechtlichen Angelegenheit sehr
viel zu verlieren hättest." ' .
„Mach keine langen Abschweifungen, sage endlich Deine
Bedingungen!"
„Also kurz denn: Wenn Du aus das Dir unter den
sctziaen Verhältnissen zustehende Erbteil Verz'ckt lecstest, so
bin ick bevollmächtigt, Dir eine Abfindungssumme von
Mark anzubieten. Ferner verlangen wrr aber, satt
Du Deinen Wohnsitz aus dieser Stadt verlegst, da ^n doch
begreifen wirst, wie unangenehm im hächsten Gradc unser
verwandtschaftliches Verhältnis in der Gesellschaft empfup-^
den wird, und z» welchen uns insgesamt komvrom,ttior.v-
den Erörterungen dies bei den Leuten iuhrt. Also, wynn
Du mit unseren Bedingungen einverstanden b's . io »olU»
wir einen Termin bestimmen, wmin wir bei ddw-Just'zrat
zuiam.meniressen wollen, der einen sormlrchen »unttakt auf¬
setzen wird. Wir werden in Frieden scheiden, und das wird
zu unser aller Bestem dienen."
„Bist Du nun fettig?" fragte ihn mit eiiimr Ruhe der
Bruder, als er innehielt.
„Ja. das war alles."
Nun so laß Dir sagen und sage es Deiner ganze.»
Sippschaft" schrie setzt der Maler los. sein Kops war ganz
rot geworden, „das- ich über En re n cttcn R ed. narnig en »nr
lacken kann- Jbr wollt mrr drohen? Mn we.chcm Rem .
Wei' Ihr a»s den Verdacht pocht, den Ihr selbst ae-.en mcch
anacreat habt! Nun denn, ick erwarte Eure Bewene. nrrd
ich ücharipte schon letzt: Ihr könnt mir nickt das Geringste
Nachweisen! Mick ans der Stadt verbannen, in der av-
boreu und ansgewochlcn bin in der ich meine ersten
errungen bal>e. das ist eine ilnversckämtbeit. die nur in dem
Hjrn eines Ranzeubergs junior entsteben kann."
sFortsetzung solgt «