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I
Nr. 265
Freitag, den 15. November
50. Jahrgang.
1418
Bekanntmachung
,1. Der Zentral-Arbeiter- uüd Soldatenrat für den Be¬
reist, des 11. Armeekorps handelt mit dem stellv. General¬
kommando im vollen Einvernehmen. Alle Soldatcnräte
müssen den Weisungen der Borgesetzten und den Militär-
-ienstbefehlen, die erlassen werden, unbedingt Folae leisten.
Der schnelle Gang der Demobilmachung kann sonst nicht
gewährleistet werden. Kohlenverforgung und Bolksernäh-
runa bricht sonst zusammen.
2. Urlaub darf nur von den Vorgesetzten Dienststellen
und bis auf weiteres nur in begründeten Ansnabmefällen
und nur im Einverständnis mit den Vertrauensleuten der
Soldaten erteilt werden. Grund der Maßregeln sind die
augenblicklichen Berkehrsverhältnisse.
3. Der nach den Standorten des 11. A.-K. gewährte Ur¬
laub wird allgemein bis zum 30 November 1018 verlängert.
Eine Urlanbsverlängerung für den einzelnen erübrigt sich
daher. *
4. Alle nicht beurlaubten Militärpersonen haben ord-
nungSmähig Dienst zu tun. In jedem Standort werden die
beurlaubten Militärpersonen ersucht, sich den betr. Garnii'on-
kommandos zur Verteilung auf die Truppenteile und Be¬
hörden zur Verfügung zu stellen. In dem ietzt sehr um¬
fangreichen Wach- und Arbeitsdienst ist jeder Mann erfor¬
derlich.
Cassel, den 13. November 1018.
Der Arbeiter- und Saldateurat 11 A.-K.
gez.: Grzesinski.
Bon Seiten des stell». Generalksmmandas
Der Chef des Stabes
«ez.: v. Tettau. Generalmajor.
Wird veröffentlicht.
Zusatz zn Ziffer 4.
Dem Soldatenrat ist es sehr erwünscht..dan sich beur¬
laubte Militärpersonen zum Wachtdienst usw. zur Berfü-
guna stellen. Anmeldungen können in der Kaserne (Ttabs-
gekävde), Zimmer Nr. 46/47, erfolgen.
Ta es nicht ausgeschlossen ist. das; Unbefugte sich als
Soldatenräte ausgeven. hat der örtliche Soldatenrat seine
Mitglieder mit Ausweisen versehen. Die Ausweise tragen
die Unterschriften der beiden Vorstände und bis zum Ein¬
treffen des eigenen Stempels den Dienststemvel der Ersatz-
Abteilung.
Fulda, den 14. November 1818.
Der Vorstand des Goldatenrates
gez.: B echthold. gez.: Niem euer.
Die Lebensmittelversorgung Lurch
die Entente.
Haag, 14. Nov. Hollandsch Nieusbureau meldet aus
Washington vom 13. Nov.: Der schweizerische Geschäfts¬
träger in Washington übermittelte dem Staatssekretär tz a n¬
sing folgendes Telegramm des deutschen Reichs¬
kanzlers:
„Die deutsche Regierung bittet den Präsidenten der Ver¬
einigten Staaten, dem deutschen Reichskanzler drahtlos mit-
zutcilen, ob er damit rechnen darf, daß die Regierung der
Vereinigten Staaten bereit ist. ohne Zeitverlust Lebens¬
mittel nach Deutschland zu schicken, falls die öf¬
fentliche Ordnung in Deutschland anfrechterhalten werde
und eine gerechte Verteilung der Lebensmittel verbürgt sei."
Hierauf hat Staatssekretär Lansing geantwortet:
„Ich wäre Ihnen siehr dankbar, wenn Sie folgende Ant¬
wort der deutschen Regierung zukommen liehen: In einer
gemeinsamen Sitzung der beiden Häuser des Kongresses hat
der Präsident der Vereinigten Staaten am 11. November
mitgeteilt, dass die Vertreter der assoziierten Reaierungen in
der Sitzung des Obersten Kriegsrates in Versailles durch
einstimmigen Beschluß den Völkern der Zentralreiche die
Bersichernug gegeben haben, daß unter den aeaenwärtigen
Umständen alles, was möglich ist, getan wird, um diese
Völker mit Lebensmitteln zu verso racn und
die ungeheure Not. die an vielen Stellen Menschenleben
bedroht, zu lindern, und daß sofort Schritte unternom¬
men werden, um diese Hilfsvcrsuche in der gleichen systema¬
tischen Weise zu organisieren, wie dies im Falle von Vel¬
gen geschehen ist. Weiter hat der Präsident keine Ansicht
dahin geäußert, daß es durch die Benütznna der still¬
liegenden Tonnage der Z c n t r a l m ü ck t e gcgen-
wärtia möglich sein müsse, die leidende Bevölkerung von der
Angst vor dem bergroßem Elend zu befreien, so daß sie
ihre Vernunft und ihre Tatkraft für die weiteren Aufgaben
des politisäien Wiederaufbaues zurückgewinnt. Tesbalb hat
der Präsident mich beauftragt zu erklären, daß er gewillt
sei. die Ansschickung von Lebensmitteln nach Deutschland im
günstigsten Sinne zu erwägen und diese Angelegenheit so¬
fort den alliierten Regierungen anheim zn stellen unter
der Bedingung daß nachweislich in Deutschland
die öffentliche Ordnung besteht und s o r t b e -
stehen wird und daß eine gerechte Verteilung der Lebens¬
mittel nachweislich garantiert werden kann.
Genehmigen Sie bitte den Ausdruck meiner erneuten
Hoclmchtung. Robert Lansing."
Sturz der vqnaftirn.
Thronverzicht des Königs von Bayer«.
lWTB.i München, 13. Nov. Die Korrespondenz Hoff-
mann meldet amtlich: Thronverzicht Ludwig II.
München, den 13. Nov. 1818. Dem Ministerium
Volksstaates Bayern ging folgende Erklärung zu:
Zeit meines Lebens habe ich mit dem Volke und für das
Volkgearbeitct. Die Sorge um das Wohl meines aeliebten
Bayerns war stets mein höchstes Streben. Nachdem in¬
folge der Ereignisse der letzten Tage ich nicht mehr in der
Lage bin, die Regierung weiter zu führen, stelle ich allen
Beamten, Offizieren und Soldaten die Weiterarbeit unter
den gegebenen Verhältnissen frei und entbinde sie des mir
geleisteten Treueides.
Anis, den 13. Nov. 1918. Ludwig.
Auf diese Kundgebung wurde folgendes geantwortet:
Ter Mini st errat des Volks stuates Bayern
nimmt den Thronverzicht Ludwig III. zur Kenntnis. Es
steht dem ehemaligen König und seiner Familie nichts im
Wege, sich wie jeder andere Bürger frei und unanaestatet in
Bauern zu bewegen, sofern er und seine Angehörigen sich
verbürgen, nichts gegen den Bestand des Volksstaates Bayern
zu unternehmen.
Ter Ministerrat des Volksstaates Bayern:
Kurt Eisner, Bauer, v. Frauendorser, Iaffe,
Roßhanpter, Timm, Unterleitner.
:: eine Thronentsagung. Herzog Karl
Eduard von Sachsen-Koburg-Gotha hat Donnerstag
dem Throne entsaat.
war geht mAalien vor?
lWl Bern. 14. Nov. Wie der „Corrtere della Sera" er¬
kennen läßt, wird in Mailand seit 10 Tagen kaum noch ge¬
arbeitet, obwohl die Arbeiterschaft durch die Arbeiterkammer
zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgefordert wird. Es seien
jedoch nur vereinzelte kleinere Zwischenfälle zu bekla¬
gen. — Nach Nachrichten des „Secolo" sollen von der Mai¬
länder Arbeiterkammer unter Führung von Curattis zwecks
Wiederansnahme der Arbeit folgende sogleich zu erfüllende
Bedingungen erfüllt werden: Amnestie für alle volitisch Ver¬
urteilten, Aufhebung der Zensur und Wiederherstellung der
Versammlungsfreiheit. — „Unione Jtaliena di Lavoro" ver¬
langt von der Regierung, daß sie sofort, die anfangs des
Krieges den Arbeitern gemachten Versprechungen erfüllen
soll. Als solche werden erwähnt: Der Achtstundentag, Min¬
destlohn. soziale Versicherung. Neuwahl des Parlamentes,
absolute politische Gleichheit. Nur unter Gewährung dieser
Garantien können die berechtigten Kümpfe um die Freiheit
in geordnete Bahnen gelenkt werden. Selbst in den füh¬
renden Mailänder Blättern „Corriere" und „Secolo" ver¬
treten in Leitartikeln einzelne Teile diese Forderungen.
„Corriere della Sera" verlangt von der Regieruna entschlos¬
sene Herbeiführung sozialerReformen. Die sozialen Neuerun¬
gen müssen geordnet vor sich gehen und dürfen sich nicht
revolutionär vollziehen. Der „Secolo" bedauert daß das
italienische Parlament nach dem Siege nicht sofort einbe¬
rufen wurde und hofft, daß sich der Bolschewismus für das
siegreiche Italien vermeiden lasse. Er fordert die sofortige
Abichaffnna der Zensur Amnestie für die politisch- und mili¬
tärgerichtlich Verurteilten.
Die Neubesetzung der Reichsamter
Berlin. 18. Nov. Amtlich. Nach dem Beschluß des
Rates der Volksbeanftragten find die Reichsämter wie folgt
besetzt worden: Auswärtiges Amt: Dr. Sols. Reichsschatz¬
amt: Schiffer, Reichswirtschaftsamt: Dr. Aua. Müller,
Reichs amt für wirtschaftliche Demobilisatiou: Dr. Kontb.
Kriegscrnäfirungsamt: Emannel Horn, Reichsarbeitsamt:
Bauer, Kriegsministerinm: Scheuch. Rcichsmarineamt:
o. Venn. Reichsjustizamt: Dr. Krause, Rcichsvostamt:
R « c d l i n.
Ferner gehören den Reichsämtcrn als Uuterstaats-
sekretäre an: Auswärtiges Amt: Dr. David. .Kriegs-
ernährnngsamt: Robert Schmidt, Reichsarbcitsamt:
G i e s b e r t s.
Als Beigeordnete werden den Nnterstaatssekretären zur
Seite gc.geb««: Auswärtiges Amt: Karl Kants kn. Reichs¬
schatzamt: Ed. Bernstein. ReichsmirtichastSamt: T". Erd¬
mann- Köln Reichsamt ttir wirtschaftliche Dcmobilisation:
Büchner nnd Schumann. ReichsarheitSamt: Jäckel,
Krieasministerinm: Goebre nnd Deirmich. Reichs-
narineamt: Noskc nnd Voigtherr. Ncichsiustizamt:
Dr. Oskar E o b n.
Staatssekretär Errherger wird gemeinsam mit dem
Ansmärtiqe« Amt dse Fr i ede n s o " r st a n dk n n a e n
einseste«.
Weaen der Veftbnng des Reichsamt des Innern schwe¬
ben noch Verbandlnnaen.
Deutsche Flugzeuge in der Schweiz.
lWTV.i Vcrn. 14. Nov. Schweiz er Ufte Deveschenagen-
tnr. Gestern landeten in der Schweiz 10 deutsche F l n g-
zenge. Zwei giwien bei Schaffhanscn. drei bei RapvertS-
vyl. zwei bei Benken (Zürichs zwei auf dem Flnavlatz Dü¬
bendorf nnd eines bei Oberau im Thurgau nieder.
Die bürgerlichen Parteien.
Zaghafi«s HeTvsnPmmwe« &ctrüi«mertoV
: ' - Kmsteiwett.-.!, ck
, Die bürgerlichen Parteien find durch die RöÄoS
lutron schnell und allgemein aus dem öffentlichen
hieben verscheucht worden. Der Reichstag wäre nie "
knsammenzudringen gewesen, selbst wenn das Prcrff-.
dinm sich noch so entschiedene Nttche gegeben hätte.
fBeriwt wars den PMtrtern nicht so besonders wW
su. Mute, und darum-zogen sie fichPnier ihre Heimat-,
firteresjen zurück. Sv fanden sich in Berlin nur Keine
Gruppen in Gestalt von „Fraktionen" zusammen.
- Und was tun? In diesem Punkte waren die in
verlrn anwesenden Grüppchen nicht im Reinen. Sie
verhandelten zaghaft untereinander und zwischen-
»inander, zu jedem Beschlüsse fehlte jeder Gruppe Füh¬
lung untereinander, und daneben horchte man eifrig
iur Regierung der Ebert und Haase hinüber, um von
fort her Grundlagen für weitere Beratungen zu finden,
plan traute sich vvr allem in den ersten Tagen nicht
Nit Aufrufen an die .Parteigenossen heraus. Erft als
pan einsah, daß es gar nicht anders ging, kam cun
lstitrwvch der Aufruf des Zentrums und am gleichen.
Abend auch der der Rat iv na lli be ra l en. Zm
gründe decken sich beide: beide verlangen Mitarbeit
Kr Erhaltung oder Wiederherstellung der Ordnung.
w nationalliberale aber hat auch, eine Spitze gegen
sie neue Regierung:
„Auch das deutsche Bürgertum wünscht ^ine grund¬
legende Neuordnung unserer verfassungsmäßigen Zustände
Es Ist sein fester Mlle, mit allen Kräften weiterhin an,
her Schaffung eines wirklich demokratischen Staates mitzu-
«rbeiten. Wahre Freiheit aber ist ohne volle Gleich¬
berechtigung aller Glieder des Volkes undenkbar
imd bedarf zu ihrer Sicherung staatlicher Ordnung. An
Stelle des deutschen Reichstages kann daher nur eine
aus allgemeinen, gleichen, geheimen nnd direkten Wahlen!
hervortretende konstituierende Rationalversamm-'
lung treten.
Wir fordern daher.die Aus s chreivung von Wah¬
len zu einer konstituierenden Nationalversammlung, sobald
Ille Wähler in der Lage sind, ihre staatsbürgerliche j
Wahlpflicht zu erfüllen.
Daneben behandelt er dennoch die allgemeine
Lage:
> „Bis dahin mutz es für alse, die sich zu unserer,
Partei bekennen, ein selbstoerständliches Gebot sein,
auf ihrem Posten zu verharren und alles daran zu,
setzen, weitere schwere Schädigungen von unserem Vater-,
lande fern zu haften. Der Krieg und sein trauriger
Ausgang haben dem deutschen Volk so ungehenre Lasten
auferlegt, daß sein Zusammenbruch nur durch ein ge¬
ordnetes Ueberieilen des staatlichen und Wirtschaft-
lichen Lebens in Len Frieden verhindert werden kann.
Den Nationalliberale.n in Stadt^und Land ist daher der
Weg vorgeschrieben, insbesondere verlangen es die
gegenwärtigen Verhältnisse, daß alle zu Unserer Partei
gehörigen Beamten und Landwirte der provisorischen
Regierung mit allen Kräften bei ihren Bemühungen!
beistehen, den geordneten Gang der staatlichen Ge¬
schäfte aufrecht zu erhalten und die Ernährung der
Bevölkerung zu sichern.
Tie provisorische Regierung selbst aber wird ihre
Aufgabe nur in einem engen Zusammenhang mit dem
deutschen Reichstag erfüllen können, dessen Mitglieder,
bis zur Wahl der Nationalversammlung selbst des-
deutschen Volkes frei gewählte und aeordnete Ver¬
treter bleiben." > ! -—
Aeber die Demo-ilisation
wird in einem Berliner Blatte, das enge Fühlung
mit der Scheidemann-Gruppe hat, folgendes vermutet:
„Die Zurückführung der Truppen ist nicht gceich-
bedeutend mit ihrer Demobilmachung. Zwar wol-!
len wir den Kampf nicht weiter führen, sind dazu auch
gar nicht in der Lage, so daß lediglich von dem Ge¬
sichtspunkte der Sicherheit einer Entlassung der Mann¬
schaften aus den besetzten Gebieten heraus keine Be-s
denken entgegenstünden, aber es ist dies aus tech-,
nischen Gründen unausführbar, weil dazu eine viel
längere Zeit erforderlich wäre und die Transports
zahlreicher und schwieriger würden. Zunächst handelt!
es sich nur um die Zurückführung des geschlossenen!
Feldheeres in die Gegend östlich des Rheins.
Die Demobilmachung kann sich erst daran anschli«4
ßen als zweiter Abschnitt des Neberganges in defi
Friedensstand. Aber der Abtransport erfolgt nicht un-r
ter dem Zeichen eines neuen Apfmarsches und Fort4
setzung des Kampfes, sondern als Vorbereitung des!
Friedens. Deshalb brauchen die Truppen auch nicht
geschlossen hinter der Rheinlinie zusaminengehalteit
zu werden, sondern können schon gruppenweise
über das Hinterland verteilt werden, wobei für diq
Wahl der Bezirke die UnterkunftSverhältnisse, Ver»
vflegungsrücksichten und disziplinäre Gründe maß4
gebend sein werden.
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