Die politischen Umwälzungen
unö die Donau-Piäne.
Von Franz Woas, Wiesbaden.
So bedeutsam und zum Teil bedenklich auf den ersten
Klick die politischen Ereignisse erscheinen, die sich im näheren
Osten vollzogen haben und die weiterhin noch dtloüen. so wird
man sich in Deutschland dennoch nicht darin beirren lassen,
die vielfachen Kanalpläne. die man bisher verfolgte, auch
weiterhin zu verfolgen.
Ohne allen und jeden Einfluß können solche staatsnm-
wälzende Ereignisse freilich nicht bleiben: sie mögen vielleicht
f. die Mittel und Wege umgestalten. welche man bisher im
Arge hatte — die Ziele aber bleiben nach wie vor unverrückt:
und diese gehen bekanntlich darauf aus, und den näheren
Osten vermittels der Donau und deren Kanalanschlüsse noch
näher zu bringen.
Was ist schließlich auch viel an den Verhältnissen, um
die es sich handelt, geändert worden? Was kann viel an
weiteren Aenderungen eintreten, soweit sie geeignet sind, auf
das Wesen der angestrebten Verbindung einzuwirken?
Fm Grunde genommen handelt es sich bei den vorliegen-
? den Kanalplünen durchaus nicht um politische, sondern um
wirtschaftliche Dinge. Die politischen Verhältnisse kom¬
men erst in zweiter Linie in Betracht. Abznleugnen ist es
ja nicht, daß das ganze Vorhaben sich für uns zu erleichtern
schien dadurch, daß neben den wirtschaftlichen Beziehungen
auch solche von politisch freundlicher Ngtur Vorlagen. Die
politische Freundschaft, die Bundesgenossenschaft mit Bul¬
garien gab dem Vorhaben selbstverständlich einen starken
Rückhalt: aber daß das eigentliche Wesen der Verbindung
mit Bulgarien damit getroffen worden sei. wäre verkehrt
anzunehmen. Entscheidend ist hier vielmehr das gegenseitige
wirtschgftliche Bedürfnis, und in dieser Beziehung kann nur
festgestellt werden, daß die Dinge im großen und ganzen
so bleiben wie sie waren: Bulgarien wird nach wie vor bei
scirer ganzen Lage zu Mitteleuropa darauf angewiesen sein,
/eine Bedürfnisse an Industrieerzengnissen vornehmlich aus
Oesterreich-Umgarn und ans Deutschland zu beziehen: letztere
Länder aber darauf, aus Bulgarien einen großen Teil Lan¬
deserzeugnisse heretnzuholen. und damit bleibt die Vorbe-
divgung für die bessere Ausbildung des Donauweaes nach
wie vor bestehen.
Es soll nicht abgeleugnet werden, daß man sich auch bei
uns in Norddeutfchland unter dem ersten Eindruck der be¬
trübenden Nachrichten einer gewissen Schwarzseherei über¬
ließ: ober diese Einwirkung ist inzwischen wohl so gut wie
völlig überwunden: die alten Plgne werden in altem Eifer
werter verfolgt. Ja, in die Hand .genommen werden, weil
cs gerade durch die Leichtigkeit, womit ein politischer Wechsel
solcher Art sich offensichtlich vollziehen kann, aller Welt klar
geworden ist. daß es um so notwendiger ist alle wirtschaft¬
lichen Beziehungen erst recht ans die allersichersten Füße zu
stellen, wie dies von der verbesserten Donau mit voller Be¬
stimmtheit zu erwarten steht.
Daß uns die Donau nicht etwa politisch verschlossen wer¬
den kann, daß sie vielmehr „frei" bleibt, wie sic cs zum Glück
wurde und ist — daran halt bei uns zu Lande alles ent¬
schieden feit und somit ist auch an der Grnndlaae für die
schwebenden Pläne nichts geändert.
Nun könnte aber vielleicht auch noch der Umstand Be¬
denken errgaen. daß an dem Bestände Oesterreich-Unaarns so
stark gerüttelt wird. Aber selbst gesetzt den schlimmsten Fall,
daß das Reich sich wirklich in seine verschiedenen BolkSbe-
standteile zerlegt, fo 'kann dies in wirtschaftlicher Hinsicht
an sich qewiß.nicht als ein ausdrückliches Unheil angesehen
werden. Die bisher obwaltendem Zwietracht im Rahmen des
alten Oesterreich-Ungarns hat die wirtschaftlichen Zustände
der einzelnen Länder ganz gewiß eher benachteiligt als ge¬
fördert Vielleicht folgt nun ein besonders wirtschaftliches
Aufblühen dieser Länder. Da käme es ganz zu recht, wenn
ihnen allen c»n so kraftvoller Verkehrsweg geschaffen würde,
wie man ihn in der neuen Donau mit allen deren Anschlüs-
fen schaffen will.
Nicht ausgeschlossen erscheint es bei alledem, daß die deut¬
schen Teile Oesterreichs einen engen Anschluß an Deutsch¬
land suchen, einen engeren als er jemals bisher in Aus¬
sicht stand.
Um wieviel würde nun gar in diesem Falle das neue,
soviel größere Deutschland an wirtschaftlicher Kraft gewin¬
nen! Und damit würden alle unsere Bestrebungen, die ia
'darauf lstnauslaufen. Deutschland und Oesterreich ans so
recht innige sssfeise.wirtschaftlich miteinander zu verschmelzen,
erst ihren allertiefsten Sinn bekommen!
TagesMKkgkeiLM.
Forderungen des „Daily Telegraph".
London, 2. Dez. Zeitungsstimmen über die Rede
Lloyd Georges. „Daily Telegraph" schreibt:
Weit davon entfernt, irgendwelche Schwäche in der Forde¬
rung von Entschädigungen zu zeigen.. erklärte Llond George,
Deutschland müsse für die Kosten des Krieges bis an die
Grenze seiner Leistungsfähigkeit zählen: alle
Millionen, die es aus den Banken gestohlen oder in Form
von Kontributionen erhoben hat, alle Schuldverschreibungen
und Wertpapiere, die es verschleppte, alle Millionen Pfund
an Maschinen die es aus französischen und belaischen Fabri¬
ken wegaenommen hat. Uebcr alle diese Werte wird eine
genaue Rechnung präsentiert werden, aber das ist nur der
Beginn der Abrechnung. Die Kosten für den Wiederaufbau
aller französischen und belgischen Städte und Kathedralen,
Kirchen. Museen, Schulhäuser und Lüden die mit Waren
roll gestapelt waren, kommen hinzu. Deutschlands
Nerven werden wahrscheinlich z u s a m m e n b r e-
cken wenn cs sich der Rechnung gegenübersieht, die in bar
bezahlt werden muß. Sie ist so groß daß sie niemals voll¬
ständig bezahlt werden kann. Aber wir sind zufrieden mit
dem Wort des Premierministers, daß es sie bis an die Grenze
feiner Leistungsfähigkeit zahlen muß Noch eine andere
'Rechnung ist von denen zu zahlen, ivelche die Gastfreund¬
schaft Großbritanniens so schwer mißbraucht haben. Der
Premierminister sprach so. als ob die Negierung entschlossen
sei. die Tore vor der sofortiqen Wiederkehr der
Betroffenen zu verschließen, und hier zeigt er
sich wieder getreuer Interpret des nationalen Gefühls. Am
meisten zufrieden ist die Zeitung mit der Mitteilung, daß die
Urheber de? Krieges vor den Richter gebracht werden. Das
bedeutet ziveiscllos, daß die Alliierten von Holland vw-langen
werden, den Kaiser a n s z u l i e f e r n . damit er sich gegen
die Anklagen verteidigt die gegen ihn erhoben werden. Wir
sind sicher, fährt daS Blatt fort, das Gefühl des ganzen eng¬
lischen Volkes wiedSrznaeben. wenn wir erklären, daß die
kiese Freude und Dankbarkeit über den Sieg ibm vergällt
fein würde wenn nicht diejenigen die für da? Mgrtnrinm
der englischen Kriegsgefangenen verantwortlich sind auch ab-
«rnrteilt würben. In diesen Fragen kenne,, wir kein Er¬
barmen. Die Welt wird nicht wieder beruhigt sein, ehe nicht
die deutschen Generäle und alle Kommandanten, welche die
Gefangenen mißhandelten, aus ihr verschwunden sind.
Rückmarsch der Armee v. Eberhardt.
Neuwied, 2. Dez. Der Hauptteil der von General von
Eberhardt befehligten 1. Armee in Stärke von 180000
Mann und 60000 Pferden, die früher dem verstorbenen
General Fxitz von Belvw unterstand, ist in unmittelbarem
Anmarsch an den Rhein bei Neuwied. Regimenter der
1. ostpreußischen Division Armeegruppe sBörnei überschrit¬
ten gestern den Rhein auf der neuen Eisenbalmörücke bei
Engers und auf der Schiffbrücke zwischen Weißenthiurm
und Neuwied. Bor einigen Tagen war die Gardekavallerie-
Schützendivision, die die letzten schweren Kämpfe bei Laon
mitgemacht hat. hier eingetroffen und ist nach Westerburg
weitermarschiert. Alle Truppen befinden sich in b ester
Ordnung und zeichneten sich durch vortreffliche Hal¬
tung aus. Die weiteren Divisionen der Armeegruppen
Börne und Lindequist. unter anderen die 8. bayerische und
80. Reserve-Division, werden in diesen Tagen hier eintreffen.
Das General-Kommando der 1. Armee mit General der In¬
fanterie v. Eberhardt hat im fürstlichen Schloß Wied Wohnung
genommen. Den Truppen wurde auf dem Durchmarsch durch
die reich beflaggten und geschmückten Straßen von der Ein-
wrhnerschaft ein herzlicher Empfang bereitet.
Eisner-Krise.
lW.s München, 2. Dez. Die Situation der bayeri¬
schen Regierung hat sich unter dem Einfluß der Vor¬
gänge der letzten Tage soweit zugespitzt, daß man bereits von
einer Eisner-Krise sprechen muß. Der Ministerrat ist
gegenwärtig zu einer Sitzung versammelt, in der es vielleicht
schon zu einer die Lage klärenden Entscheidung kommt. Be¬
zeichnend ist, daß Friedrich Wilhelm Förster, der bayeri¬
scher Gesandter in der Schweiz ist, in einer längeren Zu¬
schrift an die „Münchener Post" entschieden von Eisner ab¬
rückt. — Unter der Ueberschrift „Kurt Eisners Stel¬
lung erschüttert!" schreibt die „München-Augsburger
Abendzeitung": Niemand anders hat die Stellung Kurt
Eisners erschüttert als er selbst. Er war cs selbst, der den
demokratischen Boden in seinen Handlunaen verlassen bat
und Macht vor Recht. Eigenbrvdekei vor Demokratie gehen
ließ Er hat gegen die Relchseinhcit sich versündigt, und weil
er dadurch Bayern aufs schwerste gefährdet hat. darum ist
seine Stellung als Ministerpräsident erschüttert. Der Mini¬
sterrat muß lieber heute als morgen Kurt Eisner zu ver¬
stehen geben, daß seine Zeit a b g e l a n f e n ist, wenn
Bayern und dem Reich nicht noch Schlimmeres widerfahren
soll.
München. 2. Dez. Der bayerische Ministerpräsident ist
im Nationaltheater in München bei einer Revolntionsfeier
regelrecht anSgepfiffen worden und dazu von einer geladenen
Zuhörerschaft. Die Zuhörerschaft bestand ans heimaekehrten
Soldaten und Hoch- und Mittelschülern.
Bewachung der deutschen Gesandtschaft.
Wien. 2. Dez. Infolge der letzten Ereignisse in War¬
schau wird die dortiae deutsche Gesandtschaft von einem Zug
Soldaten mit zwei Maschinengewehren bewacht
Verschmelzung Serbiens mit Montenegro.
Prag, 2. Dez. DaS tschecho-slowakische Prefsebureau
meldet aus Podgorica in Montenegro vom 20. 11.: Die große
montenegrinische S k u p s ch i n a beschloß einstimmig,
König Nikolaus und sein Haus abzusetzen und Mon¬
tenegro unter König Peter mit Serbien zn vereinmen.
Clcmcncea« in London.
Zürich. 2. Dez. Ans London wird gemeldet. Clemen-
cean ist in London angekommen, um mit dem englischen
Kabinett Besprechungen über die Firiedensbedinäungen zu
pflegen. Er ist von Marschall Foch begleitet. Bei seiner
Ankunft wurde er am Bahnhof von Lloyd Georae empfan¬
den. Der Aufenthalt Clemenceaus in London dürfte etwa
acht Tage dauern.
* Wilsons Enropafahrt.
Bern. 2 Dez. Der amerikanische Presiedienst in der
Schweiz meldet ans Washington: Präsident Wilsons
Borbereitnngen, um die Friedenskonferenz zn besuchen, sind
vollendet. Er richtet sich anfangs nächster Woche auf dem
Linienschiff „George Washington" ein. Das Personal der
amerikanischen Delegation wird wahrscheinlich bekannt gege¬
ben werden, wenn der Präsident bei der Eröffnung des
Kongresses am Montag oder Dienstag seine Rede balten
wird. Es wird eine Marinebeiatznua an Bord des „George
Washington" sein und mehr als 10 000 Offiziere und Mann¬
schaften werden sich im Schntzgeleit befinden dem auch das
Dreadnought „Pensylvania" und andere Schiffe der Flotte
angehören werden.
flm Sts.Lt, provitH u. KachbarseölsL«
Fulda, den 3. Dezember 1018.
§tadiverordneten-8itzung.
G F n l d a . den 3. Dezember 1018.
An der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversamm¬
lung nahmen 23 Mitglieder' teil. Der Magistrat war ver¬
treten durch die Herrein Oberbürgermeister Dr. Antoni und
Beigeordneten Fritz Den Vorsitz führte Herr Stadtverord¬
netenvorsteher Iustizrat Rang.
1. Einsetzung einer Kommission zur Prüsnna der An¬
träge auf Bewilligung eines Darlchns ans der Kriegshilss-
kasie des Hessischen Bezirksnerbandes und Wahl von 3 Stadt¬
verordneten als Mitglieder derselben. Der Referent Hem
Si mm er führt ans. daß diese Kasse, der beträchtliche Mittel
zur Verfügung stehen, den Zweck verfolge in Rot geratenen
Kriegsteilnehmern oder durch den Krieg geschädigten Ge¬
werbetreibenden pv. Darlehen bis zum Betrage von 2000 Mk.
gegen niedrigen Zinsfuß zn bewilligen. Den gleichen oder
ähnlichen Zweck verfolge der Bürirerbilfsfond« von 100 000
Mark de,, die Stadt Fulda errichtet hohe. Er schlägt als
Mitglieder dieser Kommissions Krieashilfs kaffe und Bttr-
aerh'lfssondss die Herren» S»rkel Rsch. Hausmann und
Kaufmann Göller vor Der MagistratSantrng wird ange¬
nommen.
S. Erwerhslosenkürsarao Nach den einleitenden Ans-
sührnnaey de? Herrn Oberbürgermeisters ist die Erwcrb«-
losens'nferne eine neue Sache, ein' Muß. Bon den ent¬
stehenden Kosten übernehme das Reich 6/12. der Staat lin
diesem Fgffe Nrensienl »/12 die Stadt übernehme den Rest
von 2/12 Dm Fürkorae trete- nur ein. wenn tatsächlich
nirg"nda Arsicit fer den Nachstichenden zu erhalten fei.
Der Nachtiichende müsse alle ilrbeit — auch außerhalb —
annebwen. Leicht sei e? den Dirückebergern und Simulan¬
ten nicht aemacht. Der K>crr Oberbüraermeister holst, daß
Erwerbslosiakeit in größerem Umfange nicht eintrete, doch
sei dies bei dem herrschenden Mangel an Rohstoffen unS
der Kohlen not nicht ausgeschlossen.
Der Referent Herr W e tz n e r bringt hierauf die vom
chem Magistrat nach dem bezüglichen Gesetz erlassene Ver¬
ordnung zum Vortrag. Danach sind für den erwerbslosen
Haushaltsvorstand 4 Mark pro Tag vorgesehen, für andere
erwerbslose selbständige Per, - für den Tag 2,50 Mark
uni, für Haushaltsangehörige 1,20 Mark bezw. 0,70 Mark,
lieber etwaige Meinungsverschiedenheiten oder Srritigkeiten
bestimmt erstlich der Fürsorgeansschuß. Die Versammlung
g'vt der Vorlage nach etwa einstündiger Debatte ihre Zu¬
stimmung.
3. Kenntnisgabe einer Anordnung der preußischen Re¬
gie rang setr. Er-chnzungswahlen zur Stadtoerordueten-Ver-
sammlung.
1 Nachmeisur-g über die Wasser- und Gasabgabe im
2. Vierteljahr 1318.
5. Mitteilung des Elektrizitätswerkes betr. Nichterhe-
bnng des Warenumsatzstempels von den Verbrauchern.
«. Mitteilung des Ergebnisses der Besichtigung des Elek¬
trizitätswerkes.
Diese 4 Punkte der Tagesordnung wurden zur Kenntnis
genommen.
*
Hohe Strafe. Das Schöffengericht in Neuhof verurteilte
einen Landwirt aus Opperz wegen Hinterziehung von Brot¬
getreide zu einer Geldstrafe voy 300 Mark.
Fehlende Post. Unter den fetzt herrschenden schwierigen
Vcrkehrsverhältnissen haben wir bei der Herausgabe unseres
Blattes recht empfindlich zu leiden. Auch heute vormittag ist
wieder die gesamte Briefpost und damit unser Rcdaktions- K
material ausgeblieben. Das sind recht unangenehme Ver¬
hältnisse. die wir aber leider vorerst nicht ändern können.
Rindvieh-Transport. Vorgestern wurden am hiesigen
Bahnhof ein großer Transport Ochsen, Kühe und Kälber,
von Würzbura kommend, ausgeladen. Die etwa 800 Stück
sind Militäreigentum aus verschiedenen Depots vom We¬
sten und sollen für Verpflegung der hier liegenden und dnrch-
marschierenden Truppen verwendet werden. Die sehr durch
Reise und Hunger heruntergekommenen Tiere waren hier
auf die Wiese am Vahnhof und der Iohannisau getrieben,
doch sind bereits gestern schon einige Exemplare an Entkräf-
trna erkrankt und mußten geschlachtet werden. Ein Teil
wird heute schon weiterbefördert.
lWTB.i Frankfurt a M., 2. Dez. Ein herzliches Will¬
kommen wurde heute der 213. Infanterie-Division bei dem
Einzuae in die Stadt Frankfurt bereitet. Hunderttausende
hallen sich ans den breiten Einzugsstraßen einaefunüen. Die
Häuser prangten in reichem Flaggen- und Blumenschmuck,
vor allem der Opernplatz ans dem die Begrüßung der ein¬
ziehenden Truppen stattsand.
Letzte Nachrichten.
Die Absichten Fachs.
Berlin, 2. Dez. Die in Gestalt eines Ultimatums
vcn Foch geforderte sofortige Herausgabe der stärksten Lo¬
komotiven, die Einbeziehung von Saarbrücken und Saarlouis
in die von der französischen Okkupation verfüate Grenz¬
sperre über Elsaß-Lothringen und ähnliche Symvtvne wer¬
den in verschiedenen Blättern als Anzeichen von Absichten
besprochen, die übest die Waffenstillstandsbedingnngen hin¬
ausgehen und sich nach einem weiteren Einrücken auf deut¬
sches Gebiet deuten lassen.
Der Exkaiser und die Entente.
Haag. 2. Dez. Aus London meldet der „Telegraaf":
Ter parlamentarische Korrespondent der „Times" schreibt:
Der Beschluß, Maßregeln gegen den deutschen Kaiser
zu ergreifen, ist augenscheinlich eine Losuna der Wablfrage.
Der Kriegsminister kam zu folgenden Schlüssen: 1. Es liegt
in der Macht der alliierten Regierungen, die Auslieferung
des Kaisers zu verlangen. 2. Die britische »Regierung wird
alle nötigen Schritte tun, um die Auslieferung durchzusetzen.
3. Wenn die Auslieferung gesichert ist, muß der Kaiser zum
Tode verurteilt werden.
Solfs sofortiger Rücktritt vom Vollzugsrat verlangt.
Berlin, 2. Dez. Amtlich. Der Vollzugsrat Groß-Ber¬
lin hat im Einverständnis mit dem bayerischen Vollzugsaus¬
schuß beschlossen, zu fordern: 1. Daß die vom Vollzngsrat
bereits gestellten Forderung auf sofortigen Nnckirtztt
Solfs s ch l e n n i g st erfüllt werde. Daß an Stelle
von Sols ein Mann tritt, der stets ein Gegner des alten
Systems und der Kriegspolitik war. 2. Zusicherung, daß
Erzberger an den Friedens Verhandlungen
nicht teilnimmt.
Rene Reichskonferenz in Jena.
München, 2. Dez. Amtlich. Es ging heute folgendes
Telegramm nach Berlin ab: Eberhardt. Berlin. Der Mini-
sterrai des Volksstaates Bayern ist einstimmig der Meinung,
daß Io fort eine Konferenz der Vertreter der
deutschen Regierung in Jena oder einem zentral
^gelegenen Ort einberufen wird und in derselben eine
programmatische Kundgebung der äußeren
und inneren Politik zu vereinbaren. Zu den
unerläßlichen Progrkimmpunkien gehört die Frage.der Na¬
tionalversammlung. die B e s e tz u n g 'd e s a u s -
w artigen Amces in Berlin und ferner die Akten--
Veröffentlichungen. Die Konferenz soll ie nach der
Größe der Volksstaaten aus 1—3 Mitgliedern zusammenge¬
setzt werden Der Ministerpräsident des Volksstaates Bayern.
Vereinigung der demokratischen und der Volksvartei.
Berlin, 2. Dez. Wie mir von beteiligter Seite erfahren,
haben die über die Vereinigung der deutschen demokratischen
Partei und der deutschen Volkspartei geführten Verhand¬
lungen unter den damit betrauten Persönlichkeiten zu einer:
vollen und grundsätzlichen V e r st ä n d ig u n,a geführt.
Abgclehnt.
London, 2. Dez. Reuter. Die Vorsitzende des nationalen
Bundes für Frauenstimmrecht, Frau F a m c e t t. teilt der
„Temps" ihre Antwort ans den Appell der Vorsitzenden der
der deutschen Fraluenstimmrochts-Gesellschast. die sie um
Aufhebung der Blockade gebeten hatte mit. In
ihrer Antwort bedauert Frau Famcctt. daß sie nickst in der
Lage sei. irgend einen Appell dieser Art an die Regierung
zn richten Sie erinnert daran, daß der Lebensmittelmangel
in der Welt durch den U-Bootkriea verschlimmert wurde,
gegen den die deutschen Frauen nicht protestiert hätten.
Das Schicksal der Ostafrikaner.
London, 2. Dez. (Reuters Aus Lorenzo Maraues wird
vom 28. Nov. amtlich gemeldet, daß General von Lettow-
Borbeck sich mit 30 Offizieren, 123 anderen Europäern, 1168
Askaris. 1816 Träncrn, 482 örtlichen und vortuaiesischen
Trägern. 13 Einacborenenhänptlingcn. 283 mäniilichen Ein¬
geborenen und 810 Frauen ergab. Die Askaris bleiben bis
zur Heimbeförderung in Taborg. die Deutschen bis zur
Uebcrfülirung nach Europa in Daressalam.